| Titel: | Ueber ein aus salzsaurem Zink und Salmiak bestehendes Doppelsalz, welches das Verzinnen der Metalle sehr erleichtert; von Hrn. Golfier-Besseyre. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XLII., S. 225 | 
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                        XLII.
                        Ueber ein aus salzsaurem Zink und Salmiak
                           bestehendes Doppelsalz, welches das Verzinnen der Metalle sehr erleichtert; von Hrn.
                           Golfier-Besseyre.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Jul. 1839, S.
                              344.
                        Besseyre, uͤber ein zum Verzinnen etc. nuͤzliches
                           Doppelsaz.
                        
                     
                        
                           Es gibt ein aus gleichen Aequivalenten salzsaurem Zink und Salmiak bestehendes
                              Doppelsalz, welches sehr leicht bald in Tafeln und bald in Prismen krystallisirt,
                              was von der Verdünnung der Flüssigkeit und ihrem Gehalt an freier Säure abhängt.
                              Dieses Doppelsalz ist sehr leicht auflöslich; denn das Wasser löst bei der
                              gewöhnlichen Temperatur mehr als sein anderthalbfaches und in der Siedhize sein drei
                              und ein Halbfaches Gewicht davon auf. Die Auflösung des Salzes erfolgt rasch mit
                              bedeutender Temperatur-Erniedrigung.
                           Beim Erhizen zersezt sich dieses Salz in Salmiak, der sich sublimirt und in
                              salzsaures Zink (Chlorzink), welches schmilzt.
                           Die merkwürdigste Eigenschaft dieses Doppelsalzes ist, daß es die Operation des
                              Verzinnens so sehr erleichtert, daß man mit Hülfe desselben nicht nur Kupfer oder
                              Eisen sehr gut verzinnen, sondern auch mit Blei oder Zink überziehen kann und selbst
                              Zinn und Blei wechselseitig mit einander.
                           Da sich das Doppelsalz sehr wohlfeil herstellen läßt, so gestattet es auch eine
                              allgemeine Anwendung und ich benuzte es bereits in sehr vielen Fällen: so ließ ich
                              z.B. einen Kessel aus Eisenblech bloß mit Blei (ohne alles Zinn) überziehen, welcher seit ungefähr
                              zwei Monaten dazu gebraucht wird, um Flüssigkeiten, die einen großen Ueberschuß von
                              Schwefelsäure enthalten, zur Krystallisation zu bringen und noch kann man nicht die
                              geringste Veränderung daran bemerken; alle aus Kupfer oder Eisen bestehenden
                              Instrumente, welche bei diesem Kessel gebraucht werden, ließ ich ebenfalls mit Blei
                              überziehen.
                           Ich habe einmal aus Oekonomie mehrere große Apparate, auch Dekel für Kufen und
                              Kessel, aus Zink verfertigen lassen; durch den Einfluß der Luft und des Wasserdampfs
                              wurden sie aber bei abwechselndem Erhizen und Erkalten bald zerstört, indem sich
                              Zinkoxyd in ziemlich diken Stüken davon ablöste, hätte ich sie hingegen aus
                              verzinntem Eisenblech verfertigen lassen, so wären sie schon sehr hoch zu stehen gekommen; ich
                              ließ daher die den zerstörenden Einflüssen ausgesezten Oberflächen verzinnen und bin
                              nun sehr zufrieden damit.
                           Das Doppelsalz scheint auch als Reductionsmittel zu wirken; ein großer Troknenofen
                              aus Eisenblech war in meinem Laboratorium durch Rost schon so sehr verdorben, daß er
                              an mehreren Stellen Löcher hatte; ich versuchte ihn mit Blei zu überziehen und er
                              wurde wie neu.
                           Dieses Doppelsalz wird beim Verzinnen oder Ueberziehen eines Metalls mit einem
                              anderen am besten in aufgelöstem Zustande angewandt; die zu verzinnende Oberfläche
                              muß nämlich so befeuchtet seyn, daß die kleinen Höhlungen, welche durch Oxyd darauf
                              hervorgebracht wurden, der Einwirkung des Doppelsalzes nicht entgehen können.
                           Wollte man das Doppelsalz in Pulverform anwenden, so geschähe dasselbe, was man bei
                              dem Löthen mit Borax in Pulverform beobachtet. Benuzt man beim Löthen Wasser, worin
                              Borax aufgelöst und suspendirt ist, so fängt dasselbe erst in der Siedhize an seine
                              Wirkung zu äußern, indem es bei seiner Verdunstung auf der ganzen Oberfläche des zu
                              löthenden Gegenstandes eine Boraxschichte zurükläßt; wendet man hingegen den Borax
                              in Pulverform an, so ist der Erfolg viel gewagter, denn dieses Pulver frittet sich
                              zuerst und schmilzt dann zu Tröpfchen, welche Zwischenräume des Metalles der sehr
                              oxydirenden Einwirkung der heißen Luft ausgesezt lassen und erst bei sehr lebhafter
                              Rothglühhize breitet sich dann der Borax über der Oberfläche so aus, daß er darauf
                              die Vereinigung des Loths mit dem Metall erleichtert.