| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. C., S. 440 | 
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                        C.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber eine von Hrn. Pauwel's gebaute Hochdruk-Dampfmaschine und über die
                              Gefahrlosigkeit dieser Art von Dampfmaschinen.
                           Hr. Pauwels zeigte der Akademie der Wissenschaften in
                              Paris vom 21. Okt. l. J. an, daß er soeben zwei Hochdruk-Dampfmaschinen mit
                              veraͤnderlicher Expansion zu je 150 Pferdekraͤften vollendet habe, und
                              daß sich diese Kraft durch den Mechanismus der Absperrung bis auf 225
                              Pferdekraͤfte steigern laͤßt. Die Umwandlung der geradlinigen Bewegung
                              in eine rotirende geschieht an diesen fuͤr die hohe See bestimmten Maschinen
                              bloß mittelst zweier Gliederungen. – Hr. Arago
                              ergriff bei dieser Gelegenheit das Wort, um neuerdings zu entwikeln, daß bei den in
                              Frankreich bestehenden Verordnungen die Maschinen mit niederem Druke mehr den
                              zufaͤlligen Explosionen ausgesezt sind, als die anderen. Denn jeder Kessel
                              dieser lezteren muß mit der hydraulischen Presse unter einem Druke probirt werden,
                              der drei Mal groͤßer ist als jener, den er auszuhalten bestimmt ist. Ein
                              Kessel, der mit einem Druke von einer Atmosphaͤre zu arbeiten haͤtte,
                              wird z.B. mit einem Druke von dreien probirt; einer, der fuͤr 10
                              Atmosphaͤren Druk bestimmt ist, hingegen mit einem Druke von 30. Da nun aber
                              die HHrn. Dulong und Arago bei
                              ihren uͤber die Spannkraft des Dampfes angestellten Versuchen es nie
                              uͤber einen Druk von 25 Atmosphaͤren hinaus zu bringen vermochten, so
                              kann der fuͤr 30 Atmosphaͤren probirte Kessel diesen Druk nie
                              erreichen. Dagegen kann an dem fuͤr einen Druk von nicht mehr dann 3
                              Atmosphaͤren probirten Kessel dieses Maximum sehr schnell durch mancherlei
                              zufaͤllige Umstaͤnde, z.B. durch eine offene Thuͤr, durch einen
                              staͤrkeren Luftzug u. dgl. erreicht werden. Was die uͤbrigen Ursachen
                              der Explosionen, namentlich das Sinken des Wassers unter ein bestimmtes Niveau, betrifft, so treffen
                              diese die Kessel mit hohem ebenso, wie jene mit niederem Druke. Diese
                              Erlaͤuterungen hielt Hr. Arago zu geben
                              fuͤr nothwendig, theils weil die bestehende Verordnung in den Augen mancher
                              bereits paradox erschien, theils wegen der Vorurtheile, in denen man beinahe
                              allerwaͤrts gegen die Kessel mit hohem Druke befangen ist. (Echo du monde savant, No. 484.)
                           
                        
                           Merkwürdig kurze Zeit, in der ein Dampfboot
                              ausgeruͤstet wurde.
                           Nach den in englischen Blaͤttern erschienenen Berichten ward kuͤrzlich
                              auf der Werfte von Chatham ein Dampfschiff von bedeutender Tonnenladung vom Stapel
                              gelassen, welches in der unglaublich kurzen Zeit von 8 Wochen vollkommen fix und
                              fertig gemacht worden war. Die Regierung soll diesen Versuch angestellt haben, um zu
                              erfahren, welches die kuͤrzeste Zeit ist, in der ein derlei Schiff
                              hergestellt werden kann. Die Zahl der Arbeiter war vollkommen frei gegeben. Die
                              Arbeiter hingen an dem Schiffe wie Bienen an einem Stoke, und machten so viele
                              Arbeitsstunden, als sie konnten. Fuͤr Arbeitslohn war die Summe von 4000 Pfd.
                              St. bewilligt, und die allenfalls hievon uͤbrig bleibende Summe sollte unter
                              die Arbeiter vertheilt werden.
                           
                        
                           Ueber die Benuzung des Dampfes als Löschmittel bei
                              Feuersbrünsten.
                           Hr. Picard richtete im Februar 1838 an die Pariser
                              Akademie der Wissenschaften eine Notiz in Betreff der Benuzung des Dampfes bei
                              Feuersbruͤnsten. Der Vorschlag fand damals unter den Ingenieurs wenig
                              Beifall, wahrscheinlich weil man daraus, daß man an einigen Dampfkesseln die
                              Feuerung durch einen Gasstrom zu bethaͤtigen pflegt, abnahm, daß der Dampf
                              eine ganz andere, als die von dem Proponenten erwartete Wirkung haben
                              koͤnnte. Dessen ungeachtet scheint es aber, daß der Dampf unter gewissen
                              Umstaͤnden mit Nuzen zu dem angedeuteten Zweke verwendet werden kann, wie aus
                              nachstehendem Schreiben, welches Hr. Colladon in Genf an
                              Hrn. Arago richtete, hervorgeht. „Ich
                                 errichtete, schreibt Hr. C., gemeinschaftlich mit Hrn. Duchesne in Avignon eine Krappfabrik, in der wir mit mehreren neuen
                                 Methoden Versuche machten. Die Triebkraft der Fabrike liefern zwei
                                 Dampfmaschinen zu 18 Pferdekraͤften, welche waͤhrend der Dauer der
                                 Arbeiten Tag und Nacht in Gang sind. Die Nachbarschaft zwischen diesen
                                 Dampfmagazinen und unseren Troknenkammern veranlaßten uns auf Benuzung des
                                 Dampfes bei eintretender Feuersgefahr zu denken. Wir leiteten daher in eine der
                                 Troknenkammern provisorisch eine Roͤhre, durch welche der Dampf von einem
                                 Kessel herbeistroͤmen konnte. Die Kammer, welche 117 Kubikmeter
                                 Rauminhalt hat, empfaͤngt nur durch die unten an ihr angebrachten
                                 Oeffnungen Luft, und endigt sich oben in ein Gewoͤlbe und in einen
                                 Rauchfang von 0,40 Centim. Durchmesser. Zum Versuche haͤngten wir
                                 ungefaͤhr zwei Meter unter der Woͤlbung eine aus tannenen Latten
                                 zusammengesezte Huͤrde von 8 Quadratmeter Oberflaͤche auf, auf der
                                 wir eine 0,40 Centim. dike Schichte scharf getrokneter Holzspaͤne
                                 ausbreiteten. Diese Holzmasse ward von Unten an mehreren Stellen zugleich in
                                 Brand gestekt. Kaum war die Thuͤre der Kammer geschlossen, als die Flamme
                                 schon bis an das Gewoͤlbe reichte und bei dem Rauchfange hinausschlug.
                                 Wir ließen nun Dampf in die Kammer ein, worauf das Feuer alsogleich merklich
                                 abnahm, und in weniger als zwei Minuten gaͤnzlich erloschen schien. Da
                                 wir jedoch die Dampfeinleitung unterbrechen mußten, indem etwas an der
                                 Roͤhre in Unordnung gerathen war, so brannte das Feuer neuerdings wieder
                                 auf. Wir brachten die Roͤhre wieder in Ordnung, und nunmehr war das Feuer
                                 in 10 Minuten gaͤnzlich geloͤscht. Wir bemerkten bei diesem
                                 Versuche, daß der Dampf die Lebhaftigkeit der Flamme ziemlich rasch
                                 daͤmpft, daß es aber eine verhaͤltnißmaͤßig laͤngere
                                 Zeit braucht, bis auch die Kohlen, welche zu glimmen fortfahren,
                                 verloͤschen. Die Muͤndung des Hahnes, bei welcher der Dampf
                                 eintrat, hatte 0,03 Centim. Durchmesser. Bei einem zweiten Versuche, bei dem der
                                 Dampf durch eine Muͤndung von 0,01 Centim. eintrat, beschraͤnkte
                                 der Dampf gleichfalls die Lebhaftigkeit des Feuers gar sehr; allein zur
                                 voͤlligen Ausloͤschung des Holzes waren beinahe 20 Minuten Zeit
                                 erforderlich. Brennende vegetabilische Koͤrper werden uͤbrigens
                                 durch den Dampf noch leichter ausgeloͤscht, als brennende Fette; so
                                 brannten z.B. brennende Kerzen, welche in die Kammer gestellt worden, noch ganz
                                 gut, als die
                                 Spaͤne und selbst die Latten schon gaͤnzlich verloschen waren.
                                 Wenn unsere Fabrik vollkommen eingerichtet seyn wird, werden wir weitere
                                 Versuche anstellen und deren Resultate seiner Zeit bekannt machen. Es kommen in
                                 den Krappfabriken ziemlich haͤufig Feuersbruͤnste vor; denn wenn
                                 die Krappwurzel stark getroknet ist, wird sie so leicht entzuͤndbar, daß
                                 selbst die besteingerichteten Troknenkammern einer Entzuͤndung nicht
                                 immer vorbeugen koͤnnen. Man erstikt das Feuer gewoͤhnlich durch
                                 Verstopfung aller Luftzugaͤnge bald; immer verliert aber der Krapp hiebei
                                 bedeutend an Guͤte. Wuͤrde sich der Dampf als ein wirksames
                                 Loͤschmittel bewaͤhren, so waͤre er weit vorzuziehen, da er
                                 dem Krappe keinen Schaden bringt, und da er sich auf das einfache Oeffnen eines
                                 Hahnes schnell und leicht in der ganzen Kammer verbreiten wuͤrde. Der
                                 Dampf erstikt das Feuer, indem er die Luft aus der Stelle treibt; indem er deren
                                 Eintritt durch die Luftloͤcher hindert; und indem er sich auf allen
                                 Theilen, die noch nicht brennen, verdichtet und sie dadurch feucht und zur
                                 Entzuͤndung unfaͤhig macht. Es ist Schade, daß man sich dieses
                                 Schuzmittels unter manchen Umstaͤnden, unter denen es mit großem Erfolge
                                 angewendet werden koͤnnte, noch beinahe nirgendwo bediente. So
                                 koͤnnte man z.B. in gewissen Theilen der Spinnereien, namentlich in den
                                 Klopfkammern, wo am leichtesten Feuer ausbricht und die sich gewoͤhnlich
                                 in der Nachbarschaft der Kessel befinden, Nuzen daraus ziehen; ebenso auf den
                                 Dampfschiffen, und uͤberall, wo ein arbeitender Dampfkessel zur
                                 Verfuͤgung steht, und wo das Feuer an einem Orte ausbricht, dessen
                                 Zugaͤnge leicht abgesperrt werden koͤnnen.“ (Comptes rendus de l'Académie, 1839. No. 14.)
                           
                        
                           Der Themsetunnel.
                           Man erreichte bei dem Baue des so mannichfach beurtheilten und von so vielen
                              Calamitaͤten heimgesuchten Themsetunnels am 29. Aug. l. J. endlich den Punkt,
                              bis zu welchem das Wasser bei niederem Stande oder bei der Ebbe reicht, womit alle
                              weiteren Gefahren eines Durchbruches des Wassers wegfallen. Der Tunnel hat dermalen
                              in Allem eine Laͤnge von 920 Fuß, und es bleiben bis zu seiner
                              gaͤnzlichen Vollendung nur mehr 380 Fuß an dem Ufer von Middlesex zu bauen
                              uͤbrig. Woͤchentlich bringen die Arbeiter eine Streke von 9 Fuß
                              fertig, so daß man mit Ende des naͤchsten Jahres den Tunnel dem Verkehre
                              eroͤffnen zu koͤnnen hofft. (Mechanics'
                                 Magazine, No. 839.)
                           
                        
                           Nasmyth's pneumatischer Spiegel.
                           Hr. Nasmyth zeigte bei der Versammlung der British Association in Birmingham einen von ihm
                              erfundenen, sogenannten pneumatischen Spiegel aus Spiegelglas vor. Das Glas hatte 3
                              Fuß 3 Zoll im Durchmesser und 3/16 Zoll Dike. Es war auf einem concaven gußeisernen
                              Lager mit Bienenwachs luftdicht befestigt worden. Durch Aussaugen der Luft hinter
                              dem Spiegel, was Hr. N. mit dem Munde und mit Huͤlfe eines Sperrhahnes
                              bewerkstelligte, wurde die Oberflaͤche des Glases sogleich concav, so zwar,
                              daß die Brennweite eine verschiedene war, je nachdem mehr oder weniger Luft
                              ausgesogen worden. Hr. N. zweifelt nicht, daß er das Glas auf diese Weise selbst bis
                              zum Bruche zu bringen vermag. – Hr. Forbes
                              bemerkte, daß er in diesem lezteren Falle den Bruch zu untersuchen wuͤnschte,
                              indem wohl auf keine andere Weise eine so regelmaͤßig wirkende Bruchkraft,
                              wie der Druk der Luft, zu erzielen seyn duͤrfte; und indem aus der
                              Untersuchung der Bruchstelle wohl einige Ausschluͤsse in Bezug auf die
                              Aggregationskraft und Elasticitaͤt der Molecuͤle hervorgehen
                              duͤrften. Selbst fuͤr die Geologie koͤnnte, wie er meint,
                              vielleicht einiges Licht hieraus zu entnehmen seyn. (Athenaeum, No. 619.)
                           
                        
                           Eine Maschine zur Fabrication der Krazen.
                           Bei der lezten Versammlung der British Association in
                              Birmingham erregte unter den zur Ansicht ausgestellten Gegenstaͤnden das
                              Modell einer Maschine, welche zur Fabrication der bei der Verarbeitung der Wolle so
                              unentbehrlichen Krazen bestimmt ist, besondere Aufmerksamkeit. Die Maschine windet
                              den Draht von einem Haspel ab, biegt und schneidet ihn in Stuͤke von
                              gehoͤriger Laͤnge, bohrt die Loͤcher, stekt die Zaͤhne in diese
                              und treibt sie so weit, als es noͤthig ist, ein; endlich biegt sie diese
                              Zaͤhne mit groͤßerer Genauigkeit, als es der gewandteste Arbeiter zu
                              verrichten vermag, unter dem erforderlichen Winkel. Eine derlei Maschine leistet
                              ebensoviel als 10 Arbeiter dermalen leisten; und eine Dampfmaschine von 5
                              Pferdekraͤften reicht hin, um 100 solcher Maschinen in Bewegung zu sezen.
                              (Mechanics' Magazine, No. 840.)
                           
                        
                           Ueber die Fabrication des chinesischen Papieres.
                           Hr. Jobart, den die belgische Regierung bei Gelegenheit
                              der lezten Industrieausstellung nach Paris abgeordnet hatte, erstattete einen
                              ausfuͤhrlichen Bericht uͤber seine Sendung. Besonders
                              ausfuͤhrlich handelt dieser Bericht uͤber die Papierfabrication und
                              die mit dieser zusammenhaͤngenden Industriezweige Frankreichs. Es wird darin
                              behauptet, daß vielleicht keine Fabrication in den lezten 10 Jahren in Frankreich so
                              große Fortschritte gemacht haben duͤrfte, als jene des Papieres. Das
                              franzoͤsische Papier hat sich dem englischen in Hinsicht auf Vollkommenheit
                              angenaͤhert, ist aber dabei im Preise sehr gesunken, waͤhrend das
                              englische gleich theuer blieb. Der Bericht erwaͤhnt ferner mit besonderem
                              Lobe der Fortschritte, welche in Frankreich die Fabrication des chinesischen
                              Papieres, dessen man sich zu den besseren Abdruͤken von Kupferstichen und
                              Lithographien bedient, machte. Hr. Jobart ergreift diese
                              Gelegenheit, um eine Beschreibung des Verfahrens, welches man in China selbst bei
                              der Fabrication dieses Papieres befolgt, mit dem Bemerken mitzutheilen, daß er seine
                              Aufschluͤsse von einem Belgier, Namens Breton, der
                              23 Jahre in China zubrachte, hat. Obwohl das Meiste hievon schon aus aͤlteren
                              Schriften uͤber China bekannt ist, so sind doch mehrere Notizen darin
                              enthalten, die unseren Lesern angenehm seyn werden, und die uns daher gleichfalls
                              zur Mittheilung dieses Berichtes veranlaßten. Das Capital, heißt es in dieser
                              Beschreibung, welches in China zur Anlegung einer Papierfabrik erforderlich ist,
                              scheint, dem Bedarfe an Geraͤthen nach zu schließen, sehr unbedeutend. Ein
                              Paar gußeiserne Kessel, einige hoͤlzerne Bottiche, ein mit Stuk gedekter
                              Trokenapparat, mehrere Bambusgeflechte, und einige Formen, die gleichfalls sehr
                              kuͤnstlich aus Bambus zusammengesezt sind, bilden beinahe das ganze
                              Fabrikmobiliar. Das Verfahren selbst ist folgendes. Man taucht die aus dem
                              Papier-Maulbeerbaume gebildeten Buͤndel, welche aus
                              abgeblaͤtterten Reisern von der Dike eines Gaͤnsekieles bestehen, in
                              einen Kessel mit siedendem Wasser, und nimmt sie wieder heraus, wenn in Folge des
                              Schwindens des unteren Endes der Rinde ungefaͤhr ein Zoll langes Stuͤk
                              des Holzes sichtbar geworden. Ist dieß der Fall, so breitet man die Reiser auf einer
                              Huͤrde aus, und schlaͤgt sie auf dieser so lange mit
                              Bambusstoͤken, bis sich die Rinde mit dem flachsartigen Faserstoffe davon
                              abloͤst. Dieser leztere wird, um ihn von aller Rinde zu befreien, von Weibern
                              wie Flachs gehechelt. Die gehechelte seidenartig glaͤnzende Faser gibt man in
                              eine Art steinernen Moͤrsers, der bis zu seiner Muͤndung in den Boden
                              eingesezt ist, und dessen Staͤmpel, welcher aus einem Stuͤk harten
                              Holzes besteht, in der Mitte des Moͤrsers mittelst eines aus starken
                              Bambusstoͤken zusammengesezten Rahmens senkrecht erhalten wird. Dieser
                              Staͤmpel wird von Arbeitern mit Hebeln, auf denen sie, um sich weniger zu
                              ermuͤden, bald sizen, bald stehen, auf und nieder bewegt, bis die Fasermasse
                              dadurch in eine gleichmaͤßige Zeugmasse verwandelt worden. Diese Masse bringt
                              man, wenn das Papier keine Leimung bekommen soll, mit reinem Wasser, und wenn man
                              ihm eine solche geben will, mit Reiswasser in eine Buͤrte. Aus dieser
                              schoͤpfen zwei Arbeiter mit ihrer Form ein Blatt nach dem anderen, wobei sie
                              theils, um die Zeugmasse gleicher zu vertheilen, theils um sie schneller abtropfen
                              zu machen, die Form mit einem ausgekerbtem Stabe leicht erschuͤttern.
                              Zwischen die einzelnen ausgehobenen Blaͤtter wird kein Flanell gelegt, wie es
                              bei uns zu geschehen pflegt, sondern man schichtet sie in Haufen auf, und bringt nur
                              an dem einen ihrer Enden kleine Stuͤkchen Holz, welche zum Fassen und
                              Ausheben derselben dienen, zwischen sie. Die Blaͤtter werden sodann auf der
                              aus Stuk gebildeten Platform, unter der man ein Feuer unterhaͤlt,
                              ausgebreitet, und mit einer feinen Buͤrste gezwungen, sich an diese Platform
                              anzulegen. In ein Paar Secunden sind sie vollkommen troken, wo man sie dann im
                              Zigzag so faltet, wie sie im Handel zu uns kommen. Das ganze Material einer großen
                              chinesischen Papierfabrik ist keine 1500 Fr. werth. Ein Rieß von 100 großen Blaͤttern, welches
                              in Frankreich mit 60 bis 80 Fr. bezahlt wird, kostet in China nicht mehr als 8 bis 9
                              Fr. Die Blaͤtter der chinesischen Buͤcher sind, weil sie der in China
                              uͤblichen Drukmethode gemaͤß nur auf einer Seite bedrukt werden
                              koͤnnen, durchaus gedoppelt. Das Druken selbst geschieht auf folgende Weise.
                              Ein Schriftkundiger schreibt die fuͤr den Druk bestimmten Werke mit einem
                              Pinsel sauber auf Papier. Dieses Papier wird mit der Schrift nach Abwaͤrts
                              gekehrt auf die zum Druke bestimmten Holzbloͤke, die aus einem sehr zarten in
                              China einheimischen Holze bestehen, geleimt. Ist das Papier troken geworden, so
                              befeuchtet man es etwas weniges mit einem Schwamme und nimmt es von dem Bloke ab,
                              auf dem sodann die Schriftzuͤge zuruͤkbleiben. Weiber und Kinder
                              schneiden hierauf mit kleinen staͤhlernen Instrumenten die Schriften aus, so
                              daß erhaben gravirte Bloͤke, wie man sie in der Kattundrukerei hat, zum
                              Vorscheine kommen. Mit diesen Bloͤken wird gedrukt; man hat aber weder eine
                              Presse, noch eine Walze, noch irgend andere Vorrichtungen; sondern das ganze
                              Verfahren besteht einfach darin, daß man mit einer in die Schwaͤrze
                              getauchten Buͤrste leicht uͤber den Bloͤk hinfaͤhrt; daß
                              ein Kind das Ende eines Blattes an den Rand des Blokes haͤlt, waͤhrend
                              ein zweites Kind das andere Ende aufgehoben und gespannt erhaͤlt; und daß der
                              Druker mit einer trokenen Buͤrste uͤber den Ruͤken des
                              Papierblattes hinfaͤhrt, um es an der Schwaͤrze ankleben zu machen.
                              Ein guter Arbeiter zieht gewoͤhnlich nach jeder Schwaͤrzung drei
                              Abdruͤke von einem Bloke ab, wobei er nach jedem mit seiner Buͤrste
                              etwas staͤrker anhaͤlt. Da die zum Druke verwendete Schwaͤrze
                              ausloͤschlich ist, so werden alle alten Papiere abgewaschen und wieder unter
                              den Staͤmpel gebracht. Hr. Breton sah auch eine
                              Art sehr zaͤhen Pakpapieres, welches kaum leichter als Musselin zu zerreißen
                              ist, und dessen sich der gemeine Chinese haͤufig als Saktuch bedient, aus
                              Floretseide bereiten. Als die Englaͤnder das erste endlose Papier nach China
                              brachten und damit den chinesischen Fabrikanten etwas fuͤr sie Unerreichbares
                              zu zeigen waͤhnten, erboten sich diese sogleich Papier von jeder
                              Laͤnge und Breite zu liefern. Sie hielten auch wirklich Wort, und zwar ohne
                              daß sie mehr thaten, als daß sie die englische 80,000 Fr. kostende Maschine durch
                              einen langen Bottich ersezten, der kaum uͤber 40 Fr. kostet. Ihr Verfahren
                              ist folgendes. Sie stampfen Floretseide auf die angegebene Weise, und sezen die
                              dadurch erlangte Zeugmasse in dem langen Bottiche der Sonne aus. Die Seide steigt,
                              da sie specifisch leichter ist als das Wasser, allmaͤhlich an dessen
                              Oberflaͤche empor, um auf dieser ein Haͤutchen zu bilden, welches
                              durch die Sonne gar bald eine solche Consistenz bekommt, daß es einem leichten Zuge
                              zu widerstehen im Stande ist. Ein gewandter Arbeiter erfaßt sodann das Ende dieses
                              Haͤutchens zwischen zwei duͤnnen Latten, und zieht es hierauf langsam
                              aus dem Bottiche, in welchem man das Wasser waͤhrend des Ausziehens des
                              Haͤutchens bestaͤndig auf der Hoͤhe der Wand, an der es
                              ausgezogen wird, erhaͤlt. An der frei gewordenen Wasserflaͤche erhebt
                              sich neue Seidenmasse, welche sich stets an das Ende des Haͤutchens ansezt,
                              so daß man aus dem Bottiche bis zur Erschoͤpfung der in ihm enthaltenen
                              Zeugmasse ein ununterbrochenes Blatt ausziehen kann. Gewoͤhnlich gibt man den
                              Blaͤttern bei 3 Fuß Breite 20 Fuß in der Laͤnge. Zum Behufe des
                              Troknens breitet man sie auf Gras, auf dem man sie umkehrt. Die chinesischen
                              Papierfabriken sehen daher von Weitem wie Bleichen aus. Handelt es sich um endloses
                              Papier, was uͤbrigens der Chinese fuͤr unnuͤz haͤlt, so
                              wird das Haͤutchen auf einen an dem Bottiche befindlichen Cylinder
                              aufgerollt, wobei man zwischen die Windungen bereits trokenes Papier einlegt. Dieses
                              Seidenpapier, welches gelblich ist, dient hauptsaͤchlich zum Einwikeln
                              verschiedener Gegenstaͤnde. Es ist nicht von ganz gleicher Dike, jedoch so
                              stark, daß ein Streifen von 3 Millimeter ein Gewicht von einem Kilogramm zu tragen
                              vermag, ohne darunter zu reißen. Seine Staͤrke verdankt es den Seidenfasern,
                              von denen einige nach der Fabrication 2 bis 3 Centim. Laͤnge haben. Es
                              waͤre wohl der Muͤhe werth, diese Art der Papierfabrication auch in
                              Frankreich und Italien, wo man so viele Floretseide zur Verfuͤgung hat, daß
                              vor einigen Jahren ein Chemiker sie als Duͤnger zu benuͤzen vorschlug,
                              zu versuchen. (Echo du monde savant. 1839, No. 490.)