| Titel: | Ueber Boucherie's Verfahren dem Holz eine längere Dauer zu sichern; von Hrn. Eduard Köchlin. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. LX., S. 295 | 
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                        LX.
                        Ueber Boucherie's Verfahren dem Holz eine laͤngere
                           Dauer zu sichern; von Hrn. Eduard
                              Koͤchlin.
                        Auszug aus dem Bulletin de la Soc. industr. de
                                 Mulhausen, No. 64, S. 325.
                        Koͤchlin, uͤber Boucherie's Verfahren das Holz zu
                           erhalten.
                        
                     
                        
                           Hr. Boucherie
                              Man vergl. seine Abhandlung im polyt. Journal Bd. LXXVII. S. 144. hat die glükliche und mit gutem Erfolge gekrönte Idee gehabt, die
                              Lebenskraft der Bäume zu benüzen, um sie einige Zeit, ehe sie völlig umgehauen
                              werden, verschiedene in Wasser gelöste Substanzen aufsaugen zu lassen, wodurch das
                              Holz derselben neue, schäzbare Eigenschaften gewinnt. Folgende sind die sehr
                              wichtigen Zweke, welche er sich dabei vorgesezt hat:
                           1) die Erhaltung des Holzes zu sichern, indem er es in einen Zustand versezt, daß es
                              zu gleicher Zeit den schädlichen Einwirkungen atmosphärischer Einflüsse und der
                              Insecten widerstehe;
                           2) ihm auf dauernde Weise, wenn dessen Anwendung es erheischen sollte, eine jener des
                              frischen Zustandes gleiche oder sie noch übertreffende Elasticität und Biegsamkeit
                              zu ertheilen;
                           3) sein Schwinden zu verhindern, wenn es einmal verarbeitet ist;
                           4) die Entzündlichkeit und Verbrennlichkeit des Bauholzes zu vermindern;
                           5) das zur Kunsttischlerei bestimmte Holz in der Masse zu färben.
                           Hr. Boucherie hatte den Wunsch
                              ausgesprochen, daß, da viele seiner diese wichtigen Zweke betreffenden Versuche
                              bereits bestens gelungen sind, auch Andere diesen Gegenstand durch Anstellung von
                              Versuchen unterstüzen möchten. Hr. Ed.
                                 Köchlin hat dieß gethan, und es folgen hier einige wichtige
                              Ergebnisse.
                           Es wurde Hrn. Boucherie's
                              Versuch mit holzsaurem Eisen an einer stehenden Buche von 35 Centimeter Durchmesser und
                              ungefähr 12 Meter Höhe wiederholt. Zu diesem Behufe machte man auf jeder Seite des
                              Baumes, in einer Höhe von 40 Centimeter, starke Einschnitte, welche durch Löcher von
                              einem zum andern mit einander in Verbindung gesezt wurden. Hierauf wurde der Baum
                              mit einem getheerten Tuche wie mit einem kleinen Behälter umgeben, in welchen
                              holzsaures Eisen gebracht wurde. Die Einsaugung begann in demselben Augenblik; nach
                              Verlauf zweier Stunden war die Flüssigkeit schon 3 Meter hoch gestiegen und in 36
                              Stunden waren alle Zweige und alle Blätter davon durchzogen. Es wurden zu diesem
                              Versuche 1 1/2 Hektoliter holzsaures Eisen angewandt, man kömmt aber zum selben
                              Zweke unter Ersparung von wenigstens 3/4, wenn man die Flüssigkeit verhindert, in
                              die Wurzeln zu dringen., und der Aufsaugung in der Höhe der Aeste Einhalt thut, und
                              dieß um so mehr, als es schien, daß sie, in dieser Höhe angelangt, gerade am
                              stärksten wird. In diesem Versuche wurde daher fast alles Eisensalz nuzlos verzehrt.
                              – Der umgehauene Baum wurde in dike Bretter gesägt. Diese wurden mehrere Tage
                              der Sonne ausgesezt, ohne daß sie sich warfen oder Risse bekamen. Eines derselben
                              wurde dem Dampfe ausgesezt und war 48 StundenStnnden lang in einem geheizten Raum ohne übliche Beschwerung, durchaus ohne sich
                              zu werfen; was unter ähnlichen Umständen sonst unausbleiblich ist. – Das so
                              behandelte Holz ist schwerer zu bearbeiten, es erhält eine größere Härte und polirt
                              sich sehr schön. Es brennt sehr schwer und beinahe ohne alle Flamme. Einige Stüke
                              desselben von 1 Quadratcentimtr. großen Seiten, welche drei Tage lang in
                              Jauffrai'schem Dünger gelassen wurden, wurden vollkommen gesund wieder aus demselben
                              gezogen. – 6 Centimeter breite, 1 Decimeter dike und 8 Decimeter lange,
                              vorher getroknete Prismen von diesem Holze konnten erst durch eine Kraft von mehr
                              als 20 Kilogrammen gebrochen werden. Die Biegsamkeit solchen Holzes ist bei weitem
                              größer, als die des trokenen. – Die Versuche wurden auch an Stämmen von
                              verschiedener Dike und Höhe, der Buche sowohl als anderer Holzarten fortgesezt und
                              gefunden, daß die Einsaugung des holzsauren Eisens überall gleich gut vor sich geht,
                              wenn gleich etwas langsamer als bei einem stehenden Baume. Hr. K. will über diesen
                              Umstand in einiger Zeit nähern Aufschluß geben. – Auch verschiedene zu
                              Faßreifen geeignete Holzarten wurden den Versuchen unterworfen und zeigten sich in
                              Folge dieser Behandlung viel geschmeidiger. – Das so präparirte Holz dürfte
                              sich nach Hrn. K. ganz besonders zum Schiffbau, zum Brükenbau und überhaupt überall
                              hin eignen, wo es der Fäulniß oder den Würmern ausgesezt ist, während auch die
                              Feuersgefahr sehr durch dasselbe vermindert wird.
                           
                           Die Versuche werden mit allen Hölzern fortgesezt, und die Wirkung des salzsauren
                              Kalks (Chlorcalciums) und einiger anderer Salze ebenfalls versucht werden.