| Titel: | Ueber die beste Methode Gas zur Erzeugung von Hize zu verbrennen; von John Robison. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XLV., S. 192 | 
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                        XLV.
                        Ueber die beste Methode Gas zur Erzeugung von
                           								Hize zu verbrennen; von John
                              									Robison.
                        Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. Jan. –
                              									April 1840, S. 291 im Journal fuͤr praktische Chemie, Nr. 12. S.
                              								241.
                        Robison, uͤber Heizung mit Gas.
                        
                     
                        
                           Wenn Kohlenwasserstoffgas zur Erzeugung von Hize gebraucht wird, so verlangt man
                              									selten, daß es zugleich auch zum Leuchten diene. Die Verbrennung läßt sich daher auf
                              									irgend eine angemessene Weise leiten, ohne daß man sucht die Leuchtkraft zu benuzen.
                              									Es scheint, daß ich mit dem verstorbenen Dr. Duncan ungefähr um dieselbe Zeit auf die Idee gekommen
                              									bin, daß, wenn man einen mit atmosphärischer Luft gemengten Gasstrom durch eine
                              									weite verticale Röhre streichen läßt, deren oberes Ende mit einem feinen Drahtneze
                              									bedekt ist, und das Gemenge, so wie es durch die Zwischenräume desselben entweicht,
                              									anzündet, diese Vorrichtung als ein angemessener Ofen zum Gebrauche in Küchen
                              									angewendet werden könne. Hr. Duncan gebrauchte einen
                              									kleinen nach diesem Princip gefertigten Apparat zu pharmaceutischen Operationen in
                              									seinem Auditorium, und ich hatte in meiner Küche eine Reihe großer Oefen errichtet,
                              									welche den Gebrauch von französischen Holzkohlenöfen bei verschiedenen Verrichtungen
                              									in der Küche entbehrlich machen sollten. In beiden Fällen gelang es vollkommen, und
                              									dasselbe Princip ist mit Vortheil bei einer Menge verschiedener Arbeiten in den
                              									Gewerben seitdem angenommen worden, wo diese saubere und reinliche Art der Anwendung
                              									der Wärme sie zu einer schäzbaren Einrichtung für die Werkstatt gemacht hat. Die
                              									Gestalt des Apparates kann je nach dem Zweke abgeändert werden. Das Wesentliche ist
                              									nur, daß ein Strom des mit Luft gemischten Gases durch das Drahtnez. steigt und das
                              									Verhältniß des Gases zur atmosphärischen Luft niemals so groß ist, daß die Flamme gelb wird. Bei
                              									dieser Vorsicht ist die Verbrennung des Kohlenwasserstoffgases vollkommen, und es
                              									sezt sich kein Nuß an kalte Körper ab, welche über die Flamme gestellt werden. Die
                              									gehörige Menge des Gases wird leicht durch den an jeder Feuerung angebrachten Hahn
                              									regulirt.
                           Zum gewöhnlichen Gebrauche in Küchen können die Cylinder dreißig Zoll lang seyn und
                              									drei bis vier Zoll im Durchmesser haben, und das Drahtnez für das obere Ende der
                              									Cylinder muß ungefähr dreißig Drahtstäbe auf den Zoll enthalten. Das zur
                              									Sicherheitslampe verfertigte Drahtnez paßt gut dazu.
                           Wenn durch zufällige Beschädigung oder langen Gebrauch das Drahtnez ein Loch erhalten
                              									hat, so kann man es nicht länger gebrauchen, da in diesem Falle die Flamme durch das
                              									Loch hindurch schlägt und mit dem Strome am untern Theile des Cylinders in
                              									Verbindung tritt, welcher wie ein gewöhnliches Gaslicht brennen und wie dieses die
                              									Oberfläche irgend eines ihm ausgesezten kalten Körpers schwärzen würde. Wird das
                              									Drahtnez nicht gewaltsam zerrissen, so hält es Monate lang aus, wenn es auch täglich
                              									gebraucht wird. Wird es oben mit einer Schicht von grobem Sande oder zerstoßenem
                              									Kalksteine bedekt, so verrichtet es eine bedeutende Zeit seine Dienste.
                           Wenn stärkere Hize erfordert wird, als sich durch Verbrennen der gemengten Gase ohne
                              									weitere Hülfsmittel erreichen läßt, so kann man zu Löthrohren von verschiedener Form
                              									seine Zuflucht nehmen, und soll eine solche Flamme von großem Umfange angewendet
                              									werden, so kann der Strom atmosphärischer Luft durch einen doppelten Blasebalg
                              									zugeführt werden. Ein sehr wirksamer Apparat nach diesem Princip ist in dem
                              									Laboratorium von Dr. D. B. Reid zu sehen.
                           Es ist zu bedauern, daß solche Anwendungen von Gas nicht allgemeiner bekannt und in
                              									die Werkstätten eingeführt sind, da es zahlreiche Operationen in den Gewerben gibt,
                              									bei denen sie dem Arbeiter Erleichterungen gewähren, die er sich kaum durch ein
                              									anderes Mittel verschaffen kann. So zum Beispiel ist es beim Härten von
                              									Stahlinstrumenten bekannt, daß ein Stük glänzender Stahl beim Erhizen in einer
                              									Schmiede oder Muffel bis zum Rothglühen der Oxydation unterworfen ist, und daß nach
                              									dem Härten eine schwarze Haut zurükbleibt, welche sich schwierig entfernen läßt,
                              									ohne das Stahlinstrument zu beschädigen, wie z.B. bei einem Schraubenbohrer,
                              									während, wenn dasselbe Stahlstük in einer Flamme gemischter Gase erhizt wird, wo
                              									kein freier Sauerstoff vorhanden ist, um seine Oberfläche anzugreifen, es bis zum
                              									Rothglühen gebracht und dabei erhalten werden kann, ohne daß die feinste Schneide
                              									etwas dabei leidet. Es verliert bloß seine Farbe, aber nicht viel von seinem Glanze.
                              									Der Handwerker hat auch
                              									den Vortheil, das Stük während des Erhizens genau betrachten zu können, so wie er es
                              									aus der Flamme den Augenblik herausnehmen kann, wo es die gehörige Farbe erhalten
                              									hat, was beim Härten von stählernen Schneideinstrumenten von großer Wichtigkeit
                              									ist.
                           Es sind viele Versuche gemacht worden, Kohlenwasserstoffgas und Wasserstoffgas zur
                              									Erwärmung von Gebäuden anzuwenden, und man hat zu diesem Zwek Oefen von
                              									verschiedenen Formen in der Meinung, wie es scheint, vorgeschlagen, daß, wenn man
                              									die Flamme des Gases an metallische Körper schlagen läßt, diese einen höheren Grad
                              									von Wärme der umgebenden atmosphärischen Luft mittheilen würden. Nach ein wenig
                              									Ueberlegung wird sich aber ergeben, daß, obgleich die Vertheilung der Hize durch
                              									solche Mittel modificirt wird, keine Zunahme der Hizkraft stattfinden kann, und daß,
                              									wenn eine bestimmte Menge Gas völlig verbrannt wird, die im Zimmer entwikelte Wärme
                              									dieselbe seyn muß, mag die Flamme als Licht gebraucht worden seyn, oder mag man sie
                              									an Metallplatten oder zusammengesezte Apparate haben schlagen lassen. In allen
                              									Fällen, wo die Producte der Verbrennung mit der Luft des Zimmers sich vermischen,
                              									ohne daß eine Einrichtung getroffen wird, sie durch Lüftung abzuführen, müssen die
                              									Wirkungen solcher Operationen für die Gesundheit mehr oder weniger verderblich seyn,
                              									je nach dem Verhältnisse, in dem diese Producte zu der Luftmenge, mit der sie sich
                              									vermischen, stehen. Ueberhaupt kann man annehmen, daß diese Art Zimmer zu heizen die
                              									theuerste, die am wenigsten wirksame, und, mit Ausnahme von Joyce's Holzkohlenofen, die ungesundeste ist, die man wählen kann.