| Titel: | Ueber die Fabrication des Flint- und Kronglases; von Hrn. Bontemps, Director der Glasfabriken zu Choisy-le-Roy. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XIII., S. 47 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XIII.
                        Ueber die Fabrication des Flint- und
                           Kronglases; von Hrn. Bontemps, Director der Glasfabriken zu
                           Choisy-le-Roy.
                        Aus den Comptes rendus, 1840, No. 4.
                        Bontemps, uͤber die Fabrication des Flint- und
                           Kronglases.
                        
                     
                        
                           Schon vor eilf Jahren zeigte ich der Akademie der Wissenschaften an, daß es mir nach
                              den Angaben des Hrn. Guinand (Sohn) gelang ein eben so
                              reines Flintglas zu fabriciren, wie früher Hr. Guinand
                              (Bater) und ich übergab damals auch als Beweise hievon der Akademie mehrere
                              Scheiben, worunter eine von 33 Centim. (12 Zoll) Durchmesser, womit Hr. Lerebours seitdem ein vortreffliches Fernrohr verfertigt
                              hat; ferner eine andere von 38 Centimeter (14 Zoll), die größte Dimension, welche
                              man noch erreicht hatte. Diese Scheiben waren zwar frei von Streifen, aber doch
                              nicht ganz tadellos: sie enthielten, wie die von Guinand,
                              sehr viele Bläschen, durch welche immer ein wenig Licht verloren geht; übrigens
                              hatte ich damals noch kein Kronglas fabricirt. Jezt ist es mir endlich gelungen,
                              sowohl Flint- als Kronglas darzustellen, welche frei von Streifen und Blasen
                              und auch vollkommen weiß sind.
                           
                           Hrn. Guinand gelang es zuerst, obgleich er weder Gelehrter
                              noch Glasfabricant war, ein streifenfreies Flintglas darzustellen. Er kannte das in
                              den Glashütten übliche Verfahren, das Glas mit einer Eisenstange umzurühren, damit
                              die großen Wellen, welche bei unvollkommener Mischung entstehen, verschwinden, und
                              er dachte, daß wenn man ein lange fortgeseztes Umrühren vornehmen könnte, nicht nur
                              die Wellen, sondern auch die Streifen beseitigt würben; da man aber mit einem
                              eisernen Werkzeug, welches sich erhizt und oxydirt, nicht lange umrühren kann, so
                              kam er auf die glükliche Idee, einen Cylinder aus unschmelzbarer Masse, nämlich aus
                              derselben, woraus der Glashäfen besteht, anfertigen zu lassen, welcher unten
                              verschlossen, oben aber offen ist, so daß man eine mit einem Griff versehene
                              Eisenstange hineinsteken und den Cylinder in der Glasmasse dadurch herumbewegen
                              kann; die Eisenstangen wurden, wenn sie sich erhizt hatten, durch andere ersezt, so
                              daß das Umrühren beliebig lange fortgesezt werden konnte und die Streifen dadurch
                              beseitigt wurden. Indessen hatte Hr. Guinand mehrere
                              wichtige Punkte des Problems in Ungewißheit gelassen und sich auch nicht mit der
                              Fabrication des Kronglases beschäftigt, welche wieder Schwierigkeiten anderer Art
                              darbietet, worunter hauptsächlich die Neigung der kieselsauren alkalischen Gläser
                              gehört, beim langsamen Abkühlen einer großen Masse sich zu entglasen.
                           Unter den Schwierigkeiten, auf welche man bei der Fabrication des Flintglases sowohl
                              als des Kronglases stößt, ist diejenige, diese beiden Gläser blasenfrei zu erhalten,
                              keine der geringsten, und ich hatte sie auch im Jahr 1828 noch nicht ganz
                              überwunden. Nach zahlreichen Versuchen, die hauptsächlich auf ein besonderes
                              Verfahren beim Umrühren gerichtet waren, überzeugte ich mich endlich, daß durch ein
                              gutes Verhältniß in der Zusammensezung des Glases und besonders wenn man das Feuer
                              gegen das Ende der Operation mit der nöthigen Vorsicht dirigirt, die Blasen sicher
                              vermieden werden.
                           Bei der Flintglas-Fabrication ist es aber noch nicht genügend, die Streifen
                              und Blasen vermieden zu haben, sondern man muß das Glas auch von der größten
                              Durchsichtigkeit erhalten, weil selbst eine schwache Färbung einen Verlust an Licht
                              verursacht. Für astronomische Fernröhre von großer Dimension und besonders für das
                              Daguerréotyp, muß man möglichst schöne Objective haben. Flintglas von 3,1 bis
                              3,2 Dichtigkeit, ist immer sehr weiß, die Optiker finden aber diese Dichtigkeit
                              nicht zureichend. Eine größere Dichtigkeit erleichtert den Achromatismus und
                              gestattet einen kürzeren Brennpunkt. Sobald man aber die Dichtigkeit durch ein
                              größeres Verhältniß von Bleioxyd erhöht, bekommt das Flintglas meistens eine sehr
                              nachtheilige gelbliche
                              Färbung. Ich glaube daher ein sehr wichtiges Resultat erzielt zu haben, indem es mir
                              gelang, Flintglas von 3,6 Dichtigkeit zu erzeugen, welches weißer als alles bisher
                              dargestellte, kurz so weiß wie das schönste Krystallglas ist, indem ich ferner
                              Kronglas producirte, welches so weiß wie das schönste Spiegelglas von
                              Saint-Gobin oder Saint-Quirin ist.Damit das Geheimniß der für die Wissenschaft so wichtigen Kunst der Flinte
                                    und Kronglasbereitung nicht mehr verloren gehen kann, hat Hr. Bontemps der französischen Akademie der
                                    Wissenschaften eine ausführliche Beschreibung der von ihm befolgten
                                    Verfahrungsart nebst einer Zeichnung seiner Oefen und Häfen übergeben. Er
                                    erbietet sich, den Optikern Flintglas- und Kronglasscheiben von 40,
                                    50 bis 60 Centim. (15, 13 bis 22 Zoll) Durchmesser zu liefern.