| Titel: | Verfahren der HHrn. Flach und Keil zur Emaillirung gußeiserner Gefäße. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. VIII., S. 40 | 
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                        VIII.
                        Verfahren der HHrn. Flach und Keil zur Emaillirung gußeiserner
                           Gefaͤße.
                        Aus dem Frankfurter Gewerbsfreund 1840, Nr.
                              3.
                        Flach's und Keil's Verfahren zur Emaillirung gußeiserner
                           Gefaͤße.
                        
                     
                        
                           Die Eisengußgeschirre und Geräthe dürfen nicht unrein oder löcherig gegossen und mit
                              zufälligen Narben, Warzen oder schädlichen Erhabenheiten versehen seyn. Weißes, in
                              der Glühhize leicht springendes Eisen ist ebenfalls verwerflich, und überhaupt
                              müssen zum Emailliren stets die gelungensten, reinsten und glättesten Gußstüke
                              ausgewählt werden. Die Vorbereitung solcher Geschirre und Geräthe geschieht dadurch,
                              daß dieselben zuerst mit rauhen scharfen Steinen oder Feilen von allem mechanisch
                              anhängenden Sande, Lehm oder Schlaken und Kohlentheilen gänzlich befreit werden.
                              Vermuthet man, daß Fettigkeit durch irgend einen Zufall oder Beschmuzung auf die zu
                              emaillirende Fläche gekommen ist, so muß das Geräth einer leichten dunkelrothen
                              Glühhize zur Entfernung dieser Verunreinigung unterworfen werden, welches aber im
                              gewöhnlichen Falle nicht nöthig ist.
                           Nun wird das mechanisch gereinigte Geschirr gebeizt. Man
                              bedient sich hiezu am vortheilhaftesten der Essigsäure,
                              wie solche in der sauer gegohrenen Kornmaische, in Wein oder Bier, oder Fruchtessig,
                              oder in jener Flüssigkeit vorkommt, welche bei der Verkohlung des Holzes in
                              verschlossenen Oefen oder Meilern durch Niederschlag gewonnen wird.Obwohl die Holzessigsäure das wohlfeilste Beizmaterial zu seyn scheint, so
                                    ist sie doch oft hinderlich, weil sie im gewöhnlichen wohlfeilsten Zustande
                                    noch zu viel ätherische und empyreumatische Oehl- und Harztheile
                                    beigemengt enthält, welche das Beizen stellenweise verhindern und die ganze
                                    Emaillirung mißglüken lassen. Nur sehr sorgfältig gereinigter Holzessig kann
                                    hiezu verwendet werden. Im Großen wird am gewöhnlichsten und vortheilhaftesten die Kornbeize
                              angewendet. Sie wird ganz so bereitet, wie die Maische zum Branntweinbrennen, nur
                              daß man die geistige Gährungsperiode vorübergehen läßt, bis die Flüssigkeit in saure
                              Gährung getreten ist, welche durch Wärme unterstüzt wird.
                           Die mechanisch gereinigten Kochgeschirre werden nun in jene saure Beize gethan,
                              dergestalt, daß die Oeffnung, z.B. der Töpfe, oben zu stehen kommt, damit die sich
                              bildenden Gasblasen frei entweichen können. Die Beizung wird, wenn die Arbeit rasch
                              gehen soll, durch Erwärmung des Beizmittels auf etwa + 20 bis 25° R.
                              befördert. Auch ist es zwekmäßig, die Geschirre nach etwa 6 Stunden herauszunehmen,
                              mit einem groben Fezen zu bewischen und neuerdings in die Beize zu stellen. Dadurch bewirkt man
                              das bessere Angreifen der Säure, wegen der Befreiung der Eisenfläche vom
                              Eisenschlamm, der sich stets schwärzlich am Gefäße zeigt. Im Ganzen sind 10 bis 12
                              Stunden hinreichend bei + 15 bis 20° R. Temperatur, jedes Eisengeschirr zu
                              beizen, wenn nämlich eine Beize von 1 Wiener Mezen Kornschrot (oder Gerstenmalz) mit
                              100 Maaß lauem Wasser und etwa 1 Pfd. Sauerteig oder ein anderes Gährmittel bereitet
                              worden.
                           Nachdem die Geschirre oder Geräthe auf diese Weise gebeizt worden, werden solche nach
                              einander aus der Beize genommen, schnell im lauwarmen Wasser abgeschweift und mit
                              einem groben Fezen und Sand rein ausgescheuert, so daß das Geschirr oder Geräth auf
                              der zu emaillirenden Fläche recht rein und blank erscheint. Je sorgfältiger dieses
                              Scheuern geschieht, je gewisser ist man der Festigkeit der demnächstigen
                              Emaillirung. Nun wird das Gefäß oder Geräth nochmals zwei- oder dreimal mit
                              stets reinem Wasser ausgespült und unter Wasser ausgewischt. Man muß sehr sorgfältig
                              darauf sehen, daß während dieser Reinigung das Gefäß nicht länger als etwa 5 bis 10
                              Secunden außer der Flüssigkeit sich, befindet, weil sich sonst sofort ein gelblicher
                              Niederschlag ans Eisen ansezt, welcher höchst schädlich ist und die Emaille nicht
                              binden läßt. Nachdem nun das Geschirr oder Geräth möglichst rein und säurefrei ist,
                              wird es sogleich unter reines Wasser gebracht, damit sich kein Rost ansezt. Hier
                              bleibt es so lange, bis es mit Emaillemassen überzogen werden soll. Fast immer sezt
                              sich aber auch in sehr reinem Flußwasser an das blanke Gefäß eine dünne gelbe
                              Schlammhaut, welche jedoch nur loker aufsizt, und kurz vor dem Gebrauche des
                              Geschirres durch reines Wasser abgespült werden kann.
                           Sowohl das Beizen des Geschirres, als das Ausschweifen geschieht am besten in
                              hölzernen Gefäßen.
                           
                        
                           Zubereitung der
                                 Emaillemassen.
                           A) Grundmasse. Sie besteht
                              aus Kieselerde, Borax und Thon. Erstere beiden Ingredienzien werden
                              zusammengeschmolzen (eigentlich zusammengesintert); der Thon dient als Bindemittel,
                              um der gepulverten Masse eine gewisse Consistenz und der Emaille eine
                              undurchsichtige Farbe zu geben. Kieselerde: Reiner,
                              eisenfreier Quarz, Bergkrystall, reine, nicht kalkschalige Feuersteine, oder reine,
                              eisenfreie, ganz weiße Flußkiesel und Geschiebe, selbst bei Mangel an diesen bessern
                              Kieselgesteinen, auch sehr weißer, höchst rein gewaschener Sand ist hiezu anwendbar.
                              – Das Quarzgestein wird rein gewaschen, roth geglüht und in einem reinlichen
                              Gefäße in reinem kaltem
                              Wasser abgelöscht. Die mürben Steine werden dann in einem Steinmörser zur
                              Erbsengröße gestoßen, und dann unter einer Porzellanglasurmühle oder unter einer
                              Mühle von sehr grobkörnigem festem Sandsteine (Conglomerat) zu fast unfühlbarem
                              Pulver, troken oder besser naßgemacht, zerrieben, dann aufs feinste geschlemmt. Ist
                              man überzeugt, daß weder durch die Mühle, noch durch das Brennen oder durch sonst
                              anhängende Theile dieses Pulver eisenhaltig ist, so bedarf es weiter keiner
                              Reinigung. Ist man aber aus Mangel an Vorrichtungen genöthigt, den Quarz in eisernen
                              Mörsern oder Schalen zu stampfen oder zu reiben, so ist ein langsames Digeriren des
                              Kieselpulvers mit verdünnter Salzsäure nöthig, wobei auch Wärme angewendet werden
                              kann. Nach vielmaligem Aussüßen ist dann, wenn das abfließende Wasser nicht mehr auf
                              Säure reagirt, das Kieselpulver, welches man der Kürze wegen Kieselerde nennt,
                              hinreichend rein, muß aber natürlich ganz farblos erscheinen. Es wird mit Abhaltung
                              von Staub am besten in irdenen oder reinen hölzernen, nicht schieferigen Gefäßen
                              aufbewahrt. – Borax: Der gewöhnliche käufliche
                              raffinirte Borax ist hiezu dienlich, und wird nur fein gemahlen, höchst fein
                              gesiebt, so daß das Pulver kaum fühlbar ist, und dann dieses Pulver in trokenen, am
                              besten großen gläsernen Gefäßen wohl verschlossen aufbewahrt. – Thon: Reiner weißer Thon, welcher nach dem Brennen noch
                              weiß bleibt, und wozu der Passauer der Erfahrung zufolge
                              sich am besten bewährt, jedoch jeder andere, nicht Talkerde haltiger, obige
                              Eigenschaften besizende weiße Thon auch anwendbar ist, wird in lufttrokenem Zustande
                              gepulvert, gesiebt, mit vielem reinem Wasser zur Milch angerührt, und auf die
                              gewöhnliche Weise, jedoch höchst rein geschlemmt, so daß keine Spur von Sand oder
                              unaufgelösten Theilen bemerkt werden kann. Der so geschlemmte Thon wird durch
                              Abgießen des Wassers oder Filtriren concentrirt, und dann bei etwa + 80° R.
                              getroknet. Man prüft ihn mit Schwefel- oder Salzsäure, ob er Kohlensäure
                              entwikelt. In diesem Falle ist er gänzlich unbrauchbar.
                           Mischung der Grundmasse. Dem Gewichte nach werden 5
                              Theile der oben erwähnten Kieselerde in trokener Pulvergestalt mit 8 Theilen des
                              gepulverten Borax innigst vermengt, am besten in einer großen Reibschale durch
                              einander gerieben. Dieses Gemenge wird in einen von nicht leicht schmelzbarem Thon
                              angefertigten runden, etwas hohen Schmelztiegel gethan, der Tiegel aber nur zur
                              Hälfte gefüllt. Man bringt den Tiegel wohlbedekt in einen Muffelofen, welcher eine
                              dunkelrothe Wärme gewährt. Nach 10 bis 15 Minuten ist der Borax in seinem
                              Krystallwasser geschmolzen, hat die Kieselerde in das Gemenge aufgenommen und ist
                              aufgeblähet. Die Masse
                              darf nun nicht so warm gemacht werden, daß das Gemenge in glühenden Fluß geräth,
                              sondern nachdem man keine Bewegung mehr an der Masse wahrnimmt, wird sie auf eine
                              reine irdene Schüssel ausgeschüttet und so lange wieder frisches Gemenge von Kiesel
                              und Borax in jenen Tiegel gethan und entwässert, bis man so viel hat, um mit dieser
                              entwässerten (calcinirten) Masse, welche vorher noch fein gerieben wird, denselben
                              Schmelztiegel bis zu 5/6 seiner Höhe fest eingedrükt zu füllen. Er wird zur Schonung
                              gegen alles Unreine mit einer Thonplatte bedekt und nun in den Muffelofen gestellt,
                              welchen man, gleichviel ob mit Holz, Holzkohlen, Steinkohlen, Kohks oder Torf so
                              stark heizt, daß der Tiegel eine gleichförmige und dabei eine solche Hize erhält,
                              welche etwa jener gleichkommt, worin Messing dünnflüssig wird. Man läßt den Tiegel
                              gegen eine Stunde in dieser gleichförmig zu erhaltenden Hize, bei Massen von mehr
                              als 3 Pfd. aber verhältnißmäßig länger. Nun sezt man noch warm den Tiegel aus dem
                              Ofen, und läßt ihn ziemlich bald an der Luft abkühlen. Nach gänzlichem Erkalten wird
                              der Tiegel behutsam zerschlagen. Die halbgeschmolzene Masse ist gewöhnlich zu einem
                              Stük zusammengesunken, bimssteinartig versintert, also nicht eigentlich geflossen,
                              und dennoch sehr fest. Sie hat Oeffnungen und Löcher. Diese Masse muß von allen
                              anhängenden Theilen des Schmelztiegels mittelst einer Feile wohl gereinigt werden.
                              Dieses Stük, oder wenn die Masse zufällig zerbrochen, die Stüke werden in einem
                              Thonscherben braunwarm geglüht und in kaltem Wasser abgelöscht. Die Masse ist dann
                              leicht zerbrechlich und zerreiblich, und wird nun in einem Steinmörser gröblich
                              zerstoßen, und dann auf einer harten Mühle, welche nichts Unreines hinzukommen läßt,
                              naß so zart gemahlen, als es nur immer möglich ist. Dann muß das Pulver noch auf das
                              feinste geschlemmt werden, und die gröberen Rükstände ferner gemahlen. Das
                              geschlemmte und getroknete Pulver muß durchaus farblos erscheinen, und zur Probe vor
                              dem Löthrohre in starker Hize zu einer etwas opalisirenden Perle schmelzen. Dieses
                              Grundmassenpulver wird nun mit 1/4 seines Gewichtes von dem oben erwähnten
                              Thonpulver troken vermengt, so daß 5 Gewichtstheile aus 4 Grundmassenpulver und 1
                              Thon bestehen. Dieses Gemenge, welches überhaupt fertige
                                 Grundmasse genannt wird, muß in einer steinernen oder porzellanenen
                              Reibschale erst troken sehr innig vermengt werden. Dann wird diese Masse vor
                              Feuchtigkeit geschüzt, in reinen steinernen, irdenen oder gläsernen Gefäßen
                              verwahrt.
                           B) Die Glasur besteht aus
                              einem wirklichen Glase, welches aus Kieselerde, Natron (gereinigter Soda) und Borax
                              zusammengesezt ist. Kieselerde und Borax erhalten keine weitere Vorbereitung, als jene, welche oben
                              beschrieben worden. Die gereinigte, kohlensaure, käufliche Soda wird jedoch des
                              größten Theiles ihres Krystallwassers durch Calciniren in braunrothglühender Muffel
                              in einem reinen Thontiegel oder einer Schüssel beraubt, so daß der Natrongehalt
                              dadurch concentrirt wird. Die so calcinirte Soda wird fein gerieben, möglichst zart
                              gesiebt und vor Feuchtigkeit geschüzt, reinlich aufbewahrt.
                           Es werden nun zu 6 Gewichtstheilen Kieselerde von obiger Beschaffenheit 3 Theile des
                              beschriebenen Boraxpulvers und 2 Theile des obigen Sodapulvers genommen, auf einer
                              Reibschale troken innig ineinander gerieben. – Zur gänzlichen Austreibung des
                              Krystallwassers aus dem Borax und der Soda in diesem Gemenge wird solches bei der
                              Vorbereitung der Grundmasse, vor dem wirklichen Zusammenschmelzen, erst in einem
                              reinen irdenen Schmelztiegel oder in einer solchen Schüssel unter der Muffel bei
                              braunrother Hize so lange geglüht, bis kein Aufschäumen oder Aufblähen mehr bemerkt
                              wird. Die auf solche Art calcinirte Fritte wird nun nochmals fein gerieben und in
                              einen Schmelztiegel von etwa 2 bis 5 Pfd. Inhalt fest eingedrükt, wohl bedekt, und
                              bei anfänglich gelinder, nach einer halben Stunde stärkerer Hize
                              zusammengeschmolzen. Diese Hize wird so weit getrieben, daß sie derjenigen
                              gleichkommt, welche etwa zwischen der Kupfer- und Eisenschmelzhize liegt,
                              also ziemlich wie in einem gewöhnlichen Glasofen. Diese Hize ist genau erreicht
                              worden, wenn die Glasur zu einem durchaus farblosen, vollkommen krystallklaren,
                              compacten Glase ohne alle Blasen und Fleken geflossen ist. Hat man einen
                              Schmelztiegel von 3 bis 5 Pfd. oder mehr Inhalt, so kann dieses Glas sofort aus dem
                              Tiegel in reines klares Wasser gegossen werden. – Der Tiegel ist dann wohl
                              noch ferner zu gebrauchen. Bei kleineren Quantitäten läßt man das Glas im Tiegel
                              erkalten, zerbricht denselben und verfährt bei Reinigung, Glühen und Ablöschen des
                              Glasstükes wie bei der beschriebenen Grundmasse. Die abgekühlte, durch das plözliche
                              Ablöschen im Wasser äußerst mürbe Glasurmasse wird nun in einer steinernen
                              Reibschale gestoßen, gerieben und dann auf der erwähnten Mühle auf das zarteste
                              gemahlen, höchst fein geschlemmt, nach Abgießen des Wassers getroknet und in
                              Pulvergestalt reinlich in sauberen Gefäßen aufbewahrt.
                           
                        
                           Auftragung der Grundmasse und
                                 Glasur.
                           Die fertige Grundmasse wird in einem sehr reinen, am besten porzellanenen oder
                              eisernen emaillirten Geschirr (Hafen) mit lauem, bis etwa + 30° R. erwärmtem
                              (vorher kochend gewesenem), durchgeseihetem Wasser mittelst eines reinlichen
                              hölzernen Spatels eingerührt. Dieser Mischung wird nach und nach bloß so viel Wasser
                              zugesezt, daß solche bei anhaltendem gleichmäßigem Umrühren die Consistenz des
                              gewöhnlichen Zukersyrups erhält. Das Umrühren wird in anhaltender gleichförmiger
                              Erwärmung so lange fortgesezt, bis durchaus keine Knoten zu erkennen sind. Die
                              Temperatur muß stets auf etwa + 30 bis 35° R. zu erhalten gesucht werden. Man
                              nimmt zu einer solchen Vermischung nach Maaßgabe der auf einmal zu emaillirenden
                              Gegenstände etwa 6 Pfd. fertige Grundmasse in Pulverform, und das entsprechende, zu
                              jener Consistenz erforderliche Quantum Wasser, welches etwa in einem Geschirr von 3
                              Wiener Maaß behandelt werden kann, und für etwa 50 Topfe à 1 1/2 Maaß, welche emaillirt werden sollen, beiläufig hinreicht.
                              – Nachdem nun diese Grundmasse in stets gleicher, beschriebener Wärme
                              gehalten und fortwährend vom Grund auf durchgerührt wird, kann zum Auftragen auf die
                              zu emaillirenden Geschirre oder Geräthe geschritten werden. – Diese nimmt man
                              aus dem Wasser, spült sie nochmals rein ab, troknet sie mit einem trokenen
                              Leinenhader und erwärmt sie in dem Muffelofen so stark, daß sie auf der blank
                              gescheuerten, zu emaillirenden Seite die violette Anlauffarbe zeigen. – Sie
                              werden dann schnell aus der Muffel genommen, und man läßt das Geschirr bis zu etwa +
                              60 bis 70° R. abkühlen. Durch diese Erhizung wird die lezte Spur von
                              Pflanzensäure verjagt, auch alle Feuchtigkeit fortgeschafft. Die auf etwa + 30 bis
                              35° R. erwärmte (stets im Umrühren begriffene) Grundmasse wird nun mit einem
                              sehr reinen, tiefen Löffel in das Geschirr, welches, wie gesagt, noch 60 bis
                              70° R. Wärme hat, gegossen. In den zu emaillirenden Topf gießt man etwa ein
                              gutes halbes Seidel der Grundmasse; dieselbe wird nun durch einen höchst reinen
                              scharfen Borstenpinsel, welcher auch an den Seiten mit Haaren versehen ist, in die
                              Wände des Topfes oder sonstigen Geschirres oder Geräthes eingerieben, so daß alle
                              Stellen desselben, welche emaillirt werden sollen, rasch hinter einander, während
                              der Topf noch warm ist, mit der Grundmasse in innige Berührung kommen. Dieses
                              Einreiben wird auf allen Stellen so lange fortgesezt, bis das Geschirr etwas
                              erkaltet. Ist es handwarm, oder etwa + 30° R., so hört man mit dem Einreiben
                              des Pinsels auf und schwenkt die im Geschirre befindliche Grundmasse dermaßen herum,
                              daß sie überall die zu emaillirenden Stellen gleichförmig überzieht. Dann wird das
                              Geschirr plözlich umgekehrt, so daß der Rand nach Unten kommt und in horizontaler
                              Richtung sich befindet (wobei der Boden des Gefäßes oben ist): während man das
                              Geschirr auf diese Weise schwebend hält, und mit einem reinen hölzernen Stok von
                              etwa 1'' Dike und 10'' Länge an die Außenwände des Gefäßes klopft, fließt die überflüssige
                              Grundmasse heraus, welche man in einem unten stehenden reinen Geschirr auffängt.
                              Findet man, daß die Grundmasse das Geschirr inwendig etwa 1/10 oder 1/20 Zoll dik
                              (nach Maaßgabe der Dimension des Geschirres) gleichförmig zu überziehen hinreichend
                              ist, so wird dasselbe schnell wieder umgekehrt, so daß die Oeffnung nach Oben kommt.
                              Abermals wird mit dem erwähnten hölzernen Stoke ringsumher auf das Geschirr leise
                              geklopft, bis dem Auge die Grundmasse recht gleichförmig vertheilt erscheint. Ist
                              dieß der Fall, so wird die Grundmasse 1/8 Zoll vom Rande mit einem steifen Leder,
                              welches einen Einschnitt hat, rein abgewischt, so daß die Emaille nicht bis an den
                              äußersten Rand reicht. Zur schöneren Ausgleichung der Emaille werden außen an dem
                              Rande ringsherum noch einige Schläge (leise) mit dem Stoke gegeben, und nun sofort
                              das Geschirr zur Glasur gebracht. – In diesem Moment hat die aufgetragene
                              Grundmasse etwa Honigconsistenz und oft schon etwas steifere. Sie muß aber immer
                              etwas feucht seyn, um die aufzupudernde Glasur fest anzusaugen. Die sub B beschriebene Glasur in zarter Pulverform wird
                              durch einen battistleinenen Beutel, welcher am Boden durch einen Blechring inwendig
                              ausgespreizt ist, auf das mit der Grundmasse versehene Geschirr gepudert, indem man
                              das Geschirr nach allen Seiten wendet. Dieses Pudern geschieht, indem der Beutel mit
                              der Glasur etwa 4 Zoll vom Gefäße in zukender Bewegung senkrecht auf- und
                              niederbewegt wird. Es wird so lange und ununterbrochen gepudert, bis man bemerkt,
                              daß alle Stellen des Geschirres, welche bereits mit der Grundmasse überzogen worden,
                              gleichförmig etwa 1/12 bis 1/15 Zoll dik überstäubt sind. Die wie lokerer Reif
                              angeflogene Glasur würde sofort stellenweise abfallen, wenn das Geschirr erschüttert
                              oder angestoßen würde. Leise wird nun das während dieses Processes ziemlich
                              erkaltete Geschirr auf eine erwärmte Stelle gebracht, so daß ohne Zögerung die
                              Verdunstung der in der aufgetragenen Grundmasse und dieselbe überziehenden Glasur
                              bewerkstelligt ist; wenn man keinen Dampf aus dem Geschirre mehr entweichen sieht,
                              auch dasselbe nach und nach bis auf etwa + 80 bis 90° R. erwärmt, und 10 bis
                              15 Minuten in dieser Temperatur erhalten worden, ist das Auftragen der Emaille
                              vollendet.
                           Das Einbrennen oder Aufschmelzen der Emaille geschieht
                              nun, indem das mit der Grundmasse und Glasur gehörig überzogene trokene Geschirr
                              behutsam mittelst einer Zange, welche nach der Gestalt des zu emaillirenden
                              Geschirres oder Geräthes bequem eingerichtet, und mit wenigstens 3 Schuh langen
                              Schenkeln versehen seyn muß, in den Muffelofen gebracht und gerade aufrecht gestellt
                              wird. Die beinahe bis zur Messingschmelzhize erwärmte eiserne Muffel wird mittelst einer
                              starken Blechthüre geschlossen. Sobald man durch eine zollgroße Oeffnung in der
                              Thüre bemerkt, daß das Geschirr in der Muffel braunroth glüht, so wird die Thür
                              geöffnet und das Geschirr dergestalt gedreht, daß die gegen die Thür gerichtete
                              Seite desselben gegen die Rükwand zu stehen kommt, weil die Wärme im hinteren Theile
                              der Muffel gewöhnlich etwas stärker ist. Dieses Drehen des Geschirres, wobei dessen
                              Oeffnung immer nach Oben gerichtet bleibt, muß sehr behutsam und ohne Erschütterung
                              geschehen, indem die Glasur noch nicht fest angeschmolzen ist und leicht abfallen
                              könnte. Nach und nach erhält das Geschirr Rothwärme. Es wird dann noch einmal in
                              jener Richtung gedreht, um die Hize demselben recht gleichförmig mitzutheilen. Ist
                              dieß bewirkt, so wird die Glasur schon so fest halten, daß nun das Geschirr gelegt werden kann, nämlich, daß der Boden nach dem
                              Hinteren Theile der Muffel, die Oeffnung aber nach der Thüre zu gerichtet ist. Nach
                              jedem auf die beschriebene Art verrichteten Drehen oder Wenden des Geschirres wird
                              die Muffel stets geschlossen. Bemerkt man durch das Thürloch, daß die Glasur glatt
                              wird, d.h. fließt, so wird abermals das Geschirr gedreht, so daß die geschmolzene
                              Seite (gewöhnlich die untere, weil hier die Hize zuerst einwirkt) nach Oben kommt.
                              Da also die Glasur nicht gleichzeitig fließt, so ist ein mehrmaliges Wenden des
                              Geschirres nothwendig. Dieß zu beurtheilen, wird durch Uebung erlangt. Der Boden
                              eines gewöhnlichen Geschirres (Hafens) wird gewöhnlich zulezt flüssig, weil es
                              gemeiniglich der stärkste Theil ist, also zulezt sich erwärmt. – Ist nun die
                              Emaille gehörig geflossen, welches man daraus sieht, daß die ganze Fläche
                              gleichförmig glasirt ist, so nimmt man ohne Weiteres das Geschirr aus der Muffel,
                              und läßt es von selbst abkühlen. Noch heiß (etwa + 90° R.) wird gewöhnliches
                              Kochgeschirr auswendig auf der nicht emaillirten Seite mit einem Firniß geschwärzt,
                              welcher bald abdampft, troknet und mit dem Geschirr abkühlt, auch demselben ein
                              besseres Ansehen gibt. Die angeschmolzene Emaille wird, wenn sie gelungen ist,
                              ziemlich weiß, einen Schatten ins Graue habend, erscheinen, und muß überall
                              gleichartig mit Glasur überzogen sich darstellen. Sie muß beim Erkalten des
                              Geschirres nicht abspringen und keine erhabenen Blasen oder gefärbte große Fleken
                              zeigen.