| Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zum Kardiren oder Krazen des Flachses, der Wolle und anderer Faserstoffe, worauf sich Joseph Garnett, Färber von Haslingden in der Grafschaft Lancaster, am 29. Jan. 1838 auf die von einem Ausländer erhaltenen Mittheilungen ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XLII., S. 180 | 
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                        XLII.
                        Verbesserungen an den Maschinen zum Kardiren oder
                           Krazen des Flachses, der Wolle und anderer Faserstoffe, worauf sich Joseph Garnett,
                           Faͤrber von Haslingden in der Grafschaft Lancaster, am 29. Jan. 1838 auf die von einem Auslaͤnder erhaltenen
                           Mittheilungen ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Maͤrz 1840, S.
                              433.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Garnett's Maschine zum Kardiren des Flachses.
                        
                     
                        
                           Gegenwärtige Erfindungen betreffen hauptsächlich eine verbesserte Anordnung der
                              gewöhnlichen und wesentlichen Theile der Kardirmaschinen, und deren Ausstattung mit
                              drei oder mehreren Streichcylindern, damit man auf solche Weise innerhalb einer
                              gleichen Zeit eine größere Menge besseren Vorgespinnstes erzielen kann, als es mit
                              den gewöhnlichen Maschinen möglich ist. In Folge der größeren Anzahl von
                              Streichcylindern lassen sich die Krazen solchermaßen anbringen, daß zwischen
                              denselben ein doppelt so großer freier Raum bleibt. Es ist dieß namentlich beim
                              Kardiren von Wollen und anderen langen Faserstoffen von großer Wichtigkeit, indem
                              sich bei der Verarbeitung solcher die Fasern leicht von einer Kraze auf die andere
                              hinüber begeben, wodurch ein Reißen der Wikler veranlaßt wird. In Folge der Anwendung
                              dreier Streichcylinder ist es möglich, den auf ihnen anzubringenden Krazen nur die
                              Hälfte der gewöhnlichen Breite zu geben, wo dann die Bließe in kleineren Portionen
                              oder in schmäleren Streifen und in viel größerer Vollkommenheit von dem
                              Kardätschcylinder abgenommen werden können.
                           Bevor ich aus eine umständliche Beschreibung der von mir an den Kardirmaschinen
                              angebrachten Verbesserungen eingehe, halte ich es zur besseren Verständigung für
                              nothwendig, Einiges über das Kardätschen der Wolle vorauszuschiken.
                           Wenn die Wolle in der gewöhnlichen Kardirmaschine dem üblichen Hechelprocesse
                              unterlegen, so tritt sie an dem Streicherende der Maschine in etwas gedrehtem
                              Zustande in der Form von Bändern oder Wiklern, die auf Spulen aufgewunden zu werden
                              Pflegen, aus. Diese Spulen werden sodann auf eine entsprechende Reihe von Cylindern
                              oder Trommeln, die in einem Gestelle aufgezogen sind, und von der Speisungswalze her
                              mittelst eines Räderwerkes umgetrieben werden, gesezt, so daß also die Bänder oder
                              Wikler in Folge der durch die Berührung veranlaßten Reibung von den Spulen abgegeben
                              werden, um einzeln und durch eigene Führer an die zweiten Kardirmaschinen geleitet
                              zu werden. Das Bließ kann hiebei in irgend eine beliebige Anzahl von Bändern oder
                              Wiklern abgetheilt werden; gewöhnlich genügt eine Abtheilung in 30 oder 40 Bänder
                              oder Wikler, welche sodann an dem Streicherende der Maschine in einen, oder wenn die
                              Maschine eine doppelte ist, in zwei zusammengezogen, hierauf abermals auf Spulen
                              aufgewunden, und auf diesen wie das erstemal auf eine Reihe von Trommeln gesezt
                              werden, um der Einwirkung einer dritten Kardirmaschine zu unterliegen. Diese dritte
                              oder Feinkardirmaschine, welche man in England häufig mit dem Namen Finisher bezeichnet, ist eine einfache, mit meinen
                              Verbesserungen ausgestattete Maschine, an der vorne drei oder mehrere
                              Streichcylinder angebracht sind. Drei solcher Streichcylinder dürften als die
                              geeignetste Zahl befunden werden. Vor jedem dieser Streichcylinder bringe ich einen
                              kleinen Cylinder an, welcher von einem Ende zum anderen mit sehr schmalen neben
                              einander gelegten Krazen bedekt ist. Diese Cylinder lasse ich mit den
                              Streichcylindern in einer und derselben Richtung umlaufen, damit sie sie schärfen,
                              und wenn dieß geschehen ist, so lasse ich sie in entgegengesezter Richtung umlaufen,
                              wobei sie ein weiches Kartenblatt gegen die Zähne anhalten, so daß diese eine glatte
                              und abgerundete Spize bekommen, und mithin die Wikler leichter und in vollkommnerem
                              Zustande abgeben. Die Wikler laufen hierauf durch einzelne Führer vorwärts und
                              sodann durch Röhren, welche einer Umlaufsbewegung theilhaftig sind, oder durch endlose Reibungsriemen.
                              Sie werden hiedurch in ein schwach gedrehtes Vorgespinnst umgewandelt, welches,
                              nachdem es durch die Strekwalzen gelaufen, auf die Spulen aufgewunden wird, und in
                              diesem Zustande, ohne einer weiteren Vorbereitung zu bedürfen, in die Mule,
                              Drossel- oder sonstige Spinnmaschine gebracht werden kann.
                           Die Kardirmaschinen können übrigens auch auf andere Weise gespeist werden; nämlich
                              dadurch, daß man an der ersten und zweiten Kardirmaschine vor dem Streichcylinder
                              einen anderen Cylinder oder eine sogenannte Laptrommel (lap-drum) anbringt, und diese in einer dem Streichcylinder
                              entgegengesezten Richtung umlaufen läßt. Die Wolle oder das sonstige dem
                              Kardirprocesse unterliegende Material wird mittelst eines Kammes in Form eines
                              Bließes von dem Streichcylinder abgestrichen und in mehreren Lagen oder Windungen
                              auf die Oberfläche der Trommel aufgewunden, wobei sie den Druk einer kleinen Walze,
                              die auf der Oberfläche der Trommel aufliegt, und in Folge der Berührung, in der sie
                              mit dieser steht, umgetrieben wird, erleidet. Hat sich eine hinreichende Menge Wolle
                              auf die Oberfläche der Trommel aufgewunden, so wird sie davon abgeschnitten, indem
                              man der Länge nach und von einem Ende zum anderen ein Messer durch sie führt. Das
                              auf diese Art erzielte Bließ wird flach ausgebreitet auf das Speisungstuch der
                              nächsten Kardirmaschine gebracht, und zwar in solcher Weise, daß die Fasern nun in
                              einer Richtung laufen, welche jener, in der sie auf die Trommel aufgewunden wurden,
                              entgegengesezt ist, und daß die beiden eben abgeschnittenen Enden des Bließes sich
                              mit einander in Berührung bringen lassen, und mit den Seiten des Speisungstuches
                              parallel laufen. Damit das Wollenvließ nicht zu schmal für das Speisungstuch werde,
                              was in Folge einer geringen Contraction der Wollenfasern leicht eintreten würde, muß
                              der Umfang der Trommel ungefähr um 2 Zoll größer seyn als die Breite des
                              Speisungstisches. Dagegen müssen sie beide gleiche Breite haben, damit das Bließ
                              genau parallel einläuft, und damit auf diese Weise die seitlichen Fäden genau von
                              derselben Qualität und Dike ausfallen, wie die mittleren.
                           In den Abbildungen, zu deren Beschreibung ich nun sogleich übergehen will, sieht man
                              diese meine Erfindungen an der dritten oder Feinkraze einer zum Kardiren von Wolle
                              bestimmten Maschine angebracht.
                           Fig. 53 zeigt
                              die Maschine in einem seitlichen Aufrisse. Fig. 54 ist ein an dem
                              Abstreichende genommener Frontaufriß. Fig. 55 ist ein durch die
                              Mitte der Maschine geführter Längendurchschnitt.
                           Die Haupttrommel oder der Kardircylinder ruht in den Seitengestellen b, b und ist auf die übliche Weise mit den Abstreichern
                              c, c, c
                              									 ausgestattet. Das Ganze
                              wird durch den um die Treibrolle e geschlungenen Riemen
                              d in Bewegung gesezt.
                           Die Speisung der Maschine geschieht, indem man das Bließ auf das in Fig. 55 ersichtliche
                              endlose Tuch f, f legt, auf dem es in den Tisch g einläuft. Auf den Hauptcylinder, auf dem die Wolle wie
                              gewöhnlich gekrazt oder gehechelt wird, wird die Wolle mittelst der Cylinder h, h geschafft. Die Abnahme derselben von dem Cylinder
                              in Bändern oder Wiklern geschieht mit Hülfe der drei Streichcylinder A, B, C, welche zu diesem Zweke mit schmalen
                              Krazenstreifen ausgestattet sind. Von hier aus werden die Bänder oder Wikler durch
                              die Streichcylinder i, i, i weiter geführt, wobei sie,
                              um sie von einander getrennt zu erhalten, durch die Führer j,
                                 j laufen. Sodann laufen sie durch die Drehröhren k,
                                 l, m, welche durch die Riemen n, n, n
                              umgetrieben werden und sich zwischen diesen und den Leitungswalzen o, o, o bewegen. Sie bekommen hiebei eine leichte
                              Drehung, und werden hierauf, nachdem sie zwischen den Strekwalzen p, p durchgegangen, auf die in dem Gestelle r, r befindlichen Spulen q,
                                 q aufgewunden. Durch das Umlaufen der einfachen Schneke 8, welche die
                              Führstangen t, t eine kurze Streke rük- und
                              vorwärts treibt, werden die Wikler gleich und eben neben einander auf die Spule
                              gelegt.
                           Die leichte Drehung kann man den Wiklern übrigens auch auf eine andere Weise geben,
                              und zwar indem man sie ganz auf dieselbe Weise, wie es in meinem Patente vom 19.
                              Jun. 1838 angegeben istMan findet dieses Patent im polyt. Journal Bd. LXXII. S. 375.A. d. R., zwischen einem doppelten endlosen Riemen durchlaufen läßt. Man sieht dieses
                              Verfahren in Fig.
                                 56 angedeutet. Die Strekwalzen p sind
                              dieselben wie in Fig. 53, 54 und 55, und unmittelbar hinter ihnen sieht man anstatt der Drehröhren die
                              doppelten endlosen Riemen u, u, womit den Wiklern die
                              Drehung gegeben werden soll, angebracht. Auf dem oberen Riemen laufen lose die
                              kleinen Drukwalzen v, und zwischen je zwei oder vier
                              Wiklern befindet sich eine dünne Metallplatte w von der
                              Dike des gewünschten Vorgespinnstes, welche die Entfernung zwischen den
                              durchlaufenden Wiklern auszugleichen und an ihnen allen einen gleichen Druk zu
                              bewirken hat.
                           Die Spulen q, q, auf welche das Vorgespinnst aufgewunden
                              worden, können ohne alle weitere Vorbereitung, und so wie sie aus der
                              Feinkrazmaschine kommen, in die Spinnmaschine gebracht werden.
                           Als meine Erfindungen erkläre ich: 1) die Abtheilung der Kardirmaschine in drei oder
                              mehrere Theile, und die Vereinigung der Wikler der ersten und zweiten Kraze in
                              einen, um dadurch dem Wikler, bevor er in die Feinkraze gelangt, eine größere Gleichheit
                              zu geben. Dieses Durchlaufen der Wikler durch die beiden Krazen kann man je nach der
                              Feinheit, die das Vorgespinnst bekommen soll, ein- oder mehreremale geschehen
                              lassen. 2) die Anwendung dreier oder mehrerer Streichcylinder sammt den Führern j, j, j an den Kardirmaschinen zu dem oben angegebenen
                              Zweke. 3) endlich die kleinen Platten aus Metall oder einem anderen Materiale,
                              welche ich, wenn man sich statt der Drehröhren der endlosen Riemen bedienen will,
                              abwechselnd mit den Wittern zwischen den doppelten Riemen anbringe, um deren innere
                              Oberflächen gleichmäßig zu erhalten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
