| Titel: | Analytische Untersuchung einiger Erdharze; von Hrn. Ebelmen. | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LXXXVI., S. 344 | 
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                        LXXXVI.
                        Analytische Untersuchung einiger Erdharze; von
                           								Hrn. Ebelmen.
                        Im Auszuge aus den Annales des mines, Bd. XV. S.
                              								523
                        Ebelmen, analytische Untersuchung einiger Erdharze.
                        
                     
                        
                           1. Erdharz von Bastennes. Es wurde bereis von Berthier untersucht; durch Maceration mit kochendem
                              									Wasser gereinigt ist es rein schwarz und riecht sehr stark. Schon bei gewöhnlicher
                              									Temperatur ist es sehr weich und klebrig. Seine Dichtigkeit ist bei 10° R. = 1,131. Im
                              									luftleeren Raum eine Stunde lang auf 104° R. erhizt verlor es nur 2/1000
                              									Wasser. Die Analyse desselben ergab:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                   78,50
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     8,80
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                     2,60
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                     1,65
                                 
                              
                                 Asche
                                     8,45
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           2. Erdharz von Pont-du-Chateau (Auvergne).
                              									Die Proben des von mir untersuchten Minerals enthalten alle dieselbe Art Erdharz,
                              									obgleich in verschiedenem Verhältnisse zum Gestein. Bisweilen kommt das Erdharz fast
                              									ganz rein aus der Oberfläche eines grünlichen Gesteins vor, welches selbst nichts
                              									davon enthält und im Feuer heftig decrepitirt. Dieses fast reine Erdharz wurde zur
                              									Analyse verwendet. Es ist bei gewöhnlicher Temperatur fest, erweicht sich aber schon
                              									in der Hand. Auf dem Bruche ist es muschlig und schön schwarz. Bei 10° R.
                              									beträgt seine Dichtigkeit 1,068. Es löst sich zum Theil in Aether und fast
                              									vollständig in Terpenthinöhl auf. Auf ein lebhaftes Feuer
                              									geworfen verbrennt es mit Knistern und Funken sprühend. Erhizt man es vorsichtig in
                              									einer Röhre aus 88 bis 96° R., so bläst es sich sehr auf und gibt viel Wasser
                              									aus. Wahrscheinlich veranlaßt dieser Wassergehalt auch sein Decrepitiren, wenn es
                              									plözlich stark erhizt wirb. Es enthält:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                   76,13
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     9,41
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   10,34
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                     2,32
                                 
                              
                                 Asche
                                     1,80
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           3. Erdharz aus den Abruzzen. Es kommt aus der Gegend von
                              									Neapel, ist fest, sehr spröde, auf dem Bruch muschlig und glänzend. Sein Pulver ist
                              									braun, fast schwarz; es riecht beinahe wie das vorhergehende, aber viel schwächer.
                              									Aether greift es kaum an, in Terpenthinöhl aber löst es sich großentheils auf. Seine
                              									Dichtigkeit ist bei 10° R. = 1,175. Bei 80° R. wird es weich und gegen
                              									112° R. schmilzt es vollkommen, ohne Wasserdampf zu entbinden. Es
                              									enthält:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                   77,64
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     7,86
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                     8,35
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                     1,02
                                 
                              
                                 Asche
                                     5,13
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           
                           Das Erdharz von Neapel bildet offenbar den Uebergang zwischen
                              									den leicht schmelzbaren Erdharzen und den bituminösen Braunkohlen. Die bituminöse
                              									Braunkohle von Ellnbogen besteht nach Regnault
                              									Polytechn. Journal Bd. LXVIII. S.
                                       											201. aus
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                   77,64
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     7,85
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   12,65
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                     1,86
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           und nähert sich also in ihrer Zusammensezung sehr dem Erdharze
                              									von Neapel.
                           4. Erdharz von Pontnavey. Nachdem man den Kalkstein mit
                              									Salzsäure daraus ausgezogen hat, bildet es ein blaßbraunes, sehr leichtes Pulver,
                              									welches beim Erhizen einen starken und unangenehmen Geruch verbreitet. Es ist
                              									schwer, ihm das hygrometrische Wasser ganz zu entziehen, was mir nur dadurch gelang,
                              									daß ich es mehrere Stunden lang bei einer Temperatur von nahe 80° R. im
                              									trokenen luftleeren Raume ließ. Rasch erhizt, zersezt es sich, ohne zu schmelzen,
                              									und hinterläßt eine unzusammenhängende Kohle von gleichem Volumen mit dem
                              									angewandten Erdharze. Ich fand es bestehend aus:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 67,43
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   7,22
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 23,98
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                   1,37
                                 
                              
                           Hr. Berthier fand als nähere
                              									Bestandtheile bei seiner Analyse des Erdharzes von Pontnavey:
                           
                              
                                 Kohle
                                   15
                                   18
                                 
                              
                                 Thon
                                   16
                                     0
                                 
                              
                                 Flüchtige Substanzen
                                   69
                                   82
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 100
                                 
                              
                           Folgende Tabelle enthält die Resultate aller vorhergehenden
                              									Analysen und auch die des Erdharzes von Cuba und der Braunkohle von Ellnbogen nach
                              										Regnault, so wie des Erdharzes von Bechelbrunn nach
                              										Boussingault.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 77, S. 347
                              Dichtigkeit; Zusammensezung nach
                                 										Abzug der Asche; Kohks bei der Oestillat. (nach Abzug d. Asche); 1000 Atome
                                 										Kohlenstoff sind verbund. mit Atomen: Wasserstoff; Sauerstoff; Stikstoff;
                                 										Erdharze, wöhnlicher Temperatur weich sind; Unter 80° R. schmelzbare; Bei
                                 										104° R. schmelzbare; Unschmelzbar. Bituminöse Braunkohle; Bechelbrunn
                                 										(nach Boussingault); Cuba (nach Regnault). Pont-du-Château;
                                 										Neapel; Pontnavey; Ellmbogen (nach Regnault)
                              
                           Bei den vorhergehenden Analysen wurde überall, wo der Stikstoff nicht besonders
                              									bestimmt war, der Sauerstoff und Stikstoff als reiner Sauerstoff bei Bestimmung der
                              									Atomenanzahl berechnet.
                           Die Betrachtung dieser Tabelle führt auf folgende Schlüsse:
                           1) Das Erdharz von Bechelbrunn enthält viel mehr Wasserstoff als alle anderen. Es enthält 1
                              									1/2 Proc. Wasserstoff mehr als das Erdharz von Bastennes, dem es sonst sehr ähnlich
                              									zu seyn scheint.
                           2) Wenn man von den bei gewöhnlicher Temperatur weichen Erdharzen (Bastennes) auf
                              									diejenigen übergeht, welche unter 80° R. vollkommen flüssig werden, so sieht
                              									man, daß bei gleichbleibendem Kohlenstoffgehalt der Sauerstoff und Wasserstoff mit
                              									einander zunehmen und ziemlich in dem Verhältnisse, wo sie Wasser bilden. Leztere
                              									liefern daher auch bei der Destillation weniger Kohks.
                           3) Aus der Zusammensezung der Erdharze von Neapel und Pontnavey ersieht man, wie der
                              									Uebergang von den Erdharzen zu den anderen mineralischen Brennmaterialien erfolgt.
                              									So nähert sich das Erdharz von Neapel sehr der bituminösen Braunkohle von Ellnbogen
                              									und enthält nur weniger Sauerstoff als diese. Andererseits enthält das Erdharz von
                              									Pontnavey schon eine beträchtliche Menge Sauerstoff, wodurch es sich den trokenen
                              									Braunkohlen und den Torfen nähert.
                           4) Der Stikstoffgehalt der untersuchten Erdharze scheint ziemlich in denselben
                              									Gränzen wie bei den anderen mineralischen Brennmaterialien zu variiren.