| Titel: | Bericht des Hrn. Pelletier über einen von Hrn. Lamy erfundenen Apparat zur Verhütung der Gefahren beim Sieden des Erdharzes oder Bitumens. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXV., S. 384 | 
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                        LXV.
                        Bericht des Hrn. Pelletier uͤber einen von Hrn. Lamy erfundenen Apparat zur
                           Verhuͤtung der Gefahren beim Sieden des Erdharzes oder Bitumens.
                        Alls dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Okt. 1839, S. 270.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Lamy's Apparat zur Verhuͤtung der Gefahren beim Sieden des
                           Erdharzes oder Bitumens.
                        
                     
                        
                           Die Behandlung und Benuzung der Bitumen, und zwar der natürlichen sowohl als der
                              künstlichen, haben eine so große Ausdehnung erlangt, daß dieses Geschäft dermalen
                              bereits einen nicht unbedeutenden Industriezweig bildet. Die rohen Methoden, nach
                              denen man anfangs arbeitete, haben durch verschiedene, an denselben eingeführte
                              Verbesserungen Vieles von den Unannehmlichkeiten, mit denen man sonst im Verfolge
                              dieses Industriezweiges zu kämpfen hatte, verloren. So geschieht z.B. das Versieden
                              des Bitumens, wodurch ihm der Ueberschuß an flüchtigem Oehle genommen wird, nicht
                              mehr wie sonst in offenen Gefäßen, sondern in eigenen Destillirapparaten, wodurch
                              der Erfüllung der Luft mit einer Masse stark und heftig riechender Dämpft vorgebeugt
                              ist. Ebenso ist die Feuersgefahr, die sonst mit diesem Versieden verbunden war, sehr
                              vermindert, seit man die Dünste der flüchtigen Oehle durch Kühlvorrichtungen, welche
                              man an den Vorlagen anbrachte, verdichtet. Immer aber gibt es bei der Behandlung der
                              Bitumen noch einen Augenblik, in welchem sich oft eine Entzündung ereignet: ein
                              Ereigniß, welches man stets entweder zu verhüten oder möglichst schnell zu
                              unterdrüken suchen muß. Es findet Statt, wenn die bituminösen Stoffe, nachdem sie
                              aus dem Destillirapparate herausgenommen worden, zum Behufe ihrer Vermengung mit
                              Kreide, Sand und anderen zur Masticbereitung bestimmten Stoffen neuerdings in
                              offenen Gefäßen erhizt werden. Denn da das Bitumen dann immer noch nicht aller in
                              ihm enthaltenen entzündbaren Oehle entledigt ist, und ihrer auch nicht entledigt
                              seyn darf; und da die Temperatur, auf die man dasselbe bringen muß, um es in
                              vollkommen flüssigen Zustand zu versezen, eine sehr hohe ist, so geschieht es öfter,
                              daß der öhlige Dunst sich entzündet, und daß die ganze Masse in Brand geräth. Man
                              muß sich in diesem Falle wohl hüten, in der Absicht, das Feuer zu löschen, Wasser
                              darauf zu gießen; das einzige Mittel das Feuer zu unterdrüken besteht vielmehr in
                              Abhaltung des Luftzutrittes.
                           Hr. Lamy hat nun einen Dekel
                              mit Ventil erfunden, mit dessen Hülfe dieß schnell und sicher bewerkstelligt werden
                              kann, und von dem man sich nach folgende Beschreibung und nach Einsicht der
                              Abbildung einen klaren
                              Begriff wird machen können. Es ist dieß nämlich ein schwerer, aus sehr starkem
                              Eisenbleche gearbeiteter Dekel, welcher die Gestalt der Mündung des Kessels, in
                              welchem das Bitumen geschmolzen wird, hat, den Kessel also genau zu schließen
                              vermag, und durch ein Charniergelenk damit verbunden ist. Während der Schmelzung des
                              Bitumens und während der Vermengung desselben mit den zur Masticbereitung bestimmten
                              Substanzen bleibt dieser Dekel emporgehoben, indem man den lezten Ring eines an ihm
                              angebrachten Kettchens an einen in einiger Entfernung befindlichen Nagel hakt. Fängt
                              die Masse Feuer, so macht der Arbeiter den Ring los, wo dann der Dekel durch sein
                              eigenes Gewicht herabfällt und den Kessel genau verschließt. Da jedoch die
                              Ausdehnung des entzündeten Dampfes den Dekel emporwerfen, oder ihn sogar ganz von
                              dem Kessel losreißen könnte, so ist in dessen Mitte ein Ventil von 15 Centimeter
                              Weite angebracht. Dieses Ventil erhebt sich im Momente des Herabfallens des Dekels,
                              um die entzündeten Dünste entweichen zu lassen; es schließt sich jedoch wieder, wenn
                              die Dunst- und Gasentwikelung der Schwere des Ventiles nicht länger mehr das
                              Gleichgewicht hält. Dieß ist mit wenigen Worten das Spiel dieser Vorrichtung, welche
                              die Erfindung eines ganz einfachen Arbeiters ist, und dem von der Gesellschaft dafür
                              auch bereits eine Bronzemedaille zuerkannt wurde.
                           Fig. 16 zeigt
                              einen zur Fabrication der Bitumenmastics, Firnisse etc. bestimmten Kessel in einem
                              Frontaufrisse. Fig.
                                 17 ist ein seitlicher Aufriß desselben. Fig. 18 ein Grundriß, a ist ein gußeiserner Kessel, an dem mit einem
                              Charniergefüge ein Dekel b befestigt ist. In der Mitte
                              dieses Dekels befindet sich ein Ventil c. d ist ein von
                              dem Pfosten e getragener Schwungbalken, der durch die
                              Schleuder f in horizontaler Stellung erhalten wird, und
                              der den Dekel mittelst des Ringes g in senkrechter
                              Stellung fixirt. h ist eine Feder, die den Kessel zu
                              schließen strebt. i ist ein hölzerner Stab, welcher von
                              einem Pfahle getragen wird, der 2 bis 3 Meter von dem Kessel entfernt ist. Man kann
                              mit dieser Vorrichtung den Kessel augenbliklich schließen, ohne daß man sich ihm zu
                              nähern braucht. Man braucht nämlich die Schleuder f nur
                              in solcher Art zu bewegen, daß sie den Schwungbalken vermöge seines Gewichtes
                              schießen läßt; denn indem dieser herabfällt, wird der Dekel, der nunmehr durch
                              nichts mehr zurükgehalten wird, den Kessel abschließen. k ist eine Ueberlaufröhre, welche in ein mit Wasser gefülltes Gefäß
                              untertaucht. l ist der Herd; m das Aschenloch; n ein gußeiserner Rahmen, in
                              den zwei luftdicht schließende Thüren eingesezt sind; oder Schornstein.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
