| Titel: | Ueber eine neue Anwendung der galvanischen Kupferpräcipitation zur Vervielfältigung von Gemälden und Zeichnungen in Tuschmanier durch den Druk; vom Professor v. Kobell. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XVII., S. 68 | 
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                        XVII.
                        Ueber eine neue Anwendung der galvanischen
                           								Kupferpraͤcipitation zur Vervielfaͤltigung von Gemaͤlden und
                           								Zeichnungen in Tuschmanier durch den Druk; vom Professor v. Kobell.
                        Aus den gelehrten Anzeigen der koͤnigl.
                           								bayer. Akademie der Wissenschaften.
                        v. Kobell, uͤber Anwendung des Galvanismus zur Darstellung
                           								abdrukbarer Kupferplatten.
                        
                     
                        
                           Die galvanische Kupferpräcipitation, welche für die Technik durch die Anwendungen von
                              										Jacobi schon so Vieles und Außerordentliches
                              									geleistet hat, veranlaßte mich zu Versuchen, welche meines Wissens bisher nicht
                              									gemacht worden sind, nämlich über ein gemaltes Bild oder eine Zeichnung in
                              									Tuschmanier eine Kupferplatte zu bilden, um diese dann abdruken zu können. Es war
                              									wohl vorauszusehen, daß, wenn es gelänge, die Oberfläche der Farbe leitend zu
                              									machen, ein genauer Kupferüberzug sich bilden würde; die bedingte Art des Malens auf
                              									einer glatten Fläche, welche eine fette oder harzige Substanz erfordert, verhindert
                              									aber die Reaction einer leitenden Farbe, und das Ueberpinseln der Oberfläche mit
                              									Graphit oder ähnlichen Leitern ist nicht unbedingt anwendbar, ohne die zarteren Tinten
                              									und Nuancen des Bildes zu verderben. Ich versuchte daher, ohne solche Mittel ein
                              									Bild, welches auf Silber gemalt war, mit Kupfer überlaufen zu lassen, indem es mir
                              									nur von der Zeit abzuhängen schien, daß nichtleitende Stellen, von gut leitenden unterbrochen und umgeben, sich überziehen würden, da der
                              									Kupferniederschlag krystallinisch ist und namentlich bei den gediegenen dehnbaren
                              									Metallen die Aggregation der Individuen in Blechen gern erfolgt, indem ihre
                              									tesseralen Gestalten sich in dünnen Tafeln zu solchen zusammensezen. Das Experiment
                              									entsprach meiner Erwartung, und Zeichnungen mit Wachs, Firniß, chemischer Tinte etc.
                              									belegten sich oft in sehr kurzer Zeit, ohne leitend gemacht worden zu seyn. Ich
                              									konnte dabei nicht selten bemerken, wie mitten auf einer die Unterlage vollkommen
                              									dekenden nicht leitenden Fläche Wärzchen von Kupfer anschossen, und wie durch
                              									Aggregation Schnüre und Streifen solcher Wärzchen sich allmählich vereinigten. Da
                              									für den Zwek, eine zum Druke hinlänglich dike Platte zu erhalten, immer eine Zeit
                              									von 4 bis 5 Tagen erfordert wird, so ist um so weniger nothwendig, eine Leitung der
                              									Farben anzubringen, da die feinen Nüancen oder die dünneren Schichten sich schon am
                              									zweiten Tage gewöhnlich vollständig überziehen und nur noch wenige Stellen frei
                              									bleiben, welche man dann zur Beschleunigung des Schließens mit gut leitendem Graphit
                              									mittelst eines Pinsels bestreichen kann, da nun das Bild dadurch keinen Schaden mehr
                              									leidet. Vor diesem Anpinseln wird die Platte mit Fließpapier getroknet.
                           Was die Art betrifft, wie das zu copirende Gemälde anzufertigen sey, so ist
                              									erforderlich, daß es auf eine blanke Platte von Silber oder Kupfer gemalt
                              										werde.Auf Kupfer kann man mit Kreide pausen und mit einer Auflösung von
                                    											Schwefelkalium (mit dem Maximum von Schwefel) mittelst einer feinen Feder
                                    											recht gut zeichnen. Die entstehenden schwarzen Striche können noch feucht
                                    											abgewaschen werden und dennoch bleibt durch eine Art von Corrodirung die
                                    											Zeichnung auf dem Kupfer sichtbar. A. d. O. Das Malen geschieht in einer Farbe mit dem von
                              									den Porcellanmalern gebrauchten, durch Verdunsten von Terpenthinöhl als Rükstand
                              									bleibenden dikflüssigen Oehle. Als Farbe kann ein sogenanntes Eisenroth gebraucht
                              									werden, wie es in der Porcellanmalerei angewendet wird. Eine gut angehende und
                              									schnell troknende Farbe erhält man auch mittelst einer Auflösung von Dammaraharz in
                              									Terpenthinöhl, wozu Eisenroth, Mineralschwarz oder dergleichen gemischt wird. Das
                              									Malen geschieht in der Art, daß die blanken Stellen des Metalls die höchsten
                              									Lichter, die mehr oder weniger gedekten die Schatten liefern. Uebrigens ist hohes
                              									Auftragen nicht
                              									nothwendig, im Gegentheil, je zarter und feiner das Bild
                                 										gemalt ist, um so besser gibt es die gebildete Kupferplatte wieder und um
                              									so schneller wird diese fertig. Die Farbe muß nach dem Troknen auf der Unterlage gut
                              									haften, weil es sonst geschehen kann, daß sie mit einer dünnen Kupferschichte
                              									unterwächst, die nur mit Salpetersäure entfernt werden könnte.
                           Bei einigen Versuchen habe ich ameisensaures Silberoxyd unter die Farbe gemischt und
                              									die Platte sehr gelinde erwärmt. Es werden dadurch leitende Silberpunkte auf der
                              									Oberfläche frei, welche das Belegen beschleunigen; doch ist ein solcher Zusaz, wie
                              									gesagt, nicht nothwendig.
                           Was die Präcipitation des Kupfers betrifft, so kann man sich dazu des Apparates von
                              										Jacobi bedienen oder eines kupfernen Troges mit einem
                              									Pergamentrahmen, wie ihn Steinheil nach der Daniel'schen Methode construirt hat, oder des Apparates,
                              									welcher von Spencer beschrieben worden ist.
                           Die Anwendung des Jacobi'schen Apparates hat den
                              									Uebelstand, daß die Ränder der Platte bei andauernder Wirkung zu stark anwachsen und
                              									sich besonders an den Eken dike Wulste bilden, auch wird sie ohne öfteres Umwenden
                              									nicht gleich dik, und es erfordert eine gewisse Uebung, um Streifen und Vegetationen
                              									auf derselben zu vermeiden. Die Anwendung eines kupferneu Troges ist zwar bequem,
                              									bei öfterem Gebrauche belegt er sich aber so mit Kupfer, daß ein Wechseln des
                              									Bodens, der entstehenden Unebenheiten wegen, nothwendig wird; auch wird dabei mehr
                              									Kupfer gefällt, als nöthig ist. Ein Apparat, dessen ich mich mit gutem Erfolge
                              									bedient habe, besteht in einem Gefäße von Glas oder Porcellan mit ebenem Boden und
                              									zwei bis drei Zoll hohen Wänden. Auf den Boden dieses Gefäßes wird eine Kupferplatte
                              									gelegt, an welcher ein anderthalb Zoll breites Blech zur Leitung unter einem rechten
                              									Winkel angenietet ist. Dieses Blech wird, den obersten Theil ausgenommen, mit Wachs
                              									isolirt.
                           Die Platte muß so groß seyn, daß sie die bemalte, welche darauf gelegt wird, rings
                              									herum um einen halben Zoll ungefähr in der Fläche überragt. Ich habe früher das
                              									Leitungsblech an die bemalte Platte selbst angebracht, dadurch aber zu wulstige
                              									Ränder erhalten, welches durch die gemachte Abänderung vermieden wird. Ueber die
                              									Platten wird ein auf Füßen von 1/4 Zoll Höhe ruhender mit Pergament überspannter
                              									Rahmen oder ein Tamburin gestellt, in welches eine amalgamirte Zinkplatte gelegt
                              									wird, die man vom Pergament durch ein Paar untergelegte Glasstäbchen getrennt hält.
                              									Um die Verbindung herzustellen, gebrauche ich eine mit einem Kupferstreifen von
                              									anderthalb Zoll Breite verbundene Kupferplatte, welche etwas kleiner ist als die Zinkplatte und auf diese
                              									gelegt wird. Der Streifen taucht entweder in eine Rinne mit Queksilber, welche auf
                              									dem mit der Unterlage verbundenen Bleche angebracht ist, oder er wird durch eine
                              									Schraubenklammer mit diesem verbunden. Die Anwendung von Queksilber zur Verbindung
                              									erheischt Vorsicht; denn wenn etwas davon auf die unterliegende Kupferplatte fällt,
                              									was beim Ein- und Aushängen leicht geschieht, so bildet sich ein
                              									Kupferamalgam und verdirbt die Platte. – Man kann sich statt des breiten
                              									Verbindungsstreifens nicht mit gleichem Vortheile eines Drahtes bedienen, bei dessen
                              									Anwendung die Fällung merklich schwächer ist. Das Glasgefäß füllt man bis zum
                              									Eintauchen des Rahmens mit einer concentrirten Auflösung von Kupfervitriol und gießt
                              									einige Linien hoch verdünnte Schwefelsäure auf die Zinkplatte. Um die
                              									Fällungsflüssigkeit zu nähren, hat man rings um die Kupferplatte Krystalle von
                              									Kupfervitriol zu legen. Ich wechselte auch die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit und
                              									ersezte die ziemlich zerfressene Zinkplatte durch eine neue. Kleine Ansäze von
                              									Kupfer an dem Pergament können weggekrazt werden, kommen sie häufiger, so nimmt man
                              									einen neuen Rahmen. Uebrigens kann man sich statt des Tamburins eines Troges von
                              									halb gebranntem Thon bedienen, welcher Flüssigkeiten durchsikern läßt; doch geht
                              									dann die Fällung weit langsamer vor sich. Ich habe auf die beschriebene Weise in
                              									Zeit von 4–6 Tagen Platten von 4 Zoll im Quadrat und über eine Linie dik ohne
                              									bedeutende Unebenheiten erhalten. Entstanden aber dergleichen, so nahm ich die
                              									Platte heraus, troknete sie mit Fließpapier ab und feilte sie eben, worauf ich sie
                              									wieder fortwachsen ließ. Auch habe ich öfters einzelne Stellen mit Wachs gedekt, um
                              									andere tiefere zu gleicher Höhe wachsen zu lassen, und dann die Platte eben gefeilt.
                              									Es ist gut, die Platte in Beziehung der Dike am Rand von Zeit zu Zeit zu untersuchen
                              									und die dünnere Seite durch Wechseln der Lage dahin zu bringen, wo die Präcipitation
                              									stärker stattfindet. Eine constant gesättigte Kupferauflösung ist eine vorzügliche
                              									Bedingung zu einer schnellen und feinen Präcipitation. Luftblasen, die sich beim
                              									Einlegen auf dem Bilde ansezen können, entfernt man mit einem weichen Pinsel. Das
                              									ganze Verfahren erfordert nur im Anfange einige Aufmerksamkeit, bis das Bild
                              									überzogen ist.
                           Wenn die verlangte Platte die gehörige Dike hat, so feilt man den Rand rings herum
                              									vollkommen ab, wo sich die beiden Platten gewöhnlich leicht von einander sondern.
                              									Man reinigt nun die erhaltene Kupferplatte durch Aether von den anhängenden
                              									Farbetheilen und sie ist zum Druke fertig. Die Abdrüke sehen wie getuscht aus und es
                              									kommen sehr zarte Töne, welches beim Malen wohl zu berüksichtigen ist. Ich glaube, daß, den
                              									vorhandenen Proben zufolge, diese Methode um so mehr die Aufmerksamkeit der Künstler
                              									verdiene, als jeder ohne besondere Kenntnisse dadurch in den Stand gesezt ist,
                              									irgend eine Zeichnung oder ein Bild durch den Kupferdruk zu vervielfältigen. Zudem
                              									kann, wie sich von selbst versteht, noch nachträglich in eine solche Platte radirt
                              									und gravirt werden, um Einzelnes nach Willkühr kräftiger geben zu können. Die Kosten
                              									sind, wie aus dem Gesagten erhellt, unbedeutend.