| Titel: | Auszüge aus den von den HHrn. Wood, Hawkshaw und Brunel erstatteten Berichten über den an der Great-Western-Eisenbahn befolgten Bauplan. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXXIX., S. 401 | 
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                        LXXIX.
                        Auszuͤge aus den von den HHrn. Wood, Hawkshaw und Brunel erstatteten Berichten
                           uͤber den an der Great-Western-Eisenbahn befolgten
                           Bauplan.
                        Aus dem Civil Engin. and Archit. Journal. Febr. 1839, S.
                              47.
                        (Fortsezung und Beschluß von H. 5, S.
                           321.)
                        Brunel's Gegenbericht uͤber den Bauplan der
                           Great-Western-Eisenbahn.
                        
                     
                        
                           V. Auszug aus dem Gegenberichte des Hrn.
                                 Brunel.
                           Der Bericht des Hrn. Wood, dessen Anhang mit den
                              Berechnungen und Formeln ich zur Zeit noch nicht einmal in Haͤnden habe,
                              enthaͤlt eine solche Masse der schaͤzbarsten und wichtigsten Daten,
                              Berechnungen und Schlußfolgerungen, daß es mir bei dem mir gegoͤnnten Termine
                              von nur wenigen Tagen unmoͤglich ist, auf mehr als auf die Hauptpunkte und
                              auf die Hauptresultate, welche Hrn. Wood in seinen
                              Ansichten geleitet zu haben scheinen, einzugehen. Der klare und methodische Gang,
                              den der Berichterstatter befolgte, und die Unparteilichkeit, womit er zu Werke ging,
                              erleichtert mir dieß gluͤklicher Weise bedeutend.
                           Ich muß vorlaͤufig bemerken, daß, wenn ich im Laufe meiner Bemerkungen
                              veranlaßt seyn sollte, in Hinsicht auf die Verlaͤssigkeit eines oder des
                              anderen Versuches und der daraus zu ziehenden Schluͤsse von der Ansicht des
                              Hrn. Wood abzuweichen, die Ursache hievon beinahe
                              gaͤnzlich folgendem Umstande beigemessen werden muß. Ich muß naͤmlich
                              hoͤchlichst bedauern, daß Hr. Wood nicht alle die
                              von ihm angefuͤhrten Versuche selbst anzustellen und zu leiten Gelegenheit
                              hatte; denn ohne in die Genauigkeit der Angaben auch nur den geringsten Zweifel
                              sezen zu wollen, bin ich bei der Mannichfaltigkeit der Ursachen, welche die
                              Resultate solcher Versuche modificiren koͤnnen, der Ueberzeugung, daß, wenn
                              Hr. Wood allen diesen Versuchen in Person beigewohnt und
                              ihnen seine Vertrautheit mit diesen Dingen zugewendet haͤtte, er viele
                              Ursachen entdekt haben wuͤrde, die ihn theils zur Wiederholung der Versuche
                              nach anderen Methoden, theils zur Aufklaͤrung scheinbarer Anomalien, und
                              dadurch zu manchen anderen Schluͤssen uͤber die wichtigsten Punkte
                              gebracht haͤtten. Besonders glaube ich, daß seine Ansichten uͤber alle
                              jene Punkte, die in Folge der Erfahrung, welche man bei dem praktischen Betriebe
                              eines in so vielen Details neuen Systemes taͤglich machen muß, nothwendig
                              vielen Modificationen und Verbesserungen unterliegen, anders ausgefallen waͤren; und
                              daß er, bevor er aus unvermeidlich unvollstaͤndigen Daten bestimmte
                              Schluͤsse zog, der fortschreitenden Verbesserung, welche aus der Praxis und
                              Erfahrung immer hervorgehen, ein weiteres Feld eingeraͤumt haben
                              wuͤrde.
                           Diese Bemerkungen beziehen sich hauptsaͤchlich auf seine Ansichten in Betreff
                              der Leistungen der Locomotiven und auf die Thunlichkeit großer Geschwindigkeiten. Da
                              es beinahe nur die von ihm hieruͤber aufgestellten Schluͤsse sind, in
                              Betreff deren meine Ansichten wesentlich von den seinigen abweichen, so werde ich
                              meine Betrachtungen hauptsaͤchlich auf diese Schluͤsse und die
                              Versuche, aus denen sie gezogen sind, beschraͤnken.
                           Hr. Wood scheint, was den Bau der Bahnen anbelangt, der
                              Ansicht zu seyn, daß fuͤr große Geschwindigkeiten fortlaufende
                              Laͤngenbalken gute Bahnen geben; und daß die an der
                              Great-Western-Bahn befolgte Befestigungsweise der Schienen an den
                              Balken eine gute ist. Dagegen meint er, daß die angewendeten Pfaͤhle nichts
                              taugen, und daß die bisher verwendeten Balken zu schwach seyen. Alles dieß gebe ich
                              zu, und zur weiteren Fortfuͤhrung des Baues in diesem Sinne sind auch alle
                              Anstalten getroffen; denn die Pfaͤhle sollen in Zukunft wegbleiben, und
                              fuͤr starrere Schienen sowohl als fuͤr staͤrkere
                              Laͤngenbalken ist bereits Sorge getragen. Obwohl ich nun in diesen
                              Beziehungen mit Hrn. Wood uͤbereinstimme, so muß
                              ich doch bemerken, daß seine Versuche uͤber die Abbiegung der Schienen an der
                              Great-Western-Bahn ein unguͤnstigeres Resultat gaben, als sich
                              herausgestellt haben wuͤrde, wenn man aus einer Reihe laͤngs der
                              ganzen Bahn angestellter Versuche das Mittel gezogen haͤtte. Seine Versuche
                              wurden naͤmlich an einer 2 engl. Meilen langen Streke an den Durchstichen
                              durch die Thonlager bei Paddington, wo wir immer mit großen Schwierigkeiten zu
                              kaͤmpfen, hatten, und welche wohl als der schlechteste Theil der ganzen
                              Bahnlinie zu betrachten sind, unternommen.
                           Bei den Versuchen uͤber die vergleichsweise Sanftheit und Staͤtigkeit
                              der Wagen muß ich gestehen, daß ich in die Genauigkeit der Instrumente Zweifel seze,
                              indem ich ihr Princip stets fuͤr irrig hielt. Waͤre dieß nicht der
                              Fall, so muͤßten dieselben stets und bei jedem Versuche die mehr ebenen und
                              glatten und die mehr rauhen Streken der Bahn angedeutet haben. Aus den TabellenDiese Tabellen, auf welche sich Hr. Brunel
                                    bezieht, hat das Civil Eng. and Archit. Journal,
                                    wie wir schon oben bemerkten, in seinem Auszuge aus dem Berichte des Hrn.
                                    Wood weggelassen.A. d. R. geht dieß jedoch nicht hervor, obwohl selbst der gewoͤhnliche
                              Passagier manche dieser Stellen durch die veraͤnderte Bewegung der Wagen erkennen wird. Im
                              Gegentheile finde ich, der ich die einzelnen Theile der Bahn sehr genau kenne,
                              sogar, daß die Tabelle zwischen der 2ten und 7ten Meile, wo die Bahn schlecht ist,
                              die niedrigste, und zwischen der 7ten und 15ten Meile, wo die Bahn gut ist, die
                              hoͤchste Angabe fuͤr die Wagenbewegungen enthaͤlt! In
                              Ermangelung eines genauen Instrumentes duͤrfte das Urtheil des Publicums zur
                              Zeit immer noch der beste Ausspruch bleiben; und dieses findet die Fahrt auf unserer
                              Bahn eben so angenehm und die Bewegungen so sanft, als an irgend einer anderen der
                              dermaligen Bahnen, obwohl unsere Bahn erst seit kurzer Zeit dem Verkehre
                              eroͤffnet ist, obwohl unsere Maschinen eine groͤßere Geschwindigkeit
                              haben, und obwohl wir mit allen den Maͤngeln, welche neuen Geraͤthen
                              stets ankleben, zu kaͤmpfen haben. Bis dahin, wo uns Instrumente zu Gebote
                              stehen, welche die verschiedenen Ursachen der Bewegungen von einander unterscheiden,
                              und von jeder derselben ein genaues Maaß geben, wird daher das Gefuͤhl eines
                              aufmerksamen Beobachters immer noch die sichersten Anhaltspunkte
                              gewaͤhren.
                           Bei dem praktischen Beweise, den ich liefern werde, daß eine hohe Geschwindigkeit
                              wirklich ohne den als unvermeidlich aufgestellten uͤbermaͤßigen
                              Verbrauch an Brennmaterial erreicht werden kann, waͤre es vielleicht nicht
                              noͤthig, auf den Luftwiderstand einzugehen, den man nach den an der Rampe von
                              Whiston angestellten Versuchen gefunden haben will. Da man jedoch hiemit eine neue
                              Sache, aus der neue und bisher unvorhergesehene Resultate hervorgehen
                              duͤrften, entdekt zu haben glaubt, so muß ich einige Worte hieruͤber
                              bemerken.
                           Der Widerstand, auf den ein Koͤrper stoͤßt, wenn er sich in der Luft
                              bewegt, ist laͤngst bekannt, wenn auch nicht genau ermittelt. Smeaton gab schon vor 60 oder 70 Jahren Tabellen
                              hieruͤber, die seither in jedes Handbuch der Physik uͤbergegangen
                              sind. Stellt man nach diesen Tabellen Berechnungen an, so ergibt sich, daß der
                              Luftwiderstand ein bedeutender ist, und in einem Verhaͤltnisse wechselt,
                              welches sich dem Quadrate der Geschwindigkeiten annaͤhert. Ich habe
                              oͤfter dergleichen Berechnungen versucht, und glaube, daß sie, wenn sie
                              gehoͤrig angestellt werden, Resultate liefern, welche richtiger sind, als die
                              aus den vorgelegten Versuchen gezogenen, und die wenigstens von einigen bedeutenden
                              Irrthuͤmern frei seyn duͤrften. Daß bei den fraglichen Versuchen an
                              der Rampe von Whiston und den aus ihnen gezogenen Resultaten einige
                              Irrthuͤmer obgewaltet haben muͤssen, geht aus dem Widerspruche hervor,
                              in welchem sie mit der taͤglichen Erfahrung stehen. Die Wagenzuͤge
                              erreichen naͤmlich an dieser Rampe mit abgesperrtem Dampfe, was einen
                              bedeutenden Widerstand
                              erzeugt, haͤufig eine so große, uͤber 40 engl. Meilen in der
                              Zeitstunde betragende Geschwindigkeit, daß sie die Anwendung der Bremse erheischt.
                              Ich sah diesen Fall oͤfter ohne alle Mitwirkung eines guͤnstigen
                              Windes eintreten, waͤhrend den Versuchen gemaͤß die Wagen selbst mit
                              einem solchen keine hoͤhere Geschwindigkeit als eine von 32 1/4 engl. Meile
                              in der Zeitstunde erreichen sollten! Dieses Widerspruches ungeachtet liegt hierin
                              nichts, was gegen die große Wirksamkeit des Luftwiderstandes spraͤche;
                              sondern es geht daraus nur hervor, daß die Umstaͤnde, unter denen die
                              Versuche angestellt wurden, von den in der Praxis gewoͤhnlich vorkommenden
                              gaͤnzlich verschieden waren. Bei den Versuchen selbst wird aber ferner eines
                              Umstandes erwaͤhnt, der die scheinbare Uebereinstimmung zwischen ihren
                              Resultaten und der Theorie aufhebt, und welcher beweisen wuͤrde, daß der
                              Luftwiderstand sogar noch viel groͤßer ist, als er angegeben wird. Hr. Wood sagt naͤmlich, daß bei den Versuchen an der
                              Rampe von Whiston ein ziemlich starker Wind zu Gunsten der Bewegung des Wagenzuges
                              wehte. Nimmt man fuͤr diesen Wind, was gewiß sehr maͤßig ist, nur eine
                              Geschwindigkeit von 10 engl. Meilen an, und zieht man diese 10 von den 32 1/4 engl.
                              Meilen ab, so bleiben nur 22 1/4 engl. Meilen als die wirkliche Geschwindigkeit des
                              Wagenzuges durch die Luft. Bei dieser Geschwindigkeit nun sind 2,3 Pfd. auf den
                              Quadratfuß der hoͤchste Effect, den die Luft hervorbringen kann. Die 329
                              Pfd., welche dem Luftwiderstande zugeschrieben werden, wuͤrden daher 143
                              Quadratfuß Oberflaͤche erfordern, und diese Oberflaͤche waͤre
                              kaum erreicht, selbst wenn man vier Wagen neben einander statt hinter einander
                              laufen ließe. Waͤre bei einer Geschwindigkeit von 22 1/4 engl. Meilen durch
                              den Luftwiderstand gegen die vier Wagen von geringer Spurweite ein Effect von 329
                              Pfd. bedingt, so wuͤrden dieselben Wagen bei einer Geschwindigkeit von 40
                              engl. Meilen auf einen Widerstand von 1063 Pfd. treffen. Dieser Widerstand
                              wuͤrde aber, die Reibung und die groͤßere Breite der Wagen gar nicht
                              in Anschlag gebracht, groͤßer seyn, als ihn der North-Star zu
                              uͤberwinden vermoͤchte. Nichts desto weniger zieht der
                              North-Star eine Reihe von 7 Wagen, welche 40 Tonnen wiegen, und auf denen
                              sich Size fuͤr 188 Passagiere befinden, mit einer Geschwindigkeit von 40
                              engl. Meilen in der Zeitstunde, wozu obigen Daten gemaͤß, die Reibung mit
                              eingeschlossen, eine Zugkraft von beinahe 1500 Pfd. oder das Doppelte von jener,
                              welche die Maschine bei dieser Geschwindigkeit moͤglicher Weise
                              auszuuͤben im Stande ist, noͤthig seyn wuͤrde.
                           Alle diese Widerspruͤche sind jedoch leicht zu erklaͤren. Die Versuche
                              wurden mit geringen Lasten, naͤmlich mit 15 1/2 und 18 Tonnen angestellt, und folglich
                              erscheint bei ihnen der angenommene vergleichsweise Luftwiderstand, der selbst bei
                              50 Tonnen beinahe derselbe gewesen seyn wuͤrde, viel groͤßer. Die
                              Reibung von 50 Tonnen wuͤrde hier 285 Pfd. betragen haben, und da der
                              Luftwiderstand dabei 329 Pfd. geblieben waͤre, so haͤtte dieß
                              fuͤr erstere 44 und fuͤr lezteren 56 Proc. von dem Gesammtwiderstande
                              ausgemacht. Da aber zu den 44 Proc. auch noch die ganze Reibung der Maschine selbst,
                              welche eine constant bleibende, von dem Luftwiderstande ganz unabhaͤngige
                              Quantitaͤt ist, und beilaͤufig den dritten Theil der Reibung des
                              Wagenzuges oder 15 betraͤgt, hinzu gezaͤhlt werden muͤßte, so
                              wuͤrden sich fuͤr die Reibung 51 und fuͤr den sonstigen anderen
                              Widerstand 49 Proc. berechnen, und nicht 22 und 78, wie Hr. Wood herausbringt.
                           Die Quellen, aus denen der Irrthum erwaͤchst, sind uͤbrigens noch viel
                              ernsterer Art, und wie mir scheint, so außer aller Messung gelegen, daß die
                              angestellten Versuche ganz unbrauchbar werden. Die Umstaͤnde waren
                              naͤmlich wohl dem Scheine nach dieselben wie bei einem im Laufe befindlichen
                              gewoͤhnlichen Wagenzuge; in Wirklichkeit waren sie aber gaͤnzlich
                              davon verschieden. Erstlich ließ man die Wagen so laufen, daß sie mit ihrem
                              vierekigen Ende gegen den durch ihre ganze Oberflaͤche bedingten Widerstand
                              rannten, waͤhrend dieß ganz anders ist, wenn man ihnen die Maschine voran
                              laufen laͤßt. Zweitens wirkte der Widerstand ganz allein gegen die Fronte des
                              ersten Wagens des Wagenzuges, waͤhrend die Triebkraft, naͤmlich die
                              Schwerkraft, von Hinten, naͤmlich auf jeden einzelnen Wagen wirkte, so daß
                              einer gegen den anderen getrieben wurde. Jedermann, der nur einige Erfahrung in den
                              auf Eisenbahnen Statt findenden Vorgaͤngen hat, weiß aber, daß die Wagen in
                              einem solchen Falle aus der rechtwinkeligen Richtung kommen, und daß hiedurch allein
                              schon ein Widerstand erzeugt wird, der zur Erklaͤrung des Ganzen
                              genuͤgen duͤrfte.
                           Alle die Schluͤsse, zu denen Hr. Wood am Ende
                              uͤber die Hauptpunkte gelangt, beruhen, wie man finden wird, auf den
                              Resultaten der Versuche uͤber die Leistung der Maschinen und auf dem
                              vorausgesezten Widerstande der Wagenzuͤge bei hohen Geschwindigkeiten; die
                              Versuche uͤber den Luftwiderstand wurden angestellt, um zu erfahren, ob man
                              auf die angenommene Zunahme des Widerstandes bauen koͤnne.
                           Hr. Wood gibt den mechanischen Gewinn, der aus der
                              Anwendung großer Raͤder fuͤr die Wagen erwaͤchst, zu; da er
                              aber große Geschwindigkeiten praktisch oder oͤkonomisch unerreichbar
                              haͤlt, so betrachtet er die Verminderung der Reibung fuͤr
                              unwesentlich. Ich sehe
                              mich daher gezwungen, auf diesen Theil der Frage, naͤmlich auf die Leistung
                              der Maschinen einzugehen.
                           Die auf den gewoͤhnlichen Eisenbahnen laufenden Locomotiven sind das Resultat
                              einer beinahe 10jaͤhrigen Erfahrung. Im Laufe dieser Zeit waren die
                              gewandtesten Maschinen-Fabrikanten fortwaͤhrend beschaͤftigt,
                              nicht allenfalls eine neue Maschine zu erfinden, sondern die vor 7 oder 8 Jahren von
                              Stephenson auf die Bahn gebrachte Maschine auf diese
                              oder jene Weise zu verbessern, theils um Ersparnisse oder eine hoͤhere
                              Geschwindigkeit oder beides zu erzielen. Die Maschinen fuͤr die
                              Great-Western-Bahn wurden von ebendenselben Fabrikanten gebaut; da
                              aber eine groͤßere Geschwindigkeit gefordert wurde, so mußte der Kessel eine
                              groͤßere Verdampfungsoberflaͤche bekommen. Die Folge hievon war, daß
                              man von Verhaͤltnissen, in welche man sich hineinstudirt hatte, und unter
                              denen man es zu einem hohen Grade von Vollkommenheit gebracht hatte, abgehen mußte.
                              Und dieses Mißstandes ungeachtet werden diese Maschinen, ehe man durch fortgesezte
                              Versuche deren Fehler zu entdeken und zu verbessern vermochte, als Maaß fuͤr
                              das angenommen, was das neue System, zu welchem sie mit gehoͤren, zu leisten
                              vermag! Anzunehmen, daß die Maschinen gleich auf das erste Mal dem neuen Systeme
                              ganz entsprechen muͤßten, waͤre ein Verstoß gegen alle Erfahrung; die
                              Fabrikanten haͤtten in diesem Falle nicht nur von vielen Regeln, fuͤr
                              welche sie in Folge einer langen und guͤnstigen Erfahrung von einem gewissen
                              Vorurtheile befangen sind, abgehen, sondern auch eine groͤßere Voraussicht
                              haben muͤssen, als sie moͤglicher Weise haben koͤnnen. –
                              Die durch den wirklichen Betrieb dieser Maschinen waͤhrend einiger Monate
                              erlangte Erfahrung, und zwar zu einer Zeit, wo wir nicht mit den bei der
                              Eroͤffnung einer Bahn immer vorkommenden Muͤhseligkeiten zu
                              kaͤmpfen gehabt haͤtten, sondern wo es uns moͤglich gewesen
                              waͤre, jene Veraͤnderungen anzubringen, von denen wir Verbesserungen
                              erwarten konnten: diese Zeit und Erfahrung haͤtte man uns wenigstens
                              zugestehen sollen, bevor man unser System mit anderen, schon mehr oder minder lang
                              in Betrieb gesezten Bahnen verglich. Von den zur Zeit an unserer Bahn erlangten
                              Resultaten war hienach wohl nicht mehr zu hoffen, als eine bestimmte Andeutung aller
                              ihrer Maͤngel; die durch sie zu erreichenden Vortheile mußten hingegen noch
                              in Aussicht bleiben. Wenn unter solchen Umstaͤnden die Leistungen an unserer
                              Bahn beinahe dieselben waren, wie an anderen Bahnen, denen eine lange Erfahrung zu
                              Gunsten kommt, so bin ich schon zufrieden. Wenn wir es in allen Dingen an unserer
                              Bahn auf dieselbe Vollkommenheit gebracht haben werden, auf welcher sich andere
                              Bahnen befinden; wenn
                              wir einmal die Vortheile der Erfahrung fuͤr uns haben, zu der wir, wie ich
                              nicht zweifle, schneller gelangen werden, als man an anderen Bahnen dazu gelangte,
                              so wird sich unser System gewiß um ebensoviel uͤber seinem dermaligen
                              Zustande befinden, als die anderen Bahnen jezt auf einer Stufe stehen, die
                              hoͤher ist als jene, welche sie vor einigen Jahren einnahmen. Ich bin jedoch
                              bereit zu zeigen, daß die Leistungen unserer Maschinen jezt schon nicht nur ebenso
                              groß, sondern selbst groͤßer sind, als sie bisher an irgend einer anderen
                              Bahn erzielt wurden; daß die Veraͤnderungen und Verbesserungen, von denen ich
                              eben gesprochen, eben begonnen haben; und daß selbst seit der Zeit, wo Hr. Wood seine Versuche anstellte, die Fortschritte so groß
                              waren, daß eine Wiederholung dieser Versuche unter den dermaligem Umstaͤnden
                              ganz andere Resultate geben muͤßte.
                           Aus den Tab. III und IX, in denen Hr. Wood die Leistungen
                              zusammenstellt, welche die Maschinen mit verschiedenen Belastungen an der
                              London-Birmingham- und an der Great-Western-Bahn
                              ergaben, wuͤrde hervorgehen, daß an der ersten dieser Bahnen dieselben
                              Maschinen, welche bei einer Geschwindigkeit von 24 und 25 1/2 engl. Meilen in der
                              Zeitstunde 60 und 64 Tonnen zogen, bei einer Geschwindigkeit von 32 1/2 und 33 engl.
                              Meilen nur mehr 34 1/2 und 33 Tonnen fortschafften, und zwar mit einem beinahe
                              doppelten Verbrauche an Kohks per Tonne. Ebenso
                              wuͤrde daraus hervorgehen, daß an der Great-Western-Bahn der
                              North-Star, welcher bei einer Geschwindigkeit von 33 engl. Meilen in der
                              Zeitstunde 82 Tonnen zog, bei 37 engl. Meilen nur mehr 33 und bei 41 engl. Meilen
                              gar nur mehr 16 Tonnen zu ziehen vermoͤchte; und zwar in lezterem Falle, um
                              die um 4 engl. Meilen groͤßere Geschwindigkeit zu erlangen, mit einem doppelt
                              groͤßeren Aufwande an Kohks per Tonne.
                           Waͤre eine solche enorme Verminderung des Nuzeffectes bei einer
                              verhaͤltnißmaͤßig geringen Steigerung der Geschwindigkeit
                              unvermeidlich, oder wuͤrde sie nothwendig aus dem gesteigerten Widerstande
                              der Wagenzuͤge folgen, so haͤtte Hr. Wood
                              unstreitig ganz richtig geschlossen, daß eine Geschwindigkeit von mehr dann 35 engl.
                              Meilen in der Zeitstunde nicht zu empfehlen ist; und daß das System der
                              Great-Western-Bahn, in so fern es auf hohe Geschwindigkeiten berechnet
                              ist, keinen guͤnstigen Erfolg haben kann. Allein diese Schluͤsse fußen
                              auf den oben angezogenen Behauptungen und Angaben, von denen die Resultate neuerer
                              Versuche bedeutend abweichen. Ich kann beweisen, daß, wenn eine Maschine meinen
                              nunmehrigen Angaben gemaͤß fuͤr große Geschwindigkeiten gebaut ist,
                              die Erreichung dieser lezteren keineswegs mit einer so bedeutenden Kraftaufopferung
                              verbunden ist; und daß dieselbe Maschine, welche ehemals nur 16 Tonnen mit einer mittleren
                              Geschwindigkeit von 38 und einer Maximalgeschwindigkeit von 40 1/2 engl. Meilen in
                              der Zeitstunde fortzuschaffen vermochte, dermalen 44 Tonnen mit einer mittleren
                              Geschwindigkeit von 40 engl. Meilen zieht; und daß der Verbrauch an Kohks dabei
                              keineswegs so uͤbermaͤßig, sondern bei einer mittleren Geschwindigkeit
                              von 30 engl. Meilen nicht so groß als an den Maschinen der
                              London-Birmingham-Eisenbahn ist. Die hierauf bezuͤglichen
                              Versuche wurden mit derselben Maschine, mit den naͤmlichen Wagen, wie sie Hr.
                              Wood benuzte, und auch ganz nach der von ihm
                              befolgten Methode unternommen; und zwar ohne daß ich den Luftwiderstand auf irgend
                              eine Weise zu vermindern gesucht haͤtte, obwohl dieß in einem hohen Grade
                              erreicht werden kann, und obwohl ich bei dem Baue der Maschinen und Wagen mein
                              Augenmerk besonders auch auf diesen Punkt zu richten bemuͤht bin.
                           Ein Vergleich zwischen den Leistungen dieser Maschine im September und im December
                              1838 faͤllt nun folgendermaßen aus:
                           
                              
                                 
                                 Last in Tonnen.
                                        Mittlere
                                    Geschwindigkeit.
                                  Verbrauch an  Kohks in
                                    derMeile per Tonne.
                                 
                              
                                 September
                                       15,9
                                 38,5 engl. Meil.
                                       2,76
                                 
                              
                                 December
                                       40
                                 40
                                            –
                                       0,90
                                 
                              
                           Die Leistung der Maschine ist demnach in weniger dann drei
                              Monaten beinahe auf das Dreifache gestiegen, waͤhrend der Verbrauch an Kohks
                              beinahe um zwei Drittheile geringer wurde, als er fruͤher war. Die
                              Erklaͤrung fuͤr diese Veraͤnderung ist leicht zu geben. Die
                              große Verminderung des Nuzeffectes der Maschine bei den fruͤheren Versuchen
                              erwuchs nicht bloß aus dem groͤßeren Widerstande des Wagenzuges, –
                              welcher schwerer zu beseitigen gewesen seyn wuͤrde, – sondern
                              hauptsaͤchlich aus der Abnahme, welche bei dieser Geschwindigkeit in der
                              Kraft der Maschine eintrat. Man moͤchte auf den ersten Blik glauben, daß dieß
                              auf dasselbe hinausgehe, was jedoch nicht der Fall ist. Der groͤßere
                              Widerstand der zu bewegenden Last kann von Ursachen herruͤhren, die außer
                              unserem Bereiche liegen. Die Kraftabnahme der Maschine hingegen kann ein
                              mechanischer Fehler, und mithin einer Abhuͤlfe faͤhig seyn, wie denn
                              auch angestellte Untersuchungen den Beweis hiefuͤr geliefert haben. Das
                              Verhaͤltniß einiger Theile der Maschinen war fruͤher ein solches, daß
                              es bei Steigerung der Geschwindigkeit deren Kraft beeintraͤchtigen mußte. Die
                              große Menge des erforderlichen Dampfes konnte nicht entweichen; und gestattete man
                              ihr freieren Austritt, so verminderte sich der Zug im Ofen. Diese Schwierigkeit war
                              durch die groͤßere Geschwindigkeit und auch durch den groͤßeren
                              Durchmesser der Raͤder veranlaßt; allein sie konnte beseitigt werden, und
                              wurde auch wirklich großen Theils schon beseitigt. Und wenn wir in so kurzer Zeit schon so große
                              Fortschritte machten, und so bedeutende Verbesserungen erlangten, so steht zu
                              hoffen, daß wir es auch noch weiter bringen werden.
                           Wenn nun eine große Geschwindigkeit wirklich erreichbar ist; wenn kein Widerstreben
                              der Natur vorhanden ist, und keine unuͤbersteiglichen Hindernisse bestehen,
                              so wird die Stellung des Hrn. Wood, die, so lange er bloß
                              auf seinen Daten fußte, allerdings vollkommen gerechtfertigt war, eine ganz andere.
                              Die 35 engl. Meilen in der Zeitstunde, welche er als die aͤußerste
                              Graͤnze betrachtete, erleiden naͤmlich eine bedeutende Erweiterung;
                              der Schluß, daß zur Erreichung einer solchen Geschwindigkeit eine Spurweite von 7
                              Fuß nicht erforderlich ist, erhaͤlt eine andere Bedeutung; und die Vortheile,
                              die er selbst fuͤr eine Spurweite von mehr dann 4 Fuß 8 Zoll zugesteht,
                              treten noch auffallender hervor. Die Zweifel, welche von Hrn. Wood uͤber die Vortheile einer Spurweite von 7 Fuß aufgeworfen
                              werden, und welche lediglich daraus hervorgingen, daß die fruͤher
                              uͤber die Leistungen der Maschinen angestellten Versuche ein
                              unguͤnstiges Resultat gaben, fallen nunmehr in sich selbst zusammen, weil
                              jezt hergestellt ist, daß die mit einer bestimmten Quantitaͤt Kohks
                              vollbrachte Arbeit an der Great-Western-Bahn groͤßer ist, als
                              jene, welche den angefuͤhrten Versuchen gemaͤß an einer der anderen
                              Bahnen mit einem gleichen Aufwande an Kohks erreicht wird.
                           Ich kann in Betreff der Spurweite von 7 Fuß dem in meinen fruͤheren Berichten
                              Gesagten nur wenig mehr hinzufuͤgen. Ich entschloß mich zu derselben, um zu
                              einer Anordnung zu gelangen, die der Berichterstatter selbst gut hieß, indem er
                              sagte: „aus der Vergroͤßerung des Durchmessers der Raͤder
                                 folgt eine Verminderung der Reibung; doch ist zweifelhaft, in wiefern dieß durch
                                 die hoͤhere Stellung der Kasten der Wagen eine Modification erleidet.
                                 Eine groͤßere Spurweite, bei der die Kasten innerhalb der Raͤder
                                 untergebracht werden koͤnnen, bei der also die Wagen an Hoͤhe
                                 verlieren, und bei der mithin der Flaͤchenraum der Fronte ein kleinerer
                                 wird, wird in Betracht des großen Widerstandes der Luft vortheilhaft
                                 seyn.“ Um zu diesem Zweke zu gelangen, und zwar mit der bequemsten
                              und einer der gewoͤhnlichen aͤhnlichen Form der Wagenkasten, war, wie
                              ich in meinen fruͤheren Berichten darbot, eine Spurweite von wenigstens 6 Fuß
                              10 Zoll erforderlich.
                           Die groͤßere Staͤtigkeit steht wahrscheinlich in direktem
                              Verhaͤltnisse mit der groͤßeren Spurweite; und ich brauche in dieser
                              Hinsicht nur die Worte des Hrn. Wood selbst
                              hervorzuheben. Er sagt naͤmlich: „Erwaͤgt man die Ursachen,
                                 durch welche die verschiedenen Bewegungen der Eisenbahnwagen bedingt sind, so
                                 unterliegt es keinem Zweifel, daß eine groͤßere Spurweite der Erlangung
                                 dieses Zwekes (naͤmlich einer ruhigeren und sanfteren Bewegung)
                                 guͤnstig seyn muß. Da aber dieser Zwek bisher durch den befolgten Bauplan
                                 und durch den dermaligen Zustand der Bahn sowohl als der Wagen vereitelt wurde,
                                 so scheint zur Zeit nur soviel festzustehen, daß bei gleichgebauten Bahnen auf
                                 jener, an der die Spurweite groͤßer ist, eine mehr sanfte und
                                 staͤtige Bewegung der Wagen zu beobachten seyn wird.“
                              
                           Was die groͤßeren Kosten anbelangt, welche die groͤßere Spurweite
                              bedingte, so ist Hr. Wood im Irrthume, wenn er sie zu
                              151,840 Pfd. St. angibt; denn der Mehraufwand betraͤgt in der That nur 39,000
                              Pfd. St.
                           Ich habe uͤber alle diese Dinge meine Ansichten so oft ausgesprochen, und die
                              Gruͤnde, welche mich fuͤr die groͤßere Spurweite bestimmen,
                              schon so oft dargelegt, daß ich mir erlaube, aus einem meiner fruͤheren
                              Berichte Folgendes zu wiederholen.
                           
                              „Man hat behauptet, daß die an der
                                 Liverpool-Manchester-Eisenbahn angenommene Spurweite von 4 Fuß 8
                                 Zoll auch fuͤr alle Bahnen die geeignetste sey, und daß die Annahme einer
                                 anderen Dimension als eine Abweichung von einer Regel, welche durch die
                                 Erfahrung als richtig bewaͤhrt ist, zu betrachten sey. Diese Behauptung
                                 stuͤzt sich jedoch auf kein Raisonnement; denn angenommen z.B., daß unter
                                 bestimmten Umstaͤnden sich die Weite von 4 Fuß 8 Zoll wirklich als die
                                 moͤglich beste zeigte, so fraͤgt sichs doch immer noch, welches
                                 unter anderen Umstaͤnden die besten Dimensionen seyn werden.
                              
                           
                              „Obschon eine Spurweite von 4 Fuß 8 Zoll der Erfahrung gemaͤß an
                                 Curven von bestimmtem Radius einen gewissen Widerstand erzeugt, so wird eine
                                 groͤßere Spurweite doch mit Curven von groͤßerem Radius nur
                                 denselben Widerstand mit sich bringen.
                              
                           
                              „Wenn sich auch an einer Bahn Wagen und Maschinen, besonders aber
                                 Raͤder und Achsen von einer bestimmten Schwere nicht zwekmaͤßig
                                 zeigten, so lassen sich doch an Bahnen mit besseren Gradienten groͤßere
                                 Gewichte mit gleichen Resultaten anwenden.
                              
                           
                              „Wollte man der Great-Western- und der
                                 Grand-Junction-Eisenbahn gleiche Spurweiten geben, so hieße dieß
                                 in der That praktisch betrachtet an gleichen Bahnen verschiedene Spurweiten
                                 benuzen; denn jene Weite, die der einen dieser Bahnen angemessen ist, ist es
                                 fuͤr die andere nicht, es muͤßte denn fuͤr das empirische
                                 Gesez, nach welchem die Spurweite fuͤr alle Umstaͤnde fixirt
                                 waͤre, irgend ein mysterioͤser, bisher noch nicht
                                 erklaͤrter Grund bestehen. Gluͤklicher Weise ist dieß jedoch nicht
                                 laͤnger mehr zu befuͤrchten, indem sich schon viele
                                 Autoritaͤten anfuͤhren lassen, welche von dieser vorgeschriebenen
                                 Spurweite abgingen, und zwar jedesmal unter Annahme einer groͤßeren
                                 Weite.
                              
                           
                              „Ich nehme es als ausgemacht an, daß bei der Bestimmung der Dimensionen
                                 fuͤr jeden einzelnen Fall gehoͤrige Ruͤksicht auf die
                                 Curven und Gradienten genommen wird; denn dieß ist eine wesentliche, wo nicht
                                 die Hauptbedingung. In dem Berichte, welchen die zur Pruͤfung der
                                 inlaͤndischen Bahnen niedergesezte Commission erstattete, finden sich
                                 Argumente, welche genau mit jenen uͤbereinstimmen, die in meinem ersten
                                 Berichte vom Oktober 1835 vorkommen. In diesem Berichte wird naͤmlich der
                                 mit einer Vergroͤßerung des Durchmessers der Wagenraͤder
                                 verbundene mechanische Gewinn und die zur Erreichung dieses Zwekes nothwendige
                                 Erhoͤhung der Spurweite dargethan. Es wird gezeigt, daß die Dimensionen
                                 der Bruͤken, der Tunnels und anderer groͤßerer Bauten hiedurch
                                 nicht wesentlich influenzirt werden; daß aber andererseits die Umstaͤnde,
                                 welche diese Erhoͤhung der Spurweite beschraͤnken, in den Curven
                                 der Bahnlinie, in dem verhaͤltnißmaͤßig groͤßeren
                                 Widerstande an den Rampen (und in dieser Beziehung wird gesagt, daß die
                                 groͤßere Spurweite sich beinahe nur fuͤr sehr ebene Bahnen
                                 eignet), und endlich in den groͤßeren Kosten, die sich nur durch einen zu
                                 erwartenden großen Verkehr rechtfertigen lassen, zu suchen seyen. Diese
                                 allgemeinen Saͤze auf einen bestimmten Fall angewendet, wird fuͤr
                                 die irlaͤndischen Bahnen eine Spurweite von 6 Fuß 2 Zoll empfohlen. Man
                                 gesteht also zu, daß zur Erreichung eines einzelnen Zweites schon,
                                 naͤmlich der Vergroͤßerung der Wagenraͤder, ohne daß
                                 deßhalb die Kasten der Wagen hoͤher gestellt wuͤrden, eine
                                 Erhoͤhung der Spurweite sehr wuͤnschenswerth erscheint; daß
                                 dieselbe aber durch gewisse Umstaͤnde, naͤmlich durch die
                                 Gradienten und Curven der Bahn und durch den Umfang des Verkehres eine
                                 Beschraͤnkung erleidet. Alle diese Argumente und alle Berechnungen
                                 fuͤhrten mich fuͤr die Great Western-Bahn zur Annahme einer
                                 Spurweite von 7 Fuß.
                              
                           
                              „Die Gradienten der von der irlaͤndischen Commission entworfenen
                                 Bahnen sind bedeutend steiler, als jene an der
                                 London-Birmingham-Bahn, und um das 4- bis 5fache steiler
                                 als jene an der Great-Western-Bahn. Die Curven dieser Bahnen haben
                                 keineswegs sehr große Radien. Dessen ungeachtet sagt die Commission, nachdem sie
                                 die Spurweite zu 6 Fuß 2 Zoll festgesezt, daß sie, nachdem sie die Frage der
                                 Curven in Bezug auf die Ersparniß an Kosten ausfuͤhrlich erwogen, zu der
                                 Ansicht gekommen sey, daß Curven, welche an den englischen Bahnen allgemein als
                                 mit kleinem Radius gezogen betrachtet werden, nicht fuͤr
                                 unvertraͤglich mit einer Spurweite von 6 Fuß 2 Zoll halte. Was
                                 endlich den Verkehr anbelangt, so wird dieser an den irlaͤndischen Bahnen
                                 fuͤr nicht so bedeutend gehalten, daß er eine groͤßere
                                 Kostenauslage als die durchaus noͤthige rechtfertigen koͤnnte, so
                                 daß fuͤr die Ausfuͤhrung dieser Bahnen eine Unterstuͤzung
                                 von Seite des Staatsschazes in Antrag gebracht wird. Welches sind nun im
                                 Vergleiche mit diesen die Umstaͤnde in unserem Falle? Der zu erreichende
                                 Zwek ist hier, einen gewoͤhnlichen Kutschenkasten, der gegen 6 Fuß 6 Zoll
                                 Breite hat, zwischen den Raͤdern unterzubringen; und dazu wird eine
                                 Schienenweite von 6 F. 10 1/2 Z. bis 6 F. 11 Z. durchaus nothwendig, und eine
                                 Spurweite von 7 Fuß, wenn es mit einiger Leichtigkeit geschehen soll. Dagegen
                                 wird aber hiedurch eine andere Anordnung des Kastens moͤglich, sowie auch
                                 die Moͤglichkeit gegeben ist, alle Arten von Wagen, Miethkutschen und
                                 Fuhrwagen zwischen den Raͤdern unterzubringen. Und welche Graͤnzen
                                 beschraͤnkten die Spurweite der Great-Western-Bahn im
                                 Vergleiche mit den irlaͤndischen Bahnen? Gradienten, die nur den
                                 fuͤnften Theil soviel Gefaͤll haben, sehr guͤnstige Curven,
                                 und ein Verkehr, der wahrscheinlich der staͤrkste in England seyn
                                 duͤrfte! Ich brauche kein Wort mehr zu sagen, um darzuthun, daß die
                                 irlaͤndische Commission fuͤr die Great-Western-Bahn
                                 wahrscheinlich nach denselben Argumenten zu einer Spurweite von 7 F. gekommen
                                 seyn wuͤrde, nach welchen sie fuͤr die irlaͤndischen Bahnen
                                 eine solche von 6 F. 2 Z. bestimmte.“
                              
                           Alle diese fruͤher von mir aufgestellten Ansichten scheinen mir in den
                              allgemeinen Schlußfolgerungen des Hrn. Wood, und in den
                              von ihm angefuͤhrten Versuchen, wenn man diese in Verbindung mit den neueren
                              Versuchen betrachten will, ihre volle Bestaͤtigung zu finden. Die von ihm im
                              Laufe seiner Untersuchungen vorgenommenen Versuche und jene, welche ich seither
                              anzustellen Gelegenheit hatte, gaben mir manche nuͤzliche Aufschluͤsse
                              uͤber den Betrieb unserer Bahn; und waͤhrend sie mich in meinen
                              fruͤheren Ansichten bestaͤrkten, brachten sie mich zugleich auch auf
                              viele Maͤngel, welche beseitigt werden konnten. Ueber den Werth der
                              Gradienten namentlich liefern die Versuche des Hrn. Wood
                              ganz entscheidende Beweise. Nach einem Durchschnitte aus 80 Versuchen, welche er mit
                              den einzelnen Maschinen und mit verschiedenen Lasten an unserer Bahn anstellte, und
                              welche er mir im Manuscripte mitzutheilen die Guͤte hatte, betrug die
                              Geschwindigkeit beim Hinansteigen einer 8 engl. Meilen langen Rampe mit einem
                              Gefaͤlle von 4 Fuß in der Meile 30 3/4 engl. Meilen in der Zeitstunde; auf
                              der nur eine halbe Meile langen ebenen Streke am Ende dieser Rampe stieg diese
                              Geschwindigkeit auf 32 3/4 engl. Meilen in der Zeitstunde; an den naͤchsten 7
                              engl. Meilen, an denen das Gefaͤll von 4 bis 2 Fuß in der Meile wechselte,
                              stieg sie beim
                              Abwaͤrtsfahren auf 34 3/4 engl. Meilen; und an dem Reste der Bahn, welche mit
                              2 bis 4 Fuß in der Meile anstieg, fiel sie dann wieder auf 33 3/4 engl. Meilen. Die
                              Geschwindigkeit an lezterem Theile der Bahn war etwas groͤßer, weil der
                              Maschinist, indem sich die Fahrt hier ihrem Ende nahte, den Zufluß von kaltem Wasser
                              an den Kessel mindern oder das Eintragen von frischem Brennmateriale vermeiden
                              konnte. Hieraus ergibt sich beim Ansteigen einer 8 engl. Meilen langen Rampe mit
                              einem Gefaͤlle 4 Fuß in der Meile und beim Hinabrollen uͤber eine 7
                              engl. Meilen lange Rampe mit einem durchschnittlichen Gefaͤlle von 2 F. 6 Z.
                              ein Unterschied in der Geschwindigkeit von 4 engl. Meilen in der Zeitstunde. Es kann
                              keinen schlagenderen Beweis fuͤr den Einfluß geben, den selbst eine sehr
                              geringe Zunahme oder Abnahme in den Gradienten einer Bahn uͤbt; und dennoch
                              hoͤrt man haͤufig die Behauptung, daß, wenn man es einmal zu einem
                              gewissen Grade von Vollkommenheit gebracht hat, ein weiteres Anstreben nach einem
                              gaͤnzlich horizontalen Niveau nuzlos werde!
                           Die Beobachtungen, welche ich in lezter Zeit an Wagen, die mit großer Geschwindigkeit
                              liefen, zu machen Gelegenheit hatte, uͤberzeugten mich, daß ein sehr großer
                              Theil des bei diesen Geschwindigkeiten sich zeigenden Widerstandes durch das Rollen
                              der Wagenraͤder von einer Seite zur anderen erzeugt wird. In dem Maaße als
                              diese Ursache beseitigt wird, und es ist kein Zweifel, daß dieß in einem hohen
                              Grade, wo nicht gaͤnzlich moͤglich ist, wird sich auch der Nuzeffect
                              der Maschine steigern.
                           Ich muß schluͤßlich noch mein Bedauern daruͤber ausdruͤken, daß
                              mir die Kuͤrze des gestekten Termines nicht gestattete, in eine detaillirte
                              Eroͤrterung aller der einzelnen von dem Berichterstatter aufgefuͤhrten
                              Versuche einzugehen, und dadurch das System, nach welchem ich bei dem Baue der
                              Great-Western-Eisenbahn verfuhr, noch vollkommener zu
                              rechtfertigen.In der am 9. Januar 1839 gehaltenen Generalversammlung der Actionnaͤre
                                    wurde mit 7792 gegen 6145 Stimmen beschlossen, den Bau der
                                    Great-Western-Eisenbahn nach dem Brunel'schen Systeme zu Ende zu fuͤhren.A. d. R.
                              
                           
                        
                           Anhang.
                           Wir lassen zur Vervollstaͤndigung der Auszuͤge aus diesen Berichten,
                              welche seither auch ausfuͤhrlich im Druke erschienen sind, noch Einiges aus
                              einem Aufsaze folgen, den der bekannte Dr. Lardner im Monthly Chronicle
                              unter der Ueberschrift: „The Great Western
                                 
                                 Railway Inquiry“ publicirte, und der
                              hauptsaͤchlich den Versuchen, welche er in Gemeinschaft mit Hrn. Wood uͤber die Reibung, uͤber den
                              Luftwiderstand, uͤber die Abbiegungen der Schienen, und uͤber die
                              Bewegungen der Wagen auf den Eisenbahnen anstellte, gewidmet ist.Unsere Leser werden sich erinnern, daß der Gehuͤlfe des Hrn. Lardner bei diesen Versuchen in Folge einer
                                    Unvorsichtigkeit von den Raͤdern einer Locomotive auf
                                    fuͤrchterliche Weise zermalmt wurde.A. d. R.
                              
                           Vor einigen Jahren, sagt Hr. Dr. Lardner, machte Hr. de Pambour an der
                              Liverpool-Manchester-Eisenbahn eine Reihe von Versuchen, durch welche
                              er den Widerstand der Luft zu ermitteln hoffte. Die Resultate, zu denen er hiebei
                              gelangte, waren jedoch nichts weniger als genuͤgend, sowie denn auch das von
                              ihm eingeschlagene Verfahren nicht wohl zu richtigen Schluͤssen
                              fuͤhren konnte.In den mathematischen Formeln, welche de Pambour
                                    aufgestellt und deren er sich bei seinen Berechnungen bedient, ist die
                                    Wirkung des Bewegungsmomentes der Wagenraͤder bei beschleunigter oder
                                    langsamerer Bewegung gaͤnzlich unberuͤksichtigt gelassen, so
                                    daß diese Formeln in der That die Bewegung einer Schleife, keineswegs aber
                                    jene eines auf Raͤdern ruhenden Fuhrwerkes repraͤsentiren. Der
                                    hieraus erwachsende Irrthum ist da, wo die Wagenraͤder und Achsen ein
                                    so großes Gewicht haben, wie an den Eisenbahnwagen, nichts weniger als
                                    unbedeutend.A. d. O. Auf eine naͤhere Beleuchtung seiner Berechnungen einzugehen halte ich
                              hier um so weniger fuͤr nothwendig, als wir die Frage des Luftwiderstandes
                              unter einem ganz neuen Gesichtspunkte zu betrachten gedenken.
                           Der Widerstand, den die Zugkraft durch einen Wagen erfaͤhrt, welcher sich mit
                              einer gleichfoͤrmigen Geschwindigkeit auf einer geraden und ebenen Bahn
                              bewegt, wird zum Theile durch die Reibung der Radachsen in den Buͤchsen, zum
                              Theil durch das Rollen der Radreifen auf den Schienen, zum Theil aber auch durch die
                              Traͤgheit der Luft, die der Wagen bei seinem Laufe verdraͤngt,
                              erzeugt.
                           Bei der großen Genauigkeit im mechanischen Baue, die man dermalen zu erlangen im
                              Stande ist, und mit einem guten Schmiersysteme laͤßt sich die Reibung in den
                              Buͤchsen bis auf einen sehr gelingen Betrag vermindern. Der durch die
                              rollende Bewegung bedingte Widerstand aber ist an und fuͤr sich schon gering,
                              und zwar selbst unter den unguͤnstigsten Umstaͤnden. Es geht dieß
                              schon daraus hervor, daß man selbst auf der so rauhen Erdoberflaͤche durch
                              Unterlegen einfacher Walzen ungeheure Lasten mit Leichtigkeit fortzurollen im Stande
                              ist.
                           Man war der Ansicht, daß der aus diesen beiden Ursachen erwachsende Widerstand bei
                              allen Geschwindigkeiten derselbe bleibt, und daß der Aufwand an Triebkraft, in so
                              fern er hievon abhing, derselbe bleiben muͤßte, ob die Last mit einer
                              Geschwindigkeit von 5 oder von 50 engl. Meilen durch eine bestimmte Streke bewegt
                              wuͤrde. Nur unbedeutende Meinungsverschiedenheiten herrschten
                              hieruͤber unter den Physikern; denn waͤhrend Coulomb aus seinen Versuchen auf eine geringe Abnahme der Reibung bei der
                              Zunahme der Geschwindigkeit schloß, behaupten Morin und
                              andere, daß die Geschwindigkeit gar keinen Einfluß auf die Reibung habe. Uebrigens
                              wurden alle diese Versuche bei Geschwindigkeiten angestellt, welche so weit hinter
                              jenen der Eisenbahnwagen zuruͤkbleiben, daß schon deßhalb alle aus ihnen
                              gefolgerten Geseze nur mit groͤßter Vorsicht auf die Eisenbahnen angewendet
                              werden duͤrfen. Einige der von uns selbst in dieser Beziehung gemachten
                              Beobachtungen lassen uns mit Wahrscheinlichkeit vermuthen, daß die Reibung mit der
                              Zunahme der Geschwindigkeit abnimmt.
                           Nur auf diese Quellen des Widerstandes allein richteten bisher die mit den
                              Eisenbahnen Beschaͤftigten ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie durch den
                              trefflichsten Bau der Wagen und Maschinen und durch die groͤßte
                              Vollkommenheit der Bahn auf den moͤglich geringsten Grad zu bringen, war die
                              Aufgabe, welcher die Geisteskraͤfte der Ingenieurs hauptsaͤchlich
                              zugewendet wurden, und zwar mit einem Erfolge, uͤber den ich hier nichts zu
                              sagen brauche. Gewiß ist, daß auch der kuͤhnste Speculant nie von solchen
                              Wagen, Maschinen und Bahnen traͤumte, wie man sie dermalen wirklich hat.
                           Die dritte Quelle des Widerstandes, naͤmlich die Luft, blieb bei all dem
                              unbeachtet; oder wenn man ihr auch einen Blik zuwendete, so wurde sie doch stets und
                              im Vergleiche mit den anderen Ursachen fuͤr so unbedeutend erachtet, daß man
                              sie, ohne die Gefahr eines Irrthumes zu waͤhnen, mit ihnen zusammenfassen,
                              ihre Wirkung nach denselben Principien berechnen zu koͤnnen glaubte. Man
                              erhielt hiedurch einen Anschlag fuͤr den Gesammtwiderstand, den man
                              fuͤr alle praktischen Zweke genuͤgend hielt, und welcher bei der
                              gewoͤhnlichen Geschwindigkeit der Wagenzuͤge auf den Eisenbahnen zu 8
                              bis 10 Pfd. auf die Tonne Bruttolast angenommen wurde. Wir wollen nun sehen, in
                              wiefern diese Annahme durch die aus Versuchen gezogenen Resultate
                              Bestaͤtigung erhielt.
                           Aus dem vorliegenden Berichte des Hrn. Wood geht hervor,
                              daß man bei der Erforschung des Widerstandes an der
                              Great-Western-Eisenbahn nach dem gewoͤhnlichen Verfahren zu
                              Werke ging, indem man die Zeit beobachtete, innerhalb welcher ein im Laufe
                              befindlicher Wagenzug in Stillstand kommt. Nimmt man, wie es bisher beinahe immer
                              geschah, an, daß die Reibung die einzige oder hauptsaͤchliche Ursache ist,
                              aus welcher die Bewegung eine Abnahme erleidet, so muß auch zugegeben werden, daß die
                              Geschwindigkeit, welche ein Wagen verliert, wenn er von keiner Kraft getrieben wird,
                              in gleichen Zeitraͤumen gleich seyn wird. Nach diesem Principe nun entwikelte
                              Dr. Lardner geeignete
                              Formeln, in denen die Wirkung des Bewegungsmomentes der Wagenraͤder bei der
                              Rotation gehoͤrig in Anschlag gebracht ist. Um die moͤglich
                              groͤßte Anzahl verschiedener Versuche, aus denen der mittlere Werth der
                              Reibung gezogen werden koͤnnte, zu erhalten, theilte er den Raum zwischen dem
                              Momente, in welchem der Wagen mit einer bekannten Geschwindigkeit entlassen wurde,
                              und dem Momente, in welchem er zum Stillstehen kam, in viele kleine
                              Zwischenraͤume. Da die Geschwindigkeit in jedem dieser kleinen
                              Zwischenraͤume beobachtet wurde, so ergab sich fuͤr jeden einzelnen
                              dieser Raͤume der Verlust an Geschwindigkeit, und diese Geschwindigkeit
                              lieferte ein Datum zur Berechnung der Reibung oder des Widerstandes.
                           Bei der Anwendung dieser Formeln auf eine große Anzahl von Versuchen ergab sich nun
                              ein so unerwartetes Resultat, daß man zuerst einen Rechnungsfehler vermuthen mußte.
                              Es zeigte sich naͤmlich bei jedem Versuche in dem ersten Raume nach
                              Entsendung des Wagens ein Widerstand, der ganz enorm groͤßer war als der
                              Anschlag, den man bisher je von diesem Widerstande machte; denn, wenn z.B. der
                              Wagenzug mit einer Geschwindigkeit von 30 engl. Meilen entsendet wurde, betrug der
                              berechnete Widerstand nicht 8 oder 10 Pfd., wie er gewoͤhnlich angenommen
                              wird, sondern 20 Pfd. auf die Tonne. Die Meinung, daß dieß von einem Rechnungsfehler
                              oder von einem Irrthume bei der Beobachtung herkommen koͤnnte, hob sich
                              jedoch bald dadurch, daß alle Versuche und alle Berechnungen ohne Ausnahme zu einem
                              gleichen Resultate fuͤhrten. Man fand auch, daß der Widerstand sich weit
                              hoͤher berechnete, wenn die Geschwindigkeit bei der Entsendung des Wagens
                              bedeutend war; und daß sich derselbe in den aufeinanderfolgenden Raͤumen
                              immer niedriger berechnete, je mehr die Geschwindigkeit abnahm, so daß der
                              fuͤr den ersten Raum berechnete Widerstand gewoͤhnlich zwei-
                              oder dreimal groͤßer war, als der fuͤr den lezten Raum berechnete.
                           Da hienach kein Zweifel blieb, daß der Widerstand wirklich weit groͤßer ist,
                              als man bisher dachte, und daß er direct von der Geschwindigkeit abhaͤnge,
                              was bei der Reibung bekanntlich nicht der Fall ist, so mußte die Luft als die
                              Ursache dieses Widerstandes betrachtet werden. Der Luftwiderstand steigert sich nach
                              den Versuchen der Physiker wie das Quadrat der Geschwindigkeit; allein diese
                              Versuche erreichten nie die Geschwindigkeit der Wagen auf den Eisenbahnen und
                              konnten also fuͤr diese kein sicheres Datum geben. Nur directe an den
                              Eisenbahnen selbst vorgenommene Versuche konnten daher die Frage zur Entscheidung bringen;
                              denn obwohl die Berechnungen Resultate lieferten, die nicht weit von der Wahrheit
                              abweichen konnten, so konnte man sich da, wo diese Resultate so sehr von dem
                              abwichen, was bisher von allen Praktikern als richtig angenommen war, doch nicht auf
                              sie allein verlassen. Dr. Lardner schlug daher als sogenanntes Experimentum
                                 crucis vor, einen Wagenzug mit großer Geschwindigkeit uͤber eine
                              Rampe hinab zu entsenden, und genau zu beobachten, in welchem Maaße sich dessen
                              Geschwindigkeit hiebei steigere. War der aus den Berechnungen gefolgerte Widerstand
                              wirklich durch die Luft bedingt, und steigerte sich dieser Widerstand wie das
                              Quadrat der Geschwindigkeit, so mußte der Wagenzug beim Hinabrollen eine
                              Geschwindigkeit erreichen, welche einen Widerstand erzeugte, der der Gravitation der
                              schiefen Flaͤche gleichkaͤme, und in Folge dessen also der Wagenzug
                              keine groͤßere Geschwindigkeit erlangen koͤnnte, sondern mit
                              gleichmaͤßiger Geschwindigkeit bis zum Fuße der Rampe hinabrollen
                              muͤßte. Auf gleiche Weise sollte der Versuch an einer zweiten Rampe mit
                              geringerem Gefaͤlle wiederholt werden; denn da an dieser die Gravitation im
                              Verhaͤltnisse ihres Gefaͤlles geringer war, so mußte an ihr schon eine
                              geringere Geschwindigkeit einen Widerstand hervorbringen, welcher der Gravitation
                              das Gleichgewicht hielt. An jeder Rampe haͤtte hienach eine durch den
                              Widerstand der Luft und das Gewicht des Wagenzuges bedingte Graͤnze,
                              innerhalb der an ihr eine Steigerung der Geschwindigkeit Statt finden kann, bestehen
                              muͤssen. Zur Ermittelung dieser Graͤnze mußte also auch das Gewicht
                              der Wagenzuͤge bei den verschiedenen Versuchen abgeaͤndert werden.
                           Die Versuche nun, welche in dieser Weise an der Rampe von Whiston, deren
                              Gefaͤll 1 in 96 betraͤgt, und an der Rampe von Madeley, deren
                              Gefaͤll 1 in 177 ist, angestellt wurden, rechtfertigten ganz und gar die
                              gehegten Erwartungen. An ersterer Rampe erreichte ein mit dem Gewichte von 42
                              Personen befrachteter Zug von 4 Wagen, der sich mit 30 engl. Meilen in der
                              Zeitstunde bewegte, nach einigen 100 Yards eine Geschwindigkeit von 32 1/4 engl.
                              Meilen, womit er bis an den Fuß der Bahn hinabrollte. Ohne Fracht steigerte sich die
                              Geschwindigkeit derselben Wagen an der Rampe nur bis auf 31 engl. Meilen in der
                              Zeitstunde. An der zweiten Rampe erreichten die Wagen bei gleichen Versuchen eine
                              gleichfoͤrmige Geschwindigkeit von 21 engl. Meilen, die sie bis an den Fuß
                              der Schraͤgflaͤche beibehielten.
                           Diese Thatsachen, welche von aller Theorie und Berechnung unabhaͤngig sind,
                              koͤnnen weder umgangen noch bestritten werden. Eine Last von 18 Ton. hat
                              uͤber eine Rampe von 1 in 96 hinab eine Gravitationskraft von 421 Pfd., und diese Kraft wurde, wie
                              es scheint, durch irgend einen Widerstand aufgehoben,
                              wenn sich die Last mit 32 1/4 engl. Meilen in der Zeitstunde bewegte. Dieser
                              Widerstand war aus der Reibung und aus dem Luftwiderstande zusammengesezt, und
                              zerfaͤllt also, die Reibung wie gewoͤhnlich zu 9 Pfd. auf die Tonne
                              angenommen, in 162 Pfd., welche auf Rechnung der Reibung, und in 260 Pfd., welche
                              bei einer Geschwindigkeit von 32 1/4 engl. Meil. auf Rechnung des Luftwiderstandes
                              kommen. Allein selbst dieser leztere Anschlag fuͤr den bisher
                              vernachlaͤssigten Luftwiderstand ist noch zu gering; denn Dr. Lardner hat durch
                              Vergleichung der an den beiden genannten Rampen erlangten gleichmaͤßigen
                              Geschwindigkeit, und angenommen, daß sich der Luftwiderstand wie das Quadrat der
                              Geschwindigkeiten verhalte, gefunden, daß der Betrag der Reibung nicht 9, sondern
                              nur um einen unbedeutenden Bruch mehr als 5 Pfd. per
                              Tonne ausmacht; wonach also von obigen 421 Pfd. nur 93 auf die Reibung und 328 auf
                              den Luftwiderstand kaͤmen. Dieser geringe Werth der Reibung ergab sich aus
                              einer Berechnung, bei der nichts weiter vorausgesezt wurde, als daß sich der
                              Luftwiderstand wie das Quadrat der Geschwindigkeit verhalte, und daß die Reibung der
                              zu den beiden Versuchen verwendeten Wagenzuͤge gleich sey. Die Zuͤge
                              bestanden freilich nicht aus denselben Wagen, allein sie waren in ihrem Baue
                              einander so aͤhnlich, hatten eine so gleiche Belastung, und liefen auf einer
                              gleichen Anzahl gleich großer Raͤder, so daß kein Grund vorhanden war, warum
                              die Reibung wesentlich verschieden gewesen seyn sollte. Aus einer
                              Veraͤnderung der Lasten bei den Versuchen an der Rampe von Whiston ergab sich
                              auch, daß der Luftwiderstand nicht merklich von dem Verhaͤltnisse des
                              Quadrates der Geschwindigkeit abwich. Nimmt man naͤmlich die Quadrate von 31
                              und 32 1/4, so wird man zwischen diesen beinahe dasselbe Verhaͤltnis, wie
                              zwischen 15,6 und 18, welches die bei den Versuchen angewendeten Lasten waren,
                              finden.
                           Noch ist Vieles in Betreff dieses wichtigen Gegenstandes zu erforschen uͤbrig,
                              und vieler Versuche bedarf es noch, bevor sich der mittlere Betrag des Widerstandes,
                              den die Luft auf den Eisenbahnen den Wagenzuͤgen entgegensezt, mit einiger
                              Genauigkeit bestimmen laͤßt. Mittlerweile ist soviel gewiß, daß der
                              Luftwiderstand bei der gewoͤhnlichen Geschwindigkeit der Wagenzuͤge
                              ein sehr bedeutender ist. Der durch die Reibung bedingte Widerstand duͤrfte
                              bereits so weit herunter gebracht seyn, daß jede weitere Verminderung desselben nur
                              von sehr geringem Einflusse auf die Kosten des Eisenbahnbetriebes seyn
                              koͤnnte; denn angenommen, daß es gelaͤnge, die Reibung ganz zu
                              beseitigen, so wuͤrde daraus doch nur eine Ersparniß von 20 Proc. an dem dermalen bei dem
                              Personentransporte Statt findenden Kraftaufwande hervorgehen.
                           Fraͤgt man nun, von welcher Seite denn eine solche Verminderung des
                              Widerstandes zu erwarten sey, wie sie zur Erlangung der von den Ingenieurs
                              beabsichtigten hohen Geschwindigkeit erforderlich scheint, so kommt vor Allem als
                              ausgemachtes Factum zu bedenken, daß jede Steigerung der Geschwindigkeit den
                              Widerstand nicht im Verhaͤltnisse dieser Steigerung, sondern im
                              Verhaͤltnisse des Quadrates der Geschwindigkeit vermehrt. Wenn sich z.B. der
                              an der Rampe von Whiston verwendete Wagenzug mit 60 anstatt mit 30 engl. Meilen in
                              der Zeitstunde bewegen sollte, so wuͤrde der Luftwiderstand nicht gegen 328,
                              sondern 1312 Pfd. betragen, wozu dann noch 93 Pfd. fuͤr die Reibung zu
                              zaͤhlen kommen. Um diese doppelt groͤßere Geschwindigkeit zu erlangen,
                              muͤßte die Kraft der Maschine also im Verhaͤltnisse von 421 zu 1405
                              erhoͤht werden! Wenn nun schon die dermaligen Maschinen so
                              schwerfaͤllig sind, und durch ihr großes Gewicht die Eisenbahnen zu Grunde
                              richten, was ist erst von Maschinen zu befuͤrchten, welche bei einer so
                              ungeheuer großen Kraft eine doppelt groͤßere Geschwindigkeit bekommen sollen?
                              Wir sind gewiß, daß jeder nuͤchterne Praktiker uns beistimmen wird, wenn wir
                              die Ueberzeugung aussprechen, daß bei dem dermaligen Stande der Kunst eine derlei
                              Geschwindigkeit unthunlich und unpraktisch ist.Der gelehrte Dr. Lardner hat auf diese seine Aeußerungen schon manche sarkastische
                                    Kritiken in verschiedenen Blaͤttern, und namentlich im Mechanics' Magazine Nro. 808 hinnehmen
                                    muͤssen. Man erinnert ihn bestaͤndig daran, daß er die
                                    Dampfschifffahrt uͤber den Ocean ein Paar Wochen vor ihrer wirklichen
                                    gluͤklichen Ausfuͤhrung noch fuͤr ganz
                                    unausfuͤhrbar erklaͤrt habe. Man haͤlt ihm vor, daß er
                                    auch hier wieder in den Fehler verfallen sey, auf unvollstaͤndige
                                    Daten ein ganzes Raisonnement zu bauen, ein Fehler, der Mathematikern, die
                                    keine Praktiker sind, nicht selten widerfaͤhrt. Man fraͤgt
                                    ihn, wie er glauben koͤnne, daß die Wagen bei gleichem Baue und
                                    gleichem Aeußeren auch gleiche Reibung haben muͤßten, da doch jeder
                                    Kutscher wisse, daß ein Wagen sich leichter fuͤhre als ein anderer,
                                    selbst wenn er ganz gleich gebaut ist. Man fraͤgt ihn, wie es komme,
                                    daß, wenn der Widerstand der Luft so gar ungeheuer ist, bei den lezten
                                    heftigen Stuͤrmen die Wagenzuͤge auf den englischen Bahnen
                                    durch den Wind verhaͤltnißmaͤßig
                                    nur wenig spaͤter oder fruͤher an den Stationen eintrafen, und
                                    dergleichen mehr. Man raͤth ihm endlich, die Sache noch weiter durch
                                    Versuche der mannigfaltigsten Art zu pruͤfen, bevor er sich zu
                                    bestimmten Ausspruͤchen verleiten lasse.A. d. R.
                              
                           –––––––––
                           Wir haͤngen endlich aus dem Aufsaze des Hrn. Dr.
                              Lardner noch das an, was darin zur
                              Erlaͤuterung der Instrumente, deren er sich in Gemeinschaft mit Hrn. Wood bei den verschiedenen Versuchen bediente, gesagt
                              ist, und was auch das Mechanics' Magazine in seiner Nr.
                              811 aufgenommen hat.
                           
                           Instrument zur Entdekung der senkrechten Abbiegung.
                              – Um die Stabilitaͤt der Bahn zu pruͤfen, entschlossen wir uns,
                              die Wirkungen zu beobachten, welche die Raͤder beim Hinrollen auf der Bahn
                              auf die Schienen und deren Unterlagen hervorbringen. Hr. Wood erfand zu diesem Zweke ein Instrument, welches aus einem einfachen
                              Hebel bestand, dessen kuͤrzerer Arm entweder unter den Rand der Schiene oder
                              unter einen an der Schiene befestigten Riegelhaken gebracht wurde. Sank die Schiene
                              herab, so wurde der Hebelarm herabgedruͤkt, und stieg die Schiene empor, so
                              stieg auch der Hebelarm in Folge der groͤßeren Schwere des laͤngeren
                              Hebelarmes. Jede Bewegung der Schiene nach Auf- oder nach Abwaͤrts
                              mußte also an dem entgegengesezten Hebelarme eine entgegengesezte Bewegung erzeugen;
                              und da die Hebelarme von ungleicher Laͤnge waren, so wurde die senkrechte
                              Abbiegung der Schiene durch die Bewegung des laͤngeren Hebelarmes in einem
                              verhaͤltnißmaͤßig groͤßeren Maaßstabe angedeutet. Um nun diese
                              Abbiegungen, welche gewoͤhnlich sehr rasch und durch die auf einander
                              folgenden Raͤder eines Wagenzuges in groͤßerer Anzahl erzeugt wurden,
                              zu registriren, bediente sich Hr. Wood derselben Methode,
                              die bereits an mehreren anderen sich selbst registrirenden Instrumenten in Anwendung
                              gebracht wurde. Ein schmaler langer Papierstreifen rollte sich von einer Walze, auf
                              die er aufgerollt worden, auf eine andere Walze, und lief hiebei uͤber eine
                              Scheibe, gegen die ein an dem laͤngeren Hebelarm angebrachter Zeichenstift
                              druͤkte. Die Bewegungen, welche der Zeichenstift auf und nieder machte, und
                              welche durch die Abbiegung der Schiene hervorgebracht wurden, haͤtten, wenn
                              das Papier unbeweglich geblieben waͤre, nur eine senkrechte Linie auf
                              demselben verzeichnet; durch die Bewegung des Papieres unter dem Zeichenstifte
                              erzeugte jede einzelne Bewegung des Zeichenstiftes aber eine Wellenlinie, und die
                              Gipfel dieser Wellen deuteten die Groͤße einer jeden einzelnen Abbiegung an.
                              Drei solcher Instrumente wurden von Hrn. Wood auf einmal
                              angewendet, um die gleichzeitige Abbiegung an verschiedenen Stellen beobachten zu
                              koͤnnen.
                           Instrumente zur Messung der seitlichen und horizontalen
                                 Abbiegungen. – Nachdem Hr. Dr. Lardner einige Zeit uͤber mit dem eben
                              beschriebenen Instrumente, welches, wie gesagt, nur zur Messung der senkrechten
                              Abbiegung der Schienen bestimmt war, experimentirt hatte, gelang es ihm, Instrumente
                              ausfindig zu machen, mit denen er im Stande war, auch eine aͤhnliche nach den
                              Seiten oder in horizontaler Richtung Statt findende Abbiegung zu messen. Diese
                              Instrumente bestanden aus einem zusammengesezten Hebel, durch den jede Bewegung des
                              kuͤrzeren Hebelarmes auf das Fuͤnfzigfache gesteigert wurde, so daß,
                              wenn derselbe in horizontaler Richtung um 1/50 Zoll ruͤk- oder
                              vorwaͤrts bewegt wurde, das Ende des laͤngeren Armes sich je nach der
                              Richtung der Bewegung des kuͤrzeren Hebelarmes um einen ganzen Zoll
                              auf- oder niederbewegte. Der kuͤrzere Hebelarm ruhte mit einer
                              gehaͤrteten staͤhlernen Spize auf einer kreisrunden staͤhlernen
                              Scheibe, welche an dem Ende eines kurzen Stabes oder Cylinders, der sich horizontal
                              in Fuͤhrern bewegte, angebracht war. Das andere Ende dieses Cylinders wurde
                              der Seite der Schiene dargeboten, an der ein gehaͤrteter staͤhlerner
                              Stift, welcher auf der Scheibe ruhte, befestigt war. Der in den Fuͤhrern
                              bewegliche Cylinder befand sich also zwischen den beiden staͤhlernen Spizen,
                              von denen die eine an der Schiene und die andere an dem kurzen Hebelarme angebracht
                              war. Der laͤngere oder Zeigerarm war mit einem Zeichenstifte ausgestattet,
                              durch den die Angaben des Instrumentes auf dieselbe Weise, wie an dem ersten
                              Instrumente des Hrn. Wood auf Papier verzeichnet wurden.
                              Zwei derartige Instrumente miteinander in Verbindung gebracht, gaben eine
                              vollkommene Darstellung der Wirkung, welche die Wagen auf die Schienen
                              ausuͤbten; denn es ist offenbar, daß die Schiene keine Einwirkung erleiden
                              konnte, welche nicht von dem einen oder dem anderen der beiden Instrumente
                              verspuͤrt, gemessen und registrirt wurde. Mit diesen Instrumenten wurden
                              mehrere hundert Bilder genommen, aus denen nicht nur die Wirkung der Wagen auf die
                              Schienen, sondern auch jene auf die Schienenstuͤhle, Steinbloͤke oder
                              Holzunterlagen hervorgingen.
                           Instrument zur Untersuchung der Lage der Schienen.
                              – Außer den angegebenen Instrumenten schlug Hr. Dr. Lardner auch noch ein anderes vor, womit
                              die Lage der Schienen an neuen Bahnen sowohl, als an solchen, die irgend eine Zeit
                              uͤber in Gebrauch gewesen, untersucht und ermittelt werden kann. An einer
                              geraden Bahnlinie sollen sich die beiden Schienen, auf denen die Wagenraͤder
                              ruhen, auf einem und demselben Niveau befinden, damit der Wagen eine vollkommen
                              horizontale Stellung bekomme. Eine neue Bahn soll so gelegt seyn, daß dieß wirklich
                              der Fall ist; nach einigem Betriebe der Bahn ist jedoch nicht zu erwarten, daß die
                              Schienen noch dieselbe vollkommene Lage haben. Die eine Schiene gibt haͤufig
                              wegen der verschiedenen Festigkeit der Unterlagen mehr nach als die andere; das
                              Niveau zwischen beiden geht verloren, und der Wagen steht nicht mehr so senkrecht
                              auf ihnen, wie dieß an einer frisch gelegten Bahn der Fall ist. Dr. Lardner gab nun ein
                              Instrument an, welches, wenn es langsam die Schienen entlang hingerollt wird, mit
                              großer Genauigkeit auf Papier verzeichnet, in welchem Grade die Schienen einer
                              Bahnlinie von dem gemeinschaftlichen Niveau abweichen. Das Spiel desselben laͤßt sich
                              leicht erklaͤren. Eine eiserne Roͤhre von beilaͤufig einem
                              Zolle im Durchmesser und einer der Spurweite der Bahn gleichkommenden Laͤnge
                              hat an ihren beiden Enden unter rechten Winkeln zwei an ihren Enden offene kurze
                              Schenkel. Wenn die Roͤhre in horizontale Stellung gebracht ist, so
                              koͤnnen die beiden kurzen Schenkel in senkrechte Stellung gebracht werden;
                              und wenn die horizontale Roͤhre zwischen den beiden Schienenlinien
                              ausgespannt ist, so werden sich die senkrechten Roͤhren oder Schenkel
                              unmittelbar uͤber der Mitte einer jeden Schiene befinden. Wenn nun dieses
                              Instrument auf einem senkrechten Rahmen fixirt, und auf Raͤder oder Rollen,
                              die auf den Schienen zu ruhen haben, gesezt worden, so traͤgt man Queksilber
                              in dasselbe ein, bis die horizontale Roͤhre ganz, und jede der beiden
                              senkrechten Roͤhren beilaͤufig zur Haͤlfte damit
                              gefuͤllt ist. Wenn die Raͤder, auf denen das Instrument ruht, auf den
                              Schienen stehen, so muß das Queksilber in den beiden senkrecht stehenden kurzen
                              Roͤhren, den Gesezen der Hydrostatik gemaͤß, auf gleicher Hoͤhe
                              stehen. Waͤren die beiden Schienen nicht auf gleichem Niveau, so
                              wuͤrde das Queksilber in der der tieferliegenden Schiene entsprechenden
                              Roͤhre hoͤher stehen. Wird das Instrument umgekehrt, so wird sich auch
                              die Stellung des Queksilbers in Bezug auf das Instrument umkehren, und in der
                              uͤber der tieferen Schiene befindlichen Roͤhre gleichfalls wieder
                              hoͤher stehen. Wenn nun das Instrument, was leicht geschehen kann, so
                              adjustirt ist, daß, wenn die Schienen vollkommen auf gleichem Niveau sind, die
                              Hoͤhe des Queksilberstandes in der einen der Roͤhren genau bekannt
                              ist, so wird jede Veraͤnderung, welche die Queksilbersaͤule erleidet,
                              waͤhrend das Instrument auf den Schienen fortgerollt wird, eine entsprechende
                              Abweichung der Schienen von dem Niveau andeuten; und diese Abweichung wird zweimal
                              so bedeutend seyn, als die Hoͤhe, um welche das Queksilber stieg oder fiel.
                              Damit auch dieses Instrument seine Angaben selbst registrire, brachte Hr. Dr.
                              Lardner auf der Queksilbersaͤule in der
                              Roͤhre einen Schwimmer an, der mit dem Queksilber stieg und fiel. An der
                              Stange dieses Schwimmers, welche sich in Fuͤhrern bewegte, befestigte er
                              einen Zeichenstift, der auf ein Papier, welches auf gewoͤhnliche Weise in
                              Bewegung gesezt wurde, die Curven verzeichnete, deren Hoͤhe uͤber
                              einer bestimmten Linie die Haͤlfte der Abweichung der Schienen von ihrem
                              gemeinschaftlichen Niveau andeutete. Unter allen den verschiedenen Instrumenten, zu
                              deren Erfindung die Untersuchung der Great-Western-Eisenbahn Anlaß
                              gab, ist keines von so allgemeinem Nuzen, wie dieses sich selbst registrirende
                              Nivellir-Instrument. Es ist nur zu bedauern, daß man erst so spaͤt auf
                              dasselbe kam, daß es nicht so vielfach angewendet werden konnte, als es zu
                              wuͤnschen war. Sein Nuzen wird uͤbrigens ein bleibender seyn; denn man
                              kann sich desselben bedienen, um zu erfahren, in welchem Zustande sich eine neu
                              gelegte oder eine beliebig lange Zeit gebrauchte Bahn befindet. Seine Angaben lassen
                              von Seite der Baucontrahenten keine Einwendungen zu. Es ist klar, daß sich dessen
                              Nuzen in der Praxis noch erhoͤhen laͤßt, wenn man dasselbe noch mit
                              zwei anderen, auf demselben Principe beruhenden Instrumenten, von denen jedes auf
                              einer Schiene zu laufen haͤtte, in Verbindung braͤchte. Diese beiden
                              Instrumente wuͤrden naͤmlich, abgesehen von dem Register, welches das
                              Hauptinstrument uͤber die Abweichungen der beiden Schienen von einem
                              gemeinschaftlichen Niveau fuͤhrt, auch noch alle die Abweichungen von dem
                              Niveau, welche an jeder einzelnen Schiene vorkommen koͤnnen, aufzeichnen.
                           Instrumente zur Messung der Schwingungen der Wagen.
                              – Quer uͤber den Boden des Wagens laͤßt man von einem Schlage
                              zum anderen eine eiserne Roͤhre laufen, von der aus an jedem Schlage ein
                              senkrechter Arm auf ungefaͤhr 12 Zoll Hoͤhe emporsteigt. Der
                              horizontale Theil dieser Roͤhre wird mit Queksilber gefuͤllt, und zwar
                              so, daß das Queksilber auch noch auf einige Zoll uͤber den Winkel, den die
                              Roͤhre bildet, in den senkrechten Roͤhren emporreicht. Die Einrichtung
                              ist also derjenigen aͤhnlich, welche an dem Instrument zum Messen des
                              Niveau's der Schienen getroffen ist. Die Hauptunregelmaͤßigkeit in der
                              Bewegung der Eisenbahnwagen besteht in einer seitlichen Schwingung zwischen den
                              Schienen, und diese wirkt unmittelbar auf die Queksilbersaͤule in der
                              Roͤhre, so daß diese Saͤule in den senkrechten Roͤhren in dem
                              Maaße schwanken wird, als die seitlichen Schwingungen des Wagens groß sind. In einem
                              der senkrechten Roͤhrenarme ist auf dem Queksilber ein Schwimmer anzubringen,
                              dessen Stange mittelst eines Zeichenstiftes auf die oben angegebene Weise die
                              einzelnen Schwingungen auf Papier verzeichnet. – Die Wagen haben aber auch
                              noch eine andere Schuͤttelbewegung, welche zum Theil aus der seitlichen
                              Schwingung, zum Theil daraus erwaͤchst, daß die eine oder die andere Seite
                              des Wagens sich abwechselnd auf und nieder bewegt, sey es, daß dieß durch die
                              Unregelmaͤßigkeiten des Niveau's der Schienen, oder dadurch veranlaßt wird,
                              daß die konischen Radkraͤnze in Folge der seitlichen Schwingungen an den
                              Schienen hinauf oder herab steigen. Diese Schuͤttelbewegung bewirkt, daß ein
                              an der einen oder anderen Seite des Wagens befindlicher Koͤrper abwechselnd
                              und in entsprechenden Zwischenzeiten um eine entsprechende Streke auf und nieder
                              bewegt wird. Diese Bewegung nun wurde auf folgende Weise gemessen. Zur Seite der
                              Wagen wurde einem der Schlaͤge zunaͤchst ein Heberbarometer angebracht, welcher aus
                              einer eisernen Roͤhre von beinahe einem Zoll im Lichten bestand. Dieser
                              Barometer stieg oder fiel in dem Maaße, als die Seite des Wagens emporstieg oder
                              herabsank, und dadurch ward dem Queksilber eine senkrechte Hin- und
                              Herbewegung mitgetheilt. Ein in dem kuͤrzeren Schenkel des Hebers
                              untergebrachter Schwimmer verzeichnete die Schwingungen gleichfalls wieder auf
                              Papier. – Abgesehen von den beiden angefuͤhrten Bewegungen sind die
                              Eisenbahnwagen gleich anderen Wagen mehr oder minder abwechselnden senkrechten
                              Stoͤßen des ganzen Kastens unterworfen, die gleichfalls gemessen werden
                              mußten, obschon sie von allen den Unregelmaͤßigkeiten der Wagenbewegung die
                              kleinsten waren. Zu diesem Zweke nun diente ein in der Mitte des Wagens angebrachter
                              kleiner, sich selbst registrirender Heberbarometer. – Alle diese drei
                              Instrumente lassen sich an einem und demselben Gestelle anbringen; ihre drei
                              Zeichenstifte haben auf ebensoviele Scheiben, uͤber die sich das Papier
                              bewegt, zu wirken. Die Papierrollen wurden saͤmmtlich mit einer und derselben
                              Kurbel in Bewegung gesezt, indem diese Kurbel auf eine Schneke und auf ein
                              Raͤderwerk wirkte, welches so eingerichtet war, daß sich saͤmmtliche
                              Papiere mit gleicher Geschwindigkeit uͤber die entsprechenden Scheiben
                              bewegten: vor jeder dieser Scheiben befand sich ein Stempel mit dem Buchstaben,
                              welcher die Art der auf das Papier verzeichneten Bewegung andeutete. Alle diese
                              Stempel waren an einer gemeinschaftlichen Stange befestigt, und ließen sich mit
                              einem Male mittelst des zu diesem Zweke angebrachten Hebels in Bewegung sezen. Eine
                              an dem Fenster des Wagens befindliche Person druͤkte in dem Momente, wo der
                              Wagen an einem Viertelmeilenzeichen voruͤberfuhr, mit der Hand auf den Hebel,
                              und druͤkte dadurch den entsprechenden Buchstaben auf das uͤber die
                              Scheibe laufende Papier. Das Papier wurde demnach durch die Buchstaben in
                              Raͤume, welche den einzelnen Viertelmeilen gleichkamen, getheilt. Die Angaben
                              dieses Instrumentes fallen so zur Genuͤge aus, daß man sich nach einem Blike
                              auf die von ihm gelieferten Bilder im Allgemeinen mit großer Sicherheit uͤber
                              den Zustand dieser oder jener Streke der Bahn aussprechen kann. An einer neuen Bahn
                              z.B. ist mit dem Instrumente der Uebergang von einem Durchstiche an einen Damm
                              sogleich zu erkennen, indem an lezterem wegen der Senkungen eine groͤßere
                              Unregelmaͤßigkeit der Oberflaͤche zu entstehen pflegt.