| Titel: | Ueber den Procentgehalt von Zukerlösungen und den damit correspondirenden specifischen Gewichten und Graden von Baumé's Aräometer. Von L. G. Treviranus, Mechaniker des fürstl. Salm'schen Etablissements zu Blansko in Mähren. | 
| Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XCIV., S. 421 | 
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                        XCIV.
                        Ueber den Procentgehalt von Zukerloͤsungen
                           und den damit correspondirenden specifischen Gewichten und Graden von Baumé's Araͤometer.
                           Von L. G. Treviranus,
                           Mechaniker des fuͤrstl. Salm'schen Etablissements zu Blansko
                           in Maͤhren.
                        Ein Nachtrag zu dem im polytechn. Journal Bd. LXX. S. 36 gelieferten Aufsaz. Aus den Verhandlungen des Vereins zur
                                 Befoͤrd. des Gewerbfleißes in Preußen, 1839, 4te
                              Lieferung.
                        Treviranus, uͤber den Procentgehalt von
                           Zukerloͤsungen etc.
                        
                     
                        
                           In einem früheren Aufsaze (polyt. Journal Bd. LXX.
                                 S. 36) erlaubte ich mir Regeln mitzutheilen, nach welchen sich auf einem
                              einfachen Wege aus den Baumé'schen Graden der
                              Procentgehalt von Zukerlösungen so nahe berechnen läßt, als es in der Praxis in den
                              meisten Fällen erforderlich seyn dürfte; fügte auch zwei Tabellen hinzu, welche zur
                              besseren Uebersicht die Resultate von nach den aufgestellten Säzen gemachter
                              Berechnungen enthalten. Den Hauptsaz, welcher dabei in Anwendung kam, daß nämlich,
                              bei gleichen Zukermengen der Lösungen, die Gewichte der Lösungen sich umgekehrt
                              verhalten müßten als die Procentgehalte, oder als die den Procenten proportional
                              angenommenen Grade nach Baumé, hielt ich zu jener
                              Zeit eigentlich nur noch für eine Hypothese, gegenwärtig möchte ich ihn jedoch, in
                              Bezug auf reine Zukerlösungen, als Grundsaz betrachten. So nannte ich ihn zwar auch schon im
                              vorjährigen Aufsaz, damals aber wohl noch nicht ganz mit Recht.
                           Aus näheren Vergleichungen der Versuche über die spec. Gewichte reiner Zukerlösungen
                              des Hrn. Niemann und denen der HHrn. Brandes und Reich, auf welche
                              sich meine vorjährigen Berechnungen und Schlüsse stüzten, und aus neueren
                              Berechnungen, gestüzt auf einen selbst angestellten Versuch, glaube ich nämlich jezt
                              den Schluß ziehen zu müssen, daß in den Vermischungen von Zukerlösungen mit Wasser
                              keine Volumenveränderung vor sich geht, sondern daß das spec. Gewicht der Mischung
                              immer so ausfällt, als es, nach den relativen Mengen der Flüssigkeiten und nach
                              ihren spec. Gewichten gerechnet, ausfallen muß, daß mithin die Abweichungen zwischen
                              den berechneten Zahlen und den durch Versuche gefundenen nur den leztern zur Last
                              gelegt werden können. Sollte sich dieses nun in etwaigen künftigen, mit möglichster
                              Genauigkeit angestellten Versuchen bestätigen, so glaube ich, wäre die Entdekung für
                              die Chemie nicht ganz unwichtig. Für die Anfertigung von Procenten-Aräometern
                              wäre sie es insofern, als dann alle Abtheilungen der Scala in ganz gleicher Größe
                              ausfielen, und zur Ermittelung der Länge der Scala nur destillirtes Wasser und eine
                              Lösung von Zuker, Salz oder eine sonstige Lösung, deren spec. Gewicht aber vorher
                              ausgemittelt werden müßte, nöthig wäre. Aus dem gefundenen spec. Gewichte ließe sich
                              dann der dazu gehörige Procentgehalt, die Zahl der Abtheilungen bis zum 0 Punkt
                              u.s.w. bestimmen.
                           Die Zukerlösung in destillirtem Wasser, worauf sich meine Berechnungen gründen, hielt
                              70 Proc. und das spec. Gewicht fand sich bei 14° R. = 1,3550. Der Zuker war
                              indischer, und feine weiße Raffinade, hatte schon seit längerer Zeit in einem zwar
                              sehr trokenen, aber nicht heizbaren Zimmer gelegen, und wurde in diesem Zustande
                              verwendet, also zur Entfernung etwaiger Feuchtigkeit vor der Auflösung keiner
                              höheren Temperatur ausgesezt. Dagegen gebrauchte ich die Vorsicht zur Entfernung der
                              Luft aus der Lösung, sie, bevor das spec. Gewicht genommen wurde, zum Kochpunkt zu
                              bringen und, nach der Erkaltung zu 14° R., was an Wasser verdampft war, genau
                              wieder zu ersezen.
                           Es folgt hier die Tabelle der HHrn. Brandes und Reich, enthalten im pharmaceutischen Centralblatte für
                              1832, S. 661, mit hinzugefügten gemischten Procentzahlen, und einer Reduction der
                              spec. Gewichte für ganze Procentzahlen von mir, welche mit Hülfe der Differenzen der
                              spec. Gewichte, der gleichen Procentzahlen, und der nächst höheren, dem Betrag der
                              Brüche gemäß, nach Rubrik c der zweiten Tabelle
                              geschah.
                           
                           Tabelle Nr. 1
                           der Zukerlösungen von Brandes und Reich.
                           
                              
                                 Aufloͤsung von1. Th. Zuker in:
                                  Gehalt inProcenten.
                                 Spec. Gewicht   bei 14°
                                    R.
                                 Abzug fuͤrdie Bruͤche.
                                 Spec. Gewicht    bei
                                    14° R.
                                 Gehalt an Zuker   in
                                    Procenten
                                 
                              
                                    10 Wasser
                                   9 1/11
                                       1,036
                                    0,0004
                                       1,0356
                                             9
                                 
                              
                                     
                                    9    –
                                 10
                                       1,040
                                    0,0000
                                       1,0400
                                           10
                                 
                              
                                     
                                    8    –
                                 11 1/9
                                       1,045
                                    0,0005
                                       1,0445
                                           11
                                 
                              
                                     
                                    7    –
                                 12 1/2
                                       1,051
                                    0,0021
                                       1,0489
                                           12
                                 
                              
                                     
                                    6    –
                                 14 2/7
                                       1,057
                                    0,0012
                                       1,0558
                                           14
                                 
                              
                                     
                                    5    –
                                 16 2/3
                                       1,068
                                    0,0029
                                       1,0651
                                           16
                                 
                              
                                     
                                    4    –
                                 20
                                       1,080
                                    0,0000
                                       1,0800
                                           20
                                 
                              
                                     
                                    3    –
                                 25
                                       1,105
                                    0,0000
                                       1,1050
                                           25
                                 
                              
                                     
                                    2    –
                                 33 1/3
                                       1,143
                                    0,0016
                                       1,1414
                                           33
                                 
                              
                                     
                                    1    –
                                 50
                                       1,230
                                    0,0000
                                       1,2300
                                           50
                                 
                              
                                      0,5
                                    –
                                 66 2/3
                                       1,332
                                    0,0044
                                       1,3276
                                           66
                                 
                              
                           Tabelle Nr. 2.
                           Ueber den Procentgehalt, die Grade Baumé's, und die spec. Gewichte von Zukerlösungen, nach Berechnung
                              von Treviranus, verglichen mit den Zahlen von Brandes und Reich, Niemann und
                              Prechtl.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 74, S. 423
                              a. Gehalt der Lösungen in
                                 Procenten; b. Den Procenten proportionale Grade nach Baumé; c. Spec.
                                 Gewicht nach Berechnung von Treviranus; d. Deßgl.; n. Versuchen v. Brandes und
                                 Reich; e. Die Versuche geben Plus oder Minus; f. Spec. Gewicht nach Versuchen
                                 von Niemann; g. Sie geben im Vergleich mit der Berechnung; h. Gr. Baumé's
                                 zu Rubrik c nach Prechtl.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 74, S. 424
                              a. Gehalt der Lösungen in
                                 Procenten; b. Den Procenten proportionale Grade nach Baumé; c. Spec.
                                 Gewicht nach Berechnung von Treviranus; d. Deßgl. n. Versuchen v. Brandes und
                                 Reich; e. Die Versuche geben Plus oder Minus; f. Spec. Gewicht nach Versuchen
                                 von Niemann; g. Sie geben im Vergleich mit der Berechnung; h. Gr. Baumé's
                                 zu Rubrik c nach Prechtl.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 74, S. 425
                              a. Gehalt der Lösungen in
                                 Procenten; b. Den Procenten proportionale Grade nach Baumé; c. Spec.
                                 Gewicht nach Berechnung von Treviranus; d. Deßgl. n. Versuchen v. Brandes und
                                 Reich; e. Die Versuche geben Plus oder Minus; f. Spec. Gewicht nach Versuchen
                                 von Niemann; g. Sie geben im Vergleich mit der Berechnung; h. Gr. Baumé's
                                 zu Rubrik c nach Prechtl.
                              
                           Die Zahlen der Rubrik d kommen denen der Rubrik c, wie man sieht, auf 6 Punkten sehr nahe, namentlich
                              bei 9, 14, 20, 33, 50 und 66 Procent. Die Differenzen, auf den Procentgehalt
                              reducirt, geben die Versuche der HHrn. Brandes und Reich im Vergleich zu meinen Berechnungen bei 9 Proc.
                              7/40 Proc. +; bei 14 Proc. 5/42 +; bei 20 Proc. 9/43 –; bei 33 Proc. 4/49 +;
                              bei 50 Proc. 3/37 –, und bei 66 Proc. 5/66 Proc. –. Auf diesen 6
                              Punkten, scheint mir, müssen die Versuchszahlen mit denen der Rechnung
                              übereinstimmend betrachtet werden, und die Differenzen innerhalb der Gränzen
                              unvermeidlicher Versuchsfehler liegen. Bei den Zahlen der Rubrik f finden, im Vergleich mit den berechneten, die
                              kleinsten Unterschiede bei 1,14 und 57 Proc. statt; bei 1 Proc. gibt der Versuch
                              2/38 Proc. zu wenig; bei 14 Proc. um 1/42 Proc. zu wenig; und bei 57 Proc. um 2/61
                              Proc. zu viel. Hier wäre denn die Uebereinstimmung zwar noch größer als vorher, aber
                              zwischen 14 und 57 Proc. treffen die Zahlen der Rubrik f
                              minder gut als die der Rubrik d mit denen der Rubrik c. Bei 9, 10, 11 und 12 Proc. halten die berechneten
                              Zahlen so ziemlich das Mittel der Versuchszahlen, und dieses deutet denn auch auf
                              die Richtigkeit jener hin.
                           Der größte Unterschied zwischen der Reihe c und f findet bei 70 Proc. Statt, wo die Versuchszahl um
                              0,0120 kleiner, als die der Reihe c ist, welches an
                              Gehalt von Zuker 120/68 oder etwa 1 3/4 Proc. ausmacht. Aber das spec. Gewicht von
                              1,3550 für 70 Proc. Gehalt ist, wie ich schon anfangs bemerkte, das von mir durch
                              einen Versuch gefundene,
                              woraus alle meine übrigen Zahlen abgeleitet wurden; und daß es in der That der
                              Wahrheit sehr nahe kommen muß, ergibt sich wieder aus dem darnach berechneten spec.
                              Gewichte für 66 Proc. Gehalt, welches nur um 0,0005 größer als das der HHrn. Brandes und Reich ist, und
                              welches im Gehalt nur eine Differenz von 1/13 Proc. ausmacht. Die berechneten spec.
                              Gewichte von 70 bis 80 Proc. wird man schon auf Treu und Glauben, wie sie die
                              Berechnung ergab, annehmen müssen, indem sie sich bekanntlich durch wirkliche
                              Zukerlösungen bei 14° R. nicht mehr prüfen lassen.
                           Der Tabelle fügte ich zulezt in Rubrik h zum Vergleich
                              mit den Baumé'schen Graden der Rubrik b, welche den Procenten proportional sind, noch die Baumé'schen Grade hinzu, welche den spec.
                              Gewichten der Rubrik c zukommen würden, wenn man sie den
                              spec. Gewichten einer Tabelle gemäß reducirt, welche sich in des Hrn. Directors Prechtl technologischer Encyklopädie Bd. I. S. 332 u. 333
                              befindet.
                           Es findet sich auch in diesen Zahlen nach meinem Bedünken eine gute Uebereinstimmung,
                              und so schmeichle ich mir denn, daß meine Arbeit nicht nuzlos befunden werden
                              wird.
                           Schon im vorjährigen Aufsaze rechnete ich, daß 44° B. zu 80 Proc. Zukergehalt
                              der Lösung correspondire, oder die Baumé'schen
                              Grade mit 1,82 multiplicirt werden müßten, um den Procentgehalt zu bekommen, und
                              jene Annahme paßt denn auch jezt wieder, indem 80/44 = 1,8182, wofür man bei
                              gewöhnlicher Rechnung wird 1,82 nehmen können.
                           Leichter und zugleich genauer findet sich aber der Procentgehalt, wenn die Baumé'schen Grade mit 0,55 dividirt werden, oder
                              umgekehrt aus den Procenten die Grade durch Multiplication der Procente mit der Zahl
                              0,55.
                           Daß die Abtheilungen der Scala eines Procenten-Aräometers gleich ausfallen,
                              wie ich anfangs erwähnte, wenn die von mir berechneten specifischen Gewichte als
                              richtig angenommen werden, läßt sich auf folgende Art darthun:
                           Ein gewöhnliches gläsernes Aräometer von Baumé,
                              welches ich besize, verdrängt, wenn es bis zum 0 Punkt in das Wasser sinkt, 1845
                              Kubiklinien Wasser; wird es nun in eine Zukerlösung von 11° B. getaucht, wozu
                              ein spec. Gewicht von 1,0809 correspondirt, so kann es bei unverändertem absolutem
                              Gewichte nur verdrängen:
                           
                              
                                  
                                  
                                  
                                  
                                  
                                 1845/1'0809
                                 =
                                 1707 Kubiklinien
                                 
                              
                                 bei
                                 22° B.
                                 der
                                 Lösung
                                 nur
                                 1845/1'1761
                                 =
                                 1569    –
                                 
                              
                                 –
                                 33° B.
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1845/1'2896
                                 =
                                 1431    –
                                 
                              
                                 –
                                 44°B.
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1845/1'4274
                                 =
                                 1293    –
                                 
                              
                           
                           Die Differenzen dieser 5 Zahlen 1845, 1707 u.s.w. sind aber alle einander gleich,
                              nämlich 138, deßgleichen auch die Differenzen zwischen den angenommenen Baumé'schen Graden = 11, und so folgt denn, daß,
                              wenn der Hals des Aräometers vollkommen cylindrisch ist, oder auf allen Punkten
                              innerhalb der Scala gleichen Querschnitt hat, der Nullpunkt sich nach jeder
                              folgenden Einsenkung in obige Lösungen um ein gleiches Längenmaaß erheben muß, also
                              von 0 bis 11° B. eben so viel, als von 11 bis 22, als von 22 bis 33 und von
                              33 bis 44°, und das Maaß der Steigung 11° B., oder 20 Proc.
                              Abtheilungen entspräche. Die Differenz der Verdrängung bei der Eintauchung im Wasser
                              und in einer Flüssigkeit von 44° B. beträgt, obigen Zahlen zufolge, 1845
                              – 1293 = 552 Kubiklinien. Der Hals meines Aräometers hat 4 Linien im
                              Durchmesser, der Querschnitt ist demnach 4² × 0,785 = 12,56
                              Quadratlinien, und für 44° B. fände sich die Länge der Scala 552/1'256 = sehr
                              nahe 44 Linien, welche in 44 gleiche Theile zu theilen wären, welches beides auch
                              der Fall ist.
                           Die Theilung der Scala des Instruments betrachte ich darnach als die richtige. Die
                              richtige Länge könnte übrigens auch getroffen werden, wenn vielleicht dazu eine
                              starke Lösung von Salz oder Zuker benuzt, und deren spec. Gewicht zur Bestimmung des
                              zugehörigen Baumé'schen Grades ausgemittelt würde,
                              indem ein Blik auf die Zahlen der Rubrik b und der
                              Rubrik h lehrt, daß, besonders in den höheren Baumé'schen Graden, die, welche ich den Procenten
                              proportional berechnete, nur sehr wenig von den gewöhnlichen verschieden sind.
                           Machte man aber auch bisher bei Procenten-Aräometern die Abtheilungen in der
                              Regel von gleicher Größe, so geschah es wohl nur der leichten Anfertigung halber,
                              und man befand sich, wie es scheint, zufällig auf dem rechten Wege, indem, wenn man
                              die einen oder anderen Zahlen der Rubrik c und f für die Größe der Abtheilungen zum Grunde legen
                              wollte, sie genau genommen nicht gleich ausfallen könnten, und daß es etwa schon
                              andere Versuche über das spec. Gewicht der Zukerlösungen gäbe, welche als richtiger
                              anerkannt wären, als die, wonach ich den Vergleich anstellte, davon erhielt ich bis
                              jezt keine Kunde. Die Art und Weise anzugeben, wie ich aus dem einen selbst
                              angestellten Versuche über das spec. Gewicht einer 70 Procent Zukerlösung die spec.
                              Gewichte aller übrigen Procentgehalte berechnete, wäre hier wohl noch der Plaz. In
                              der Ungewißheit jedoch, wie die Sache etwa beurtheilt werden wird, und weil ich
                              bereits im vorjährigen Aufsaz eine Formel angab, aus der sich andere auf den
                              vorliegenden Fall anwendbare ableiten lassen, glaube ich für diesesmal den Gegenstand der Zukerlösungen
                              hiemit schließen zu dürfen. – Dagegen erlaube ich mir hier noch Einiges über
                              einige Punkte meines vorjährigen Aufsazes, den Dampfverbrauch der
                              Rübenzukerfabrication betreffend, in Folge der von Seiten des Hrn. Prof. Schubarth dazu gemachten Anmerkungen, zu sagen.
                           Seite 46 nahm ich das Gesammtgewicht eines Defecationskessels von 8 1/2 Hektoliter
                              Inhalt zu beiläufig 2300 Pfd. an; Hr. Prof. Schubarth
                              berechnet es nur zu 1200 Pfd. Die Art Kessel indessen, welche ich im Auge hatte,
                              weicht, wie ich hätte bemerken sollen, von der französischen in der Hinsicht ab, daß
                              sie bei geringerer Weite mehr Tiefe hat, und das gußeiserne Gehäuse sich bis auf
                              etwa 2/3 der ganzen Höhe an den Seiten hinauf erstrekt. Man erhält bei solcher
                              Einrichtung im Verhältniß zur Capacität mehr Heizfläche, braucht aber dagegen auch
                              zur Darstellung eines solchen Kessels mehr Material; es hätte aber ohne Gefahr wohl
                              etwa 1/4 gespart werden können.
                           Seite 47. In den Berechnungen der Abdampfung und der Eindikung muß ich freilich
                              gestehen, einen Schlußfehler gemacht zu haben. Wenn ich nämlich rechnete, daß 1 Pfd.
                              des wirkenden Dampfes der Pfanne aus dem schon siedendheißen Safte, theoretisch
                              genommen, weniger als 1 Pfd. Wasser abdampfe, und ich danke Hrn. Professor Schubarth, diesen Irrthum im Anhang berichtigt zu haben.
                              In praktischer Hinsicht dürfte indessen der von mir ausgerechnete Nuzeffect des
                              Dampfes von etwa 76 Proc. seinen Werth behalten, weil er zufällig das Mittel ist von
                              dem, was meine Versuche gaben, worauf, in der Art, wie sie angestellt wurden, und
                              wie ich mir schmeichle, zu fußen seyn dürfte, obgleich sie die Hauptursache des
                              Schlußfehlers waren. Daß beim Gebrauch der Speisekessel ein ziemlich bedeutender
                              Verlust an Wärme Statt findet, aus den vom Hrn. Professor Schubarth angegebenen Gründen, und daß man, wo es die Umstände gestatten,
                              wohl daran thue, sie wegzulassen, dagegen den gebrauchten Dampf directe wieder in
                              den Kessel zurükzuführen, damit bin ich wieder ganz einverstanden.
                           Mit 1 Pfd. der besten mährischen Kohlen konnte ich aber in Kesseln von 30 Pferdekraft
                              noch nie mehr als gegen 5 3/4 Pfd. Wasser in Dampf von 3 1/2 Atmosphären über das
                              Vacuum verwandeln; der Schlakengehalt beträgt gegen 20 Proc. Bei einer schlechteren
                              Sorte Kohle, welche 30 Proc. Schlake gibt, gab 1 Pfd. derselben immer nur 5 Pfd.
                              Dampf. Meine Annahme: 5 Pfd. Dampf auf 1 Pfd. Kohle bei 15 bis 20 Proc. Schlaken war
                              also, wie es scheint, etwas zu niedrig.
                           Seite 65. Den Saz: „Für alle Operationen des bloßen Erwärmens, wie z.B. bei
                                 der Defecation, vor dem Abdampfen und Kochen ist 1 Pfd. Dampf erforderlich, um 5,4 Pfd.
                                 Wasser von 0° auf 100° C. zu bringen“, kann ich nur in
                              dem Fall als richtig anerkennen, wenn alle Dampfniederschläge vom Anfange bis zu
                              Ende der Operation unter dem Kessel oder der Pfanne verbleiben, und dann sammt der
                              Flüssigkeit des Kessels von 0° bis 100° C. erwärmt werden müssen.
                              Trifft man aber die Einrichtung, daß die Niederschläge in dem Maaße, als sie sich
                              bilden, entfernt werdenDie sogenannte Dampffalle (steam trap) ist mit
                                    einigen Veränderungen auch bei Hochdrukdampf anwendbar und entspricht obiger
                                    Forderung dann ganz complet. D. Verf., so muß der Nuzeffect des Dampfes höher ausfallen, oder ein gleiches
                              Dampfquantum sezt mehr Wärmeeinheiten an die Flüssigkeit ab. Ich erlaube mir, dieses
                              näher auseinander zu sezen, lasse mich aber, im Fall ich mich ja im Irrthume
                              befinden sollte, auch wieder gern bedeuten.
                           Wenn Wasser direct durch Dampf von 0° bis 100° C. erwärmt werden soll,
                              und die gesammte Wärme des Dampfes zu 640° C. angenommen wird, dann rechnet
                              man auf 1 Pfd. Dampf (640 – 100)/100 = 5,4 Pfd. Wasser. In der Wirklichkeit
                              hat man aber dann nicht 5,4 Pfd., sondern 5,4 + 1 = 6,4 Pfd. Wasser vom Nullpunkt
                              bis zum Kochpunkt gebracht, indem das Pfd. Dampf in dem zu erwärmenden Wasser sich
                              niederschlug. Dasselbe ist auch der Fall, wenn die Dampfniederschläge vom Anfang bis
                              zum Ende der Operation unter dem Boden der Pfanne verbleiben, also mit dem Wasser
                              über dem Boden gleichzeitig erhizt werden müssen, nur mit dem Unterschiede, daß sich
                              jezt nur 5,4 Pfd. Wasser von 100° C. in der Pfanne selbst befinden, und 1
                              Pfd. von derselben Temperatur darunter. Trifft man dagegen die Einrichtung, daß die
                              Niederschläge in dem Maaße, als sie sich bilden, auch entfernt werden, so wird man
                              annehmen können, daß im ersten Augenblike der Operation der Dampf seine gesammte
                              Wärme 640° an das Wasser absezt, am Ende aber nur 640 – 100 =
                              540° C. abzusezen vermag, die mittlere Temperatur der Niederschläge also (0 +
                              100)/2 = 50° C. betragen wird, der Flüssigkeit mithin 640 – 50 = 590
                              Wärmeeinheiten zu Gute kommen, und mit 1 Pfd. Dampf (640 – 50)/100 = 5,9 Pfd.
                              Wasser, statt 5,4 Pfd. von 0° bis 100° C. erwärmt werden können.
                           Von der Speisung des Dampfkessels mittelst der Dampfniederschläge abstrahirte ich
                              hier; mit Berüksichtigung derselben und in Bezug auf Brennmaterialverbrauch laufen
                              aber beide Rechnungsarten so ziemlich auf eins hinaus, wenigstens theoretisch genommen, daß nämlich der
                              Dampf um eben so viele Wärmegrade mehr an die zu erwärmende Flüssigkeit absezt, um
                              eben so viele Wärmegrade die mittlere Temperatur der Niederschläge niedriger
                              ausfällt, und um eben so viel mehr sie dann auch zu neuer Dampfbildung im
                              Dampfkessel wieder erhizt werden müssen. Etwas könnte jedoch in der Wirklichkeit
                              durch die von mir angenommene beständige Entfernung der Niederschläge an
                              Brennmaterial, wie es scheint, gespart werden, als man sie bekanntlich im
                              Dampfkessel selbst mit einem geringeren Brennmaterialaufwande zu einem höheren
                              Temperaturgrade wieder bringen kann, als mittelst der Dämpfe.