| Titel: | Verbesserungen in dem Mechanismus zum Winden, Spinnen und Dubliren der Seide und anderer Faserstoffe, worauf sich William Nash, Kaufmann in der City von London, nach den Mittheilungen eines Ausländers ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. LIV., S. 270 | 
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                        LIV.
                        Verbesserungen in dem Mechanismus zum Winden,
                           Spinnen und Dubliren der Seide und anderer Faserstoffe, worauf sich William Nash, Kaufmann in der
                           City von London, nach den Mittheilungen eines Auslaͤnders ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Sept. 1840, S.
                              20.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Nash's verbesserter Mechanismus zum Winden und Spinnen der Seide
                           etc.
                        
                     
                        
                           Vorliegende Verbesserungen im Mechanismus zum Winden, Spinnen, Dubliren und Zwirnen
                              der Seide und anderer Faserstoffe bestehen in dem Bau vier verschiedener Arten von
                              Maschinen. Die erste Art betrifft eine eigenthümliche Einrichtung der Spindeln,
                              Spulen und Leiter zum Behuf der Vorbereitung oder Verwandlung der Seide in die
                              sogenannte Organsin- oder Tramseide; die zweite bezieht sich auf einen
                              gewissen an den Spinn- und Dublirmaschinen anzubringenden Apparat, welcher
                              das Dubliren für den Fall, daß einer der Fäden reißen sollte, von selbst einstellt;
                              die dritte auf eine Maschine zum Aufspulen lang gehaspelter Seide; die vierte
                              endlich auf einen expansiblen Haspel (expanding swift),
                              um die Rohseide so abzuwinden, daß sie in constanter Spannung erhalten wird.
                           Fig. 38
                              stellt den Aufriß zweier auf einem eigenen Gestell angebrachter Spulen oder Bobinen
                              mit ihrem Zugehör dar, deren Zwek darauf hinausgeht, die Seide in einer Operation zu spinnen oder zu zwirnen und zu
                              dubliren. Fig.
                                 39 ist ein Grundriß desselben Apparats. a ist
                              ein an dem longitudinalen Gestellbalken der Maschine befestigter und von demselben
                              nach Außen sich erstrekender Arm, welcher der Hauptspindel b als Leitung dient. Diese dreht sich frei in einem durch den Arm a gebohrten Loche. An der Spindel ist eine Rolle c befestigt, zur Aufnahme des Laufbandes, welches der
                              Spindel die Umdrehung ertheilt. Ferner sizt an der Spindel, mit ihr zugleich sich
                              drehend, eine kreisrunde horizontale Platte d. Diese
                              Platte trägt die todten Spindeln e, e, worauf die Spulen
                              f, f steken.
                           Ein kreisförmiger Nahmen oder Ring g ist zugleich mit dem
                              Arm a an den horizontalen Gestellbalken der Maschine
                              befestigt, und zwar in einer solchen Lage, daß die Hauptspindel b genau im Centrum des Rings sich dreht. Der innere
                              Umfang dieses Rings ist, wie Fig. 39 zeigt, verzahnt,
                              und an einer lose an jeder der Spindeln 
                              e, e sich drehenden Hülse h
                              sizt ein Getriebe oder Stirnrad i, i, welches in die
                              innere Verzahnung des Ringes greift. Das obere pyramidale Ende jeder der Hülsen h paßt in eine quadratische, mitten in dem Boden der
                              Spule befindliche Vertiefung, so daß die nunmehr unterstüzte und an der losen Hülse
                              festsizende Spule dennoch frei um die todte Spindel sich drehen kann. Ueber jeder
                              Spule sizt an der todten Spindel ein loser Dekel k,
                              welcher den Haken oder Fadenleiter l trägt; dieser Dekel
                              wird durch die Spannung des von der Spule nach dem Haspel laufenden Fadens
                              herumgedreht.
                           Wenn nun die Hauptspindel b durch den Treibriemen in
                              rotirende Bewegung versezt worden ist, so wird auch die Platte d mit den Spulen im Innern des Ringes sich drehen; und
                              da die an den Hülsen h sizenden Getriebe mit der
                              Verzahnung des feststehenden Rings g im Eingriff stehen,
                              so werden sie dadurch genöthigt, mit den Spulen um die todten Spindeln sich zu
                              drehen, und somit jeder Spule neben ihrer Umdrehung um die Hauptspindel b noch eine unabhängige rotirende Bewegung um ihre
                              eigene Achse ertheilen.
                           Auf solche Weise werden die von den Spulen sich abwikelnden Seidenfäden jeder separat
                              gesponnen, und nachdem sie sich in den Fadenleitern vereinigt haben, dublirt und
                              gezwirnt. Diese drei Bearbeitungsacte gehen mithin gleichzeitig im Verlauf einer und
                              derselben mechanischen Operation vor sich.
                           Das von der Spule sich abwikelnde Filament geht auf seinem Wege nach der aufnehmenden
                              oder aufwikelnden Spule oder Weise durch den am Dekel befindlichen Haken oder Leiter
                              l, durch den über der Spule befestigten stehenden
                              Leiter m, und von da unter den in der Centralachse des
                              Systems angeordneten Haken n und o hindurch, wo der Proceß des Dublirens und Zwirnens beginnt. Die
                              Construction dieser Centralhaken und die Art wie sie auf die Fäden wirken, läßt sich
                              am deutlichsten mit Hülfe der Fig. 40 vergegenwärtigen.
                              Der Haken n ist fest und steht aufrecht, der Haken o dagegen ist lose und so eingerichtet, daß er nach
                              beiden Seiten zu fallen kann; er wird durch die Spannung der unter ihm weggehenden
                              Fäden aufrecht erhalten. In dem Falle nun, daß einer der Fäden reißen sollte, wird
                              die durch die Rotation der Spindel erzeugte Centrifugalkraft den Haken o nöthigen, nach der nicht unterstüzten Seite, nämlich
                              nach dem nicht zerrissenen Faden zu, umzufallen. In diesem Augenblik kommt, während
                              die Spule sich dreht, ein von der Dekelscheibe k nach
                              Außen sich erstrekender Arm p mit dem gefallenen Haken
                              in Berührung; die Folge davon ist, daß die Umdrehung des Dekelstüks aufhört und der
                              andere Faden nothwendig reißen muß. Auf diese Weise ist einem theilweisen und
                              unvollkommnen Dubliren und Zwirnen vorgebeugt.
                           
                           Nach der so eben gegebenen Beschreibung wird die Umdrehung der Spulen um ihre
                              Spindeln mittelst verzahnter Räder, welche in einem festen nach Innen verzahnten
                              Ringe laufen, bewerkstelligt. Ich habe indessen keineswegs die Absicht, meine
                              verbesserte mechanische Construction auf diese Art der Spulenbewegung zu
                              beschränken, indem es einleuchtend ist, daß den Spulen eine ähnliche rotirende
                              Bewegung durch Friction oder endlose Riemen oder sonstige verzahnte
                              Räderconstructionen ertheilt werden kann, etwa in der Fig. 41, 42 und 43 dargestellten Weise,
                              oder mit Hülfe sonstiger Anordnungen.
                           Ich bemerke, daß zwar nur zwei Spulen zum Abwikeln in den Figuren sichtbar sind, daß
                              ich aber beabsichtige, eine ähnliche Methode im erforderlichen Falle auf die
                              Bewegung dreier oder mehrerer Spulen anzuwenden. Soll nur Tram erzeugt werden, so lasse ich den mechanischen Apparat, durch welchen
                              den Spulen jene rotirende Bewegung um die todten Spindeln ertheilt wird, ganz weg.
                              Wenn drei Spulen auf einer Unterlage angewendet werden
                              sollen, so construire ich den Apparat für das Reißen der Fäden auf die Fig. 44
                              dargestellte Weise.
                           Fig. 45 und
                              46 zeigt
                              zwei perspektivische Ansichten eines der Spinn- und Dublirmaschine
                              beizugebenden Apparates, bei welchem für den Fall, daß ein Faden reißt, auch der
                              andere Faden unmittelbar darauf durch einen fallenden gebogenen Hebel abgerissen
                              wird. Die beiden in Fig. 45 sichtbaren Fäden a und b laufen um gläserne Frictionspflöke c, c und gehen unter den oberen Armen der gebogenen
                              hebelartigen Haken d, d und e,
                                 e hinweg. Wenn der Faden a reißen sollte, so
                              muß der obere Arm des Hebelhakens d, welcher durch den
                              Faden selbst in seiner Lage erhalten wird, sogleich in die durch Punktirungen
                              angedeutete Lage fallen; das entgegengesezte oder untere Ende des Hebels d wird sich vorwärts bewegen und den andern Faden b ergreifen, welcher sodann durch die Umdrehung der
                              unten befindlichen Spule augenbliklich reißt. Auf diese Weise ist alsdann die
                              Operation des Spinnens und Dublirens eingestellt. Fig. 46 zeigt den Apparat
                              in einer solchen Stellung. Die zwei krummen Hebel f, f
                              sind zu dem Zwek angebracht, die hebelförmigen Haken aus der Fig. 46 sichtbaren in die
                              Fig. 45
                              dargestellte Lage zu heben.
                           Fig. 47
                              repräsentirt einen Theil der Maschine zum Aufwinden der lang gehaspelten Seide im
                              Fronteaufriß. Fig.
                                 48 ist eine Endansicht derselben. Mit Hülfe dieser Maschine kann lang
                              gehaspelte Seide, deren Aufwindung früher so viele Schwierigkeit fand, eben so
                              leicht als kurz gehaspelte aufgewunden werden, indem man den Strang in mehrere
                              Strähne theilt und diese über Spannungsrollen in die Hälfte ihrer Länge
                              zusammenlegt. Nachdem der Strang in seine Hälfte gefaltet worden ist, werden die beiden Enden
                              desselben über die oben befindliche Rolle k und seine
                              Mitte unter die unten angebrachte Hängrolle b geführt.
                              Wenn man das Fadenende aufgefunden hat, so wird dieses nach der Winderolle c geleitet. Nun geht der Proceß des Windens auf die
                              gewöhnliche Weise vor sich. Der Leichtigkeit wegen lasse ich gewöhnlich die obere
                              Rolle in der Laterne auf einer festen Achse, die untere um ihre eigenen Zapfen in
                              einem Hebelrahmen sich drehen, welcher Fig. 49 vom Uebrigen
                              getrennt perspectivisch dargestellt ist. Dieser hängende hebelartige Rahmen kann in
                              der Absicht, die Seidensträhne in stetiger Spannung zu erhalten, noch mit Gewichten
                              belastet werden.
                           Die expansible Weise zum Winden der Rohseide besteht aus zwei Scheiben A und B von Holz oder anderm
                              passendem Material, welche, wenn sie zusammengeschoben werden, die Arme der Weise
                              nöthigen, sich zwischen ihnen auszudehnen. Fig. 50 zeigt die Weise
                              so, wie sie von der Seite mit den in radialer Richtung von ihr sich ausstrekenden
                              Armen erscheint; Fig. 51 ist die vordere Ansicht derselben. Fig. 52 zeigt die innere
                              Fläche der einen Scheibe A, Fig. 53 diejenige der
                              anderen Scheibe B. Einer der Arme C ist Fig. 54 und 55 in zwei Lagen
                              abgesondert dargestellt. Ein in der Nähe des innern Armendes befestigter Stift a hat die Bestimmung, in die Scheibe bei a, a, a, Fig. 52, eingefügt zu
                              werden; ähnliche Stifte c, c, c sind an der Scheibe B, Fig. 53, fest. Die
                              leztgenannten Stifte treten, wenn die Scheiben aneinander geschoben werden (siehe
                              Fig. 51),
                              in die nächst den innern Enden der Arme c angebrachten
                              Schlize und wirken als Leitungen, welche die Stellung der Arme bestimmen; leztere
                              sollen nämlich entweder in radialer Richtung, wie Fig. 50 zeigt, stehen,
                              oder sich, wie die punktirten Linien andeuten, der Tangente nähern.
                           Im Centrum der Scheibe A, Fig. 52, ist eine
                              spiralförmige Feder d vorgerichtet, deren inneres Ende
                              an der Scheibe A festsizt, während ihr äußeres Ende,
                              nachdem die Scheiben zusammengeschoben worden sind, an die Scheibe B befestigt ist. Wenn man die Scheibe B rükwärts um ihren Mittelpunkt bewegt, d.h. wenn man
                              sie nöthigt, um einen Bogen sich zu drehen, so kommt der Stift a in die durch Punktirungen Fig. 50 angezeigte Lage,
                              wogegen der Stift c stehen bleibt und auf den Schliz b wirkend, den Arm c
                              veranlaßt, die Fig.
                                 50 angedeutete geneigte Stellung anzunehmen. In dieser Fig. 56 sichtbaren
                              Stellung müssen alle Arme des Haspels zu Anfang sich befinden, wenn die Strähne zum
                              Behuf des Abwindens der Seide darüber geschlungen worden ist. Indem nun aber die
                              Feder continuirlich ihre Kraft auszuüben strebt, wird sie in dem Maaße, als die
                              Seide sich abwindet und die Strähne sich ausdehnt, die Scheibe B in ihre vorherige Lage zurükbringen, und
                              sämmtliche Arme in ihre radiale Stellung Fig. 50 zurükheben.
                           
                        
                     
                  
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