| Titel: | Verbesserungen in der Zubereitung von Tinten und Farben, worauf sich Alphonse Réné Le Mire de Normandy, Dr. der Medicin in Rouen in Frankreich, am 1. Aug. 1839 in England ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXXXIII., S. 385 | 
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                        LXXXIII.
                        Verbesserungen in der Zubereitung von Tinten und
                           Farben, worauf sich Alphonse
                              Réné Le Mire de Normandy, Dr. der Medicin in Rouen in
                           Frankreich, am 1. Aug. 1839 in England ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Okt. 1839,
                              S. 237.
                        de Normandy's verbesserte Tinten und Farben.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindungen betreffen: 1) die Ersezung der Galläpfel durch andere Substanzen,
                              in denen Gerbestoff und Gallussäure oder eines von beiden enthalten ist, und die
                              Umwandlung der braungrünen oder anders gefärbten Niederschläge, welche diese
                              Substanzen mit Eisensalzen geben, in ein ausgezeichnetes Schwarz, Purpur,
                              Blauschwarz, oder in anderen Farben, welche zum Schreiben, Malen oder Färben dienen
                              können;
                           2) eine besondere Behandlung des Campecheholzes, indem ich in dessen wässerigem
                              Absude Metallsalze und Metalloxyde auflöse und dadurch ein Dahliapurpur erzeuge,
                              welches gleichfalls zum Schreiben, Malen und Färben geeignet ist;
                           3) eine gewisse Behandlung des Berlinerblau, um damit eine blaue, zu den angegebenen
                              Zweken dienliche Farbe zu bereiten;
                           4) eine gewisse Verbindung des Catechu, des Campecheholzextractes und des
                              Campeche-Absudes mit Eisen-, Thonerde- und Kalisalzen, mit
                              Kupfersalzen und mit schwefelsaurem Indigo, um daraus eine feste und eine
                              halbweiche, auflösliche Farbe zum Schreiben, Malen und Färben zu erzeugen;
                           5) endlich eine Verbindung von Kohlenstoff mit anderen Farben und mit Säuren zum
                              Behufe der Erzeugung einer Tinte, welche mit keinem bekannten chemischen Reagens
                              ausgelöscht werden kann.
                           Meine erste Erfindung, nämlich die Ersezung der Galläpfel durch andere vegetabilische
                              Substanzen, um dadurch ein Schwarz und Purpur von verschiedenen Schattirungen, welches zum
                              Färben, Malen und Schreiben dienen kann, zu erzeugen, bewerkstellige ich folgender
                              Maßen.
                           Ich nehme Sumach, Ulmen-, Kastanien-, Buchen-, Weiden-,
                              Hollunder-, Eichen-, Pflaumen-, Ahorn-,
                              Kirschen-, Pappel-, Catechu- oder irgend ein anderes Holz,
                              irgend eine Frucht oder irgend ein vegetabilisches Extract, worin Gallussäure und
                              Gerbestoff oder einer dieser beiden Stoffe enthalten ist, und bereite mir daraus,
                              nachdem die Substanz vorher in Pulver verwandelt worden, mit gewöhnlichem Wasser
                              einen Absud von hinreichender Stärke. Die Menge des Wassers muß nach der Substanz,
                              die man anwendet, verschieden seyn; so erfordert z.B. das Catechu, indem es beinahe
                              vollkommen auflöslich ist, eine größere Wassermenge als der Sumach. Diesem Absude
                              seze ich eine gewisse Menge Campecheholz, krystallisirten Grünspan, Alaun und
                              Eisenvitriol zu, und zwar in Verhältnissen, welche gleichfalls nach dem zur
                              Bereitung des Absudes verwendeten vegetabilischen Stoffe verschieden seyn müssen.
                              Ferner nehme ich auf 340 Gallons (3060 Pfd.) Flüssigkeit 80 Pfd. arabischen oder
                              besten Senegalgummi, und eine wandelbare Menge schwefelsauren Indigos. Da das
                              Mischungsverhältniß für die lezteren Ingredienzien von der Farbenschattirung, welche
                              man zu erzeugen beabsichtigt, abhängt, so kann ich in dieser Beziehung keine
                              bestimmten und absoluten Angaben machen. Um jedoch einigermaßen einen Anhaltspunkt
                              zu geben, will ich annehmen, es sey ein Blauschwarz die gewünschte Farbe und Sumach
                              die gewählte vegetabilische Substanz; in diesem Falle wären dann nämlich auf 340
                              Gallons Flüssigkeit anzuwenden:
                           Sumach 12 bis 15 Säke, jeder zu 4 Bushels,
                           Campecheholz 200 Cntr. oder eine derlei Quantität, je nachdem man neue oder alte
                              Späne nimmt;
                           Arabisches Gummi 80 Pfd. oder 1 Cntr.
                           Grünes Eisenvitriol 1 Cntr.
                           Krystallisirter Grünspan 4 Pfd.
                           Alaun 37 Pfd.
                           Schwefelsaurer Indigo 6 Pfd. und darüber, je nach der Intensität, welche man dem Blau
                              zu geben beabsichtigt.
                           Will man Catechu statt des Sumachs anwenden, so wird ein Centner davon erforderlich
                              seyn, wobei die Mischungsverhältnisse für die übrigen Ingredienzien dieselben
                              bleiben.
                           Die verschieden gefärbten Niederschläge, welche die Eisensalze in den Absuden der
                              genannten adstringirenden Pflanzungsstoffe geben, und deren Farbe vom Grün bis zum
                              Braun wechselt, während der Galläpfelabsud mit den Eisensalzen nur ein dunkles
                              Purpur gibt, sind die
                              Hindernisse, welche bisher der Benuzung dieser Stoffe anstatt der Galläpfel im Wege
                              standen. Durch den schwefelsauren Indigo, den ich in verschiedenen Verhältnissen
                              zuseze, erziele ich jedoch eine Flüssigkeit, die in ihren Schattirungen vom
                              Dunkelblau bis zum intensivsten Schwarz herab geht, und welche sich zum Färben
                              sowohl als zum Malen und zum Schreiben mit allen Arten von Federn benuzen läßt.
                           Meine zweite Erfindung, die in einer eigenthümlichen Behandlung des Campecheholzes
                              besteht, und welcher gemäß aus diesem Holze eine zum Schreiben und Farben geeignete
                              Flüssigkeit von der unter dem Namen Königspurpur bekannten Dahliafarbe gewonnen
                              werden soll, bewerkstellige ich folgendermaßen. Ich bereite nämlich mit 12 Pfd.
                              Campecheholzspänen auf 12 Gallons Wasser einen starken Absud, und gieße diesen
                              siedend durch ein Sieb auf ein Pfund gepülverten Grünspan, worauf ich ihm
                              unmittelbar ungefähr 14 Pfd. Alaun und ebensoviel Gummi als oben für das Schwarz
                              angegeben wurde, nämlich 80 Pfd. auf 340 Gallons Flüssigkeit zuseze. Nach 2 bis 3
                              Tagen ist sodann das Königspurpur fertig.
                           Meine dritte Erfindung bezwekt, wie gesagt, die Darstellung einer zum Färben, Malen
                              und Schreiben geeigneten blauen Flüssigkeit mittelst Chinesischblau. Mein Verfahren
                              hiebei ist folgendes. Ich reibe nämlich das Chinesischblau, d.h. ein Berlinerblau,
                              welches keine Thonerde enthält, in Wasser mit Kleesäure oder Kleesalz, d.h. zweifach
                              kleesaurem Kali ab, und seze eine hinreichende Menge Gummi zu. Ich nehme dazu auf 7
                              Unzen Wasser 3 Drachmen Chinesischblau, eine Drachme Kleesalz und ebensoviel Gummi.
                              Vortheilhaft fand ich es übrigens, das Chinesischblau vor der Vermengung mit dem
                              Wasser und dem Kleesalze mit Zinnauflösung zu sättigen. Ich gieße zu diesem Zweke
                              auf die 3 Drachmen Chinesischblau eine Drachme Zinnauflösung, füge unter Umrühren
                              etwas Wasser bei, seze dann eine Drachme Kleesalz zu, und trage zugleich die übrigen
                              7 Unzen Wasser und die Drachme Gummi ein. Man wird die hier im Kleinen angegebenen
                              Mischungsverhältnisse leicht nach der Menge der zu bereitenden Flüssigkeit zu
                              erhöhen wissen.
                           Meine vierte Erfindung betrifft die Bereitung einer festen und halbweichen,
                              auflöslichen Farbe oder Tinte durch Verbindung von Eisensalzen, von Alaun, von
                              Kupfersalzen und schwefelsaurem Indigo mit Catechu, Campecheholz-Extract und
                              Campecheholz-Absud. Das Verfahren, welches ich hiebei einschlage, ist
                              folgendes. Ich nehme 3 Drachmen Catechu, eine Drachme Campecheholz-Extract,
                              10 Gran krystallisirten Grünspan, einen Scrupel Alaun, eine Drachme arabisches
                              Gummi, eine Drachme grünen Eisenvitriol, und eine nach Umständen verschiedene Menge getrokneten
                              schwefelsauren Indigos. Diese Ingredienzien übergieße ich, nachdem sie vorher in ein
                              feines Pulver verwandelt worden, mit so viel starken Campecheholz-Absud, als
                              eben nöthig ist, um sie durch Umrühren in einen diken Teig zu verwandeln. Aus diesem
                              Teige schneide ich, nachdem er an der Luft oder unter Einwirkung einer gelinden
                              Wärme troken geworden, vierekige, rautenförmige, kugelige oder anders geformte
                              Stüke. Diese Stüke, die meine feste auflösliche Tinte bilden, geben, wenn man sie in
                              Wasser auflöst, je nach der Menge des bei ihrer Bereitung angewendeten
                              schwefelsauren Indigos eine sehr gute schwarze, purpurschwarze oder blauschwarze
                              Flüssigkeit, deren man sich als Tinte bedienen kann. Um die halbfeste auflösliche
                              Tinte zu bereiten, seze ich der angegebenen Mischung eine halbe bis eine ganze
                              Drachme unkrystallisirbaren Zukers oder Melasse zu, wodurch einem gänzlichen
                              Erhärten derselben vorgebeugt wird.
                           Meine fünfte und lezte Erfindung endlich, welcher gemäß durch Verbindung von
                              Kohlenstoff mit anderen Farbstoffen und Säuren eine unauslöschliche Tinte erzeugt
                              werden soll, beruht auf folgendem Verfahren. Ich reibe nämlich 24 Pfd. Kohlenstoff,
                              wozu ich gewöhnlich Frankfurter Lampenschwarz nehme, mit einem Gummischleime ab, zu
                              dem ich auf 60 Gallons Wasser 20 Pfd. Gummi nehme. Dieser Mischung seze ich, nachdem
                              sie durch einen sehr groben Flanell oder durch einen Trichter, dessen Mündung mit
                              einem Schwamme verstopft ist, geseiht worden, 4 Pfd. Kleesäure zu, worauf ich
                              endlich das Ganze je nach der Farbe, die man ihm geben will, mit einer größeren oder
                              geringeren Menge eines Cochenille-Absudes oder einer Auflösung von
                              schwefelsaurem Indigo vermenge.