| Titel: | Ueber Photographie; von Dr. Fyfe in Edinburgh. | 
| Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XII., S. 56 | 
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                        XII.
                        Ueber Photographie; von Dr. Fyfe in
                           Edinburgh.
                        Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. Jul. 1839, S.
                              144.
                        Fyfe, uͤber Photographie.
                        
                     
                        
                           Die farblose Auflösung des Silbers in Salpetersäure liefert beim Abdampfen zur
                              Trokniß eine Masse, welche am Licht um so dunkler wird, je größer die Intensität
                              desselben ist und je länger sie ihm ausgesezt bleibt. Ein mit der Auflösung
                              überstrichenes Papier wird sich also dunkel färben; legt man aber irgend einen
                              Gegenstand darauf, welcher kein Licht hindurchläßt, so werden die zugedekten Theile
                              entweder weiß bleiben oder sich nach der Dichtigkeit des Gegenstandes färben; darauf
                              beruht nun die Photographie.
                           Es ist nicht meine Absicht hier das photographische Verfahren ganz im Detail zu
                              beschreiben; sondern ich beschränke mich hauptsächlich darauf, die Verbesserungen
                              anzugeben, welche ich an der (im polytechnischen Journal Bd. LXXI. S. 468 mitgetheilten) Methode des
                              Hrn. Talbot gemacht zu haben mir schmeichle.
                           Die Photographie zerfällt in drei Theile: die Zubereitung des Papiers; das Verfahren
                              Abdrüke oder Zeichnungen darauf hervorzubringen, und die Methode die erzeugten
                              Bilder zu erhalten oder gegen die fernere Einwirkung des Lichts zu schüzen.
                           
                        
                           
                           1. Verfahren das Papier
                                 zuzubereiten.
                           Papier, welches man mit salpetersaurer Silberauflösung bestreicht, wird am Licht zwar
                              dunkel, ist aber gar nicht empfindlich; es wurden daher
                              andere Methoden vorgeschlagen, um es für die photographischen Zweke zuzubereiten.
                              Hr. Talbot empfahl anfangs dasselbe zuerst mit einer
                              schwachen Auflösung von Kochsalz zu tränken und nachdem es troken ist, es aus einer
                              Seite mit Silberauflösung zu überstreichen, wobei sich Chlorsilber bildet und auf
                              dem Papier haftend bleibt. So zubereitetes Papier färbt sich am Licht um so dunkler,
                              je stärker die angewandten Auflösungen waren; man kann es daher vom Lilas bis zum
                              dunklen Purpur, dem Schwarz annähernd, erhalten.
                           Wenn man Papier nach diesem Verfahren zubereitet, ist es sehr schwer das Chlorsilber
                              gleichförmig auf seiner Oberfläche zu verbreiten, daher es am Licht meistens sehr
                              verschiedene Farbentöne annimmt. Dieß veranlaßte mich, andere Silbersalze zu
                              versuchen, und am besten schien mir phosphorsaures Silber
                              dem Zwek zu entsprechen, welches beim Vermischen einer salpetersauren
                              Silberauflösung mit phosphorsaurem Natron entsteht. Ich löse hiezu gewöhnlich einen
                              Theil phosphorsauren Natrons für sich in beiläufig acht Theilen Wasser auf und das
                              salpetersaure Silber ebenfalls besonders in ungefähr sechs Theilen Wasser. Das
                              Papier wird zuerst mit dem phosphorsauren Natron getränkt und dann getroknet, worauf
                              man das salpetersaure Silber auf einer Seite desselben mit einer Bürste aufträgt,
                              das Papier wieder troknet und dann noch einmal durch das Natronsalz nimmt, damit
                              sich alles überschüssige Silber in phosphorsaures verwandelt. So zubereitetes Papier
                              ist gelblich gefärbt und wird am Licht schwarz.
                           Anstatt das Papier nach dem so eben beschriebenen Verfahren zuzubereiten, wende ich
                              auch häufig geradezu phosphorsaures Silber an, indem ich salpetersaures Silber in
                              phosphorsaures Natron tropfe, den gelben Niederschlag sich absezen lasse und die
                              überstehende Flüssigkeit abgieße; der Niederschlag muß in steinernen Flaschen oder
                              an einem dunkeln Orte aufbewahrt werden, da er gegen das Licht außerordentlich
                              empfindlich ist. Er wird mit einer breiten Bürste auf das Papier aufgetragen und
                              dieses dann wie gewöhnlich getroknet. Anfangs ist es etwas schwer, das phosphorsaure
                              Silber gleichförmig aus dem Papier zu verbreiten, bei einiger Uebung gelingt dieß
                              aber leicht und dann hat das Verfahren den Vortheil, daß es viel wohlfeiler als die
                              früher empfohlenen ist. Bisweilen verseze ich die Flüssigkeit mit ein wenig Schleim, um das
                              Silbersalz leichter schwebend darin zu erhalten.
                           Man kann das Papier noch nach anderen Methoden zubereiten, welche zwar kein so
                              empfindliches liefern, aber wohlfeiler sind als die angegebenen; es läßt sich hiezu
                              nämlich eine Auflösung von gefälltem phosphorsaurem Silber in äzendem oder
                              kohlensaurem Ammoniak anwenden; oder eine Auflösung von kohlensaurem Silber, welche
                              man erhält, indem man eine starke salpetersaure SilberauflösungUm salpetersaures Silber zu bereiten, löst man reines Silber in Salpetersäure
                                    auf, die mit ihrem gleichen Volum Wasser verdünnt ist, wobei man darauf
                                    achtet, daß mehr Silber vorhanden ist, als die Säure auflösen kann; die
                                    erhaltene Auflösung verdünnt man mit beiläufig vier oder fünf Theilen
                                    Wasser. A. d. O. mit einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Ammoniak versezt. Beide
                              Flüssigkeiten werden auf eine Seite des Papiers mit einer Bürste aufgetragen. So
                              zubereitetes Papier ist weiß und färbt sich am Licht gleichförmig bräunlich.
                           
                        
                           2. Verfahren Abdrüke oder Bilder auf dem
                                 Papier zu erzeugen.
                           Nach dem Vorhergehenden ist klar, daß das einfachste Verfahren die Abdrüke oder
                              Bilder hervorzubringen, darin besteht, den Gegenstand, dessen Abzeichnung man
                              wünscht, auf das Papier zu legen und es dann dem Licht auszusezen. Zu diesem Zwek
                              sollte er möglichst genau dem Papier anliegen, daher man ihn am besten in einen
                              Rahmen hinter einer Glastafel anbringt und ihn rüklings an dieselbe mittelst eines
                              ausgestopften Küssens andrükt. Die erforderliche Zeit hängt natürlich von der
                              Intensität des Lichts und der Dichtigkeit des Gegenstandes ab; man hat übrigens sehr
                              darauf zu achten, daß der Gegenstand lange genug dem Licht ausgesezt wird und daß
                              die Einwirkung des Lichts doch nicht zu lange fortdauert; denn wenn sie nicht lange
                              genug währt, erhält man zwar den Umriß, aber die Abbildung wird nicht in allen
                              Theilen deutlich; dauert sie hingegen zu lange fort, so fangen die schwächeren
                              Theile an dunkler zu werden und das Bild wird undeutlich. Nur durch Uebung lernt man
                              die erforderliche Zeit treffen; bei starkem Sonnenschein wird eine Minute für manche
                              Gegenstände hinreichend seyn: wenn kein Sonnenschein da ist, können eine oder zwei
                              Stunden erforderlich seyn und in diesem Falle ist man auch der Gefahr überhoben, die
                              Bilder durch zu langes Aussezen zu zerstören, weil das Licht nicht intensiv genug
                              ist, um die schwächeren Theile zu sehr zu dunkeln.
                           Abdrüke von Kupferstichen kann man auf dieselbe Art
                              erhalten; anstatt aber
                              auf dünnes Papier abgezogene Kupferstiche hiezu anzuwenden, durch welche das Licht
                              allerdings am leichtesten durchdringt, ist es nach meiner Ansicht doch besser,
                              solche auf dikem Papier zu nehmen, weil der Abdruk durch das photographische
                              Verfahren dann viel kräftiger ausfällt.
                           Camera obscura. Hr. Talbot
                              hat bereits die Anwendung der camera obscura zu
                              photographischen Zweken beschrieben. Man kann auf diesem Wege allerdings Bilder
                              erhalten; sie haben aber, soweit meine Erfahrung reicht, in den kleinsten Details
                              nicht die Deutlichkeit derjenigen, welche das oben beschriebene Verfahren liefert.
                              Da das Licht zuerst durch die Linse dringen muß, so wirkt es nicht so ganz kräftig
                              auf das Papier, als wenn es bloß durch eine gewöhnliche Glasscheibe zu gehen hat.
                              Derselbe Fall ist es mit dem reflectirten Licht, daher man den Spiegel, welchen man
                              sonst in den dunkeln Kammern anwendet, um das Bild so darzustellen, daß es durch den
                              Künstler gezeichnet werden kann, weglassen muß. Man befestigt demnach, um Bilder
                              mittelst der camera obscura darzustellen, das
                              zubereitete Papier auf der Rükseite der Büchse (des cylindrischen Gehäuses), der
                              Linse gerade entgegengesezt; ich fand es auch sehr vortheilhaft in diesem Falle das
                              Papier feucht anzuwenden und es die ganze Zeit über so zu erhalten. Zu diesem Zwek
                              bringe ich es, nachdem es befeuchtet worden ist, zwischen ein Küssen und eine
                              Glasscheibe, welche dicht zusammengebunden sind, um das Entweichen der Feuchtigkeit
                              möglichst zu verhindern. Auf diese Art gelang es mir in wenigen Minuten einen
                              schwachen Umriß von dem der Linse ausgesezten Gegenstand zu erhalten.
                           Die camera obscura bietet ein gutes Mittel dar, Profile
                              von Büsten zu nehmen, aber nicht durch das von der Büste reflectirte Licht, sondern
                              indem man sie zwischen die Linse und die Lichtquelle bringt. Die Büste kann z.B. bei
                              Sonnenschein an ein offenes Fenster gestellt und das Bild von ihr auf das
                              zubereitete Papier geworfen werden; dabei ist die Vorsicht anzuwenden, daß die
                              Vorderseite schwach gegen die Lichtquelle geneigt wird, damit sie ihren Umriß
                              möglichst deutlich liefert.
                           Radirte Gegenstände. Havell in London hat ein Verfahren
                              beschrieben, um nach der photographischen Methode Abbildungen von Gegenständen zu
                              erhalten, die auf Glas radirt sind. Das Glas wird mit dem sogenannten Aezgrund
                              überzogen und nachdem die Figur darauf radirt ist, trägt man Ruß auf, um den Firniß
                              zu dunkeln, so daß er kein Licht durchläßt; da an den durch die Radirnadel
                              entblößten Theilen des Glases der Ruß nicht hängen bleibt, sondern leicht mit einem
                              Tuch davon abgewischt werden kann, so kann das Licht frei durch die Radirung dringen. Sezt man
                              diese also mit dem zubereiteten Papier hinter ihr dem Licht aus, so erhält man eine
                              sehr schöne Abbildung. Die gefirnißte Seite der
                              Glasscheibe muß bei diesem Verfahren zunächst an das Papier gebracht und dieses
                              mittelst eines Küssens an die Radirung angedrükt werden, um ein scharfes Bild zu
                              erhalten. Wenn die ungefirnißte Glasseite dem Papier anliegt, wird das Bild sehr
                              undeutlich, weil das Licht, wenn es durch die ihm ausgesezten Theile des Glases
                              geht, zerstreut wird, so daß die Linien in einander verlaufen.
                           Da sich auf diese Art so leicht Bilder darstellen lassen, so vermuthete ich, daß sich
                              das Verfahren noch viel weiter ausdehnen ließe, so daß man z.B. Copien von
                              Oehlgemählden darstellen könnte, zu welchem Zwek ich verschiedene Methoden
                              einschlug. Eine derselben bestand darin, das Glas mit einem durchsichtigen Firniß zu
                              überziehen, etwa mit einer dünnen Auflösung von canadischem Balsam in Terpenthinöhl,
                              und nachdem man die Glasscheibe auf das Oehlgemälde gelegt hat, dasselbe wie
                              gewöhnlich auf dem Firniß auszuradiren; sodann das Glas schwach zu erhizen, um den
                              Firniß zu erweichen, welcher hierauf mit Ruß geschwärzt werden muß, indem man ihn
                              über die Flamme einer Argand'schen Gaslampe hält. Der Firniß darf hiebei nicht zu
                              sehr erweicht werden, und nachdem er erkaltet ist, wird der Ruß mit einem Tuch von
                              den durch die Radirnadel entblößten Stellen des Glases abgewischt. Ein anderes
                              Verfahren besteht darin, eine Seite des Glases mit einem Kleister von solcher Dike
                              zu überziehen, daß er nach dem Austroknen durchscheinend bleibt, dann das Glas mit
                              der nicht überzogenen Seite auf das Gemälde zu legen, welches man nun mit einem
                              Pinsel auf die Stärke zeichnen und dann auf der anderen Seite, wie vorher angegeben
                              wurde, ausradiren kann. Die Bilder werden mit solchen radirten Gläsern auf
                              gewöhnliche Art dargestellt.
                           Bei diesen durchsichtigen Radirungen läßt sich auch die camera
                                 obscura anwenden, denn anstatt ein mit Firnißgrund (Aezgrund) überzogenes
                              Glas anzuwenden, wie es gewöhnlich geschieht, zeichnet man den Gegenstand auf mit
                              Kleister überzogenes Glas und radirt ihn dann auf der anderen Seite aus, wie ich es
                              angegeben habe.
                           Es ist mir auch gelungen, ein Verfahren auszumitteln, wodurch
                                 die Bilder eine Aehnlichkeit mit Oehlgemälden erhalten. Bei der vorher
                              beschriebenen Methode wird Papier oder irgend eine einsaugende Substanz benuzt. Wie
                              ich bereits bemerkte, läßt sich zu den photographischen Zweken in Wasser
                              suspendirtes phosphorsaures Silber benuzen, was mich auf den Gedanken brachte, es in
                              Verbindung mit einem Firniß anzuwenden, in der Hoffnung, dadurch Bilder auf gewöhnlichem
                              Malertuch oder Metall darstellen zu können. Dieß gelang mir auch eben so gut wie auf
                              Papier. Als Firniß benuzte ich canadischen Balsam und Terpenthinöhl, womit das durch
                              vorsichtiges Erwärmen bei ausgeschlossenem Lichte getroknete phosphorsaure Silber
                              gut angerührt wurde, worauf man mit dem Gemisch das zuvor wie für ein Oehlgemälde
                              vorbereitete Malertuch firnißte; nach dem Austroknen desselben wurde dann das Bild
                              auf gewöhnliche Art dargestellt und war so glänzend wie ein Oehlgemälde.
                           Nach diesem Verfahren lassen sich auch eben so deutliche und feurige Bilder auf
                              Metall darstellen. Vielleicht können sich durch dasselbe die Graveurs sehr oft die
                              Zeit und Mühe sparen, die zu stechende Figur auf das Metall aufzuzeichnen.
                           Nach den bisher beschriebenen Verfahrungsarten werden die Bilder durch die Einwirkung
                              des Sonnenlichts hervorgebracht. Derselbe Zwek wird auch durch das Licht des
                              Knallgas-Löthrohrs erreicht, und es ist gar nicht einmal nöthig, ein so
                              intensives künstliches Licht anzuwenden. Ich habe gefunden, daß wenn man das Licht
                              eines gewöhnlichen Feuers durch Metallspiegel concentrirt, das Papier gedunkelt
                              wird, und daß dieß auch durch die Flamme einer Gaslampe geschieht. Natürlich ist
                              dann viel längere Zeit erforderlich als beim Sonnenlicht. Es gelang mir auf diese
                              Art fast eben so deutliche Abbildungen von getrokneten Blättern darzustellen, wie
                              durch das Sonnenlicht; man braucht auch hiezu nicht einmal einen Metallspiegel, denn
                              als ich das Papier mit dem darauf befindlichen Blatte in einem Rahmen dem Licht
                              eines gewöhnlichen Gasbrenners in einer Entfernung von wenigen Zollen aussezte,
                              erhielt ich Bilder, wovon mehrere, welche freilich nur in kleinem Maaßstabe waren,
                              den durch das Sonnenlicht erzielten nichts nachgaben.
                           Wenn man die Strahlen durch einen Metallspiegel concentriren könnte, so daß man keine
                              Linsen brauchte, wäre dieses ohne Zweifel eine große Verbesserung an der camera obscuaa und vielleicht ist dieses Hrn. Daguerre bei der seinigen gelungen.
                           
                        
                           3. Verfahren die Bilder zu
                                 conserviren.
                           Da die Bilder durch die Einwirkung des Lichts auf die Silberverbindung hervorgebracht
                              werden, so ist klar, daß wenn das Papier nochmals dem Licht ausgesezt wird, lezteres
                              wieder darauf zu wirken anfängt und es endlich ganz dunkelt, so daß sich das Bild
                              verwischt; es ist also ein Verfahren nöthig, um die Bilder zu conserviren. Hr. Talbot empfahl zwei Methoden für die mit Chlorsilber
                              dargestellten Bilder, nämlich Behandlung derselben mit Jodkalium oder mit Kochsalz. Wenn man eine
                              Auflösung von salpetersaurem Silber mit einer solchen von Jodkalium versezt, fällt
                              gelbes Jodsilber nieder; dasselbe geschieht, wenn Jodkalium auf Papier aufgetragen
                              wird, welches vorher mit Chlorsilber überzogen wurde, und wenn die Auflösung
                              ziemlich stark ist, wirkt sie auch auf das bereits gedunkelte Chlorsilber und
                              verwandelt es in das gelbe Jodsilber, welches durch das Licht nicht im Geringsten
                              afficirt wird. Wenn man also das Papier, worauf sich das Bild befindet, durch eine
                              nur schwache Auflösung von Jodkalium nimmt, so wirkt diese nur auf das weiße
                              Chlorsilber und verwandelt es in unveränderliches Jodsilber. Es ist hiebei natürlich
                              durchaus nöthig, die Auflösung des Jodkaliums von solcher Stärke anzuwenden, daß sie
                              nicht auf die schwachen Theile des Bildes wirken kann. Nachdem das Papier durch sie
                              genommen ist, muß man es aber einige Zeit in Wasser lassen, um das überflüssige
                              Jodkalium abzuwaschen, welches, wenn es darauf zurükbliebe, nach und nach das ganze
                              Bild zerstören würde; und selbst bei dieser Vorsicht finde ich es sehr schwierig,
                              dasselbe unversehrt zu erhalten. Die zweite von Hrn. Talbot empfohlene Methode besteht darin, das Papier in eine Auflösung von
                              Kochsalz zu tauchen; sie scheint jedoch den Zwek nicht so gut zu erfüllen,
                              wenigstens mißlang mir dieß bei mehreren Versuchen, und selbst wenn das Bild auf
                              diese Art conservirt werden kann, hat das Verfahren doch den Nachtheil, daß das
                              Aussehen des Bildes durchaus geändert wird und dasselbe seinen ursprünglichen Glanz
                              verliert.
                           Ich habe bereits bemerkt, daß ich das phosphorsaure Silber vorziehe, nicht nur weil
                              es eben so empfindlich wie das Chlorsilber ist, sondern auch weil es eine größere
                              Mannichfaltigkeit von Nüancen liefert; dazu kommt noch der Vortheil, daß sich die
                              Bilder leichter conserviren lassen. Nach vielen fruchtlosen Versuchen fand ich
                              endlich, daß das durch das Licht gedunkelte phosphorsaure Silber sich in Ammoniak
                              nicht auflöst, obgleich sich das gelbe Silbersalz darin leicht löst. Dieß benuzte
                              ich zur Conservirung der Bilder, welche mir endlich vollkommen gelang, indem ich die
                              Vorsicht gebrauchte, die ammoniakalische Auflösung wegzuwaschen, denn wenn man diese
                              darauf läßt, wird das Bild am Licht immer dunkler und zulezt ganz zerstört. Das
                              Verfahren, welches ich jezt befolge, besteht darin, das Papier in eine verdünnte
                              Auflösung von Ammoniak (einem Theil Hirschhornspiritus auf beiläufig sechs Theile
                              Wasser) zu bringen und es darin zu lassen, bis die gelben Theile weiß wurden,
                              folglich alles phosphorsaure Silber aufgelöst ist, worauf die ammoniakalische Lösung
                              vollständig mit Wasser abgewaschen wird. Das Papier sollte dann, wenn es beinahe
                              troken ist, unter einem Druk noch vollständig aus getroknet werden, damit es sich
                              nicht runzelt und damit auch das Bild seine ursprüngliche Schärfe beibehält, welche
                              es ohnedieß verlieren würde, indem die Faser durch das wiederholte Nässen in die
                              Höhe gehoben ist.
                           Obgleich nun die mit phosphorsaurem Silber dargestellten Bilder auf diese Art
                              conservirt werden können, so behalten sie doch nicht genau ihr ursprüngliches
                              Aussehen. Diejenigen Theile, welche durch Ammoniak weiß gemacht wurden, erhalten
                              nämlich, weil sich ein Theil des Silbers mit dem Papier verbunden hat, nach und nach
                              einen röthlichen Stich, wodurch sie aber doch an Glanz nichts verlieren, sondern im
                              Gegentheil schöner werden, indem dieser Farbenton mit den dunkleren Theilen einen
                              gefälligen Contrast bildet. Ich habe gefunden, daß kohlensaures Ammoniak, welches
                              wohlfeiler ist, den Zwek eben so gut erfüllt wie äzendes; gewöhnlich löse ich einen
                              Theil dieses Salzes in ungefähr vier Theilen Wasser auf, lasse das Papier darin
                              beiläufig eine Minute, wasche es dann ab und trokne es gepreßt, wie schon erwähnt
                              wurde. Die so behandelten Bilder erhalten denselben röthlichen Stich.
                           Ich habe oben angegeben, daß das Papier auch auf die Art zubereitet werden kann, daß
                              man es mit einem Gemisch von salpetersaurem Silber und kohlensaurem Ammoniak
                              bestreicht. Die mit solchem Papiere dargestellten Bilder lassen sich leicht
                              conserviren, denn man braucht sie nur mit Wasser abzuwaschen, um die Verbindung,
                              worauf das Licht nicht wirkte, zu beseitigen. Die Bilder erhalten übrigens auch den
                              röthlichen Stich, wie die mit phosphorsaurem Silber dargestellten.
                           Man hat noch andere Schuzmittel empfohlen, z.B. die Bilder mit einer gelben Farbe zu
                              firnissen, in der Absicht, den Durchgang des chemischen Lichtstrahls möglichst zu
                              verhüten; die oben angegebenen Methoden sind aber, besonders wenn man phosphorsaures
                              oder kohlensaures Silber anwendet, so einfach und wirksam, daß wir uns damit
                              begnügen können.
                           Ich will hier noch kurz einer schäzbaren praktischen Anwendung der Photographie
                              erwähnen, nämlich zur Verminderung der Arbeiten des
                                 Lithographen. Um irgend einen Gegenstand, z.B. eine getroknete Pflanze, auf
                              dem Stein abzudruken, oder um einen Kupferstich zu copiren, ist es nöthig, ihn auf
                              Papier aufzuzeichnen, und nachdem man ihn nochmals mit lithographischem Tusch
                              gezeichnet hat, ihn auf den Stein zu übertragen. Verschafft man sich nun durch das
                              photographische Verfahren eine Abbildung auf Papier, so erspart man die ganze Arbeit
                              des ersten Aufzeichnens. Man braucht aber nicht einmal Papier anzuwenden, da das Bild durch das Licht
                              sogleich auf dem Stein erzeugt werden kann, der das phosphorsaure Silber leicht
                              annimmt und folglich gerade so wie Papier vorbereitet werden kann; nachdem das Bild
                              darauf hervorgebracht ist, zeichnet man es mit dem lithographischen Tusch nach.
                              Durch dieses Verfahren erspart man nicht nur viel Arbeit, sondern die Abbildung muß
                              auch in den zarten Details viel genauer werden, als durch das Aufzeichnen.Ich verdanke diese Anwendung der Photographie dem Lithographen Hrn. Nichol, welcher so dargestellte lithographische
                                    Abdrüke der Socity of arts vorlegte. Für den
                                    Werth dieses Verfahrens spricht folgender Umstand: als ich am Abend des 17.
                                    Aprils eine photographische Abbildung von getroknetem Farrenkraut vorzeigte,
                                    wurde sie von Hrn. Forrester im Verlaufe von zwei
                                    Stunden lithographirt und gedrukt, wozu man bei dem gewöhnlichen Verfahren
                                    viele Stunden hatte arbeiten müssen, ohne jedoch eine so genaue Abzeichnung
                                    zu erhalten.A. d. O.
                              
                           
                        
                           Verfahren Bilder darzustellen, bei
                                 welchen Licht und Schatten nicht umgekehrt sind.
                           Bei den verschiedenen Methoden zur Darstellung photographischer Bilder, welche wir
                              bisher mitgetheilt haben, erhält man Licht und Schatten immer umgekehrt, denn da die
                              Silberverbindung durch das Licht gedunkelt wird, so behält das Papier allenthalben,
                              wo kein Licht durchdringen kann, seine ursprüngliche Farbe bei. Die Bilder sind
                              natürlich als Umrisse genau, aber in vielen Fällen keineswegs gefällig; ein
                              Verfahren sie so darzustellen, daß Licht und Schatten nicht umgekehrt sind, der
                              Gegenstand also getreu abgebildet ist, muß daher sehr erwünscht seyn; dieß gelang
                              mir auch durch Anwendung von Jodkalium.
                           Ich habe schon bemerkt, daß das durch die Einwirkung des Lichts geschwärzte
                              phosphorsaure Silber durch Jodkalium augenbliklich in gelbes Silbersalz verwandelt
                              wird, vorausgesezt, daß dessen Auflösung stark genug ist; ist sie schwach, so
                              erfolgt die Wirkung langsam. Bei einigen Bildern, welche ich auf diese Art zu
                              conserviren suchte, bemerkte ich, daß sie dem Licht ausgesezt ganz matt wurden, was
                              mich veranlaßte, die Wirkung des Lichts auf ein gedunkeltes Papier zu versuchen,
                              welches mit Jodkalium-Auflösung von solcher Stärke getränkt ist, daß sie es
                              gerade nicht augenbliklich angreifen kann. Bei meinem ersten Versuche gelang es mir,
                              das Papier zu bleichen, der zweite schlug fehl. Bei Betrachtung der Umstände, unter
                              welchen diese Versuche gemacht wurden, fand ich, daß der Unterschied nur darin
                              bestand, daß bei dem ersten das Papier feucht war, bei dem lezten troken. Als ich
                              daher den Versuch mit feuchtem Papier wiederholte, gelang es mir wieder eine
                              Abzeichnung des auf das Papier gelegten Gegenstandes zu erhalten, welche so deutlich
                              und zugleich so lebhaft war, wie man sie nach dem gewöhnlichen Verfahren erhält.
                           Jezt wende ich folgende Methode an: ich lasse das mit phosphorsaurem Silber
                              zubereitete Papier sich dunkeln, tauche es hierauf in eine
                              Jodkalium-Auflösung von solcher Stärke, daß sie nicht augenbliklich darauf
                              wirkt, und seze das Papier, während es noch feucht ist,
                              mit dem darauf befindlichen Gegenstand so lange dem Licht aus, bis der exponirte
                              Theil des Papiers gelb wird. In diesem Falle hat nämlich das Jodkalium ein
                              Bestreben, das dunkle phosphorsaure Silber in gelbes Jodsilber zu verwandeln, was
                              ohnedieß nach und nach geschehen würde, aber durch das Licht beschleunigt wird; wenn
                              also der Gegenstand auf dem Papier von dem Lichte nicht durchdrungen wird, wird die
                              Abbildung durchaus schwarz, ist er aber von verschiedener Dichtigkeit, so daß er das
                              Licht in verschiedenem Grade hindurchläßt, so zeigt die Abbildung Licht und
                              Schatten, wie sie auf dem Gegenstande selbst sind, indem die Stellen hinter den
                              dichten Theilen ihre ursprüngliche Schwärze beibehalten, diejenigen hinter den
                              weniger dichten aber in dem Maaße, als sie das Licht durchlassen, mehr oder weniger
                              gebleicht werden. Bewahrt man so erhaltene Abbildungen auf, so fangen sie an matt zu
                              werden, weil das Jodkalium zwar langsam, aber fortwährend seine Wirkung ausübt; es
                              ist daher eine conservirende Behandlung derselben nöthig. Nach vielen Versuchen fand
                              ich, daß bei weitem die beste und einfachste darin besteht, sie bloß in Wasser
                              einzutauchen, so daß alles Jodkalium, worauf das phosphorsaure Silber nicht gewirkt
                              hat, weggewaschen wird, wodurch man jede weitere Wirkung desselben vollkommen
                              beseitigt. Die Bilder verlieren dann ihre ursprüngliche Schönheit nicht im
                              Geringsten mehr und können beliebig lange dem Sonnenscheine ausgesezt werden, ohne
                              die mindeste Veränderung zu erleiden.
                           Es gelang mir auch auf dieselbe Art Bilder mit Chlorsilber hervorzubringen; dazu ist
                              es aber nöthig, eine viel schwächere Jodkalium-Auflösung anzuwenden, weil das
                              Chlorsilber leichter davon angegriffen wird. In beiden Fällen muß man die
                              Jodkalium-Auflösung von solcher Stärke bereiten, daß sie gerade wirkt und sie
                              vor ihrer Anwendung noch mit etwas Wasser abschwächen. Für das phosphorsaure Silber
                              wird gewöhnlich 1 Theil Jodkalium in 10 Th. Wasser und für das Chlorsilber in
                              beiläufig 30 Th. Wasser aufgelöst, eine Flüssigkeit von der erforderlichen Stärke
                              geben. Zum Conserviren der Bilder muß das Abwaschen und Troknen unter Druk beibehalten werden.Prof. v. Kobell in München gab, noch ehe Talbot's erste Versuche in Deutschland bekannt
                                    wurden, folgende Vorschrift zur Zubereitung des Papiers mit Chlorsilber:Das Papier wird in einer Auflösung von Kochsalz, mit 1 Gewichtstheil Salz und
                                    15 Theilen Wasser bereitet, vollkommen getränkt und, wenn es größten Theils
                                    bis zum Feuchtseyn getroknet ist, die stellenweise darauf noch befindliche
                                    Salzlösung mit weißem Fließpapier abgenommen. Es wird dann die eine Seite
                                    desselben mit einer Silberauflösung, 1 Th. salpetersaures Silber und 3 Th.
                                    Wasser, durch gehöriges Darüberziehen in einem flachen Teller genezt, das
                                    Papier im Dunkeln, bis die Oberfläche nicht mehr feucht glänzt, getroknet
                                    und dann noch zwei- bis dreimal auf dieselbe Art mit abwechselndem
                                    Troknen mit der Silberauflösung überzogen. Ein solches Papier kann in einem
                                    wohlschließenden Buche aufbewahrt werden.Zum Copiren von Kupferstichen etc. legte er auf das angefeuchtete Papier das
                                    Object und darüber ein Spiegelglas, um darauf die Sonnenstrahlen einwirken
                                    zu lassen, v. Kobell und Steinheil erhielten dadurch, daß sie zu Objecten Zeichnungen
                                    nahmen, welche auf Glas oder Glimmer in schwarzem Grunde radirt waren,
                                    sogleich Bilder von richtiger Schatten- und Lichtstellung.Zum Fixiren der Bilder benuzte v. Kobell anfangs
                                    Aezammoniak und später auch unterschwefligsaures Kali. Ueber beide äußert er
                                    sich folgendermaßen: Das Papier wird in Aezammoniak gelegt, bis das
                                    unzersezte Chlorsilber aufgelöst ist, dann in Wasser wohl gewaschen und
                                    getroknet. Um den Grund der Zeichnung möglichst wenig gefärbt zu erhalten,
                                    ist es gut, frisch bereitetes Papier anzuwenden und beim Fixiren dasselbe
                                    eine hinlängliche Zeit in Ammoniak liegen zu lassen, weil es sonst mehr oder
                                    weniger nachdunkeln kann. Die fixirte Zeichnung hat eine schöne dunkelbraune
                                    Farbe. Wendet man statt des Ammoniaks unterschwefligsaures Kali an, so kann
                                    man das Papier, d.h. den Grund der Zeichnung ganz weiß erhalten, die
                                    Zeichnung nimmt aber eine dunkelviolette, bei längerem Liegen in demselben
                                    eine grauschwarze Farbe an. Da sich übrigens bei Ueberschuß von
                                    salpetersaurem Silber, welcher nöthig ist, um das Papier möglichst
                                    empfindlich zu machen, durch das unterschwefligsaure Kali ein Gemenge von
                                    Schwefelsilber und unterschwefligsaurem Silberoxyd auf dem Papiere
                                    präcipitirt, so wird das Papier graulichgelb und flekig, wenn man nicht die
                                    Vorsicht beobachtet, vor dem Fixiren dasselbe in ein gegen das Licht
                                    geschüztes Gefäß mit heißem Wasser zu legen, um den Ueberschuß des
                                    salpetersauren Silbers auszuziehen. Nach etwa 10 Minuten wird es
                                    herausgenommen, noch einmal in kaltes Wasser und dann in das
                                    unterschwefligsaure Kali gelegt. Nach 8–12 Minuten kann es
                                    herausgenommen, in kaltem Wasser abgewaschen und getroknet werden.A. d. R.