| Titel: | Verbesserte Methode Schiffe zu treiben, worauf sich Joseph Jepson Oddy Taylor, Mechaniker in Gracechurch Street in der City of London, am 1. Mai 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XLI., S. 186 | 
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                        XLI.
                        Verbesserte Methode Schiffe zu treiben, worauf
                           sich Joseph Jepson Oddy
                              Taylor, Mechaniker in Gracechurch Street in der City of London, am 1. Mai 1838 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Maͤrz 1839, S.
                              316.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Taylor's Methode Schiffe zu treiben.
                        
                     
                        
                           Meine verbesserte Methode Schiffe und andere Fahrzeuge im Wasser zu treiben besteht
                              in der Anwendung zweier geometrisch geformter Fluͤgel an einer Welle, die auf
                              die anzugebende Weise von einer Dampfmaschine oder einer anderen Triebkraft in
                              Bewegung gesezt wird, so daß das Schiff vorwaͤrts oder zuruͤk
                              getrieben wird, je nachdem die Welle nach der einen oder nach der anderen Seite
                              umlaͤuft. Die Welle faͤllt in die Linie des Kieles des Schiffes und
                              sezt durch eine Stopfbuͤchse, welche an dem Gatte des Hinterstevens oder an
                              der vorderen Seite des Hinterstevens an jenem Theile angebracht ist, den man in der englischen
                              Schiffsbaukunst mit dem Namen „the
                                    run“ oder „the dead
                                    wood“ zu bezeichnen pflegt. Der Treibapparat ist auf solche
                              Weise geschuͤzt, wenn das Fahrzeug auf den Grund gelangt oder gegen eine sehr
                              stuͤrmische See anzukaͤmpfen hat.
                           Die Geschwindigkeit, mit der das Schiff getrieben wird, haͤngt großen Theils
                              von dem Winkel, unter welchem die Fluͤgel gegen die Welle gestellt sind, und
                              von der ihnen gegebenen Form ab. In ersterer Hinsicht kann ich der Erfahrung
                              gemaͤß einen Winkel von 22° als den vortheilhaftesten empfehlen. In
                              lezterer ergab sich mir nach vielfachen Versuchen eine Form, welche mit jener einer
                              gewoͤhnlichen Ruderschaufel Aehnlichkeit hat, als die beste; nur muß die
                              Laͤnge und Breite mit der Groͤße des zu treibenden Schiffes im
                              Verhaͤltnisse stehen.
                           Meine Erfindung betrifft aber ferner auch noch das Aufziehen und Abnehmen der
                              Fluͤgel oder Schaufeln, waͤhrend das Fahrzeug zur See ist; so daß man
                              das Schiff nicht auf die Doks zu bringen braucht, wenn Reparaturen an den
                              Fluͤgeln vorgenommen werden sollen, oder wenn man dieselben von Seegras und
                              anderen derlei Dingen reinigen will. Ich bringe zu diesem Zweke in jedem
                              Hintersteven zur Seite der Oeffnung, in welcher die Fluͤgel umlaufen, der
                              Laͤnge nach eine schwalbenschwanzartig oder anders geformte Spalte an, welche
                              der groͤßeren Dauerhaftigkeit und Staͤrke wegen in Metall gebildet
                              seyn soll. Diese Spalten haben die Spindel der kurzen Welle, an der die beiden
                              Fluͤgel angebracht sind, aufzunehmen und ihr eine Auf- und
                              Niederbewegung zu gestatten. Am Grunde derselben befinden sich die Anwellen, in
                              denen die kurze Welle ruht; und an dem Ende dieser lezteren ist dem Rumpfe des
                              Schiffes zunaͤchst ein vierekiger oder ein anders geformter Ausschnitt
                              angebracht, welcher zur Aufnahme einer Zunge oder einer anderen, an dem Ende der
                              Treibwelle gebildeten Verkuppelung bestimmt ist. Leztere Welle geht durch eine
                              gehoͤrige und sichere Stopfbuͤchse, in welcher sie umlaͤuft.
                              Sie kann, wenn man sie von der Maschine losmacht, und in der Laͤnge der Zunge
                              oder der Verkuppelung nach Innen oder nach Außen treibt, leicht an den
                              Fluͤgeln fest- oder davon losgemacht werden. Sie ist mit einem
                              Aufhaͤlter zu versehen, damit sie nicht weiter nach Innen gezogen werden
                              kann, als noͤthig ist. Innerhalb der Spalten sind metallene oder auch aus
                              einem anderen Materiale gebildete Zungenstuͤke anzubringen, welche sich in
                              den Spalten auf und nieder bewegen, und an deren Enden sich Concavitaͤten
                              befinden, welche an den oberen Theil der kurzen Welle der Fluͤgel passen. An
                              dem unteren Theile eines jeden der Zungenstuͤke befindet sich ein Haken, der die kurze Welle nicht
                              beruͤhrt, wenn dieselbe in ihren am Grunde der Spalten angebrachten Anwellen
                              laͤuft, wohl aber dann, wenn die Zungenstuͤke mittelst der
                              spaͤter zu beschreibenden, an jeder Zunge befestigten Schraube emporgezogen
                              werden. Dieser Mechanismus bewirkt, daß, sobald die Haupttreibwelle von der Maschine
                              losgemacht und um eine der Laͤnge ihrer Zunge gleichkommende Streke nach
                              Einwaͤrts gezogen wird, und sobald man die Zungen emporschraubt, die Haken
                              mit der unteren Oberflaͤche der kurzen Welle in Beruͤhrung kommen, wie
                              eine Schlinge wirken, und sowohl die Welle als auch die an ihr angebrachten
                              Fluͤgel allmaͤhlich an die Oberflaͤche des Wassers emporheben.
                              Mit Huͤlfe einer Oeffnung, welche uͤber der Wasserlinie des Schiffes
                              an dem oberen Theile der schwalbenschwanzfoͤrmigen Spalten angebracht ist,
                              lassen sich die kurze Welle und die Fluͤgel in ein an der Bark- oder
                              Steuerbordseite befindliches Boot bringen. Wenn man es fuͤr gut haͤlt,
                              kann man uͤbrigens diese Theile auch dadurch abnehmen, daß man uͤber
                              der kurzen Welle und den Fluͤgeln eine Lukenklappe eroͤffnet, und die
                              Theile, nachdem man sie mittelst der angegebenen Vorrichtung emporgeschraubt, in den
                              Schiffsraum hineinschafft, sey es, um sie daselbst ausbessern zu koͤnnen,
                              oder um mit Segeln allein weiter zu schiffen. Die beigefuͤgten Zeichnungen,
                              zu deren Beschreibung ich nunmehr uͤbergehen will, werden alles dieß
                              anschaulich machen.
                           Fig. 10 gibt
                              in einer geometrischen Darstellung eine Ansicht von der Form und Gestalt der
                              Fluͤgel oder Schaufeln. Fig. 11 zeigt den
                              hinteren Theil oder Hintersteven eines Schiffes, an welchem jedoch mehrere Theile
                              weggenommen sind, damit die uͤbrigen um so anschaulicher werden. Fig. 12 ist
                              eine durchschnittliche Endansicht des Hinterstevens mit meinem Mechanismus. Die
                              Haupttreibwelle a, a laͤuft von der Maschine oder
                              uͤberhaupt von dem ersten Motor her durch eine Stopfbuͤchse b, b, welche bei c auf
                              sichere Weise in dem Hintersteven angebracht ist, und an der sich die
                              gehoͤrigen Vorrichtungen zum Anziehen der Liederung befinden. An dem
                              aͤußeren Ende der Treibwelle bemerkt man die Zunge oder das
                              Verkuppelungsstuͤk d, welches in ein
                              entsprechendes Verkuppelungsstuͤk an dem Ende der kurzen Welle e eingreift. Die an lezterer aufgezogenen Fluͤgel
                              oder Schaufeln f, f drehen sich in einem in den Gatten
                              oder in dem sogenannten „Run“ des
                              Schiffes gebildeten Raume. Ihre Welle laͤuft, wenn sie arbeiten, in den
                              Anwellen h, h, die auf den Enden der Spalten i, i, welche in die Seiten der vorderen und hinteren
                              Hintersteven k und l
                              geschnitten sind, ruhen. Innerhalb dieser Spalten i, i
                              befinden sich die Stuͤke m, m, und diese sind
                              mittelst gehoͤriger Verkuppelungen an den Schrauben n,
                                 n festgemacht, welche in den an den oberen Enden fixirten Mutterschrauben o, o umlaufen. Die Stuͤke m, m bilden, wenn sie auf die Enden der Welle e herabgesenkt sind, die oberen Haͤlften ihrer Anwellen, wobei sie
                              durch die Schrauben n, n gegen die Welle
                              angedruͤkt erhalten werden. Soll der Treibapparat abgenommen, oder aus der
                              Stellung, in welcher er treibend wirkt, gebracht werden, so wird die Treibwelle a außer Verbindung mit der Maschine gesezt, und eine
                              geringe Streke weit nach Innen gezogen, so daß ihr Verkuppelungsstuͤk d aus dem Verkuppelungsstuͤke der Welle e herausgelangt, und daß diese leztere Welle also
                              mittelst der Schrauben n, n frei emporgehoben werden
                              kann. In diesem Falle erfassen dann, waͤhrend die Welle aufgehoben wird, die
                              oben erwaͤhnten Haken oder Schlingen die Welle. Das Aufheben selbst wird
                              bewerkstelligt, indem man die Schrauben n, n mit
                              Kurbeln, Hebeln, Raͤderwerken oder auf irgend andere Weise umdreht. Ist die
                              Welle auf die gehoͤrige Hoͤhe emporgehoben worden, so kann man sie mit
                              sammt den Fluͤgeln abnehmen, indem man sie aus den Stuͤken h, h herausnimmt und in ein Boot legt, welches entweder
                              an der Bark- oder Steuerbordseite geschehen kann. Man kann aber auch, wenn
                              man es fuͤr besser findet, unter der Hintersteven-Cajuͤte bei
                              p eine Lukenklappe anbringen, und bei dieser den
                              abgenommenen Treibapparat direct in das Schiff hineinschaffen. Um den Apparat wieder
                              aufzuziehen, braucht man die Welle mit den Fluͤgeln nur in die Haken der
                              Stuͤke m, m zu bringen, und sie mittelst der
                              Schrauben n, n bis zur gehoͤrigen Stellung
                              herabzusenken. Wenn dieß vollbracht ist, schiebt man dann die Treibwelle a wieder hinaus, bis das Verkuppelungsstuͤk bei
                              d die Welle e erfaßt
                              hat. Man hat sodann nur mehr die Welle a mit der
                              Maschine in Verbindung zu bringen.
                           In Fig. 10
                              sieht man die Form der Fluͤgel und die Dimensionsverhaͤltnisse, welche
                              ich fuͤr die besten halte. Es ist naͤmlich A,
                                 B die gewuͤnschte Laͤnge oder der Radius des Fluͤgels;
                              C, D dessen Breite, welche beilaͤufig die
                              Haͤlfte der Laͤnge betraͤgt, und welche gegen die Mitte hin auf
                              den vierten Theil, oder wenn groͤßere Staͤrke noͤthig ist, auf
                              die Haͤlfte vermindert seyn soll. Der aͤußere Rand dieser
                              Fluͤgel soll ein Kreissegment bilden; alle Seiten sollen abgedacht seyn. Der
                              Winkel, unter dem die Fluͤgel an ihrer Welle anzubringen sind, soll
                              22° betragen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
