| Titel: | Versuche über die Reactionsräder. Von Hrn. Combes. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XLII., S. 170 | 
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                        XLII.
                        Versuche uͤber die Reactionsraͤder.
                           								Von Hrn. Combes.Wir verweisen hiebei auf das polyt. Journal Bd.
                                    											LXX. S. 197, wo man einen Auszug aus der ersten Abhandlung des Hrn.
                                 											Combes findet, und auf Bd. LXXVI. S. 235, wo gegenwärtige
                                 										Abhandlung angedeutet wurde. A. d. R.
                           							
                        Im Auszuge aus einer groͤßeren Abhandlung
                           								in den Comptes rendus de l'Académie des
                                 									sciences, 1840, 1er semestre No. 9.
                        Combes' Versuche uͤber die
                           								Reactionsraͤder.
                        
                     
                        
                           Hr. Combes unterstellte seinen Versuchen drei
                              									Rädermodelle, welche in Hinsicht auf die Zahl und die Verzeichnung der Schaufeln und
                              									der die Direction gebenden Scheidewände von einander verschieden waren, dagegen aber
                              									gleiche innere und äußere Durchmesser hatten.
                           Das Rad bestand nämlich bei allen aus einer auf einer senkrecht stehenden Welle
                              									fixirten kreisrunden Scheibe von 14 Centimetern im Durchmesser. Die Welle ruhte mit
                              									ihrem unteren Theile auf einem fixirten Zapfen, während sie an ihrem oberen Theile
                              									durch einen Halsring festgehalten wurde. Die Scheibe drehte sich über einer
                              									kreisrunden Oeffnung von 8 Centimetern Durchmesser, durch welche das Triebwasser
                              									Zufluß hatte. Dieses Wasser, welches mit einer von Unten nach Oben gerichteten
                              									Geschwindigkeit herbei gelangte, bog gegen die innere Oberfläche der Scheibe ein,
                              									trat hiedurch in die von den fixirten, die Richtung gebenden Scheidewänden
                              									gebildeten Zellen, aus denen es in jene Röhren oder Zellen sprudelte, welche das
                              									Schaufelwerk des Rades bildeten. Die Radschaufeln, welche die Seitenwände dieser
                              									Zellen bildeten, waren gerade cylindrische Oberflächen mit stehender Achse, deren
                              									Basis ein Kreissegment bildete. Mit ihrem oberen Schnitte oder Rande waren sie an
                              									den Rändern der Scheibe befestigt, mit ihrem unteren Rande dagegen an eine flache
                              									Krone genietet, welche genau 2 Centimeter Breite hatte; der äußere Radius hatte 7,
                              									der innere 5 Centimeter. Die Schaufeln bestanden aus Eisenblech von einem Millimeter
                              									Dike. Sie standen immer auf dem äußeren Umfange tangental, durchschnitten aber den
                              									inneren Umfang unter einem Winkel, der an jedem der drei Modelle ein anderer war.
                              									Die Ränder des Rades drehten sich über einer ringförmigen Rinne, deren äußerer
                              									Umfang mit einem Manchen oder kreisrunden Schuzbrette umgeben war; und dieses
                              									leztere konnte, wenn es emporgehoben wurde, mit einem Theile seiner Höhe den Umfang
                              									des Rades maskiren, und somit die Summe der Flächenräume der Ausflußmündungen
                              									verkleinern.
                           Da das Rad einer sehr großen Angulargeschwindigkeit theilhaftig zu werden hatte, so
                              									mußte zur Bestimmung der bei jedem Versuche vollbrachten Umläufe ein Zähler
                              									angewendet werden. Aus demselben Grunde konnte man zur Messung der dem Rade
                              									mitgetheilten Arbeit auch kein Gewicht verwenden, sondern man mußte zu Prony's Zaum seine Zuflucht nehmen. Das kleine zu diesem
                              									Zweke angefertigte Instrument hatte einen Hebelarm von zwei Decimetern und endigte
                              									sich mit einem kreisrunden Sector. Zwischen die Schraubenmuttern und die Wangen des
                              									Zaumes brachte Hr. Combes zwei, kleine gewölbte Stüke
                              									Stahl, damit der Druk der Schraubenmuttern durch elastische Körper weiter
                              									fortgepflanzt würde. Dieß war die einzige Modification, die an diesem höchst
                              									einfachen Instrumente angebracht wurde, um es zu den Versuchen, bei denen die
                              									Belastung zwischen 100 und 600 Grammen wechselte, geeignet zu machen. Es ließ mit
                              									dieser auch nichts zu wünschen übrig.
                           Das erste Modell hatte 20 auf dem inneren Umfange des Rades senkrecht stehende
                              									Schaufeln. Die Directionswände (directrices) hatten
                              									gegen eben diesen Umfang eine Neigung von 45 Graden. Die Dimensionen waren nach den
                              									in der ersten Abhandlung des Verf. aufgestellten Formeln berechnet, als wenn bei dem
                              									Austritte der Flüssigkeit aus den Mündungen der beweglichen Röhren keine Contraction
                              									der Flüssigkeit stattfände. Die untere Krone des Schaufelwerkes (aubage) war platt; die obere Krone dagegen hatte die
                              									Gestalt einer Umdrehungsoberfläche, deren Meridian ein solcher war, daß die
                              									Schaufeln an dem äußeren Umfange des Rades eine größere Höhe hatten als an dem
                              									inneren.
                           Bei den mit diesem Modelle angestellten Versuchen stieg der Nuzeffect höchstens auf
                              									42 Proc. der aufgewendeten Kraft. Der Verbrauch des Rades an Wasser blieb für alle
                              									Geschwindigkeiten, welche weder zu klein noch zu groß waren, weit unter dem
                              									Verbrauche, auf den man nach den Formeln, bei denen die Contraction der Flüssigkeit
                              									beim Austritte aus den Abflußmündungen der beweglichen Canäle unberüksichtigt
                              									geblieben, hätte schließen können. Nahm man dagegen in diese Formeln einen
                              									Coëfficienten von 0,80 auf, womit die Summe der Flächenräume dieser Mündungen zu
                              									multipliciren war, so gaben die Formeln ein mit dem Versuche übereinstimmendes
                              									Resultat. Es ging endlich offenbar hervor, daß die Schaufeln nicht zahlreich genug
                              									waren, und daß das Verhältniß zwischen den Flächenräumen der Abfluß- und
                              									Zuflußmündungen der beweglichen Röhren nicht das geeignete war.
                           Das zweite Modell hatte 45 Schaufeln, welche den inneren Umfang unter einem Winkel
                              									von 60° kreuzten. Die Directionswände trafen diesen Umfang unter einem Winkel
                              									von 30°. Die Schaufeln befanden sich zwischen zwei flachen Kronen, und waren
                              									folglich in ihrer ganzen Ausdehnung von gleicher Höhe. Das Größenverhältniß der
                              									Mündungen stand weit unter dem von der Theorie geforderten. An diesem Modelle nun
                              									war bei Versuchen, die an Genauigkeit kaum etwas zu wünschen übrig ließen, das
                              									Verhältniß des Nuzeffectes zu dem Aufwande an Arbeit kaum größer als an dem ersten
                              									Modelle. Bei anderen Versuchen, deren Resultat jedoch minder sicher ist, schien es
                              									bis auf 45 oder 46 Proc. zu steigen. Die Formeln gaben für die Wassermenge Werthe,
                              									die den wirklichen Werthen sehr nahe kamen, wenn man die äußere Contraction an den
                              									Abflußmündungen als Null oder als sehr gering annahm. Diese Contraction ist demnach
                              									bei einer größeren Anzahl der Schaufeln minder bedeutend. Die Vermehrung der
                              									Schaufelzahl ist dem Nuzeffecte günstig, genügt aber doch keineswegs, um eine
                              									bedeutende Steigerung desselben zu bewirken. Es gehört dazu vielmehr auch noch ein
                              									gehöriges Größenverhältniß zwischen den Flächenräumen der Mündungen.
                           Das dritte Modell hatte 30 auf dem inneren Umfange senkrecht stehende Schaufeln und
                              									20 unbewegliche Directionswände, die diesen Umfang unter einem Winkel von 60''
                              									kreuzten. Das den Formeln gemäß erheischte Größenverhältniß zwischen den
                              									Flächenräumen der Mündungen der Eintreibröhren und der beweglichen Röhren wurde
                              									hergestellt, indem man den Schaufeln an ihrem äußeren Umfange eine größere Höhe gab,
                              									als am inneren. Uebrigens ward bei dem Baue dieses Rades für den Austritt des
                              									Wassers aus den beweglichen Röhren ein Contractions-Coëfficient von
                              									0,84 angenommen. Mit diesem Modelle nun ergab sich bei mehreren, mit verschiedenem
                              									Gefälle angestellten Versuchen das Minimum des Verhältnisses des Nuzeffectes zur
                              									aufgewendeten Kraft zu 50 bis 52 Proc. Die Formeln gaben innerhalb sehr weiter
                              									Geschwindigkeitsgränzen mit einer für die Praxis vollkommen genügenden Genauigkeit
                              									die bei verschiedenen Geschwindigkeiten verbrauchten Wassermengen. Bei den Vers
                              									suchen herrschte eine vollkommene Regelmäßigkeit.
                           
                           Aus den hiemit entwikelten Versuchen lassen sich nun folgende Schlüsse ziehen:
                           1. An den Rädern von der hier angegebenen Art erfährt das Triebwasser bei dem
                              									Durchgange durch die Eintreibmündungen (orifices
                                 										injecteurs) eine Verminderung der Geschwindigkeit; auch erleidet es nach
                              									dem Austritte aus den Abflußmündungen der beweglichen Röhren des Rades eine äußere
                              									Contraction. Um diese Umstände in den in der ersten Abhandlung des Verfassers
                              									aufgestellten Formeln gehörig in Anschlag bringen zu können, müssen zwei numerische
                              									Coëfficienten in sie aufgenommen werden, von denen der eine den Ausdruk der
                              									absoluten Geschwindigkeit des Wassers bei seinem Austritte aus den Eintreibmündungen
                              									theilt, der andere dagegen die Summe der Flächenräume der Ausflußmündungen der
                              									beweglichen Röhren multiplicirt. Der erste dieser Coëfficienten hängt
                              									offenbar von der Form der Eintreibmündungen ab; er scheint an den den Versuchen
                              									unterstellten Modellen 0,90 gewesen zu seyn, und dürfte wahrscheinlich nicht um
                              									Vieles größer gemacht werden können. Der zweite wechselt nicht nur nach der Zahl und
                              									der Entfernung der Schaufeln des Rades von einander, sondern an einem und demselben
                              									Rade auch nach der Geschwindigkeit, in die es geräth, und nach der absoluten
                              									Geschwindigkeit des ausfließenden Wassers. Es erhellt, daß es hauptsächlich die
                              									Richtung oder Direction dieser absoluten Geschwindigkeit ist, welche auf die äußere
                              									Contraction Einfluß hat; denn diese leztere ist am stärksten, wenn das Rad
                              									angehalten wird, Null hingegen oder wenigstens sehr gering, wenn das ohne Belastung
                              									umlaufende Rad eine sehr große Geschwindigkeit erlangt, und an seinem äußeren
                              									Umfange das Wasser in der Richtung seiner Umlaufsbewegung hinausschleudert. Für alle
                              									jene Geschwindigkeiten, die weder sehr klein sind, noch auch sehr nahe an jener
                              									stehen, deren das Rad theilhaftig wird, wenn es ohne Belastung umläuft, folglich für
                              									alle Geschwindigkeiten, welche das Rad, wenn es arbeitet,
                              									mit Nuzen bekommen kann, wechselt der zweite Coëfficient so wenig, daß die
                              									Formeln, welche durch Einführung der beiden constanten numerischen
                              									Coëfficienten modificirt wurden, mit einer für die Praxis vollkommen
                              									genügenden Genauigkeit die Wassermenge angeben, welche das Rad innerhalb dieser
                              									Gränzen der Geschwindigkeit verbraucht. Die Formeln können demnach ganz gut sowohl
                              									zur Bestimmung der Dimensionen eines zu bauenden Rades, als auch zur Berechnung der
                              									Wassermenge, die ein bereits gebautes Rad bei einem bestimmten Gefälle des Wassers
                              									verbraucht, dienen.
                           2. Der Coëfficient, der sich auf den Ausfluß des Wassers aus den von den
                              									Schaufeln gebildeten Hellen bezieht, ist um so kleiner, je minder zahlreich die
                              									Schaufeln sind, und je weiter sie von einander entfernt stehen. Der Einheit kommt er
                              									beinahe gleich, wenn die Schaufeln sehr nahe stehen. An dem Rade mit 20 Schaufeln
                              									betrug er z.B. 0,80, an dem zulezt probirten Rade mit 30 Schaufeln 0,84, und an dem
                              									Rade mit 45 Schaufeln kam er beinahe der Einheit gleich.
                           3. Damit der den Rädern mitgetheilte Nuzeffect so groß als möglich ausfalle, müssen
                              									zwischen den Eintreibmündungen und den Ein- und Auslaßmündungen der
                              									beweglichen Canäle die von den modificirten Formeln gegebenen Verhältnisse
                              									hergestellt werden. Zugleich muß aber auch die Zahl der Schaufeln in solchem Maaße
                              									gesteigert werden, daß die endlichen Ausflußmündungen die Gestalt von Rechteken
                              									bekommen, deren Basis einen kleinen Bruchtheil der Breite der Kronen oder vielmehr
                              									des Halbmessers der Krümmung der Schaufeln beträgt. Denn dann ist die Contraction
                              									der äußeren Flüssigkeitsstrahlen an den Abflußmündungen viel geringer. Der Verf.
                              									sieht keinen Grund ein, warum man als Basis für die Schaufeln eine complicirtere
                              									Curve wählen soll, als einen Kreisbogen, welcher zu dem äußeren Umfange des Rades
                              									tangentiell, auf dem inneren Umfange dagegen senkrecht steht. Auch glaubt er, daß
                              									die Ausflußmündungen die gehörige Breite haben werden, wenn diese nicht den sechsten
                              									Theil des Radius der Schaufelcurve übersteigt. Der doppelten Bedingung einer
                              									größeren gegenseitigen Annäherung der Schaufeln und gehöriger Größenverhältnisse
                              									zwischen den Ein- und Auslaßmündungen des Wassers wird entsprochen, wenn man
                              									den Schaufeln an dem inneren und äußeren Umfange des Rades verschiedene Höhe
                              									gibt.
                           Ferner ist es auch geeignet, die Geschwindigkeit, mit der das Wasser aus den
                              									Eintreibmündungen austritt, zu ermäßigen, weil hiedurch zugleich auch der durch die
                              									Contraction bedingte Verlust an lebendiger Kraft vermindert wird. Aus diesem Grunde
                              									wird es geeignet seyn, die Directionscurven in der Art zu verzeichnen, daß sie mit
                              									den Tangenten am inneren Umfange des Rades einen Winkel von höchstens 30
                              									Sexagesimalgraden bilden. Der Druk, den das Wasser bei seinem Austritte aus den
                              									Eintreibmündungen ausübt, wird dann größer seyn als jener, welcher in dem umgebenden
                              									Medium obwaltet, so daß die Geschwindigkeit, mit der das Wasser auf das Rad gelangt,
                              									eine geringere ist, als eigentlich mit der Höhe des Gefälles verbunden seyn sollte.
                              									Eine noch größere Neigung der Directionslinien gegen den Umfang würde noch besser
                              									seyn, wenn nicht in Hinsicht der Construction der Räder Schwierigkeiten daraus
                              									erwachsen würden.
                           4. Die Geschwindigkeit, bei welcher der Nuzeffect des Rades sein Maximum erreicht,
                              									stand bei den Versuchen immer beiläufig um ein Viertheil unter der theoretischen Geschwindigkeit,
                              									d.h. unter jener Geschwindigkeit, welche das Rad hätte haben müssen, damit die
                              									Strahlen der Flüssigkeit mit einer entsprechenden, auf dem Ursprunge der Schaufeln
                              									tangentiellen Geschwindigkeit anlangen. Bei dieser lezteren Geschwindigkeit hatte
                              									sich der mitgetheilte Nuzeffect bereits merklich vermindert, und besonders rasch
                              									nahm er ab, wenn die Strahlen der Flüssigkeit die Schaufeln in einer der Bewegung
                              									des Rades entgegengesezten Richtung trafen. Es erklärt sich dieß zuvörderst durch
                              									die in der Berechnung unberüksichtigt gebliebene Zunahme der Widerstände mit der
                              									Geschwindigkeit des Rades. Denn es ist möglich, daß die Abnahme der
                              									Flüssigkeitsabgabe bei deren Ausfluß aus den beweglichen Canälen nicht ganz und gar
                              									von einer äußeren Contraction, sondern zum Theil auch von einer Verminderung der
                              									theoretischen Geschwindigkeit herrühre. Und endlich verliert das Wasser, wenn es in
                              									schiefer Richtung auf eine Oberfläche trifft, bei der Berührung dieser lezteren in
                              									der That nicht die ganze, zu seiner Geschwindigkeit normale Componirende, wie dieß
                              									in dem Carnot'schen Lehrsaze, nach welchem der durch den
                              									Stoß des Wassers gegen die Schaufeln bedingte Verlust an lebendiger Kraft berechnet
                              									wurde, angenommen ist. Die Wasserstrahlen biegen sich bei der Annäherung an die
                              									Oberfläche, gegen welche sie stoßen, und ihre Richtung kann sich in einem sehr
                              									kleinen Raume verändern, ohne daß sie dadurch einen merklichen Theil ihrer
                              									Gesammtgeschwindigkeit verlören, und zwar selbst in dem Falle, wo der Stoß ein
                              									gänzlich directer wäre.
                           5. Die Formeln, in welche die den nuzbaren
                              									Geschwindigkeiten des Rades entsprechenden numerischen Coëfficienten
                              									aufgenommen worden, hören auf, die von dem Rade verbrauchte Wassermenge zu geben,
                              									wenn dessen Geschwindigkeit Null oder sehr gering ist, oder wenn es ohne alle oder
                              									mit einer sehr geringen Belastung umläuft, und eine sehr große Geschwindigkeit
                              									erlangt. Sowohl in dem einen als in dem anderen Falle, namentlich aber in dem
                              									lezteren, ist der beobachtete Verbrauch an Wasser weit größer als der berechnete.
                              									Dieß scheint, was die geringen Geschwindigkeiten anbelangt, davon herzurühren, daß
                              									in Folge der Anwendung das Carnot'schen Lehrsazes in den
                              									Formeln der Verlust an lebendiger Kraft zu hoch angesezt wurde. Was die sehr großen
                              									Geschwindigkeiten dagegen betrifft, so scheint es nicht bloß auf eben demselben
                              									Grunde zu beruhen, sondern außerdem auch noch durch die Abnahme der äußeren
                              									Contraction der Flüssigkeitsstrahlen bedingt zu seyn.
                           6. Die feststehenden Directionswände, deren Bestimmung es ist, das Wasser in einer
                              									bestimmten Richtung auf die Schaufeln zu leiten, können nicht weggelassen werben, ohne daß dieß
                              									eine beträchtliche Abnahme des Nuzeffectes zur Folge hätte.
                           7. Die allgemeinen Formeln geben den Werth der von dem Rade verbrauchten Wassermenge
                              									nicht mehr genau, wenn die Einlaßmündungen der beweglichen Canäle mit den
                              									Eintreibmündungen nicht von einer und derselben Höhe sind, wie dieß z.B. an den Fourneyron'schen Turbinen der Fall ist, wenn das
                              									Schuzbrett nicht ganz und gar aufgezogen ist. Eben so wenig geben sie aber auch den
                              									effectiven Verbrauch, wenn die Schaufeln bis zu einem Theile ihrer Höhe durch ein
                              									äußeres kreisrundes Schuzbrett von einer Gestalt, die mit der an den obigen Modellen
                              									beschriebenen Aehnlichkeit hat, maskirt sind. Da dieses Schuzbrett nämlich innen
                              									ausgeweitet ist, und nicht genau an die Schaufeln paßt, so ist es nicht möglich zu
                              									bestimmen, um wie viel es die Abflußmündungen verengert.
                           8. Was das Verhältniß des Nuzeffectes zu der aufgewendeten Arbeit betrifft, so stieg
                              									es bei den mit dem lezten Modelle angestellten Versuchen im Maximum netto auf 51
                              									Proc. des Gesammteffectes, ja es überstieg sogar bei einigen Versuchen diese Gränze.
                              									Alles läßt vermuthen, daß dieses Verhältniß an Rädern von größeren Dimensionen, an
                              									denen die Schaufeln vergleichsweise eine geringere Dike haben würden, und an denen
                              									die Schaufeln mit einem viel größeren Radius verzeichnet und in größerer Anzahl
                              									vorhanden wären, als an dem lezten der beschriebenen Modelle, noch größer ausfallen
                              									dürfte.
                           9. Wenn das Volumen des Wassergefälles nur innerhalb sehr enger Gränzen wechselt,
                              									kann man sich damit begnügen, an der Maschine ein äußeres kreisrundes Schuzbrett
                              									anzubringen, welches, wenn die Wassermenge eine Minderung erlitten hat, bei seinem
                              									Emporsteigen die Abflußmündungen zu einem Theile ihrer Höhe maskirt. In jenen Fällen
                              									dagegen, wo die Wassermenge sehr großen Schwankungen unterläge, und wo es von großer
                              									Wichtigkeit wäre, stets und zu jeder Zeit an der Triebkraft zu sparen, wäre es
                              									besser statt des äußeren Schuzbrettes in dem Rade eine bewegliche Scheidewand
                              									anzubringen, welche je nach den in der Wassermenge vorgehenden Veränderungen mehr
                              									oder minder gehoben werden müßte, so daß dadurch die Höhe der Schaufeln in ihrer
                              									ganzen Ausdehnung gesteigert oder vermindert würde. Mit einem geeigneten verzahnten
                              									Räderwerke, welches ich in meiner Abhandlung beschrieben habe, kann man die
                              									Scheidewand handhaben, und während des Umlaufens des Rades mit derselben
                              									Leichtigkeit aufziehen und herablassen, mit der dieß an einem gewöhnlichen
                              									Schuzbrette möglich ist.
                           10. Die gewöhnliche Theorie der Räder mit krummen Schaufeln, welche zuerst von Borda aufgestellt und sodann von Burdin
                              									 und Navier weiter entwikelt wurde, ist auf die in dieser
                              									Abhandlung erwähnten Räder gänzlich unanwendbar.
                           11. Man könnte befürchten, daß die aus Versuchen mit sehr kleinen Modellen
                              									abgeleiteten Bauregeln sich bei ihrer Anwendung auf Räder von großen Dimensionen
                              									mangelhaft zeigen werden, weil die numerischen Coëfficienten der Contraction
                              									an die absoluten Größen der Mündungen gebunden seyn könnten. Allein die Formeln
                              									werden, selbst wenn sie Coëfficienten enthalten, die nicht ganz genau richtig
                              									sind, doch den Wasserverbrauch eines Rades ziemlich genau geben, und zwar sogar
                              									genauer, als er sich aus der Höhe des Gefälles und der Größe der Eintreibmündungen
                              									ableiten läßt. Das Einzige, was noch unbestimmt bleibt, ist das Größenverhältniß,
                              									welches zwischen den Flächenräumen der Ein- und Auslaßmündungen der
                              									beweglichen Canäle des Rades und den Eintreibmündungen als das geeignetste
                              									herzustellen ist. Es ist übrigens ein leichtes, solche Vorkehrung zu treffen, daß
                              									man diese Verhältnisse nach beendigtem Baue des Rades abändern kann, ohne daß an dem
                              									allgemeinen Bauplane und an den größeren Dimensionen des Apparates irgend etwas
                              									geändert werden dürfte. Man braucht zu diesem Zweke nur eine ähnliche Bauart, wie an
                              									dem lezten der oben beschriebenen Modelle zu befolgen. Uebrigens ist es
                              									wahrscheinlich, daß an großen Maschinen kleine Abweichungen von den
                              									Größenverhältnissen der Mündungen nur einen sehr geringen Einfluß auf das Verhältniß
                              									des Nuzeffectes zur aufgewendeten Arbeit haben werden.