| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XXXII., S. 155 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Eine neue Volta'sche Säule von ungewöhnlicher Kraft.
                           Bei dem immer wachsenden Interesse, welches in wissenschaftlichen und industriellen
                              Kreisen an allem dem gewonnen wird, was dahin zielt, die Volta'sche
                              Elektricitaͤt fuͤr technische Zweke, chemischer Art sowohl als
                              mechanischer, in Anwendung zu bringen, duͤrfte es vielleicht passend und
                              nuͤzlich seyn, einige Notizen bekannt zu machen uͤber eine neue
                              Volta'sche Saͤule, welche ihrer außerordentlichen chemischen und magnetischen
                              Wirkungen wegen von praktischer Wichtigkeit zu werden verspricht.
                           Die interessanteste Mittheilung, welche bei der dießjaͤhrigen Versammlung der
                              brittischen Naturforscher in Birmingham (der chemischen Sektion) gemacht wurde,
                              ruͤhrte von meinem Freunde, Hrn. Grove aus Wordsworth, her. Derselbe zeigte einen Volta'schen Apparat
                              vor, der, obwohl nur einen Raum von wenigen Kubikzollen einschließend und aus vier
                              kleinen Plattenpaaren von Platinzink bestehend, dennoch eine ungewoͤhnliche
                              chemische Wirksamkeit besaß. Waͤhrend meines neulichen Aufenthalts in London
                              ließ ich mir bei dem bekannten Mechaniker Watkins in
                              Charing-Croß eine Volta'sche Saͤule nach dem Grove'schen Princip construiren, in etwas groͤßern Dimensionen
                              jedoch, als sie die von mir in Birmingham gesehene Vorrichtung hatte. Mein Apparat
                              ist zusammengesezt aus fuͤnf Plattenpaaren, jedes aus einem duͤnnen
                              Platinblech von 8'' Laͤnge und 2'' Breite, und aus einem amalgamirten
                              Zinkstreifen von 14'' Lange und 2'' 9''' Breite bestehend. Diese Plattenpaare
                              werden, wenn man die Saͤule in Thaͤtigkeit sezen will, in einen
                              kleinen Trog gestellt, in der Weise, daß jede Platinplatte in eine poroͤse,
                              mit gewoͤhnlicher Salpetersaͤure gefuͤllte Thonzelle von
                              parallelopipedischer Form eintaucht. Jede dieser Zellen steht in einem eigenen im
                              Trog befindlichen, ebenfalls zellenfoͤrmigen und mit verduͤnnter
                              Schwefelsaͤure oder Salzsaͤure angefuͤllten Raum, und ist von
                              einem Zinkstreifen umgeben, welcher mit der Platinplatte einer benachbarten
                              Thonzelle communicirt. Der wirksame Theil des Apparats nimmt kaum 80 Kubikzoll, die
                              ganze Vorrichtung nicht voͤllig einen Viertelkubikfuß ein – ein
                              Volumen, das man sicherlich nicht groß nennen kann, und das sich noch leicht um die
                              Haͤlfte vermindern ließe, ohne dadurch der Wirksamkeit der Vorrichtung
                              Eintrag zu thun. Eine so beschaffene Saͤule nun liefert einen Strom, welcher,
                              durch schwefelsaͤurehaltiges Wasser von 1,3 specifischem Gewicht geleitet, in
                              einer Stunde 900 Kubikzoll gemischten Gases (Knallgases) an den Elektrodon liefert,
                              oder in jeder Minute 15 Zoll. Meines Wissens ist bis jezt noch kein Apparat
                              construirt worden, welcher selbst bei viermal groͤßern Dimensionen an
                              chemischer Wirksamkeit dem in Rede stehenden gleich kaͤme; ich zweifle sogar
                              daran, ob die so beruͤhmt gewordene Riesensaͤule der Royal Institution
                              in London, welche bekanntlich aus 2000 Plattenpaaren bestand, die chemische Energie
                              der meinigen besaß. Was aber die fragliche Vorrichtung noch besonders werthvoll
                              fuͤr den Physiker macht, ist der Umstand, daß sie einen Strom von konstanter
                              Starke liefert. Man war fruͤher der Meinung, daß eine Saͤule von
                              großer chemischer Wirksamkeit auch bedeutende physiologische Effecte hervorbringen
                              muͤsse. Diese Ansicht wird durch meinen Apparat keineswegs bestaͤtigt,
                              denn wenn man denselben durch die Haͤnde schließt, so wild auch nicht die
                              geringste Erschuͤtterung empfunden; waͤhrend Saͤulen, die aus
                              vielen Plattenpaaren bestehen und kaum einen Zoll Knallgas in der Minute entwikeln,
                              heftige Schlage zu ertheilen vermoͤgen. Was die Waͤrmeeffecte meines
                              Apparats betrifft, so habe ich noch nicht Zeit gehabt, die Groͤße derselben
                              genau zu bestimmen; allein aus dem Umstaͤnde, daß mittelst desselben
                              Platindraͤhte von der Dike einer gewoͤhnlichen Striknadel in wenigen
                              Secunden geschmolzen werden, daß in Kohlenstuͤken, die als Schließungsmittel
                              dienen, ein fuͤr das Auge kaum ertraͤglicher Lichtglanz hervorgebracht
                              wird, muß ich schließen, daß die Waͤrmewirkungen meiner Saͤule
                              ebenfalls ungewoͤhnlich groß sind.
                           
                           Das Maximum des elektro-magnetischen Vermoͤgens, das mein Apparat
                              besizt, habe ich ebenfalls noch nicht genau ermittelt, daß es aber von Bedeutung
                              sey, erhellt aus dem Resultat eines einzigen Versuchs, den ich vor wenigen Tagen
                              angestellt. Ein Stuͤk weichen Eisens von 2' Laͤnge und 5/4'' Dike, in
                              Hufeisenform gebogen und mit einer Spirale von Kupferdraht umgeben, trug 3 1/2 Cntr.
                              Eisen, als ich durch leztere den Strom meiner Saͤule kreisen ließ. Dieses
                              Gewicht druͤkt aber keineswegs das Maximum der Tragkraft des fraglichen
                              Elektromagneten aus, denn lezterer haͤtte mit einer noch viel groͤßern
                              Last beschwert werden koͤnnen, ehe der Anker abgerissen waͤre, es
                              fehlte mir aber im Augenblik des Versuchs weiteres Gewicht, um die Graͤnze
                              des Ziehvermoͤgens genau zu bestimmen.
                           Vergleicht man die Dimensionen meiner Saͤule mit den von ihr hervorgebrachten
                              Wirkungen, so muͤssen leztere als außerordentlich groß erscheinen, und wird
                              man die Ueberzeugung gewinnen, daß Volta'sche Apparate, nach der Grove'schen Weise construirt, allen anderen vorzuziehen
                              sind, sobald es sich naͤmlich darum handelt, in einem moͤglichst
                              kleinen Raum eine moͤglichst große Kraft zu erzeugen.
                           Die bedeutende und constante Wirksamkeit des in Rede stehenden Apparats
                              eroͤffnet uͤberdieß die Aussicht, daß die Staͤrke des
                              Elektromagnetismus bis zu jedem beliebigen Grade gesteigert, und somit derselbe als
                              Bewegkraft im Großen angewendet werden koͤnne. Was leztern Punkt betrifft, so
                              ist freilich noch eine wichtige Frage zu entscheiden, naͤmlich diejenige der
                              Oekonomie, denn alle uͤber diesen Gegenstand bekannt gewordenen Daten sind
                              noch zu vag und unzuverlaͤssig, als daß darauf hin eine sichere
                              Kostenvergleichung zwischen Dampf- und elektromagnetischer Kraft (fuͤr
                              eine gegebene OertlichkeitOertlichkeeit guͤltig) angestellt werden koͤnnte.
                           Ohne Zweifel werden wir aber bald von einem Manne, der schon seit Jahren mit der
                              Aufloͤsung des Problems: die Volta'sche Elektricitaͤt der Mechanik
                              dienstbar zu machen, mit so vielem Eifer sich beschaͤftigt, und welcher
                              dieser wichtigen Aufgabe um so mehr gewachsen ist, als demselben durch kaiserliche
                              Munificenz alle nur wuͤnschbaren Mittel zur Verfuͤgung gestellt sind
                              – wir werden, sage ich, von dem scharfsinnigen und unermuͤdlichen Jacobi in St. Petersburg bald Aufschluͤsse
                              uͤber die zweifache Frage erhalten: gestatten physikalische und
                              oͤkonomische Gruͤnde die Anwendung des Elektromagnetismus als
                              Bewegkraft fuͤr technische Zweke?
                           C. F. Schoͤnbein. (Allgem.
                              Zeitung von Augsburg, Nr. 12.)
                           
                        
                           Das Dampf- und Segelschiff Vernon.
                           Die Dampfschifffahrt von England nach Indien wird immer eifriger in Anregung
                              gebracht, und man hat kuͤrzlich wirklich ein dahin bestimmtes Schiff, welches
                              fuͤr die Dampf- und Segelschifffahrt zugleich eingerichtet ist,
                              abgehen lassen. Dieses Schiff, der Vernon genannt, hat 170 Fuß Laͤnge auf 36
                              Fuß Breite und 22 Fuß Tiefe, es traͤgt 1000 Tonnen und geht 15 Fuß 6 Zoll
                              tief im Wasser. Die Triebkraft liefert eine von den HHrn. Seaward gebaute Dampfmaschine von 32
                              Pferdekraͤften, welche bei ruhiger Witterung auf 30 Umlaͤufe in der
                              Minute berechnet ist. Die Kessel verzehren ungefaͤhr 2 1/2 Cntr. Steinkohlen
                              in der Zeitstunde. Nach den Berichten, welche man seit der Abfahrt des Schiffes von
                              demselben erhielt, erwartet man, daß es in 70 Tagen an dem Orte seiner Bestimmung
                              eintreffen wird. (Civil Eng. and Archit. Journal.)
                           
                        
                           Ueber einige Verbesserungen an den Wagenrädern.
                           Wir entnehmen aus einem der lezten Hefte des London Journal of
                                 arts nachstehende Notizen uͤber einige Wagenraͤder, welche in
                              den lezten Jahren in England patentirt wurden. I. Patent des
                                 Hrn. Patrick Seyton Hynes in Paddington vom 25. Febr. 1835. Das Wesentliche
                              betrifft eine Methode die Raͤder eines Wagens zu sperren. Bewerkstelligt soll
                              dieß werden durch Federbolzen, welche an der Radachse oder an dem unteren Theile des
                              Wagens angebracht sind, und welche, wenn man es fuͤr noͤthig findet,
                              zum Behufe des Sperrens der Raͤder in entsprechende Loͤcher
                              eindringen, welche zu deren Aufnahme in die Nabe gebohrt sind. Die Bolzen sind in
                              Rahmen oder Baͤnder, welche zu beiden Seiten des Wagens an der Radachse
                              befestigt sind, eingelassen, und werden durch Ketten zuruͤkgehalten und durch
                              Spiralfedern vorwaͤrts getrieben. Sollen die Raͤder gesperrt werden,
                              so laͤßt der Kutscher oder eine der im Wagen befindlichen Personen die Ketten nach, wo dann die
                              Bolzen vorspringen und in die in die Nabe gebohrten Loͤcher eindringen. Will
                              man die Raͤder wieder frei machen, so zieht man die Bolzen mit einem Strike
                              oder einer Kette zuruͤk. In dem massiven Theile der Buͤchsen ist ein
                              concentrischer Ausschnitt angebracht, der zur Aufnahme von Oehl dient, und von dem
                              aus das Oehl in kleinen Canaͤlen an die Achse fließt. – II. Patent des John Ingledew in Brighton vom 14. April 1835.
                              Die Erfindung betrifft hauptsaͤchlich die Fabrikation eiserner Raͤder
                              fuͤr die Eisenbahnwagen. Die Speichen sind in einen centralen Ring, der die
                              Nabe bildet, verschultert, und mit quer durchgeschlagenen Keilen darin befestigt.
                              Die beiden Flaͤchen des Rades sind mit Scheiben aus Eisenblech bedekt. Die
                              aͤußeren kruͤkenfoͤrmigen Enden der Speichen sind mit
                              Schwalbenschwaͤnzen und Keilen in den eisernen Felgen befestigt. Diese
                              Raͤder sind an kurzen Achsen festgemacht, welche in Dillen, die an dem Wagen
                              angebracht sind, umlaufen. Zur Verminderung der Reibung beim Umlaufen sind die Enden
                              der kurzen Achsen kegelfoͤrmig gebildet. – III. Patent des Robert Whireside in Air in Nordengland, vom 20. Nov. 1834. Die
                              Erfindung hat einen doppelten Zwek 1) soll den Laufraͤdern der Dampfwagen
                              Elasticitaͤt gegeben werden; und 2) betrifft sie das Schmieren der
                              arbeitenden Theile einer rotirenden Dampfmaschine. Man hat bereits mehreremale
                              Raͤder mit elastischen Speichen in Vorschlag gebracht, und ist dabei von der
                              irrigen Ansicht ausgegangen, daß die Achse, indem sie durch den Druk, den sie
                              erleidet, und durch das Bewegungsmoment des Wagens aus dem Mittelpunkte
                              geraͤth, vermoͤge dieser in Folge der Elasticitaͤt erlangten
                              Stellung dem Vorwaͤrtstreiben des Wagens foͤrderlich wird. Der
                              Patenttraͤger hat, ohne auf das Widersinnige dieser Idee zu achten, wie er
                              glaubt, einigen der praktischen Mangel dieser Raͤder abgeholfen, und zwar
                              indem er anstatt der Anwendung elastischer Speichen die Achse in den Mittelpunkt
                              einer vierekigen Platte einzusezen vorschlagt. Diese Platte will er beinahe nach Art
                              der Patrone einer excentrischen Drehebank in einem an der Radfelge angebrachten
                              Rahmen nach zwei Richtungen verschiebbar machen, wobei die centrale Stellung dieses
                              Rahmens durch vier kraͤftige Spiralfedern, die sich von der Achse aus an die
                              Eken des Rahmens erstreken, erhalten wird. Dieses Wenige duͤrfte
                              genuͤgen, um darzuthun, wie complicirt und nuzlos diese Vorrichtung ist.
                              – Das Verfahren, wonach der Patenttraͤger die arbeitenden Theile einer
                              rotirenden Dampfmaschine schluͤpfrig erhalten will, beruht darauf, daß er
                              uͤber der Maschine ein Beken anbringt, in welchem der Talg oder die sonstige
                              Schmiere enthalten ist, und daß er dieses Beken mit dem Inneren der Maschine
                              communiciren laͤßt. Dabei soll auf die obere Flache des Talges Dampf
                              druͤken, theils um diesen hiedurch in fluͤssigem Zustande zu erhalten,
                              theils um ihn die Leitungsroͤhren entlang an die im Inneren der Dampfkammer
                              spielenden Kolben zu leiten. Die Schmiere wird, nachdem sie ihren Dienst in der
                              Maschine geleistet, wieder abgeleitet, und dann mit Pumpen wieder in das Beken
                              emporgetrieben.
                           
                        
                           Eine der größten Steknadel-Fabriken
                           ward kuͤrzlich von den HHrn. John Edelston und Sohn von Warrington in
                              Lachford an den sogenannten Mersey Pin Works errichtet. Die Fabrik
                              beschaͤftigt gegen 1000 Individuen, worunter Maͤnner, Weiber und
                              Kinder; sie erzeugt ausschließlich nur Steknadeln, und liefert von diesen
                              woͤchentlich 15 bis 16 Mill. Stuͤke! (Mechanics' Magazine.)
                           
                        
                           Jenkins's mechanische Violine.
                           Eine der sinnreichsten Erfindungen an den Musikinstrumenten, schreibt das Mechanics' Magazine in Nr. 846, verdanken wir Hrn.
                              Jenkins, Organisten an der
                              Lurgan's Kirche in Belfast. Das Instrument besteht aus einem großen Violinsarge ohne
                              Hals oder Fingerbrett, welcher horizontal in einem Gestelle angebracht ist, und auf
                              dem eine groͤßere Anzahl von Saiten als an einem Violoncelle aufgezogen ist.
                              Die Saiten werden an dem einen Ende des Sarges mit einem Bogen gestrichen,
                              waͤhrend sich an dem der linken Seite des Spielers entsprechenden Ende ein
                              Griffbrett befindet, welches mit dem an den Pianofortes gebraͤuchlichen
                              Ähnlichkeit hat. Saͤmmtliche Saiten befinden sich gleichzeitig unter
                              dem Striche des
                              Bogens; um jedoch die Discordanz zu verhuͤten, welche eintreten
                              wuͤrde, wenn ein Pianoton erfordert wird, kann jede Saite nach Belieben außer
                              Beruͤhrung mit dem Bogen gebracht werden, und zwar mittelst einiger Tritte,
                              die mit den Fuͤßen in Bewegung gesezt werden, und mit einem innerhalb des
                              Instrumentes angebrachten Daͤmpfer in Verbindung stehen. Das Instrument gibt
                              aͤußerst kraͤftige Toͤne, und bildet bei der großen
                              Mannichfaltigkeit seiner Toͤne eines der trefflichsten Orchesterinstrumente.
                              Neben einem großen Piano gespielt, vermag es dessen Toͤne beinahe zu
                              erstiken. Wenn auch das Princip desselben nicht ganz neu genannt werden kann, so ist
                              doch wenigstens diese Anwendung desselben ganz neu und in der That einzig.
                           
                        
                           Ueber das Einsezen der Eisenstangen in Blei.
                           Man pflegt die unteren Enden der zu Gelaͤndern und anderen derlei Zweken
                              bestimmten Eisenstangen gewoͤhnlich in Blei einzusezen, ohne, wie Hr.
                              Kentish in einem an das
                              Mechanics' Magazine gerichteten Schreiben bemerkt,
                              daran zu denken, daß hiedurch eine starke galvanische Wirkung und eine rasche
                              Zerstoͤrung des Eisens erfolgen muß. Als Abhuͤlfe hiefuͤr
                              empfiehlt er anstatt des Bleies Zink zu nehmen, indem hier die galvanische Wirkung
                              auf das Zink fallen, und diesem als einem minder leicht oxydirbaren Metalle weniger
                              Schaden zufuͤgen wird. Bei der Anwendung des Zinks schuͤzt dieser das
                              Eisen, waͤhrend bei der Anwendung des Bleies das Eisen das Blei
                              schuͤzt. Aus demselben Grunde wird in diesem Schreiben auch empfohlen, zu den
                              fuͤr Eisen bestimmten Anstrichen statt des Bleioxydes Zinkoxyd zu verwenden.
                              Man sieht, daß das Ganze auf eine Empfehlung der Sorel'schen Galvanisation des Eisens hinausgeht.
                           
                        
                           Ueber ein Verfahren um das Eisen auf nassem Wege in
                              metallischem Zustande zu erhalten.
                           Hiezu braucht man nur reines Zink in eine moͤglichst neutrale
                              Aufloͤsung von salzsaurem Eisenoxydul zu tauchen. In kurzer Zeit, besonders
                              wenn man die Fluͤssigkeit zum Sieden erhizt, wird das Zink sproͤde und
                              vom Magnet anziehbar; laͤßt man es lange genug in der Fluͤssigkeit, so
                              hinterbleibt nur noch ein zerreibliches Stuͤk reinen Eisens. Da man jedoch
                              befuͤrchten koͤnnte, daß immer ein wenig Zink im Eisen
                              zuruͤkbleiben moͤchte, so schlaͤgt Hr. Capitaine zur Vermeidung dieses Umstandes ein
                              sehr einfaches Verfahren vor. Es besteht darin, in die Eisenaufloͤsung ein
                              ganz reines Kupferblech zu tauchen, dessen eines Ende an ein Zinkstuͤk
                              geloͤthet ist; das Eisen sezt sich in duͤnner und zerreiblicher
                              metallisch glaͤnzender Schichte auf dem Kupfer ab, welche jedoch keine Spur
                              von Krystallisation zeigt. Diesem Verfahren kann man nur den Vorwurf machen, daß es
                              sehr langsam von Statten geht; es entwikelt sich dabei immer so lange
                              Wasserstoffgas, als noch Eisen niedergeschlagen wird. (Comptes rendus, No. 23. 1839)
                           
                        
                           Ford's schwimmende
                              Glaubersalzfabrik.
                           Ein Hr. Edward Ford nahm unterm
                              8. Maͤrz 1839 ein Patent auf eine verbesserte Methode Glaubersalz,
                              Salzsaͤure und andere Saͤuren zu fabriciren und uͤberhaupt
                              solche chemische Processe, bei denen fuͤr die Nachbarschaft und die
                              Vegetation schaͤdliche Duͤnste entweichen, zu leiten. Das Ganze beruht
                              lediglich auf der Idee, derlei Fabriken auf die See und ihre Buchten oder auch auf
                              groͤßere Fluͤsse zu verlegen! Das Schiff oder das Floß, aus welchem
                              die Fabrik errichtet ist, koͤnnte je nach Beschaffenheit der Kuͤste
                              und je nach der Richtung, in der der Wind blaͤst, in groͤßerer oder
                              geringerer Entfernung von dieser vor Anker gelegt werden. Je naͤher das Floß
                              dem Lande liegt, um so niedriger kann nach der Erfahrung
                              des Patenttraͤgers der Rauchfang seyn. An den zur Fabrikation dienenden
                              Apparaten und an dem Verfahren, wonach in diesen Apparaten gearbeitet wird, hat der
                              Patenttraͤger auch nicht das Geringste geaͤndert. (London Journal. Decbr. 1839.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Gegenwart des Jods in den Producten, welche man bei
                              der Verbrennung der Steinkohlen erhält.
                           Ich entdekte, schreibt Hr. Bussy im lezten Novemberhefte des Journal de
                                 Pharmacie, in einigen der Muster, welche mir von den Producten der
                              Steinkohlengrube in Commentry eingesandt worden, hydrjodsaures Ammoniak, welches
                              bisher noch nirgendwo in natuͤrlichem Zustande gefunden worden. Die im Dept. de l'Allier gelegene Grube wird großen Theils
                              unter freiem Himmel ausgebeutet. Durch die Einwirkung der Luft auf die in den Kohlen
                              enthaltenen Schwefelkiese trat eine Entzuͤndung ein, welche sich
                              fortwaͤhrend hie und da erhaͤlt, und in deren Folge aus den in dem
                              Boden befindlichen Spruͤngen weiße Daͤmpfe aufsteigen, die nach
                              Schwefel und zugleich auch nach Salzsaͤure riechen. Durch Verdichtung dieser
                              Daͤmpfe bilden sich an der Oberflaͤche des Bodens krystallinische
                              Efflorescenzen, welche zum Theil weiß, zum groͤßeren Theil aber
                              roͤthlich gelb und selbst dunkelroth sind. Der rothe und gelbe Theil besteht
                              aus Schwefel, aus rothem Schwefelarsenik, aus Salmiak, den man schon laͤngst
                              in den Verbrennungsproducten der Steinkohlen entdekt hatte, und aus sublimirtem
                              hydrjodsaurem Ammoniak. Lezteres entdekte ich bisher noch in keinem der Muster in
                              isolirten Massen, sondern immer mit Salmiak vermengt. Die Aufloͤsung dieses
                              jodhaltigen Salmiaks gibt mit Staͤrkmehlaufloͤsung versezt erst dann
                              eine blaue Farbe, wenn man ihr einen Tropfen Chlorwasser zusezt; zum Beweise, daß
                              das Jod nicht frei darin enthalten ist. Der Luft ausgesezt faͤrbt sich das
                              Salz, indem die Hydrjodsaͤure eine Zersezung erleidet; allein nach einiger
                              seit verschwindet auch das Jod so, daß man in demselben Muster auch keine Spur mehr
                              davon findet. Ich wuͤrde die Resultate meiner ersten Versuche fuͤr
                              irrig gehalten haben, wenn ich mich nicht durch die Pruͤfung frischer Muster,
                              die mir mit aller Vorsicht von der Grube aus zugesandt worden, uͤberzeugt
                              hatte, daß sich die Hydrjodsaͤure mit der Zeit und unter dem
                              Einfluͤsse der Luft so zersezt, daß das Jod gaͤnzlich verschwindet. Man muß daher, um das Jod aufzufinden, mit
                              Mustern arbeiten, welche gegen die die Zersezung bewirkenden Einfluͤsse
                              geschuͤzt gewesen. Eine Einwikelung derselben in Papier reicht hiezu nicht
                              aus; denn das Papier faͤrbt sich wegen des in ihm enthaltenen
                              Staͤrkmehles blau, indem sich das Jod von dem Wasserstoffe scheidet, und
                              lezterer sich mit dem Sauerstoffe der Luft verbindet. Ich haͤtte zu
                              erforschen gewuͤnscht, ob das Jod auch in anderen Steinkohlen als jenen von
                              Commentry enthalten ist; da dergleichen Versuche jedoch so zu sagen an Ort und
                              Stelle vorgenommen werden muͤssen, so muß ich sie Anderen uͤberlassen
                              und mich damit begnuͤgen, die Sache in Anregung gebracht zu haben. In welchem
                              Zustande das Jod in den Steinkohlen enthalten ist, ist schwer zu sagen; doch scheint
                              es ziemlich wahrscheinlich, daß die Salzsaͤure des Salmiaks durch die
                              Einwirkung der bei der Verbrennung frei werdenden Schwefelsaͤure auf das
                              Kochsalz, welches in den Steinkohlen enthalten seyn duͤrfte, geliefert wird.
                              Wenn man nun bedenkt, daß die alkalischen Chlorverbindungen beinahe immer mit
                              dergleichen Jodverbindungen vergesellschaftet sind, so duͤrfte man annehmen,
                              daß das Jod wahrscheinlich als Jodkalium in den Steinkohlen enthalten ist.
                              Erwaͤgt man ferner, daß das Jod gewoͤhnlich auch von Brom begleitet
                              ist, so wird man spaͤter wohl auch das Brom in einer aͤhnlichen
                              Verbindung auffinden.
                           
                        
                           Ueber die Reinigung des aus den Fichten geflossenen
                              Peches.
                           Die Reinigung des aus den angehauenen Fichten geflossenen Peches geschieht, wie Hr.
                              Graf Lambel an die Société d'encouragement schreibt, im
                              Departement des Landes dadurch, daß man dasselbe in offenen Kesseln siedet, und die
                              siedende Fluͤssigkeit auf Filter aus Stroh gießt. Was durch das Filter
                              laͤuft, wird, um den Terpenthingeist daraus zu gewinnen, in einen
                              Destillirkolben gebracht. Das Strohfilter wird jedesmal erneuert, und haͤlt
                              mehr oder weniger von dem Peche an sich, welches man in trokenes Pech (brai sec) verwandelt, wodurch es an Werth verliert.
                              Wegen der Feuersgefahr muͤssen sich die Orte, an denen die beiden Operationen
                              vorgenommen werden, in einiger Entfernung von einander befinden, was ein
                              laͤstiges Hin- und Hergeschlepp veranlaßt, und die Kosten
                              erhoͤht. Das Strohfilter hat uͤbrigens nicht nur das Unangenehme, daß
                              es einen Theil des Peches in sich aufnimmt, sondern es gibt auch einen
                              truͤben und mithin unreinen Ruͤkstand. Es handelt sich daher um ein besseres Filter, welches
                              sich die Temperatur des Peches anzueignen im Stande ist, welches, ohne erneuert
                              werden zu muͤssen, das Pech bestaͤndig durchfließen laͤßt, und
                              welches endlich all das Harz, welches es einsog, auch wieder abgibt. Sand von einem
                              diesem Zweke entsprechenden Korne hat mir in dieser Hinsicht Genuͤge
                              geleistet; man kann statt desselben aber auch irgend eine andere gekoͤrnte
                              mineralische Substanz anwenden. Das Pech laͤuft klar und rein durch dieses
                              Filter, wenn man oben auf dasselbe ein Drahtgitter von gehoͤriger Feinheit
                              legt, wodurch die umfangreicheren fremdartigen Stoffe zuruͤkgehalten werden.
                              Nach dem Erkalten laͤßt sich das Filter mittelst Terpenthinoͤhl
                              vollkommen von dem darin zuruͤkgehaltenen Harze reinigen. Wenn man das Filter
                              in einer Troknenkammer, deren Temperatur sich allmaͤhlich steigern
                              laͤßt, anbringt, so kann man verschiedene Qualitaͤten von reinem und
                              durchsichtigem Harze gewinnen; und sezt man auf die Troknenkammer, welche luftdicht
                              schließt, einen Helm, so kann man auch das Oehl sammeln, welches an den dermalen
                              gebraͤuchlichen offenen Kesseln beim Sieden verloren geht. Die aus Baksteinen
                              gebaute Troknenkammer kann ohne Nachtheil in geringer Entfernung von den
                              Destillirapparaten untergebracht werden. Man kann sogar zur Ersparnis des
                              Transportes das gereinigte weiche Harz durch einen gut schließenden Hahn in die
                              Destillirapparate laufen lassen. (Bulletin de la
                                 Société d'encouragement. Aug. 1839.)
                           
                        
                           Appretur für Hanf- und Leinengarn.
                           Der leinene Faden, von welcher Starke er auch seyn mag, verliert gewoͤhnlich
                              beim Naͤhen an Qualitaͤt; die folgende, von Odelant in Lille erfundene Appretur (Brevets
                                 d'invention Bd. XXXV. S. 360) soll nun diesem Uebelstande abhelfen. Man
                              loͤse 1 Pfd. arabisches Gummi in 32 Pfd. Regenwasser, 1/4 Pfd. Hausenblase in
                              16 Pfd. Wasser, 1/2 Pfd. Pergamentleim gleichfalls in 16 Pfd. Wasser, mische die
                              klaren Loͤsungen zusammen, seze 14 Pfd. Potasche und 1 Pfd. weißes Wachs
                              (beides durch Kochen mit Wasser verseift) hinzu, und schuͤtte Alles in 100
                              Pfd. Wasser. Diese Fluͤssigkeit wird nun heiß gemacht und Lein oder Hanf
                              fuͤnf bis sechsmal eingetaucht, noch naß aufgewunden, dabei durch ein weißes
                              Leinen, welches man in der Hand haͤlt, durchgezogen, an der Luft getroknet,
                              und hierauf aufgespult. Hiebei laͤßt man das Garn nochmals durch ein weißes
                              Leinen, das man zwischen den Fingern haͤlt, laufen, und welches mit folgender
                              Composition uͤberzogen ist: 12 Pfd. arabischem Gummi, 1 Pfd. Wachs, 1/2 Pfd.
                              Hausenblase, 1/2 Pfd. Pergamentleim mit 16 Pfd. Wasser im Wasserbade geschmolzen und
                              beim Gebrauche etwas Alkohol zugesezt. Der Faden wird nun fast der Seide gleichen.
                              Bei schwarzen oder anders gefaͤrbten Faͤden laͤßt man das Wachs
                              und die Potasche weg, wendet die Appretur nur kalt an und troknet das Garn, in
                              Straͤhnen gemacht, im Schatten. (Zeitschrift fuͤr Oesterreichs
                              Industrie. Nr. 99. 1839.)
                           
                        
                           Ueber den Zukergehalt der Cocosnuß und des
                              Feigencactus.
                           Hr. Payen analysirte
                              kuͤrzlich die in der Cocosnuß enthaltene milchige Fluͤssigkeit, und
                              fand in derselben die stikstoffhaltigen Substanzen, die der Bildung aller
                              vegetabilischen Stoffe vorausgehen und sie begleiten; Kuͤgelchen einer fetten
                              krystallisirbaren Substanz; mehrere Salze und eine bedeutende Menge weißen
                              krystallisirbaren Zukers, welcher in seinen Eigenschaften dem Rohrzuker vollkommen
                              gleichkommt. – Einige Fruͤchte des Feigencactus (Cactus Fiscus indica) gaben ihm gleichfalls
                              krystallisirbaren Zuker, und zwar in einer Menge, welche er zu 10 Proc.
                              anschlaͤgt. (Comptes rendus des scéances de
                                 l'Académie 2e sem. 1839, No. 12.)