| Titel: | Ueber die Anwendung des Catechu's in den Kattundrukereien; von Hrn. Gustav Schwartz. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LI., S. 206 | 
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                        LI.
                        Ueber die Anwendung des Catechu's in den
                           Kattundrukereien; von Hrn. Gustav
                              Schwartz.
                        Im Auszug aus dem Bulletin de la Société
                                 industrielle de Mulhausen No. 59.
                        Schwartz, uͤber die Anwendung des Catechu's in den
                           Kattundrukereien.
                        
                     
                        
                           Die Indier benuzen das Catechu schon seit langer Zeit als Farbstoff; auf einigen
                              Geweben, welche wir aus Indien erhielten, ist der schwarze Boden durch Catechubraun
                              in Verbindung mit Indigoblau hervorgebracht. In Europa wurde das Catechubraun zum
                              Zeugdruk erst am Anfang des 19ten Jahrhunderts, und zwar zuerst zu Augsburg in der
                              Fabrik der HHrn. Schöppler und
                              Hartmann als braune
                              Eindrukfarbe neben Krappfarben angewandt.
                           Obgleich aber das Verfahren, welches diese Fabrik befolgte, von Dr. J. G. Dingler in seinem
                              Journal für die Baumwollendrukerei (1816) Bd. II. S. 8 beschriebenMan verfuhr hiebei folgendermaßen: der Catechuabsud wurde gerade so, wie es
                                    noch heute zu Tage geschieht, mit etwas Grünspan und Salmiak versezt und mit
                                    Stärke verdikt, für sich allein oder mit den anderen Mordants zugleich auf
                                    die Zeuge aufgedrukt, worauf man das Gewebe im Kühkoth- oder
                                    Kleienbade gehörig reinigte und das Catechu-Bronze im Krappbade mit
                                    den anderen Farben, als Schwarz, Roth etc. ausfärbte; der erwähnten
                                    Abhandlung ist auch ein Zeugmuster beigegeben, wo dieses Bronce im
                                    Schwarzboden steht und mit diesem zugleich gefärbt wurde. Die Entdekung, daß
                                    das Catechubraun durch Kalkwasser und noch mehr durch doppeltchromsaures
                                    Kali halthar gemacht werden kann, wurde erst später und ganz zufällig auf
                                    folgende Art gemacht: man drukte nämlich neben Catechubraun auf die Zeuge
                                    (mittelst Zinnoxydul) reducirtes Indigoblau auf, worauf man die Zeuge zur
                                    Befestigung dieses lezteren in Kalkmilch passirte, wobei es sich natürlich
                                    bald zeigte, daß auch das Catechubraun solider geworden war; oder man drukte
                                    außer Catechubraun auch Aechtgrün, aus einem Gemenge von reducirtem Indigo
                                    und Bleisalz bestehend, auf die Zeuge, worauf man dieselben zuerst in
                                    Kalkmilch (behufs der Oxydation und Fixirung des Indigo's) und dann in
                                    doppeltchromsaurem Kali (um Chromgelb hervorzubringen) passirte, wobei
                                    natürlich das Catechubraun umsomehr befestigt werden mußte.A. d. R. und allgemein bekannt wurde, so blieb es doch fast ohne alle Anwendung, bis man die Mittel
                              entdekte, um dieser Farbe mehr Lebhaftigkeit und Haltbarkeit zu geben, nämlich das
                              Dämpfen der Stüke, die Passagen durch Kalk, chromsaures Kali etc. Erst im Jahre 1829
                              erlangte die Anwendung des Catechu's in den Kattundrukereien Bedeutung; Hr.
                              Barbet in Jouy benuzte es
                              damals zuerst mit Vortheil zum Bedruken von Kattunen und Jaconets. Besonders trug
                              zur Anwendung des Catechubrauns der Umstand bei, daß man es in der neuesten Zeit
                              dahin brachte, Aechtblau und Aechtgrün (Chromgrün) ohne Anwendung von Indigoküpen
                              aufzudruken; sehr viel wurde es aber auch bei den Küpenartikeln, welche man Lapis
                              nennt, benuzt.
                           Das im Handel vorkommende rohe Catechu schmilzt bei der Siedhize des Wassers und wird
                              durchsichtig, wobei es 4 bis 5 Proc. an Gewicht verliert.
                           Sowohl das rohe als das umgeschmolzene Catechu gibt mit Wasser gekocht einen trüben
                              Absud, welcher heiß filtrirt, beim Erkalten Catechu absezt; der Niederschlag löst
                              sich wieder auf, wenn man eine größere Menge Wasser zusezt und die Flüssigkeit
                              erwärmt.
                           Mit umgeschmolzenem Catechu erhält man eine röthlichere Farbe als mit Catechu in
                              Broden.
                           Wenn man rohes Catechu mit 8 Theilen Essig von 2° Baumé oder Holzsäure
                              von 4° B. längere Zeit kocht, so erhält man eine klare Auflösung und es
                              bleibt nur ein geringer Rükstand.
                           Ein Absud von Catechu mit Wasser färbt Baumwollenzeuge, die mit essigsaurer Thonerde
                              gebeizt sind, dunkelgelb, und mit essigsaurem Eisen gebeizte olivenfarbig; die
                              Temperatur darf jedoch beim Färben nicht über 35° R. getrieben werden.
                              Versezt man den Catechuabsud mit Leim, so werden die erwähnten Farben lebhafter,
                              aber auch heller. Beide Farben bräunen sich, wenn man sie durch eine Auflösung von
                              doppeltchromsaurem Kali nimmt und somit oxydirt.
                           Kocht man eine Auflösung von Catechu in Wasser mit etwas essigsaurem Kupfer, ehe man
                              sie zum Färben benuzt, so erhält man anstatt Gelb eine Holzfarbe und anstatt Oliven
                              eine Zimmtfarbe; behandelt man hingegen die Catechu-Auflösung zuvor mit
                              doppeltchromsaurem Kali, so verliert sie ganz die Eigenschaft, sich mit den
                              Eisen- und Thonerde-Mordants zu verbinden und wird zum Färben
                              unbrauchbar.
                           
                           Aus diesen Thatsachen kann man schließen, daß im Catechu ein Farbstoff enthalten ist,
                              welcher mit Thonerde eine gelbe Farbe liefert, die wie jedes andere Pflanzengelb,
                              nur in weit höherem Grade, die Eigenschaft besizt, sich durch Oxydation zu
                              bräunen.
                           Der Farbstoff des Catechu's löst sich auch leicht in Aeznatron auf; in diesem Zustand
                              hat er eine große Verwandtschaft zu den Eisenbeizen und liefert mit ihnen ein
                              röthliches Schwarz, welches man durch Behandlung mit saurem salzsaurem Zinnoxydul in
                              Braun verwandeln kann.
                           Durch concentrirte Schwefelsäure wird das Catechu schwärzlich und löst sich dann
                              nicht mehr in Wasser auf; nach dem Auswaschen liefert der Rükstand mit Aeznatron
                              eine braunrothe Flüssigkeit, welche auf Baumwolle gar nicht haltbar ist.
                           Versezt man einen wässerigen Catechuabsud mit heißer Leimauflösung in Ueberschuß, so
                              entsteht darin ein klebriger Niederschlag, welcher den Gerbstoff und auch einen
                              Antheil Farbstoff enthält, wovon der größere Theil jedoch in der Flüssigkeit
                              aufgelöst bleibt.
                           Essigsaures Kupfer bringt im Catechuabsud einen braunen Niederschlag hervor, welcher
                              sich in Ammoniak vollständig, in Essigsäure aber nur zum Theil und sehr wenig in
                              Aeznatron auflöst.
                           Salzsaures Ammoniak, schwefelsaures und salzsaures Natron erzeugen darin nur einen
                              schwachen Niederschlag.
                           Der Niederschlag, welcher durch Kochen des Catechuabsuds mit doppeltchromsaurem Kali
                              entsteht, ist sehr dunkel rothbraun, in Aeznatron unauflöslich, in Ammoniak und in
                              Essigsäure zum Theil auflöslich.
                           Beim Einäschern hinterläßt das Catechu 3 bis 4 Proc. Rükstand; bei manchem
                              hinterbleiben davon 10 Proc., ein solches ist aber offenbar verfälscht.
                           Das arabische Gummi geht mit dem Catechu eine Verbindung ein und die damit verdikte
                              Drukfarbe ist auch heller und matter, als wenn man zur Verdikung Stärke oder
                              Traganth anwendet; indessen gibt es Fälle, wo mit arabischem Gummi verdiktes
                              Catechubraun wegen der Gleichförmigkeit des Druks vorzuziehen ist, und dann versezt
                              man die Drukfarbe stark mit Salmiak, welcher die nachtheilige Wirkung des arabischen
                              Gummi's auf das Catechu zum Theil wieder aufhebt.
                           Die Catechu-Drukfarbe versezt man auch mit Kupferauflösung, um die Oxydation
                              des Farbstoffs zu beschleunigen, welcher alsdann dunkel wird. Diese oxydirende
                              Wirkung darf aber erst Statt finden, nachdem die Farbe auf den Zeug aufgedrukt ist,
                              denn die Farbstoffe des Catechu's scheinen darin anderen analog zu seyn, daß sie nur
                              in einem gewissen
                              desoxydirten Zustande aufgelöst bleiben und mit der Baumwolle verbinden; wenn sie
                              sich dann in Berührung mit der Baumwolle oxydiren, verbinden sie sich mit derselben,
                              indem sie unauflöslich werden. In der Praxis bewirkt man die Oxydation der
                              Catechufarbe und ihre Vereinigung mit dem Zeuge entweder dadurch, daß man die Zeuge
                              lange genug an der Luft hängen läßt, oder sie durch doppeltchromsaures Kali passirt,
                              oder auch dadurch, daß man sie dämpft und hierauf durch Kalkmilch nimmt. Der Salmiak
                              bewirkt gleichzeitig mit der Kupferauflösung, daß sich der Farbstoff leichter mit
                              der Baumwolle verbindet und erhält überdieß die Farbe in einem Zustande von
                              Feuchtigkeit, welcher ihrer Oxydation günstig ist.
                           Die Farbstoffe des Catechu's scheinen keine große Verwandtschaft zur Wolle zu haben,
                              und in zu großer Menge darf man sie auch nicht darauf befestigen, weil sich sonst
                              das Gewebe rauh anfühlt. Bei der Seide zeigt sich dieser Uebelstand nicht in so
                              hohem Grade.Man vergleiche die folgende Abhandlung.A. d. R.