| Titel: | Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Carl Karmarsch. | 
| Autor: | Prof. Karl Karmarsch [GND] | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XVI., S. 52 | 
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                        XVI.
                        Kritische Uebersicht der deutschen
                           technologischen Journalistik. Von Carl
                              Karmarsch.
                        Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen technologischen
                           Journalistik.
                        
                     
                        
                           Zweiter Artikel.
                           Seit dem Erscheinen des ersten Artikels, welcher im ersten und zweiten Augusthefte,
                              dann im ersten Septemberhefte des vorigen Jahrganges dieses Journals abgedrukt ist,
                              haben sich öffentlich wenig Stimmen über die Tendenz und
                              den Inhalt desselben erhoben. Bin ich nun gleich sehr weit von der Meinung entfernt,
                              eine allgemeine Billigung Beider in diesem Umstande
                              erbliken zu dürfen; so mag es doch vielleicht mir erlaubt seyn, daraus zu erkennen,
                              daß die Redactionen von Zeitschriften, welche, zu meinem Bedauern, die Kritik
                              unangenehm berühren mußte, im Ganzen genommen selbst das Urtheil gerecht fanden.
                              Hoffentlich erhalte ich in der Folge Veranlassung, der Beseitigung mancher gerügter
                              Uebelstände zu gedenken, wenn ja – was mein aufrichtiger Wunsch ist –
                              die Wirkung meiner (auf Persönlichkeiten durchaus nicht abzielenden) Beurtheilung
                              weiter geht, als bis zur Erregung einer für beide Betheiligte nicht wohlthuenden
                              Empfindlichkeit.
                           Das zu Berlin erscheinende polytechnische Archiv hat in
                              seinen Nummern 38, 39 und 41 vom vorigen Jahre drei Artikel in Betreff meiner
                              kritischen Uebersicht gebracht. Der erste, von dem Herausgeber, Hrn. Mendelssohn, herrührend, theilt im Eingange dasjenige
                              mit, was ich über das „Archiv“ berichtet und geurtheilt habe;
                              gibt dann zur Vergleichung eine Recension dieser Zeitschrift aus dem
                              „allgemeinen Organ für Handel und Gewerbe“; und fügt
                              überdieß einige Worte bei, worin zwar nicht ganz richtige Behauptungen enthalten
                              sind, nämlich: 1) daß, in der Einleitung zu meiner kritischen Uebersicht, ich mich
                              „gegen alle Anfechtungen streng verwahrt
                                    habe“; 2) daß meine Kritik Abweichungen von der Wahrheit enthalte. Was den Punkt Nr. 1 betrifft, so
                              liegt es jedem
                              unbefangenen Leser klar vor Augen, wie meine von Hrn. Mendelssohn sogenannte „Verschanzung“ gegen Anfechtungen nichts weiter ist, als eine
                              Erklärung: daß ich Erwiederungen auf meine Aussprüche nicht scheue, und durch die
                              Aussicht auf dergleichen mein unparteiisches Urtheil nicht bestechen lassen wolle.
                              Liegt hierin nicht eben so sehr (oder vielleicht noch mehr) eine Herausforderung von Entgegnungen, als ein Abwehren derselben? Ich habe aber weder dieses noch jene
                              beabsichtigt: die Herausforderung nicht, weil literarische Besprechungen und
                              Zänkerei zweierlei Dinge sind; die Abwehr nicht, weil ich das Recht, nach
                              Ueberzeugung und Wahrheit öffentlich zu sprechen, für jeden Andern eben so heilig
                              halte, wie für mich selbst, und weil der Charakter eines literarischen Diktators mir
                              ein verwerflicher zu seyn scheint, auf den ich eben so wenig Anspruch erheben mag
                              als kann. Hr. M. hat mich also hier geradezu mißverstanden. – Was den Punkt
                              Nr. 2 anbelangt, so würde die in schroffer Blöße dastehende Beschuldigung der Unwahrheit mich nöthigen, Erläuterungen zu wünschen, wenn
                              nicht der zweite (dem Anscheine nach ebenfalls von dem
                              Herausgeber abgefaßte) Artikel des polytechnischen Archives die vermeinten Belege zu
                              jenem Vorwurfe enthielte. Worin bestehen aber diese Belege? Ich soll, behauptet das
                              Archiv, „im Tadel gewisser Zeitschriften ungemessen“ und „im Lobe Anderer unbegränzt
                                 ausschweifend“ seyn. Das wäre sehr übel, obwohl mir nicht gerade
                              nachgesagt wird, daß ich ungerecht sey. Es wird gerügt,
                              daß ich „Abhandlungen über Gegenstände als ausgezeichnet oder originell
                                 hervorhebe, die diese Prädicate nicht durchaus verdienen“; und doch
                              habe ich die als Beispiele angeführten zwei Abhandlungen, ihrem Inhalte und ihrer
                              Fassung nach, nicht mit einem einzigen Worte gerühmt, oder auch nur hervorgehoben,
                              sondern rein referirend angezeigt, als solche, welche der
                              Zeitschrift, in welcher sie stehen, eigentümlich angehören. Es ist ja, wie nicht
                              vergessen werden darf, die kritische Seite meiner Artikel
                              nicht die einzige; vielmehr gehört es mit zu dem deutlich ausgesprochenen Zweke, die
                              Original-Mittheilungen der deutschen technologischen Journalistik, so weit
                              sie von einiger Bedeutung sind, in kurzer Uebersicht zusammenzustellen. Welche
                              Forderung wäre es, bei solchen Referaten zugleich überall eine Beurtheilung des
                              Technischen zu verlangen! Ich füge diese in wenig Worten bei, wenn es nöthig
                              scheint, und ich es aus Ueberzeugung thun kann; aber seinem Wesen nach soll der kritische Theil meiner Arbeit ja nur das Literarische an den Zeitschriften ins Auge fassen. Dieser
                              Gesichtspunkt ist in dem zweiten Artikel des polytechnischen Archivs unbedachtsam
                              verrükt, ich will nicht behaupten: in der Absicht, scheinbare Gründe zum Vorwurfe
                              gegen mich zu schaffen. Der lange Schluß dieses zweiten Artikels ist ein, nicht ohne einige Bitterkeit
                              geschriebener Ausfall des Verfassers gegen mein Unternehmen überhaupt. Das lesende Publicum wird da als der höchste Richter über das Journalwesen aufgestellt, und die Ansicht
                              ausgesprochen: daß die Journale wohl aufhören würden zu
                                 erscheinen, wenn sie keine Leser fänden. Aber, angenommen auch, es fänden
                              wirklich alle in Frage stehenden Journale eine genügliche
                              Anzahl von Lesern; wäre damit wohl entschieden, daß sie alle
                                 gut seyen. Angenommen ferner, ein Journal lebe ganz und gar vom Nachdruk
                              anderer guter Schriften, liefere lauter an sich gute und
                              lesenswerthe Aufsäze; müßte darum die literarische Kritik dem Diebstahle schweigend
                              zusehen? Mit hämischer Absicht wird darauf hingewiesen, daß ich zur Lieferung meiner
                              kritischen Artikel durch den Wunsch der Verlagshandlung des polyt. Journals bewogen
                              worden sey, und ausgesprochen, daß diese Artikel „mindestens eine zweklose Arbeit seyen, welche der Redaction dieser
                                 Zeitschrift das Anfüllen der Columnen erleichtern, zur wahrscheinlich
                                 beabsichtigten Verdächtigung anderer Journale aber
                                 wenig bewirken möchte.“ Meine eigene Rechtfertigung hierüber schließt
                              jene der Verlagshandlung ein, und liegt in den wenigen Worten: daß ich bei Personen,
                              die mich kennen, nicht in den Verdacht kommen kann, meine Unabhängigkeit und
                              Urtheilsfreiheit verkauft zu haben. Mit halbem Auge kann man zudem sehen, daß eine
                              Zeitschrift, die, wie das polyt. Journal, regelmäßig erscheint und mit größter
                              Raumersparniß gedrukt ist, dabei eine Menge bedeutender Neuigkeiten in kurzen
                              Notizen auszugsweise mittheilt, nicht darum verlegen seyn kann, ihre Columnen zu
                              füllen. Besonders verpflichtet fühle ich mich dem polyt. Archiv für die Gunst, durch
                              dasselbe belehrt zu werden, was und wie ein Kritiker seyn
                              müsse, und was ein Kritikaster sey. Aber Herder's angeführte Worte, die in den Augen eines jeden
                              Klarsehenden auf die Kritik von Gedanken und deren
                              Darstellung zielen, auf einen Fall anwenden, wo es sich um die Rüge bloßen, oft gedankenlosen Zusammenschreibens und Nachdrukens handelt,
                              ist am gelindesten übereilt zu nennen. Außerdem hat die Einmengung einer solchen
                              Autorität, wie Herder's, in unsere Sache, einen Charakter
                              der Sonderbarkeit, über den ich kein Wort zu verlieren brauche. – Ich habe
                              ungern etwas lange von den beiden Artikeln des polyt. Archivs gesprochen, welche
                              mich angreifen. In Betreff des dritten, mit E. K. (Carl
                              Kreßler) unterzeichneten, der meiner Kritik mehr im
                              Vorbeigehen und mit ruhiger Parteilosigkeit gedenkt, habe zu keiner Vertheidigung
                              oder Rechtfertigung Veranlassung.
                           
                           Auf Privatwegen sind mir mehrere Urtheile über meine
                              kritische Arbeit zugegangen. Wenn ich die rein billigenden mit freundlichem Danke
                              bei Seite seze, so bleiben der mehr oder weniger tadelnden zweierlei übrig: die einen mißbilligen, daß es den Anschein habe, als tadle
                              ich andere Zeitschriften im Interesse des polytechn. Journals: diesen möge eine in
                              solcher Beziehung oben vorgekommene Stelle zur Antwort dienen, mit dem Zusaze, daß
                              die Theilnahme an einer Zeitschrift, als Mitarbeiter, wohl weder die
                              Bereitwilligkeit noch die Verpflichtung einschließt, ein unbedingter Vertretet
                              derselben zu seyn. Anderen gefällt nicht, daß ich eine
                              zum Theil von mir selbst redigirte ZeitschriftDie Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover. gelinde behandelt oder sogar gelobt habe. Diese berüksichtigen wohl nicht,
                              wie es, der Natur der Sache nach, vorauszusezen war, daß ich ein von mir redigirtes
                              Journal (Irrthum vorbehalten) für gut erachten müsse; denn käme mir einmal die
                              Ansicht, daß es schlecht sey, so würde ich es entweder besser machen oder –
                              vermöchte ich dieß nicht – aufgeben. Da ich indeß darauf aufmerksam gemacht
                              bin, daß es Anstoß geben könne, wenn Man Gedanken ausspricht, von denen doch Niemand
                              zweifelt, daß man sie hat, so will ich – um Aergerniß zu vermeiden –
                              in Ansehung jener Zeitschrift mich auf ein dürres Referat beschränken.
                           
                              I. Polytechnisches
                                    Centralblatt.
                              Von Huͤlsse und Weinlig. Jahrgang 1839, Nr. 31 bis 73.
                              Plan und Methode dieser Zeitschrift habe ich in meinem ersten Artikel genugsam
                                 entwikelt. Es bleibt hier die Bemerkung zu machen, daß die Fortsezung ganz in
                                 dem Geiste der früheren Jahrgänge gehalten ist. Eine recht interessante und
                                 übersichtliche, mit Sachkenntniß bearbeitete Zusammenstellung enthalten die
                                 Artikel über den Modegegenstand des jezigen Zeitpunktes, nämlich die
                                 Hervorbringung von Lichtbildern nach Daguerre und
                                 Anderen (Nr. 52, 56, 63). Für diese nun so sehr in Aufnahme gekommene Kunst wird
                                 zwekmäßig der Name Photographie (oder Heliographie) angewendet, statt des ganz
                                 unerträglichen (wahren Ohrenzwang verursachenden, zudem nur theilweise passenden
                                 Ausdrukes) Daguerréotypie. Dieses leztere Wort ist ein gutes Pröbchen von
                                 Eitelkeit und Sprachmengerei, wozu eine Anzahl überrheinischer Analoga leicht
                                 anzuführen wäre (ich erinnere nur an Curvotrace,
                                    Panotrace, Pennographe u.a.). Die in vielen Nummern des Centralblattes
                                 forigeführte „Chronik der Eisenbahnen“ ist eine
                                 schäzenswerthe Sammlung von Notizen über eine andere Hauptangelegenheit des
                                 Tages, wofür man der Redaction nur Dank wissen kann. Lobenswerth ist die fleißige
                                 Benuzung mancher in Deutschland wenig verbreiteter englischer Quellen, wie des
                                 Mining Review und des Civil Engin. and Archit. Journal. In Nr. 56, 62 und 68 zeigt die
                                 Verlagshandlung (L. Voß) an, daß sie sich genöthigt
                                 sehe, von 1840 an den Preis des Jahrganges des Centralblattes von 3 1/2 Thlr.
                                 auf 5 Thlr. zu erhöhen, weil die Zeitschrift die ausgedehnte Unterstüzung beim
                                 Publicum nicht finde, auf welche der bisherige Preis berechnet war. In der That
                                 sind 3 1/2 Thlr. ein unerhört niedriger Preis, wenn man die sehr anständige
                                 typographische Ausstattung, den gediegenen Inhalt und den Umfang des Blattes
                                 berüksichtigt. Der Jahrgang 1838 z.B. hat dafür 75 Bogen Text, 20 saubere
                                 Holzschnitte und 12 schön lithographirte Tafeln mit 517 Figuren geliefert. Es
                                 ist einleuchtend, daß solche Leistungen nicht ohne Opfer von Seite des Verlegers
                                 (und gewiß auch theilweise der Redaction) haben Statt finden können, und muß
                                 bedauert werden, daß der gemeinnüzige Zwek nicht hinreichend gewesen ist, die
                                 gehegten Erwartungen, in Erfüllung gehen zu lassen. Man sieht, wohin man
                                 gerathen würde, wenn die oben berührte Ansicht des Hrn. Mendelssohn in Berlin (die Gunst des Lesepublicums als Maaßstab für
                                 den Werth der Zeitschriften anzunehmen) gelten sollte.
                              
                           
                              II. Magazin der neuesten
                                    Erfindungen, Entdekungen und Verbesserungen in der gesammten
                                    Gewerbkunde.
                              Von Thieme; neueste Folge, Bd. IV.
                                 Heft 11 und 12.
                              Die Schläfrigkeit, mit welcher diese Zeitschrift fortgesezt wird, gibt sich
                                 wieder dadurch kund, daß von der Abfassung meines ersten Artikels bis zum
                                 Schlusse des Jahres 1839 (also in sechs Monaten) nicht mehr davon erschienen
                                 ist, als die in der Ueberschrift genannten zwei Hefte. Diese nöthigen zu
                                 wiederholter Rüge des in den Uebersezungen entwikelten gänzlichen Mangels an
                                 Sach- und Sprachkenntniß. Man betrachte nur folgende Beispiele: Der erste
                                 Artikel des 11. Heftes ist eine Zusammenstellung von Verbesserungen in der
                                 Buchbinderkunst, nach Ure's Dictionary of Arts. Im Eingange desselben heißt es: „Man
                                    unterscheidet folgende verschiedene Arten von Bänden: Marmorband, Franzband,
                                    holländischer Band u.s.w. Bei dem lezteren bestehen die Rüken aus dem
                                    feinsten Kalbsleder-Pergament. Bei dem Franzband ist auf dem Rüken
                                    ein Pergamentstreifen. Die Italiener binden in einem groben diken Papiere,
                                    sie nennen diesen Einband alla rustica; er ist
                                    ganz unpassend und nüzt sich leicht ab.“ – Was ist
                                 Kalbsleder-Pergament? Sollte man nach der
                                 angeführten Stelle nicht glauben, das wesentlich Unterscheidende des Franzbandes
                                 bestehe in einem Pergamentstreifen? Der Einband alla rustica das Wesentliche, daß die so gebundenen
                                 Bücher nicht beschnitten werden; er ist auch in
                                 Deutschland allgemein den Buchbindern bekannt, und wird von Bücherliebhabern
                                 sehr geschäzt. Mußte nicht der Uebersezer die Flüchtigkeit und Unrichtigkeit
                                 seines Originals bemerken oder erläutern? – Im Verfolge des nämlichen
                                 Artikels ist (S. 519) von den jezt sehr häufig in den Buchbinderwerkstätten
                                 statt des Schlaghammers gebräuchlichen Walzwerken die Rede; der Uebersezer nennt
                                 sie aber Rollpressen, sagt „rollen“ statt „walzen“, und gibt an, man lege bei
                                 dieser Arbeit die Drukbogen zwischen Zinnplatten,
                                 indem er tin-plate (Weißblech) auf diese Art
                                 falsch übersezt. Auf S. 521, wo von dem gepreßten Calico zu Büchereinbänden
                                 gesprochen wird, findet man abermals „Rollenpresse“ statt „Walzwerk“,
                                 und „Rollen“ statt „Walzen“. –
                                 In dem Artikel 153 steht auf S. 550: „Leimwasser“ für Kalkwasser (lime-water), wo doch diese Uebersezung im Zusammenhange des
                                 Textes gelesen, so ungereimt als möglich ist; deßgleichen ist auch S. 552 lime mit „Leim“ übersezt, wo es ebenfalls „Kalk“
                                 heißen muß, und dagegen chalk mit „Kalk“ statt
                                 „Kreide“. S. 551 liest man zweimal: „Hammerschlag“ statt
                                 „Feilspäne (filings)“; S.
                                 551 und 552 wiederholt: „Ammoniaksalz“ statt
                                 „Salmiak“. Ein anderer Beweis von der wunderbaren
                                 chemischen Nomenklatur des Uebersezers ist: „blausaure Potasche“ statt „blausaures
                                    Eisenkali oder Blutlaugensalz“ (vielmals auf S. 555 –
                                 557). – Im 12. Hefte steht (S. 602) „Nüsse“ statt Schraubenmuttern; S. 606 wiederholt:
                                 „Gleitstük“ statt
                                 Schieber (slide). Was soll ein Mechaniker denken,
                                 wenn er von einem „Reißhaken-Wagen“ und
                                 „Reißhaken-Gleitstüke“ als Theile einer Hobelmaschine
                                 liest? Es ist der Support mit dem Meißel gemeint. S. 617 wird „salzsaure Soda“ zur Bereitung des
                                 photogenischen Papiers vorgeschrieben; warum nicht das so unschuldig ignorirte
                                 Kochsalz? Zumal da jener Ausdruk, abgesehen von
                                 seiner lächerlichen Vornehmthuerei eine chemische Sünde einschließt. Muß man, wo
                                 das richtige und verständliche Wort so nahe liegt, und doch übersehen ist, nicht
                                 glauben, der Uebersezer habe gar nicht gewußt, was mit salzsaurer Soda gemeint
                                 seyn solle?
                              Mit wie wenig Sorgfalt und Einsicht Manches von dem Inhalte der beiden Hefte
                                 ausgewählt und angeordnet ist, mag aus Folgendem zu schließen seyn: Im 11.
                                 Hefte, S. 565, 566 wird unter der Rubrik: „Erfindungen und Entdekungen
                                    in dem Gebiete der Hauswirthschaft“ die Verfertigung
                                 „metallischer“ gefärbter
                                 Tinte gelehrt. Sonderbarer Weise kommt unter diesen Tinten eine rothe
                                 										 (aus Brasilienholz)
                                 und eine gelbe (aus Avignonbeeren) vor, deren
                                 Metallische Natur Wohl etwas zweifelhaft seyn möchte. Auch von einer sympathetischen Tinte ist die Rede; aber Alles, was
                                 darüber vorkommt, besteht in den folgenden Worten: „Die beste Tinte
                                    der Art besteht in einer Auflösung von salpetersaurem Kobalt.“
                                 Man möchte hier zwei Fragen auswerfen: 1) wie die sympathetische Tinte mit der
                                 Hauswirthschaft in Verbindung kommt; und 2) was die angeführten 12 Worte irgend
                                 einem Menschen bedeuten können, der nicht gerade Chemiker ist? – Im 12.
                                 Hefte, S. 615 wird in 4 1/2 Zeilen unter der Aufschrift: „William Palmer's Verbesserungen an den Lampen“
                                 eilte seit langer Zeit und überall bekannte, namentlich in den Wagenlaternen
                                 gebräuchliche Vorrichtung erklärt, bei welcher ein Wachslicht in einem Rohre
                                 durch eine Feder gehoben wird. Daselbst, S. 618,
                                 lehrt ein 9 Zeilen langer Artikel: Abdrüke von Platten in
                                    verschiedenen Größen dadurch zu machen, daß man „von einer
                                    gravirten Oberfläche auf eine weiche Metallplatte einen Abdruk nehme, und
                                    beide durch ein Walzwerk gehen lasse, das es bis zu den gehörigen
                                    Dimensionen ausdehnt.“ Hinzugefügt wird (ohne Zweifel, damit die
                                 Procedur recht sicher gelinge), daß man nachher die Platten wieder gerade biegen
                                 Müsse, und daß man – „sollte die eine Platte durch Abdrüke
                                    (wahrscheinlich durch den Gebrauch zum Abdruk) etwas gelitten
                                    haben“ – man sie vermittelst der anderen wieder herstellen
                                 könne. Eine solche Probe von praktischer Zuversicht verdient Anerkennung.
                              
                           
                              III. Berliner polytechnische
                                    Monatsschrift.
                              Von Lindes. Bd. IV. Heft
                                 1–5; 1839.
                              Diese fünf Hefte, welche zusammen 400 Oktavseiten umfassen und 166 Artikel
                                 zählen, enthalten auf diesem Raume 5 Originalartikel, deren vereinigter Umfang
                                 23 Seiten beträgt. Insofern bleibt also die Monatsschrift ihrem schon erörterten
                                 Charakter wesentlich getreu, und ich will die sich von Neuem aufdrängende Frage
                                 unterdrüken: ob es angemessen und zu rechtfertigen sey, daß um so weniger
                                 eigenthümlicher Mittheilungen willen eine eigene Zeitschrift bestehe, und jene
                                 fünf Aufsäze nicht vielmehr recht bequem noch in einem der selbstständigeren
                                 technischen Journale Plaz gefunden haben würden. Denn der übrige Inhalt besteht
                                 nicht in Uebersezungen oder Zusammenstellungen und Bearbeitungen, sondern in wörtlichen Abdrüken aus 25 bis 30 durchaus deutschen
                                 Zeitschriften. Man findet z.B. 33 (meist größere) Artikel aus deck polyt. Journal, 13 aus dem Hamburger Correspondenten,
                                 11 aus der polyt. Zeitung von Leuchs, 8 aus Riecke's Wochenblatt, 8 aus dem Gewerbeblatt für
                                 Sachsen, 8 aus dem Hephästos, 7 aus deck polyt. Centralblatte, u.s.w. Das
                                 Material ist also der Monatsschrift bequem genug geboten; daß der Hr. Redacteur
                                 aber jede irgend Sinn habende Anordnung desselben versäumt, ist wiederholt zu
                                 rügen. Bunter durch einander gewürfelt, als die Gegenstände hier sind, kann man
                                 sich dieselben nicht denken. Ich weiß und berüksichtige sehr wohl, daß eine
                                 Zeitschrift nicht systematisch geordnet seyn kann; aber zu wünschen ist doch mit
                                 Recht, daß in einem und demselben Hefte die einander verwandten Abhandlungen
                                 einander nahe gestellt seyen. Statt dessen scheint Hr. Prof. Lindes die Artikel nicht anders als so auf einander
                                 folgen zu lassen, wie sie ihm eben beim Durchblättern seiner Quellen der Reihe
                                 nach aufstoßen. Nennt man das eine Redaction? In einem Hefte kommt z.B. vier Mal, ja sechs Mal an
                                 verschiedenen Stellen (in den 5 Heften überhaupt 15 Mal) die Ueberschrift:
                                 „Neues Patent“ vor (die
                                 schon ihrer Unbestimmtheit wegen im Inhaltsverzeichnisse nichts nuzt), und
                                 jedesmal unter derselben die Anzeige von Ertheilung eines Patentes (in Preußen).
                                 Ich darf bei Anführung dieser Mängel nicht unbemerkt lassen, und erwähne es mit
                                 Anerkennung, daß ein früher sehr häufig eingetretener Uebelstand, welcher die
                                 Anzeige der Quellen betraf, in den Vorliegenden 5 Heften ganz beseitigt ist. Es
                                 fehlt jezt nirgend mehr die Andeutung der Schriften, aus welchen die Artikel
                                 geschöpft sind, obwohl die gewiß für Viele unverständliche Bezeichnung durch ein
                                 Paar Buchstaben fortdauert; und die Hinstellung französischer und englischer Journaltitel,
                                 welche sonst eine Art von täuschendem Prunk war, ist nun überall
                                 unterlassen.
                              Die oben erwähnten 5 Originalartikel sind folgende:
                              Heft 1, S. 78: Ueber das Schwarzfärben der Hüte. Von
                                 Bohlen. – Der Verfasser gibt nachstehende
                                 Anweisung: „24 Pfd. Blauholz und 4 Pfd. der besten Galläpfel werden
                                    drei bis vier Mal, jedesmal mit 10 Eimern Flußwasser, tüchtig ausgekocht; in
                                    der durchgeseiheten Farbebrühe 6 Pfd. Kupferwasser (Eisenvitriol), 1 Pfd.
                                    Grünspan und 1 Pfd. roher Weinstein gekocht, bis Alles zergangen ist; von
                                    dieser Flüssigkeit nimmt man den vierten Theil weg, stellt ihn bei Seite,
                                    und legt in das Uebrige 100 Stük Hüte, arbeitet sie drei Stunden in der
                                    Farbebrühe fleißig durch, läßt sie darauf eine halbe Stunde abkühlen, und
                                    wiederholt dieses Färben im Ganzen vier Mal, so daß überhaupt 12 Stunden
                                    Zeit dazu erforderlich sind; was durch die beim Färben angewendete Wärme an
                                    Flüssigkeit verdunstet, wird von dem zurükgestellten vierten Theil der
                                    Färbeflotte ersezt. Nach beendigtem Färben der Hüte nimmt man sie durch ein
                                    Bad von Marseiller Seife, worauf sie wie gewöhnlich mit Schellak appretirt
                                    werden.“ – Wenn die hier vorgeschriebene Menge der
                                 Zuthaten wirklich hinreicht, um 100 Hüte satt schwarz zu färben, so ist das
                                 Recept ökonomisch zu nennen. Dasselbe unterscheidet sich übrigens von den jezt
                                 gewöhnlich für die besten gehaltenen Vorschriften wesentlich dadurch, daß
                                 Galläpfel angewendet werden, welche man gegenwärtig in anerkannt guten
                                 Hutfabriken (z.B. in Wien) meist zu vermeiden und durch Schmal zu ersezen
                                 pflegt.
                              Heft 2, S. 131: Ueber Lichtbilder. Von Westede. – Kurze Bemerkungen, von welchen die
                                 eine gewisse optische Unvollkommenheit der Camera-obscura-Bilder betreffenden richtig sind, das
                                 Uebrige aber keine Bedeutung hat.
                              Heft 3, S. 161: Ueber die Güte der Soda zum Seifensieden
                                    und einige Auseinandersezungen für Seifensieder. Von Gentele. –
                                 Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß bei einem (nicht seltenen) Gehalte von
                                 Schwefelnatrium in der rohen Soda, die alkalimetrische Prüfung der lezteren ein
                                 zu hohes Resultat gibt, und empfohlen, eine so verunreinigte Soda vor der
                                 Neutralisation mit Schwefelsäure durch Bleizukerauflösung von Schwefel zu
                                 befreien. Die Reinigung im Großen räth der Verfasser durch Fällung mittelst
                                 Eisenvitriol zu bewirken. Er warnt ferner vor einer zu großen (über 10°
                                 Baumé gehenden) Stärke der Laugen, da sehr concentrirte Lauge durch Kalk
                                 nicht völlig äzend gemacht wird. Diese und einige andere in der Abhandlung
                                 besprochene Punkte verdienen die Aufmerksamkeit der Seifenfabrikanten.
                              Heft 3, S. 183: Nachschrift zu einer (aus dem
                                 polytechn. Journal Bd. LXXIII. S. 115
                                 entlehnten) Beschreibung der Bursill'schen
                                 Sicherheitslampe. Von Bohlen. – Enthält eine
                                 kurze (mit Abbildung begleitete) Beschreibung der von Evans verbesserten Davy'schen
                                 Sicherheitslampe, welche z.B. in der Berliner Gasfabrik gebraucht wird.
                              Heft 5, S. 321: Beobachtungen und Betrachtungen über einige
                                    Wärme-Erscheinungen. Von Gentele.
                                 – Nach Vorausschikung einer Reihe von hypothetischen Erörterungen über
                                 die gebundenen Wärmemengen in Körpern verschiedener Art sucht der Verfasser,
                                 darauf gestüzt, zu zeigen, daß durch Einleitung eines Dampfstrahles in einem
                                 Feuerherde kein Wärmegewinn Statt finden könne.
                                 Sollte aber nun die Erfahrung, wie es ganz den
                                 Anschein hat, ein entgegengeseztes Resultat liefern, so wird wohl das
                                 Raisonnement sich bescheiden müssen. Man darf nicht vergessen, daß der
                                 Verbrennungsproceß in unseren Oefen gar nicht der einfachen Art ist, wie wenn
                                 Kohlenstoff und Wasserstoff des Brennmaterials geraden Weges zu Kohlensäure und
                                 Wasser oxydirt würden. Allerdings kann (worauf Hr. Gentele
                                 Gewicht legt) der Dampf, der als solcher eintritt und auch wieder in den
                                 Schornstein weggeht (ob inzwischen zersezt und neu gebildet, ist gleichgültig)
                                 von seiner eigenen Wärme nichts im Ofen zurüklassen; allein wenn er auch nur
                                 (durch einen Vorgang, dessen Theorie leicht zu finden ist) Verbrennung des
                                 – bei Steinkohlenfeuern bekanntlich meist sehr dichten – Rauches
                                 bewirkt, so muß daraus schon eine erheblich größere Wirksamkeit des
                                 Brennmaterials erfolgen.
                              
                           
                              IV. Polytechnisches
                                    Archiv.
                              Von Mendelssohn. Jahrgang 1839,
                                 Nr. 21–52.
                              Der Hr. Herausgeber dieser Zeitschrift scheint sich gewissermaßen, dadurch
                                 gekränkt gefunden zu haben, daß ich derselben den „Charakter einer
                                    Zeitung“ zuschrieb. In diesem Ausspruche liegt jedoch, meiner
                                 Meinung nach, durchaus nichts Herabwürdigendes oder Tadelndes. Es sollte nur
                                 bezeichnet werden, zu welcher der beiden großen Hauptabtheilungen
                                 technologischer Journale das polyt. Archiv gehört. Die eine dieser Abtheilungen
                                 begreift die meist heftweise erscheinenden, große Abhandlungen enthaltenden
                                 Zeitschriften, in welchen ausführliche Beschreibungen, viele Abbildungen
                                 vorkommen, und mehr nach gründlich praktischer als historischer Belehrung
                                 gestrebt wird (oder werden müßte). In die andere Abtheilung stellen sich von
                                 selbst die blattweise herauskommenden, deren Inhalt aus kurzen und gedrängten,
                                 oft notizenartigen, dagegen zahlreicheren Artikeln großentheils bloß
                                 historischer Art, und von mehr augenbliklichem als bleibendem Werthe besteht;
                                 und deren vorzüglichste Absicht auf Mannichfaltigkeit und Schnelligkeit der
                                 Mittheilung gerichtet ist. Durch alle hier genannten Umstände treten die
                                 Journale dieser zweiten Art den eigentlichen Zeitungen näher, mit denen sie auch
                                 am besten verglichen werden müssen, wenn man ihre Tendenz sowohl als ihre
                                 Einrichtung kurz und treffend bezeichnen will. Die Nüzlichkeit ja die
                                 Nothwendigkeit auch solcher Schriften kann nicht in Abrede gestellt werden, und
                                 ist auch von mir nicht geläugnet worden, indem ich vielmehr ausdrüklich gerade
                                 die Angemessenheit des polyt. Archivs für einen gewissen Wirkungskreils
                                 anerkannte. Nicht Alle, welche mit der Technik in Verkehr stehen oder in
                                 Berührung kommen, und folglich mit dem Fortschreiten der Industrie Schritt zu
                                 halten genöthigt sind (ich nenne beispielsweise die Kaufleute), können ihren
                                 Verhältnissen und speciellen Beschäftigungen nach, die weitläufigen Abhandlungen
                                 der größeren Journale lesen. Solchen sind zeitungsartige Blätter recht
                                 unentbehrlich. Aber dergleichen Blätter müssen sich mit ihrem Standpunkte (der
                                 ehrenwerth genug ist, wenn sie ihre Aufgabe zu lösen verstehen) begnügen, und nicht größere
                                 Ansprüche machen, als wozu sie durch ihr Wesen berechtigt sind. Sie müssen nicht
                                 für Quellen zu gründlichem Studium und ausgedehnter praktischer Benuzung gelten
                                 wollen; sonst gerathen sie in den Fehler, welchen eine politische Zeitung
                                 begehen würde, wenn sie für ein Geschichtswerk angesehen seyn wollte, oder ein
                                 vielwissender Dilettant, wenn er den Rang eines standfesten Gelehrten
                                 anzusprechen versuchte. Es seyen diese Worte ohne arge Absicht und ganz im
                                 Allgemeinen hier gesagt. Man muß jedes redliche und solide Streben ehren, und
                                 Niemand kann dazu mehr geneigt seyn, als ich selbst.
                              Bei der großen Anzahl von Artikeln, welche das Archiv bringt, und bei der
                                 Unmöglichkeit, überall mit Sicherheit zu erkennen, was eigenthümlich und was
                                 entlehnt (vielleicht ausgezogen oder umgearbeitet) ist, würbe es zu keinem Ziele
                                 führen, alle Originalartikel namhaft machen zu wollen. Folgende Aufsäze
                                 behandeln neue oder weniger bekannte mechanische Gegenstände: Nr. 22, Beiträge
                                 zur Mühlenbaukunst (eine verbesserte Einrichtung der
                                 Pfanne für das Mühleisen und der Mehlbeutel, erstere durch Zeichnungen
                                 erläutert). – Nr. 25, Walzendruk- und
                                    Preßmaschine (um Reliefmuster in Kattun zu pressen und zugleich farbige
                                 Dessins aufzudruken, mit Abbildung). – Nr. 28, Apparat zur Anfertigung
                                 von Originalschrauben (mit einer Drehbank in
                                 Verbindung zu sezen, indem ein auf der Spindel der Drehbank angebrachtes
                                 Schraubengewinde in ein Zahnrad eingreift, dessen Achse mittelst einer an ihr
                                 befindlichen Rolle eine Gelenkkette aufwikelt, und dadurch den Schieber des
                                 Supports mit dem Schneidstahle fortzieht). – Nr. 33, 34, Beschreibung
                                 eines Dampf-Waschapparats und dessen
                                 Anwendung. (Ein liegendes Faß, in welches durch die hohle und in der Wand
                                 durchlöcherte Welle Dampf geleitet wird, und das man von Zeit zu Zeit ein wenig
                                 umdreht, um die Wäsche darin in eine andere Lage zu bringen.) – Eine
                                 Anzahl kleiner Abhandlungen über Verschiedene Zweige der chemischen Technologie,
                                 von C. K. (Kreßler) bieten zwar im Ganzen wenig
                                 eigentlich Neues dar, enthalten aber manche praktische und nüzliche
                                 Einzelnheiten.
                              
                           
                              V. Allgemeine polytechnische
                                    Zeitung.
                              Von Leuchs. Jahrgang 1839, Monate
                                 Mai bis November, Nr. 18–48.
                              Nach der, bereits in meinem ersten Artikel aus einander gesezten, Beschaffenheit
                                 dieser Zeitung kann ihr Inhalt nicht wohl zu einer ins Einzelne gehenden
                                 Berichterstattung Gelegenheit geben. Wenn man die vorliegenden Hefte
                                 durchblättert hätte, in der Absicht, eigentlich technische Belehrung darin zu
                                 suchen, so würde man sich am Ende wenig befriedigt finden. Dieß ist aber auch
                                 bekanntlich nicht der rechte Gesichtspunkt für die Beurtheilung, und zwar hier
                                 noch viel weniger als bei dem polyt. Archive, welches an Gehalt bedeutend über
                                 der polyt. Zeitung steht, wie es dieselbe an äußerer Ausstattung weit
                                 überbietet. Eine eigentümliche und ohne Zweifel ziemlich schwierige Stellung
                                 ergibt sich für die Redaction der polyt. Zeitung daraus, daß sie alles das, was
                                 sie weiß, und Andere etwa noch nicht wissen, für so und so viel Gulden zum Kauf
                                 anbietet, also natürlich nicht für Jedermanns Augen druken läßt. Ein solcher
                                 Handel mit technischen Geheimnissen, so fern er sich von Mystification frei
                                 erhält (und das Gegentheil ist, meines Wissens, der in Rede stehenden Redaction
                                 nie vorgeworfen worden), kann durch Umstände gerechtfertigt werden, und verdient
                                 überhaupt an sich keinen Tadel; allein mit der Herausgabe einer technischen
                                 Zeitschrift läßt er sich nicht vereinigen, ohne daß leztere an Einseitigkeit
                                 oder Halbheit kränkelt. Die Verkaufsanerbietungen der HHrn. Leuchs und Comp. unterscheiden sich auf eine sehr
                                 ehrenwerthe Art von den Kniffen jener literarischen Speculanten, welche in
                                 verklebten und unverklebten Broschüren angeblich neue, aber entweder längst
                                 bekannte oder gar unsinnige Dinge zu Markte bringen.Wie weit die Unverschämtheit und Abgeschmaktheit in solchen Fällen öfters
                                       geht, sey bei dieser Gelegenheit, zum Ergözen der Leser, an ein Paar
                                       Beispielen gezeigt, die aus dem Verlage von G. Basse in Quedlinburg hervorgegangen sind. –
                                       „Die Kunst feine Schmelze und
                                             feine verschiedenfarbige Emaillen.......... zuzubereiten
                                          etc. Von L. Rackebrandt, 1838“
                                       ist der Titel eines drei Bogen starken Schriftchens, von dessen Inhalt
                                       mehr als die Hälfte aus einer höchst oberflächlichen Beschreibung von 57
                                       verschiedenen Ritterorden besteht. Der technische Theil, welcher die
                                       Bereitung und Anwendung der Emailgattungen lehren soll, nimmt 21
                                       Oktavseiten ein: Raum genug, um darauf eine erklekliche Menge von Unsinn
                                       zu entwikeln. Um Leser, die etwa an einem Ueberflusse von kindlichnaiver
                                       Leichtgläubigkeit kranken, zu bethören, spricht der Verfasser in seinem
                                       Vorworte recht wichtigen Tones von der Art, wie er hinter die größten
                                       Geheimnisse der Emailfabrication gekommen sey, und erwähnt dabei
                                       namentlich einer „kaiserlichen
                                             Ritterorden, Fabrik in Wien“ (!), in welcher er
                                       längere Jahre gearbeitet habe. Von der Beschaffenheit seines Wissens
                                       erhält man merkwürdige Pröbchen auf jeder Seite. Ich führe nur an, daß
                                       man nach ihm gelbes Email durch basisches schwefelsaures Queksilberoxyd, oder
                                       durch Auripigment (welches „in
                                          einem hessischen Schmelztiegel 5 bis 6 Stunden gekocht
                                          wird“) darstellt; – daß Kobaltblau durch Glühen
                                       von 3 Theilen phosphorsaurem Kobaltoxyde mit 1 Theil Medulba (?) gewonnen werden soll; –
                                       daß gelehrt wird, Eisenoxyd zum Email durch
                                       Glühen von Eisenstäben in einem
                                          Flammenofen darzustellen; – daß man eine blaugrüne Farbe
                                       des Schmelzes erhält: „durch 5 Theile schwarzes Kobaltüberoxyd
                                          und 1 Theil nach und nach in Chromsäure
                                             aufgelöstes Queksilber, welches geschmolzen und in heißem
                                          Wasser ausgelaugt wird;“ u.s.w. – Folgende Recepte
                                       geben einen Begriff von den namenlosen Thorheiten des Büchelchens: Halbdurchsichtige weiße Emailmasse: 3 Theile
                                       gestoßene gemeine weiße Glasperlen, 1 Theil
                                       geschlämmter Quarz, 1 Th. Bleikrystalle (!);
                                       – hellrothe Emailmasse: 7 Theile Feldspath, 3 Theile Potasche, 2 Theile
                                       Bleiglas, 1 Th. Borax, 1 Th. rothes
                                          Queksilberoxyd (!!); – dunkelrothe
                                          Emailmasse: 3 Theile Milchkrystalle, 1 Theil Bleiglas, 2 Theile Borax, 1 Theil
                                       in Säure oxydirter Stahl. –Der Metallarbeiter. Von A. Rackebrandt. 1838. – Der Verfasser ist
                                       wohl ein Bruder des obigen L. Nackebrandt,
                                       und zwar ein sehr würdiger, in welchem sich die Familienähnlichkeit
                                       ungemein schön ausspricht. Auf 52 Oktavseiten hat dieser (ohne Zweifel
                                       fingirte?) Hr. Rackebrandt den Blik in ein
                                       wahres Feenreich eröffnet. Das Vorwort beginnt mit einer Definition der
                                       Technologie, woraus man sieht, daß der Anlauf zu einer sehr gründlichen
                                       Arbeit genommen wird. Nur einige der schönsten Blumen dieses
                                       Wundergartens will ich ausheben, um nicht zu weitläufig zu werden: Nach
                                       S. 1 macht man Goldloth aus 3 Aß Silber und 4
                                       Aß Wismuth, wozu man beim Schmelzen noch 1
                                       Aß rothen Merkur sezt. – S. 6
                                       heißt es: „Die Chemie zeigt die Mittel, die Natur zu zersezen an.“ – Laut S. 8
                                       kann die Platina ihrem bloßen Ansehen nach
                                       nicht leicht vom Silber unterschieden werden. – Die Beschreibung
                                       der Platinreinigung (S. 10–13) ist höchst lesenswerth für jeden
                                       Chemiker, der etwa mit Hypochondrie zu kämpfen hat; für die 42 Groschen,
                                       welche das Büchelchen kostet, kann man ihm eine radikale Heilung
                                       versprechen, wenn er darin auch nur die genannte Stelle ansieht. Ein
                                       Auszug würde nur dem Effecte schaden. – Nach S. 14 soll man das
                                       Platin mit Lehm, wie das Eisen, schweißen. – Nach S. 49 besteht
                                       das Neusilber aus einem Gemische von 4 Th.
                                       Arsenik, 40 Th. Nikel, 3 Th. Kupfer, 2
                                       Th. Spiauter und 4 Th. Wismuth, wobei der
                                       Verf. versichert, dieses (gewiß unschäzbare) Recept auf einem
                                       Hüttenwerke am Unterharze im Jahre 1832 kennen gelernt zu haben, wo ein
                                       Professor aus Magdeburg an 100 Cntr. Neusilber unter eigener Aufsicht
                                       machen und zu Blech walzen ließ. – Laut S. 24 erhält man das Weißkupfer durch einen Versaz von 5 Th.
                                       Kupfer, 1 Th. Zinn und 4 Th. Nikel. – Nach S. 24 besteht das Tombak aus Kupfer, Messing und Zink, wird
                                       nach dem Schmelzen in verdünnte Vitriolsäure ausgegossen, wodurch es einen großen Theil seiner
                                          Sprödigkeit verliert. In einer Wiener Tombakfabrik nimmt man
                                       statt des Zinks Spießglas, „ein
                                          Metall, welches schon zu den Zeiten Isebells bei den Juden bekannt
                                          war.“ – S. 25: „Es wird zwar von Einigen
                                          versichert, daß diese Metallmasse (das Semilor) bloß gereinigtes, durch öfteres Schmelzen und
                                          Streken verfeinertes Kupfer sey; dieses sind jedoch nur bloße
                                          Vermuthungen.“ – S. 27: „Das Glokenmetall besteht aus einem Gemisch
                                          von Silber, Messing, Kupfer, Zink, Tutania (?) und Zinn. – Von S. 34
                                          bis 41 findet man weitläufig die Fabrication und Bearbeitung des Zinks beschrieben, welches nach dem Verf.
                                          aus Spieß glas (Antimonium) und Blei
                                          fabricirt wird (!!). – S. 41 wird angegeben: Das Titan (ja, wahrhaftig das Titan!) werde
                                          mit gewöhnlichem hartem Messinglothe gelöthet und auch wie Messing verzinnt; geschweißt könne es nicht werden. Man mache aber
                                          von diesem Metalle sehr wenig Gebrauch,
                                             weil es schon in der Luft braun anläuft. – Laut S.
                                          43 sind die Ursachen, weßhalb das Eisen (bei der Umwandlung in
                                          Stahl) so großer Veränderung seiner Eigenschaften fähig ist, noch nicht gehörig aufgefunden.
                                          –
                                       											Das Geheimniß, Gußeisen zu verstählen. Von W. A. Recken. 1839. (Zugeklebt verkauft, 3 1/2 Drukseiten in klein
                                       8. für 8 Gr.) – Dieses so genannte Geheimniß besteht in nichts
                                       weiter, als daß man eine Stahlplatte auf der Seite, wo sie an das
                                       Gußeisen gränzen soll, mit einigen krummen Angeln versieht, sie glashart
                                       macht, dann in eine Sandform legt, und das Eisen aufgießt. Erfindungen
                                       der Art kann man während eines Nachmittagsschläfchens zu Duzenden
                                       machen. –Die Kunst, alle Sorten Stahl oder gehärtetes Eisen
                                          auf eine sehr schnelle und sichere Weise zu schneiden. Von W.
                                       A. Recken. 1839. (Zugeklebt verkaust, 2
                                       Drukseiten in klein 8. für 8 Gr.) – Seit 1823, also seit
                                       17 Jahren, ist die Beobachtung bekannt, daß eine sehr schnell um ihre
                                       Achse laufende Scheibe von Eisenblech im Stande ist, in gehärteten Stahl
                                       einzuschneiden, wenn man lezteren gegen den Umkreis der Scheibe hält.
                                       Hier wird dieses Verfahren als neu und als ein Geheimniß verkauft. Selbst versucht hat der Verf. es offenbar
                                       nicht; sonst könnte er nicht von der unglaublichen Geschwindigkeit sprechen, womit der Stahl
                                       zerschnitten werde. Freilich kommt es auf die Stärke des Glaubens an,
                                       womit man versehen ist, und danach ist der Sinn des Wortes
                                       „unglaublich“ ein relativer. Ein anderer
                                       Umstand be zeugt ebenfalls, daß der Verf. die Erscheinung nicht
                                       praktisch kennt. Er gibt nämlich an, man solle die Eisenblechscheibe bei
                                       10 Zoll Durchmesser 1150 bis 4550 Umläufe, bei 6 Zoll Durchmesser 2000
                                       bis 2500 Umlaufe in Einer Minute machen lassen, und bemerkt dabei: die
                                       angewendete Drehbank müsse eine solche mit einem großen Schwungrade
                                       seyn, wie man sie gewöhnlich bei Metallarbeitern an trifft. Es ist ihm
                                       entgangen, daß – den Durchmesser des Schwungrades zu 8 Fuß (wie
                                       er kaum seyn kann) und jenen der Spindelrolle nur zu 6 Zoll an genommen
                                       – die Kurbel des erstern mit 72 bis 156 Umdrehungen per Minute bewegt werden müßte, um der
                                       Scheibe 4450 bis 2500 Umlaufe zu geben; eine Forderung, welche das
                                       praktisch Mögliche weit übersteigt. Die Peripherie-Ge
                                       schwindigkeit der Blechscheibe würde nach des Verfassers Anweisung 3000
                                       bis 4000 Fuß per Minute betragen, was mit der von Darier und Colladon (in der Bibliothèque universelle, April 1824)
                                       gemachten Angabe überein stimmt. –
                                 									
                              
                           
                              
                              VI. Allgemeines polytechnisches Journal.
                              Von Romberg. Jahrgang 1859, Nr.
                                 13–39.
                              Der Plan und die Einrichtung dieser Zeitschrift sind bekannt. In den früheren,
                                 der jezt vorliegenden Nummern finden sich noch mehrere Aufsäze, welche aus
                                 deutschen Zeitschriften, ohne deren Nennung (entweder mit gänzlicher Weglassung
                                 einer Quellenbezeichnung oder mit Anführung bloß des französischen oder
                                 englischen Originals) wörtlich abgedrukt sind. Dahin gehören z.B. folgende, dem
                                 Dingler'schen polytechn. Journal entnommene
                                 Artikel: Ueber Wilson's Schraubstöke in Nr. 15;
                                 – über Hullmandel's Verfahren, die Muster auf
                                 die Drukformen aufzuzeichnen (wo sonderbarer Weise überall „Modelle“ statt „Mödel“ gesezt ist), in Nr. 21, 22, 23;
                                 – über Troughton's Verzierung von Mauerwänden
                                 etc. in Nr. 21; – über das Dynamometer eines ungenannten Schottländers,
                                 in Nr. 26; – über Palmer's verbesserte Lampen,
                                 und über Cochrane's Regenschirme, beide in Nr. 27.
                                 – Dagegen scheint in den neuesten Blättern die Redaction die lobenswerthe
                                 Gewohnheit angenommen zu haben, neben der ursprünglichen Quelle auch ihre
                                 unmittelbare deutsche namhaft zu machen. Möge sie darin nur fortfahren!
                              Als Originalmittheilung befindet sich in Nr. 14 die Beschreibung eines Bohrers,
                                 dessen wesentliche Einrichtung aber nicht neu, und bereits in mehreren Schriften
                                 (Altmütter's Beschreibung der Werkzeugsammlung in
                                 Wien, S. 102; Prechtl's technologische Encyklopädie,
                                 Bd. II. S. 545; Karmarsch's Einleitung in die
                                 mechanischen Lehren der Technologie, Bd. I. S. 128; dessen Grundriß der
                                 Technologie, Bd. I. S. 255) bekannt gemacht ist.
                              
                           
                              VII. Jahrbuͤcher des kaiserl.
                                    koͤnigl. polytechnischen Institutes in Wien.
                              In Verbindung mit den Professoren des Institutes
                                 herausgegeben von dem Director J. J. Prechtl. XX.
                                 Band. 8. Wien, 1839.
                              
                              Durch ihr nunmehr zwanzigjähriges Bestehen sind diese Jahrbücher, der Tendenz und
                                 Einrichtung nach, hinlänglich bekannt. Ich habe überdieß um so weniger
                                 Veranlassung, auf Erörterung hierüber einzugehen, als – dem Anscheine
                                 nach der vorliegende XX. Band den Abschluß einer Reihe bilden soll, und die
                                 Fortsezung vorläufig unbestimmt bleibt. So viel darf jedoch gesagt werden, daß
                                 die Jahrbücher in dem Kreise, für welchen sie zunächst berechnet waren, und für
                                 den sie sich durch die Art ihres (bandweisen) Erscheinens vorzüglich eigneten,
                                 gewiß eine stets willkommene und geachtete Gabe gewesen sind. Eine bedeutende
                                 Anzahl Abhandlungen von gründlichem und bleibendem Werthe haben sie geliefert,
                                 sowohl über Gegenstände technischer Art, als über Physik, reine und angewandte
                                 Mathematik. Von solchen begegnet man denn auch mehreren im gegenwärtigen Bande,
                                 dessen Inhalt (außer einer Fortsezung der Geschichte des polytechnischen
                                 Instituts und einem Verzeichnisse der in Oesterreich 1836 bis 1837 ertheilten
                                 Erfindungspatente) folgende Artikel begreift:
                              1) Ueber die Construction und den erweiterten Gebrauch der
                                    verbesserten Nivellir-Instrumente, welche in der Werkstätte des k. k.
                                    polytechn. Instituts verfertigt werden. Von S. Stampfer. – Die Verbesserungen, wodurch diese
                                 Nivellir-Instrumente sich auszeichnen, bestehen 1) in einer besonders
                                 genauen Ausführung der Mikrometerschraube, durch welche dem Fernrohre die seine
                                 verticale Winkelbewegung ertheilt wird; zugleich in einer solchen Einrichtung
                                 dieser Schraube, daß die erwähnte Bewegung mit großer Schärfe gemessen werden
                                 kann; – 2) in einer, die Horizontalstellung des Instruments
                                 erleichternden Vorrichtung, welche aus zwei Stellschrauben und einer Feder
                                 (statt der gewöhnlichen drei oder vier Stellschrauben) besteht, und überdieß den
                                 Vortheil hat, daß niemals durch unvorsichtiges Anziehen der Schrauben, die
                                 Scheibe, welche dem Instrumente als Basis dient, verbogen werden kann; –
                                 3) in dem besten Verhältnisse zwischen der Empfindlichkeit der Libelle und der
                                 Schärfe des Fernrohrs; – 4) in einer Abänderung der gewöhnlichen
                                 Zielscheiben, deren Fläche hier in zwei weiße und zwei rothe Kreisausschnitte
                                 (Quadranten) getheilt ist, auf deren Mittelpunkt der Visirfaden sehr genau
                                 eingestellt werden kann. – Zum Gebrauche des Instrumentes, das eine neue
                                 Methode des Nivellirens begründet, gibt die Abhandlung vollständige Anweisung,
                                 unterstüzt durch mehrere Hülfstafeln.
                              
                              2) Ueber Verbesserungen an Thurmuhren und anderen
                                    Pendeluhren. Von S. Stampfer. – Der Verfasser beschreibt (nach
                                 Vorausschikung der Umstände, welche bei den älteren Thurmuhren die Genauigkeit
                                 des Ganges beeinträchtigen) Mehrere Verbesserungen, die er an einer für das
                                 Rathhaus zu Lemberg verfertigten Uhr anbringen ließ. Das Räderwerk dieser Uhr
                                 ist von Gußeisen; die Hemmung besteht aus dem sogenannten Stiftengange; das
                                 Pendel ist mit Compensation versehen, und hat eine äußerst genau gearbeitete
                                 Einrichtung, um seine Schwingungsbögen in einer Cykloide zu machen; die Zeiger
                                 werden nicht von den: Gehwerke unmittelbar getrieben, sondern von einem
                                 besonderen Laufwerke, welches vom Gehwerke alle Minuten einmal ausgelöst wird,
                                 so daß springende Minuten entstehen. Alle bei Ausführung des Werkes in Betracht
                                 kommenden Einzelnheiten sind auf das Sorgfältigste beschrieben, so daß die ganze
                                 Abhandlung für Uhrmacher in hohem Grade lehrreich seyn wird.
                              3) Ueber das Verhältniß der Wiener Klafter zum Meter. Von
                                    S. Stampfer. – Eine sehr interessante Vergleichung der neuesten,
                                 von Prony erhaltenen Resultate über diesen
                                 Gegenstand, mit den früheren ähnlichen Untersuchungen. Leztere ergaben im Mittel
                                 die Länge der Wiener Klafter (6 Wiener Fuß) – 1.8966657 Meter, mit einer
                                 wahrscheinlichen Unsicherheit von ± 0.0000037 Meter; Prony fand dafür 1.8961974 Meter. Der Verfasser zeigt
                                 nun auf einleuchtende Weise, daß und weßhalb dieses Resultat Prony's unrichtig sey.
                              4) Ueber eine neue Art von Höhen-Barometer. Vom
                                 Herausgeber.
                              5) Ueber die Stärke und Festigkeit der Materialien
                                 (Fortsezung einer im XIX. Bande begonnenen Abhandlung). Von A. Burg.
                              6) Beschreibung in der österreichischen Monarchie
                                    patentirter Erfindungen und Verbesserungen. – a) Osio, Bereitung des
                                 Strohpapiers (Maceration des Strohes mit
                                 kochender Kalkmilch). – b) Rostabhaltender metallischer Ueberzug, von Branca. (Eine Verzinnung, zu welcher das Zinn mit
                                 Silber, Nikel, Zink, Wismuth und Oro canturino (?)
                                 legirt wird; ohne Zweifel eine unnöthig complicirte Mischung). – c) Emaillirung gußeiserner
                                    Geschirre, von Flach und Keil. (Die
                                 abgebeizten Gefäße werden mit einer Masse aus gemahlenem Quarz oder reinem
                                 Kieselsande, Borax und weißem Thon, mit warmem Wasser zu Brei angemacht,
                                 überzogen; mit einem Glasurpulver aus Quarzmehl, gereinigter Soda und Borax
                                 bestäubt; endlich getroknet und unter der Muffel eingebrannt. Die Anweisung ist
                                 sehr ausführlich und vollständig.)- d) Wasserdichtmachung des Leders, von Degen. (Die angewendete Composition besteht aus
                                 Nußöhl und Leinöhl, versezt mit Vitriol (?), Bleizuker, weißem Harz, schwarzem
                                 Pech, Theer, Terpenthin und Terpenthinöhl: auch eines jener Recepte, deren
                                 Vorzüglichkeit von den Erfindern in der großen Anzahl der Ingredienzien gesucht
                                 wird.) – e) Filtrirung des Rüböhls, von Straffer. (Das Filtrum wird gebildet aus: Filz,
                                 Holzkohle, trokenen Brodschnitten, Sägespänen und trokenem, klein geschnittenem
                                 Meerrettig!) – f) Bereitung der Kartoffelstärke, von Völker.
                                 (Die bei der gewöhnlichen Bereitungsart der Kartoffelstärke abfallende
                                 stärkmehlartige Faser, oder die rohe in Scheiben geschnittene und mit Wasser
                                 ausgezogene Kartoffel wird im feuchten Zustande auf Haufen geworfen, 8 Tage oder
                                 länger der Fäulniß (Verrottung) überlassen; dann in Wasser aufgeweicht und durch
                                 ein Sieb getrieben; endlich zur völligen Absonderung des Stärkmehls von den
                                 gröberen Theilen, geschlämmt.)
                              
                           
                              VIII. Zeitschrift fuͤr und
                                    uͤber Oesterreichs Industrie und Handel.
                              Von Wiese. Jahrg. 1839, Nr. 41 (29
                                 der neuen Liefer.) bis 101.
                              Eigentliche Abhandlungen oder überhaupt Aufsäze von erheblichem Umfange
                                 entsprechen nicht der Anlage und Einrichtung dieser Zeitschrift, dürfen also
                                 nicht darin gesucht werden. Unter den vorhandenen kleineren Artikeln herrscht
                                 genügende Mannichfaltigkeit, und überhaupt ist eine gewisse Rührigkeit der
                                 Redaction nicht abzusprechen. Man hat es hier mit einem Tagblatte zu thun, das
                                 sich als solches gibt, und dieser Bestimmung gemäß mit den buntesten Notizen
                                 ausgestattet ist. Tiefer gehende Tendenzen, besonders kritische Wahl, eigentlich
                                 bleibender Werth schließen sich aus einem solchen Kreise von selbst aus. Mit
                                 Vergnügen kann ich anzeigen, daß Hr. Wiese jezt nicht
                                 nur angefangen hat, seine deutschen Quellen (insonderheit das Dingler'sche polytechn. Journal) regelmäßiger zu
                                 nennen, sondern auch die ihm selbst eigenen Uebersezungen durch ein Zeichen
                                 kenntlich zu machen.
                              
                           
                              IX. Verhandlungen des Vereins zur
                                    Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen.
                              Redigirt von Schubarth. XVIII.
                                 Jahrg. 1839, 1ste bis 4te Lieferung.
                              Die in diesen vier Heften enthaltenen Original-Abhandlungen sind
                                 folgende:
                              
                              I. Lieferung: Beschreibung eines in Rotherhithe bei London
                                    von Walker und Burges im Jahre 1835 erbauten Kornspeichers. Mit sehr
                                 ausführlichen Abbildungen.
                              Ueber Robiquet's Alizarin und Runge's Krapproth. Von
                                 Runge. – Diese Abhandlung ist im polyt.
                                 Journale Bd. 72. S. 386 mitgetheilt.
                              Ueber die Erzeugung von Seide in Frankreich. Von v.
                                 Türk. – Nach den Archives du Commerce theilt der Verfasser Nachrichten mit, aus welchen
                                 die sehr bedeutende Zunahme der Seidenerzeugung in Frankreich hervorgeht. Im
                                 Jahre 1834 besaß dieses Königreich (in 30 Departements) 14,879,404
                                 Maulbeerbäume, und erntete 9,007,967 Kilogramme Kokons. Der Preis für 1 Kilogr.
                                 Kokons schwankte von 1808 bis 1834 zwischen 2 Franken 60 Cent. und 6 Fr. 3 Cent.
                                 Die Production an roher gehaspelter Seide betrug im Jahre 1835 876,015 Kilogr.,
                                 deren Werth nach einem Mittelpreise von 49 Fr. 50 Cent. für das Kilogr. auf
                                 43,362,743 Fr. geschäzt werden kann. (Im Originale steht, wahrscheinlich durch
                                 ein Rechnungsversehen, 43,461,743 Fr.)
                              II. Lieferung: Ueber die Anfertigung guter
                                    Mikrometerschrauben. Von Baumann. –
                                 Der Verf. beschreibt einen von ihm angewendeten Apparat, auf welchem die
                                 zwischen Spizen horizontal liegend eingespannte, vermittelst einer Drehrolle und
                                 einer Schnur ohne Ende umgedrehte Schraube durch eine feststehende Leitmutter
                                 sammt dem Schlitten, worauf sie sich befindet, fortgeschraubt wird, während ein
                                 mit dem Finger gedrükter, auf einem kleinen Support angebrachter Schraubstahl
                                 das Gewinde nachschneidet und verbessert. Zuerst wird mittelst dieses Apparats
                                 ein Schraubenbohrer corrigirt; dann mit lezterem das Gewinde in eine mit drei
                                 Baken versehene Kluppe geschnitten; und in dieser, unter Anwendung genau
                                 bezeichneter Vorsichtsmaßregeln, die Mikrometerschraube verfertigt, welche man
                                 endlich wieder auf dem Apparate berichtigt. Es wird die Art des Fehlers, welcher
                                 auf solche Weise gehoben werden kann (eine regelmäßige periodische Ungleichheit
                                 im Neigungswinkel der Gänge) klar erörtert, auch nachgewiesen, in welchem
                                 bedeutenden Grade die Correction mittelst des Apparates sich wirksam zeigt, und
                                 Anleitung zur Prüfung der Schrauben gegeben. Es geht aber zugleich hervor, daß
                                 der Fehler nicht gänzlich gehoben werden konnte. Jedenfalls ist diese kleine
                                 Abhandlung ein schäzenwerther Beitrag zur annähernden Lösung der schwierigen
                                 Aufgabe, welche bekanntlich die Verfertigung höchst genauer Schrauben dem
                                 praktischen Mechaniker darbietet.
                              Ueber die Cultur der Runkelrüben, in Bezug auf eine eigenthümliche Art
                                    des Legens der Samen. Von Luedersdorff.
                              III. Lieferung: Ueber den Gußstahl des Fabrikunternehmers
                                    Krupp bei Essen. – Dieser Stahl steht nach den hier
                                 mitgetheilten Versuchen dem englischen völlig an Güte gleich, besizt sogar den
                                 Vorzug vor lezterem, daß er vollständig und gut geschweißt werden kann.
                              Beschreibung einer in der Hoffmann'schen Metallwerkstätte
                                    zu Breslau in Gebrauch stehenden Räderschneidmaschine. – Die
                                 Maschine ist so eingerichtet, daß darauf sowohl das Abdrehen als das
                                 Einschneiden der Räder vorgenommen werben kann. Beim Einschneiden erfolgt die
                                 Fortrükung des (in verticaler Fläche eingespannten) Rades von Zahn zu Zahn durch
                                 eine Schraube ohne Ende, welche mit einer Theilscheibe versehen ist, und in ein
                                 240zähniges Rad eingreift. Die Fräse ist ein Cylinder mit eingestekten und durch
                                 Schrauben festgehaltenen meißelartigen Schneidzähnen. Der ganzen Construction
                                 kann nachgerühmt werden, daß sie auf das Sorgfältigste berechnet ist.
                              Ueber orientalische Säbelklingen. Von Mühlbach.
                                 – Nach den Aussagen von türkischen und armenischen Waffenschmieden werden
                                 12 Sorten damascirter persischer und anderer orientalischer Säbelklingen
                                 aufgezahlt und beschrieben.
                              IV. Lieferung: Beschreibung einer von Perrot in Ronen
                                    erfundenen Maschine zum Bedruken baumwollener und wollener Zeuge mit
                                    hölzernen Formen. Von Wedding. – In
                                 dreifarbigen Mustern (mit drei Formen) bedrukt dieselbe, von Einem Arbeiter an
                                 der Kurbel in Bewegung gesezt, in 14 Arbeitsstunden 40 bis 45 Stük Kattun, das
                                 Stük zu 45 Ellen. Der Mechaniker Hummel in Berlin
                                 liefert solche Maschinen. (Man vergl. die Abbildung und Beschreibung der
                                 Perrotine im polyt. Journal Bd. 75, S.
                                    443.) Der Raum, welchen das Ganze einnimmt, beträgt 10 Fuß in der
                                 Länge und 5 Fuß in der Breite.
                              Ueber die Oekonomie der mechanischen Kräfte zu den Zweken
                                    der Industrie. Dritter Artikel. Die Thierkraft.Der erste und
                                       zweite Artikel befinden sich in den Verhandlungen von 1829 und
                                       1835. Von Prittwitz. –
                                 Interessante und fleißig ausgearbeitete Zusammenstellung einer großen Zahl von
                                 Angaben über die Geschwindigkeit, die Zug- und Tragkaft zunächst des
                                 Pferdes, dann aber auch einiger anderer Thiere. Das Schwankende und Ungewisse
                                 solcher Angaben, wenn sie allgemein hingestellt werden, geht daraus recht
                                 deutlich hervor.
                              
                              So hat man bei Rennpferden und im Galopp überhaupt Geschwindigkeiten von 20 bis
                                 85,4 preuß. Fuß in der Secunde beobachtet; im Trabe und auf größere Entfernungen
                                 steigt die Geschwindigkeit des Pferdes von 9,4 bis 56,9 Fuß; in Schritte von
                                 3,18 bis 9,55 Fuß. Das Maximum der Zugkraft des Pferdes findet man von
                                 verschiedenen Schriftstellern zu 400 bis 1122 preuß. Pfund angegeben. Die
                                 tägliche mittlere Leistung eines Pferdes beim Ziehen in horizontaler Richtung
                                 wird ausgedrükt durch eine Last von 49 bis 347 pr. Centner auf 1000 preuß. Fuß
                                 Höhe gehoben, wobei die wirkliche Arbeitszeit von 4 1/3 bis zu 10 Stunden in
                                 verschiedenen Fällen betrug. Im Tragen kann, nach den vorhandenen Angaben, die
                                 tägliche Leistung eines Pferdes auf 6 bis 13 Cntr., 1 preuß. Meile weit
                                 transportirt, angenommen werden.
                              Ueber den Procentgehalt von Zukerlösungen, etc. Von
                                 Treviranus. – S. das polyt. Journal, Bd. 74, S. 421.
                              
                           
                              
                                 (Der Beschluß folgt im naͤchsten
                                    Hefte.)