| Titel: | Vérignon's Verfahren Lichtbilder zu erzeugen. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. X., S. 37 | 
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                        X.
                        Vérignon's
                           Verfahren Lichtbilder zu erzeugen.
                        Aus den Comptes rendus, 1840, No. 8.
                        Vérignon's Verfahren Lichtbilder auf Papier zu
                           erzeugen.
                        
                     
                        
                           Das weiße Papier wird zuerst mit Wasser gewaschen, welches mit Salzsäure angesäuert
                              ist, dann getroknet und hierauf durch eine Flüssigkeit genommen, die man erhält,
                              wenn man 2 Th. Salmiak, 2 Th. Bromnatrium und 1 Th. Chlorstrontium (salzsauren
                              Strontian) in 70 Th. Wasser auflöst.
                           Nachdem das Papier wieder getroknet worden ist, nimmt man es durch eine sehr
                              verdünnte Auflösung von salpetersaurem Silber. Es entsteht dann durch doppelte
                              Zersezung Chlor- und Bromsilber, welche man sich schwärzen läßt, indem man
                              das Papier ungefähr eine halbe Stunde lang dem Licht aussezt. Das so zubereitete
                              Papier kann 15 Tage lang empfindlich bleiben, nach dieser Zeit aber ist die
                              Schwärzung auch auf der Rükseite des Papiers eingetreten und dasselbe hat dann seine
                              Empfindlichkeit verloren.
                           Damit das Licht die gehörige Wirkung auf dieses Papier ausüben kann, braucht man es
                              nur mit einer sehr verdünnten Auflösung von Jodnatrium zu tränken und es dann noch
                              ganz feucht in die camera obscura so zu stellen, daß es
                              das Lichtbild empfängt: nach Verlauf von 12 Minuten ist bei günstigem Wetter die
                              Wirkung vollständig eingetreten. Wenn man das mit den angeführten Salzen behandelte
                              und geschwärzte Papier mit der Auflösung von Jodnatrium tränken will, muß man sich
                              an einen dunkeln oder doch nur schwach erhellten Ort begeben. Um das auf dem Papier
                              erzeugte Bild zu fixiren, braucht man es nur noch durch eine sehr verdünnte
                              Auflösung von unterschweflichsaurem Natron und Eisen zu nehmen und sodann in reinem
                              Wasser auszuwaschen, worauf die Operation beendigt ist.
                           Hinsichtlich der Theorie dieses Verfahrens wollen wir Folgendes bemerken: durch das
                              sich bildende Bromsilber soll das Papier empfindlicher werden, als mit Chlorsilber
                              allein; Fluorsilber würde dasselbe bewirken. Das Licht wirkt bei der Operation auf
                              dreierlei Art und gewissermaßen zu drei verschiedenen Zeiten; zuerst verwandelt es
                              das weiße Chlorsilber in schwarzes Unterchlorsilber; sodann bewirkt es in der camera obscura die Zersezung des Unterchlorsilbers durch
                              das Jodnatrium, aber nur an den Stellen, wo das Licht als Bild hingelangt und im
                              Verhältniß der Intensität seiner Strahlen; endlich wirkt es mehr oder weniger stark
                              auf das Jodsilber, wie bei den Daguerre'schen
                              Platten.Die photogenischen Bilder sind bereits in Indien bekannt geworben, wo ihre
                                    Darstellung wegen der intensive Wirkung der Sonne leichter, als in Europa
                                    ist. Man hat dort das Verfahren Talbot's (polyt.
                                    Journ. Bd. LXXI. S. 468 und Bd. LXXII. S. 224) vervollkommnet.
                                    Dr. O'Shaugnessi
                                    in Calcutta benuzt anstatt salpetersauren Silbers eine Goldauflösung)
                                    dadurch erhält er Bilder von lebhafter Farbe, rothe, purpurrote und selbst
                                    grüne Farbentöne. (Echo du monde savant No.
                                    523.)