| Titel: | Neue Verfahrungsarten in der Wollenfärberei, worauf Karl Köber, gegenwärtig in Leeds, am 7. März 1839 in England ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. LIX., S. 293 | 
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                        LIX.
                        Neue Verfahrungsarten in der
                           Wollenfaͤrberei, worauf Karl Koͤber, gegenwaͤrtig in Leeds, am 7. Maͤrz 1839 in England ein Patent
                           erhielt.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Novbr.
                              1840, S. 277.
                        Koͤber's neue Verfahrungsarten in der
                           Wollenfaͤrberei.
                        
                     
                        
                           1. Anwendung des
                                 zweifach-chromsauren Kali's als Beizmittel, anstatt Alaun und
                                 Eisenvitriol.
                           Um verschiedene Farbstoffe auf der Wolle zu fixiren, benuze ich statt der
                              gewöhnlichen Beizmittel, nämlich dem Alaun und Eisenvitriol, das
                              zweifach-chromsaure Kali (rothe oder saure chromsaure Kali). Wegen der großen
                              Verwandtschaft des zweifach-chromsauren Kali's zur Wolle ist davon 1 Pfd.
                              hinreichend, wo man sonst 3 bis 4. Pfd. Alaun oder Eisenvitriol anwandte, und die Farben werden
                              dadurch auch viel haltbarer und widerstehen besonders der Einwirkung der Luft und
                              der Alkalien besser; ferner braucht man weniger Farbstoff als bei den gewöhnlichen
                              Färbemethoden, weil die Farbe beim Reinigen des Tuches mit Seife nichts verliert.
                              Endlich wird dadurch auch der nachtheilige Einfluß, welchen die Schwefelsäure im
                              Alaun und Eisenvitriol sonst auf die Wollfaser ausübte, gänzlich beseitigt, daher
                              sich mittelst chromsaurem Kali gebeizte Wolle nach dem Färben leichter kardiren und
                              walken läßt. Besonders eignet sich das zwei-fach-chromsaure Kali als
                              Beizmittel zum Färben der Wolle mit BlauholzUeber die bisherige Anwendung des zweifach-chromsauren Kali's in der
                                    Wollenfärberei vergleiche man polyt. Journal Bd. LXXVI. S. 210 und 398.A. d. R., Gelbholz und Wau, weniger für Krapp. Die Menge des chromsauren Salzes,
                              womit die Wolle gebeizt werden muß, hängt natürlich von der Menge des Farbstoffs ab,
                              welchen man daraus befestigen will; gewöhnlich nehme ich zum Beizen von 100 Pfd.
                              gewaschener Wolle 3 Pfd. rothes chromsaures Kali (denen ich bisweilen noch 2 Pfd.
                              Weinstein zuseze), koche sie mit der Auflösung desselben anderthalb Stunden lang und
                              färbe sie dann am anderen Tage mit dem geeigneten Färbmaterial in der verlangten
                              Nüance aus.
                           
                        
                           2. Verfahren die Wollentuche ächtgrün zu
                                 färben.
                           Um die Tücher ächtgrün zu färben, so daß die Farbe den Säuren, Alkalien und der Luft
                              vollkommen widersteht, färbe ich die Wolle blau und das daraus gewobene Tuch dann
                              gelb. Zum Gelbfärben der Tuche eignet sich am besten Gelbholz, und als Beize benuze
                              ich dabei auf 100 Pfd. Tuch außer der gewöhnlichen Quantität Alaun und Weinstein, 6
                              bis 7 Pfd. einer Auflösung von Zinnsalz (salzsaurem Zinnoxydul) aus 30°
                              Baumé. Die Wolle als solche kann nicht wohl mit Zinnauflösung gebeizt werden,
                              weil dieses Salz bei dem Seifen und folglich dem Walken nachtheilig wirken
                              müßte.
                           
                        
                           3. Indigküpe mit Soda, Kalk und Kleie,
                                 welche statt der Waidküpe dient.
                           Ich löse den Indigo in den Küpen zum Wollenfärben mit Soda und Kleie auf, wodurch er
                              sich besser und wohlfeiler auf der Wolle fixiren läßt, als mittelst Waid, Krapp und
                              Kleie, welche man gegenwärtig zu diesem Zwek benuzt. Mein Verfahren ist folgendes:
                              in einer 7 Fuß weiten und 8 Fuß tiefen Küpe erhize ich das Wasser auf 41° R.,
                              gebe dann 65 Pfd. Kleie, 35 Pfd. Soda (von der gewöhnlichen Sorte, welche beiläufig 23 Proc.
                              kohlensaures Natron enthält) und 4 Pfd. Indigo hinein und fahre auf die bei den
                              Waidküpen übliche Art fort, indem ich wie bei diesen die gewöhnliche Menge
                              gebrannten Kalk zuseze; ich erwärme hierauf die Küpe drei- oder viermal
                              während des Tages von 34° auf 38° R., ohne sie umzurühren; Abends
                              erhize ich die Küpe wieder auf 41° R. und seze noch beiläufig 4 Pfd. Kalk, 6
                              Pfd. Kleie und 5 Pfd. gewöhnliche Soda nebst der entsprechenden Menge Indigo zu. Am
                              folgenden Tage und an dem Abend nach dieser Speisung rühre ich die Küpe wie
                              gewöhnlich bei der angegebenen Temperatur von 41° R. um. Wurde in der Küpe
                              den Tag über gefärbt, so speise ich sie jedesmal Abends mit obiger Menge Kalk, Kleie
                              und Soda, welche nöthig ist, um sie in gutem Zustande zu erhalten, selbst wenn kein
                              Indigo zugesezt wurde. Wenn die Küpe in Gebrauch ist, speise ich sie aber gewöhnlich
                              Abends immer mit so viel Indigo, als den folgenden Tag ausgefärbt werden dürfte. Je
                              nach den Nüancen, die man am folgenden Tag erzielen will, kann man ihr von 1/2 bis
                              25 Pfd. Indigo zusezen. Nachdem auf diese Art acht bis zehn Wochen lang fortgefahren
                              worden ist, leere ich die Küpenflüssigkeit nicht aus, sondern nehme nur ihren
                              Bodensaz heraus und seze mit der Flüssigkeit der alten Küpe eine neue Küpe an,
                              welcher ich 13 Pfd. Kleie und 10 Pfd. Soda nebst der erforderlichen Menge Kalk und
                              Indigo zugebe. Da der Kalk den Zwek hat die Gährung zu mäßigen, welche durch die
                              Kleie hervorgebracht worden ist, so läßt sich auch die von ihm erforderliche Menge
                              nicht genau angeben. Der Kalkzusaz soll stets hinreichen, die Gährung so weit zu
                              mäßigen, daß sie gerade zur Desoxydation des Indigo's noch stark genug ist. Die
                              Küpenflüssigkeit muß vollkommen gelb seyn, in welchem
                              Falle der Indigo auch ganz desoxydirt ist. Statt der Soda könnte übrigens Potasche
                              und statt der Kleie grobes Mehl angewandt werden.Köber's Blauküpe wird
                                    bereits in vielen Wollenfärbereien auf dem Continent angewendet; zum Ansaz
                                    derselben kann man eine ausgefärbte Waidküpe benuzen, welche zuvor vom
                                    Bodensaze ganz gereinigt und ausgefischt wird; die Küpe (von 7 Fuß Weite und
                                    8 Fuß Tiefe) wird dann mit folgenden Stoffen angesezt:100 Pfd.Weizenkleie,    5
                                           –reiner calcinirter Soda,  10
                                           –Indigo,    5
                                          bis 6Pfd. gutem gebranntem Kalk.Will man zum Ansezen dieser Küpe eine ordinaire oder
                                    harte Sorte Indigo, z.B. Java-Indigo, benuzen, so kann man ihn
                                    folgendermaßen behandeln: man übergießt 5 Pfd. Kleie mit ungefähr 20 Pfd.
                                    siedendem Wasser, filtrirt nach einer Stunde die Flüssigkeit, bringt sie in
                                    einen Kessel und sezt die 10 Pfd. Indigo nebst 2 Pfd. Soda hinzu, läßt
                                    solche 1 1/2 bis 2 Stunden gelinde kochen und nimmt sie dann wie gewöhnlich
                                    auf die Reibschale zum Ausreiben.Die Führung dieser Küpe wurde von Hrn. Köber genügend beschrieben. Man wärmt sie wie
                                    eine gewöhnliche Waidküpe auf und nachdem sie gereinigt ist, wird sie 1/4
                                    Stunde lang umgerührt, welches Umrühren von 3 zu 3 Stunden wiederholt wird.
                                    Nach 16 bis 18 Stunden erfolgt die Gährung, wo man dann alle 2 bis 3 Stunden
                                    jedesmal 4 bis 5 Pfd. Kalk zusezt; übrigens gibt man nach der Stärke der
                                    sich einstellenden Gährung mehr oder weniger Kalk. Gewöhnlich ist die Küpe
                                    in 24 bis 36 Stunden ausgeschärft. Wenn die Küpe angekommen ist, so
                                    schlängelt sich als besonderes Zeichen die Indigoauflösung bei dem Rühren
                                    wellenförmig auf der Oberfläche herum, worauf man wie gewöhnlich einblauet.
                                    Nachdem man etwas umgerührt hat, erwärmt man die Küpe und sezt anfänglich 9
                                    Pfd. Kleie und 1 1/2 Pfd. Soda auf 1 Pfd. Indigo hinzu, läßt die Küpe
                                    wiederum ankommen und schärft sie nach dem Geruch, welcher (wegen der Kleie)
                                    etwas süßer als bei der Waidküpe ist. Bei guter Behandlung der Küpe, und
                                    wenn am ersten und zweiten Tage nur 1 bis 2mal umgerührt wird, erhält man
                                    eine Lauge, die sehr hochgelb und nicht so dik ist, wie jene der
                                    Waidküpe.Man kann jedoch diese englische Küpe auch mit frischem Wasser ansezen; ihre
                                    Herstellung erfordert dann aber mehr Zeit. Diese Küpe ist einfacher und
                                    billiger zu führen als die Waidküpe und überdieß wird die Wolle schöner und
                                    klarer und verliert nichts in der Walke. E. D.