| Titel: | Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zur Uebertragung der mittelst Galvanismus erzeugten Triebkraft, worauf sich Louis Cyprien Callet, Kaufmann in Manchester, am 11. Jul. 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XIX., S. 89 | 
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                        XIX.
                        Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zur
                           Uebertragung der mittelst Galvanismus erzeugten Triebkraft, worauf sich Louis Cyprien Callet,
                           Kaufmann in Manchester, am 11. Jul. 1838 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Nov. 1839, S.
                              154.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Callet's Maschinen und Apparate zur Uebertragung der mittelst
                           Galvanismus erzeugten Triebkraft.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung, welche ich von einem Fremden mitgetheilt erhielt, besteht in einem
                              neuen Mechanismus, durch den die mittelst Galvanismus erzeugte Kraft an Krummzapfen
                              und Treibwellen fortgepflanzt werden soll, um dadurch eine Triebkraft zu erzielen,
                              welche statt irgend einer anderen thierischen, mechanischen oder physischen Kraft
                              zur Bewegung von Körpern und zum Treiben von Maschinen aller Art verwendet werden
                              kann.
                           Der Apparat besteht aus einem oder mehreren Bolzen, die weiter unten beschrieben
                              werden sollen, und aus einem Instrumente, welches ich im Folgenden mit dem Namen
                              Schneke bezeichnen will. Dieses Instrument kann man sich anfertigen, indem man
                              isolirten Kupfer- oder anderen Draht spiralförmig um einen hohlen Cylinder
                              oder um eine anders geformte, aus dünnem Metalle oder einer anderen geeigneten,
                              nicht magnetisirbaren Substanz bestehende Röhre windet. Die Isolirung des Drahtes
                              geschieht durch Umspinnen desselben mit Baumwoll-, Seiden- oder anderen Faden, oder
                              auch durch Umwinden desselben mit schmalen Zeugstreifen.
                           Diese Schneke muß zum Behufe der Verstärkung ihrer Kraft, mit Ausnahme ihrer Enden,
                              mit einem gußeisernen Gehäuse umschlossen werden, welches durchaus von gleicher Dike
                              ist, und dessen Gewicht so berechnet seyn muß, daß es die Kraft der Schneke im
                              höchsten Maaße verstärkt. Dieses Gehäuse, welches die Gestalt eines hohlen, an
                              beiden Enden offenen Cylinders hat, muß so dicht als möglich an die Schneke passen.
                              Die Schneke ist zum Gebrauche fertig, wenn Galvanismus von hinreichender Intensität
                              durch ihre Drähte geströmt ist. Die in ihrem Inneren befindliche Höhlung soll eine
                              glatte und durchaus gleichmäßige Oberfläche bilden, so daß sich ein langer eiserner
                              Bolzen, welcher durchaus gleiche Dike hat, und beinahe genau in die Höhlung der
                              Röhre paßt, mit möglichst schwacher Reibung der Länge nach in der Röhre hin und her
                              bewegen kann.
                           Das Ende eines Bolzens von der eben angegebenen Art wird eine kurze Streke weit in
                              die Höhlung der Röhre eingeschoben; und wenn die Schneke hierauf galvanisirt wird,
                              so wird der Bolzen gewaltsam gänzlich in die Röhre hineingezogen. Die auf solche Art
                              hervorgebrachte Kraft und Bewegung wird zur Erzeugung einer Hin- und
                              Herbewegung, welche wie an der gewöhnlichen Dampfmaschine zum Umtreiben einer oder
                              mehrerer Krummzapfen dient, verwendet.
                           Die Zeichnung wird die ganze Einrichtung der Maschinerie verständlich machen. Fig. 14 ist
                              ein seitlicher Aufriß und Fig. 15 ein Grundriß des
                              Apparates.
                           Zwei der oben beschriebenen, aus einer Schneke a, a und
                              einem eisernen Bolzen b, b beschriebenen Instrumente
                              werden in senkrechter Stellung in solcher Entfernung von einander angebracht, daß
                              jedes derselben direct unter ein Ende des Balanciers c
                              kommt, der gleich dem gewöhnlichen Balancier einer Dampfmaschine in der Mitte seinen
                              Drehpunkt hat. Das obere Ende der Bolzen b, b steht
                              durch die Stangen d, d mit den Enden des Balanciers in
                              Verbindung, und zwar durch Gefüge, die so eingerichtet sind, daß sich die Bolzen
                              senkrecht auf und nieder bewegen, wenn die Enden des Balanciers emporsteigen und
                              herabsinken. Der Balancier ruht in der Mitte in entsprechenden Lagern, so daß ihm
                              freies Spiel gestattet ist. Die Bolzen b, b sollen so
                              weit in die ihnen entsprechenden Röhren oder Schneken eingesenkt seyn, daß sie, wenn
                              der Balancier horizontal steht, oder einen halben Hub vollbracht hat, zur Hälfte
                              über die Röhren hinausragen. In einer entsprechenden Entfernung zwischen dem
                              Mittelpunkte des Balanciers und einem seiner Enden – eine Entfernung, welche
                              von der Größe des in Bewegung zu sezenden Krummzapfens abhängt, ist mittelst eines Drehgelenkes eine
                              metallene Stange e so angebracht, daß sie frei spielen
                              kann. Beide Schneken a, a ruhen fest in einem an den
                              Boden gebolzten Gestelle f, f, f, f, in welches für den
                              Durchgang der zum Umdrehen des Krummzapfens g dienenden
                              Stange e ein Zapfenloch geschnitten ist. Die
                              Krummzapfenwelle h ruht in Anwellen, welche sich in dem
                              Maschinengestelle befinden, und reicht zu beiden Seiten mit ihren Enden über das
                              Gestell hinaus. An dem einen dieser Enden ist ein gewöhnliches Schwungrad i, i von gehöriger Größe und Schwere aufgezogen, an dem
                              anderen hingegen ist ein kleiner hölzerner Cylinder oder das Rad j angebracht. Auf diesem lezteren sind an gegenüber
                              liegenden Seiten seines Umfanges in einer geringen Entfernung von einander, jedoch
                              so, daß sich das galvanische Fluidum nicht von dem einen zum anderen mittheilen
                              kann, zwei dünne, glatte, platte silberne Stüke k, k in
                              das Holz eingelassen. Diese silbernen Stüke, welche nicht ganz um die Hälfte des
                              hölzernen Rades herumlaufen, bilden Halbkreise, so daß die eine und innere Hälfte
                              des Rades eine hölzerne, die andere oder äußere Hälfte hingegen eine silberne
                              Oberfläche darbietet.
                           Auf beide Seiten des hölzernen Rades werden je zwei lange dünne Streifen l, l, l, l aus Kupferblech oder noch besser aus Silber
                              so gelegt, daß keiner derselben dem anderen direct Galvanismus mittheilt, sondern
                              so, daß das eine Ende der Streifen der einen Seite auf eines der Silberstüke des
                              Rades zu liegen kommt und leise darauf drükt, während das andere Ende der Streifen
                              der entgegengesezten Seite auf gleiche Weise auf das andere Silberstük drükt. Die
                              anderen Enden der inneren Streifen l, l, l, l sind an
                              den Enden der Drähte m, m, welche von den oberen Enden
                              der Schneken a, a herlaufen, befestigt; während die
                              anderen Enden der äußeren Streifen an Leitungsdrähten, welche von der Batterie
                              herlaufen, und an beide äußere Streifen dieselbe Art von Elektricität, sey es
                              positive oder negative, leiten, festgemacht sind. Die Leitungsstreifen ruhen fest
                              auf den Holzstüken n, n, welche zu beiden Seiten des
                              hölzernen Rades in das Maschinengestell eingelassen sind. Die Enden der von den
                              unteren Enden der Schneken auslaufenden Leitungsdrähte sind durch einen kupfernen
                              Stab o, o, der sich von dem einen dieser Drähte zum
                              anderen erstrekt, miteinander verbunden.
                           Auf die solchermaßen zusammengesezte Maschine läßt man eine gehörigen Ortes
                              angebrachte Batterie wirken, welche aus einer Zink- und einer Kupferplatte,
                              oder aus concentrischen wechselweise gelegten Zink- und Kupferplatten,
                              dergleichen man sich gewöhnlich zum Galvanisiren der Schneken bedient, und welche
                              auch unter dem Namen Elektromotor bekannt ist, besteht. Die Verbindung der Batterie
                              mit der Maschine ist
                              durch entsprechende kupferne Conductoren, von denen der eine von der Zink-
                              und der andere von der Kupferplatte ausläuft, vermittelt. Einer dieser Conductoren
                              ist mit Schrauben oder anderen ähnlichen Befestigungsmitteln an dem die beiden
                              unteren Schnekenenden verbindenden kupfernen Stabe o, o
                              festgemacht. Der andere dagegen ist gabelförmig gebildet, oder in zwei Conductoren
                              getheilt, damit der Galvanismus, wie weiter unten gezeigt werden soll, abwechselnd
                              an die beiden oberen Schnekenenden geleitet wird. Jeder Conductor ist mit den Enden
                              der äußeren Silberstreifen l, l verbunden. Der
                              Galvanismus strömt von der Batterie mittelst des äußeren und inneren Silberstreifens
                              der einen Seite des hölzernen Rades und der an dem Rade befindlichen Silberplatte,
                              wenn diese mit den Streifen in Berührung steht, an die an dieser Seite des Rades
                              befindliche Schneke; und auf gleiche Weise wird er an die andere Schneke strömen,
                              wenn die Silberstreifen der anderen Seite des Rades mit dem anderen Silberstüke des
                              Rades in Berührung stehen. Die Silberstüke an dem Rade müssen so angebracht seyn,
                              daß zwischen ihnen und den Silberstreifen, mit denen sie in Berührung zu kommen
                              haben, die Berührung dann beginnt, wenn der diesem Ende der Maschine angehörige
                              Bolzen seinen höchsten Standpunkt in seiner Schneke erreicht hat.
                           Der Maschine mitgetheilte Galvanismus wird demnach durch die kleinen silbernen
                              Conductoren oder Streifen der einen Seite des Rades, welche durch die Stellung des
                              Rades mit einem der an diesem befestigten Silberstüke in Berührung kommen, an eine
                              der Schneken fortgepflanzt; und wenn diese solchermaßen galvanisirt worden, wird der
                              in ihr enthaltene Bolzen in solchem Grade angezogen werden, daß er bis auf den Grund
                              der Schneke eindringt. Gleichzeitig werden die beiden anderen silbernen Streifen
                              oder Conductoren der entgegengesezten Seite des Rades, da sie nicht mit einem der an
                              dem Rade angebrachten Silberstüke, sondern mit dessen hölzerner Oberfläche in
                              Berührung stehen, keine Communication zwischen der Batterie und der anderen Schneke
                              vermitteln; und die Folge hievon wird seyn, daß der in dieser lezteren enthaltene
                              Bolzen emporsteigt, bis er nur mehr um ein Drittheil von dem oberen Ende seiner
                              Schneke entfernt ist, und sich also auf seiner größten Höhe über dem unteren
                              Schnekenende befindet.
                           Wenn der Apparat auf solche Weise in Bewegung gekommen ist, und der Krummzapfen zum
                              Umlaufen veranlaßt wurde, so werden beim Umlaufen des hölzernen Rades die anderen
                              Silberstreifen oder Conductoren mit dem anderen Silberstüke des Rades in Berührung
                              kommen, während die früher in Berührung gewesenen Silberstreifen außer solche treten. Hiedurch
                              wird jene Schneke, die früher nicht galvanisirt war, nunmehr galvanisirt werben und
                              ihren Bolzen einziehen, während die früher galvanisirt gewesene Schneke es nunmehr
                              zu seyn aufhört, und ihrem Bolzen emporzusteigen gestattet. Durch das Umlaufen des
                              Rades werden demnach die Schneken abwechselnd galvanisirt, und daraus folgt die
                              abwechselnde Bewegung der beiden Bolzen. Der in Bewegung gesezte Krummzapfen kann
                              vermittelst eines geeigneten Räderwerkes die erzeugte Kraft zu irgend einem Zweke
                              weiter fortpflanzen.
                           Die Kraft läßt sich im Verhältnisse der Dimensionen der Schneke und der Batterie
                              bedeutend erhöhen, wenn man an den beiden Enden des Balanciers statt einer einzigen
                              Schneke und statt eines einzigen Bolzens ihrer zwei so anbringt, daß ihre hohlen
                              Cylinder vollkommen parallel stehen. Es müßte in diesem Falle an jedem der
                              Schnekenpaare ein bügelförmiges Eisen angebracht werden, und zwar folgendermaßen.
                              Dieses müßte nämlich aus zwei eisernen Bolzen, die auf die oben beschriebene Weise
                              in die Höhlungen der Cylinder einpassen, und die oben durch ein gerades oder
                              gebogenes Eisenstük von der Dike der Bolzen miteinander verbunden sind, bestehen,
                              wenn man nicht lieber beide Bolzen sammt dem Verbindungstheile aus einem Stüke
                              arbeitet. Immer aber müssen die beiden Bolzen einander vollkommen parallel seyn,
                              damit sie frei in den Höhlungen des an jedem Ende des Balanciers befindlichen
                              Schnekenpaares arbeiten können. Die Enden des Balanciers sind durch Stangen mit dem
                              Mittelpunkte des die beiden Bolzen vereinigenden Stükes zu verbinden, so zwar, daß
                              beide Bolzen, wenn sie aufgehängt sind, einander das Gleichgewicht halten. Die
                              Schneken sind auf solche Weise zu stellen, daß, wenn sie galvanisirt werden, die
                              oberen Pole eines jeden Schnekenpaares entgegengesezte Pole sind: d.h. so, daß das
                              obere Ende der einen Schnecke positiv, das andere hingegen negativ ist. Für alle
                              vier Schneken wird eine einzige Batterie ausreichen, wenn sie so miteinander
                              verbunden sind, daß die einzelnen Paare abwechselnd galvanisirt werden. Die Schneken
                              eines jeden Paares sind für diesen Fall durch Zusammenschweißung ihrer oberen Drähte
                              miteinander zu verbinden. Die Bodendrähte zweier der Schneken an der einen Seite der
                              Maschine, aber an den entgegengesezten Enden des Balanciers, sind auf die oben
                              beschriebene Weise mittelst des Kupferstabes, an den einer der Conductoren
                              geschraubt ist, miteinander zu verbinden. Die Bodendrähte der beiden anderen
                              Schneken hingegen sind mit den Enden der inneren Silberstreifen zu verbinden.
                           Schließlich muß ich bemerken, daß die Schneken des oben beschriebenen Apparates
                              anstatt aus Draht, auch aus Kupfer, Zinn oder einem anderen geeigneten Metalle gegossen oder
                              spiralförmig geschmiedet werden können. Eben so gibt es gewiß viele andere Methoden,
                              nach denen man den galvanischen Strom durchleiten oder unterbrechen kann. Auch kann
                              man zwei oder mehrere Schnekenpaare so verkuppeln und so anordnen, daß dadurch ein
                              und derselbe Balancier oder mehrere Balanciers, welche dieselben Wellen mittelst
                              rechtwinkeliger Krummzapfen treiben, in Bewegung gesezt werden, damit, gleichwie
                              dieß an den gewöhnlichen verkuppelten Dampfmaschinen der Fall zu seyn Pflegt, der
                              Mittelpunkt der Bewegung leichter überwunden wird. Als meine Erfindung erkläre ich
                              den aus den Schneken und den in diesen spielenden Bolzen bestehenden Apparat oder
                              Mechanismus, durch den die weitere Maschinerie, die offenbar eine sehr verschiedene
                              Einrichtung haben kann, in Bewegung gesezt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
