| Titel: | Ueber die Pflasterung der Straßen mit Holz. Von Hrn. John Isaac Hawkins. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XXVIII., S. 116 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber die Pflasterung der Straßen mit Holz. Von
                           Hrn. John Isaac
                              Hawkins.
                        Im Auszuge aus einem vor der British
                                 Association in Birmingham gehaltenen Vortrage aus
                           dem Athenaeum, No.
                              620.
                        Hawkins, uͤber Pflasterung der Straßen mit Holz.
                        
                     
                        
                           Obwohl die Aufmerksamkeit des Publicums in neuerer Zeit mehrfach auf die Pflasterung
                              der Städte sowohl als der Landstraßen mit senkrecht auf die Faser gestellten
                              Holzblöken gelenkt worden; obwohl Reisende, die diese Pflasterung im Auslande
                              gesehen und beobachtet haben, über deren Güte und Dauerhaftigkeit nicht genug
                              Rühmliches berichten konnten; und obwohl in England im lezten Jahre allein nicht
                              weniger als 7 Patente auf verschiedene Holzpflasterungen genommen wurden, muß ich
                              doch mit Bedauern gestehen, daß in England noch nirgendwo eine derlei Pflasterung zu
                              finden ist, welche einen ganz richtigen Begriff von der Güte dieses Systemes geben
                              könnte. Es scheint mir daher für diejenigen, die gute Holzpflasterungen zu
                              beobachten Gelegenheit hatten, eine Pflicht zu seyn, dem Publicum die Resultate
                              ihrer Beobachtungen kund zu geben, damit dasselbe nicht allenfalls nach den beiden
                              in London in der Oxfordstraße und bei Old Bailey angestellten Versuchen eine
                              ungünstige Meinung von der Sache zu fassen verführt werde.
                           Ich selbst hatte Gelegenheit in den Jahren 1827 bis 1831 in Wien eine gut gelegte
                              Holzpflasterung, welche sich an einem der befahrensten Orte befindet, zu beobachten,
                              und habe mich dabei überzeugt, daß das Holz viel weniger als irgend ein anderes zur
                              Pflasterung verwendetes Material der Abnüzung unterliegt. Ich habe ferner von
                              mehreren Augenzeugen vernommen, daß sich die Holzpflasterung, welche vor drei Jahren
                              in der einem so ungeheuren Verkehre ausgesehen Broadway in New-York gelegt
                              worden, ebenso trefflich erhielt. Ja ein genauer und gewissenhafter Beobachter
                              versicherte mich, daß er einen Stein, welcher ein Gewicht von beinahe 20 Tonnen
                              hatte, auf einem Wagen über dieses Pflaster führen sah, ohne daß die Holzblöke auch
                              nur den geringsten Eindruk dadurch erlitten hätten. Ich glaube demnach mit vollem
                              Rechte, und um so mehr, als ich persönlich nicht dabei interessirt bin, für dieses
                              Pflasterungssystem in die Schranken treten zu können, indem ich die volle
                              Ueberzeugung habe, daß gesundes, senkrecht auf die Faser gestelltes Holz unter allen
                              bisher zum Straßenbaue verwendeten Materialien die besten und dauerhaftesten Straßen
                              bildet; und daß sich mit diesem Materiale, wenn es zwekmäßig benuzt wird, Straßen
                              herstellen lassen, die
                              eine Art von Universal-Eisenbahn bilden, auf denen Wagen aller Art mit einem
                              verhältnißmäßig geringen Aufwande an Pferdekraft fortgeschafft werden können, und
                              auf denen man selbst Dampfwagen mit derselben Sicherheit und Geschwindigkeit laufen
                              lassen kann, wie auf Eisenbahnen.
                           Die Güte und Dauerhaftigkeit der mit Holz gepflasterten Straßen ist übrigens, wie ich
                              glaube, in der Hauptsache durch folgende Punkte bedingt:
                           1) Das Holz muß aus dem Herzen ganz gesunder Bäume genommen werden, und es darf sich
                              auch nicht ein Stükchen Splint daran befinden, indem sonst frühzeitig eine Fäulniß
                              eintreten würde. Das harzreiche Fichtenholz liefert ein treffliches und wohlfeiles
                              Material; man kann aber auch von den anderen dauerhafteren Hölzern anwenden, wenn
                              dieselben an verschiedenen Orten leicht zu haben sind;
                           2) die Blöke, welche so gelegt werden müssen, daß sie einander berühren, müssen genau
                              nach einem Muster geschnitten werden, damit sie dicht und eben an einander passen;
                              auch darf, wenn man sie neben einander auf einen ebenen Boden sezt, keiner sichtbar
                              höher seyn, als der andere;
                           3) die Blöke müssen wenigstens 1 1/2 Mal so hoch als breit seyn, indem der Stabilität
                              wegen eine hinlänglich feste seitliche Stüze unumgänglich erforderlich ist. Noch
                              besser ist es, wenn die Höhe zweimal so groß ist als die Breite. Jeder Blök wird,
                              wenn er eine rechtekige Form hat, von vier anderen getragen; bildet er dagegen ein
                              sechsseitiges Prisma, welche Form die Lieblingsform zu seyn scheint, so wird er von
                              den sechs ihn umgebenden Blöken gestüzt. Die Stüzung wird um so kräftiger und
                              wirksamer seyn, je genauer die ganze Masse von Blöken an einander paßt. Da das
                              sechsseitige Prisma jene Form ist, bei der am meisten Holz aus einem Baume
                              geschnitten werden kann, wenn der Durchmesser des Prisma's so groß ist, als es der
                              gesunde Theil des Baumes gestattet, so hat man bisher dieser Form allgemein den
                              Vorzug gegeben. Ich übergehe daher um so mehr alle übrigen in Vorschlag gebrachten
                              Formen, als uns noch Versuche, über dieselben fehlen;
                           4) die Blöke müssen eine feste Unterlage aus Kies, aus Geschieben, aus Schutt oder
                              anderen derlei Materialien bekommen, und diese Unterlage muß gut geebnet und fest
                              gestampft werden, bevor man die Blöke auf sie legt. In New-York verwendete
                              man die Marmorsplitter der Steinmeze mit bestem Erfolge zu diesem Zweke;
                           5) über diese ebene und fest gestampfte Unterlage muß eine dünne, nicht mehr als
                              einen halben Zoll dike Schichte seinen Kieses ausgebreitet werden, damit sich die Blöke beim Legen
                              leichter adjustiren lassen.
                           6) Die Blöke müssen so gelegt werden, daß sie, bevor man sie zu stampfen beginnt,
                              eine ebene Oberfläche bilden; denn die Ebenung derselben soll nicht so sehr durch
                              das Stampfen, welches eigentlich nur zum Zweke hat, das Ganze fest nieder zu
                              bringen, als durch die Ebenheit der Unterlage bedingt seyn. Kein Blok soll bedeutend
                              stärker eingestampft werden als die übrigen.
                           Läßt man einen der Blöke höher oder tiefer als die ihm zunächst angränzenden, so
                              werden die Wagen stoßen, und dieses Stoßen wird bewirken, daß die tiefer gelegenen
                              Blöke einen stärkeren Druk erleiden, als die höher stehenden. Wenn im Anfange auch
                              nur eine geringe Unebenheit besteht, so wird dieselbe allmählich immer größer und
                              größer werden; denn das Wagenrad wirkt, wenn es von einem höher gelegenen Bloke auf
                              einen tiefer stehenden herabfällt, gleich einer Stampfe, während es beim
                              Hinansteigen von dem tiefer liegenden zum höher stehenden Blöke nur als todtes
                              Gewicht wirkt.
                           Außer diesen Punkten kommt noch zu bemerken, daß die Blöke aus trokenem Holze
                              geschnitten werden müssen, und daß man sie, nachdem sie geschnitten worden,
                              möglichst bald legen soll, damit sie sich nicht werfen und dadurch die
                              Regelmäßigkeit ihrer Form verlieren. Endlich muß ich noch beifügen, daß die Blöke in
                              England mit Maschinen und mit Dampf wohl eben so wohlfeil geschnitten werden
                              dürften, als im Auslande, wo der Arbeitslohn gering ist, durch Arbeiter.