| Titel: | Spencer's Verfahren durch den Galvanismus genaue Copien von gravirten Kupferplatten, bronzenen Medaillen etc. darzustellen. | 
| Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXVIII., S. 310 | 
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                        LXVIII.
                        Spencer's Verfahren durch
                           den Galvanismus genaue Copien von gravirten Kupferplatten, bronzenen Medaillen etc.
                           darzustellen.
                        Aus dem Echo du monde savant. No. 487.
                        Spencer's Verfahren durch Galvanismus Medaillen etc. zu
                           copiren.
                        
                     
                        
                           Sowie Hr. Jacobi
                              Polytechn. Journal Bd. LXXII. S.
                                       76. beschäftigte sich auch Hr. Thomas Spencer in
                              Liverpool seit einiger Zeit mit dem Copiren gravirter Kupferplatten vermittelst der
                              galvanischen Elektricität, und es gelang ihm nicht nur, alle von Hrn. Jacobi angegebenen Resultate zu erzielen, sondern auch
                              mehrere Schwierigkeiten zu überwinden, welche lezteren bei seinen Versuchen
                              aufgehalten haben. Es ist unnüz, hier die Prioritätsfrage zu verhandeln: Hr. Spencer hat einmal das Verdienst, eine höchst wichtige
                              Anwendung des Galvanismus ihrer Vollkommenheit möglichst nahe gebracht zu haben. Es
                              gelang ihm:
                           1) eine Kupferplatte erhaben zu graviren;
                           2) einen Gegenstand mit einer Kupferschichte zu überziehen, worauf sich die Linien
                              erhaben darstellen;
                           3) das fac simile einer kupfernen oder bronzenen Medaille
                              entsprechend oder umgekehrt hervorzubringen;
                           4) mittelst des Galvanismus ein Gyps- oder Thonmodell abzudruken;
                           5) bereits gravirte Kupferplatten beliebig oft zu copiren.
                           Der Verfasser des Artikels im Athenaeum, welchem wir
                              diese interessante Mittheilung entlehnen, versichert, Copien von Medaillen gesehen
                              zu haben, die ausgezeichnet schön waren und deren Buchstaben mit dem Prägestempel
                              hervorgebracht zu seyn schienen.
                           Spencer's Verfahren besteht in Folgendem:
                           Man benuzt eine ähnliche Kupferplatte wie die Kupferstecher und löthet an ihre
                              Hintere Seite ein Stük Kupferdraht; hierauf überzieht man sie mit einer Schichte
                              Wachs, indem man die Platte eben so stark als das Wachs erhizt. Nachdem sie erkaltet
                              ist, zeichnet man mit einem Bleistift oder der Nadel Buchstaben oder beliebige
                              Dessins darauf; man folgt hierauf deren Umrissen mit dem Grabstichel, beseitigt das Wachs und legt das
                              Kupfer ganz bloß, wobei man das anzuwendende Instrument von der Art wählt, daß die
                              Ränder der Einschnitte möglichst parallel sind. Die Platte wird hierauf in ein
                              Gemisch von drei Theilen Wasser, und einem Theil Salpetersäure getaucht: nach der
                              Stärke der grünen Farbe, welche die Flüssigkeit bald annimmt und nach der Menge des
                              sich in Blasen entbindenden Salpetergases beurtheilt man, ob die Mischung
                              concentrirt genug ist. Man sezt das Eintauchen so lange fort, bis das Kupfer auf den
                              entblößten Stellen schwach angefressen ist und die lezten Portionen Wachs
                              vollständig beseitigt sind.
                           Die so vorbereitete Platte wird nun in einen Trog gebracht, welcher mittelst einer
                              porösen Scheidewand aus Gyps oder Thon in zwei Theile abgetheilt ist: das Fach,
                              welches die Platte aufnimmt, füllt man mit einer gesättigten Auflösung von
                              Kupfervitriol; in das andere Fach bringt man eine Zinkplatte von derselben Dimension
                              wie die Kupferplatte und gießt verdünnte Schwefelsäure oder eine Auflösung von
                              Kochsalz in Wasser hinein. Der an die Kupferplatte gelöthete Metalldraht dient, um
                              zwischen ihr und dem Zink die Verbindung herzustellen und die galvanische Kette zu
                              schließen. Man überläßt den Apparat einige Tage sich selbst. In dem Maaße, als der
                              Zink sich auflöst, schlägt sich das Kupfer aus dem Kupfervitriol nieder und hängt
                              sich auf der kupfernen Platte an die durch den Grabstichel von Wachs entblößten
                              Stellen an; nachdem das Niederschlagen von galvanischem Kupfer aufgehört hat, ist
                              die Oberfläche der Linien, welche es bildet, mehr oder weniger runzelig, je nach der
                              Stärke des galvanischen Stroms. Man hilft diesem Uebelstand ab, indem man die Platte
                              mit Bimsstein und Wasser abreibt. Alsdann erhizt man sie, um das Wachs
                              abzuschmelzen, wovon die lezten Spüren mittelst einer Bürste und Terpenthinöhl
                              beseitigt werden müssen. Die Platte kann nun in einer gewöhnlichen Presse abgedrukt
                              werden.
                           Bei diesem Verfahren sind zwei Umstände zu vermeiden: erstens darf keine
                              Wachsschichte im Grund der mit dem Grabstichel gezogenen Linien zurükbleiben und
                              zweitens soll die Kupfervitriollösung kein anderes Metall wie z.B. Blei enthalten,
                              weil sich dieses sonst zuerst abscheidet und das Kupfer mit einer dünnen Schichte
                              überzieht, welche sich gerade so wie das Wachs der Adhäsion des galvanischen Kupfers
                              widersezt. Bisweilen läßt sich jedoch von der Gegenwart eines fremden Metalls eine
                              nüzliche Anwendung machen, nämlich in den Fällen, wo man die Adhäsion des
                              niedergeschlagenen Kupfers zu verhindern wünscht.
                           Hr. Spencer beschreibt zwei Verfahrungsarten, um eine
                              bronzene Medaille zu
                              copiren. Man kann auf die Oberfläche des Modells galvanisches Kupfer sich absezen
                              lassen und so eine Form erhalten, deren man sich sodann als fac simile des Originalgegenstandes bedient, indem man neuerdings
                              galvanisches Kupfer darauf niederschlägt; es versteht sich von selbst, daß man die
                              Adhäsion zwischen dem niedergeschlagenen Kupfer und dem Modell dadurch verhindern
                              muß, daß man lezteres mit einer dünnen Wachsschichte überzieht.
                           Die andere Methode führt noch schneller zum Zwek: man bringt die zu copirende
                              bronzene Medaille zwischen zwei ganz reine Bleibleche und dann das Ganze in eine
                              starke Presse: so erhält man einen umgekehrten Abdruk, in welchen man durch die
                              galvanische Kette Kupfer niederschlägt: in kurzer Zeit kann man leicht in demselben
                              Blech eine große Anzahl dieser Abdrüke hervorbringen. Das Blei muß an allen Stellen
                              zwischen den Abdrüken gefirnißt werden, damit sich auf demselben kein galvanisches
                              Kupfer absezt; man kann aber auch, wenn lezteres auf das ganze Blech
                              niedergeschlagen wurde, die Medaillen nach beendigter Operation ausschneiden.
                           Diese Angaben werden genügen, damit unsere Leser Spencer's
                              Versuche wiederholen, abändern und weiter verfolgen können.