| Titel: | Ueber ein einfaches Hebelwerk, mittelst dessen sich das Abspannen des Wagenzugs bei Unfällen der Locomotive auf Eisenbahnen leicht bewerkstelligen läßt, nebst einer zwekmäßigen Vorrichtung zum Selbstaushängen der Locomotive. Von Clemens Reifert jun., Wagenfabrikanten in Bockenheim bei Frankfurt a. M. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XXXIV., S. 166 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber ein einfaches Hebelwerk, mittelst dessen
                           sich das Abspannen des Wagenzugs bei Unfällen der Locomotive auf Eisenbahnen leicht
                           bewerkstelligen läßt, nebst einer zwekmäßigen Vorrichtung zum Selbstaushängen der
                           Locomotive. Von Clemens
                              Reifert
                           jun., Wagenfabrikanten in Bockenheim bei Frankfurt a.
                           M.Nachdem diese Vorrichtung ihre Zwekmäßigkeit, wie zu erwarten war, nun auch im
                                 Großen vollkommen bewährt hat, ermangeln wir nicht sie unsern Lesern aus dem
                                 Frankfurter
                                       Gewerbfreund 1840 Nr. 23 mitzutheilen. A. d. R.
                           
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Reifert's Vorrichtung zum Abspannen des Wagenzuges von
                           Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Der nun bereits schon zum drittenmale in gleicher Weise auf unserer
                              Taunus-Eisenbahn erfolgte Unfall, wo durch das Zerspringen eines Radreifs die
                              Locomotive die Schienen verließ und den Wagenzug mit sich riß, so daß lezterer im
                              neuesten Falle dieser Art durch den theilweis erfolgten Umsturz stark beschädigt
                              wurde, veranlaßte mich ernstlich an eine Vorrichtung zu denken, wodurch es möglich
                              würde, den Wagenzug vor solchen Unfällen zu schüzen. Ich entschloß mich daher, nach
                              reiflicher Ueberlegung jenes Projectes, zur leichtern Verständigung desselben, ein
                              Modell hierüber anzufertigen.
                           Der Hauptzwek, den ich bei dem Entwurf jener Vorrichtung besonders im Auge hielt, war
                              zuvörderst, durch ein am Tender angebrachtes einfaches Hebelwerk es dem
                              Locomotivführer oder dessen Gehülfen möglich zu machen, daß er, ohne seinen
                              gewöhnlichen Plaz zu verlassen, durch einen schnellen, leichten Zug oder Druk den
                              Wagenzug hinter dem Tender abspannen könne, was ihm in gefährlichen Momenten bei der
                              jezigen Art und Weise, wie der Verbindungsnagel des Tenders herausgezogen wird,
                              augenbliklich zu bewerkstelligen nicht möglich ist. Damit aber diese Vorrichtung
                              nicht einzig von der Geistesgegenwart des Locomotivführers oder dessen Gehülfen
                              abhängt, so wäre es zwekmäßig, dieselbe Mechanik außer an dem Tender, auch noch an
                              einem geschlossenen Bagagewagen anzubringen, welcher vor den Personenwagen und
                              hinter dem Tender folgte und oben auf der Deke mit einem Siz und einer doppelten
                              Hemmmaschine versehen wäre. Auch müßte alsdann immer einer der mitfahrenden
                              Conducteurs beauftragt seyn, oben auf dem Verdek zu sizen, um nötigenfalls das
                              Aushängen und das hiemit in Verbindung gebrachte gleichzeitige Hemmen des Wagenzugs
                              zu besorgen, welches um so leichter ausgeführt werden kann, als er dasselbe in einer
                              Secunde, ohne seinen Plaz zu verlassen, mit einem einzigen Druk zu bewerkstelligen
                              vermag. Da es aber geschehen könnte, daß sich ein Unfall so schnell ereignete, wo
                              auch die größte Geistesgegenwart ohne Nuzen wäre, namentlich dann, wenn eine
                              gleichzeitige Beschädigung der mit der Handhabung dieser Vorrichtung beauftragten
                              Personen erfolgt, so habe ich den Haken des erwähnten Hebelwerks, welcher zum
                              Zusammenhängen der Wagen dient, so eingerichtet, daß sich derselbe, sobald die
                              Locomotive die Schienen überspringt und demnach in etwas schiefer Richtung den
                              Wagenzug mit sich zieht, von selbst aushängt (was jedoch,
                              so lange die Locomotive in den Schienen bleibt, nie zu befürchten steht).
                              Gleichzeitig wird durch ein mit dieser Vorrichtung in Verbindung stehendes Hemmwerk
                              der Wagenzug von selbst aufgehalten, und somit die Locomotive allein mit dem Tender
                              ihrem fernern Schiksal überlassen. Hiedurch wird gewiß in den meisten Fällen
                              verhindert, daß dem Wagenzug ein bedeutendes Unglük widerfährt. Zu lezterm Zweke hat
                              nun mein Vater eine noch einfachere Beschaffenheit dieses Hakens nach gleicher
                              Theorie vorgeschlagen, wonach ich ein Modell in wirklicher Größe und Stärke von Holz
                              verfertigte, und ist dasselbe wegen seiner sehr soliden und einfachen Art im hohen
                              Grabe als praktisch zu empfehlen.
                           Auf Tab. III sieht man nebst dem Tender einen geschlossenen Bagagewagen (in 1/20 der
                              natürlichen Größe, im Metermaaß abgebildet), wie solche, das obere Hebelwerk
                              abgerechnet, gegenwärtig auf der hiesigen Taunusbahn im Gebrauch sind. Die Bauart
                              dieser Wagen eignet sich ganz besonders zur Anbringung jener Vorrichtung, indem
                              diese Wagen mit einem Siz für den Conducteur und mit einem Hemmwerk versehen sind,
                              wodurch die Vereinigung des doppelten Hebelwerks auf das leichteste bewerkstelligt
                              werden kann. Es bedarf nämlich hiezu keiner weitern Veränderung, als die jezige
                              obere Drehkurbel des Hemmwerks, womit die an der innern Thürensäule herunterlaufende
                              Zugstange (die in der Zeichnung mit punktirten Linien angedeutet ist) bei dem Hemmen
                              hinaufgeschraubt wird, in eine Hebelstange zu verwandeln, welche vermittelst einer
                              Gabel an ihrem äußern Ende unter den vordern langen Hebel geht, der beim
                              Niederdrüken den Verbindungsnagel (welcher den Wagenzug zusammenhält) aus dem
                              Anzughaken herauszieht, und bei noch tieferm Niederdrüken gleichzeitig das Hemmwerk
                              gegen die beiden Räder spannt. Damit aber die Kraft bei dem Niederdrüken des obern
                              Hebels nicht getheilt werde, muß durch ein richtiges Längenmaaß das Hebelwerk so
                              justirt seyn, daß sich die Verbindungsstange etwas früher herauszieht, als das
                              Hemmen stattfindet, damit sich durch einen leichten Druk das erstere bewerkstelligen
                              läßt, und alsdann die volle Kraft bei dem tiefern Niederdrüken zum Hemmen
                              verwendet werden kann. Auch hat dieß den Vortheil, daß man (wie dieß öfters in
                              Bahnhöfen zu geschehen pflegt) die Locomotive, ohne hemmen zu müssen, von dem
                              Wagenzug abhängen kann. Da außerdem die beiden Drukhebel nicht fest miteinander
                              verbunden sind, sondern nur in einer Gabel aufeinander ruhen, so kann man auch, ohne
                              auszuhängen, durch alleiniges Niederdrüken des untern Hebels hemmen. Beide Hebel
                              werden nach jedesmaligem Gebrauch vermittelst der Abdrukfedern x, x von selbst wieder in die Höhe gedrükt, und muß der
                              obere, wegen seiner großen Länge, nach seinem Griffende zu, auf einem Lager ruhen,
                              welches in einer geschlizten Spange eingefeilt ist, wodurch der Hebel geht, und die
                              zugleich verhindert, daß die Hebelstange bei der durch das Fahren entstehenden
                              Erschütterung weder auf die Seite schwanken, noch höher als erforderlich ist,
                              gedrükt werden kann (siehe die vordere Ansicht der geschlizten Lagerspange Fig. 29). Bei
                              dem Aushängen muß alsdann der obere Hebel ein wenig aufgehoben, und damit er von
                              seinem Lager abgleite, bei dem Niederdrüken etwas nach der äußern Seite gezwängt
                              werden.
                           Die vordere Verbindungsstange muß sowohl oben, wie unten am Einsteknagel mit einem
                              Charnier versehen seyn, damit, wenn die Wagen angezogen werden (wobei sich der
                              Anzughaken, welcher mit der Pufferfeder in fester Verbindung steht, jedesmal bald
                              mehr, bald weniger herauszieht, je nachdem die Kraft des Anzuges, so wie die
                              Schnelligkeit derselben darauf einwirkt), keine Spannung verursacht wird. Der Zwek
                              der Pufferfedern ist nämlich, alle Stöße bei dem Aufhalten des Wagenzugs, so wie die
                              gewaltsame Einwirkung des Anziehens, durch ihre Elasticität zu mildern, und stehen
                              daher die Pufferstangen mit den beiden Enden der Pufferfeder, so wie der Anzughaken
                              in der Mitte mit dieser leztern in fester Verbindung.
                           Die in der Zeichnung durch Punkte angedeutete Anzugstange, welche das mittlere
                              Hemmwerk hinaufzieht, muß an ihrem untern Ende mit einem entsprechend langen Gewinde
                              versehen seyn, um bei erfolgendem Abnuzen der Holzschuhe, welche beim Hemmen gegen
                              die Radreife gedrükt werden, diese Schuhe nachschrauben und gleichmäßig justiren zu
                              können, damit sie nie entfernter als etwa 3 bis 4 Linien oder 1 Centimeter breit vom
                              Rade zu stehen kommen.
                           Die ganze, eben erwähnte Vorrichtung läßt sich aber auch außer an dem Bagagewagen,
                              eben so gut an irgend einem Personenwagen, vorausgesezt, daß derselbe mit einem Siz
                              für den Conducteur und einem Hemmwerke versehen ist, anbringen. Soll indeß diese
                              Vorrichtung mit doppeltem Hebel an dem Tender der
                              Locomotive angebracht werden, so bedarf es nur, wie bei dem Bagagewagen, einer Umgestaltung der
                              Hemmwerks-Drehkurbel in eine Hebelstange, die, wie bei dem leztern, unter den
                              langen obern Hebel der Verbindungsstange geht, um sowohl jedes einzeln, so wie beides zugleich, nach Bedarf
                              benuzen zu können.
                           Ein einfaches Hebelwerk zum bloßen Aushängen der
                              Locomotive haben wir bereits in Eisen angefertigt und an dem Tender der hiesigen
                              Locomotive „der Bliz“ angebracht,
                              und hat sich diese Vorrichtung bereits in jeder Beziehung als sehr zwekmäßig
                              erwiesen. Nur müßte zur größern Vervollkommnung derselben notwendigerweise noch eine
                              Veränderung des bisherigen Einhängehakens am Tender vorgenommen werden, welcher bis
                              jezt noch nicht, wie es an meinem Modelle der Fall ist, steif mit der Pufferfeder
                              verbunden ist, sondern, wegen ungleicher Höhe des Standpunktes der Haken zu jener
                              der Personenwagen, vorn am Verbindungsmaul beweglich ist, was sich indeß eben so
                              wenig wie die ungleiche Höhe der Haken (von den Schienen gemessen) empfehlen läßt,
                              indem durch die schiefe Richtung, welche hiedurch die Kuppelkette abwärts nach dem
                              tiefer stehenden Tenderhaken annimmt, ein nachtheiliger Zug, und hieraus für den
                              nach dem Tender folgenden Waggon eine vermehrte Friction der Räder gegen die
                              Schienen entstehen muß. Der Haken oder das Verbindungsmaul des Tenders sollte daher
                              steifstehend angeschweißt und so viel über sich gekräpft werden, daß es in möglichst
                              gerader Richtung mit dem Haken der Personenwagen zu stehen kommt. Zum alleinigen
                              Gebrauch des Aushängens ließe sich auch statt des langen liegenden Hebels ein kurzer
                              aufrechtstehender Hebel anbringen, welcher vermittelst eines Zuges, nach dem Plaz
                              des Locomotivführers zu befestigt, denselben Zwek erfüllte, wie denn überhaupt
                              derselbe Zwek auf gar mannichfache Weise zu erreichen seyn dürfte.
                           So lange nun die mit der Handhabung des beschriebenen Hebelwerks beauftragten
                              Personen Geistesgegenwart genug besizen, um in gefahrdrohenden Momenten den
                              schnellsten Gebrauch von dieser Vorrichtung zu machen, mag jenes Hebelwerk dem
                              gewünschten Zweke vollkommen entsprechen; da jedoch die Erfahrung genügend gelehrt
                              hat, daß die Zeit jene Leute mit der Gefahr so sehr vertraut macht, daß sie die
                              Möglichkeit eines Unglüks oft ganz vergessen, so ist es in jeder Beziehung
                              rathsamer, mit dem beschriebenen Hebelwerk auch noch eine Vorrichtung zum Selbstaushängen und gleichzeitigen Selbsthemmen zu verbinden, was auf folgende einfache Weise wird
                              bewerkstelligt werden können. Es wird nämlich zu diesem Zweke, anstatt direct die
                              Kuppelkette in den Anzughaken einzuhängen, in dem leztern erst ein mobiler Haken
                              (siehe Randfigur 17), auf gleiche Weise wie die Kuppelkette, vermittelst der
                              Verbindungsstange befestigt, und kann derselbe daher eben so gut wie die Kuppelkette allein
                              zum gewöhnlichen Aushängen im Bahnhof benuzt werden. Nur darf sich der Haken selbst
                              nicht seitwärts bewegen und muß, sobald die Verbindungsstange (welche bei Randfigur
                              17 durch Punkte angedeutet ist) hindurchgeht, geschlossen in dem Anzughaken
                              befestigt seyn.
                           Bei dem Einhängen der Kuppelkette in diesen Haken muß dessen bewegliche Charniernase
                              a auf die Seite gedreht werden, wodurch sie von
                              ihrem keilförmigen Ansaz vorn abgleitet und durch die Drukfeder b niedergedrükt wird. Der Theil der Kuppelkette c, welcher in die Charniernase a eingehängt wird, muß von Innen so breit, wie die leztere in der Mitte
                              dik ist, rechtwinklig und leicht anschließend gearbeitet seyn, damit bei einem
                              schiefen Anzug der Kuppelkette die Charniernase seitwärts gedreht wird, und sobald
                              sie den vordern Ansaz verläßt, niederfällt und somit sich die Kuppelkette aushängt.
                              Der untere Theil der Charniernase, welcher das einfache Charniertheil bildet, hat
                              unter lezterm eine Aufsazscheibe, unter welcher die Abdrukfeder b mit vier Nieten befestigt wird, damit diese Feder sich
                              mit der Charniernase drehe und in jeder Richtung leztere gegen den vordern Ansaz
                              oder nach Außen hin drüke. Ferner hat dieses einfache Charniertheil einen Zapfen e, welcher sich behebt in dem untern Theil des Hakens
                              (siehe Fig.
                                 17) drehen läßt und unten mit einer Mutter und Unterlagsscheibe versehen
                              ist. Dieser Zapfen bildet den Reynagel für die Charniernase und muß einen
                              Durchmesser von entsprechender Stärke haben. Damit bei dem Niederfallen der
                              Charniernase ein leichtes Abgleiten der Kuppelkette eintrete, muß erstere nach Oben
                              zu etwas schmäler, und leztere nach Innen zu breiter geöffnet seyn, wie solches aus
                              Fig. 20
                              und 22
                              ersichtlich ist. Der Grad des schiefen Winkels, in welchem die Charniernase sich
                              öffnen soll, läßt sich genau bei der Bearbeitung des Hakens vorher bestimmen, indem
                              man durch willkürliche Verlängerung der Charniernase bis zum Hakenansaz d, so wie durch die vordere Breite der Nase und des
                              Ansazes den Winkelgrad des Selbstöffnens größer oder kleiner erzielen kann.
                           Fig. 18
                              stellt von dem obern Hakentheil die innere Seite des Mittlern Durchschnitts dar; a ist die bewegliche Charniernase, welche von dem festen
                              Haken d abgleitet, sobald sie in die mit Punkten
                              angedeutete Richtung hingedreht wird; f ist das Loch,
                              wodurch der Verbindungsnagel geht.
                           Fig. 19
                              stellt von dem untern Hakentheil die innere Seite des Mittlern Durchschnitts
                              dar.
                           Fig. 20 ist
                              die vordere Ansicht des Hakens. (Vergleiche zur leichtern Verständigung die
                              gleichlautenden Buchstaben der verschiedenen Ansichten.)
                           
                           Fig. 21 ist
                              die obere Ansicht der Abdrukfeder b.
                           Fig. 22 die
                              obere Ansicht des einen Theils der Kuppelkette c,
                              welcher in die Charniernase a eingehängt wird.
                           Fig. 23 die
                              Seitenansicht eines von meinem Vater angegebenen vereinfachten Hakens, in gleicher
                              Theorie, ohne Charnier mit doppelter Keilnase und doppelten Ansäzen.
                           Fig. 24 zeigt
                              die bewegliche Doppelnase a von der Seite, mit ihrem
                              durchgehenden Reynagel b und doppeltem Ansaz c.
                           Fig. 25 ist
                              die Seitenansicht des leeren Hakens mit seinen doppelten Ansäzen d, hinter welchen die doppelte Keilnase zu hängen kommt;
                              e, e sind Beidrukfedern, welche zur Verhinderung des
                              allzu leichten Aushängens der doppelten Keilnase dienen.
                           Fig. 26 ist
                              die obere Ansicht der doppelten Keilnase a, worin die
                              Kuppelkette befestigt wird; b ist der Reynagel; c, c der doppelte Aufsaz, welcher der Keilnase als
                              Auflage dient.
                           Fig. 27 ist
                              die innere Ansicht des Hakens im Mittlern Durchschnitt; d ist der Ansaz, hinter welchem die doppelte Keilnase zu stehen kommt; b ist das Lager oder die Gabel für den Reynagel, welcher
                              sammt der Keilnase, womit er fest verbunden ist, bei dem Verdrehen herausgleitet;
                              e, e sind die Beidrukfedern.
                           Fig. 28 ist
                              die vordere Ansicht des leeren Hakens mit den doppelten Ansäzen d, d.
                           Wird nun ein solcher Haken, der bei solider Bearbeitung den gewöhnlichen bisher
                              angewandten Haken nicht im geringsten an Haltbarkeit nachsteht, entweder mit dem
                              Eingangs beschriebenen Hebelwerke verbunden, oder, was noch vorzuziehen ist, fest an
                              die Pufferfeder-Zugstüze des Tenders geschweißt, so wird sich dessen
                              Kuppeltheil stets in dem Momente, wo die Locomotive aus den Schienen springt und
                              dadurch eine Richtung annimmt, die nie in dem Schienengeleise selbst vorkommen kann,
                              von selbst aushängen.
                           Um den Haken mit doppelter Keilnase Fig. 23 zum willkürlichen
                              Aushängen zu gebrauchen, wenn derselbe fest an die Anzugstüze des Tenders geschweißt
                              ist, müßte man eine Vorrichtung zum Verdrehen anbringen, welche in einer eisernen
                              Stange bestände, die vorn, in der Mitte am Tender herunterginge, und sich oben wie
                              unten in einer Hülse drehte. An dem untern Ende dieser Stange müßte rechtwinklich
                              nach Vorn zu ein kurzer Arm mit drei ausgefeilten Zähnen angebracht seyn, in welche
                              der Reynagel b bei Fig. 23, der gleichfalls
                              ritten kurzen Arm nach Rükwärts gebogen mit zwei kammartigen Zähnen erhält, leicht
                              gehend eingriffe. Der obere Theil der Drehstange müßte in diesem Falle einen starken
                              über die Hülse vorstehenden Zapfen haben, worin entweder ein gerader langer Griff
                              befestigt, der oben der Länge nach durch die Mitte des Tenders ginge und bis an das Hintere Ende reiche,
                              oder, da lezterer in der Mitte mannichfach genirt, in eine Stange verwandelt werden,
                              die mit der Vorderwand des Kastens in horizontaler Richtung stände und an den Enden
                              ihrer zwei gleich langen Seiten mit einem Zuge verbunden wäre, der von beiden Seiten
                              des Wasserbehälters mit seinem Griff bis hinten an den Plaz des Locomotivführers
                              oder dessen Gehülfen reiche (siehe die obere Ansicht des Tenders). Zwei Stüzen, die
                              nahe an den Enden der obern Stange auf der Deke des Tenders befestigt werden, dienen
                              dann als Arrêtpunkte der Drehstange, damit solche nicht weiter als zum
                              Aushängen nöthig ist, gedreht werden können. Auch bilden diese Stüzen zugleich die
                              Befestigungsfüße für die Schlußfedern, welche das allzu leichte Aushängen der
                              doppelten Keilnase verhindern.
                           Wollte man die Vereinfachung der erwähnten Haken noch weiter treiben, so könnte man
                              die Stüzen der Anzugfedern, woran die Verbindungshaken jezt befestigt sind, so
                              construiren, daß sie die Kuppelkette und die Haken zugleich bildeten, indem man die
                              äußern Enden jener Stüzen (welche dann verhältnißmäßig länger seyn müßten) in
                              einfache keilförmige Haken verwandelte, welche wie bei Fig. 26 und 27, jedoch
                              weit breiter und in einem stärkern Verhältnisse ineinander griffen, und dann bei
                              jeder ungewöhnlich schiefen Richtung, wie die übrigen Haken, von einander abgleiten
                              würden (siehe Fig.
                                 30 und deren obere Ansicht in Fig. 31). Der eine dieser
                              Haken müßte alsdann nach Oben vermittelst eines Gewindes beweglich seyn, um die
                              Wagen bequem aneinander hängen zu können. Eben so müßte der bewegliche Haken durch
                              eine Beidrukfeder immer auf den feststehenden Haken aufgedrükt werden. Bei dem
                              Zusammenstoßen der Pufferstangen (wie dieß jedesmal bei dem Anhalten der Wagen
                              geschieht) müßten sich beide Haken so weit als erforderlich ist, übereinander
                              schieben, damit der Zwek der Pufferfedern nicht verfehlt würde; und zum
                              willkürlichen Aushängen des Tenders müßte an dem beweglichen Haken des leztern ein
                              Zug angebracht werden, welcher vermittelst eines aufrechtstehenden an dem obern Ende
                              des Tenders befestigten Hebels von diesem nach dem Plaze des Locomotivführers
                              geleitet würde.
                           Was nun noch das Selbsthemmen des Wagenzugs betrifft, das
                              immer gleichzeitig mit dem Selbstaushängen geschehen muß, so dachte ich mir unter
                              verschiedenen hiezu möglichen Arten die einfachste als die sicherste und beste, und
                              schlage zu dem Ende vor, an dem einen Theil des Bagage- oder Personenwagens,
                              der mit einem Siz für den Conducteur und der Eingangs erwähnten Vorrichtung versehen
                              ist, ein zweites Hemmwerk vor die Räder anzubringen, was in zwei Hebelstangen
                              besteht, die an ihrem hintern Ende in einem rechten Winkel abwärts gebogen sind, woran die hölzernen
                              Hemmschuhe befestigt werden (siehe die Abbildung des Bagagewagens, an welchem das
                              vordere Hemmwerk mit einem Stern (*) bezeichnet ist). An dem Knie dieser Hebel
                              bewegen sich dieselben in einer Gabelstüze, die an dem Untergestell befestigt ist,
                              und können so lang gemacht werden, als man es im Verhältniß zu ihrer Schwere für
                              nöthig erachtet, um bei dem Niederfallen durch ihr eigenes Gewicht die Räder, gegen
                              welche sie wirken sollen, hinreichend zu hemmen. Die äußern Enden dieser Hebel,
                              welche nach dem Tender zu, von Oben gesehen, birnförmig, spiz rundlich
                              zusammenlaufen (siehe die obere Ansicht des Bagagewagens), und in der Mitte
                              übereinander geschraubt sind, ruhen, sobald die Wagen zusammengehängt sind, auf
                              einer eisernen Spange, die unten am Tender, so breit wie dieser selbst ist, in einer
                              Höhe befestigt wird, daß bei dem Aufliegen der Hebel auf genannter Spange die
                              Holzschuhe nicht an die Räder, von denen sie nur wenig entfernt sind, streifen
                              können. Wird nun die Locomotive bei einem eintretenden Unfall willkürlich oder von
                              selbst ausgehängt, so fallen durch die augenblikliche Trennung der Wagen die
                              Hebelstangen von ihrem Lager herunter und hemmen so den Wagenzug durch ihr eigenes
                              Gewicht. Um dieses Gewicht theilweis noch zu vermehren, so wie dem Hemmwerk noch
                              mehr Verbindung und Haltbarkeit zu geben, muß in der Richtung der vordem Kastenseite
                              eine starke eiserne Traversspange angebracht werden, die beide Hebel miteinander
                              verbindet, und die zugleich den Zwek hat, daß man vermittelst einer eisernen Stange,
                              die an der vordern äußern oder innern Kastenseite heruntergeht und oben auf der Deke
                              mit einem Griff, so wie unten unter dem Kastenboden mit einem Winkelhaken versehen
                              ist, durch das Herumdrehen derselben das Hemmwerk feststellen kann, damit bei dem
                              Aushängen der Locomotive im Bahnhof (wo leztere in ein anderes Schienengeleis
                              geleitet und der Wagenzug nicht eher aufgehalten wird, als bis er die Einsteighalle
                              erreicht hat) dasselbe nicht herunterfällt, und kann das nöthige Hemmen im Bahnhof
                              mit den gewöhnlichen Hemmmaschinen verrichtet werden.
                           Der Grund, warum die beiden Hemmstangen nach Vorn zu, von Oben gesehen, birnförmig
                              zusammenlaufen, liegt hauptsächlich darin, daß bei dem Ueberspringen oder
                              Abwärtswenden der Locomotive kein Verzwängen und Verfangen der Hemmstangen möglich
                              wird.
                           Es läßt sich nun wohl mit Gewißheit voraussezen, daß nach anzustellenden Versuchen
                              der hier beschriebenen Vorrichtungen sich noch gar manche zwekmäßige Abänderung bei
                              der wirklichen Ausführung im Großen wird anbringen lassen, und wäre es deßhalb sehr
                              erwünscht, wenn recht bald verschiedene Proben hiemit auf Eisenbahnen gemacht würden, um das Beste in
                              jeder Beziehung herauszufinden. So viel in meinen Kräften steht, werde ich stets
                              alles aufbieten, um das mir in dieser Beziehung vorgestekte Ziel auf das möglichst
                              Einfachste und Vollkommenste zu erreichen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
