| Titel: | Verfahren die Seide mit Goldauflösung lilas zu färben; von Hrn. Lapouraille, Färber in Lyon. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XXV., S. 135 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXV.
                        Verfahren die Seide mit Goldaufloͤsung
                           lilas zu faͤrben; von Hrn. Lapouraille, Faͤrber in Lyon.
                        Aus dem Echo du monde savant, No. 576.
                        Lapouraille's Verfahren die Seide mit Goldaufloͤsung lilas
                           zu faͤrben.
                        
                     
                        
                           Seit mehreren Jahren bin ich mit Versuchen über das Färben der Seide durch bloße
                              Metallsalze beschäftigt; vor allen Metallen scheint sich hiezu das Gold zu eignen;
                              eine verdünnte Auflösung desselben liefert die angenehmsten und lebhaftesten Nuancen
                              zwischen dem hellen Lilas und Dunkelviolett. Ich löse Feingold in einem Theil
                              Salzsäure und zwei Theilen Salpetersäure auf, bringe in ein Gefäß destillirtes
                              Wasser und verseze es mit einigen Tropfen Goldauflösung, worauf ich die Seidenzeuge
                              dann durchnehme; die Wirkung findet sowohl bei roher als weiß gekochter Seide statt,
                              nur fällt die Farbe bei lezterer schöner aus. Nachdem die Seide zehn Minuten in der
                              verdünnten Goldauflösung verweilt hat, winde ich sie aus und trokne sie ohne sie
                              vorher auszuwaschen; sie erhält dadurch eine helle Strohfarbe; den ersten Tag darauf
                              bemerkt man keine Veränderung, den zweiten im Schatten ebenfalls nicht, in der Sonne
                              nimmt der Zeug jedoch bald mannichfaltige Farben an, stellenweise röthliche dann
                              auch wieder gelbliche und endlich violette; diese wechselnden Farben verlieren sich
                              jedoch im Schatten. Die Farbenveränderung, welche der Zeug in der Sonne erleidet,
                              ist höchstens zehn bis zwölf Tage lang schön und dauerhaft; nach dieser Zeit nimmt
                              die bläulichgraue, fast weiße Farbe, welche der Stoff im Schatten besizt, in der
                              Sonne nur einen röthlicheren Stich an, jedoch gleichförmig; die verschiedenartigen
                              Farben erscheinen nicht mehr.
                           Um die Seidenzeuge haltbar lilas und violett zu färben, muß man ihnen nach dem
                              Tränken mit Goldauflösung die freie Säure (durch Auswaschen) benehmen und sie dann
                              an der Sonne ausbreiten, wo sie nach einiger Zeit sehr schön lilas werden; im Sommer
                              reicht eine Stunde hin, im Winter sind aber acht bis vierzehn Tage, sogar ein Monat
                              hiezu nöthig. Um dunklere Nuancen zu erhalten, braucht man die schon lilas gefärbte
                              Seide nur wiederholt durch die verdünnte Goldauflösung zu nehmen; die Farbe wird
                              dadurch nicht zerstört, sondern belebt; man troknet sie ohne auszuwaschen, entfernt
                              dann erst (durch Auswaschen) die Beize und sezt sie der Sonne aus; in einigen Stunden ist ihre
                              Färbung doppelt so stark und durch fünf- bis sechsmaliges Wiederholen dieses
                              Verfahrens erhält man endlich ein schönes Violett.
                           Papier und Baumwolle läßt sich auf dieselbe Art lilas färben, jedoch nicht so dunkel
                              wie die Seide.
                           Ich habe mit Goldauflösung gebeizte und nicht ausgewaschene Seidenzeuge drei Jahre
                              lang aufbewahrt; sie waren nur schwach bläulichgrau gefärbt, fast weiß; nachdem man
                              die Beize aber ausgewaschen und sie an der Sonne getroknet hatte, wurden sie schön
                              lilas. Das mit Goldauflösung dargestellte Lilas und Violett wird an der Sonne, am
                              künstlichen Licht und durch Alkalien röthlich, im Schatten aber bläulich; die Luft
                              wirkt nicht darauf.