| Titel: | Auszug aus einer Abhandlung über das Troknen der Runkelrüben und das wohlfeilste Verfahren den Zuker aus denselben zu gewinnen; von Hrn. de Lirac. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XCI., S. 372 | 
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                        XCI.
                        Auszug aus einer Abhandlung uͤber das
                           Troknen der Runkelruͤben und das wohlfeilste Verfahren den Zuker aus denselben zu
                           gewinnen; von Hrn. de
                              Lirac.Der Verfasser dieser Abhandlung erhielt dafür von der Société d'Encouragement eine goldene Medaille im Werthe
                                 von 500 Fr.; man vergleiche Péligot's Bericht über die von jener Gesellschaft in
                                 Betreff der Runkelrübenzuker-Fabrication ausgeschriebenen Preise, im
                                 vorhergehenden Hefte des polytechn. Journals S. 277.A. d. R.
                           							
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Mai 1840, S. 176.
                        de Lirac, uͤber das Troknen der
                           Runkelruͤben.
                        
                     
                        
                           Nachdem sich der Verfasser überzeugt hatte, daß es vortheilhaft ist, der Zeit der
                              Reife der Runkelrüben oder vielmehr dem Zeitpunkt, wo sie am zukerreichsten sind,
                              möglichst zuvorzukommen, ließ er vom December 1837 angefangen beiläufig eine Hectare
                              Feld gehörig mit dem
                              Spaten bearbeiten und sodann die eine Hälfte desselben mit Stalldünger, die andere
                              Hälfte aber mit Repstrestern düngen. Er hoffte, den Samen der weißen schlesischen
                              Rübe vom 15. bis zum 25. Febr. des folgenden Jahres säen zu können; starker Regen,
                              welcher in der Mitte dieses Monats fiel und sich ungewöhnlicher Weise am Anfang des
                              folgenden Monats erneuerte, verzögerte dieß jedoch bis zum 22. März: da um diese
                              Zeit der Boden wieder gehörig ausgetroknet und die Witterung sehr mild war, so wurde
                              der Samen in beiläufig 20 Zoll von einander entfernten Linien gesäet. Nach zwölf
                              Tagen ging er gut auf und das Feld wurde im Mai gegätet; die mit Stalldünger
                              gedüngte Hälfte desselben zeigte anfangs ein kräftigeres Wachsthum, im Monat Junius
                              hingegen that es ihr die mit Repstrestern gedüngte zuvor und leztere blieb auch bis
                              zur Ernte im Vortheil. Hr. de
                                 Lirac ließ einige der stärksten Runkelrüben gegen den 18. desselben
                              Monats ausziehen, um seine Versuche zu beginnen; es wog eine solche bereis 2 Pfd.;
                              nachdem mehrere zerrieben worden waren, zeigte ihr Saft nurnnr 5° Baumé und schmekte krautartig und unangenehm. Die anderen
                              Runkelrüben wurden in Schnitte von einer bis zwei Linien Dike verwandelt, wo sie
                              dann auf einer Horde an der Sonne leicht austrokneten und fast weiß blieben; im
                              Wasser eingeweicht gaben sie einen Saft, welcher dem ausgepreßten hinsichtlich der
                              Dichtigkeit und des Geschmaks ähnlich, aber viel klarer war.
                           Am darauf folgenden 15. Jul. wurde ein zweiter Versuch angestellt; die unter den
                              größten und auf demselben Feld ausgewählten Runkelrüben wogen beiläufig 2 Kilogr.;
                              der aus den zerriebenen ausgepreßte Saft zeigte 6 1/2° B.; die in Schnitte
                              verwandelten Runkelrüben, welche man um sieben Uhr Morgens an der Sonne ausgebreitet
                              hatte, waren um vier Uhr Abends vollkommen troken; der Thermometer zeigte an der
                              Sonne 35, 40 und 43° R. Nach dreimaligem Einweichen getrokneter Runkelrüben
                              in Wasser, welches so viel als 1/3 der Runkelrüben vor ihrem Austroknen wog, erhielt
                              man nur einen Saft von 10° B. Das Wetter war zum Troknen günstig, die
                              Runkelrüben hatten aber noch nicht ihre vollkommene Reife erlangt, denn ungeachtet
                              der Trokenheit der Jahreszeit wuchsen sie noch immer.
                           Am 4. Aug. wiederholte man dieselben Operationen; diesesmal zeigte der Saft der
                              zerriebenen Runkelrüben 8° B.; die Schnitte, wovon immer 14 bis 16 Pfd. auf
                              einem Quadratmeter Horden ausgebreitet worden waren, nahmen bald eine violette Farbe
                              an, und zwar nicht nur die der Sonne ausgesezt gewesenen, sondern auch diejenigen,
                              welche man im Schatten erhalten hatte; der Thermometer zeigte 36 und 39° R.; um
                              fünf Uhr Abends hatten die Schnitte, welche von den Sonnenstrahlen direct getroffen
                              wurden, 70 Proc. an Gewicht verloren, die im Schatten gebliebenen aber nur 25 Proc.
                              Der Wind kam von Norden; sie blieben die Nacht über auf den Horden; am anderen Tag
                              in der Frühe fand man sie vor Sonnenaufgang ein wenig erweicht, ohne daß sie an
                              Gewicht zugenommen hätten; Mittags waren sie vollkommen troken. Bei der dritten
                              Maceration zeigte ihr Saft, welcher einen guten Geschmak hatte, 13° B. Von
                              nun an wollte Hr. de Lirac
                              Versuche in größerem Maaßstabe unternehmen: dazu benuzte er sechshundert Horden, wie
                              sie für die Seidenwürmer angewandt werden, so daß er seine ganze Runkelrübenernte,
                              beiläufig 1400 Cntr., in einer einzigen Woche austroknen konnte.
                           Am 23. Aug. ließ er vier Fuhren Runkelrüben ausnehmen, reinigen und an die
                              Schneidmaschine führen; sie gaben damals einen Saft von 9 1/2° B. Man
                              breitete nun in der Nähe derselben fünfzig bis sechzig Horden in doppelter Reihe auf
                              dem Boden aus und zwar mit Zwischenräumen zur Bequemlichkeit der Leute, welche in
                              der Folge die Rübenschnitte darauf auslegen mußten.
                           Am anderen Tage ließ er um halb sieben Uhr Morgens die Operation durch zwei Weiber
                              beginnen, wovon die eine an der Schneidmaschine beschäftigt war, während die andere
                              die 1 bis 2 Linien diken Schnitte auf die Horden transportirte. Um neun Uhr waren
                              vierundfünfzig Horden ganz mit Schnitten bedekt und es blieb noch eine Fuhre Rüben
                              zu einem neuen Versuche übrig.
                           Als der Verfasser bemerkte, daß die Runkelrüben bald nach dem Abstechen ihres Kopfes
                              eine dunkle Farbe annehmen, was auch bei dem ausgepreßten Safte und dem Mark an der
                              Luft geschieht – ein nachtheiliger Umstand, welcher erst im Augenblik des
                              Läuterns aufhört – kam er auf den Gedanken, denselben auf die Art zu
                              verhindern, daß man die Schnitte in dem Augenblik, wo sie auf den Horden
                              ausgebreitet werden, mit Kalk bestreut. Er ließ daher einige Pfunde gebrannten Kalk
                              ablöschen und noch zwanzig Horden neben die anderen legen; sobald die lezte Fuhre
                              Runkelrüben in Schnitte verwandelt und dieselben auf den Horden ausgebreitet waren,
                              überstreute er sie mit Kalk vermittelst eines Haarsiebes. Sie wurden nun
                              schwefelgelb und trokneten aus, ohne sich zu schwärzen; das Troknen ging auch viel
                              schneller von Statten, weil der Kalk einen Theil des Saftes auf der Oberfläche der
                              Schnitte verschlukte. Hr. de
                                 Lirac entschloß sich nun, dieses Verfahren, welches offenbar
                              Vortheile darzubieten schien, leichter anwendbar zu machen.
                           Da ihm jedoch von Seite der Behörden, welche über seinen Versuch ein Protokoll aufnehmen
                              sollten, ein Besuch bevorstand, so glaubte er seine ganze Sorgfalt auf das
                              Austroknen der auf den Horden ausgebreiteten Runkelrüben verwenden zu müssen. Einige
                              Horden waren zu sehr überladen, weßwegen er einen Theil der darauf befindlichen
                              Runkelrübenschnitte auf fünf oder sechs Tücher, die auf dem Boden ausgelegt waren,
                              und die übrigen auf einen frisch gemähten Rasen ausbreitete. Um sechs Uhr Abends
                              desselben Tages (24. Aug.) waren die am Morgen zerschnittenen Runkelrüben zu drei
                              Viertel troken; die mit Kalk überstreuten waren, obgleich sie zwei Stunden später
                              als die ersten ausgelegt wurden, doch fester und fast spröde.
                           Am anderen Tage waren bei Sonnenaufgang die Runkelrüben auf den vierundfünfzig Horden
                              sowohl als auf den Tüchern etwas aufgeweicht und noch mehr die auf dem Rasen
                              gelassenen Schnitte; dagegen waren die mit Kalk überstreuten fast noch eben so fest
                              wie am Tage vorher. Durch die Sonnenwärme verschwanden bald alle Unterschiede, und
                              das Austroknen erfolgte rasch. Mittags waren die gekalkten Runkelrüben ganz troken,
                              so daß sie in Fässer verpakt werden konnten. Um zwei Uhr waren auch die auf den
                              anderen Horden und selbst die auf den Tüchern und dem Rasen ausgelegten vollkommen
                              troken; 100 Pfd. frischer Runkelrüben, welche am vorhergehenden Tage gewogen wurden,
                              hatten sich auf 14 Pfd. reducirt.
                           Nachdem sich der Maire-Adjunct eingefunden hatte, welcher die erwähnten
                              Thatsachen zu Protokoll nahm, ließ der Verfasser alle trokenen Schnitte aufhäufen
                              und in drei oder vier Säke verpaken; er behielt nur 20 Pfd. von den gekalkten
                              Runkelrüben und eben so viel von denjenigen, welche sich beim Troknen am meisten
                              gefärbt hatten, zurük, um damit einen vergleichenden Versuch anzustellen. Die einen
                              wie die anderen wurden besonders in kleine Macerationsgefäße gebracht, welche am
                              Boden mit einem Hahne versehen waren; der aus dem dritten Gefäße der Reihe Nr. 1,
                              welche die nicht gekalkten Schnitte enthielt, kommende Saft zeigte 14° B. und
                              war stark gefärbt; der vom dritten Gefäße der Reihe Nr. 2, welche die mit Kalk
                              bestreuten Schnitte enthielt, besaß dieselbe Dichtigkeit. Man fügte jeder Reihe noch
                              zwei Gefäße bei und trieb dadurch den Saft der zwei Operationen bis auf 21°
                              B.; er wurde dann bei einer mittleren Temperatur von 17° R. in zwei offenen
                              gläsernen Behältern stehen gelassen. Nach 24stündigem Stehen war der Saft von Nr. 1
                              fast schwarz, fadenziehend, etwas sauer und zur Verarbeitung ganz ungeeignet; der
                              von Nr. 2 hatte eine schöne Farbe, einen guten Geschmak und hielt sich so drei Tage
                              lang. Da die 4 Pfd. Schnitte in jedem Gefäße zuvorderst der zwei genannten Reihen
                              bis auf etwa einen
                              halben Grab durch die fünf Passagen mit kaltem Wasser erschöpft waren, so troknete
                              man sie besonders, wobei sich ihr Gewicht auf 1 Pfd. 11 Loth verminderte, was einem
                              Ergebnisse von 8 bis 9 Proc. Rohzuker entspricht; und wenn man das Gewicht des den
                              Schnitten anhängenden Kalks mit in Anschlag bringt, so findet man, daß leztere
                              wenigstens 1 Proc. mehr als die anderen abgegeben haben.
                           Das Bestreuen der Schnitte mit Kalk gewährt überdieß den Vortheil, daß sie vollkommen
                              troken bleiben, wenn sie auch lange bei feuchter Witterung aufbewahrt werden: es
                              blieben nämlich solche in offenen Säken auf einem Speicher aufbewahrt bis zum 12.
                              Decbr. fest und spröde, ungeachtet eines sehr regnerischen Herbstes, während
                              hingegen die anderen in demselben Locale sich merklich erweichten, ohne jedoch eine
                              auffallende Veränderung zu erleiden.
                           Um diese Versuche zu ergänzen, ließ der Verfasser am 5. Sept. mehrere hundert Centner
                              Runkelrüben schneiden, wovon nur die eine Hälfte mit Kalk bestreut wurde. Ihr
                              ausgepreßter Saft zeigte 9° B., also 1/2° weniger als am 24. Aug. Die
                              gekalkten Schnitte trokneten in zwei Tagen, während die anderen erst am dritten
                              Mittags troken waren; der Thermometer zeigte im Mittel 34° R.
                           Am 10. und 11. Sept. regnete es sehr stark; am 15. stellte man wieder einen Versuch
                              an: der ausgepreßte Saft zeigte nur mehr 8° B. Die mit Kalk bestreuten
                              Schnitte trokneten in zwei und einem halben, die anderen in drei Tagen.
                           Endlich wurde am 20. Okt. bei einem trokenen und starken Nordwinde der lezte Versuch
                              angestellt; der ausgepreßte Saft zeigte 8 1/2° B., und von den Schnitten
                              verloren in zwei Tagen und einer Nacht auf den Horden die einen 80 Proc., die
                              anderen 75 Proc. an Gewicht; die Sonnenwärme betrug zwischen 28 und 30°
                              R.
                           
                        
                           Behandlung der getrokneten
                                 Runkelruͤben.
                           Aus den getrokneten und gepulverten oder in kleine Stüke verwandelten Runkelrüben
                              kann man den Zukerstoff mit einem sehr wohlfeilen Apparat ausziehen, welcher auf
                              demselben Principe wie Dombasle's Macerationsmethode beruht. Sechs hölzerne Kufen reichen
                              in einer kleinen Fabrik zur Operation aus und dieselbe Anzahl gemauerter und mit
                              glasirten Ziegeln ausgekleideter Behälter, wenn man in großem Maaßstabe arbeiten
                              will. Ein bleiernes Rohr von geeignetem Durchmesser muß vom Boden jeder Kufe
                              ausgehen und einige Zoll unter dem oberen Ende der folgenden einmünden und jede Kufe
                              muß mit einem Hahne versehen seyn, damit man mit dem Einleiten von Flüssigkeit
                              beliebig aufhören kann. Am Boden auf der Vorderseite jeder Kufe bringt man einen Zapfen an,
                              damit sie schnell entleert werden kann; der Apparat muß natürlich durch einen über
                              ihm angebrachten Wasserbehälter gespeist werden können. Man fängt damit an, daß man
                              in die erste Kufe so viel getroknete Runkelrüben gibt, daß sie den vierten oder
                              fünften Theil vom Gewichte des Wassers betragen, welches dieselbe fassen kann; in
                              eine auf 1000 Maaß (à 2 Pfd. Wasser) geaichte
                              Kufe kann man also 200 oder 250 Pfd. getroknete Schnitte bringen, was von dem
                              Aräometergrad abhängt, den man zu erreichen wünscht. Nun läßt man in diese erste
                              Kufe das Wasser so einströmen, daß sie möglichst bald gefüllt wird; während dieser
                              Zeit bringt man ein gleiches Gewicht trokener Schnitte in die zweite Kufe, welche
                              nach anderthalbstündiger Maceration der Schnitte in der ersten Kufe mit der
                              Flüssigkeit dieser gefüllt wird. Nachdem dann auch die dritte Kufe mit trokenen
                              Runkelrüben beschikt worden ist, kommt der in der zweiten enthaltene Saft nach
                              gleich langer Maceration in sie, und so werden die Operationen bis zur sechsten Kufe
                              fortgeführt, aus welcher man dann den unteren Zapfen oder Spund herausschlägt, um
                              eine Flüssigkeit von 20 oder 25° B. aufzusammeln, während die in der ersten
                              Kufe enthaltene 0° zeigen muß; die erste Kufe leert man daher auch aus und
                              ersezt die erschöpften Runkelrübentrestern durch neue Schnitte. Von nun an haben die
                              Macerationen den regelmäßigen Verlauf und man erhält jede Stunde eine gleiche
                              Quantität concentrirten Saft von den angegebenen Graden.
                           Das Herausnehmen der erschöpften Runkelrübenrükstände ist die einzige Handarbeit von
                              Belang; in großen Fabriken kann man zwei Batterien von Kufen anstatt einer
                              aufstellen, um weniger Mühe beim Entleeren zu haben; auf die Filter und in die
                              Kessel muß dann der concentrirte Saft mittelst einer Pumpe geschafft werden.
                           Man könnte auch leicht, wo es verlangt wird, einen Syrup von 28° B. erzielen,
                              indem man Batterien von acht Kufen anstatt sechs anwendet.
                           
                        
                           Bemerkungen.
                           Die Chemiker und Techniker sind darüber einig, daß Runkelrüben, welche in
                              unverändertem Zustande ausgetroknet worden sind, sich am besten zum Ausziehen des
                              darin enthaltenen Zukerstoffs eignen; es ist daher für die
                              Runkelrübenzuker-Fabrication von Wichtigkeit, Mittel zu finden, um sowohl das
                              Troknen als das Extrahiren der Runkelrüben möglichst ökonomisch zu bewerkstelligen.
                              Das Troknen derselben nach Schüzenbach's Methode erheischt Brennmaterial, Apparate, große
                              Gebäude und viel Handarbeit; bei dem vom Verfasser vorgeschlagenen Verfahren
                              braucht man aber nur die Sonnenwärme und ein wenig Kalk.
                           Um zum Troknen der Runkelrüben noch die gehörige Witterung benuzen zu können, muß man
                              die Samen noch zu guter Zeit (spätestens im Monat März) säen. Die Runkelrüben
                              erreichen ihre Zukerreife in den ersten Tagen des Augusts. Hr. de Dombasle, im Departement der Meurthe, hat
                              Runkelrüben, welche im Junius geerntet wurden, auf Zuker verarbeitet; man kann also
                              mit Grund annehmen, daß sich im mittleren und mittägigen Frankreich nach den
                              nöthigen Vorsichtsmaßregeln schon im Monat August ernten läßt. Um diese Zeit beträgt
                              die Sonnenwärme gewöhnlich 35 bis 45° R. in fast ganz Frankreich, je nach den
                              Breiten und der Richtung der Winde. Eine mittlere Temperatur von 40° R. ist
                              mehr als hinreichend, um mit Beihülfe des Kalks Runkelrübenschnitte von 1 bis 2
                              Linien Dike an einem einzigen Tage auszutroknen; bei einer mittleren Temperatur von
                              36° R. sind zwei Tage nöthig, und drei Tage höchstens bei einer solchen von
                              32° R.
                           Da das Troknen der Runkelrüben im Freien bei Regenwetter, trüber oder stürmischer
                              Witterung, ausgesezt werden muß, so dürfte man (in Frankreich) vom 1. Aug. bis zum
                              15. Sept. nur auf 25 Tage schönen Wetters rechnen, nämlich 20 Tage im August und 5
                              Tage im September. Es ist allgemein bekannt, daß in vierundzwanzig Departements des
                              mittägigen Frankreich aus Mangel an Regen in dieser Jahreszeit oft die Ernten
                              beeinträchtigt werden. In zehn Departements, wovon das von VaucluseDer Verfasser wohnt in Sarrians, Dept. de
                                       Vaucluse. ziemlich der Mittelpunkt ist, verstreichen vom Julius bis zum Oktober oft
                              60–70 Tage, ohne daß ein Tropfen Regen fällt, und doch wären fünf dieser
                              Departements fruchtbar genug, um mehr Runkelrübenzuker-Fabriken, als
                              gegenwärtig in Frankreich existiren, mit Material zu versehen. Kleine
                              Landeigenthümer können mit ihren Horden immer noch den Thau vermeiden oder die
                              Schnitte bei eintretendem Sturme in Sicherheit bringen; in großen Anstalten aber,
                              und besonders wo das Klima unbeständig ist, müßte man nebenbei ein großes Local,
                              z.B. eine nach d'Arcet's
                              System eingerichtete MagnanerieEine solche ist im polytechn. Journal Bd.
                                       LIX. S. 241 beschrieben und abgebildet.A. d. R. besizen, um ein unterbrochenes Troknen der Runkelrübenschnitte beendigen zu
                              können; wenn man die Runkelrübenschnitte in den Hundstagen z.B. auch nur fünf oder
                              sechs Stunden lang an der Sonne ausbreitet, so verlieren sie schon 50 bis 60 Proc.
                              an Gewicht.
                           
                           Das von mir beschriebene Verfahren, die Runkelrüben zu troknen, ist offenbar ein sehr
                              ökonomisches, denn Horden, Tücher oder in Ermangelung solcher eine frisch abgemähte
                              Wiese kann man sich überall verschaffen, und mit einer Schneidmaschine, zwei Männern
                              und sechs Weibern kann man 1600 bis 2000 Cntr. Runkelrüben in der Woche schneiden
                              und troknen.
                           Diese Troknenmethode gewährt auch noch hinsichtlich des Transports der Runkelrüben
                              Ersparnisse. Alle Fabrikanten und Oekonomen wissen, wie kostspielig es ist, diese
                              Wurzeln in die Magazine oder Silos zu transportiren, besonders wenn die Felder weit
                              davon entfernt sind. Bisweilen werden im Monat Oktober die Felder und Wege durch
                              Regen unfahrbar; dieß hat aber nichts mehr zu bedeuten, wenn man zu rechter Zeit die
                              Schneidmaschine nebst den nöthigen Tüchern oder Horden auf die Felder selbst
                              schafft, um dort die Runkelrüben zu troknen; freilich braucht man dann ein Fuhrwerk,
                              um täglich die getrokneten Schnitte wegzuführen; ein einziges Pferd zieht leicht das
                              Product von 160 Cntr. frischer Runkelrüben.
                           Dichtigkeit des zu verschiedenen Zeiten ausgepreßten
                                 Saftes.
                           
                              
                                 1838,
                                 18. Jun.
                                 5°
                                 Baumé
                                 
                              
                                 
                                 15. Jul.
                                 6 1/2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                   4. Aug.
                                 8
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 23. Aug.
                                 9 1/2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                   5. Septbr.
                                 9
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 15. Septbr.
                                 8
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 20. Oktbr.
                                 8 1/2
                                    –
                                 
                              
                           Zum Bestreuen der Runkelrübenschnitte mit Kalk hat der Verfasser in der lezten Zeit
                              an der Schneidmaschine einen Cylinder von Metalltuch angebracht, welcher durch die
                              Maschine selbst umgetrieben wird und das Kalkpulver, womit er beschikt ist, auf die
                              Runkelrübenschnitte in dem Augenblike, wo sie die Messer verlassen, ausstreut,
                              wodurch die Handarbeit bei dem Sieben erspart und die Operation überdieß
                              regelmäßiger ausgeführt wird.