| Titel: | Verbesserungen an den mechanischen und Handwebestühlen zum Weben von glatten und gemusterten Fabricaten, worauf sich William Wells, Maschinenbauer, und Samuel Eccles, Mechaniker, beide in Manchester, am 5. Jan. 1838 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XLIII., S. 190 | 
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                        XLIII.
                        Verbesserungen an den mechanischen und
                           Handwebestuͤhlen zum Weben von glatten und gemusterten Fabricaten, worauf sich
                           William Wells,
                           Maschinenbauer, und Samuel
                              Eccles, Mechaniker, beide in Manchester, am 5. Jan. 1838 ein Patent ertheilen ließen.
                        Aus dem London Journal of arts. Maͤrz 1839, S.
                              355.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Wells's und Eccles's verbesserte Webestuͤhle.
                        
                     
                        
                           Man sieht in Fig.
                                 26 unseren Webestuhl von der Fronte und den dazu gehoͤrigen
                              Jacquard in einem Durchschnitte, waͤhrend Fig. 27 eine seitliche
                              Ansicht davon gibt. A, A ist das eiserne Gestell eines
                              gewoͤhnlichen mechanischen Webestuhles, wie man ihn dermalen zum Weben
                              leichter Stoffe verwendet. B ist die Haupttreibwelle und
                              das Kurbelrad; C die Daͤumlingswelle; D die Lade; E der Jacquard,
                              welcher von den Balken F, die in dem Mauerwerke fixirt
                              sind oder auch an dem Webestuhle befestigt seyn koͤnnen, getragen wird; G das sogenannte Griffbrett (grife or knife board) des Jacquard; H das
                              Kammbrett (comber-board); I die Bleie (lingers or leads); K der Riemen und der Hebel, der den Webestuhl in und
                              außer Bewegung sezt; L die Aufnahmsbewegung, der
                              Werkbaum etc. Wir haben alle diese bekannten Theile, die nicht zu unserer Erfindung
                              gehoͤren, hier nur deßwegen angedeutet, damit die von uns getroffenen
                              Vorrichtungen um so deutlicher erhellen. Hiezu gehoͤrt nun der an einem Arme
                              des Rades B befindliche Zapfen a und die von diesem an den Haupthebel N, der
                              seinen Drehpunkt in b hat, emporsteigende adjustirbare
                              Verbindungsstange M. Das kuͤrzere Ende dieses
                              Hebels, welches zwei Arme hat, erfaßt mit diesen, wie Fig. 27 zeigt, an den
                              Punkten 1 und 2 die Stange c. An denselben Punkten
                              befinden sich auch die zwei eisernen Gelenkstuͤke d, deren untere Enden die in dem Griffbrette G
                              fixirten Zapfen e erfassen, so daß dieses Brett also bei
                              jedem Umlaufe der Kurbel B abwechselnd emporgehoben und
                              herabgesenkt wird.
                           Um das Gewicht dieses Brettes sowohl, als auch jenes der Bleie auszugleichen,
                              bedienen wir uns der Gegengewichte O, welche an den
                              Hebeln P adjustirbar sind. Diese Hebel haͤngen
                              lose von den Zapfen e, e herab; und an ihren Enden sind
                              die Schnuͤre f befestigt, welche, nachdem sie
                              beinahe einmal um die excentrischen, an den beiden Enden der Welle R fixirten Rollen Q
                              gelaufen, daran festgemacht sind. An derselben Welle R
                              befinden sich auch die beiden kleinen Rollen g, und an
                              diesen sind die beiden Rinnen h befestigt, welche die Stange an den Punkten
                              1, 2 festhalten. Auf solche Art unterstuͤzen demnach die Gegengewichte O den Hebel N beim
                              Emporheben des Brettes G und der Bleie I.
                           Man wird bemerken, daß die Gegengewichte mit um so groͤßerer Kraft wirken, je
                              mehr sich die Schnuͤre f von dem Mittelpunkte der
                              Welle der excentrischen Rollen Q entfernen; und daß
                              sich, wie in Fig.
                                 29 durch die Linie 3 angedeutet ist, die Schnuͤre dicht an dem
                              Mittelpunkte der Welle befinden, sobald die Kette und die Bleie sich im Ruhestande
                              befinden. Ein anderer Vortheil dieser Gegengewichte ist, daß sie in demselben
                              Augenblike, in welchem die Schuͤze ausgeworfen wird, ihre hoͤchste
                              Kraft ausuͤben, so daß also die zum Betriebe des Webestuhles erforderliche
                              Kraft auf die zwekmaͤßigste Weise vertheilt wird. Es gibt verschiedene
                              Methoden das Griffbrett emporzuheben; es duͤrfte aber die hier beschriebene
                              hinreichen, um einen Begriff von unserer verbesserten Methode das Gewicht des
                              Griffbrettes und der Bleie auszugleichen zu geben.
                           Der zweite Theil unserer Erfindung besteht in einer Methode den Webestuhl in
                              Stillstand zu bringen, sobald der Einschuß bricht oder die Spule leer ist. Es ist
                              naͤmlich i ein kleines, an der Welle c aufgezogenes Excentricum, welches auf den Hebel k wirkt. An dem langen Ende dieses lezteren ist ein
                              kleiner Riemen befestigt, der mit dem einen Ende nach Aufwaͤrts und
                              uͤber die Rolle m gefuͤhrt, mit dem
                              anderen hingegen nach Abwaͤrts und unter der Rolle n weg gefuͤhrt ist, so daß er gleichsam ein endloses Band bildet.
                              Dieses Band ist jedoch, wie man in Fig. 26 bei 4 und 5
                              sieht, durchgeschnitten, und an den Durchschnittsenden sind einige (z.B. 5 oder 6)
                              starke Schnuͤre angeknuͤpft, so daß immer noch ein endloses Band
                              gebildet ist. An diesen Schnuͤren befinden sich Oehren oder Maschen o, die nach Art von Lizen wirken. Durch diese Lizen ist
                              eine kleine, beilaͤufig aus 10 Faͤden bestehende Kette
                              gefuͤhrt, so daß sich, wenn dieselbe wie in Fig. 27 bei p, q geoͤffnet ist, fuͤnf Faͤden in
                              dem oberen und fuͤnf in dem unteren Blatte befinden. Diese Kette, welche ich
                              die Anzeigkette nenne, ist an dem Brustbaume befestigt, durch das Ende des
                              Rietblattes, hierauf durch die Maschen oder Lizen, und dann uͤber die kleine
                              Rolle r gefuͤhrt; endlich ist an ihrem Ende, um
                              sie in gehoͤriger Spannung zu erhalten, das Gewicht s aufgehaͤngt. Zur Seite des Webestuhles bei 6 sind zwei kleine
                              empfindliche, messingene Hebel t, u angebracht. Das
                              lange Ende des Hebels t ist durch eine entsprechende
                              Anzahl kleiner loser Faͤden v an den oberen Theil
                              der Anzeigkette gebunden, waͤhrend sein kurzes Ende durch einen kleinen Draht
                              mit dem Hebel u in Verbindung steht. An dem gebogenen
                              Ende dieses lezteren ist ein staͤhlerner Zapfen w
                               befestigt; sein anderes
                              Ende dagegen ist so belastet, daß er dadurch balancirt ist. X ist eine Aufhaltplatte, welche mit einer Stellschraube an dem Bande oder
                              Hebel K fixirt ist, und welche, wenn der Webestuhl in
                              Thaͤtigkeit ist, direct der kleinen, an die vordere Seite der Lade
                              geschraubten Platte Y gegenuͤber zu stehen kommt.
                              Das Spiel dieses Apparates geht nun auf folgende Weise von Statten. In dem Momente,
                              wo die Schuͤze in die Buchse, in welcher sich die Anzeigkette befindet,
                              eingetreten ist, suchen die Faͤden dieser Kette p,
                                 q sich gegenseitig zu kreuzen, woran sie jedoch durch den zwischen ihnen
                              befindlichen Einschußfaden gehindert werden. Da folglich keine Einwirkung auf die
                              Hebel t, u Statt findet, so bleiben dieselben
                              unbeweglich, und der Zapfen w faͤhrt fort bei
                              jedem Schlage der Lade in die vorne an der Lade befindliche Vertiefung einzudringen.
                              So wie hingegen der Einschuß fehlt, veraͤndern die Faͤden der
                              Anzeigkette augenbliklich ihre Stellung; sie kreuzen sich, wo dann die oberen
                              Faͤden, indem sie das Ende des Hebels 2 mit sich ziehen, bewirken, daß der
                              Zapfen w herabgedruͤkt wird, wie dieß in Fig. 28 zu
                              ersehen ist. Er gelangt dann zwischen die vorne an der Lade befindliche Platte Y und die an dem Riemenhebel angebrachte Platte X, wo dann der leztgenannte Hebel durch die Kraft der
                              Lade aus der Stelle getrieben wird, und mithin der Stuhl zum Stillstehen kommt.
                           Der dritte Theil unserer Erfindung besteht in einer Methode das Aufnahmsgewicht durch
                              das Stehenbleiben des Stuhles von dem Welkbaume loszumachen. Dieß geschieht
                              naͤmlich mittelst einer an dem Ende des Riemenhebels K befestigten Stange Z, welche sich quer durch
                              den Webestuhl erstrekt, und mit einem an deren Ende befindlichen Loche die Schnur 7
                              erfaßt. Das eine Ende der Schnur ist zur Seite des Webestuhles festgemacht; das
                              andere dagegen an dem Daͤumlinge oder Sperrkegel 8. Wenn sich der Riemenhebel
                              in der durch eine punktirte Linie angedeuteten Stellung befindet, so wird der
                              Sperrkegel 8 auf dem Sperrade L aufruhen und folglich
                              thaͤtig seyn; erleidet er hingegen eine Ortsveraͤnderung, so wird der
                              Sperrkegel von dem Rade abgezogen und das Gewicht mithin außer Wirksamkeit
                              gesezt.
                           Diese unsere Erfindungen sind auf alle Webestuͤhle, sie moͤgen durch
                              Menschenhand oder durch irgend eine Triebkraft in Bewegung gesezt werden, und zur
                              Fabrication von glatten oder gemusterten Stoffen bestimmt seyn, anwendbar.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
