| Titel: | Vorschrift zur Bereitung einer Seife, womit man die Wollentuche und andere Zeuge wasserdicht machen kann, so daß sie die Luft dessen ungeachtet noch durchlassen. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XCIV., S. 392 | 
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                        XCIV.
                        Vorschrift zur Bereitung einer Seife, womit man
                           die Wollentuche und andere Zeuge wasserdicht machen kann, so daß sie die Luft dessen
                           ungeachtet noch durchlassen.
                        Aus dem Echo du monde savant, No. 539.
                        Ueber Wasserdichtmachen der Tuche.
                        
                     
                        
                           Allen gewichsten oder gefirnißten Geweben sind die nach einer neuen Erfindung mit
                              einem wasserdichten Appret versehenen, welche zwar die Luft und den Wasserdampf,
                              keineswegs aber das Wasser durchlassen, bei weitem vorzuziehen. Aus einem der
                              Akademie der Wissenschaften in Paris erstatteten BerichteMan Vergleiche S. 40 in diesem Bande des polytechn. Journals.A. d. R. ersieht man, daß ein Stük Zeug, welchem man diesen Appret gegeben hatte, als
                              es eine Stunde lang mit einer Gießkanne besprizt wurde, das Wasser von seiner
                              Oberfläche gerade so wie über Wachstuch ablaufen ließ, und ohne daß dasselbe auch
                              nur in sein Inneres eindrang; als man einen solchen Zeug auf eine ebene Fläche legte
                              und mehrere Linien hoch mit Wasser bedekte, wurde ein darunter gelegtes
                              Fließ- oder Josephpapier nicht einmal befeuchtet. Auch wurde ein solcher Zeug
                              in Form eines Saks gefaltet und mit einer Wassersäule von 5 bis 6 Zoll Höhe gefüllt,
                              worauf er in mehreren Tagen keinen Tropfen Wasser entweichen ließ.
                           Da die Maschen und Nähte zwischen den Fäden, woraus diese Stoffe bestehen, durch den
                              Appret nicht ausgefüllt werden, so lassen sie Luft und Dämpfe leicht hindurchgehen
                              und merkwürdig ist es, daß mit Gasarten geschwängertes Wasser durch solche Zeuge
                              läuft, ohne daß eine Spur von ihm darin zurükbleibt. Diese Zeuge müssen also von der
                              Wachsleinwand und dem Wachstaft, bei welchen alle Poren durch die Firnißschichte
                              ausgefüllt sind, wohl unterschieden werden; sie lassen eben so wenig wie leztere den
                              Regen durch, gestatten dagegen der unmerklichen Transpiration einen Ausweg, halten
                              die thierische Wärme zurük und sind der Gesundheit nicht schädlich. Da diese
                              wasserdicht gemachten Zeuge das Wasser selbst dann nicht durchlassen, wenn es eine
                              mehrere Zoll hohe Säule bildet, sondern nur einem starken Druk nachgeben, so kann
                              natürlich auch der Regen dieses nicht bewirken; die Berichterstatter des Instituts
                              haben auch in solche Zeuge sehr hygroskopische Körper eingewikelt und sie dann zwölf
                              Stunden lang dem Regen ausgesezt, ohne daß leztere dadurch nur befeuchtet worden
                              wären.
                           Nach folgender Vorschrift kann man die Wollenzeuge und Tücher so appretiren, daß sie
                              die besprochenen Eigenschaften erhalten: man löst einerseits in zwei Pfund
                              destillirten Wassers ein Loth reine Hausenblase auf und andererseits in besonderen
                              Gefäßen zwei Loth Alaun in zwei Pfund kochenden Wassers und zwei Loth weiße Seife in
                              einem Pfund Wasser. Nachdem man diese Auflösungen, jede besonders, filtrirt hat,
                              gießt man sie zusammen in ein Gefäß, welches man über das Feuer stellt. Wenn die
                              Flüssigkeit aufgewallt hat, nimmt man sie vom Feuer und taucht die Bürste hinein,
                              womit man den auf einem Tisch ausgebreiteten Zeug auf dessen Kehrseite übergeht.
                              Nachdem dieser Zeug hinreichend troken ist, bürstet man ihn gegen den Strich;
                              endlich übergeht man ihn mit einer in reines Wasser getauchten Bürste, um ihm den
                              Glanz wieder zu benehmen, welchen er durch den angewandten Appret erhielt. Drei Tage
                              nach der Operation ist der Stoff vollkommen troken und von Wasser undurchdringlich.
                              Wenn man sehr leichte Wollenstoffe, seidene und baumwollene Zeuge wasserdicht machen
                              will, vermindert man die vorgeschriebene Quantität Wasser um die Hälfte und weicht
                              den Zeug in die Flüssigkeit ein, anstatt dieselbe mit einer Bürste aufzutragen.In Paris hat sich unter der Benennung Société hydrofuge (!) eine Gesellschaft gebildet, in
                                    deren Anstalt die Zeuge zu sehr billigen Preisen wasserdicht gemacht werden.
                                    Das oben mitgetheilte Verfahren ist übrigens in England längst bekannt, wo
                                    es für W. Potter schon im April 1835 patentirt
                                    wurde; man findet eine sehr ausführliche Beschreibung desselben im polyt.
                                    Journal Bd. LIX. S. 358. Es scheint,
                                    daß Menotti's
                                    wasserdichtmachende Seife, auf welche sich der der franz. Akademie
                                    erstattete Bericht eigentlich allein bezieht, im Wesentlichen ganz mit den
                                    von Potter angewandten Ingredienzien
                                    übereinstimmt und in der Hauptsache auch dieselben
                                    Resultate liefert. Uns ist es übrigens sehr zweifelhaft, daß Tuche, welche
                                    auf ähnliche Art wasserdicht gemacht wurden, in die Länge dem Regen etc. zu
                                    widerstehen im Stande sind, da durch dergleichen Compositionen weiter nichts
                                    bewirkt seyn dürfte, als daß die Adhäsion zwischen dem Wasser und dem Stoff
                                    für die Dauer eines nur mäßigen Druks aufgehoben oder in hohem Grade
                                    vermindert ist; Zeit und Erfahrung müssen lehren, wie lange dieser Zustand
                                    nach jedesmaliger Behandlung der Zeuge mit obiger Composition anhält. Eine
                                    aus Seife, Leim, Alaun und Schwefelsäure bestehende Mischung, unter dem
                                    Namen Ackermann'sche Flüssigkeit bekannt, wurde
                                    in früherer Zeit auch schon benuzt, um leinene Filtrirbeutel etc. gegen die
                                    Feuchtigkeit zu schüzen, ohne daß ihre Poren verstopft werden (polytechn.
                                    Journal Bd. LI. S. 128).A. d. R.