| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und Stahl, worauf sich Josiah Marshall Heath, von Allen Terrace, Kensington, am 5. Oktober 1839 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXXX., S. 473 | 
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                        LXXX.
                        Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und
                           Stahl, worauf sich Josiah Marshall
                              Heath, von Allen Terrace, Kensington, am 5. Oktober 1839 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Mechanics' Magazine No. 845.
                        Heath's Farbrication von Eisen und Stahl.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung betrifft: 1) die Gewinnung von reinem Gußeisen aus dem Eisenerze und
                              zwar ohne Zusaz einer erdigen, alkalischen oder salzigen Substanz, welche ein
                              glasiges Flußmittel oder eine Schlake bildet. 2) die Erzeugung von Gußstahl durch
                              Schmelzung des auf solche Weise gewonnenen reinen Gußeisens mit Schmiedeisen oder
                              mit gewissen Metalloxyden, welche in solchen Verhältnissen angewendet werden, daß
                              das Gußeisen einen gewissen Grad von Entkohlung oder Decarbonisation erleibet; und
                              die weitere Entkohlung bis zum gewünschten Grade durch Cementation mit Metalloxyden und ohne irgend einen
                              Beisaz von kohlenstoffhaltigen Substanzen. 3) die Benüzung von Manganoxyd
                              (Braunstein) ohne Zusaz irgend einer anderen Substanz bei der Verwandlung des
                              Gußeisens in Schmiedeisen mittelst des Puddlirprocesses. 4) endlich die Anwendung
                              von Kohlenstoffmangan bei der Umwandlung des gewöhnlichen Blasenstahles in
                              Gußstahl.
                           Schmiedeisen wird dermalen erzeugt, entweder indem man die reicheren Erze genau mit
                              so viel Holzkohle oder anderen kohligen Substanzen schmilzt als erforderlich sind,
                              um ihnen den Sauerstoff zu entziehen und sie in hämmerbares Eisen zu verwandeln,
                              oder indem man die ärmeren Erze mit einem solchen Ueberschusse kohliger Substanzen
                              in Berührung bringt, daß dadurch jenes Metall erzeugt wird, welches man in der
                              Chemie gekohltes Eisen, in der Hüttenkunde aber Roh- oder Gußeisen nennt, und
                              indem man diesem Roheisen dann durch eine weitere Behandlung den Kohlenstoff
                              entzieht. Nach der ersten dieser Methoden wird ein Schmiedeisen erzeugt, welches in
                              seinen verschiedenen Theilen von sehr ungleicher Qualität ist; nach der zweiten
                              erhält man ein Roheisen, welches in mehr oder minder hohem Grade mit Schwefel,
                              Phosphor, Arsenik, Silicium, Aluminium, Calcium und anderen fremden Stoffen
                              verunreinigt ist. Nur das in der Natur vorkommende reine Eisenoxyd und das reine
                              kohlensaure Eisen gibt ein reines, in guten Stahl umwandelbares Eisen. Dieses reine
                              Erz ward aber bei der bisher befolgten Schmelzmethode durch die erdigen, salzigen
                              und alkalischen Substanzen, welche man als sogenannte Flußmittel in der Absicht die
                              Reduction des Metalles dadurch zu befördern und das bereits reducirte Metall vor der
                              oxydirenden Wirkung der Gebläsluft zu schüzen, zusezte, gar sehr verunreinigt.
                           Ich habe nun nach vielen Versuchen diese Flußmittel für unnöthig befunden, und dafür
                              ein Verfahren ausfindig gemacht, welches ich gleich angeben will. Ich beginne damit,
                              daß ich den Hohofen allmählich mit Kohks, Holzkohle oder anderem geeignetem
                              Brennmateriale beschike, wobei ich das Stichloch offen lasse, damit die durch die
                              Gebläsluft angefachte Flamme nach allen Richtungen frei spielen kann, und den ganzen
                              inneren Raum des Ofens gleichmäßig zum Erglühen bringt. Nach dieser Beschikung des
                              Ofens schließe ich das Stichloch und trage auf je 100 Pfd. Brennmaterial 20 Pfd. Erz
                              ein. Wenn die Beschikung auf diese Weise durch 12 Stunden angedauert, lasse ich das
                              geschmolzene Metall in Gänse ablaufen. Nach diesem ersten Abstiche fahre ich durch
                              abermals 12 Stunden in der Art mit der Beschikung fort, daß ich auf je 100 Pfd.
                              Brennmaterial 25 Pfd. Erz nehme, wo ich dann einen zweiten Abstich mache. Nach
                              diesem leite ich die
                              Beschikung durch abermals 12 Stunden mit einem Einsaze von 30 Pfd. Erz auf je 100
                              Pfd. Brennmaterial; und auf solche Weise steigere ich das Verhältniß des Erzes zu
                              dem Brennmateriale nach je 12 Stunden um 5 Proc., bis zulezt 65 oder 70 Pfd. Erz auf
                              100 Pfd. Brennmaterial kommen. Bei diesem Verfahren, und wenn das Erz ungeröstet in
                              Stükchen, die ungefähr die Größe einer Erbse haben, eingetragen wird, wird der Ofen,
                              wenn ihn der Arbeiter gehörig zu leiten versteht, für jeden Centner verbrannten
                              Brennmateriales ungefähr 50 Pfd. reines graues Roheisen liefern.
                           Um das auf diese Weise erzeugte gekohlte Eisen oder Gußeisen in Stahl von irgend
                              einem beliebigen Härtegrade zu verwandeln, schmelze ich es in einem Cupoloofen mit
                              Kohks oder einem anderen Brennmateriale, wobei ich jedoch in keinem Falle mehr
                              Brennmaterial anwende, als eben erforderlich ist, um das Eisen in Fluß zu bringen.
                              Der Sauerstoff der Gebläsluft verbrennt hiebei einen großen Theil des in dem Eisen
                              enthaltenen Kohlenstoffes, während ein weiterer Antheil des Kohlenstoffes dadurch
                              neutralisirt oder weggeschafft wird, daß man altes Eisen oder Eisenabfälle oder auch
                              Eisenoxyd oder Braunstein zusezt.
                           Um aus dem reinen Gußeisen einen Gußstahl von vorzüglicher Güte zu erzeugen, muß man
                              in den Cupoloofen braunes oder schwarzes Manganoxyd, welches vorher geglüht worden,
                              eintragen, und zwar in Quantitäten, die nicht über 5 Proc. betragen. Dabei soll man
                              nicht mehr Brennmaterial anwenden, als durch die Gebläsluft mit Leichtigkeit zu
                              Kohlensäure verbrannt werden kann, indem sonst das überschüssige kohlenstoffhaltige
                              Flußmittel den Braunstein desoxydiren, mithin seine entkohlende Wirkung auf das
                              Gußeisen aufheben, und somit ihn hindern würde, das Metall auf jene niedrigere Stufe
                              der Kohlung, auf der es den Gußstahl bildet, zu bringen. Zuweilen kann man in
                              derselben Absicht, d.h. zur Bewirkung der Entkohlung, auch einen Zusaz von Chromerz
                              machen, der jedoch gleichfalls nicht über 5 Proc. betragen darf. Wenn die Entkohlung
                              in dem Cupoloofen bis auf den geeigneten Grad getrieben worden, so kann man das
                              stahlartig gewordene Metall in eiserne Model fließen lassen. Die hiedurch erzielten
                              Gußklumpen können durch weitere Entkohlung in Stahl von beliebiger Milde verwandelt
                              werden. Man schichtet sie zu diesem Zweke mit Eisenoxyd oder Mangansuperoxyd
                              (Braunstein) jedoch ohne Holzkohle in einem Stahl-Cementirofen auf. Der Ofen
                              muß hiebei, wenn er aus feuerfesten Baksteinen oder aus Steinen aufgebaut ist, innen
                              mit Eisenblech ausgefüttert seyn, damit die Oxyde nicht auf die Steine wirken
                              können. Die Zeit, durch welche die Klumpen der Cementirhize ausgesezt werden müssen, muß mit der
                              Weiche, die man dem Metalle geben will, im Verhältnisse stehen.
                           Die Qualität des Schmied- oder Stabeisens verbessere ich, indem ich dem
                              Roheisen im Puddlirofen, und während dasselbe im Fluß ist, von 1 bis zu 5 Proc.
                              irgend eines reinen Manganoxydes, und zwar vorzugsweise von dem Sesquioxyde
                              zuseze.
                           Einen ganz vorzüglichen Gußstahl erzeuge ich endlich, indem ich Stäbe von
                              gewöhnlichem Blasenstahle, die auf übliche Weise in Stüke gebrochen worden, zugleich
                              mit 1 bis 3 Proc. Kohlenstoffmangan in einen Tiegel bringe, und in diesem einer zur
                              Schmelzung erforderlichen Hize ausseze. Das in Fluß gerathene Metall gieße ich nach
                              dem herkömmlichen Verfahren in Model.