| Titel: | Verbesserter Apparat zur Vertilgung von Unkraut und Ungeziefer auf den Aekern, worauf sich John Winrow, Mechaniker von Gunthorpe in der Grafschaft Nottingham, am 8. Nov. 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XLI., S. 176 | 
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                        XLI.
                        Verbesserter Apparat zur Vertilgung von Unkraut
                           und Ungeziefer auf den Aekern, worauf sich John Winrow, Mechaniker von Gunthorpe in der
                           Grafschaft Nottingham, am 8. Nov. 1838 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Sept. 1839, S.
                              353.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Winrow's verbesserter Apparat zur Vertilgung von Unkraut und
                           Ungeziefer auf den Aekern.
                        
                     
                        
                           Der Zwek gegenwärtiger Erfindung ist 1) wirksame und wohlfeile Vertilgung der
                              Unkräuter und ihrer Samen, so wie auch der Insecten und ihrer Eier während des
                              Pflügens oder der sonstigen Bestellung des Landes zur Saat; und 2) Vertilgung gewisser
                              Fliegen und Insecten, welche der bereits ausgegangenen Saat Schaden bringen, z.B.
                              des Erdflohes u. dergl. Erreicht soll dieser Zwek werden durch eine neue
                              Anwendungsweise von Wärme, erhizter Luft oder Gas und Dampf, wobei man diese
                              Agentien entweder einzeln oder mehrere zugleich, oder selbst mit chemischen Gasen
                              und Dünsten vermengt wirken lassen kann. Es gehört dazu ein Apparat, der die heiße
                              Luft, den Dampf oder das Gas erzeugt, und mit den zu vertilgenden Unkräutern oder
                              Insecten in Berührung bringt, d.h. welcher tragbar oder sonst locomotionsfähig ist,
                              und entweder durch Menschenhände oder auf sonstige andere Weise über die zu
                              reinigende Landstreke gezogen werden kann.
                           Der Apparat besteht, was den ersten Punkt anbelangt, aus einem Wagen mit einer
                              Feuerstelle, auf der die Hize erzeugt wird, und wenn es nöthig ist, auch mit einem
                              Gebläse, damit die Hize gesteigert werden kann; ferner aus einem gehörig mit Wasser
                              gespeisten und zur Dampferzeugung bestimmten Kessel. Wenn die Unkräuter aus dem
                              Boden geschafft werden sollen, so kann er auch mit Walzen, welche die Schollen
                              zerkleinern, versehen werden, und mit Haken, Zähnen oder Eggen, die den Boden
                              zerreißen, die Unkräuter aus ihm herauszerren und sowohl diese als die Insecten und
                              deren Eier der zerstörenden Einwirkung der heißen Luft oder des Dampfes aussezen.
                              Den zweiten Punkt anbelangend ist der Apparat besonders für Saaten in Reihen oder
                              für gedrillte Saaten eingerichtet und daher weder mit Walzen, noch mit Eggen
                              ausgestattet. Er muß über die ganzen Saaten gezogen werden können, ohne daß er ihnen
                              Schaden bringt, und dabei zwischen den Pflanzenreihen heiße Luft oder Dampf
                              auslassen, damit dieser mit den aufgescheuchten Insecten in Berührung komme und sie
                              vertilge. Besonders auffallend wird die Wirkung in Bezug auf die Erdflöhe seyn, die,
                              wenn sie gestört werden, die Pflanzen nach allen Seiten verlassen, und dann sicher
                              dem Einflüsse der heißen Luft oder des Dampfes unterliegen.
                           Um meine Erfindung anschaulich zu machen, will ich nun drei verschiedene
                              Modificationen meines Apparates beschreiben, wobei ich jedoch bemerken muß, daß ich
                              mich nicht an die an ihnen bemerkbaren Einrichtungen binde, da dieselben je nach
                              Umständen verschiedenen Abänderungen unterliegen können.
                           Fig. 59 ist
                              ein seitlicher Aufriß eines Apparates, womit das Akerland zum Behufe der Aussaat
                              oder des Auspflanzens bestellt werden kann, und welcher durch Pferdekraft bewegt
                              werden soll. Fig.
                                 60 zeigt einen Grundriß dieses Apparates; Fig. 61 ist ein
                              senkrechter Durchschnitt durch ihn. Das Gestell a, a
                              ruht auf den beiden Laufrädern b, b, und auf der Walze c, die nicht nur den vorderen Theil des Apparates zu
                              tragen, sondern auch bei dem Dahinrollen über den Boden die Erdklumpen zu
                              zertrümmern hat. Diese Walze ist in dem beweglichen Gestelle d aufgezogen, und dieses ist so gebaut, daß die Walze beim Umwenden des
                              Apparates an den Akerenden ihre gerade Linie verlassen kann. e ist die Feuerstelle oder der Ofen, der sich hier innerhalb des
                              Dampfkessels f, f befindet. Die Speisung des lezteren
                              mit Wasser geschieht mit Hülfe des Trichterventiles g
                              von einem über ihm angebrachten Wasserbehälter her, oder auf irgend andere geeignete
                              Weise. Das Ventil, welches zugleich auch als Sicherheitsventil dient, kann in
                              beliebigem Grade belastet werden. In dem Gehäuse i
                              befindet sich ein Windfang oder ein Gebläse h, welches
                              durch ein Treibband oder eine Kette, die von der großen Rolle k an die kleinere, an der Welle des Windfanges aufgezogene Rolle I läuft, in Bewegung gesezt wird. Die Rolle k wird durch Treibbänder m,
                                 m, die über die kleinen, an der Welle von k
                              befindlichen Rollen n, n und über die zur Seite der
                              Treibräder aufgezogenen Rollen o laufen, umgetrieben.
                              p, p sind die im Kreise umgehenden Haken oder
                              Eggenzähne, welche in zwei oder mehreren Reihen aufgezogen seyn können, in den Boden
                              eindringen, die Wurzeln des Unkrautes aus dem Boden ausziehen, und sie zugleich mit
                              den Insecten und deren Eiern der Einwirkung der heißen Luft aussezen. Diese
                              Eggenzähne sind in einem adjustirbaren Nahmen, welcher so gebaut ist, daß die Tiefe,
                              bis auf welche die Zähne in den Boden einzudringen haben, beliebig regulirt werden
                              kann, aufgezogen. Die Bewegung kann ihnen auf irgend eine geeignete Weise entweder
                              mit Rollen und Ketten oder Treibriemen, oder, wie in der Zeichnung zu sehen, mit
                              Zapfen und Reibungsrollen mitgetheilt werden. An der inneren Seite des einen der
                              Laufräder befinden sich die Walzen oder Reibungsrollen r,
                                 r, die auf die Zapfen 3,8, welche rings um eine Nabe herum angebracht sind,
                              wirken. Diese Nabe befindet sich an dem Ende der Welle t
                              der einen der umlaufenden Eggen; und an eben dieser Welle ist auch eine Rolle
                              aufgezogen, von der aus ein Treibband oder eine Kette über eine andere, an der Welle
                              der zweiten Egge befindliche Rolle geschlungen ist. Auf solche Weise werden somit
                              beide Eggen in Bewegung gesezt, so daß sie in die Erde eindringen, das Unkraut aus
                              ihr herausreißen, und es dem von der Heizstelle e
                              ausgehenden heißen Luftstrome aussezen. Die Luft gelangt durch die von dem Windfange
                              herführenden Röhren in die Feuerstelle, und wird sodann durch das seitliche Gehäuse
                              v und den Dekel w erhizt
                              gegen den Boden herab geleitet, damit sie direct auf das von den Eggen ausgerissene
                              Unkraut einwirkt. Zu noch sichrerer Vertilgung des Unkrauts sowohl als der Insecten ist von
                              dem Kessel her eine Dampfröhre x an die horizontale
                              Röhre y geführt, welche der ganzen Breite nach durch den
                              Apparat läuft, und mit kleinen Löchern ausgestattet ist, so daß viele kleine
                              Dampfstrahlen aus ihr auf das Unkraut und die Insecten ausströmen. A ist eine aufgehängte Klappe, welche allen Unebenheiten
                              des Bodens, wie Erdschollen u. dergl. nachgibt. Wenn man will, kann man den
                              Dampfkessel auch ganz weglassen, wo dann bloß heiße Luft aus demselben
                              ausströmt.
                           Fig. 62 ist
                              ein seitlicher Aufriß eines zu demselben Zweke bestimmten, aber in kleinerem
                              Maaßstabe gebauten Apparates, welcher durch Menschenhände gezogen werden kann. Fig. 63 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt durch denselben. Der Kessel, den man in Fig. 64 einzeln für sich
                              sieht, ist hier ganz unabhängig von dem Wagen und der Feuerstelle, so daß man auch
                              leztere allein zur Vertilgung des Unkrautes und her Insecten benuzen kann. (Fig. 65.) Das
                              Unkraut wird, nachdem es von den Eggen ausgerissen worden, und nachdem es der
                              Wirkung des offenen Feuers unter den Feuerstangen ausgesezt gewesen,
                              zusammengerecht. Die Preßwalze befindet sich hier an diesem Apparate hinter den
                              Laufrädern, die zur Erleichterung des Umwendens des Apparates an einem zum
                              Durchlaufen eingerichteten Wagen aufgezogen sind. Die Dampfröhre soll ein Gelenk
                              haben, damit die horizontale Röhre, aus welcher der Dampf ausströmt, je nach
                              Umständen und je nachdem es zur Vertilgung der Insecten erforderlich ist, dem Boden
                              mehr oder weniger angenähert werden kann. Um dem Apparate eine mehr allgemeine
                              Anwendung als Akergeräth zu geben, soll man ihn so einrichten, daß er mit
                              Hinweglassung des Dampfkessels oder der Feuerstelle auch zum Eggen und Walzen oder
                              zu lezterem Zweke allein benuzt werden kann. Lezteres ist möglich, wenn man das
                              Umlaufen der Eggen mittelst eines Sperrkegels und Sperrrades, wie man es bei z sieht, oder auch auf irgend andere Weise verhütet. Im
                              Uebrigen gleicht dieser Apparat ganz dem zuerst beschriebenen, so daß es keiner
                              weiteren Beschreibung desselben bedarf.
                           Fig. 66 ist
                              ein seitlicher Aufriß; Fig. 67 ein Grundriß und
                              Fig. 68
                              ein senkrechter Durchschnitt durch einen zur Erreichung des zweiten Theiles meiner
                              Erfindung bestimmten Apparat; d.h. eines Apparates, womit ohne Beschädigung der
                              jungen Saaten oder Pflanzungen gewisse Insecten vertilgt werden können. Man kann
                              demselben, je nachdem man es für besser hält, solche Dimensionen geben, daß er
                              entweder durch Menschenhände oder mit Pferden gezogen werden kann. Die Laufräder a, a sollen sich in solcher Entfernung von einander befinden, daß sie
                              in dem zwischen zwei Pflanzenreihen befindlichen Raume laufen. Der Apparat soll sich
                              über so viele Pflanzenreihen erstreken, als man auf einmal zu behandeln für
                              zwekmäßig hält, und als sich mit der vollkommenen Vertilgung der Insecten verträgt.
                              Die Feuerstelle oder Heizkammer b ruht auf irgend eine
                              Weise auf Rädern oder auf einem Wagen, und ist zur Erzeugung eines gehörigen Zuges
                              und zur Belebung der Verbrennung mit einem umlaufenden Windfange oder mit einem
                              Gebläse c ausgestattet. Dieser Windfang, der auf die
                              oben beschriebene Weise durch Rollen und Treibbänder und Ketten in Bewegung gesezt
                              wird, treibt die Luft durch die Feuerstelle, damit sie in erhiztem Zustande und
                              durch die beweglichen Canäle d herab zwischen den
                              einzelnen Pflanzenreihen auf den Boden ausströme, und dabei die Insecten zerstöre,
                              welche sich daselbst befinden oder bei der Bewegung des Apparates über den Aker von
                              den Pflanzen aufgescheucht werden. Die für die heiße Luft bestimmten Canäle d, d sind zum Behufe der Aufnahme der heißen Luft gegen
                              die Feuerstelle zu offen, und schwingen sich an Gelenken oder an einer Stange e, damit sich ihre unteren Enden auf und nieder bewegen
                              und dadurch den Unebenheiten des Bodens anpassen können. f ist eine mit Angeln versehene Thür, welche den Austritt der heißen Luft
                              verhindert und sie vielmehr zu dem Uebergang in die Röhren oder Canäle d zwingt. Damit dieser Apparat die Vertilgung der
                              Insecten mit noch größerer Sicherheit bewerkstellige, kann man ihn auch mit einem
                              Dampfkessel g in Verbindung bringen, und den in diesem
                              erzeugten Dampf durch eine Röhre h in eine horizontale
                              Röhre k leiten, aus der er sodann in zahlreichen kleinen
                              Strahlen zwischen den Pflanzenreihen ausströmt und die Wirkung der heißen Luft
                              erhöht. Die Dampfröhre wäre übrigens mit einem Sperrhahne l, und der Kessel mit einem Speisungs- und Sicherheitsventile zu
                              versehen. n ist der Griff, womit der Apparat gezogen
                              wird.
                           Jedermann wird einsehen, daß sich mit den hier beschriebenen Apparaten auch beliebige
                              Vorrichtungen zur Erzeugung tödtender Gase, die man entweder statt des Dampfes oder
                              mit solchem und mit heißer Luft gemischt ausströmen lassen kann, in Verbindung
                              bringen lassen. So kann man z.B. auch die Dämpfe von brennendem Schwefel zu dem
                              angegebenen Zweke benuzen, und diese durch eigene Canäle zum Theilauf die Pflanzen
                              selbst leiten, da diese bei der niederen Temperatur dieser Dünste keinen Schaden
                              leiden werden, während die Vertilgung der Insecten dadurch wesentlich begünstigt
                              werden kann. Ich erkläre übrigens schließlich wiederholt, daß ich mich durchaus an
                              keine bestimmten Formen und Dimensionen meiner Apparate binde.Die Bezeichnung der einzelnen Theile der Apparate des Patentträgers, die wohl
                                    kaum eine ausgedehnte Anwendung in der praktischen Landwirthschaft finden
                                    dürften, ist in den von dem London Journal
                                    gelieferten Zeichnungen nicht durchaus der Beschreibung entsprechend. A. d.
                                    R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
