| Titel: | Ueber einen neuen Alaun; von Dr. Mohr. | 
| Autor: | Dr. Karl Friedrich Mohr [GND] | 
| Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XCV., S. 374 | 
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                        XCV.
                        Ueber einen neuen Alaun; von Dr. Mohr.
                        Mohr, uͤber einen neuen Alaun.
                        
                     
                        
                           Seit einiger Zeit wird ein Alaun in den Handel gebracht, von welchem gerühmt wird,
                              									daß er die in der Färberei und Drukerei wirksamen Bestandtheile in einem höchst
                              									concentrirten Zustande enthalte, wodurch sowohl seine Verwendung nüzlicher, als auch
                              									seine Transportkosten bedeutend vermindert würden. Dieser Alaun hat nicht die
                              									geringste Aehnlichkeit mit dem gewöhnlichen Kali-Alaun, denn er zeigt keine
                              									Spur von Krystallisation, sondern erscheint in platten, vierekigen, zolldiken
                              									Tafeln, ist von weißer Farbe und schwacher Transparenz, und läßt sich mit einem
                              									Messer wie Käse schneiden. Er löst sich sehr leicht in Wasser auf, schmekt süßlich
                              									herb, alaunartig, jedoch viel intensiver als gemeiner Alaun. Im Tiegel erhizt
                              									schwillt er auf, und schmilzt zulezt zu einer gummiartigen Masse zusammen. Diese
                              									gibt beim stärkeren Erhizen den Geruch schwefelsaurer Dämpfe aus. Nichtsdestoweniger
                              									löst sich die geglühte Masse vollständig und leicht in Wasser auf.
                           Die gewöhnlichen Reactionen zeigten, daß Thonerde und Schwefelsäure darin enthalten
                              									sind, aber kein Ammoniak, ein schwacher Kaligehalt fand sich bei der quantitativen
                              									Analyse. Da nun die Bestandtheile des Alauns mit dem Werthe desselben für gewisse
                              									Zweke in geradem Verhältnisse stehen, so mußte die Quantität dieser Bestandtheile
                              									näher bestimmt werden. Nur durch die Kenntniß der Procentischen Zusammensezung kann
                              									der Gewerbtreibende den wahren Werth eines neuen, hoch gepriesenen Mittels auf den
                              									Preis desselben reduciren, und sich gegen Nachtheil schüzen.
                           Die Analyse hatte keine Schwierigkeit.
                           10,58 Gramme des genannten Alauns geben mit Ammoniak einen voluminösen Niederschlag,
                              									welcher richtig behandelt 1,472 Gr. wog. Dieses entspricht 13,91 Thonerde.
                           6,21 Gr. des Alauns geben mit Barytsalzen 6,55 Gr. Schwerspath, entsprechend 36,24
                              									Proc. Schwefelsäure.
                           7,22 Gr. Alaun mit Ammoniak gefällt, filtrirt, das Filtrat eingedampft und geglüht
                              									geben 0,200 eines feuerbeständigen Rükstandes. Dieser war schwefelsaures Kali, indem
                              									er mit Weinsteinsäure Weinstein regenerirte und mit Barytsalzen den bekannten
                              									Niederschlag gab. Dieser Gehalt an schwefelsaurem Kali berechnet sich auf 2,77
                              									Proc.
                           7,22 Gr. des Alauns bis zum starken Schmelzen erhizt hinterließen 4,32 Gr. Rükstand,
                              									welcher aber noch Wasser enthielt; heftig geglüht schwand das Gewicht bis auf 3,335, wobei
                              									aber etwas Schwefelsäure entwichen war.
                           Um diese beiden Angaben, welche über und unter dem wahren Mittel stehen, zu
                              									corrigiren, wurde eine gewogene Menge des Alauns mit frisch geglühtem Bleioxyd
                              									gemengt, mit Wasser eingekocht und geglüht, wobei 4,01 Alaun 1,99 Wasser oder 49,6
                              									Proc. verloren. Die Zusammensezung dieses Alauns stellt sich also in der Art heraus:
                              									aus 100 Theilen wurden erhalten
                           
                              
                                   13,91 Thonerde
                                 
                              
                                   36,24 Schwefelsäure
                                 
                              
                                     2,77
                                    											schwefelsaures Kali
                                 
                              
                                   49,60 Wasser
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                              
                                 102,52
                                 
                              
                           Hierin ist die Schwefelsäure des kleinen Gehaltes von schwefelsaurem Kali offenbar
                              									zweimal aufgezählt, bringen wir also diese mit 1,27 in Abzug, so bleibt die Summe
                              									der Bestandtheile 101,25. Man ersieht aus dieser Zusammensezung, daß der fragliche
                              									Alaun eigentlich nichts als reine schwefelsaure Thonerde ist, mit 18 Atomen
                              									Krystallwasser, welche Verbindung nach Berzelius Lehrbuch
                              									existirt und 48,53 Proc. Krystallwasser enthält. Der kleine Gehalt an schwefelsaurem
                              									Kali verräth die Abkunft des Salzes. Wahrscheinlich wird dieser Alaun aus geglühtem
                              									und gemahlenem Pfeifenthon mit noch nicht ganz concentrirter Schwefelsäure bereitet
                              									und in schiklichen Gefäßen bei raschem Feuer zum Gestehen eingekocht und
                              									ausgegossen, woher seine eigenthümliche unkrystallinische Form. Der Alaun ist
                              									vollkommen eisenfrei und ersezt den gemeinen Alaun sicher zu allen Anwendungen. Es
                              									ist keine unbegründete Annahme, wenn man den verschiedenen Werth differenter
                              									Alaunarten dem Thonerdegehalte proportional sezt. Nun enthält der vorliegende Alaun
                              									13,91 Proc. Thonerde, der gemeine krystallisirte Kali Alaun enthält 10,8, also
                              									enthält ersterer 3,1 Theil mehr, welches 28,7 Proc. von der Thonerde des
                              									Kali-Alauns ausmacht. Wenn nun der neue Alaun im Preise 28,7 Proc. höher
                              									steht, so haben beide gleichen Preis in Beziehung auf die Thonerde, d.h. man kauft
                              									für gleich viel Geld gleich viel Thonerde.
                           Einen wesentlichen Vortheil hat der neue Alaun in Beziehung auf die essigsaure
                              									Thonerdebeize. Da er nämlich kein schwefelsaures Kali enthält, so wird bei seiner
                              									Zersezung durch Bleizuker 1/4 des früher verbrauchten Bleizukers erspart, indem 3
                              									Atome schwefelsaure Thonerde mit 1 Atom schwefelsaurem Kali im gemeinen Alaun
                              									verbunden sind. Ueber den Preis des neuen Alauns im Handel konnte ich nichts
                              									erfahren. Jeder wird sich leicht aus obigen Angaben berechnen können, ob ihm bei
                              									einem bestimmten Preise ein entschiedener Vortheil aus der Anwendung des genannten Alauns erwächst.
                              									Für die directe Anwendung des Alauns dürfte der Preis noch nicht um 1/3 höher
                              									stehen, für die essigsaure Thonerdebeize concurrirt der Preis des Bleizukers mit zur
                              									Calculation.