| Titel: | Ueber die Unterscheidung des Arseniks vom Antimon bei Vergiftungsfällen; von J. Marsh. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XIV., S. 63 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Unterscheidung des Arseniks vom Antimon
                           bei Vergiftungsfaͤllen; von J. Marsh.
                        Aus dem Philosophical Magazine. Okt. 1839, S.
                              282.
                        Marsh, uͤber die Unterscheidung des Arseniks vom Antimon bei
                           Vergiftungsfaͤllen.
                        
                     
                        
                           Beim Prüfen auf Arsenik, im Falle einer Vergiftung durch diese Substanz, war es immer
                              wünschenswerth, ein möglichst einfaches Verfahren anzuwenden, um jeden Zweifel zu
                              beseitigen. In dieser Absicht unterwarf ich im Jahre 1836 mein Verfahren vermittelst
                              Wasserstoffgases der Prüfung der Society of arts (polyt.
                              Journal Bd. LXIII. S. 448). Ich hegte damals
                              die freudige Hoffnung, durch dasselbe alle Schwierigkeiten entfernt zu haben; aber
                              eine Mittheilung von Thomson hat das Verfahren
                              schwieriger gemacht, als es anfangs zu seyn schien, durch die von ihm gemachte
                              Entdekung einer gasförmigen Verbindung von Antimon mit Wasserstoff (polyt. Journal
                              Bd. LXVI. S. 125). Dieses Gas gibt bei
                              dem von mir angewendeten Verfahren Metallkrusten, welche für den Unerfahrenen große
                              Aehnlichkeit mit der metallischen Substanz haben, welche bei demselben Verfahren aus
                              arsenikalischen Auflösungen erhalten wird. Es wird daher nothwendig, ein Mittel
                              aufzufinden, diese Metallkrusten von einander zu unterscheiden. Viele dem erfahrenen
                              Chemiker wohlbekannte Verfahrungsarten lassen sich zu diesem Zweke anwenden.
                              Unglüklicher Weise aber erfordern alle diese Verfahrungsarten eine chemische
                              Bekanntschaft mit dem Gegenstande. So wurde z.B. ein gutes Verfahren von Liebig und Mohr angegeben, so
                              wie eine Modification desselben von Berzelius. Alle diese
                              Verfahrungsarten sind aber nicht einfach genug.
                           Ich freue mich, im Stande zu seyn, eine sehr einfache Probe, durch welche diese
                              Körper unterschieden werden können, vorzulegen, und die ich in allen zweifelhaften
                              Fällen mit vollkommenem Erfolge angewendet habe. Ich bediene mich dazu bloß
                              folgenden Mittels. Nachdem das gewöhnliche Verfahren, auf Antimon oder Arsenik zu
                              prüfen, angewendet worden
                              ist, muß auf das Stük Glas oder Porzellan, auf welchem die Metallkrusten sich bilden
                              sollen, ein einzelner Tropfen destillirtes Wasser gebracht werden. Das Glas oder
                              Porzellan wird dann umgekehrt, so daß der Wassertropfen unten hängt. Das Gas, so wie
                              es aus der Röhre strömt, wird auf die gewöhnliche Weise entzündet, und das Stük Glas
                              oder Porzellan mit dem Wassertropfen ungefähr einen Zoll über die Röhre, oder gerade
                              über die Spize des Flammenkegels gehalten. Das Arsenik oxydirt sich bei diesem
                              Verfahren, während das Wasserstoffgas verbrennt; und wenn es mit dem darüber
                              gehaltenen Wassertropfen in Berührung kommt, bildet es mit ihm eine starke oder
                              schwache Auflösung von arseniger Säure, je nach der Menge des vorhandenen Arseniks,
                              im Falle diese Substanz in dem der Untersuchung unterworfenen Gemenge sich befindet.
                              Wird jezt ein kleiner Tropfen des Reagens von Hume
                              (salpetersaures Silberoxyd-Ammoniak) auf die auf diese Weise erhaltene
                              Auflösung gebracht, so erzeugt sich, bei Anwesenheit von Arsenik, die wohlbekannte
                              citronengelbe Farbe, indem sich arseniksaures Silberoxyd bildet. Antimon erzeugt
                              unter diesen Umständen, weil es unlöslich ist, keine Veränderung. War in der der
                              Untersuchung unterworfenen Substanz viel Arsenik vorhanden, so zeigte es sich als
                              nüzlich, eine 6 Zoll lange reine Glasröhre von 1/2 Zoll im Durchmesser anzuwenden.
                              Das Innere der Röhre wird mit destillirtem Wasser ein wenig befeuchtet, ohne daß die
                              Hände oder Finger mit dem Wasser in Berührung kommen. Die auf diese Weise in
                              Bereitschaft gesezte Röhre muß vertical über die Spize des brennenden Gasstromes
                              gehalten werden. Dadurch wirb eine starke Auflösung von der Substanz erhalten,
                              welche sehr leicht durch Hume's Reagens oder irgend ein
                              anderes der auf Arsenik gewöhnlich angewendeten Reagentien geprüft werden kann.