| Titel: | Ueber die Krystallisation des Platins und ein neues Verfahren dieses Metall im Großen zu bearbeiten; von Hrn. Jaquelain. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. IX., S. 48 | 
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                        IX.
                        Ueber die Krystallisation des Platins und ein
                           neues Verfahren dieses Metall im Großen zu bearbeiten; von Hrn. Jaquelain.
                        Aus den Comptes rendus, 1840, 2e semestre No.
                              5.
                        Jaquelain, uͤber die Krystallisation des
                           Platins.
                        
                     
                        
                           Wenn man Chlor-Platinkalium erhizt, ohne es in Fluß zu bringen, so zersezt
                              sich eine gewisse Portion Chlorplatin und man erhält dann ein Gemenge von
                              Chlorkalium, dem Doppelchlorid, nebst Platin als schwarzes Pulver. Durch Behandlung
                              des Gemenges mit kochendem destillirtem Wasser läßt sich lezteres Product vollkommen
                              isoliren. Erhizt man hingegen das Chlor-Platinkalium bis zum Schmelzen des
                              Chlorkaliums und unterhält es beiläufig eine Stunde lang auf dieser Temperatur, so
                              verwandelt sich alles Platinschwarz in kleine sehr glänzende Blättchen von
                              Platin.
                           Bei genauer Beobachtung aller Erscheinungen während dieser Operation findet man bald,
                              daß die in der schmelzenden Masse stattfindenden Strömungen die unendlich kleinen
                              Krystalle von Platinschwarz unaufhörlich in Bewegung bringen, daß bei dieser
                              beständigen Verrükung derselben die gereinigten Oberflächen zusammentreffen und sich
                              an einander reiben, wodurch eine Adhäsion oder eine Art Schweißung erfolgen muß.
                           So lange noch nicht alles Chlorkalium verflüchtigt ist, bleiben noch immer einige
                              metallische Theilchen in der geschmolzenen Masse zerstreut; während der ganzen Zeit,
                              wo Chlorkalium verdampft, bildet sich auf der Oberfläche der Masse und an den Wänden
                              des Tiegels ein Platinnez, welches aus kleinen mit einander verwachsenen Blättchen
                              besteht, die in dem Maaße als der Versuch länger dauert, sehr merklich größer
                              werden. Dieses Nez kann man nun mit Recht einen Platinschwamm nennen. Das
                              krystallinische Pulver und der Schwamm selbst lassen sich durch bloßes Auswaschen
                              mit kochendem destillirtem Wasser reinigen. Uebrigens ist zu bemerken, daß das
                              Chlorkalium immer unzerseztes Chlorplatin zurükhält, wenn man es auch lange Zeit in
                              der Rothglühhize erhalten hat; wir werden bald ein Mittel angeben, um diese
                              Schwierigkeit zu vermeiden.
                           Aendert man dieses Verfahren etwas ab, so läßt es sich zur Platinfabrication
                              benuzen.
                           Die Darstellung und Bearbeitung des Platins im Großen ist ohne allen Zweifel sehr
                              verbessert worden, seitdem Wollaston
                              Polytechn. Journal Bd. XXXIV. S.
                                       1.
                              uns die wichtigsten
                              Geheimnisse dieser Fabrication enthüllt hat; diese Verbesserungen sind aber
                              natürlich das ausschließliche Eigenthum der Personen geblieben, welche sich mit
                              diesem Industriezweig beschäftigen. Es wäre daher wohl möglich, daß die
                              Beobachtungen, welche ich hiemit bekannt mache, den Platinfabrikanten nichts Neues
                              mehr sind.
                           Nachdem man sich das ammoniakalische Doppelsalz verschafft, sind folgende
                              Vorsichtsmaßregeln zu beobachten, damit die Darstellung des Platins bis zum Ende gut
                              von Statten geht. Das Platinsalz muß vollständig zersezt, der Schwamm aber dennoch
                              so loker bleiben, daß man ihn durch bloßes Zerreiben mittelst der Hände unter Wasser
                              in ein sehr feines Pulver verwandeln kann; hierauf trennt man die feinsten Theile
                              von den harten und gröberen durch mehrmaliges Schlemmen mit Wasser; leztere werden
                              sodann mit Königswasser behandelt. Nun kommt das Formen und Pressen des sogenannten
                              Platinbreies, eine sehr umständliche Operation. Man braucht keineswegs im Großen
                              bereiteten Platinschwamm gesehen zu haben, um sich zu überzeugen, daß es unmöglich
                              ist, das Chlor-Platinammonium gänzlich zu zersezen, ohne daß die Theile,
                              welche mit den Wänden des Gefäßes in Berührung sind, eine bedeutende Cohäsion
                              bekommen, und wenn man diesen Fehler zu vermeiden sucht, erhält man immer wieder
                              einen mit unzerseztem Chlorid verunreinigten Platinschwamm. Auch macht der physische
                              Zustand des gewöhnlichen Platinschwamms das Schlemmen desselben sehr langwierig.
                           Man sieht also, daß es darauf ankommt, ein Platinsalz darzustellen, welches nach dem
                              Ausglühen eine durchgehends aus sehr feinen Körnern bestehende Masse hinterläßt, die
                              so porös ist, daß sie schnell geschlemmt werden kann, niemals Chlorplatin enthält
                              und auch weich genug ist, um in geeigneten Gefäßen troken
                              zusammengepreßt werden zu können.
                           Ein solches Gefäß besteht aus einem polirten gußeisernen Cylinder von beliebigem
                              Durchmesser, welcher durch einen großen hölzernen Blok, der ihm als Fuß dient, in
                              der Erde befestigt ist. Nachdem man das ganz trokene und ausgeglühte Platin in den
                              heißen Cylinder eingefüllt hat, gibt man ihm die erste Compression mittelst
                              schwacher Stöße und verstärkt dieselben dann stufenweise, bis man sich der Kraft
                              eines Hammers nähert, den man zulezt auf eine polirte ringförmige Eisenplatte, die
                              leicht in den Cylinder paßt, auffallen läßt. Nach dieser Operation wird das Platin
                              der Rothglühhize ausgesezt, hierauf neuerdings in den gußeisernen Cylinder gebracht
                              und das Comprimiren fortgesezt, bis die Masse das Hämmern in allen Richtungen
                              vertragen kann.
                           Es dürfte auffallend seyn, daß ich das Comprimiren des Platins in trokenem Zustande vorziehe,
                              wenn man sich an den schönen Versuch Wollaston's
                              erinnert, welcher darin besteht, einen Platindraht in schiefer Richtung zu
                              durchschneiden, die beiden Theile an einander zu halten und sie dann mit einem
                              einzigen Löthrohrzug für immer an einander zu schweißen. Wenn diese Operation
                              gelingen soll, darf sich aber auf den kurz zuvor getrennten Flächen nicht die
                              geringste Spur von Feuchtigkeit oder irgend einem anderen Körper abgesezt haben. Aus
                              diesem Grunde rathe ich immer nur trokenes Platin anzuwenden und es stets in heiße
                              Gefäße zu bringen.
                           Man weiß überdieß, wie schwer es ist, aus einem Platincylinder, welcher mit aller
                              möglichen Sorgfalt auf nassem Wege comprimirt wird, die Feuchtigkeit vollständig
                              auszutreiben; um sich davon zu überzeugen, braucht man nur so bereitetes Platin nach
                              dem Schmieden in mehrere Stüke zu zertheilen, deren Gewicht zu bestimmen, sie dann
                              der Rothglühhize auszusezen und nach dem Erkalten sogleich wieder zu wiegen, worauf
                              man einen merklichen Gewichtsverlust finden wird.
                           Ich empfehle im Großen folgendermaßen zu verfahren:
                           Zur Bereitung des Platinsalzes nimmt man am besten 25 Th. Chlorkalium (salzsaures
                              Kali) und 36 Theile Salmiak auf 100 Th. Platin, welches auf gewöhnliche Art in
                              Königswasser aufgelöst worden ist. Nach vollständigem Austroknen des Tripelsalzes
                              zersezt man es in kleinen Portionen in einem Platintiegel, indem man auf die
                              Schichte des bereits reducirten Salzes wieder frisches auflegt, und nachdem alles
                              Salz eingetragen ist, gibt man 15–20 Minuten lang ein verstärktes Feuer.
                              Hierauf nimmt man die schwammige Masse aus dem Tiegel, wascht sie mit Wasser aus,
                              welches mit Salzsäure geschärft ist, um Spuren von Eisenoxyd, die der Salmiak
                              zurükgelassen haben könnte, zu beseitigen und zulezt noch mit reinem Wasser, bis
                              alles Chlorkalium ausgezogen ist. Das gehörig ausgewaschene Platin wird der
                              Rothglühhize ausgesezt, sogleich comprimirt und hierauf gehämmert, wie es oben
                              angegeben wurde.
                           Die Flächen des Platins, welches man durch Zersezung von Chlor-Platinkalium in
                              der Kirschrothglühhize erhält, scheinen anzudeuten, daß dieses Metall wie das Gold
                              in Oktaedern krystallisiren kann.