| Titel: | Verbesserungen an den Kesseln und Oefen der Dampfmaschinen, Locomotiven etc., wodurch an Brennmaterial erspart werden soll, und worauf sich Charles Wye Williams von Liverpool am 22. Junius 1839 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXXXII., S. 328 | 
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                        LXXXII.
                        Verbesserungen an den Kesseln und Oefen der
                           Dampfmaschinen, Locomotiven etc., wodurch an Brennmaterial erspart werden soll, und
                           worauf sich Charles Wye
                              Williams von Liverpool am 22. Junius
                              1839 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Maͤrz 1840, S.
                              401.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Williams' Verbesserungen an den Kesseln und Oefen der
                           Dampfmaschinen etc.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung betrifft: 1) einen eigenen Bau der sogenannten Brüke oder des
                              Flammenbettes, und dessen Verbindung mit gewissen plattgedrükten oder kreisrunden
                              durchlöcherten Röhren, um dadurch eine raschere und innigere Vermischung der aus der
                              Kohle oder dem sonstigen Brennmateriale aufsteigenden brennbaren Gase und Dünste mit
                              der atmosphärischen Luft, und somit eine vollkommnere, ohne Rauchentwikelung von
                              Statten gehende Verbrennung zu bewirken.
                           2) betrifft sie die Art und Weise, auf welche die Luft in die Brüken der Oefen und
                              deren Röhren mit Hülfe anderer Röhren oder Canäle eingeleitet wird, und zwar
                              unabhängig von der durch das Aschenloch zuströmenden Luft.
                           3) beruht sie auf der Einleitung der Luft zu den auf den Roststangen befindlichen
                              festen oder kohligen Theilen des Brennmateriales durch eigene, in der Aschengrube
                              angebrachte, durchlöcherte Röhren, damit die Luft gleichmäßig unter den Roststangen
                              und dem Brennmateriale vertheilt wird, und damit an keine Stelle eine zu große oder
                              überhaupt ungeeignete Luftmenge gelangen kann.
                           4) liegt sie in der Anwendung einer künstlichen Gebläsluft zur Speisung der Röhren in
                              den Ofenbrüken sowohl, als in dem Aschenloche, damit man den Luftzug verstärken oder
                              vermindern, und die Verbrennung der gasartigen, sowohl als der kohligen Theile der
                              Steinkohlen beliebig beschleunigen oder verzögern kann.
                           5) endlich bezwekt sie die Anwendung eines aus feuerfestem Thone bestehenden
                              beweglichen Steges, wodurch in gewissen Fällen das auf den Roststangen befindliche
                              Brennmaterial verhindert wird, mit den Luftvertheilungs-Vorrichtungen in
                              Collision zu kommen, und wodurch sich auch die Heizoberfläche nach Belieben
                              vergrößern oder verkleinern läßt.
                           Eine Methode, diese Erfindungen an den auf dem Festlande gebräuchlichen Dampfkesseln
                              anzubringen, erhellt aus dem Längendurchschnitte Fig. 51, aus dem
                              Grundrisse Fig.
                                 52, aus dem Querdurchschnitte Fig. 53, und aus der
                              Endansicht Fig.
                                 54.
                           
                           An diesen Figuren sind d, d plattgedrükte Röhren aus
                              feuerfestem Thone, oder irgend einem anderen hinlänglich feuerfesten Materiale,
                              welche ich die Vertheilungsröhren (distributors) nenne.
                              Diese Röhren, welche zur Leitung von Luft bestimmt sind, können, wenn sie aus
                              feuerfestem Thone bestehen, 1 bis 1 1/2 Zoll Dike und 1 bis 2 Zoll im Lichten haben,
                              und werden bei entsprechenden Oeffnungen in das Mauerwerk eingesezt. Ihre Zahl muß
                              sich nach der Größe und dem Zuge des Ofens, so wie auch nach dem zur Heizung
                              verwendeten Brennmateriale richten. Je größer die Oefen, und je bituminöser die
                              Steinkohlen sind, eine um so größere Anzahl von Röhren ist erforderlich. Das eine
                              Ende dieser Röhren, die mit Leichtigkeit eingesezt und wieder herausgenommen werden
                              können, ist geschlossen; dagegen sind aber in deren Seiten zahlreiche, kreisrunde
                              oder längliche Löcher gebohrt, durch welche, wenn es nöthig ist, die Luft dermaßen
                              getrieben wird, daß sie den von dem Ofen her zwischen den Röhren hindurch strömenden
                              Dünsten in den Weg tritt. Es wird hiedurch eine innige Vermengung der Luft mit den
                              aus dem Ofen kommenden Gasen und Dünsten bewirkt, und zwar bevor diese lezteren noch
                              in so weit abkühlen konnten, daß sich der Kohlenstoff in Form von Rauch aus ihnen
                              niederzuschlagen vermochte. Wie bekannt, wird in die Mitte des von einem Argand'schen Gasbrenner oder einer Oehllampe
                              aufsteigenden Gaskegels auf ähnliche Weise und zu gleichem Zweke Luft eingeleitet.
                              Die aus den zahlreichen kleinen Oeffnungen ausströmende Luft dringt in alle Theile
                              der großen, aus dem Ofen entweichenden Gasmasse, und wirkt viel wohlthätiger, als
                              wenn man die gesammte, zur Verbrennung erforderliche Luft durch weite Röhren oder
                              weite Mündungen einlassen würde; denn es hat sich gezeigt, daß in lezterem Falle zur
                              gehörigen und innigen Vermengung der Luft mit den Gasen so viele Zeit erforderlich
                              ist, daß die Mischung über jene Theile des Ofens, an denen eine zur Entzündung
                              nöthige Temperatur herrscht, hinaus gelangt, bevor die Vermischung gehörig erfolgt
                              ist.
                           Da die Vertheilungsröhren sich, wenn der Ofen geheizt wird, zum Rothglühen erhizen,
                              so dienen sie auch zur Erhizung der durch sie strömenden und bei den kleinen Löchern
                              austretenden Luft, und zur Unterhaltung der hohen Temperatur, welche die Dünste nach
                              ihrer Vermengung mit der Luft zum Behufe ihrer Verbrennung beibehalten müßten.
                           Die Vermischung der Dünste mit der Luft läßt sich, im Falle man sich der
                              Vertheilungsröhren nicht bedienen wollte, auch dadurch erzielen, daß man den Boden
                              und die Seitenwände des Feuerzuges oder Flammenbettes in irgend einer sachdienlichen
                              Entfernung von dem Stege
                              mit flachen feuerfesten Ziegeln, durch welche man vorher eine große Anzahl von
                              Löchern gebohrt, auskleidet und mit der Luftkammer in Verbindung bringt. Diese
                              Einrichtung läßt sich hauptsächlich in jenen Fällen treffen, wo weder für die
                              horizontalen, noch für die verticalen Vertheilungsröhren Raum genug wäre.
                           Noch habe ich zu bemerken, daß, wenn man sich der Vertheilungsröhren bedient,
                              zwischen ihnen so viel Raum bleiben muß, daß die in dem Ofen erzeugten Gase und
                              Dünste zwischen ihnen entweichen können, ohne eine Drosselung zu erleiden.
                           In Fig. 51
                              sieht man bei e eine Röhre, in welche Löcher von 1/4 bis
                              zu 1/2 Zoll Weite gebohrt sind, und die an dem inneren Ende geschlossen ist. Diese
                              in dem Aschenloche untergebrachte Röhre dient zur gleichmäßigen Verbreitung der Luft
                              an der ganzen untern Fläche der Roststangen und an das auf diesen befindliche
                              Brennmaterial. Das Aschenloch muß geschlossen seyn, damit nur durch die Röhre e Luft in dasselbe gelangen kann. Diese Röhre kann je
                              nach der Größe des Aschenloches, der Länge der Roststangen und dem Zuge des Ofens 9
                              bis 12 Zoll im Durchmesser haben. Sie verhindert, daß an jene Stellen der
                              Roststangen, auf welchen das Brennmaterial in einer minder diken Schichte liegt, und
                              an denen die Luft folglich leichter durchdringen würde, eine unverhältnißmäßige
                              Luftmenge gelange; sie verhütet den Verlust an Brennmaterial, der hiedurch
                              namentlich an den Seiten und gegen den Rüken des Ofens hin Statt finden würde; sie
                              verhütet die unregelmäßige und übermäßige Erhizung der Roststangen, welche durch
                              solche theilweise stärkere Luftzüge hervorgebracht wird, und wodurch theils Schlaken
                              erzeugt, theils die Roststangen zum Schmelzen gebracht werden. Ferner gewährt diese
                              Röhre auch eine ganz günstige Gelegenheit zur Speisung des Feuers mittelst einer
                              künstlichen Gebläsluft, im Falle der gewöhnliche Zug nicht genügt oder nicht
                              hinreichend gesteigert werden kann.
                           Fig. 55 ist
                              ein Durchschnitt eines für ein Dampfschiff bestimmten Kessels, woran die
                              Vertheilungsröhren d, d in Erwägung der größeren Enge
                              der Feuerzüge senkrecht gestellt sind. Der Luftzufluß findet hier von der Luftkammer
                              c aus, die unter dem Stege und dem Flammenbette
                              angebracht ist, und die selbst wieder durch die später zu beschreibenden Röhren g, g mit Luft gespeist wird, Statt. Die Zahl dieser
                              senkrecht stehenden Röhren muß auch hier nach dem Rauminhalte der Feuerzüge und der
                              Beschaffenheit des Brennmateriales wechseln.
                           In Fig. 55 und
                              60 laufen
                              die Röhren g, g durch die Wassercanäle: eine
                              Einrichtung, welche ganz passend ist, indem die Röhren unter diesen Umständen
                              nirgendwo geniren und auch nicht leicht in Unordnung kommen. Man kann sie jedoch, wie man in Fig. 56 und
                              57 sieht,
                              auch durch das Aschenloch in die Luftkammer eintreten lassen.
                           Man kann ferner der Luftkammer auch dadurch Luft zuführen, daß man dem Aschenloche
                              einen falschen Boden aus Eisenblech oder aus Ziegelplatten gibt, und unter diesem
                              für den Durchgang der Luft einen Raum von 2 oder 3 Zoll läßt, der dann die Stelle
                              der Röhre g vertritt. Bei der Befolgung dieser Methode
                              ist jedoch sorgfältig darauf zu achten, daß weder an den Seiten noch an dem Ende des
                              Aschenloches eine Oeffnung bleibt, durch welche Luft in dasselbe eindringen könnte.
                              Jedenfalls ist darauf Bedacht zu nehmen, daß die Röhren ganz unabhängig von dem in
                              dem Aschenloche Statt findenden Luftzuge wirken, was nicht der Fall seyn würde, wenn
                              Luft durch irgend eine an dem Ende oder an den Seiten des Aschenloches befindliche
                              Oeffnung in die Vertheilungsröhren eindränge. Man hat dieses System da, wo man sich
                              eines doppelten Steges bediente, eingeschlagen; allein es gewährte keine Sicherheit,
                              indem die Luft ganz oder zum größeren Theil aus dem Aschenloche gegen die
                              Roststangen emporgezogen wurde. Da nämlich diese Luftaufsaugung in dem Maaße rasch
                              von Statten ging, als die Hize im Ofen groß war, und da die Luft, namentlich an den
                              mit einer geringen Menge Brennmateriales bedekten Stellen der Roststangen leicht
                              durchdrang, so geschah es häufig, daß wenig oder gar keine Luft durch diese Oeffnung
                              oder durch den doppelten Steg drang.
                           Die Röhren sollen so groß gemacht werden, als es die Umstände erlauben; deren Form
                              dagegen ist von keinem Belange. Der Zutritt der Luft muß durch Schieber regulirt
                              werden, indem nicht mehr Luft zugelassen werden soll, als zur Verbrennung der
                              gasartigen und rußartigen Stoffe und zur Verhütung der Ablagerung von Kohlenstoff
                              und der Entstehung von Rauch erforderlich ist. Ein großer Fehler, der in der Praxis
                              häufig begangen wird, liegt darin, daß man zu viel Luft in das Aschenloch eintreten
                              läßt; denn hieraus folgt nicht nur ein großer Verlust an Brennmaterial und Hize,
                              sondern dadurch, daß sich mit den auf den Roststangen befindlichen kohligen
                              Substanzen zu viel Sauerstoff verbindet, wird so viel Stikgas frei, daß dadurch der
                              weitere Verbrennungsproceß in den Feuerzügen beeinträchtigt wird, und Mehrere
                              schädliche Gase, deren Basis aus Stikstoff besteht, erzeugt werden.
                           Fig. 56 zeigt
                              einen für Dampfschiffe bestimmten Kessel in drei Durchschnitten, aus denen die
                              verschiedenen Stellungen, in welchen sich die Luftröhren anbringen lassen, erhellen.
                              An den beiden zur Rechten gelegenen Oefen 51 und 52 befinden sich die Luftvertheiler
                              g, g
                              									 in der Mitte der Röhre,
                              welche dem Aschenloche die Luft zuführt: eine Stellung die ganz zwekmäßig ist, wenn
                              diese Röhre hinreichend geräumig gemacht werden kann. An den beiden mittleren Oefen
                              53 und 54 sind die Luftvertheiler g, g zu beiden Seiten
                              der in das Aschenloch führenden Röhre e angebracht, wie
                              dieß auch in Fig.
                                 57 der Fall ist. An den beiden, zur Linken gelegenen Oefen 55 und 56
                              endlich laufen die Röhren g, g auf die bereits oben
                              beschriebene Weise durch die Wassercanäle in die Kammer c. L,
                                 L deutet eine Eisenplatte an, welche längs der vorderen Seite des Kessels
                              hinläuft, und eine geeignete Unterlage für die Röhren bildet, so wie sie auch zum
                              Einhängen der Thürchen der Aschenlöcher dient.
                           Fig. 58 ist
                              ein Frontaufriß des Ofens im Heizraume. R ist die
                              Feuerthüre; g, g sind die Luftvertheiler; e die Röhre, welche die Luft im Aschenloche vertheilt;
                              P, P Fallthüren, welche zur Verschließung des
                              Einganges des Aschenloches dienen.
                           Fig. 59 ist
                              ein durch die Luftvertheiler genommener Durchschnitt durch Fig. 55. Man sieht
                              hieraus die Stellung der Roststangen, so wie auch die Thüre n, durch welche man in die Kammer n gelangt,
                              und bei der man die Luftvertheilungsröhren, wenn eine derselben bricht oder
                              ausbrennt, herausnehmen und wieder einsezen kann. Anstatt der Thüre n kann man, um Zutritt zu den Feuerzügen zu gewähren, in
                              dem Mauerwerke auch einen Bogen anbringen, und diesen dann zumauern; in diesem Falle
                              wäre, wie man aus Fig. 62 sieht, in der inneren Wand der Kammer ein entsprechender Bogen zu
                              spannen und zu vermauern.
                           Fig. 60 ist
                              ein Grundriß von Fig. 55, an welchem man die Luftvertheiler im Durchschnitte sieht, und
                              aus dem auch die Stellung der Luftröhren g, g
                              hervorgeht.
                           Fig. 61 ist
                              ein Durchschnitt, aus dem die eisernen Durchzüge h, so
                              wie auch die Querbalken i, i, auf denen die Steine, aus
                              welchen das Flammenbett gebaut ist, ruhen, zu ersehen sind. In diese Steine sind die
                              Enden der senkrecht stehenden Vertheilungsröhren so eingebettet, daß ihnen hiedurch
                              eine gehörige Stabilität gegeben ist. Um diese leztere noch zu steigern, kann man an
                              den Dampfschiffen, wenn man es für nöthig erachten sollte, über den oberen Enden der
                              Röhren eine Platte aus feuerfestem Thone, in der sich zur Aufnahme der Röhren
                              entsprechende Austiefungen befinden, anbringen.
                           Fig. 62 ist
                              ein Querdurchschnitt, aus dem zu ersehen, wie die Querbalken auf den Längenbalken
                              oder Durchzügen h aufruhen, und an dem auch das den
                              Rüken der Luftkammer bildende Mauerwerk mit dem oben erwähnten Bogen sichtbar
                              ist.
                           Fig. 57 ist
                              ein Durchschnitt eines für ein Dampfschiff bestimmten Kessels. M ist der falsche bewegliche Steg, der aus feuerfestem Thone in einem
                              Stüke aufgeführt ist, oder auch aus gewöhnlichen feuerfesten Blöken zusammengesezt
                              seyn kann. Sein Zwek ist, an dem Ende der Roststangen eine Erhöhung zu bilden, damit
                              das Brennmaterial nicht zu weit vorwärts und zwischen die Luftvertheiler gelangen
                              kann. Wenn in dem Schlunde des Ofens nicht Raum genug ist, um den Steg auf die
                              übliche Höhe empor führen zu können, so gestattet der falsche Steg die Anwendung
                              längerer Luftvertheiler. Auch sind durch die Beweglichkeit des Steges Mittel zur
                              Verlängerung und Verkürzung der Heizoberfläche des Ofens gegeben.
                           Fig. 63 ist
                              ein Längendurchschnitt, und Fig. 64 ein
                              Querdurchschnitt eines Kessels, an dem man eine Anwendungsweise der Luftvertheiler
                              sieht, welche sich besonders für jene Fälle eignet, in denen der Feuerzug nicht Raum
                              genug zur Aufnahme von Röhren von gehöriger Größe gewährt, oder in denen der Boden
                              des Kessels eine kreisrunde oder unregelmäßige Gestalt hat. Es wird in diesem Falle
                              genügen, wenn die Luftvertheiler auf eine Höhe von 10 bis 12 Zoll von dem
                              Flammenbette aus emporsteigen, und wenn, wie aus der Zeichnung erhellt, über ihnen
                              und zwischen dem Kessel ein Raum gelassen wird. Rathsam, jedoch nicht durchaus
                              erforderlich ist es, zwischen den Luftvertheilern von dem Kesselboden herab
                              dreizöllige Feuerhunde t, t, die der Form des Kessels
                              entsprechen müssen, reichen zu lassen. Denn hiedurch wird verhindert, daß der Strom
                              der unverbrannten Gase und Dünste über die Luftvertheiler hinziehe, ohne mit den aus
                              den Löchern dieser lezteren austretenden Luftströmchen in Berührung zu kommen. Die
                              Luftröhren können in irgend einer geeigneten Stellung durch das Mauerwerk geführt
                              werden.
                           Ich muß hier bemerken, daß an allen Oefen, welche mit bituminösen Steinkohlen geheizt
                              werden, die Schürung so gehandhabt werden soll, daß sich in dem Ofen stets eine
                              Quantität Steinkohlen befindet, welche Gas ausstößt. Die Menge des erzeugten Gases
                              soll so viel als möglich gleichmäßig seyn, so daß nicht einmal zu viel und ein
                              andermal zu wenig davon entwikelt wird; denn der Luftzufluß muß mit der Menge des
                              erzeugten brennbaren Gases im Verhältnisse stehen. Die beste Methode in gleichen
                              Zeiträumen gleiche Quantitäten Gas zu erzeugen ist die, daß man immer nur Theile des
                              Ofens auf einmal mit Brennmaterial speist; denn dann ist ein Theil der Roststangen
                              mit frischem Brennmateriale bedekt, während sich an den anderen Theilen
                              hellglühender Brennstoff befindet. Diese abwechselnde Speisung, welche sich ebenso
                              wirksam als ökonomisch zeigt, läßt sich mit Hülfe einer eisernen Kiste auf die in
                              mehreren Gaswerken gebräuchliche Weise bewerkstelligen. Es wird nämlich eine längliche eiserne Kiste,
                              welche so groß ist, als es das Ofenthürchen gestattet, und welche die Hälfte oder
                              den vierten Theil der ganzen Ladung zu fassen vermag, mit dem Brennmateriale
                              gefüllt, dann mit langen, aus ihr hervorragenden Handhaben rasch in den Ofen
                              gestoßen, und auf den treffenden Theil der Roststangen entleert. Man kann nach
                              diesem Verfahren den in zwei Längenhälften getheilten Ofen abwechselnd mit
                              Brennmaterial speisen; oder man kann, wenn die Oefen sehr groß sind, die Speisung
                              auch in vier Abtheilungen vornehmen. Diese Art der Speisung ist minder mühsam; es
                              brauchen bei ihr die Thüren nicht so lang offen erhalten zu werden, woraus folgt,
                              daß der Ofen sowohl als der Kessel eine minder lange Zeit über einem kalten
                              Luftstrome ausgesezt ist; man weiß endlich bei ihr mit Bestimmtheit, welche
                              Kohlenmenge in einer bestimmten Zeit verbraucht wird, was nicht der Fall ist, wenn
                              man das Brennmaterial mit einer Schaufel einträgt.
                           Fig. 65 ist
                              ein Längendurchschnitt und Fig. 66 ein
                              Querdurchschnitt eines Locomotivenkessels, an dem man die Luftvertheiler an den
                              gewöhnlichen Feuerröhren angebracht sieht. Die Vertheilungsröhren reichen hier bis
                              auf zwei Drittheile der Länge der Feuerröhren in diese hinein und sind an ihrem
                              inneren Ende geschlossen, an den Seiten hingegen mit zahlreichen kleinen Löchern
                              durchbohrt. Aus diesen Löchern strömt Luft aus, und durch diese Luft wird die
                              Verbrennung der Gase so befördert, daß wenn man in die Röhren hineinschaut, lauter
                              kleine Flammenkegel aus den Löchern herauszusprühen scheinen. Die Vertheilungsröhren
                              erhalten ihre Luft von einer Kammer o her, die so
                              gelegen seyn muß, daß bei der Bewegung der Maschine ein starker Luftstrom in sie
                              eindringt. Die Oeffnung dieser Kammer, bei der die Vertheilungsröhren herausgenommen
                              werden, so oft die Feuerröhren gereinigt werden müssen, ist mittelst eines Registers
                              zu reguliren. W ist die Feuerkammer; x das Aschenloch; y dessen
                              Thürchen, welches, wenn die Maschine in Bewegung ist, offen gehalten wird, während
                              es beim Stillstehen der Maschine zum Behufe von Ersparniß an Brennmaterial
                              geschlossen werden muß. z, z sind die gewöhnlichen
                              Feuerröhren, und in diesen bemerkt man bei d, d die
                              Luftvertheilungsröhren.
                           Da ich mich an keine bestimmte Anzahl, an keine bestimmten Dimensionen, und auch an
                              keine bestimmte Stellung der hier beschriebenen Theile binde, so können in allen
                              diesen Beziehungen je nach dem Baue der Oefen und Kessel, die man meiner Erfindung
                              gemäß einrichten will, sachdienliche Modificationen angebracht werden; denn meine
                              Erfindungen sind auf alle Oefen oder Kessel, die mit Steinkohlen geheizt werden,
                              anwendbar.
                           
                           Ich füge zur besseren Verständigung der von mir beschriebenen Anordnungen noch
                              folgende Bemerkungen bei. Man hat bisher bei dem Baue der Oefen weder auf die
                              chemischen Bedingungen zur Entstehung des Rauches, noch auch auf den großen und
                              mächtigen Unterschied, der zwischen den flüchtigen und den fixen Bestandtheilen der
                              Steinkohle obwaltet, noch auf die Umstände, unter denen sie Wärme abgeben, noch
                              endlich auf die Eigenthümlichkeiten der Verbrennung derselben gehörige Rüksicht
                              genommen. Der Rauch ist das Ergebniß der unvollkommenen Verbrennung der flüchtigen
                              Producte der Steinkohlen, und diese unvollkommene Verbrennung tritt ein, wenn die
                              flüchtigen Producte mit einer zu geringen Menge Luft vermischt sind, oder wenn
                              zuviel Luft vorhanden, dabei aber die Temperatur für eine gänzliche Verbrennung zu
                              niedrig ist. Sowohl in dem einen, als in dem anderen Falle scheidet sich der
                              Kohlenstoff von dem Wasserstoffe, wobei ersterer aus dem farblosen Zustande, in
                              welchem er sich in dem Gase befand, in ein schwarzes Pulver übergeht.
                           Zur gänzlichen Verbrennung der gekohlten Wasserstoffgase ist erforderlich: 1) daß sie
                              innig mit einem angemessenen Volumen atmosphärischer Luft, welches nach der
                              Beschaffenheit des brennbaren Gases ein verschiedenes seyn muß, vermengt sind. 2)
                              daß die Mischung auf die zu ihrer Entzündung nöthige Temperatur oder mit einer
                              Flamme in Berührung gebracht werde, d.h. daß sie angezündet werde, gleichwie man
                              einen bei einem Brenner austretenden Gasstrom anzündet.
                           Da ein Kubikfuß gekohlten Wasserstoffgases zwei Kubikfuß Sauerstoff oder gegen 10
                              Kubikfuß atmosphärischer Luft, ein Kubikfuß doppelt-gekohltes oder
                              sogenanntes öhlerzeugendes Gas dagegen 3 Kubikfuß Sauerstoff oder 15 Kubikfuß
                              atmosphärischer Luft zur gänzlichen Verbrennung erfordert, so müssen diese
                              Luftmengen geliefert und so innig mit den Gasen vermengt werden, daß die brennbaren
                              Gase und die Luft ihre gegenseitige chemische Wirkung auf einander ausüben können;
                              denn sonst werden die brennbaren Gase nicht vollkommen mit Sauerstoff gesättigt; es
                              entsteht keine vollkommene Verbrennung, und somit auch keine vollkommene Verwerthung
                              des aus den Steinkohlen erzeugten Gases.
                           An den gewöhnlichen Oefen kann nun die Luft auf keinem anderen Wege an die aus der
                              Feuerstelle in die Feuerzüge entweichenden Gase gelangen, als durch das
                              Brennmaterial hindurch, welches sich auf den Roststangen in stark erhiztem Zustande
                              befindet. Die Folge hievon ist, daß ein großer Theil ihres Sauerstoffes so gesättigt
                              und unwirksam gemacht wird, daß er zur Verzehrung oderVerbrennung der rükständigen Gase und rußhaltigen Dünste nicht mehr geeignet ist, wenn man die aus Luft und Dünsten bestehende
                              Mischung auch auf eine noch so hohe Temperatur treibt. Dieses unentzündbare Gemisch verliert auf seinem Wege durch die Feuerzüge
                              sehr rasch an seiner Temperatur, und sezt den hiebei aus ihm niederfallenden Kohlenstoff in Form eines rußigen Rauches ab.
                              Auf diese Weise geht nicht bloß sehr viel Kohlenstoff, sondern auch eine bedeutende Menge des Wasserstoffes, womit dieser
                              verbunden war, verloren, ohne zur Entwikelung von Wärme mitgewirkt zu haben, sondern es verbindet sich auch ein Theil des
                              Wasserstoffes mit dem Stikstoffe zu Ammoniak oder zu einem Gase, dessen Gegenwart der hohen Temperatur der Flamme großen Eintrag
                              thut.
                           Der Bau meines Ofens und die Principien, auf denen er beruht, stehen nun mit den gesammten, im Ofen vorgehenden, chemischen
                              Processen in innigem Zusammenhange und Einklange, denn es werden in ihm die zur Vollendung aller dieser Processe erforderlichen
                              Materialien in gehöriger Ordnung und Menge geliefert. 1) wird aus dem jeweilig frisch eingetragenen Brennstoffe durch die
                              aus dem früher eingetragenen, in lebhafter Gluth befindlichen Brennmateriale ausstrahlende Hize das brennbare Gas erzeugt.
                              2) wird dieses Gas mit so viel Sauerstoff verbunden, als zu einer vollkommenen chemischen Verbindung und zur gänzlichen Verbrennung
                              erforderlich ist, und zwar auf eine Weise, welche der augenbliklichen und vollkommenen Vermischung höchst förderlich ist.
                              3) findet die Vermischung der brennbaren Gase mit atmosphärischer Luft nicht nur in gehöriger Menge, sondern auch zu gehöriger
                              Zeit Statt, d.h. bevor die Mischung in den Feuerzügen über jene Stellen hinaus gelangt ist, an denen die zur Entzündung erforderliche
                              hohe Temperatur nicht mehr besteht. 4) wird die Luft auf solche Weise zugeleitet, daß sie von den im Aschenloche Statt findenden
                              Luftströmungen unabhängig ist, und also auch nicht mit der auf dem Roste befindlichen Gluth, die ihr einen Theil ihres Sauerstoffes
                              entziehen würde, in Berührung kommt. 5) wird die Luft, welche zur Verbrennung der flüchtigen Theile dienen soll, ganz unabhängig
                              von jener Luft eingeleitet, welche zur Verbrennung der fixen Bestandtheile der Steinkohle bestimmt ist, so daß also eine die
                              andere nicht in ihrer Wirkung beeinträchtigen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
