| Titel: | Ueber die Fällung des Goldes aus seinen Auflösungen; von A. Morin in Genf. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XI., S. 39 | 
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                        XI.
                        Ueber die Faͤllung des Goldes aus seinen
                           Aufloͤsungen; von A.
                              Morin in Genf.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Febr. 1840, S.
                              104.
                        Morin, uͤber die Faͤllung des Goldes aus seinen
                           Aufloͤsungen.
                        
                     
                        
                           Wenn man Gold auflöst, um irgend ein Präparat dieses Metalles darzustellen, so bleibt
                              in der Mutterlauge immer eine mehr oder weniger beträchtliche Menge davon zurük. Man
                              hat verschiedene Methoden empfohlen, um es daraus wieder zu gewinnen; sie gründen
                              sich auf die Eigenschaft einiger mineralischer und organischer Substanzen, das Gold
                              in metallischem Zustande aus seinen Auflösungen niederzuschlagen.
                           Früher benuzte man zu diesem Zwek hauptsächlich schwefelsaures Eisenoxydul
                              (Eisenvitriol); in der neueren Zeit wurde aber auch Ameisensäure oder ameisensaures
                              Kali und Natron von mehreren Chemikern als ein vortreffliches Mittel gerühmt, um die
                              geringsten Quantitäten in einer Flüssigkeit aufgelösten Goldes mit wenig Kosten und
                              vollständig in metallischem Zustande abzuscheiden.
                           Obgleich der Eisenvitriol bedeutend wohlfeiler als die Ameisensäure und die
                              ameisensauren Salze zu stehen kommt, so wären ihm leztere ohne Zweifel doch
                              vorzuziehen, wenn man durch sie das Gold ganz vollständig wieder gewinnen könnte. Es
                              ist daher nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in technischer Hinsicht
                              (namentlich für Juweliere behufs der Wiedergewinnung des Goldes aus der sogenannten
                              Farbe) wichtig zu wissen, inwiefern das eine oder
                              andere jener zwei Fällungsmittel des Goldes vorzuziehen ist; ich habe deßhalb mit
                              den Mutterlaugen von einigen Goldpräparaten Versuche angestellt.
                           Dieselben wurden in zwei gleiche Portionen abgetheilt, wovon jede ein Kilogramm wog
                              und etwas über zwei Gramme, nämlich 1/450 Gold enthielt.
                           Die eine versezte ich mit concentrirter Ameisensäure, bis sie entschieden sauer war; ihre Farbe wurde
                              dadurch schön dunkelgelb, es schlug sich aber kein Gold nieder, selbst nicht beim
                              Erwärmen. Als man eine kleine Portion dieser verdünnten Flüssigkeit mit
                              ameisensaurem Kali probirte, zeigte es keinerlei Reaction; erst als man die
                              Flüssigkeit auf die Hälfte abgedampft hatte, erschienen metallische Schuppen auf
                              ihrer Oberfläche. Auf Zusaz einiger Tropfen Aezkali vermehrten sie sich, was mich
                              veranlaßte, die Flüssigkeit so lange mit Aezkali zu versezen, als dadurch noch ein
                              Niederschlag hervorgebracht wurde. Derselbe bestand aus schwärzlichen Floken, mit
                              metallischen Schuppen gemengt und sezte sich sehr langsam ab. Die Flüssigkeit war
                              neutral und von grüner Farbe. Einige Tropfen Aezkali brachten darin keinen
                              Niederschlag mehr hervor und ein schwacher Ueberschuß von Ameisensäure bewirkte
                              bloß, daß sie eine dunkelgelbe Farbe annahm. Als ich die Flüssigkeit neuerdings
                              abdampfte, schied sich kein Metall mehr ab. Der ausgesüßte und getroknete
                              Niederschlag war schwarz und bekam in der Rothglühhize den eigentümlichen Glanz des
                              Goldes; er wog 1,535 Gramme.
                           Das Aussüßwasser und die Mutterlaugen wurden zusammengegossen und dann mit einer
                              Auflösung von Eisenvitriol versezt. Dadurch entstand ein reichlicher schwarzer
                              Niederschlag, den ich mit Salzsäure in der Wärme behandelte, wodurch er hellbraun
                              und sehr leicht wurde. Auf neuen Zusaz von Eisenvitriol bildeten sich metallische
                              Schuppen, und ich sezte von demselben nun noch so lange zu, bis kein Niederschlag
                              mehr entstand. Der Niederschlag wurde mit heißem Wasser, dann mit Säure
                              ausgewaschen, getroknet und geglüht. Er hatte Metallglanz und wog 0,717 Gr.,
                              beiläufig halb so viel als der vorige; beide zusammen betrugen also 2,252 Gr. Gold.
                              Nach diesem Versuch ist es keinem Zweifel mehr unterworfen, daß der Eisenvitriol zum
                              Niederschlagen des Goldes aus seiner Auflösung der Ameisensäure und dem
                              ameisensauren Kali vorzuziehen ist.
                           Dieß veranlaßte mich, die andere Portion Flüssigkeit geradezu mit Eisenvitriol zu
                              behandeln, nachdem ich sie vorher mit Salzsäure vermischt und erwärmt hatte. Ich
                              versezte sie so lange mit Eisenvitriol, als noch ein Niederschlag entstand; derselbe
                              war anfangs violett und wurde dann hellbraun. Nachdem von ihm die Flüssigkeit
                              abgegossen war, süßte ich ihn mit Wasser und Salzsäure aus, troknete und glühte ihn;
                              er wog 2,280 Gr., also ziemlich so viel als die zwei anderen Niederschläge.
                           Die Mutterlaugen und Aussüßwasser wurden zusammengegossen und mit ameisensaurem Kali
                              behandelt, welches darin aber keinen Niederschlag mehr hervorbrachte, selbst als man
                              die Flüssigkeit stark eindampfte.
                           
                           Diese Versuche zeigen:
                           1) daß die Ameisensäure eine Goldauflösung erst dann niederschlägt, wenn diese so
                              weit abgedampft ist, daß sie wenigstens 1/225 Gold enthält;
                           2) daß das ameisensaure Kali empfindlicher als die bloße Ameisensäure ist;
                           3) daß das ameisensaure Kali aus einer concentrirten Goldauflösung nur ungefähr zwei
                              Drittel des in ihr enthaltenen Goldes abscheidet;
                           4) daß der Eisenvitriol aus Flüssigkeiten, welche nur 1/450 Gold enthalten, dasselbe
                              vollständig niederschlägt.
                           Zum Niederschlagen des Goldes ist also der Eisenvitriol dem ameisensauren Kali bei
                              weitem vorzuziehen, nur muß man dabei zwei Vorsichtsmaßregeln anwenden, wenn die
                              Operation gut gelingen soll: nämlich die Flüssigkeit erwärmen und mit ziemlich viel
                              Salzsäure versezen. Die Wärme macht den Niederschlag cohärenter, so daß er sich
                              leichter abscheidet und die Säure beschleunigt die Wirkung des Eisenvitriols. Die
                              Fällung ist in einigen Minuten beendigt.