| Titel: | Ueber ein für das Licht empfindliches Papier zum Copiren von Zeichnungen und Kupferstichen; von Ed. Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXXV., S. 301 | 
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                        LXXV.
                        Ueber ein fuͤr das Licht empfindliches
                           Papier zum Copiren von Zeichnungen und Kupferstichen; von Ed. Becquerel.
                        Aus den Comptes rendus, 1840, No. 11.
                        Becquerel's photographisches Papier.
                        
                     
                        
                           Bald nach der Entdekung der HHrn. Niepce und Daguerre beschäftigte man sich mit Methoden, um Papier so
                              zuzubereiten, daß es für die Einwirkung des Lichts empfindlich wird; meines Wissens
                              sind es aber unter den bisher angewandten Verfahrungsarten nur wenige, wobei die
                              Lichtbilder so ausfallen, daß die Schatten wieder durch Schatten und die hellen
                              Stellen ebenfalls durch helle dargestellt werden; dahin gehört Vayard's Methode, welche noch geheim gehalten
                              wird.Man vergleiche S. 309 unter den Miszellen.
                              								
                           Vor einigen Monaten beschrieb auch Hr. Ponton
                              									Polytechn. Journal Bd. LXXIV. S.
                                       65. ein Verfahren empfindliches Papier zu bereiten; es besteht darin, ein Blatt
                              Papier in eine Auflösung von doppeltchromsaurem Kali zu tauchen, zu troknen und dann
                              dem Licht auszusezen; die Chromsäure wirkt hiebei so auf das Papier, daß die vom
                              Licht getroffenen Stellen nach und nach dunkelgelb und selbst braungelb werden;
                              zieht man hierauf das Papier durch Wasser, so löst sich alles chromsaure Kali,
                              worauf das Sonnenlicht nicht wirkte, auf, so daß nur mehr die dem Licht ausgesezt
                              gewesenen Stellen auf demselben verzeichnet sind. Solches Papier benuzte Hr.
                              Ponton zum Copiren von
                              Kupferstichen; man erhält damit schwache Abbildungen der Gegenstände, wobei die Schatten durch helle
                              Stellen dargestellt sind und umgekehrt, gerade so wie bei Papier, welches mit
                              Chlor- oder Bromsilber zubereitet worden ist. Bei meinen Versuchen über die
                              Wirkung der Chromsäure auf die organischen Substanzen unter dem Einfluß des Lichts,
                              habe ich auch Ponton's
                              Verfahren weiter verfolgt, und es gelang mir, Papier so zu präpariren, daß bei den
                              Lichtbildern die Schatten durch Schatten und die hellen Stellen ebenfalls durch
                              helle repräsentirt sind, überbieß auch die Zeichnung eine andere Farbe erhält und
                              kräftiger wird. Es genügt hiezu, ein nach Ponton's Verfahren zubereitetes Papier, worauf sich eine schwache
                              Abbildung einer Zeichnung befindet, in eine weingeistige Jodauflösung zu tauchen, in
                              Wasser abzuspülen und dann zu troknen; die Stellen, welche weiß waren, werden dann
                              blau und diejenigen, welche gelb waren, bleiben mehr oder weniger hell.
                           Ich will nun dieses Verfahren detailliren und erklären; nachdem ich verschiedene
                              Papiersorten mit doppeltchromsaurem Kali getränkt hatte, fand ich, daß nicht alle
                              durch das Licht in kurzer Zeit afficirt werden, weil die Art des Leimens auf ihre
                              Färbung am Licht Einfluß hat, so daß ungeleimtes Papier sich erst nach sehr langer
                              Zeit färbt. Ich überzeugte mich bald, daß die Chromsäure hauptsächlich auf das zum
                              Leimen des Papiers benuzte Stärkmehl wirkt, und da dieser Körper die Eigenschaft
                              hat, mit Jod eine schön blaue Verbindung zu bilden, so kam ich auf den Gedanken, daß
                              bei der Behandlung des Papiers mit Jod auf den Stellen, welche dem Licht nicht
                              ausgesezt waren, und wo sich also das Stärkmehl nicht mit Chromsäure verbunden
                              hatte, blaues Jodstärkmehl entstehen müßte, so daß die Schatten durch Schatten
                              repräsentirt würden.
                           Will man nach diesem Verfahren einen Kupferstich copiren, so muß man den von mir
                              befolgten Gang einschlagen: man überzeugt sich zuerst, daß das Papier gut geleimt
                              und das Stärkmehl gleichförmig aufanf seiner Oberfläche verbreitet ist; zu diesem Ende taucht man es in eine
                              schwache geistige Jodauflösung und spült es dann mit vielem Wasser ab. Wenn es sich
                              im Wasser gleichförmig blau färbt, ist es zu den Versuchen brauchbar, im
                              entgegengesezten Falle könnte man es selbst mit Stärkmehl leimen. Das mittelst
                              Maschinen fabricirte Papier eignet sich zu diesem Zweke besser als das von Hand
                              geschöpfte.
                           Man weicht es sodann, wie Hr. Ponton vorschreibt, einige Augenblike in eine concentrirte Auflösung
                              von doppeltchromsaurem Kali ein und preßt es hierauf, um eine gleichförmige Färbung
                              zu erzielen, stark zwischen Löschpapier; um es zu troknen, läßt man es entweder zwischen Löschpapier im
                              Dunkeln, oder man nähert es dem Ofen. Dieses Papier ist nur im ganz trokenen
                              Zustande sehr empfindlich. Nachdem es auf die angegebene Art mit doppeltchromsaurem
                              Kali überzogen wurde, legt man es auf ein Brett und bedekt es sodann mit dem zu
                              copirenden Kupferstich, so daß die Seite der Zeichnung auf dem empfindlichen Papier
                              aufliegt; mittelst einer Glasplatte, welche mit Drukschrauben versehen ist, drükt
                              man diese beiden Papiere gegen einander an und sezt sie so dem Sonnenlicht aus. Nach
                              Verlauf von 30 Secunden bis 15 Minuten, je nachdem das Papier des Kupferstichs mehr
                              oder weniger dik ist, zeigt sich die Zeichnung deutlich genug (im zerstreuten Licht
                              wäre natürlich längere Zeit erforderlich. Man nimmt nun den Kupferstich weg, wascht
                              das Papier ab und troknet es dann. Wenn es troken ist, taucht man es in eine
                              schwache weingeistige Jodauflösung, und nachdem es einige Zeit darin verweilt hat,
                              wascht man es in Wasser ab und troknet es sorgfältig in Löschpapier, aber nicht am
                              Feuer, weil sich noch unter 80° R. das Jodstärkmehl entfärbt. Sollte die
                              Zeichnung nicht satt genug seyn, so wiederholt man dieses Eintauchen mehrmals; nur
                              auf diese Art, nicht aber durch Anwendung einer stärkeren Jodauflösung, gelangt man
                              nach und nach zu dem verlangten Ton der Färbung.
                           Wenn das Papier feucht ist, sind die Schatten sehr schön blau, wenn es aber troken
                              ist, wird die Farbe dunkelviolett. Ich habe gefunden, daß wenn man das Papier mit
                              einer Schichte arabischen Gummi's überzieht, während es noch feucht ist, die Farbe
                              der Zeichnung großentheils erhalten bleibt und nach dem Troknen schöner ist. Ein so
                              zubereitetes Papier verliert anfangs ein wenig an seinem Ton, behält aber dann seine
                              veilchenblaue Nuance bei.
                           Nach diesem Verfahren lassen sich Kupferstiche und Zeichnungen treu und wohlfeil
                              copiren. Die Zeichnung fällt zwar nicht ganz so kräftig aus, wie sie auf dem
                              Kupferstich ist, aber sie ist auch etwas wärmer, und besonders werden die
                              Halbschatten treu wiedergegeben.
                           Die Versuche, welche ich bis jezt angestellt habe, um die Bilder der Camera obscura auf solchem Papier zu fixiren, gaben
                              keine genügenden Resultate.