| Titel: | Verbesserungen an den Dampfkesseln, wodurch an Brennmaterial erspart werden soll, und wodurch dieselben auch zum Ventiliren von Schiffen, Bergwerken und anderen Bauten geeignet werden, worauf sich John Ruthven und Morris West Ruthven, Civilingenieurs in Edinburgh, am 20. März 1839 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LVIII., S. 241 | 
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                        LVIII.
                        Verbesserungen an den Dampfkesseln, wodurch an
                           Brennmaterial erspart werden soll, und wodurch dieselben auch zum Ventiliren von
                           Schiffen, Bergwerken und anderen Bauten geeignet werden, worauf sich John Ruthven und Morris West Ruthven,
                           Civilingenieurs in Edinburgh, am 20. Maͤrz
                              1839 ein Patent ertheilen ließen.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Febr. 1840,
                              S. 78.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Ruthven's Verbesserungen an den Dampfkesseln.
                        
                     
                        
                           Unsere Erfindung beruht auf der Anwendung einer aus Eisen, Kupfer oder einem anderen
                              Metalle gearbeiteten Röhre, die einen Zoll oder je nach Umständen auch darüber oder
                              darunter im Lichten haben soll. Diese Röhre, welche die Form einer Spirale oder je
                              nach Umständen auch eine andere Form haben soll, besteht aus mehreren Röhrenstüken,
                              welche durch Schrauben, Keile oder auf andere Weise dampfdicht mit einander
                              verbunden werden. Das eine Ende dieser Spirale communicirt mit dem Inneren des
                              Kessels, und ist auch daselbst festgemacht; das andere Ende dagegen ist an der
                              Pumpe, die zur Speisung des Kessels mit Wasser dient, befestigt. Sie wird in dem
                              Feuerzuge oder in den Feuerzügen, welche von dem Feuerherde in den Schornstein
                              führen, so untergebracht, daß die Hize auf ihrem Wege von dem Feuerherde in den Ofen
                              durch die Feuerzüge, in denen sich die Spiralröhre befindet, streichen kann. Die
                              Zeichnungen werden dieß anschaulich machen.
                           Fig. 52 ist
                              ein senkrechter Längendurchschnitt eines Kesselfeuerzuges mit der Spiralröhre. Das
                              Röhrenende A communicirt mit der zur Speisung des
                              Kessels dienenden Pumpe. Das Wasser strömt demnach durch die Spiralröhre, bevor es
                              sich bei B in den Kessel entleert. Da die Spiralröhre
                              eine sehr große Oberfläche darbietet, und im Verhältnisse zu der in dem Feuerzuge
                              auf sie wirkenden Hize eine geringe Quantität Wasser enthält; und da die Wärme auf
                              ihrem Wege in den Schornstein immer mit einer kälteren Wassermasse in Berührung
                              kommt, so wird sich eine so große Menge Wärmestoff mit dem Wasser verbinden, daß das
                              Wasser zum Theil als Dampf und zum Theil als heißes Wasser bei D in den Kessel eintritt. Der Kessel ist wie gewöhnlich
                              mit Aichhähnen und Dampfventilen ausgestattet, die ich jedoch hier nicht näher zu
                              beschreiben brauche, da an dem Kessel mit Ausnahme der beschriebenen Spiralröhre nichts Neues ist. Für
                              Dampfschiffe und Locomotiven soll man die zur Aufnahme der Spiralröhre dienenden
                              Feuerzüge aus zwei innerhalb einander angebrachten metallenen Röhren construiren.
                              Zwischen diesen beiden Röhren soll ein freier Raum von ungefähr einem Zoll bleiben,
                              welcher an beiden Enden mittelst eines Ringes dampfdicht geschlossen ist. Dieser
                              Raum, der mit dem Kessel verbunden ist, soll zum Behufe der Speisung des Kessels
                              Wasser enthalten, und mit der Spiralröhre durch Röhren verbunden seyn, wie dieß aus
                              Fig. 53
                              hervorgeht.
                           Fig. 53 ist
                              nämlich ein diesem Zweke gemäß gebauter Kessel, der, wie man aus dem Durchschnitte
                              bei B sieht, nach dem in Cornwallis gebräuchlichen
                              Systeme gebaut ist. C ist ein Durchschnitt des
                              beschriebenen Feuerzuges mit der in ihm enthaltenen Spiralröhre. D sind die den Feuerzug bildenden Röhren. E, E die Röhren, welche die Communication mit der Pumpe
                              vermitteln. Die vorspringenden Ringe F dienen zur
                              Fixirung der Scheidewände der Feuerzüge mittelst Schraubenbolzen oder anderer
                              Vorrichtungen. Die Röhren G, G verbinden die Spiralröhre
                              und die Feuerzugröhren mit dem Kessel. H ist die
                              Ausblasröhre.
                           Was die Ersparniß an Brennmaterial anbelangt, so wird der Dampf, nachdem er aus der
                              Maschine austritt, von Röhren aufgenommen, die aus dünnem Kupfer- oder
                              anderem Metallbleche bestehen, und welche so angebracht sind, daß während des
                              Durchströmens des Dampfes durch sie ein Luftstrom über sie hinstreichen kann. Der
                              Dampf gibt auf diese Weise seine Wärme, die in den Ofen geleitet oder zu irgend
                              einem anderen Zweke verwendet werden kann, ab, während zugleich eine Verdichtung
                              desselben Statt findet und das verdichtete Wasser wieder in den Kessel gepumpt
                              werden kann. Um diese Wirkung zu befördern, treiben wir die kalte Luft mit Hülfe
                              eines Windfanges über eine Röhre, und die erhizte Luft treiben wir in den Ofen oder
                              an einen anderen Ort, wo man ihrer bedarf. Fig. 54 zeigt eine zu
                              diesem Zweke getroffene Einrichtung. A ist eine
                              spiralförmig gewundene Röhre, welche an dem Auslaßrohre der Maschine angebracht
                              werden soll. Diese Röhre, die am besten aus dünnem Kupferbleche besteht, umschließen
                              wir mit einem Gehäuse B, an dessen Ende sich der
                              Windfang C befindet. Die Röhre D führt von dem Windfange aus in den Ofen. Die Röhre E entleert den zu Wasser verdichteten Dampf in einen
                              Wasserbehälter. Derselbe Zwek kann auch auf die aus Fig. 55 ersichtliche
                              Weise erreicht werden. Die Bezeichnung der Theile ist hier dieselbe wie in Fig. 54, nur
                              sieht man bei G auch noch das Auslaßrohr der
                              Dampfmaschine.
                           
                           Zum Behufe des Treibens der Schiffe mit Dampf oder einer anderen Kraft benuzen wir
                              folgendes hydrostatische Princip. Wir lassen das Wasser nämlich in der Nähe oder an
                              den Bugen des Schiffes eintreten, und entleeren es zu beiden Seiten in der Nähe der
                              Wasserfläche, und zwar in horizontaler Richtung gegen den Hintertheil und parallel
                              mit einer vom Vordertheile bis zum Hintertheile gezogenen Linie. Dieß geschieht mit
                              Hülfe einer, zweier oder mehrerer Röhren von geeignetem Durchmesser, welche an den
                              Bugen oder in deren Nähe mit dem Wasser communiciren, oder mittelst eines
                              Wasserbehälters, den man innerhalb der Buge anbringt und durch Oeffnungen, welche im
                              Buge gelassen sind, mit Wasser gefüllt erhält. Von diesem Behälter aus führen eine
                              oder mehrere Röhren in einen wasserdichten Kasten, der ein Rad mit Schaufeln,
                              welches einem Wasserrade ähnlich ist, enthält. Die Schaufeln dieses Rades, deren
                              eine beliebige Anzahl vorhanden seyn kann, sollen auf solche Weise mittelst Holz
                              oder Metall zusammengefügt seyn, daß sie gesonderte Kammern bilden, welche am Boden
                              oder in der Nähe der Welle offen sind, damit das um die Welle herum in den Kasten
                              eintretende Wasser in sie einströmen kann, und welche auch am Umfange herum offen
                              sind, damit das Wasser an diesem durch die Centrifugalkraft ausgetrieben werden und
                              in den Canal entweichen kann, der es endlich in der Nähe der Wasserfläche austreten
                              läßt. Man kann eins, zwei oder mehrere derlei Räder anwenden, und dieselben entweder
                              vertical oder horizontal stellen, leztere Stellung scheint uns jedoch den Vorzug zu
                              verdienen. Aus dem wasserdichten, das Rad enthaltenden Kasten wird das Wasser in
                              einer Röhre oder einem anderen sachdienlichen Leitungscanale durch die Seitenwand
                              des Schiffes in der Nähe oder über der Oberfläche des Wassers entleert. Um die
                              Bewegung des Schiffes umkehren zu können, bringen wir an dessen Außenseite an der
                              eben erwähnten Röhre eine Klappe an. Wird nämlich diese Klappe umgedreht, so
                              verhütet sie den Austritt des Wassers in der Richtung des Hintertheiles des
                              Schiffes; dafür eröffnet sie ihm aber gleichzeitig den Austritt in der Richtung der
                              Buge. Mit solchen an beiden Röhren oder beiden Leitungscanälen angebrachten Klappen
                              kann die Richtung der Bewegung des Schiffes nach Belieben so abgeändert werden, daß
                              das Schiff sich nach Vor- oder nach Rükwärts bewegt. Dreht man nur eine der
                              Klappen, so wird sich auch das Schiff demgemäß drehen.
                           Alles dieß erhellt noch besser aus dem senkrechten Durchschnitte Fig. 56 und aus dem
                              horizontalen Durchschnitte Fig. 57. Die Triebkraft
                              wirkt nämlich auf die Welle des Rades M in solcher
                              Weise, daß es mit einer Geschwindigkeit umgetrieben wird, welche hinreicht, um das Wasser durch
                              die Centrifugalkraft in die Röhren zu treiben. A, A sind
                              die in dem Buge des Fahrzeuges angebrachten Oeffnungen. Der Wasserbehälter B, B wird von einer wasserdichten Scheidewand oder einem
                              Verschlage L gebildet. Die Röhre C führt in den Mittelpunkt des Kastens D, D,
                              der in der Mitte mit dem Inneren des Rades E, E
                              communicirt. F ist die Röhre oder der Canal, der das
                              Wasser in der Nähe oder auch über der Oberfläche des Wassers entleert. G ist eine Klappe oder ein Schleußenbrett, welches
                              seinen Drehpunkt in H hat, und welches, je nachdem man
                              es dreht, das Wasser gegen den Hintertheil I oder gegen
                              den Bug K zu austreten läßt. Die für das Schiff
                              erforderliche Kraft wird wie an der Barker'schen Mühle
                              nach jener Kraft berechnet, die eine Wassersäule von einer bestimmten Höhe erzeugt.
                              Die Geschwindigkeit, mit der das Wasser austritt, braucht die Geschwindigkeit,
                              welche das Schiff erreichen soll, nur um wenig zu übertreffen. Hieraus ergibt sich
                              auch die Größe, welche die Röhren bekommen sollen.
                           Zur Ventilirung der Schiffe benuzen wir Windfänge, die den oben beschriebenen ähnlich
                              sind; d.h. wir umschließen das Rad mit einem luftdichten Gehäuse, und bringen sowohl
                              mit dem mittleren Theile des Rades als auch mit dem Rande des Gehäuses eine Röhre in
                              Verbindung. Von lezterer Röhre aus kann mit oder ohne Sperrhähne auf ähnliche Weise
                              wie an den Gasröhren an jeden Ort des Schiffes eine beliebige Menge Luft geschafft
                              werden. Es bedarf kaum der Erinnerung, daß sich nach demselben Verfahren auch
                              Gebäude und Bergwerke ventiliren lassen. Das Umtreiben des Windfanges kann mittelst
                              irgend einer Kraft, mit einer Kurbel, einer Rolle oder einem Getriebe bewerkstelligt
                              werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
