| Titel: | Verbesserungen in der Porzellan-Fabrication, worauf sich Wilton George Turner und Herbert Minton am 22. Jun 1839 in England ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. L., S. 210 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        L.
                        Verbesserungen in der
                           								Porzellan-Fabrication, worauf sich Wilton George Turner und Herbert Minton am 22. Jun 1839 in England ein Patent ertheilen ließen.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jun. 1840,
                              									S. 317.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Turner's und Minton's Verbesserungen in der
                           								Porzellanfabrication.
                        
                     
                        
                           Unsere Erfindung betrifft die Erzeugung eines viel weicheren und poröseren, zur
                              									Glasirung bereiten gebrannten Geschirres durch Anwendung eines viel niedrigeren als
                              									des bisher gebräuchlichen Hizgrades, wobei wir dieses Geschirr jedoch, nachdem die
                              									Glasur auf dasselbe aufgetragen worden, einer viel stärkeren Hize aussezen, als
                              									sonst beim einfachen Glasiren angewendet zu werden Pflegte.
                           Wir arbeiten eine Quantität Kaolin oder Cornwalliser Thon so lange mit Wasser ab, bis
                              									die ganze Masse die Rahmconsistenz erlangt hat. Als solche lassen wir sie, um alle
                              									fremdartigen und gröberen Theilchen aus ihr abzuscheiden, durch ein feines Sieb
                              									laufen, worauf wir dann einen Gallon oder ein anderes Maaß dieser rahmähnlichen
                              									Flüssigkeit bis zur Trokenheit eindampfen, um aus dem Gewichte des trokenen
                              									Rükstandes die Menge der in irgend einer Anzahl Gallons enthaltenen festen Masse
                              									berechnen zu können. Auf gleiche Weise behandeln wir eine Quantität Dorsetshire Thon
                              									oder einen anderen derlei Thon.
                           Wir sezen nun auf so viele Gallons der erst erwähnten rahmartigen Flüssigkeit, als
                              									einem Gehalte von 100 Pfunden an festem Kaolin entsprechen, und auf so viele Gallons
                              									der zweiten Flüssigkeit, als einem Gehalte von 5 Pfunden an festem Dorsetshire Thone
                              									entsprechen, 20 Pfd. reinen, zu einem unfühlbaren Pulver gemahlenen Feldspath zu,
                              									und seihen das Ganze, nachdem es so lange umgerührt worden, daß eine möglichst
                              									innige Vermengung erfolgte, durch ein feines seidenes Sieb. Nachdem dieses
                              									Durchseihen dreimal wiederholt und hiedurch eine vollkommene Mischung erzielt
                              									worden, troknen wir die Masse auf einem gewöhnlichen Schlikerofen (slip-kiln) bis zur Erlangung der Consistenz von
                              									formbarem Thone, aus dem wir sodann nach den in England üblichen Methoden
                              									verschiedene Gegenstände formen.
                           Das Troknen oder Fixiren der ausgearbeiteten Gegenstände weicht von dem gewöhnlich
                              									gebräuchlichen Verfahren einigermaßen ab, und geschieht am besten in einem
                              									dreistökigen oder dreikammerigen Ofen von der aus der Zeichnung ersichtlichen
                              									Art.
                           Fig. 51 ist
                              									nämlich ein durchschnittlicher Aufriß eines derlei dreistökigen Ofens. Fig. 52 ist ein Grundriß
                              									der unteren Kammer A; Fig. 53 ein Grundriß der
                              									zweiten Kammer B; und Fig. 54 ein Grundriß der
                              									dritten Kammer C. Es geht hieraus hervor, daß die Wärme
                              									durch Röhren oder Schlote aus der Kammer A in die Kammer
                              										B, und aus dieser in die Kammer C emporsteigt. Es erhellt aber auch, daß sich diese
                              									Röhren nicht genau über einander, sondern an den entgegengesezten Seiten der Kammern
                              									befinden, damit die Wärme auf diese Weise gezwungen ist, auch nach der Quere durch
                              									die Kammern zu wandern, und dabei mit den in sie gebrachten Gegenständen in
                              									Berührung zu kommen. Das erste Feuer, dem die grüne Waare ausgesezt wird, soll nicht
                              									so stark seyn, daß dadurch eine merkliche Contraction der grünen Waare
                              									hervorgebracht wird; es soll ihr vielmehr nur eine solche Härte geben, daß der
                              									Arbeiter sie frei handhaben und in Wasser tauchen kann, ohne daß sie sich erweicht.
                              									Sie bleibt bei diesem Grade der Brennung, den sie in der Kammer B bekommt, sehr porös, in hohem Grade absorbirend, und
                              									in einem zur Aufnahme der Glasur am besten geeigneten Zustande. Die Glasur muß so
                              									zusammengesezt seyn, daß sie nicht eher zu einem vollkommenen Glase schmilzt, als
                              									bis die gebrannte Waare scharf gebrannt wird. Sie muß je nach der Härte des Körpers
                              									mehr oder minder strengflüssig seyn, und man muß daher mehrere Compositionen zur
                              									Verfügung haben. Folgende Glasur eignet sich z.B. ganz gut für einen Körper von der
                              									oben angegebenen Zusammensezung. Man nimmt nämlich auf 28 Theile geglühter und mit
                              									Wasser gemahlener Flintensteine, wie man sie in den Töpfereien zu verschiedenen
                              									Zweken verwendet, oder auf eine gleiche Menge Lynnsand, oder fein gemahlener
                              									Kieselsteine, 8 Theile der oben beschriebenen weich gebrannten Waare, welche vorher
                              									scharf gebrannt, dann zerschlagen und mit Wasser fein gemahlen worden seyn muß; 8
                              									Theile fein gemahlenen Gyps von der reinsten Sorte, und 18 Theile Kaolin oder
                              									Cornwalliser Thon, der vorher mit Wasser vermengt und gesiebt worden seyn muß. Alle
                              									diese Ingredienzien läßt man, nachdem sie einzeln gemahlen und durch ein Seidensieb
                              									von der feinsten Sorte geseiht worden, einzeln auf einem Darrofen oder auf andere
                              									Weise troknen, worauf man sie abwiegt und in einer großen Wassermenge durch Umrühren
                              									innig vermengt. Zur Erzielung einer vollkommenen Mischung soll man das Ganze noch
                              									zweimal durch ein Seidensieb von der feinsten Sorte laufen lassen, wobei der
                              									Arbeiter während des Durchlaufens der Flüssigkeit durch das Sieb diese in dem
                              									Gefäße, aus dem er sie übergießt, beständig in Bewegung erhalten muß, damit sich die
                              									schwereren Theilchen nicht aus ihr abscheiden können, und damit Alles in inniger
                              									Vermengung verbleibt. Nachdem dieß geschehen, läßt man die Flüssigkeit sich sezen, und
                              									hierauf gießt man das überschüssige Wasser in der Art ab, daß die Glasur in
                              									Milchrahmconsistenz zurükbleibt. Diese Glasur wird durch Eintauchen der weich
                              									gebrannten Waare in dieselbe auf diese aufgetragen, und dann in Kapseln, welche
                              									weiter unten noch näher beschrieben werden sollen, in der Kammer A eingebrannt. Diese Kammer soll nicht über 6 Fuß Höhe
                              									im Lichten haben, weil bei einer größeren Höhe der Stöße die unteren Kapseln leicht
                              									unter dem auf sie drükenden Gewichte zermalmt werden. Nachdem die Waare in die
                              									Kammer A eingesezt worden, muß in dieser so lange eine
                              									starke Hize unterhalten werden, bis die auf die übliche Weise aus ihr genommenen
                              									Proben darthun, daß die Glasur gleichmäßig und glatt auf ihr eingebrannt ist. Die
                              									scharfe, hiezu erforderliche Feuerung bewirkt nicht nur den Fluß der Glasur, sondern
                              									zugleich auch die gänzliche Brennung des Körpers.
                           Da die zu dem angegebenen Zweke bestimmten Kapseln einen Hizgrad auszuhalten haben,
                              									dem die gewöhnlichen Kapseln nie ausgesezt sind, so verfertigen wir sie auf folgende
                              									Art. Wir nehmen nämlich zum Formen derselben nicht den gewöhnlichen Mergel von
                              									Staffordshire, sondern ein Gemisch, dem wir auf 6 Cntr. gewöhnlichen Thones von
                              									Dorsetshire 4 1/4 Cntr. Kapselscherben (groy), die
                              									zwischen Walzen zerkleinert worden, beisezen. Die Scherbenmasse soll aus nicht zu
                              									kleinen Theilchen bestehen; von bester Qualität liefern sie die nach dem hier
                              									beschriebenen Verfahren erzeugten Kapseln. Man soll sie durch ein Sieb laufen
                              									lassen, welches Stüke von der Größe einer gewöhnlichen Erbse durchläßt. Die zur
                              									üblichen Consistenz angemachte Masse wird auch nach dem bei der Darstellung der
                              									gewöhnlichen Kapseln gebräuchlichen Verfahren ausgearbeitet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
