| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von Glas und anderen zu architektonischen Zweken verwendbaren verglasten Gegenständen, worauf sich Adolph Heinrich Ernst Ragon, Professor zu Middlesex, am 5. November 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. X., S. 44 | 
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                        X.
                        Verbesserungen in der Fabrication von Glas und
                           								anderen zu architektonischen Zweken verwendbaren verglasten Gegenstaͤnden, worauf
                           								sich Adolph Heinrich Ernst
                              									Ragon, Professor zu Middlesex, am 5.
                              									November 1838 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1840,
                              									S. 237.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Ragon's Verbesserungen in der Fabrication von Glas.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung betrifft: 1) ein Verfahren, nach welchem der Sand oder die sonstigen
                              									zur Glasfabrication dienenden kieseligen Substanzen gereinigt werden sollen, bevor
                              									man sie zum Glassaze verwendet, um auf diese Weise, wenn auch die übrigen zur
                              									Glasfabrication gehörigen Stoffe gehörig gereinigt worden, der Erzielung eines
                              									vollkommen reinen und farblosen Glases sicher zu seyn, und keines Mittels zu
                              									bedürfen, welches die sonst zum Vorscheine kommenden Farben wieder aufhebt.
                           Sie betrifft 2) eine Methode, nach der man direct aus dem Schmelztiegel Glasplatten
                              									gießen oder auf sonstige Weise formen kann, welche glätter und ebener ausfallen, als
                              									nach den dermalen gebräuchlichen Methoden.
                           3) eine Modification des bei der Glasfabrication gebräuchlichen Ofens, wodurch die in
                              									den Häfen befindliche Masse während der Schmelzung besser gegen zufällige
                              									Verunreinigungen geschüzt, und zugleich auch die Hize besser regulirt wird.
                           4) eine Verbesserung des Kühlprocesses, der gemäß die Wärme des Schmelzofens zum
                              									Kühlen des Glases verwendet werden soll.
                           5) endlich die Verwendung der Schlake der Schmelzöfen oder der Glasgalle zu
                              									verschiedenen architektonischen Zweken.
                           
                           Was den ersten Theil, nämlich die Reinigung der kieselerdehaltigen Substanz betrifft,
                              									so beruht dieser darauf, daß ich diese Substanz auflöse, um dann das in ihr
                              									enthaltene Eisen oder die sonstigen Unreinigkeiten so wegschaffen zu können, daß zum
                              									Behufe der Vermengung mit dem Alkali und den übrigen Bestandtheilen des Glassazes
                              									beinahe reine Kieselerde zurükbleibt. Die Kieselerde kann auf verschiedene Weise
                              									aufgelöst werden; am passendsten scheint mir jedoch folgendes Verfahren. Man
                              									vermenge Schwefelsäure, Flußspath und Kieselerde zu beinahe gleichen Theilen, und
                              									erwärme dieses Gemisch in einer Retorte, die am besten aus Blei besteht, bis auf
                              									einen Grad, welcher dem Blei keinen Schaden bringt. Es entwikelt sich hiebei
                              									kieselflußsaures Gas, welches, wenn man es in Wasser leitet, reine Kieselerde
                              									absezt, die dann durch Filtration, oder auf irgend eine andere Weise gewonnen werden
                              									kann. Die rükständige Flüssigkeit, welche Kieselfluorwasserstoffsäure ist, gibt,
                              									wenn man sie auf 41 Theile mit ungefähr 60 Theilen Kochsalzauflösung versezt und zur
                              									Trokenheit eindampft, kieselflußsaures Natron, welches als Material zur
                              									Glasbereitung dienen kann. Man kann übrigens auch einen Theil Quarzsand oder eine
                              									andere kieselige Substanz mit drei Theilen Alkali oder gewöhnlicher Soda in einem
                              									Tiegel bei einer mäßigen Rothglühhize calciniren, die geschmolzene Masse in Wasser
                              									auflösen, und die klare, durch Filtration oder Abgießen von den aufgelöst
                              									gebliebenen Unreinigkeiten abgeschiedene Flüssigkeit bis zur Trokenheit eindampfen,
                              									um auf diese Weise kieselsaures Natron zu erlangen. Oder man kann, um reine
                              									Kieselerde zu erhalten, diese mit Kalk oder Kalkwasser aus der Auflösung
                              									niederschlagen. Beide Methoden mit einander in Verbindung gebracht, gaben ein
                              									wohlfeiles Material.
                           Dem zweiten Theile meiner Erfindung gemäß gieße ich die flüssige Glasmasse, so wie es
                              									gewöhnlich zu geschehen pflegt, auf eine polirte Metallplatte; anstatt jedoch das
                              									ausgegossene Glas mit einer Walze auszubreiten, bringe ich eine Metallplatte darauf,
                              									mit welcher die Glasmasse zu einer Platte von gewünschter Dike und Größe ausgepreßt
                              									wird. Die Dike und die Dimensionen werden durch Streifen, welche man auf der unteren
                              									Platte anbringt, und durch welche einem zu weiten Herabsinken der oberen Platte
                              									vorgebeugt wird, hervorgebracht. Die Glasplatten fallen, wenn man die obere
                              									Metallplatte bis zum Abkühlen derselben auf ihnen beläßt, viel ebener und glätter
                              									aus, als sie durch das Walzen erzielt werden können; sie verursachen daher auch beim
                              									Schleifen viel weniger Arbeit. Wäre die flüssige Glasmasse zu groß, als daß sie
                              									durch das Gewicht oder den Druk der oberen Platte gehörig bezwungen werden könnte,
                              									so müßte sich leztere in Falzen, welche in den Seitentheilen der unteren Platte angebracht sind, bewegen,
                              									und unmittelbar hinter der dermalen gebräuchlichen Walze her folgen, damit sie das
                              									Glas bis zu dessen Erstarrung comprimire und somit verhindere, daß sich die
                              									Glasplatte werfe, was nur zu oft geschieht, wenn sie zu rasch der Einwirkung der
                              									atmosphärischen Luft ausgesezt wird. Alle die hiezu erforderlichen mechanischen
                              									Vorrichtungen sind zu bekannt, als daß ich auf eine weitere Beschreibung derselben
                              									einzugehen für nöthig fände.
                           Die von mir an den Schmelzöfen angebrachte Verbesserung beruht darauf, daß ich die
                              									Häfen so stelle, daß sie dem schwefelhaltigen Staube und anderen in dem
                              									Brennmateriale enthaltenen Unreinigkeiten weniger ausgesezt sind, und daß die Hize
                              									besser regulirt werden kann. Die Zeichnung wird deutlich machen, auf welche Weise
                              									ich dieß bewerkstellige.
                           Fig. 11 ist
                              									nämlich ein Längendurchschnitt, und Fig. 12 ein Aufriß meines
                              									verbesserten Ofens, an welch lezterer Figur ein Theil des Schornsteines weggelassen
                              									ist.
                           A ist der Ofen, welcher luftdicht seyn muß. B das geschlossene Aschenloch, in welches Gebläseluft
                              									von solchem Druke eingetrieben wird, daß dadurch der erforderliche Hizgrad erreicht
                              									wird. C ist die Kammer, in welche die Häfen oder Tiegel
                              									eingesezt werden. D bezeichnet die Höhe, bis zu welcher
                              									das Brennmaterial hinaufreicht. E ist ein geschlossener
                              									Speisungstrichter; F ein Feuerzug, durch den die heiße
                              									Luft in das Gewölbe des Kühlofens geleitet wird.
                           Die Verbesserungen, welche ich an dem Kühlofen anbrachte, ergeben sich gleichfalls
                              									aus den Zeichnungen. a ist eine sich drehende Tafel aus
                              									polirten feuerfesten Baksteinen, aus Stourbridge-Thon, oder aus irgend einem
                              									anderen geeigneten, auf einer gußeisernen Unterlage befestigten Materiale. Diese
                              									Tafel ruht auf Rädern, welche in einer im Kreise geführten Bahn oder Vertiefung
                              									laufen; sie dreht sich dabei um eine Achse oder Welle b.
                              									Ueber dieser Tafel nun ist das aus feuerfesten Baksteinen gebaute Gewölbe c unbeweglich angebracht. Dem von dem Ofen herlaufenden
                              									Feuerzuge F entspricht ein zur Aufnahme der heißen Luft
                              									bestimmter Canal d. Die Röhre e dagegen läßt die abgekühlte Luft entweichen. Der nach Abwärts gebogene
                              									Rand der beweglichen Tafel, auf welche das Glas gelegt wird, tritt in eine
                              									ausgetiefte mit Sand gefüllte Rinne, so daß sich die Tafel in dieser bewegen kann,
                              									ohne die heiße Luft entweichen zu lassen. Wenn das Glas z.B. 15 Tage im Kühlofen zu
                              									verbleiben hat, so muß die Tafel alle 24 Stunden um den fünfzehnten Theil ihres
                              									Umfanges umgedreht werden, damit das Glas, welches zuerst in den heißesten Theil des
                              									Kühlofens unmittelbar unter die Oeffnung oder den Feuerzug d gebracht wird, nach 15 Tagen an der kühlsten Stelle herausgenommen werden
                              									kann. Dieser fünfzehnte oder irgend ein anderer der Zahl der Abkühltage
                              									entsprechender Theil wird sodann unter den Feuerzug d
                              									vorwärts bewegt, um daselbst zur Aufnahme von frischem Glase hinreichend erhizt zu
                              									werden. Es läßt sich durch diese Einrichtung eine große Ersparniß an Brennmaterial
                              									erzielen; denn es wird alle aus dem Schmelzofen entweichende Wärme zum Kühlen oder
                              									Anlassen des Glases verwendet. Das Gewölbe des Kühlofens muß so dünn als möglich
                              									gebaut und mit Sand bedekt seyn, damit man, je nachdem man die Sandschichte diker
                              									oder dünner macht, an jedem Theile des Feuerzuges oder der Kühlstellen die
                              									Wärmeausstrahlung je nach Erforderniß verhindern oder hervorbringen kann.
                           Was endlich die Verwendung der glasigen Schlaken der zum Schmelzen von Erzen
                              									bestimmten Oefen zu architektonischen Zweken anbelangt, so beruht meine Erfindung
                              									darauf, daß ich die flüssige Schlake aus den Oefen in Mödel von verschiedener Form
                              									und Größe laufen lasse. Man kann entweder auf dem Boden oder auf dem Dekel dieser
                              									Model, oder auf beiden zugleich verschiedene Dessins oder Figuren, die man in den
                              									gegossenen Schlaken zum Vorscheine kommen lassen will, anbringen. Die Schlakenmasse
                              									der Schmelzöfen, die bisher mit Kostenaufwand weggeschafft werden mußte, und
                              									höchstens als Straßenbaumaterial verwendet wurde, erhält auf diese Weise eine sehr
                              									mannichfache Nuzanwendung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
