| Titel: | Beschreibung eines vollkommen sicheren Knallgasgebläses; von W. H. Weekes. | 
| Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. CVI., S. 449 | 
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                        CVI.
                        Beschreibung eines vollkommen sicheren
                           Knallgasgeblaͤses; von W.
                              H. Weekes.
                        Aus Sturgeon's Annals of Electricity and Chemistry Bd.
                              IV. S. 192
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Weeke's Beschreibung eines vollkommen sichern
                           Knallgasgeblaͤses.
                        
                     
                        
                           Um das Knallgasgebläse gegen Explosionen zu sichern, hat man bisher hauptsächlich
                              zweierlei Methoden angewandt; die eine besteht darin, sowohl das Sauerstoff-
                              als das Wasserstoffgas in einen besonderen Behälter zu bringen und sie dann in dem
                              zur Wasserbildung erforderlichen Verhältniß unmittelbar erst vor ihrem Austritt am
                              Ende der Gasröhre sich vermischen zu lassen und hierauf zu entzünden. Diese Methode
                              hat ohne Zweifel das Verdienst vollkommener Sicherheit, allein ich war bei
                              vieljähriger Anwendung derselben nie im Stande, einen so hohen und gleichförmigen
                              Hizgrad hervorzubringen, wie mit Gasarten, welche vorher schon vermischt worden
                              sind. Die zweite Methode besteht darin, die Gasarten in dem erforderlichen
                              Verhältnisse mit einander zu vermischen, ehe man sie in das Gebläse leitet und dann
                              ein Zurüktreten der Oxy-Hpdrogenflamme durch irgend ein Sicherheitsmedium zu
                              verhüten. Bekanntlich ist das Knallgas unter einem gewissen Temperaturgrade nicht
                              entzündlich; die Hize z.B., welche ein gewöhnliches Zunderholz im glühenden Zustande
                              besizt, kann einen Strom dieses Gases nicht entzünden, es sey denn, daß das Holz
                              vorher zu einer Flamme angefacht wird; es muß daher auch jede Substanz, welche das
                              Gas durch ihre Zwischenräume frei passiren läßt und zugleich die Temperatur des
                              brennenden Stroms unter den Punkt seiner möglichen Verbrennung vermindert, auch
                              nothwendig seine Rükkehr in glühendem Zustande zum Gasreservoir verhindern. Um
                              dieses zu bewirken, hat man entweder eine auf einander geschichtete Reihe
                              Drahtgazescheiben, oder mit Eisen- und Stahlfeile gefüllte Röhren, vorzüglich
                              aber Bündel dünner Drähte, welche der Länge nach in eine messingene Röhre
                              eingeschlossen wurden, angewandt. Die Erfahrung hat mir jedoch gelehrt, daß
                              wenigstens die Drahtbündel nicht immer die Explosionen verhindern, denn wenn
                              zufällig Feuchtigkeit zwischen sie gelangt oder sie rosteten, was bei häusigem
                              Gebrauch derselben unfehlbar eintreten wird, so ist eine Explosion und die
                              Zertrümmerung des Apparats nothwendige Folge davon. Den unten beschriebenen Apparat,
                              wobei ein mit Kieselkörnchen gefülltes Sicherheitsrohr angewandt wird, habe ich aber
                              viele Jahre lang und in einigen tausend Fällen benuzt und vollkommen sicher
                              befunden.
                           
                        
                           Beschreibung des
                                 Knallgasgeblaͤses.
                           Fig. 6 auf
                              Taf. VI ist ein senkrechter Durchschnitt durch die Mitte des Apparates, welcher sich
                              nach der Zeichnung ohne Beihülfe von Buchstaben deutlich genug beschreiben läßt; der
                              Körper desselben besteht aus einem cylindrischen Gefäß von 11 Zoll in der Höhe und 4
                              1/2 Zoll Durchmesser; es ist aus Kupferblech von beiläufig 1/16 Zoll Dike verfertigt
                              und steht fest auf einem kreisrunden Fuß aus demselben Material, welcher um 1 1/4
                              Zoll darüber hinausreicht. Die kreisförmige Scheibe oben auf dem Cylinder, worauf
                              die Röhren mit ihrem Zubehör angebracht sind, ist nicht für immer an ihrer Stelle
                              befestigt, sondern mit einem Rand versehen, welcher 3/8 Zoll tief in den Cylinder
                              hineinpaßt; die zwei einander berührenden Flächen werden entweder so abgeschliffen,
                              daß sie luftdicht passen oder mit irgend einem Kitt, welcher bei einer niedrigen
                              Temperatur schmilzt, gedichtet. Ein solcher Kitt ist deßwegen nöthig, damit man mit
                              Hülfe einer Weingeistlampe in wenigen Secunden den Dekel des Instruments leicht
                              beseitigen und wieder an seine Stelle bringen kann, obgleich es nur selten vorkommt,
                              daß man in das Innere des Cylinders gelangen können muß. Wie man in dem
                              Querdurchschnitt sieht, sind auf der kupfernen Scheibe, welche den Dekel des
                              Instruments bildet, neben einander (in einer durch ihren Mittelpunkt gehenden Linie) drei messingene Röhren
                              angebracht; dieselben sind an ihrem unteren Rand für immer in den Dekel gelöthet und
                              an ihrem unteren Ende, um sie in der erforderlichen Stellung fest zu erhalten, von
                              einem zweiten Röhrenstük concentrisch umgeben. Ich will nun den Zwek einer jeden
                              derselben erklären.
                           Die Röhre zur Rechten ist 2 3/4 Zoll hoch, hat 1 1/4 Zoll im Durchmesser und ist oben
                              mit einem Dekel versehen, welcher auf die lederne Unterlage luftdicht aufgeschraubt
                              werden kann. An der Seite dieser senkrechten Röhre geht eine zweite horizontal
                              heraus, welche 3/4 Zoll lang und mit einem Sperrhahn versehen ist; an ihrem
                              entgegengesezten Ende ist sie mit der anstoßenden Sicherheitsröhre verbunden, welche
                              leztere 3 Zoll lang ist, 7/8 Zoll im Durchmesser hat und an deren anderem Ende auf
                              eine Entfernung von 5/8 Zoll ein starkes Messingstük herausreicht, das gehörig
                              durchbohrt ist und mit der Hauptröhre verbunden werden kann; in der Oeffnung dieses
                              Verbinbungsstükes werden die verschiedenen Gasröhren, gerade und krumme, deren man
                              bedarf, genau eingerieben; sie lassen sich dann bei den verschiedenen Operationen
                              viel schneller ansteken und wieder beseitigen, als wenn man sie, wie es gewöhnlich
                              geschieht, an das Verbindungsstük anschrauben würde. Die messingenen und rein
                              abgedrehten Gasröhren endigen sich, wie man aus der Zeichnung sieht, in eine
                              kugelförmige Erweiterung, welche sie vor Ueberhizung und Zerstörung schüzt, wenn man
                              die Gasflamme lange Zeit auf feuerfeste Körper leitet, welche sich auf einem Stük
                              Holzkohle oder anderen Unterlagen befinden.
                           Diejenige der drei Röhren auf dem Dekel, welche sich in der Mitte befindet, ist 1 3/4
                              Zoll hoch, hat 1 1/8 Zoll im Durchmesser und ist oben mit einer Messingplatte
                              bedekt, welche in der Mitte eine kegelförmige Oeffnung (von 3/8 Zoll Durchmesser am
                              oberen Rand) hat; in diese Oeffnung paßt ein kegelförmiges Ventil aus Messing
                              vollkommen luftdicht, wenn man den nöthigen Druk auf dasselbe ausübt. Lezteres
                              geschieht auf eine sehr einfache Art; an die breite Basis des Kegels ist nämlich ein
                              dünner Messingdraht gelöthet, der einen Zoll hoch über das horizontale Querstük der
                              senkrechten Stüzen hinaufreicht, die mittelst einer kleinen Schraube auf jeder Seite
                              der Hauptröhre etwas unter dem Rand ihres kreisförmigen Dekels angebracht sind.
                              Ueber diesem Draht bis zu einer Höhe von 3/4 Zoll und lose auf ihm so wie auf der
                              Kegelbasis ruhend, ist eine Stahlfeder (aus Stahldraht von beiläufig 1/16 Zoll
                              Dike), welche fünf oder sechs Windungen macht, angebracht. Auf dem oberen Ende der
                              Spirale ruht, ebenfalls lose, eine kreisförmige Scheibe aus Messing, welche 3/8 Zoll
                              im Durchmesser hat, 1/8 Zoll dik und deren obere Fläche eine vollkommene Ebene ist, während die untere
                              etwas concav und mit einem herabhängenden Rand versehen ist, um das obere Ende der
                              erwähnten Spirale in seiner gehörigen Lage zu erhalten. Auf der oberen Fläche dieser
                              kleinen Messingscheibe ruht das Ende einer Schraube, welche in ihrer Längenrichtung
                              durchbohrt ist und frei über den senkrechten von dem Kegelventil aufsteigenden Draht
                              geht. Die hohle Schraube hat sehr feine Gänge, und wenn sie an ihrem randrirten Kopf
                              gedreht wird, wirkt sie auf die auf der Spiralfeder ruhende Messingscheibe, indem
                              die Mutter der Schraube in dem Führungsstük eingeschnitten ist, und so kann man
                              mittelst der Spirale sehr leicht einen Druk von beliebiger Stärke auf das
                              Kegelventil ausüben, ohne die freie Spielung des Ventils selbst zu hindern.
                           Die dritte oder enge Röhre, welche zur Linken auf dem Dekel des Instruments
                              angebracht ist, kann 1 1/2 Zoll Höhe und beiläufig 5/8 Zoll inneren Durchmesser
                              haben; sie wird bloß mit einem randrirten aufgeschraubten Dekel und einer
                              untergelegten Lederscheibe verschlossen, um sie beim Gebrauch des Apparates
                              luftdicht zu erhalten.
                           An der linken Seite des kupfernen Cylinders, beiläufig 1 1/2 Zoll unter seinem Dekel,
                              steht ein massiver Sperrhahn heraus, welcher sich entweder wie gewöhnlich in eine
                              Schraube oder auch in einen halbkugelförmigen Ansaz endigt, in dessen Mitte sich
                              eine glatte cylindrische Oeffnung befindet, um eine entsprechende Röhre, welche
                              luftdicht eingepaßt werden kann, aufzunehmen. Dieser Sperrhahn steht durch ein
                              gewöhnliches Ansazstük mit einer runden kupfernen Büchse von beiläufig 1 1/4 Zoll
                              Durchmesser in Verbindung, die innerhalb des Cylinders gut angelöthet ist. Von dem
                              Hintertheil dieser Büchse und mit ihrer Oeffnung communicirend, geht quer durch die
                              Mitte des Cylinders eine kupferne Röhre von 3/8 Zoll Bohrung herab, deren unteres
                              Ende parallel mit der Basis des Gefäßes ist; dieses Ende ist mit vier oder fünf
                              Löchern von der Stärke einer großen Striknadel versehen und reicht bis zu einem
                              halben Zoll auf den Boden des Cylinders hinab; um die Röhre in ihrer diagonalen Lage
                              sicher zu erhalten, ist sie fest an den Rüken der erwähnten kupfernen Büchse
                              elöthet. Bis auf 3/4 Zoll geht unter dem Mittelpunkt des Bodens des kupfernen
                              Cylinders eine messingene Röhre von beiläufig 5/8 Zoll Bohrung herauf, welche man
                              natürlich nur in der Durchschnittszeichnung sehen kann. Diese Röhre wird für
                              gewöhnlich mit einem guten Hahn verschlossen und dient nach Beseitigung dieses
                              lezteren zum Auslassen des Wassers, wenn der Apparat in Verbindung mit einem
                              Reservoir von gemischten Gasarten benuzt wird.
                           Das bisher beschriebene Instrument ist wohl so tragbar, als man es verlangen kann, da
                              es ganz aus Metall besteht und sammt den Sperrhähnen, der Sicherheitsröhre etc., nebst einem halben
                              Duzend Gasröhren von 1/25 bis 1/10 und 1/8 Zoll Bohrung nur 3 Pfd. wiegt.
                           
                        
                           Zusammenstellung des
                                 Apparates.
                           Nachdem man die untere Oeffnung des kupfernen Gefäßes mit einem guten elastischen
                              Kork verschlossen hat, schraubt man die Kappe auf der Röhre zur Linken los und gießt
                              durch einen kleinen Trichter so lange Wasser in den Cylinder, bis es nur mehr 3/4
                              Zoll vom Boden der Röhren entfernt ist, und also einen Raum leer läßt, welcher in
                              der Durchschnittszeichnung unschraffirt dargestellt ist. Nachdem der Trichter
                              beseitigt und die Röhre zur Linken wieder verschlossen ist, nimmt man nun die
                              Lederscheibe der Hauptröhre zur Rechten weg, um sie, jedoch nicht zu dicht, mit
                              einem Stük guten, weichen und schwach befeuchteten
                              Schwamms von gleichförmiger Textur auszustopfen, worauf man ihre Lederscheibe wieder
                              aufsezt und sie luftdicht schließt.
                           Um Kieselkörnchen zum Beschiken der bereits beschriebenen Sicherheitsröhre zu
                              gewinnen, schlämmt man eine Quantität sogenannten Triebsand (welchen man in Menge
                              auf allen unseren macadamisirten Straßen findet) wiederholt mit Wasser, bis nur mehr
                              Kieselkörnchen rükständig sind. Diese werden zuerst getroknet und dann die großen
                              und unregelmäßigen von den brauchbaren durch ein geeignetes Sieb getrennt, welches
                              nur die feineren und gleichförmigsten Körnchen hindurchläßt; mit diesen wird die
                              Sicherheitsröhre genau gefüllt, so daß zwischen den
                              Körnern keine Bewegung oder Plazveränderung stattfinden kann, wenn die Röhre an
                              ihren Sperrhahn angeschraubt wird, worauf man endlich die zu dem beabsichtigten
                              Versuch geeignete Gasröhre mit der zubereiteten Sicherheitsröhre verbindet.
                           Das Ventil auf der in der Mitte des Instruments befindlichen Messingröhre, dessen
                              Einrichtung ich so ausführlich beschrieben habe, kann zwar ein
                              Hydro-Oxygengasgebläse dieser Art durchaus nicht sicherer machen, denn das
                              mit Kieselkörnchen gefüllte Sicherheitsrohr ist, wie ich mich durch zwölfjährige
                              Praxis überzeugt habe, so verläßlich, daß ich mich keinen Augenblik bedenken würde,
                              mein Kieselrohr ohne alles Zwischenmittel geradezu an einen mit tausend Kubikfuß
                              Knallgas gefüllten Gasometer anzuschrauben, und neben demselben zu operiren; wenn
                              das Knallgasgebläse in allgemeinen Gebrauch kommen soll, so ist es aber außer seiner
                              absoluten Sicherheit auch noch unumgänglich nöthig, daß sich Jedermann von dieser
                              Sicherheit desselben augenscheinlich überzeugen kann. Aus diesem Grunde habe ich das
                              beschriebene Ventil beibehalten, auf welches ganz leicht jeder beliebige Druk
                              ausgeübt werden kann, indem man den randrirten Kopf der senkrechten Schraube
                              dreht.
                           
                           Nachdem die erwähnten Anordnungen getroffen worden sind, bringt man das
                              Knallgasgebläse gegen das linke Ende eines starken und ziemlich schweren Tisches von
                              geeigneter Höhe (man sehe Fig. 7) und stellt dann
                              die Verbindung zwischen dem Gebläse und dem Gasbehälter durch eine etwa drei bis
                              vier Fuß lange Kautschukröhre her, deren eines Ende man an den Sperrhahn des
                              Gasbehälters, das andere aber an denjenigen des Gebläses anschraubt. Der Gasbehälter
                              soll ganz im Bereich der linken Hand des Experimentators seyn. Die verschiedenen
                              Gasbehälter, welche nach dem hydrostatischen Princip wirken, fand ich für das
                              Knallgasgebläse nicht geeignet, weil man dabei einen Gehülfen nicht wohl entbehren
                              kann und damit auch keinen gleichförmigen Druk zu erzielen im Stande ist; beide
                              Uebelstände sind aber bei dem auf der Tafel abgebildeten Gasbehälter und Gasometer
                              (welcher mehrere Kubikfuß Knallgas faßt) vermieden; seine Einrichtung ist so
                              einleuchtend, daß sie keiner näheren Beschreibung bedarf.
                           
                        
                           Behandlung des Apparates.
                           Nachdem die nöthigen Vorbereitungen getroffen sind, stellt sich der Experimentator an
                              die lange Seite des Tisches dem Gebläse B gerade
                              gegenüber; er hat dann mit seiner rechten Hand den entzündeten Gasstrom und die
                              verschiedenen Unterlagen, worauf sich die zu schmelzenden Körper etc. befinden, ganz
                              in der Gewalt, während er mit seiner linken Hand den Gasbehälter A und die Speisung des Gebläses B von ihm aus dirigirt. Vor Allem belastet er die umgestürzte Gasgloke mit
                              dem erforderlichen Gewicht, worauf er den Hahn zunächst am Sicherheitsrohre
                              aufdreht, entweder ganz, oder so weit es nöthig erachtet wird. Hierauf stellt er die
                              Verbindung mit dem Gasbehälter her, indem er mit seiner linken Hand nacheinander die
                              anderen zwei Sperrhähne öffnet, worauf man sogleich ein fortwährendes Gurgeln hört,
                              weil das Gas in der kupfernen Röhre, welche in dem Cylinder des Gebläses angebracht
                              ist, herab und durch das Wasser in diesem Cylinder wieder hinauf steigt. Man kann
                              nun sogleich ein Licht an das Ende der Gasröhre halten und einen Flammenkegel von
                              zwei bis zwölf Zoll Länge auf den zu behandelnden Gegenstand leiten (die Länge und
                              der Durchmesser der Flamme hängen von dem Druk auf die umgestürzte Gasgloke –
                              den sogenannten Gasometer – und von der Oeffnung der angewandten Gasröhren
                              abDie Länge der Flamme ist von keiner praktischen Wichtigkeit, der Punkt der
                                    größten Hize ist wirklich nahe an der Oeffnung der Röhre, von welcher das
                                    Gas ausströmt. So wenig aber die Länge der Gasflamme bei den Versuchen in Betracht
                                    kommen kann, so vortheilhaft ist die möglichste Vergrößerung ihres
                                    Durchmessers, weil sie uns nicht nur in Stand sezt, dieselbe aus viel
                                    größere Körper wirken zu lassen, sondern überdieß die Hize dadurch bedeutend
                                    verstärkt wird. Gerade diese Vergrößerung ihres Durchmessers läßt sich aber
                                    mittelst des beschriebenen Gebläses leichter als mit allen mir bekannt
                                    gewordenen Apparaten dieser Art bewirken, besonders auch, wenn man die
                                    Gasflamme niederwärts auf einen Körper wirken lassen will.A. d. O.. So lange man mit dem Apparat fortarbeiten will, ist es Behufs temporärer
                              Unterbrechungen des Gasstroms unnöthig, den Hahn am Gasbehälter (A), welcher mit der Kautschukröhre direct verbunden ist,
                              abzusperren; denn nachdem der Hahn an der linken Seite des Gebläses (B) abgesperrt ist – durch diesen soll man immer
                              vorzugsweise den Gasstrom absperren und reguliren – wird die Gasflamme
                              augenbliklich erlöschen und zwar mit einem nur ganz schwachen Knall, welcher einzig
                              durch die Explosion des noch zwischen dem Knopf der Gasröhre und dem vorderen Ende
                              der Sicherheitsröhre zurükgebliebenen Knallgases entsteht.
                           
                        
                           Bemerkungen uͤber das
                                 Sicherheitsprincip.
                           Ich habe schon bei Beschreibung der Durchschnittszeichnung erwähnt, daß das Wasser
                              3/4 Zoll unter dem Dekel des kupfernen Cylinders steht und dieser Zwischenraum also
                              so lange durch atmosphärische Luft ausgefüllt bleibt, bis dieselbe durch das
                              hineingelassene Knallgas ausgetrieben ist, was bald erfolgt, wenn man den Apparat in
                              Thätigkeit sezt. Diese Anordnung ist nöthig, damit das Wasser bei dem fortwährenden
                              Durchstreichen der Knallgasblasen nicht in die senkrechte Hauptröhre aufsteigen
                              kann, welche bekanntlich mit SchwammSchon vor mehreren Jahren habe ich im Mechanics'
                                       Magazine (polyt. Journal Bd.
                                       XXVI. S. 295 und Bd. XXVII. S.
                                       27 Bemerkungen über die Verbrennung der gemischten
                                    Gasarten und einen Apparat zur sicheren Verbrennung des Knallgases
                                    mitgetheilt, bei welchem als Sicherheitsmedium lediglich der gewöhnliche
                                    Badeschwamm angewandt war; man kann sich jedoch auf denselben nur dann
                                    vollkommen verlassen, wenn man die von mir daselbst angegebenen
                                    Vorsichtsmaaßregeln streng befolgt, denn sonst können und werden
                                    Explosionen, auch wenn der Schwamm troken wird und einschrumpft, dennoch
                                    eintreten; bei dem mit Kieselkörnchen gefüllten Sicherheitsrohr und der
                                    sonstigen Einrichtung des neuen Gebläses ist aber selbst dem sorglosesten
                                    Experimentator jede Gefahr unmöglich gemacht.A. d. O. ausgefüllt ist; der Schwamm in dieser hat zu verhindern, daß irgend eine
                              Feuchtigkeit in Folge des Zerplazens der Gasblasen in den Sperrhahn und von da
                              zwischen die Kieselkörner der Sicherheitsröhre gelangen kann; diesen Zwek erfüllt er
                              auch vollkommen. Angenommen nun der entzündete Gasstrom könnte durch irgend eine
                              Veranlassung zurüktreten und durch die Sicherheitsröhre zurükbrennen, so wäre schon
                              die Schwammschichte in der Hauptröhre hinreichend, ihn auszulöschen; und selbst den
                              Fall gesezt, der Schwamm sollte den Lauf des Gases nicht aufhalten, so wäre der
                              Erfolg bloß der, daß eine nur drei bis vier Kubikzoll betragende Quantität
                              explodiren, somit das Kegelventil in der mittleren Röhre sich heben und ein keinen
                              weiteren Schaden bringender Knall erfolgen würde. Natürlich kann sich eine solche
                              Explosion niemals auf die eigentlich gefährliche Stelle, nämlich auf den mit dem
                              Gebläse verbundenen Gasbehälter ausdehnen, weil die Flamme eine Wassersäule von
                              beinahe einem Fuß Höhe von oben nach unten durchstreichen müßte.
                           
                        
                           
                           Zusaz.Ueber die Fixirung mikroskopischer Lichtbilder mittelst des
                                 Knallgas-Mikroskops.
                           Das Hydro-Oxygengas- oder Knallgas-Gebläse ist bekanntlich in
                              der neuesten Zeit vielfach zu mikroskopischen Untersuchungen benuzt wordenEine Beschreibung von Pritchard's Knallgas-Mikroskop findet man im
                                    polytechnischen Journal Bd. LXIV. S.
                                       350.A. d. R.; endlich hat man es auch zur Darstellung mikroskopischer Lichtbilder auf
                              Metallplatten, nach dem Daguerre'schen Verfahren, angewandt. Bereits am 29. November
                              des Jahres 1838 legten Hr. Professor Dr. Göppert und Hr. Director Gebauer (in Breslau) der schlesischen
                              Gesellschaft für vaterländische Cultur gelungene Proben
                              solcher Lichtbilder vor und in der allgemeinen Versammlung dieses Vereins am 29.
                              November des vorigen Jahres erstatteten sie hierüber folgenden gemeinschaftlichen
                              Bericht:Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesellschaft für
                                    vaterländische Cultur im Jahre 1839, (Breslau 1840) S. 84.
                              								
                           
                              „Wir begnügten uns bisher mit der vorläufigen Anzeige, welche aus den
                                 hiesigen Zeitungen in die preußische Staatszeitung vom 5. Decbr. und andere
                                 politische Blätter, so wie auch in die keinem Naturforscher unbekannte
                                 Zeitschrift des Herrn von
                                    Froriep: „Neue Notizen, im December, Nr. 252, S.
                                    231,“ überging. Obschon wir Willens waren, später ausführlicher
                                 darüber zu berichten, so sahen wir uns doch durch die jüngst (aus dem
                                 Oesterreichischen Beobachter entlehnte) in der preußischen Staatszeitung vom 4.
                                 März enthaltene, während des Drukes des Berichtes der Section erschienene Notiz,
                                 daß Herr von Ettingshausen
                                 dergleichen ebenfalls dargestellt habe,Man vergl. S. 78 in diesem Bde. des polytechn. Journals. veranlaßt, an unsere ältere Beobachtung zu
                                 erinnern, woran wir einen kurzen Bericht über das ganze Verfahren und die
                                 Anwendung des Hydro-Oxygengas-Mikroskops zu dergleichen Zweken
                                 überhaupt knüpfen wollen.
                              
                           
                              Die schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur vermehrte auf unsern
                                 Vorschlag ihren physikalischen Apparat durch ein mittelst des Drummond'schen
                                 Lichtes erleuchtetes Mikroskop, gewöhnlich
                                 Hydro-Oxygengas-Mikroskop genannt, welches in der That
                                 vortreffliche Dienste leistet, wenn es sich darum handelt, nicht etwa specielle
                                 Untersuchungen anzustellen, sondern bereits erlangte mikroskopische Resultate
                                 einem größeren Auditorium mitzutheilen. Von den thierischen Organisationen
                                 lassen sich nach den Erfahrungen unseres Freundes, Herrn Professors Purkinje, die Structur der
                                 Oberhaut und der übrigen Horngebilde, die Darmzotten, die Capillargefäße, nach
                                 ihren mannichfaltigen Verzweigungen, die Knochen, Zähne, das Muskel-,
                                 Nerven- und Drüsengewebe, nach zwekmäßiger Präparation darstellen, so wie
                                 auch die äußeren Bedekungen aller Thierklassen, Haare, Schuppen, Panzer,
                                 Flügeldeken, Flügel, der verschieden geformten Augen, Fühlhörner, Extremitäten,
                                 Eingeweide, und bei sorgfältiger Zubereitung auch das Nervensystem, kleine,
                                 durchsichtige Thiere, Larven von Wassernymphen, kleine Wasserkrebse, Infusorien
                                 der größeren Art, einen eben so trefflichen als belehrenden Anblik gewähren.
                                 Jedoch viel nüzlicher und brauchbarer ist das Instrument für die Anatomie der
                                 Pflanzen, wo es so oft darauf ankommt, die mikroskopische Structur eines
                                 größeren Abschnittes zu übersehen, als man jemals unter einem gewöhnlichen
                                 Mikroskop zu überbliken vermag, wie z.B. Querschnitte von Pflanzenstämmchen, um
                                 das Verhältniß und die Lage der Gefäße und Zellen zu einander deutlich zu
                                 machen. Hinreichend klar erschien uns unter Anderm das Zellgewebe in seinen
                                 verschiedenen regelmäßigen und unregelmäßigen Formen, Haare, wie z.B. die in den
                                 Luftgängen der Blumenstiele der Nymphaea-Arten, die festen Secrete in den Zellen (die
                                 Stärkemehlkörner und die Krystalle oder Raphiden),
                                 ferner die Spiralgefäßbündel, die Spiralgefäße selbst aber nur im abgerollten
                                 Zustande, die Umrisse der Pollen nebst dem heraustretenden Inhalte, den
                                 gegliederten Ring der Fruchtkapsel der Farrnkräuter u.s.w., so daß man in der
                                 That, wie einer von uns (Göppert) bereits gethan, einen fast vollständigen
                                 Cursus der Anatomie und Physiologie der Pflanzen, der nur bei einigen genauem,
                                 die Wandungen der Gefäße z.B. betreffenden Parthieen durch das zusammengesezte
                                 Mikroskop nachzuhelfen ist, einem größern Publicum, mit Hülfe dieses
                                 Instruments, zu erläutern vermag. Unser Verfahren hiebei war, daß wir das zu
                                 verwendende Wasser- und Sauerstoffgas aus getrennten Gasbehältern unter
                                 0,7 Meter (2 Fuß) Wasserdruk in ein Rohr mit Platinspize gegen einen drehbaren
                                 Kalkcylinder entzündet treten ließen, und das durch das Erglühen des Kalkes
                                 erzeugte LichtHerr Director Gebauer wiederholte auch in der allgemeinen Sizung am
                                       28. Oktober die merkwürdigen Versuche von Gaudin, durch Schmelzen der Thonerde mittelst der
                                       Knallgasflamme Sapphir und durch Zusaz eines
                                       Minimums von chromsaurem Kali Rubin
                                       darzustellen (polytechnisches Journal
                                       												Bd. LXXIII. S. 316.), mit
                                       gleichem glüklichen Erfolge, indem die so erhaltenen Producte dieselbe
                                       Härte wie jene Edelsteine und die Sapphire auch gleiche Durchsichtigkeit
                                       zeigten.A. d. O. durch zwei 5 1/2zöllige Linsen von 12 Zoll Brennweite und eine kleinere von 6 Zoll
                                 Brennweite auf einen kleinern Brennraum concentrirten, in welchen wir das Object
                                 stellten. Hinter das Object wurden die Vergrößerungslinsen passend eingefügt und
                                 die erzeugten Bilder auf einer gegenüber gestellten weißen Tafel aufgefangen.
                                 Rükt man die Tafel, auf welche das Bild fällt, dem Instrumente hinreichend nahe,
                                 so erhält dasselbe so bestimmte Umrisse, wie es zur Darstellung einer Zeichnung
                                 nothwendig wird. Nimmt man statt des Schirmes ein mattgeschliffenes Glas, so
                                 erscheint das Bild mit solcher Helligkeit, daß eine Durchzeichnung mit großer
                                 Genauigkeit stattfinden kann. Die Deutlichkeit und Schärfe der Bilder wird noch
                                 um Vieles erhöht, wenn man die von Herrn Seligue mit so vielem Erfolge angewandte
                                 Combination mehrerer achromatischer Linsen auch hier versucht, wozu wir
                                 treffliche, von Hrn. Schiel in Berlin gefertigte Linsensäze, die Combination 1, 2, 3,
                                 und 3, 4, 5, verwendeten. Jedoch darf man seine Erwartungen nicht zu hoch
                                 spannen, und nicht vergessen, daß hier immer nur die Schatten der Gegenstände
                                 sichtbar werden, und daß daher das Instrument, möchte es auch noch so sehr
                                 verbessert werden, niemals das gewöhnliche Mikroskop an Schärfe und Bestimmtheit
                                 der Umrisse auch im entferntesten zu ersezen, geschweige zu feineren
                                 mikroskopischen Untersuchungen zu dienen vermag. Die oben genannten Gegenstände
                                 mikroskopischer Anatomie lassen sich allerdings darstellen, aber sehr zarte,
                                 durchsichtige, wie Längsschnitte engwandiger Zellen und Gefäße, so wie
                                 Vertiefungen (Punkte), Streifen, Spiralwindungen auf den Wänden derselben, wie
                                 überhaupt äußerst durchsichtige Objecte, wie sie bei dem Studium der
                                 Entwikelungsgeschichte der Thiere und Pflanzen vorkommen, kann man, weil sie einen zu geringen Schatten werfen, niemals
                                 auf eine Weise verdeutlichen, daß man irgend eine genaue Vorstellung davon zu
                                 erlangen vermöchte. So sieht man, um dieß nur durch ein paar Beispiele zu
                                 beweisen, die Zellen, aber nicht die Intercellulargänge, wie schon erwähnt; man
                                 erkennt die in den Luftgängen der Nymphaea-Arten sizenden Haare, aber nicht die punktirte
                                 Beschaffenheit ihrer Zellen; man erkennt das Sazmehl in den Zellen der Kartoffel
                                 als schwärzliche Körnchen, ohne natürlich auch nur einen Begriff von ihrer
                                 eigentlichen Structur, der concentrischen Beschaffenheit ihrer Häute zu
                                 erlangen; bei dem Querschnitte eines dikotyledonen Stämmchens erscheinen die
                                 Rindenzellen nicht, wenn sie zu viel grüne Körner oder andere feste Secrete
                                 enthalten, und eben so wenig die Bast- und Markstrahlenzellen, weil sie
                                 zu eng sind, um das Licht hindurchzulassen, aber wohl die Zellen des Markes, die
                                 punktirten Gefäße und die größeren Holzzellen und dergleichen mehr. Bei weichen
                                 Pflanzentheilen, die sich nur unter Wasser deutlich zeigen lassen, steigern sich
                                 noch die Schwierigkeiten, insofern es äußerst schwer hält, Objecte ohne
                                 Luftblasen zwischen Glasplatten einzuschließen. Sind die lezteren vorhanden, so
                                 tragen sie augenbliklich zur Veränderung des Focus bei, und der Gegenstand wird
                                 nur theilweise oder unvollkommen dargestellt. – Dessen ungeachtet kamen
                                 wir eben durch diese Versuche auf den Gedanken, die glänzende Entdekung von
                                 Herrn Daguerre auf diese
                                 Weise auch zur Fixirung mikroskopischer Bilder zu verwenden. Wir verfuhren dabei
                                 ganz nach der von demselben publicirten Beschreibung bei der Behandlung der dazu
                                 zu verwendenden plattirten Kupferplatten, und brachten nur die zubereitete
                                 jodirte Platte anstatt in die Camera obscura, in den
                                 Focus der Vergrößerungs-Linse des
                                 Hydro-Oxygengas-Mikroskops, und sezten sie 15 bis 20 Minuten lang
                                 der Einwirkung des Knallgaslichtes aus – eine Zeit, die, unserer
                                 Erfahrung gemäß, vollkommen ausreichte. – Alles,
                                    was wir nun mittelst des Hydro-Oxygengas-Mikroskopes zu zeigen
                                    vermögen, läßt sich natürlich auf diese Weise auch auf die jodirte
                                    Kupferplatte fixiren, und zwar in der Art, daß das erhaltene Bild eine
                                    Mattweiße Abbildung der durchsichtigen Theile des Objectes darstellt, der
                                    Körper des Objectes selbst aber unbezeichnet bleibt, indem an seiner Stelle
                                    die Platte nur mit Metallglanz erscheint. – Jedoch können wir
                                 nicht umhin, zu bemerken, daß diese Versuche, ungeachtet des erwünschten
                                 Erfolges, doch, rüksichtlich ihrer Umständlichkeit und der Kostspieligkeit der
                                 dazu erforderlichen Apparate, gegenwärtig wenigstens,
                                 mehr wissenschaftlich interessant, als eben von großem praktischem Nuzen zur
                                 Anfertigung mikroskopischer Zeichnungen, wie vielleicht Viele und auch wir
                                 anfangs hofften, zu seyn scheinen. So angenehm es uns auch war, dem
                                 Dagurrre'schen Verfahren zuerst auf diese Weise eine größere Anwendbarkeit
                                 gegeben zu haben, sind wir doch weit davon entfernt, das von uns Erlangte
                                 überschäzen zu wollen, und schrieben diese Bemerkungen nur nieder, um auch
                                 Andere davor zu bewahren.“
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
