| Titel: | Verbessertes Ruderrad, worauf sich Samuel Hall, Civilingenieur in Basford in der Grafschaft Nottingham, am 7. Okt. 1839 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XX., S. 85 | 
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                        XX.
                        Verbessertes Ruderrad, worauf sich Samuel Hall, Civilingenieur in
                           								Basford in der Grafschaft Nottingham, am 7. Okt.
                              									1839 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1840,
                              									S. 259.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Hall's Ruderrad.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindungen betreffen: 1) eine Methode, nach welcher die Schaufelbretter der
                              									Ruderräder beliebig von dem Umfange der Räder gegen deren Mittelpunkt hin und
                              									umgekehrt wieder gegen den Umfang zurük bewegt werden können, um auf diese Weise die
                              									Tauchung der Schaufeln je nach den obwaltenden Umständen, z.B. nach der Tiefe, mit
                              									der das Fahrzeug im Wasser geht, nach dem Ungestüme der See, nach der Witterung etc.
                              									beliebig reguliren zu können.
                           Sie betreffen aber 2) auch eine Methode, nach welcher die Schaufelbretter ganz oder
                              									so viel als möglich aus dem Wasser herausgenommen werden können, wenn dieß unter
                              									gewissen Umständen, z.B. bei einem sehr günstigen Winde, bei dem man das Spiel der
                              									Maschinen gänzlich aufhören lassen will, wünschenswerth erscheint.
                           Fig. 24 und
                              										25 zeigen
                              									ein mit meinen Erfindungen ausgestattetes Ruderrad, und zwar ist erstere Figur ein
                              									Durchschnitt, welcher in der Richtung von a zu a, Fig. 25, durch dessen
                              									Mittelpunkt geführt ist, und Fig. 25 ein Aufriß,
                              									welcher an der dem Schiffe zunächst gelegenen Seite genommen ist. Nur die Schiebbüchsen F, F, die später noch ausführlicher beschrieben werden
                              									sollen, sind an lezterer Figur im Durchschnitte dargestellt.
                           An diesen Figuren ist nun A, A die Welle des Ruderrades,
                              									an welcher die Räder B, B befestigt sind. Leztere, von
                              									denen eines in Fig.
                                 										26 einzeln für sich dargestellt ist, dienen zur Aufnahme der Schaufelarme.
                              									In den Speichen dieser Räder sind gerade laufende Rinnen b,
                                 										b angebracht, welche zur Aufnahme der Schaufelarme dienen, und welche an
                              									ihrem am weitesten von dem Mittelpunkte des Rades entfernten Ende in dem Maaße, als
                              									die Dike der Arme zunimmt, tiefer sind. Die Schaufelarme werden mittelst der Bolzen
                              										r, r in den ausgetieften Enden der Rinnen befestigt.
                              										C, C sind andere Räder, von denen man in Fig. 27 eines
                              									für sich allein dargestellt sieht, und in welche spiralförmige Rinnen c, c geschnitten sind. D, D
                              									sind die Arme oder Speichen des Ruderrades, die auf die bereits angegebene Weise in
                              									die äußeren ausgetieften Enden der Rinnen b, gebolzt
                              									sind. An ihnen sind mittelst der Schiebebüchsen F, F die
                              									Schaufelbretter E, E so befestigt, daß sie, je nachdem
                              									es die Umstände erheischen, gegen den Mittelpunkt des Rades hin oder von demselben
                              									weg bewegt werden können. Eine dieser Schiebebüchsen ersieht man in Fig. 28 in einem durch
                              									deren Mitte geführten Längendurchschnitt, während Fig. 29 einen
                              									Querdurchschnitt einer solchen darstellt. Jede dieser Büchsen besteht aus einer
                              									Metallplatte d, d, welche den Boden bildet, und aus
                              									einer zweiten Metallplatte e, e, welche die Seitenwände
                              									und den Dekel bildet. Innerhalb und an einem jeden Ende dieser Büchsen sind zwei aus
                              									Stahl oder irgend einem anderen geeigneten Materiale bestehende Stüke f, f in der Art befestigt, daß sie so genau als möglich
                              									an die Radspeichen passen, dabei aber doch eine Verschiebung der Büchsen an den
                              									Speichen gestatten. Zwischen den Stüken f, f ist in
                              									jeder der Büchsen eine aus gehämmertem Messinge oder irgend einem anderen geeigneten
                              									Materiale gearbeitete Feder g angebracht, damit sich die
                              									Büchsen und mithin auch die Schaufelbretter, welche mit Hülfe der Bolzen h, h an diesen festgemacht sind, mit Ruhe und unter
                              									Ausübung eines bedeutenden Drukes gegen die Speichen, an diesen bewegen. In den
                              									Büchsen sind ferner zwischen den Speichen und den Federn lose die aus Stahl oder
                              									einem anderen sachdienlichen Materiale gearbeiteten Platten i, i eingesezt, und zwar um dadurch die Abnüzung der Federn, die
                              									unvermeidlich eintreten würde, wenn sie bei der Verschiebung mit den Speichen in
                              									Berührung kämen, zu verhüten. G, G sind platte
                              									Schiebestäbe, welche man in Fig. 30 von der platten
                              									Seite, in Fig.
                                 										31 dagegen von der Kante her betrachtet sieht, und womit die Schaufelbretter gegen die
                              									Mitte des Rades hin oder von derselben hinweg bewegt werden. Das eine Ende dieser
                              									Stäbe ist mit zwei metallenen Bändern j, j in der
                              									Schiebebüchse F festgemacht. An ihrem anderen Ende
                              									dagegen befindet sich ein gebogener Metallansaz k, der
                              									in die spiralförmige Rinne c, c einpaßt und sich in
                              									dieser bewegt. An den anderen Seiten der Stäbe befinden sich ferner zwei andere
                              									Vorsprünge oder Ansäze p, p, die das Ausruhen derselben
                              									auf den Speichen D, D verhüten. Die spiralförmigen
                              									Rinnen der beiden Räder C, C müssen genau mit einander
                              									correspondiren, so daß, wenn die Ansäze k der einen
                              									Reihe von Stäben dem Mittelpunkte des Rades so nahe gebracht sind, als es die Rinnen
                              									gestatten, die andere Reihe sich in dem anderen Rade genau in einer entsprechenden
                              									Stellung befindet. In dieser Stellung also sowohl, als in jeder anderen, werden die
                              									beiden mit den spiralförmigen Rinnen versehenen Räder, welche durch die
                              									Verkuppelungsbüchse H mit einander verbunden sind,
                              									bewirken, daß die Ansäze k, k und mithin vermittelst der
                              									Schiebestäbe auch die Enden der Schaufelbretter in eine gegenseitig correspondirende
                              									Stellung gelangen. Es erhellt hieraus, daß wenn die Räder C,
                                 										C mit den Speichen und anderen Theilen des Ruderrades umlaufen, die
                              									Schaufelbretter keiner traversirenden Bewegung gegen die Radwelle hin oder von
                              									dieser hinweg theilhaftig werden. Allein es erhellt auch, daß, wenn einerseits die
                              									beiden Räder C, C in Bewegung sind, während das Ruderrad
                              									stillsteht; und daß, wenn andererseits die beiden Räder C,
                                 										C unbeweglich erhalten werden, während sich das Ruderrad bewegt, die
                              									Schaufelbretter nach Innen oder nach Außen zu bewegt werden können, und zwar indem
                              									sich die Ansäze k, k in den spiralförmigen Rinnen c, c bewegen, und dadurch auch die Schiebestäbe G, G und mithin die Schiebebüchsen F, F mit den an diesen befestigten Schaufelbrettern in
                              									Bewegung sezen. Um nun die Schaufelbretter sowohl, während die Maschinen und mithin
                              									auch die Ruderräder in Thätigkeit sind, als auch während sie stillstehen, gehörig
                              									verschieben zu können, bediene ich mich des Zahnrades I,
                                 										I, welches frei an der Ruderradswelle umlaufen kann, und eines verzahnten
                              									Kranzes J, J der mit dem Zahnrade von gleicher Größe und
                              									an eines der Räder C, C gebolzt ist. Das Zahnrad und der
                              									verzahnte Kranz sind durch die beiden kleinen, an die querlaufende Welle L geschirrten Zahnräder K¹, K² mit einander in Verbindung gesezt. Sollen die
                              									Schaufelbretter in Bewegung gesezt werden, während das Ruderrad stillsteht, so stekt
                              									man an die beiden, zu diesem Behufe vierseitig geformten Enden der Querwelle L eine Kurbel, wo dann, wenn man die Welle L umdreht, das Rad K²
                              									die Räder C, C in einer oder der anderen Richtung
                              									umtreiben, und mithin die
                              									Schaufelbretter, je nachdem es erforderlich ist, nach Einwärts oder nach Auswärts
                              									bewegen wird. Um dagegen diese Bewegung der Schaufelbretter hervorbringen zu können,
                              									während die Ruderräder in Thätigkeit sind, ist an dem losen Zahnrade I, I ein Zapfen I befestigt,
                              									und ferner auch für einen Hebel m gesorgt. Wird dieser
                              									Hebel mit einem an ihm befindlichen Vorsprunge gegen den Zapfen l angedrükt, so wird das Rad I,
                                 										I angehalten, wo dann durch dessen Verbindung mit den Rädern K¹ und K² und
                              									mit dem verzahnten Kranze J, J auch die Räder C, C zum Stillstehen kommen, so daß in Folge der
                              									Bewegung des Ruderrades die gebogenen Ansäze k, k in den
                              									spiralförmigen Rinnen bewegt, und mithin auch die Schaufelbretter je nach der
                              									Richtung, in welcher die Ruderräder laufen, nach Ein- oder nach Auswärts
                              									bewegt werden.
                           Wenn die Schaufelbretter ganz aus dem Wasser gehoben oder dicht an die Räder B, C gebracht werden sollen, um das Schiff z.B. durch
                              									den Wind anstatt durch Dampf treiben zu lassen, so läßt sich die Ruderradswelle
                              									durch folgende von mir getroffene Einrichtung sehr leicht von der mittleren Welle
                              									losmachen.
                           In Fig. 32 ist
                              										M die Welle eines Ruderrades, welche durch die Kniee
                              										O, P und durch einen Krummzapfen Q mit der mittleren Welle N
                              									verkuppelt ist. Der Krummzapfen ist an dem einen Ende mit einem Schraubengewinde
                              									versehen, und mit diesem in den Schenkel des Kniees P
                              									geschraubt. Eine Stellschraube q oder eine andere derlei
                              									Vorrichtung verhütet das Losewerden dieser Schraube. Der andere Theil des
                              									Krummzapfens, an dem sich kein Schraubengewinde befindet, paßt ziemlich lose in den
                              									anderen Knieschenkel O hinein. Die Verbindungsstange der
                              									Maschine, welche in der Zeichnung nicht dargestellt ist, ist in gewöhnlicher Weise
                              									zwischen den beiden Knieschenkeln an dem Krummzapfen Q
                              									befestigt. An der inneren Seite des Knaufes des Knieschenkels P ist mit Schrauben, deren Köpfe versenkt sind, eine runde, aus Stahl oder
                              									einem anderen Metalle gearbeitete Platte n, n befestigt;
                              									und in der Mitte dieser Platte befindet sich ein Loch, welches von solcher Größe
                              									ist, daß der schraubenlose Theil des Krummzapfens, zu dessen Aufnahme es bestimmt
                              									ist, genau in dasselbe hineinpaßt, und dadurch stetig erhalten wird, wenn die
                              									Knieschenkel nicht durch ihn verbunden sind. Soll die Welle M von der Welle N losgemacht werden, so muß
                              									das Ruderrad auf irgend eine Weise zum Stillstehen gebracht werden, was leicht
                              									geschehen kann, wenn die Schaufelbretter aus dem Wasser genommen sind. Dann hat man
                              									den Krummzapfen Q so lange loszuschrauben, bis er den
                              									Knieschenkel O verläßt; doch muß man ihn hiebei so weit
                              									aus dem Knieschenkel P hervorragen lassen, daß er die
                              									Verbindungsstange trägt,
                              									und daß dessen Bänder nicht beeinträchtigt werden. Das eine Ende des Krummzapfens
                              									wird sodann von der Platte n, n festgehalten, das andere
                              									hingegen bleibt in dem Knieschenkel P eingeschraubt.
                           Als meine Erfindung erkläre ich: 1) die Anwendung von schrägen oder gebogenen
                              									excentrischen Flächen zum Behufe der Verschiebung der Schaufelbretter der Ruderräder
                              									nach Ein- und Auswärts; man mag sich hiezu, wie oben angegeben wurde, einer
                              									einzigen spiralförmigen Rinne oder zweier, dreier oder mehrerer solcher Rinnen
                              									bedienen, und die Spiralen mögen an dem Rade Rinnen oder umgekehrt Hervorragungen
                              									bilden. Dabei kommt zu bemerken, daß, wenn die Spiralen Rinnen bilden, an jeder der
                              									Schiebestangen zum Behufe ihrer Verschiebung in der entsprechenden Rinne nur ein
                              									einziger gebogener Metallansaz k angebracht zu werden
                              									braucht, daß hingegen, wenn die Spiralen Hervorragungen bilden, zwei solcher Ansäze
                              									erforderlich sind, zwischen denen sich die Spiralen bewegen, um die Schiebestangen
                              									ein- und auswärts zu schieben.
                           2) die Verbindung der beschriebenen schrägen oder gebogenen excentrischen Oberflächen
                              									mit den beschriebenen Zahnrädern oder einer anderen geeigneten Maschinerie, um
                              									dadurch diese Oberflächen in Bewegung zu sezen oder anzuhalten, je nachdem die
                              									Schaufelbretter während des Ruhestandes der Maschine und der Ruderräder oder während
                              									des Spieles derselben, und zwar ohne Unterbrechung dieses Spieles nach Ein-
                              									oder Auswärts geschoben werden sollen.
                           3) die Anwendung der beschriebenen Schiebebüchsen und Federn oder eines anderen
                              									geeigneten elastischen Materiales zu einer solchen Befestigung der Schaufelbretter
                              									an den Radspeichen, daß sich erstere mit gehöriger Leichtigkeit an lezteren
                              									rük- und vorwärts schieben lassen. Aehnliche Federn lassen sich auch sowohl
                              									an den Seiten als an den Kanten der Radspeichen anbringen. Auch muß ich bemerken,
                              									daß ich diese Verbindung der Schaufelbretter mit den Radspeichen auch dann in
                              									Anspruch nehme, wenn die Verschiebung der Schaufelbretter mit anderen Mechanismen
                              									als die beschriebenen geschieht.
                           4) die oben beschriebene Art der Verbindung der Ruderradswelle mit der
                              									Haupttreibwelle, und zwar sowohl an den hier beschriebenen als jeder anderen Art von
                              									Ruderrädern.
                           5) die Anwendung der oben beschriebenen, zur Verschiebung der Schaufelbretter
                              									dienlichen Mittel an den zum Treiben von Maschinen dienenden Wasserrädern sowohl,
                              									als an den Ruderrädern.
                           6) die Anwendung der beschriebenen Vorrichtungen zur Regulirung der Tauchung der
                              									Schaufelbretter sowohl, als auch zu deren gänzlicher Aushebung aus dem Wasser, im
                              									Falle man hie Schiffe durch Wind treiben lassen will, oder im Falle dieß aus irgend einem anderen Grunde
                              									wünschenswerth wird.
                           Schließlich bemerke ich, daß die einzelnen Theile der hier beschriebenen
                              									Vorrichtungen mannichfacher Modifikationen ihrer Formen und Anwendungsweise fähig
                              									sind.
                           
                        
                     
                  
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