| Titel: | Beschreibung der hydraulischen Patent-Eisenbahnwinde des Hrn. W. Curtis. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XLVIII., S. 253 | 
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                        XLVIII.
                        Beschreibung der hydraulischen
                           Patent-Eisenbahnwinde des Hrn. W. Curtis.
                        Aus dem Civil Engin. and Architects Journal. Novbr. 1839,
                              S. 436.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Curtis's hydraulische Eisenbahnwinde.
                        
                     
                        
                           Zu den vielen Erfindungen, welche Hr. Curtis in jüngster Zeit patentiren ließ, und welche sich
                              größtentheils auf die Eisenbahnen beziehen, gehört ein Apparat, mit dessen Hülfe man
                              Locomotiven sowohl als Eisenbahnwagen auf die Schienen sezen und wegheben kann, und
                              der in der Anwendung der hydraulischen Presse auf eine Ziehwinde gelegen ist,
                              weßhalb ihm auch der Name einer hydraulischen Winde (hidrostatic jark) gegeben wurde.
                           Fig. 8 zeigt
                              diesen Apparat von der Seite betrachtet, und zwar zur einen Hälfte im Durchschnitte.
                              Fig. 9 ist
                              ein Grundriß, der gleichfalls zum Theil einen Durchschnitt gibt. Fig. 10 gibt eine
                              ebensolche Endansicht. An allen diesen Figuren sind gleiche Theile mit gleichen
                              Buchstaben bezeichnet. A stellt den Endbalken des
                              Gestelles einer Maschine oder eines Wagens, der auf die Schienen gesezt werden soll,
                              vor. B, B sind zwei Cylinder oder Röhren aus
                              Schmiedeisen oder einem anderen Metalle, die auf die an den hydraulischen Pressen gewöhnlich
                              gebräuchliche Art und Weise mit Stopfbüchsen und Ledern ausgestattet sind, und in
                              denen die Kolben C, C spielen. Die oberen Enden dieser
                              Kolben sind ausgekerbt; doch kann man ihnen auch irgend eine andere entsprechende
                              Form geben. Die Drukpumpe E ist horizontal auf dem
                              Bohlen L befestigt. In dem metallenen Blöke e sind die Fugen und Wege für die Ventile und
                              Stellschrauben angebracht. Die allgemeine Einrichtung der Ventile und Schrauben ist
                              die an der hydraulischen Presse gebräuchliche; doch wählte der Patentträger die hier
                              angegebene Form, um die Verbindungsröhren und die übrigen Gefüge, die leicht brechen
                              oder in Unordnung gerathen könnten, zu umgehen. Der Kolben F der Drukpumpe E, wird durch den geknieten
                              Hebel G in Bewegung gesezt. Der Wasserbehälter H liefert das zur Speisung der Pumpe dienende Wasser,
                              welches durch das liegende Ventil, das auf die übliche Weise mittelst einer Feder an
                              Ort und Stelle erhalten wird, eintritt. Wenn die Pumpe in Bewegung gesezt wird, so
                              hebt das Wasser die senkrechten Ventile d, d, wo es
                              dann, indem es durch die in Fig. 8 und 9 ersichtlichen Canäle
                              strömt, in die Cylinder B, B eintritt und die Kolben C, C emporsteigen macht. Das Eindringen des Wassers in
                              den einen oder anderen der beiden Cylinder läßt sich nach Belieben verhindern, indem
                              man eine der Schrauben s, s auf eines der Ventile d, d herabschraubt, wo dann die ganze Kraft der Pumpe
                              durch das freie Ventil wirkt, und das Wasser mit dieser Kraft in den diesem Ventile
                              angehörigen Cylinder eindringt und die Kolben C, C
                              emportreibt. Das Eindringen des Wassers in den einen oder in den anderen der beiden
                              Cylinder läßt sich nach Belieben dadurch verhindern, daß man eine der Schrauben auf
                              das eine oder auf das andere der beiden Ventile s, s
                              herabschraubt; denn dann wird die ganze Kraft der Pumpe nur durch das freie Ventil
                              wirken. Diese Adjustirung wird erforderlich, um die Maschine oder den Wagen
                              horizontal zu erhalten; sie läßt sich übrigens auch erzielen, indem man das Spiel
                              der Pumpe unterbricht, und indem man durch Zurükschrauben der einen oder der anderen
                              der beiden Stellschrauben o, o das Wasser bei den
                              Abflußlöchern p, p abfließen läßt. Die beiden Cylinder
                              B, B sind auf starken, 4 Fuß weit von einander
                              entfernten Bohlen befestigt; die das Ganze mit einander verbindende Unterlage
                              besteht aus einer schmiedeisernen Bodenplatte, welche so ausgewalzt wurde, daß deren
                              Mitte entlang eine Rippe läuft. Diese Rippe ist von beiden Enden her eine
                              erforderliche Streke weit ausgebohrt, und auf diese Weise wird der von der Pumpe an
                              die Cylinder führende Wassercanal gebildet. Die Cylinder haben an ihren Enden
                              Randkränze, und die Gefüge mit der Bodenplatte sind nach der üblichen Art mit Blei oder
                              auf andere Weise gebildet. Der obere Bohlen L schiebt
                              sich auf dem quer über die Schienen gelegten Längenbohlen M, dessen hinausragende Enden mit Holzblöken oder auch auf irgend eine
                              andere leicht ausführbare Weise unterstüzt werden. Längs der Mitte des Bohlens M ist. die ausgekerbte Platte n, die in der Mitte ungefähr 1 1/2 Zoll tief versenkt ist, befestigt, und
                              hiedurch entsteht eine Längenfurche, in der sich ein an der unteren Seite des
                              Bohlens L befestigter Eisenstab schiebt. Auf solche
                              Weise wird der obere Bohlen L stätig erhalten, so daß er
                              nicht aus seiner Stellung gerathen kann. Wenn die Maschine oder der Wagen
                              emporgehoben wird, hakt man den Stab K in den Ring i und sezt dessen Ferse in eine der Auskerbungen der
                              Platte n ein, wo dann ein Mann, nachdem er das Ende des
                              Stabes herabgedrükt hat, den Apparat und den Wagen gegen sich anzieht, wobei das
                              Ganze auf dem Bohlen M gleitet. Wenn der Wagen gehörig
                              über den Schienen justirt ist, so schraubt man die Adjustirungsschrauben zurük, und
                              läßt das Wasser bei den Abflußlöchern p, p entweichen.
                              Die Folge hievon wird seyn, daß die Kolben herabsinken, und daß der Wagen somit auf
                              die Schienen gesezt wird. Ist dieser Zwek erreicht, so entleert man den
                              Wasserbehälter H, und bringt den Apparat in den Tender
                              oder an den sonstigen, zu dessen Aufnahme bestimmten Ort. In einigen Fällen kann man
                              sich auch eines einzigen Cylinders und eines Kolbens mit einer senkrechten Pumpe
                              bedienen. Ebenso kann man die Cylinder unter Beibehaltung der übrigen Anordnungen
                              durch Schrauben ersezen. Endlich lassen sich auch die Wassercanäle auf irgend eine
                              andere als die hier angedeutete Weise einrichten.
                           Man kann in der Fabrik des Hrn. Curtis einen derlei Apparat mit einem Gewichte von 8 Tonnen belastet
                              sehen, und sich überzeugen, daß ein einziger Mann diese Last in 5 Minuten einen Fuß
                              hoch zu heben vermag. Eine Locomotive, welche durch irgend einen Unfall bis zu den
                              Achsen versunken ist, kann mit Hülfe der hier beschriebenen hydraulischen Winde von
                              vier Männern in längstens einer halben Stunde wieder auf die Schienen gesezt
                              werden.
                           
                        
                     
                  
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