| Titel: | Verfahren den stinkenden Fischthranen ihren üblen Geruch zu benehmen; von W. Davidson. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XVI., S. 67 | 
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                        XVI.
                        Verfahren den stinkenden Fischthranen ihren
                           								uͤblen Geruch zu benehmen; von W. Davidson.
                        Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. April 1840,
                              									S. 258.
                        Davidson's Verfahren den stinkenden Fischthranen ihren
                           								uͤblen Geruch zu benehmen.
                        
                     
                        
                           Die gemeinen Fischthrane wären längst schon zum Brennen in Lampen und zu anderen
                              									Zweken benuzt worden, wenn sie nicht einen so widrigen Geruch hätten, welcher häufig
                              									nicht im Verhältnisse zu ihren anderen Eigenschaften steht. Blasser Robbenthran ist
                              									im Allgemeinen sehr
                              									durchsichtig und brennt gut, obgleich sein Geruch oft fast unerträglich ist. Ich gab
                              									in dem Edinburgh Journal of Science vor mehreren Jahren
                              									ein Verfahren an, nach welchem die stinkendsten Fischthrane von ihrem üblen Geruche
                              									befreit werden können, und mehrere seit dieser Zeit mit Seehundsthran u.s.w. von
                              									äußerst faulem Geruch angestellte Versuche haben diese Resultate bestätigt. Das
                              									Verfahren ist wohlfeil und besteht in der Anwendung von Chlorkalk. Dieses Agens
                              									scheint nicht die Eigenschaft zu besizen, dem Thrane seinen eigenthümlichen und
                              									natürlichen Geruch zu nehmen, wie es z.B. wenig Wirkung auf feines Wallrathöhl hat,
                              									sondern seine Wirkung scheint sich vorzüglich auf Entfernung des Gestankes zu
                              									beschränken, welcher die Folge der Fäulniß ist. Je stinkender daher das Oehl ist,
                              									eine desto größere Veränderung wird durch das Verfahren bewirkt. Die erforderliche
                              									Menge Chlorkalk ist nach der Fäulniß des Thranes verschieden, im Allgemeinen aber
                              									ist 1 Pfd. davon auf 112 Pfd. Thran hinreichend. Ist aber der Thran außerordentlich
                              									faul, so können auch wohl 1 1/2 oder 2 Pfd. davon erforderlich seyn. Das Verfahren
                              									ist folgendes: man nehme 1 Pfd. Chlorkalk und ungefähr zwölfmal so viel Wasser. Der
                              									Chlorkalk wird in einem Mörser oder in einem Apparate ähnlicher Art unter
                              									allmählichem Zusezen von einem Theile Wasser zerrieben, so daß die Masse zuerst
                              									einen schlüpfrigen und weichen Teig bildet, und dann das übrige Wasser zugesezt,
                              									welches dem Ganzen die Consistenz von Rahm gibt. Der Zwek dieses sorgfältigen
                              									Zerreibens ist, jedes Theilchen des Pulvers zu zermalmen, so daß es einer innigen
                              									Verbindung mit dem Thrane fähig ist. Diese Masse vermische man gehörig mit dem
                              									Thrane durch häufiges und sorgfältiges Umrühren. Man läßt dann beide Körper einige
                              									Stunden beisammen, sezt darauf ein 1 Pfd. Schwefelsäure zu, welche zuvor mit 20 oder
                              									30 Theilen Wasser verdünnt wurde, und kocht das Ganze bei gelinder Hize unter
                              									beständigem Umrühren, bis die Thrantropfen von dem Ende des Rührholzes abträufeln.
                              									Nach beendigtem Kochen läßt man den Thran einige Stunden sich sezen und nimmt ihn
                              									von dem angesäuerten Wasser ab. Ein gewöhnlicher gußeiserner, mit Blei ausgelegter
                              									Kessel eignet sich am besten dazu. Es kann aber auch ein kupfernes oder eisernes
                              									Gefäß gebraucht werden, wenn die Menge Säure nicht zu groß ist. Zum Zerreiben des
                              									Chlorkalks darf man jedoch keinen kupfernen oder eisernen Mörser nehmen. Auf diese
                              									Weise behandelter Fischthran scheint eben so gut als derselbe Thran zu brennen,
                              									welcher diesem Verfahren nicht unterworfen wurde.
                           ––––––––––
                           
                           Die Society of arts ließ dieses Verfahren mit zwei
                              									Exemplaren der von Dr. Davidson erwähnten Thrane, Robbenthran und Wallfischthran, probiren. Sie
                              									wurden von dem Chlorkalk angegriffen, aber ihnen keinesweges ihr Geruch benommen.
                              										Dr. Davidson äußert, daß
                              									Chlorkalk keine Wirkung auf den eigenthümlichen oder natürlichen Geruch der Thrane
                              									habe, sondern hauptsächlich sich auf die Entfernung des üblen Geruches beschränke,
                              									welcher die Folge der Fäulniß ist. Ob der Geruch der probirten Thrane durch Fäulniß
                              									verursacht wurde oder nicht, kann ich nicht sagen; gewiß aber ist, daß er durch den
                              									Chlorkalk nur wenig verändert wurde. Angenommen, der Chlorkalk entferne den Geruch,
                              									so gibt es doch einen Einwand gegen seine Anwendung, der sich vielleicht durch
                              									Versuche beseitigen läßt. Ich meine nämlich die Wirkung des Kalkes auf den Thran und
                              									die Bildung von Seife, wodurch nicht allein Thran verloren geht, sondern es auch
                              									schwierig wird, ihn von den Unreinigkeiten abzuscheiden. Schütteln mit Wasser,
                              									nachdem die Mischung, wie empfohlen wird, mit sehr verdünntem Vitriolöhle gekocht
                              									worden war, bewirkt, wenn man das Ganze ruhig hinstellt, ein Niederfallen von
                              									schwefelsaurem Kalk, der Thran bleibt aber immer noch milchicht. Ich fand es für
                              									nöthig, den Thran durch Löschpapier zu filtriren, um ihn wieder so durchsichtig zu
                              									machen, als er es ursprünglich war.
                           Dr. Fyfe.