| Titel: | Ueber einige in den englischen Kattundrukereien gebräuchliche Verfahrungsarten und Apparate. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XX., S. 100 | 
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                        XX.
                        Ueber einige in den englischen Kattundrukereien
                           gebraͤuchliche Verfahrungsarten und Apparate.Aus
                                 der:„Geschichte der Zeugdrukerei, der dazu
                                          gehoͤrigen Maschinen und Huͤlfswerkzeuge und der
                                          Erfindungen im Gebiete des Colorits fuͤr den
                                          Baumwollen-, Leinen-, Seiden- und
                                          Schafwollendruk bis auf die neueste Zeit. Von Dr. Wilhelm Heinrich v.
                                          Kurrer, mit Beitraͤgen von Dr. K. J. Kreutzberg.
                                       Nuͤrnberg 1840, bei I. L. Schrag.“ In diesem
                                 interessanten Werk wird zuerst die Entstehung und der gegenwaͤrtige
                                 Bestand der Kattundrukereien in allen europaͤischen Laͤndern
                                 behandelt; ein besonderes Capitel ist den Fortschritten, welche nach und nach
                                 sowohl im mechanischen als chemischen Theile der gesammten Zeugdrukerei bis auf
                                 die neueste Zeit gemacht wurden, gewidmet, und ein Anhang enthaͤlt die in
                                 Frankreich und England zur Sicherung des Eigenthums an Originalmusterzeichnungen
                                 bestehenden gesezlichen Maßregeln; endlich wird in Tabellenform eine Uebersicht
                                 der Drukloͤhne in verschiedenen Laͤndern und des Umfanges der
                                 Kattundrukerei in Europa mitgetheilt. A. d. R.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Ueber einige in den englischen Kattundrukereien
                           gebraͤuchliche Verfahrungsarten und Apparate.
                        
                     
                        
                           Die Kattunfabriken in England zeichnen sich nicht allein durch ihre große Ausdehnung,
                              sondern auch durch ihre vortrefflichen Einrichtungen und Maschinen, so wie die
                              zwekmäßigste Anordnung aller Operationen für schnell fördernde Fabrication aus. Sie
                              haben dieß vor den französischen und denen des Continents voraus, daß man in jeder
                              einzelnen Neues im mechanischen Fache antrifft; auch hat
                              jede Fabrik ihre eigenen Artikel, in welchen sie vor anderen excellirt. Es ist
                              dieses nicht bloß mit der ächten Ausarbeitung, sondern auch selbst mit den
                              Dampf- und Applicationsfarben der Fall, worin jedoch meist dunkler Genre
                              vorherrscht, weil in England selbst weißbödige Waare des Steinkohlenrauches und
                              Rußes wegen nicht viel getragen wird. Dadurch, daß fast jede Fabrik ihre
                              eigenthümlichen Artikel besizt, wird es auch nur möglich, dieselben in so hoher
                              Vollendung zu liefern.
                           Wir wollen den inneren Betrieb der englischen Drukfabriken in ihrem gegenwärtigem
                              Zustande näher beleuchten, und mit der ersten Vorarbeit, dem Bleichwesen,
                              beginnen.
                           
                        
                           
                           Bleichen.
                           Für das Bleichen sind in Großbritannien viele Patente genommen, womit viele
                              Wichtigkeit gemacht wird, aber bei den meisten wenig reeller Vortheil damit
                              verbunden seyn soll. In Manchester selbst sind die Bleichereien meist von den
                              Fabriken entfernt, weil es kaum möglich ist, in dieser steinkohlendiken Luft ein
                              Stük Waare blendend weiß zu erhalten. Sehr viele Fabriken bleichen auch nicht
                              selbst. Die Laugenkessel sind gewöhnlich von Gußeisen, und meist so groß, daß sie
                              gegen 800 Stüke fassen können; Chlor- und Säurekufen von Sandstein, in den
                              Boden eingesezt. Ueberall wird mit Chlorkalk gebleicht. Gesengt wird im Allgemeinen
                              über einen glühenden Bogen (Cylinder) von Eisen, der dik genug ist, um, wenn er
                              glüht, von der darüber gezogenen Waare nicht geschwärzt zu werden. Es wird meist
                              jeden Tag ein anderer aufgesezt, und der alte wieder frisch gehämmert. Die Waare
                              wird sehr langsam darüber gezogen, und nur auf der rechten Seite einmal gesengt.
                              Collier's Schermaschine
                              (Tondeuse) ist in England nicht vorhanden, wohl aber
                              eine derselben bei John Black und Comp. in Schottland.
                              Die Reinigung geschieht überall in Waschrädern. Sehr sinnreich ist in Walter
                              Crum's Fabrik in
                              Thornliebank bei Glasgow eine durch die Dampfmaschine in Gang gesezte, und wirklich
                              ziemlich richtig gehende Uhr angebracht. Bei jedem Waschrade ist gleichfalls ein
                              kleines Zifferblatt mit darauf beweglichem Zeiger. Sind die Stüke in das Waschrad
                              gebracht, so sieht der Arbeiter auf die Centraluhr, und stellt seinen Zeiger auf
                              diejenige Minute, in der er, wenn sie auf der Uhr angezeigt wird, seine Stüke wieder
                              herausnehmen muß. In einigen Fabriken trifft man die Vorrichtung, daß die Waschräder
                              zugleich kleine Wasserräder bilden, die theils sich selbst, theils noch andere
                              Kleinigkeiten treiben.
                           Von ganz besonderer Wichtigkeit ist ein neuer, in Manchester construirter
                              Bleichapparat, für das Bleichen baumwollener und leinener Stoffe, welchen der
                              Erfinder mit einem Dampfkessel von hoher Pression, jedoch ohne Chlor und Säurekufen,
                              mit Ueberlassung der Patente für Oesterreich, Preußen und Bayern ab Manchester für
                              den Preis von 1500 Pfd. Sterling zu liefern geneigt ist.Ein Fabrikant, welcher sich diesen kostspieligen Bleichapparat vom Erfinder
                                    selbst verschaffte, versichert uns, daß er nicht nur vollkommen mit der im
                                    polyt. Journal (1839) Bd. LXXIV. S.
                                       359 gelieferten Beschreibung und Abbildung übereinstimmt, sondern
                                    daß es sich auch herausstellte, daß man bei der Anwendung desselben die
                                    sonst erforderlichen Hülfsapparate, als Waschräder, Trokencylinder,
                                    Chlor- und Säurekufen keineswegs entbehren kann, indem dieser
                                    sogenannte Bleichapparat lediglich als ein Laugapparat mit Hochdrukdampf zu
                                    betrachten ist, wie es a. a. O. schon bemerkt wurde; endlich hat sich der
                                    Erfinder desselben, Hr. Wright in Manchester, zu seinem großen Schaden auch bald
                                    überzeugt, daß sein Apparat zum raschen Bleichen von Flachsgarn und
                                    Leinengeweben keineswegs anwendbar ist. A. d. R.
                              
                           
                        
                           
                           Handdrukerei.
                           Beim Druken der Waare trifft man mancherlei gute Vorrichtungen, mitunter auch manche
                              Spielereien an.
                           Das Druken mehrerer Farben mit einem Model, welches sich vorzüglich für Bodenwaaren
                              und für besonders dafür eingerichtete Streifmuster u. dergl. mehr eignet, findet
                              sich fast überall vor. Es geschieht dieses dadurch, daß auf dem Siebe (Chassis) vor
                              dem Druk zwischen jede einzelne Farbe ein schmales Streifchen Tuch gelegt, und mit
                              etwas in Terpenthinöhl geschmolzenem Wachs überzogen wird, so daß es an dem Siebe
                              fest klebt, und das Ineinanderfließen der Farben verhindert, ohne von ihnen
                              aufgelöst zu werden. Statt daß der Streicher hiezu wie gewöhnlich eine Bürste oder
                              ein mit Tuch überzogenes Querholz ist, wie lezteres hier nicht allein zum Irisiren,
                              sondern häufig auch für anderen Druk verwendet wird, ist es für diesen Druk ein in
                              Walzen geschnittenes Holz, Fig. 27, wovon jede
                              einzelne Walze, auf der unteren Seite mit Tuch überzogen, in jede einzelne
                              Farbenabtheilung paßt.
                           Nach dieser Art werden einige Wollenmuster in der Fabrik von Walter Crum gedrukt, wo zuerst auf einmal die 4 dunkeln, und dann die 4 hellen Farben gegeben werden.
                           Bei Lloyd und Price: eine
                              eigene Vorrichtung an den Druktischen zum Druken der Waare, wobei ich keinen
                              besonderen Vortheil einsehe. Es besteht diese in angebrachten geheizten
                              Metallcylindern, Fig. 28. a ist die geheizte Walze; auf die
                              Walze b wird die getroknete Waare aufgerollt. Die
                              Zeichnung stellt zugleich einen englischen Druktisch vor. Druktische, Gestelle für
                              Chassis, Drukschlegel u.s.w. sind in England durchgehend von Gußeisen.
                           Bei Schwabe und Comp. an einigen Druktischen angebrachte
                              Selbststreicher zeigt Fig. 29
                              a; ein solcher wird durch die Bewegung zweier mit
                              einigen Zähnen besezten Rollen von b hin, und von c wieder zurük getrieben, und es fließt auf ihn aus
                              einem Farbenbehälter nach Maaßgabe des Musters Farbe nach. Der Druker scheint bei
                              dieser Vorrichtung mehr damit zu thun zu haben, als daß der Selbststreicher
                              Ersparung gewährte.
                           Von mehr Nuzen als jene beiden Vorrichtungen, besonders beim Schafwollen- und
                              Calicodruk, der häufig an langen Druktafeln vollzogen wird, sind die am Druktische
                              angebrachten Eisenbahnen Fig. 30, wonach nicht nur
                              das Chassis, sondern der Streicher selbst auf der Bahn vorwärts schreitet, immer dem
                              vorauseilenden Druker nach.
                           An einem langen Tische für Wollendruk findet man bei Walter Crum sogar zwei Druker mit zwei Locomotiven. Die Locomotive ist jedoch der Streichknabe
                              selbst, der sich und sein Sieb am Tische mit den Händen sehr leicht weiter schieben
                              kann. In den Drukstuben für den Handdruk sieht man in England gegenwärtig fast
                              keinen Vordruk, sondern meist nur Dampfgrün und Applicationsroth arbeiten. Viele
                              Sachen, die wir auf dem Continente bis jezt für Handdruk gehalten haben, sind
                              Maschinendruk; dahin gehören auch die Catechuböden mit Roth und anderen Farben, von
                              ausgezeichneter Schönheit, wozu natürlich die Reinheit des Druks wesentlich
                              beiträgt, und Waare erzeugt wird, die man bei uns mit dem Model vergeblich zu Stande
                              zu bringen sucht. Durch diese Beschränkung des Handdruks wird auch die Formstecherei
                              sehr beschränkt. Man trifft in Fabriken, die Hunderttausende von Stüken jährlich
                              erzeugen, höchstens 10 bis 12 Formstecher, und dieses sind meist nur junge
                              Leute.
                           Walzendruk. In keinem Lande der Welt trifft man diese Art
                              zu druken so vereinfacht und schnell fördernd an, als in Großbritannien. Die Räume
                              für denselben sind nichts weniger als hell und splendid ausgestattet, indem die
                              Maschinen stets bloß von der Seite Licht zugeführt erhalten, wo die gedrukte Waare
                              herauskommt; auf der entgegengesezten Seite brennt hingegen den ganzen Tag über eine
                              Oehl- oder Gaslampe. Die Maschinen selbst sind viel einfacher, als die der
                              Franzosen, und daher leichter zu regieren.
                           Einfache Walzendrukmaschinen sind sehr selten mehr im Gange. Das meiste Einfache wird
                              auf mehrfarbigen Maschinen gedrukt. Für die Bedienung einer zwei- bis
                              dreifarbigen Walzendrukmaschine hat man nur zwei Männer, die sie in Gang bringen,
                              und nur einige Knaben besorgen für alle zugleich das Puzen, Farbeholen, Durchdrüken
                              derselben u.s.w. Durch das sorgfältigste Aufdoken der Waare wird fernere Mühe beim
                              Druken selbst erspart. Niemand denkt beim Druken an das Breithalten der Waare. Beim
                              Aufdoken lauft das Stük gewöhnlich über eine sogenannte Ausbreitwalze.Dieser selbstthätige Strekapparat, welcher im Wesentlichen ganz mit dem im
                                    ersten Septemberheft des polytechnischen Journals (Bd. LXXVII. S. 327) beschriebenen
                                    übereinstimmt, bildet ohne Zweifel die wichtigste Verbesserung, welche seit
                                    langer Zeit an den Walzendrukmaschinen gemacht wurde.A. d. R.
                              
                           Diese Walze ist bei vielen Mangen- und Stärkemaschinen ebenfalls
                              angebracht.
                           Beim Walzendruk selbst ist das Stük durch 5 bis 6 eiserne Stäbe sehr streng
                              angespannt, und läuft gewöhnlich, ehe es an die Drukwalze kommt, noch über eine
                              dike, 8 bis 10 Zoll im Durchmesser haltende hölzerne Walze, die durch das Tuch
                              gedreht wird. Mitlaufende Stüke (Läufer) werden nirgends mehr angetroffen.
                           
                           In der Fabrik von Butterworth und Brooks wird häufig bei mehrfarbigem Farbendruk zugleich mit den
                              Metallwalzen für schwere Farbenpartien eine hölzerne Walze mit ausgeschnittenen oder
                              eingesezten hölzernen Figuren angewandt. Diese werden auf folgende Art mit Farbe
                              versehen.
                           Die Walze e, Fig. 31, lauft in der
                              Farbe, und theilt diese der mit Tuch überzogenen Walze d
                              mit. Zwischen o und d läuft
                              ein Tuch ohne Ende. Dieses nimmt von d einen Theil der
                              Farbe auf. Die Farbe wird durch die Walze c nochmals
                              gleichmäßig auf dem Tuche vertheilt; das Tuch geht sodann durch die Walze a und b, von welchen a die hölzerne Drukwalze ist, und dadurch Farbe
                              aufnimmt.
                           Viele Sachen, die man auf dem Continent durchaus für Handdruk hält, sind, wie gesagt,
                              Maschinendruk, wobei jedoch bei manchen die Muster ganz aus freier Hand gravirt
                              werden. Man sieht auf diese Art viel Weiß und Orange für dunkelblaue Küpenwaare
                              druken.
                           Zum Troknen der auf der Maschine gedrukten Waare wird in
                              allen englischen Fabriken eine ungleich größere Hize, als bei uns auf dem Festlande
                              für gut gehalten wird, angewendet. Dieß geschieht entweder über Dampfkästen von
                              Gußeisen, worüber das Stük unmittelbar aus der Maschine geführt wird, und die wie
                              Fig. 32
                              zeigt, nebeneinander gestellt sind, oder es geschieht auch im Hot-Flue, oder
                              auch durch erhizte Luft, indem in einem durchbrochenen eisernen Boden, welcher der
                              Feuersgefahr halber durchgängig gefunden wird, ein hohler Raum sich befindet, der
                              durch über dem heizenden Feuer liegende, zum Glühen gebrachte Kupferbleche (manchmal
                              auch Eisenbleche, oft auch eiserne Röhren) geheizt wird, und die Hize durch den
                              durchbrochenen eisernen Boden dem Trokenraume abgibt, der immer über 50° R.
                              hat. Die Waaren, diesen Trokenraum verlassend, stürzen sich dann in einem luftigen
                              Zimmer auf die einfachste Weise von selbst, und werden dann 5 bis 6 Tage darin
                              hängen gelassen, wodurch die Essigsäure verflüchtigt, und mehr basische Salze mit
                              der Faser verbunden gebildet werden. Dieses lange Hängen betrachtet man mit Recht
                              als unumgänglich nothwendig, um unter dem zugleich mitaufgedrukten schweren Grunde
                              hervor beim Krappfärben ein intensives Schwarz zu erhalten.
                           Für die auf der Maschine gedrukte Waare trifft man sehr große Hängen an. Lloyd und Price besizen eine
                              derselben von 2000 Stüken Inhalt. Dieses Haus ist auch wohl das einzige in England,
                              in welchem eine Perrotine angetroffen wird.
                           Die Hot-Flues, theils zum Troknen der auf der
                              Walzendrukmaschine Maschine gedrukten, theils zum Abtroknen der grundirten Waare, sind in Gestalt, in
                              Höhe und Länge, je nach der Localität verschieden, und im Ganzen nichts anders, als
                              ein Raum, der ohne daß ein Theil in ihm einem übermäßigen Grad von Hize ausgesezt
                              würde, was bei andern Trokenanstalten (wie bei Ofen- und Röhrenheizungen)
                              fast immer der Fall ist, in eine ziemlich hohe Temperatur gebracht werden kann. Sie
                              bilden daher nichts Anderes, als ein Heizen mit erwärmter Luft. Die Temperatur wird
                              gewöhnlich nicht höher als 40 bis 45° R. gesteigert. Man ist gerade nicht
                              sehr sorgfältig in der Manipulation beim Abtroknen der grundirten Waare jeder
                              Gattung, findet jedoch immer sehr starke Mordants vortheilhafter als schwächere,
                              weil durch jene Streifen und Ungleichheiten ganz vermieden werden.
                           Die Hängen in den Türkischrothfärbereien sind denen in der Schweiz, fast analog. Ein
                              gutes Mittel, die in der ersten Zeit feuchte, und das Troknen hindernde Luft
                              hinwegzuschaffen, fand Baumgartner in Middleton, durch
                              eine ungefähr 1 1/2 Fuß im Durchmesser haltende blecherne Röhre Fig. 33, die in ein oder
                              zwei Eken des Trokenzimmers senkrecht ausgestellt, eine verschließbare Oeffnung hat.
                              Sie selbst ist unter dem Boden aber fortgeleitet, und mündet in einen Kamin aus.
                              Dadurch wird ein sehr starker Zug hervorgebracht, und man troknet in diesem
                              Etablissement auf solche Art in einem nicht großen Raume 900 Pfd. mit Oehl gebeiztes
                              Garn in 3 Stunden. Das Trokenzimmer ist dabei stets niedrig.
                           Die Farben für den Druk werden durchgängig mit Dampf gekocht. Gewöhnlich sind die
                              Kessel fest und unbeweglich, daher unbequem zum Ausgießen der Farbe und zum
                              Reinigen. Die freistehenden, die von den Dampfröhren selbst getragen werden, und
                              sich um ihre halbe Achse bewegen lassen, haben die aus Fig. 34 ersichtliche
                              Gestalt. a, a, a, a sind darin gut schließende
                              Stopfbüchsen, in denen die Kessel b, b sich um die halbe
                              Achse drehen lassen. Das Uebrige sind Dampfröhren.
                           In den Färbereien sind meist alle Gefäße von Gußeisen. Die
                              Kufen für Säuren, saure Salze, Chlor- und Chromverbindungen u.s.w. sind meist
                              von Stein, und dadurch von langer Dauer. Alle Waaren ohne Unterschied, wohin auch
                              Türkischroth gehört, werden mittelst Dampfheizung gefärbt. Die
                              Türkischrothfärbereien, und viele andere Fabriken, verarbeiten meist türkischen
                              Krapp, und haben dafür ihre eigenen Krappmühlen. Sonst wird noch viel französischer
                              und holländischer Krapp consumirt.
                           In den Blaufärbereien sind die Küpen alle vierekig,
                              gewöhnlich 10 Fuß tief, sehr häufig von Stein, hin und wieder auch von Eisen. Gewöhnlich werden
                              zwei Stüke auf einmal aufgespannt darin gefärbt. Noch häufiger wird jedoch nach Art
                              des Kühkothens über Rollen gefärbt, welches auch ausschließlich mit dem
                              Fayenceblaufärben der Fall ist. Wood und Wright haben die größte Fayence-Färberei. Es
                              stehen 27 Küpen in zwei Reihen neben einander; gewöhnlich werden 4 Stüke
                              zusammengenäht, die abwechselnd von c, Fig. 35, auf die Walze
                              d, und von der Walze d
                              auf die Walze a 30 bis 40 Minuten lang in jede Küpe
                              hineingehaspelt werden. In demselben Locale haben sie 8 Indigoblauküpen für
                              Dunkelblau neben einander stehen, worin in jeder die Waare bis zum Gutfärben einen
                              Zug erhält.
                           Bei Wood und Wright findet sich
                              auch eine Vorrichtung, das gewöhnliche Malerblau auf ziemlich leichte Weise zu
                              druken. Sie gründet sich auf dasselbe Verfahren, welches Kurrer schon vor 20 Jahren ausübte, nämlich: statt die Farbe auf das Sieb
                              zu streichen, liegt das Sieb hier unmittelbar auf der Farbe straff aufgespannt.
                              Lezteres besteht aus einem ganz leicht durchdringlichen Zeuge (Flanell), so daß,
                              wenn der Druker die Form einbringt, die Farbe durch das Zeug dringt, und wenn er sie
                              wieder wegnimmt, wieder unter das Zeug zurüksinkt, wodurch die Oxydation der Farbe
                              verhindert wird. Es versteht sich von selbst, daß der Druker in dieser Art zu druken
                              eingeübt seyn muß. Wenn übrigens für große Massen beim Möbeldruk, welche auf diese
                              Art gedrukt werden, die Fläche nicht ganz vollkommen rein ausgeglichen ist, so
                              erscheint sie nichtsdestoweniger reiner, als durch das Einmalen mit dem Pinsel.
                           Gedämpft wird immer noch meist auf Cylindern, weil man
                              bei Kattunen diese Art dem Dämpfen in den Kästen vorzieht.
                           Die Appretur wird auf den Trokenmaschinen gegeben, die
                              meistentheils aus Zinncylindern bestehen. Weiße Waaren, die für den Verkauf bestimmt
                              sind, werden gewöhnlich sehr stark gestärkt, und im trokenen Zustand die Appretur
                              auf Riesenmangen gegeben, von welcher Größe sie sonst
                              nirgends angetroffen werden. Bei den Trokenmaschinen, und wo es nur möglich, und
                              eine Waare zu legen oder zu falten ist, geschieht dieses gewöhnlich durch die
                              Maschinen selbst auf die mannichfaltigste Weise.
                           Es verdienen auch noch angeführt zu werden: die ungeheuren Schornsteine, von denen
                              oft mehrere in einen geleitet werden, und dieser auf eine in der Nähe befindliche
                              Anhöhe gesezt wird; dann die vorzüglich gut zubereiteten Farbholzextracte, nicht im
                              concreten, sondern im liquiden Zustande, die zu den hauptsächlichsten Hülfsmitteln
                              gerechnet werden, wodurch England so lange vorzugsweise vor uns in den Dampffarben
                              excellirte. In den meisten Fabriken sind auch Leute aufgestellt, bloß zur Durchsicht der Waare nach
                              fast jeder Operation, die alles Anstößige ausschießen, und ein Comité aus dem
                              Fabrikanten, Coloristen u.s.w. entscheidet über die Strafen in dieser Beziehung.
                           Daß alle Fabriken mit Gas beleuchtet werden, sezen wir als bekannt voraus.
                           Was übrigens die Ausführung und den Geschmak bei feinen Modemustern anbelangt,
                              gestehen die englischen Fabrikanten selbst, daß ihnen die Franzosen, so wie mehrere
                              andere Fabriken des Festlandes überlegen sind; eben so daß man in diesen
                              Etablissements weit häufiger gründliche Chemiker und geschiktere Zeichner findet,
                              wodurch die Erzeugnisse sowohl in Beziehung auf Kunst als Solidität und Geschmak
                              stets vorwaltend sind.
                           Die Kattunfabriken in Schottland liegen meist an
                              fließenden Wassern, was in England nicht zu finden ist. Sie haben vor den englischen
                              dieß voraus, daß die Beschaffenheit ihres Landes sie besser zur Fabrication
                              geeignete Orte wählen ließ, ohne sie von einer Centralstadt, wie Glasgow ist, gar zu
                              weit zu entfernen. Die Glasgower Fabriken befinden sich in einiger Entfernung von
                              der Stadt, einige fast im Hochlande. Sie liegen besonders zahlreich an einem kleinen
                              Flusse, der aus dem See Loch-Lomond in dem Clyde fließt, dessen Wasser seiner
                              Reinheit wegen berühmt ist. An diesem Flusse liegt auch die schöne
                              Türkischrothfärberei von Ewing und Comp.
                           Die Schotten sind im Allgemeinen wie in Allem, so auch in
                              ihrem Kattundruk hinter den Engländern zurükgeblieben. Besonders druken sie viel
                              schlechter, wenn auch sonst die Fabricate gleich gut wären. In der Einrichtung
                              stehen sie den Engländern kaum nach; sind aber, einzelne ausgenommen, meist nur
                              Nachahmer derselben, ohne Eigenes zu thun. Ausgezeichnet haben sie sich vorzüglich
                              in Türkischroth.
                           Die Flachpressen (Flat-Presses) sind Maschinen zum Druken für Hals- und
                              Schnupftücher mit flacher Kupferplatte.
                           Die Aezpressen (Discharging-Presses) sind Maschinen, in welchen die zuvor schon Uni
                              gefärbte Waare in Hals- oder Schnupftücher zusammengefaltet, zwischen zwei
                              Bleiplatten, in welchen die Dessins durchlöchert erscheinen, gepreßt, und durch
                              Eingießen einer äzenden Flüssigkeit (Discharging
                                 Liquor), wie Chlorkalk in liquider Form und mit Wasser stark diluirte
                              Schwefelsäure, die ausgesparten Figuren entfärbt werden, und daher weiß erscheinen,
                              oder auch gelbe Figuren erzielt werden, wenn Bleiauflösungen angewendet, und
                              nachheriges Ausfärben im sauren chromsauren Kali stattfindet. In der Fabrik von Monteith Walker und Comp. waren im Jahre 1839 sechzehn solche Pressen zum Aezen der türkischrothen Waaren in einer Reihe
                              aufgestellt.Die Aezpressen bei den HHrn. Monteith und Comp. wurden eingeführt, ehe das Verfahren,
                                    türkischrothe Zeuge durch Aufdruken von Weinsteinsäure und Passiren in der
                                    Chlorkalkküpe weiß zu äzen, entdekt und bekannt war; man findet eine
                                    Beschreibung derselben im polytechn. Journal Bd. XII. S. 72. Die genannte Fabrik
                                    scheint sich dieses Apparates nur deßwegen noch immer zu bedienen, um aus
                                    dem bedeutenden Capital, welches auf die höchst zwekmäßige und solide
                                    Herstellung desselben verwendet wurde, den möglichsten Nuzen zu ziehen.A. d. R.
                              
                           Die Oehlbeizen für Türkischroth werden hier alle mit Grundirmaschinen gegeben, wovon
                              über ein Duzend neben einander stehen, die durch mechanische Kraft in Betrieb gesezt
                              werden. Die Oehlbeizen befinden sich in einem erwärmten Zimmer ober den
                              Grundirmaschinen, werden mechanisch stets gerührt, und es fließt nur so viel Beize
                              hinab, als das Stük Waare consumirt.In den bedeutendsten Türkischrothfärbereien der Schweiz ist schon seit
                                    mehreren Jahren dasselbe Verfahren gebräuchlich. A. d. R.
                              
                           Das Färben der Waare wird mittelst Dampf betrieben. Die Dekel der Farbekästen gehen
                              bis zum Dach des Farbhauses, wodurch lezteres völlig dampffrei bleibt.
                           In der Türkischrothfärberei von Ewing und Comp. geschieht
                              das Auswinden der Oehlbeizwaare dadurch, daß der Beizer das Stük ganz einfach durch
                              ein an dem obern Theile seiner Beizschale angebrachtes Loch wie beim Drahtziehen
                              durchzieht, wodurch, weil das Loch sehr enge ist, die Flüssigkeit in die Beizschale
                              zurük gepreßt wird.
                           In den schottischen Bleichen wird alles Wasser, selbst das reinste, nur filtrirt
                              verwendet.Solche Filtrirapparate sind im polytechn. Journal Bd. LXVII. S. 140 beschrieben. A. d.
                                    R. Die Druktische trifft man sehr häufig von Sandstein mit hölzernen Gestellen
                              an.
                           Seit dem Zwiste mit den Drukern (1834) sind in Schottland viele Frauen zum Druken
                              angestellt worden. Die Irländer haben seit mehreren
                              Jahren ebenfalls Drukerinnen. In England konnte man es
                              aber mit den Männern bis jezt nicht durchsezen, weibliche Individuen beim Druken
                              anstellen zu können.
                           Kein Land der Welt erzeugt eine solche Masse gedrukter Baumwollenstoffe, als
                              Großbritannien. Man kann dermalen das jährliche Erzeugniß auf 10 Millionen Stüke,
                              das Stük zu 28 Yards annehmen. Manche Drukereien produciren jährlich mehrere
                              hunderttausend Stüke, und einige Häuser, denen mehrere Fabriken gehören, können,
                              wenn Begehr dafür eintritt, eine Million Stüke liefern. Es ist jedoch hiebei zu
                              berüksichtigen, daß auch sehr viele geringe und falschfärbige Waare fabricirt wird,
                              weil zum Theil für Gegenden gearbeitet wird, wo man die Aechtheit der Farben weniger schäzt, und
                              nur möglichst wohlfeile Waare haben will.
                           Man kann überhaupt im Ganzen annehmen, daß in Europa jährlich über 17 Millionen Stüke
                              gedrukter Kattune erzeugt werden, die einen Werth von wenigstens 140 Millionen
                              Gulden Conv. Münze repräsentiren, und 3 1/2 Millionen Menschen mit Einschluß der
                              Spinn- und Weberei Beschäftigung gewähren.
                           Wir wollen jezt die Ursachen der Wohlfeilheit brittischer Drukwaaren beleuchten, die
                              hauptsächlich in Nachstehendem ihren Grund haben.
                           1) In dem wohlfeilen Einkauf der weißen Waare, dann der meisten zur Fabrication
                              derselben nöthigen Stoffe, als da sind: vor Allem das Brennmaterial, die meisten
                              Farbstoffe, die Chemikalien, die im Lande in ungewöhnlich niederm Preise zu haben
                              sind; die vervollkommneten und dabei überaus schnell fördernden Maschinen,
                              Hülfswerkzeuge und Eisenwaaren jeder Gattung u.s.w. Von diesen sinken viele
                              Erzeugnisse, z.B. Töpferwaaren, hauptsächlich dadurch sehr im Preise, weil durch die
                              Fabriken, indem sie immer in großer Anzahl beisammen liegen, eine ungeheure
                              Consumtion bewirkt wird. Auch ist von sehr vielen zur Fabrication nöthigen Stoffen
                              kein zinsverzehrendes Lager hinzulegen, da Waaren aller Art aus den vielen
                              Ungeheuern Doks, wo sie in Massen aufgehäuft, zu jeder Stunde zu beziehen sind.
                           2) Ein anderer Vortheil der englischen Fabriken besteht darin: daß das ungeheure Feld
                              ihres Absazes ihnen in einzelnen Artikeln große Massen zu arbeiten erlaubt, weßhalb
                              die meisten sich auch nur auf einige Artikel beschränken, die sie dadurch natürlich
                              in größerer Vollkommenheit produciren, weil die Arbeiter damit vollkommen vertraut,
                              und Ausschuß nur selten vorkommt, und dadurch auch die Kosten für theure Coloristen
                              wegfallen. In vielen Fabriken sind besondere Leute aufgestellt, für nichts anderes,
                              als zum Durchsehen der Waare selbst, wo alles Anstößige ausgeschossen wird.
                           Der Nachtheil des theuren Lebens, so wie der theuren Arbeiter gleicht sich durch die
                              größere Geschiklichkeit derselben theilweise aus, theils wissen ihn die Fabrikanten
                              auch auf andere Weise zu ersezen; so befindet sich z.B. in der Fabrik von Walter Crum nicht ein einziger Model, der zweimal
                              abgeschlagen wird, wie dieses selbst bei den dunkelsten Wollengründen der Fall ist.
                              Die Mödel sind überall in jeder nur etwas schweren Partie gefilzt, und mit
                              Kupfer- oder Holzeinfassung versehen, wodurch der schwerste Deker nicht
                              theurer bezahlt wird, als der Vordruk, oder die leichteste Paßfarbe, die alle in
                              einem Preise, und zwar in Glasgow in folgendem Verhältnisse stehen: ist das Stük 3 Mödel
                              breit 6 1/2 Den. (19 1/2 kr. rheinisch), 4 Mödel 8 Den. (24 kr.), 5 Mödel 9 Den., 6
                              Mödel 10 Den. Die meisten Mödel sind daher sehr breit und auf 3 Reihen eingerichtet.
                              Die Formschneider verlieren an ihrer Kostspieligkeit durch die unbegreifliche
                              Schnelligkeit im Arbeiten; auch wird ihnen leztere dadurch erleichtert, daß alle
                              Mödel von einer Art Ahorn oder Platane (englisch plane
                                 tree) gemacht werden. Das Holz wird aus dem schottischen Hochlande bezogen,
                              indem das der Höhe dem des Flachlandes vorgezogen wird. Es ist für die feinste und
                              zarteste Stecherei geeignet. Für Oesterreich, Bayern und die Schweiz dürften die
                              Tyroler- und Schweizer-Gebirge dasselbe von gleicher Güte liefern.
                           In sehr vielen Fabriken Englands, welches in Schottland nicht der Fall ist, trifft
                              man gar keine Taglöhner, sondern alles wird nach der Anzahl der Stüke bezahlt:
                              Bleicher, Färber, Wascher, Manger u.s.w. Man nimmt dabei an, daß eine große
                              Ersparung dadurch erwachse, und durch große Aufsicht, Strenge und Geldstrafen das
                              Hudeln sehr leicht verhindert werde.
                           Ein anderer kostspieliger Artikel, besonders in England, sind zwar die Maurer, wo
                              einer häufig wöchentlich 1 1/2 Pfd. St. verdient. Die englischen Fabrikanten wissen
                              sie aber bei ihren Bauten möglichst entfernt zu halten, indem sie ihre Gebäude
                              selten massiv herstellen, statt Mauerwerk im Innern gußeiserne Säulen, und selbst
                              den äußern Theil erlaubt das gelinde Klima leichter als bei uns aufzuführen.
                           3) Einen weitern wesentlichen Vortheil: die Ersparung der Handlöhne, bieten die
                              Maschinen dar, welche einfacher für Führung simpler Arbeiter eingerichtet sind, als
                              bei uns. So wird z.B. eine 6 Farbenwalzendrukmaschine durch 2 gemeine Arbeiter
                              versehen, denen nur noch zwei Knaben, die noch ein halb Duzend andere Maschinen im
                              Ab- und Zutragen zu bedienen haben, beigegeben sind. Eine solche Maschine
                              wird in derselben Zeit in Gang gebracht, als man bei uns eine zweifarbige in Betrieb
                              sezt. Auch sind die Arbeiter sehr geschikt in der Nachahmung von jeder Art des
                              Handdruks durch ihre Maschinen. Man sieht z.B. mit der Drei- und
                              Vierfarbenmaschine Vordruk, Eindruk und Dekfarben zugleich druken; eben so Weißpapp
                              und Chromorangepapp für Dunkelblau, dann die schwersten und dunkelsten Catechudeker
                              u.s.w., viel auf dem Rouleau druken, wofür häufig ganze Walzen aus freier Hand
                              gravirt werden, wie denn überhaupt das Graviren aus freier Hand in England viel mehr
                              als auf dem Festlande vorkommt.
                           4) Zu den Hülfsmitteln, die zur Wohlfeilheit brittischer Drukwaaren beitragen, gehört
                              noch die gute Haushaltung in den Fabriken selbst. Sehr viele Fabrikanten bereiten
                              sich z.B. ihr Wachstuch für die Siebe selbst. Mit großer Sparsamkeit wird die
                              chromgelb oder indigoblau gefärbte Waare erst in einer Kufe ausgewaschen und nach
                              einiger Sättigung die Flüssigkeit wieder verwendet, oder bei leztern der Indig
                              mittelst einer Säure niedergeschlagen, durch welches Verfahren, besonders bei
                              Dunkelblau, manches Pfund Indig wieder gewonnen wird.
                           Auf die Reinigung und Conservirung der Siebe und Druktücher wird gleichfalls
                              besondere Aufmerksamkeit verwendet.
                           Uebrigens versteht es sich von selbst, daß zur Vollendung der Ursachen der wohlfeilen
                              englischen Waaren noch die leichte Communication im Lande und die leichte Versendung
                              beiträgt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
