| Titel: | Ueber die Anwendung hydriodsaurer Salze um Lichtbilder hervorzubringen. Von Hrn. Robert Hunt. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. LXXXVI., S. 424 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXVI.
                        Ueber die Anwendung hydriodsaurer Salze um
                           Lichtbilder hervorzubringen. Von Hrn. Robert Hunt.
                        Aus dem Philosophical Magazine etc. Sept. 1840, S. 202 u.
                              Okt. S. 260.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        (Fortsezung und Beschluß von H. 5, S.
                           359.)
                        Hunt, uͤber die Anwendung hydriodsaurer Salze um Lichtbilder
                           hervorzubringen.
                        
                     
                        
                           35) Das eisenblausaure Kali übt auf keinerlei erhebliche Weise einen Einfluß auf
                              diese Photographien, es sey denn, daß sie mit hydriodsaurem Eisen (22) oder Baryt
                              und Eisen (27) bereitet worden seyen. In diesem Falle werden sie davon verwischt;
                              sezt man sie aber dem Lichte aus, so werden die Lichtpartien des Bildes dunkler und
                              es entsteht eine negative Photographie, indem die
                              ursprünglich dunkeln Stellen nun hellblau werden.
                           
                           36) Mit den unterschweflichsauren Salzen des Natrons, Ammoniaks und Kali's habe ich
                              sehr sorgfältige Versuche angestellt. Doch habe ich verabsäumt, alles Silberjodid zu
                              entfernen, ohne zugleich die dunkeln Stellen zu zerstören, und der kleine Antheil,
                              welcher im Papier zurükbleibt, dunkelt beim Licht sehr schnell zu einer den
                              schwachen Schatten der Tusche ähnlichen Tinte. Geschieht dieß vorerst, so gewinnen
                              die Bilder sehr im Anblik; es ist aber schwer, das unterschweflichsaure Salz so
                              vollkommen zu entfernen, als es, um die Bildung von Schwefelsilber zu verhüten,
                              nothwendig wäre.
                           37) Schwefelwasserstoffgas, welches die besondere Eigenthümlichkeit hat, das
                              Silberjodid zu schwärzen, wenn dieses in dem Zustande ist, wo es vom Lichte leicht
                              gedunkelt wird, es aber in dem weniger empfindlichen Zustande
                                 zu bleichen, wirkt auf diese Photographien in einer ähnlichen Art wie die
                              unterschweflichsauren Salze; aber die oxydirten Stellen des Bildes werden vorher
                              zerstört und dann durch das Licht wieder hergestellt. Die Lichtpartien werden jedoch
                              braun.
                           Ich habe eine Menge anderer Agentien versucht, und das Verfahren mit denselben auf
                              alle mögliche Weite vermannichfaltigt; da ich jedoch bis jezt keine Substanz entdekt
                              habe, welche wirklich das Silberjodid ausschließlich entfernt, so begnüge ich mich,
                              meine Photographien in heißem Wasser wohl auszuwaschen.
                           38) Ueber das Dunkeln der Photographien. Hr. Talbot lenkte bei der lezten Sizung
                              der British Association zuerst die Aufmerksamkeit auf
                              eine merkwürdige Eigenschaft einiger Arten dieser Photographien; diese besteht
                              nämlich darin, daß sie, wenn man sie dem Sonnenschein aussezt, ihre dunkeln Stellen
                              von Roth in Schwarz umändern, während die Lichter des Bildes vom Lichte nicht
                              verändert werden.
                           39) Ich habe mich überzeugt, daß diese sonderbare Erscheinung vollkommen von dem
                              Einflusse der weniger brechbaren Strahlen des Sonnenspectrums, welche die Oxydation
                              des Silbers erhöhen, herzuschreiben ist; aber eine kurze Darlegung einiger durch die
                              getrennten Strahlen hervorgebrachten Erscheinungen wird den Gegenstand um ein
                              Bedeutendes aufklären.
                           40) Wenn man ein recht intensives, prismatisches Spectrum, welches mittelst eines
                              Prisma's von Flintglas erzeugt wird, auf eine jener durch weißes Licht sich
                              schwärzenden Photographien fallen läßt, wird man finden, daß die Dunkelung im rothen
                              Strahle beginnt, an dessen Spize sie mit der größten Intensität anfängt, von wo sie
                              sich stufenweise bis zum untersten Rand des äußersten Roth abschattet: der Schatten
                              sezt sich sofort durch den orangegelben und den gelben Strahl, und wird an derjenigen
                              Linie des Spectrums, wo das reine Grün sichtbar ist, scharf abgeschnitten.
                           41) Da es nicht möglich war, meine Untersuchung über die Wirkungen des Spectrums ohne
                              Heliostat mit einiger Befriedigung zu verfolgen, und ich mir dieses Instrument nicht
                              zu verschaffen im Stande war, so wendete ich meine Aufmerksamkeit auf die Wirkungen,
                              welche das durch gefärbte Media gedrungene Licht hervorbringt, deren
                              Absorptionskraft sorgfältig untersucht wurde. – Die Media, welche ich zu
                              wählen geeignet fand, ließen in folgender Ordnung die Strahlen durch:
                           Blau. Schwefelsaures Kupferammoniak. – Das Ganze
                              der brechbarsten Strahlen, vom Rande des Grüns bis zur Gränze des Violetts.
                           Grün. Salpetersalzsaures Kupfer. – Jene Strahlen,
                              welche ihre Stellen zwischen dem äußersten oberen Rande des Blau und einer Linie
                              haben, welche das Gelb genau in zwei Hälften theilt.
                           Gelb. Doppeltchromsaures Kali. – Jenen Theil des
                              Spectrums, welcher zwischen einer unter dem Orange, ganz innerhalb des rothen
                              Strahls, und einer durch den unteren Rand des reinen grünen Strahls gezogenen Linie
                              liegt.
                           Roth. Eine concentrirte Auflösung von Carmin in Ammoniak.
                              – Einen Theil des Orange und alle Strahlen unter demselben.
                           42) Die merkwürdigsten Wirkungen wurden auf den Papieren a, b,
                                 c, d und n (13) hervorgebracht. Sie wurden den
                              gleichen Einflüssen unterworfen und mit allen (20–27) erwähnten Hydriodsalzen
                              präparirt; doch würde ich es bei mir selbst nicht rechtfertigen können, wenn ich
                              Ihre Blätter mit Darlegung irgend anderer Resultate anfüllen wollte, als jener, die
                              das mit reinem hydriodsaurem Eisen und mit hydriodsaurem Baryt präparirte Papier
                              gaben. Diese Zeichnungen wurden alle mit heißem Wasser wohl gewaschen, und nachdem
                              sie vollkommen troken waren, unter den verschiedenen Flüssigkeiten eingereiht, und
                              in einem Fenster gegen Süden dem Licht ausgesezt. Ich werde im Folgenden die Papiere
                              nach dem angewandten Salze nennen und die hinzugesezte Farbe wird die Strahlen
                              anzeigen.
                           43) Hydriodsaures Eisen, salzsaures Ammoniak. –
                                 Blau. Das Bild wurde durch das Bräunen der gelben Stellen beinahe zerstört,
                              während zu gleicher Zeit die dunkeln Stellen sehr verblichen.
                           Grün. Die dunkeln Theile verschwanden beinahe ganz; die
                              wenigen
                              zurükbleibenden Fleken wurden stark roth; die gelbe Farbe der Lichtpartien aber
                              änderte sich nicht.
                           Gelb. Durch das Papier hindurch gesehen, schienen die
                              Lichter durch einen bläulich-grünen Ton gedunkelt; die dunkeln Stellen,
                              ursprünglich rothbraun, waren blauschwarz geworden.
                           Roth. Die Lichter gelber als vorher; die dunkeln Stellen
                              tief schwarz.
                           44) Kochsalz. – Blau.
                              Die Lichter gedunkelt und die dunkeln Stellen verblichen und geröthet. Grün. Das Bild völlig verlöscht; das Gelb unverändert.
                              Gelb. Die Lichter färbte ein entschiedenes Blau; die
                              Schatten waren gedunkelt. Roth. Die Lichter von grünem
                              Tone; doch glaube ich, daß dieß von dem Dunklerwerden der gelben Farbe herrührte:
                              die dunkeln Stellen schwärzten sich.
                           45) Salzsaurer Strontian. – Blau. Diese sind bleibender als jede andere Art der Photographie mit
                              hydriodsauren Salzen. Unter ihrem Einflusse werden die Schatten brauner als vorher;
                              die Lichter kaum verändert. Grün. Das Gelb nimmt an Tiefe
                              sehr zu; die dunkeln Stellen blassen unbedeutend und werden stark roth. Gelb. Die Lichter werden sehr schwach blau gefärbt; die
                              dunkeln Stellen scheinen sich nicht zu verändern. Roth.
                              Die Lichter gedunkelt, die Schatten schön schwarz
                           46) Salzsaurer Baryt. – Blau. Die gelben Stellen wurden braun; die dunkeln Stellen erblaßten und
                              rötheten sich. Grün. Die Lichter unverändert; die dunkeln
                              Stellen stark roth. Gelb. Die Lichter unverändert; die
                              Schatten von grünem Tone, der sich über eine sehr entschiedene Schwärzung, welche
                              Plaz gegriffen hatte, ausbreitet. Roth. Das Gelb sehr
                              erhöht; die dunkeln Stellen stark grün gefärbt.
                           47) Salzsäure. – Blau.
                              Verwischt; die Lichter gedunkelt. Grün. Verwischt; das
                              Gelb sehr erhöht. Gelb. Die Lichter stark gelb; die
                              dunkeln Stellen unverändert. Roth. Das Gelb wird sehr
                              stark; die Schatten sehr stark geschwärzt.
                           48) Hydriodsaurer Baryt. – Unter diesem Titel
                              brauchen wir nur die Wirkungen von drei Arten Photographien zu berichten, indem die
                              anderen in ihren Veränderungen den eben erwähnten ganz gleich sind.
                           49) Salzsaures Ammoniak. – In meiner Abhandlung
                              über die Einwirkung gefärbter Medien (Philos. Magaz. Bd.
                              XVI. S. 270) habe ich der sonderbaren Veränderung schon erwähnt, welche diese Art
                              von Zeichnungen eingeht, wenn man sie dem Licht unter den eben von uns betrachteten
                              Medien aussezt. Ich verweise auf diese Abhandlung.
                           50) Salzsaurer Baryt. – Blau. Verliert an den dunkeln Stellen, welche ziegelroth werden. Das Gelb
                              der Lichter wird stärker. Grün. Die Lichter unverändert;
                              die Schatten mit Fleischfarbe übergossen. Gelb. Die
                              Lichter unverändert; die Schatten sehr gedunkelt, und mit einem hellblauen Tone
                              grell gefärbt. Roth. Die Lichter unverändert; die dunkeln
                              Stellen tief blau. Diese verschiedenen Wirkungen, welche, obwohl man sie beinahe bei
                              allen jenen Photographien verfolgen kann, die, wenn sie später dem Sonnenschein
                              ausgesezt werden, sich schwärzen, sind doch weit entschiedener, wenn Barytsalze in
                              einem oder dem anderen der Processe angewandt wurden. Ich theilte diese Thatsachen
                              mit anderen dem Hrn. Herschel
                              mit, der mir eine große Ehre erwies, indem er meine Mittheilung in seine schäzbare
                              Abhandlung „über die chemische Wirkung des Sonnenspectrums“
                              aufnahm. Ich bedaure um so weniger mein Unvermögen, meine Beobachtungen über die
                              Wirkungen der reinen prismatischen Strahlen auf die mit hydriodsauren Salzen
                              zubereiteten Papiere zu verfolgen, als ich den Gegenstand als denselben betrachte,
                              den dieser ausgezeichnete Naturforscher unter anderen nicht minder bedeutenden und
                              wichtigen seiner Aufmerksamkeit würdigt.
                           51) Salzsaurer Strontian. – Blau. Die Lichter nur sehr wenig verändert; die dunkeln geschossen und
                              geröthet. Grün. Die Lichter unverändert, die Schatten
                              weniger geschossen, nicht so roth. Gelb. Die Lichter
                              unverändert; die dunkeln Stellen blauschwarz. Roth. Die
                              Lichter unverändert; die dunkeln Stellen sehr schwarz werdend.
                           52) Bei einer sorgfältigen Prüfung dieser Resultate wird man finden, daß das
                              merkwürdige Dunkeln des fertigen Bildes offenbar dem rothen Licht zu verdanken ist,
                              daß aber diese Eigenschaft sich auch auf die grünen Strahlen erstrekt, über welche
                              hinaus aber sich eine andere Kraft äußert; die desoxydirende Wirkung scheint am meisten den blauen Strahlen innezuwohnen,
                              während das gelbe Silberjodid in den brechbarsten Strahlen Zersezung erleidet.
                           53) Das Verlöschen der Photographien von hydriodsauren
                                 Salzen. – Ich erwähnte oben (30) des Mangels der absoluten
                              Dauerhaftigkeit in diesen Bildern. Das Studium des modus
                                 operandi des Sonnenlichts bei dessen Einwirkung auf dieselben lehrt einige
                              merkwürdige Thatsachen in Bezug auf das Silberjodid, welche, als ich sie zuerst
                              bemerkte, mich auf die Meinung führten, daß es zwei verschiedene Salze geben müsse,
                              worüber ich aber jezt anderer Meinung bin. Die Zeichnung verlöscht zuerst an den dunkeln Stellen, und
                              sobald man wahrnimmt, daß diese ihre Bestimmtheit verlieren, bemerkt man auch ein
                              Dunkeln der Lichter, so daß zulezt der Contrast zwischen Licht und Schatten nur mehr
                              äußerst schwach ist.
                           54) Wird ein dunkles Papier mit einem hydriodsauren Salze gewaschen und dem
                              Sonnenschein ausgesezt, so wird es zuerst gebleicht, und wird gelb; dann wird es vom
                              Licht wieder gedunkelt; wird es, wenn es ganz troken ist, wieder ins Dunkle
                              gebracht, so wird man es in einigen Tagen wieder in seiner gelben Farbe hergestellt
                              finden, wo es dann wieder gedunkelt werden kann, wenn auch nicht so leicht, wie das
                              erstemal, und die gelbe Farbe kann wiederholt in dem Gedunkelten hervorgerufen
                              werden. Die Empfindlichkeit für die Einwirkung des Lichts nimmt mit jeder Aussezung
                              ab; doch war ich nicht im Stande, bis auf den Punkt, wo sie ganz aufhört, zu
                              gelangen.
                           55) Wenn ein dunkles, mittelst eines Hydriodats und des Lichts gebleichtes Papier
                              wieder gedunkelt und dann in eine Flasche Wasser gebracht wird, so wird hiedurch das
                              Gelb viel schneller wieder hergestellt, und es entwikeln sich Gasblasen, welche sich
                              als Sauerstoff darthun.
                           56) Schließt man Stüke mit Hydriodat präparirten Papiers behufs des Dunkelns in eine
                              Röhre ein, so findet man, wie man wohl erwarten durfte, daß etwas Wasserstoff sich
                              ausscheidet. Wird hierauf das Papier wohl getroknet und in einer erwärmten trokenen
                              Röhre sorgfältig verschlossen, so bleibt es dunkel; befeuchtet man aber das Papier
                              oder die Röhre, so ist das Gelb sogleich wieder hergestellt.
                           57) Nimmt man eine so gebildete Photographie und legt sie in ein Gefäß mit Wasser, so
                              wird es in einigen Tagen verlöschen und Oxygenblasen
                              werden sich darum herumlagern. Untersucht man das Wasser, so wird man weder Silber
                              noch Jod darin finden; es geht hieraus offenbar hervor, daß die Wirkung sich nur auf
                              das Papier erstrekt.
                           58) Wir sehen, daß das Silberjodid die Kraft hat, den Wasserstoff aus seinen
                              Verbindungen zu trennen. Ich kann dieses sonderbare Silbersalz nicht als eine
                              bestimmte Verbindung betrachten; es scheint mir, daß das Jod in unbestimmten
                              Verhältnissen in diese Verbindung eingehe. Bei dem Dunkelungsproceß ist die
                              Befreiung von Wasserstoff ausgemacht; freies Jod aber war ich nicht ein einzigesmal
                              zu entdeken im Stande; ohne Zweifel befindet sich dieses entweder in der gedunkelten
                              Oberfläche, oder in Verbindung mit der unangegriffenen Unterlage; vielleicht ist es
                              Silberjodid, mit bloß beigemengtem Jod, welches, wenn das Licht nicht mehr auf das Präparat
                              wirkt, befreit wird, und sich mit dem Wasserstoff von so viel Feuchtigkeit, als die
                              hygrometrische Beschaffenheit des Papiers sicher abgeben kann, verbindet, und als
                              Hydriodat von Neuem wieder die gedunkelte Oberfläche angreift und so wieder das
                              Silberjodid herstellt. Dieses klärt das Verlöschen der Photographie bedeutend auf.
                              Das Bild besteht aus Hellem Silberjodid und dunkelm Silberoxyd; wenn das gelbe Salz
                              unter dem Einflusse des Lichts dunkelt, so trennt es sich von seinem Jod, welches
                              sogleich das dunkle Oxyd angreift, das nach und nach sich in Jodid verwandelt,
                              während, wie schon gezeigt, Sauerstoff frei wird. Folgende Versuche beweisen nicht
                              nur allein diese Behauptung, sondern tragen auch einigermaßen zur Erklärung der
                              Wirkung des Lichts auf diese Verbindung bei.
                           59) Silberjodid. – Man schlage mittelst irgend
                              eines Hydriodats Silber aus der Lösung seines Nitrates nieder und seze das die
                              Flüssigkeit und das Ganze enthaltende Gefäß dem Sonnenschein aus; die ausgesezten
                              Oberflächen des Jodids werden sich schwärzen; bringt man das Gefäß ins Dunkle, so
                              wird nach einigen Stunden alle Schwärzung wieder verschwinden; man kann auf diese
                              Weise die Schwärze nach Belieben herstellen und wieder entfernen.
                           60) Wascht und troknet man dann den Niederschlag, so schwärzt er sich nur schwierig,
                              und bleibt dann, wenn er vollkommen troken gehalten wird, dunkel; wird er aber
                              angefeuchtet, so ist in kurzer Zeit das Gelb wieder hergestellt.
                           61) Man bringe in ein Uhrglas oder sonst in ein Schälchen etwas Silbersolution; in
                              ein anderes bringe man etwas Hydriodsalzlösung, verbinde dann beide mit einem
                              Baumwollfaden und errege mittelst eines Stükchens Platinmetall eine elektrische
                              Strömung, seze diese kleine Vorrichtung dem Licht aus, und in ganz kurzer Zeit wird
                              man wahrnehmen, daß in einem Gefäße Jod frei und in dem anderen gelbes Silberjodid
                              gebildet wird, welches sich so schnell schwärzt, als es sich bildete.
                           62) Man seze eine der obigen (61) ähnliche Vorrichtung ins Dunkle, und das Jod wird
                              nur sehr langsam frei. Es bildet sich kein Silberjodid,
                              aber um das Metall herum legt sich eine schöne Krystallisation von metallischem
                              Silber.
                           63) Ein Stük Platinmetall wurde in zwei Glasröhren (mittelst Siegellak) befestigt;
                              diese wurden, nachdem die eine mit hydriodsaurer Kalilösung und die andere mit einer
                              Silbernitrat-Lösung gefüllt war, in zwei dieselben Lösungen enthaltenden
                              Uhrgläser gestürzt, welche mittelst etwas Baumwolle, wie Fig. 32 zeigt, in
                              Verbindung gesezt wurden; in einigen Stunden schon wurde die Hydriodatlösung in der Röhre am
                              Tageslicht vollkommen braun unter Freiwerden von Jod; eine kleine Portion
                              Silberjodid bildete sich längs der Baumwolle und tauchte am Ende in das Silbersalz
                              (die Gläser wurden absichtlich weit auseinander gestellt, um einer schnellen
                              Einwirkung vorzubeugen). Ueber Nacht wurde die
                                 Hydriodsalzlösung wieder farblos und durchsichtig, und das dunkle Salz längs der
                                 Baumwolle war wieder so gelb als zuvor.
                           64) Eine auffallende Erklärung der von mir aufzuhellen gesuchten Wirkung erhält man,
                              wenn man mit Chlor operirt. Seine erste Wirkung auf eine dieser
                              Hydriodat-Photographien ist die Freimachung von Jod, welches man, wenn es dem
                              Licht ausgesezt wird, zuerst an den Rändern, nach und nach aber über die ganze
                              Ausdehnung der gedunkelten Stellen wirken sieht. Diese merkwürdige Einwirkung kann
                              bis zur Entfernung alles Jods von dem Papier wiederholt werden. – Es wird
                              nun, denke ich, einleuchtend seyn, daß, bevor wir vollkommenpermanente und
                              wohlvollendete Hydriodat-Photographien erwarten können, wir vor Allem über
                              die Mittel zu gebieten haben müssen, alles Silberjodid, ohne Nachtheil für das
                              dunkle Oxyd, zu entfernen.
                           65) Ueber die Wirkung der getrennten Strahlen des
                                 Sonnenspectrums auf dunkles, mit einer Hydriodatlösung gewaschenes,
                                 photographisches Papier. – Hr. Herschel hat in seiner oben erwähnten
                              werthvollen Abhandlung klar gezeigt: „daß die ganze Wirkung eines Strahles
                                 weißen Lichts auf Jodpräparate in der That in der Verschiedenheit zweier
                                 entgegengesezten Wirkungen liege, deren jede nach Belieben durch in unserer
                                 Gewalt stehende Umstände erhöht oder geschwächt, aber schwer genau nach unserem
                                 Belieben wieder hervorgebracht werden kann. Wenn diese entgegengesezten
                                 Wirkungen“ ich führe noch immer Herschel's Worte an, „sich genau
                                 einander neutralisiren, so ist das Papier unempfindlich. Wenn eine derselben
                                 vorwiegend ist, so ist es positiven oder negativen Charakters, je nach der
                                 vorwiegenden Wirkung; ja, es kann sich sogar in einer und derselben Zeit gegen
                                 das unter gewissen Umständen einfallende Licht positiv, unter anderen Umständen
                                 unempfindlich, und bei wieder verschiedener Beleuchtung negativ
                                 verhalten.“
                              
                           66) Zum richtigen Verständniß der folgenden Resultate ist es nothwendig, die
                              Absorptionskraft der in meinen Versuchen angewandten Medien vorauszuschiken. In
                              einen Rahmen wurden vier gefärbte Gläser befestigt.
                           Ein purpurrotes Glas, welches alle unter den grünen befindlichen Strahlen
                              auffing, von welchen grünen auch ein Theil absorbirt wurde.
                           Ein grünes Glas, welches nur den zwischen der am
                              wenigsten gebrochenen äußersten Gränze des Blau und dem äußersten Orange gelegenen
                              Strahlen den Durchgang gestattete. Auch ein Theil der gelben Strahlen wurde
                              absorbirt.
                           Ein blaß amberfarbiges Glas, welches dem Spectrum nur die
                              violetten und den indigoblauen Strahl entzog.
                           Ein rothes Glas, welches alle die brechbarsten Strahlen
                              absorbirte und nur den unter den blauen liegenden den Durchgang gestattete.
                           67) Wurde ein empfindliches, gedunkeltes photographisches Papier (a, b, c, d, o), nachdem es in einer guten hydriodsauren
                              Salzlösung gewaschen, in genaue Berührung mit einem Kupferstiche oder dergleichen,
                              die Vorderseiten aufeinander, gebracht, welcher Kupferstich durch Eintauchen in
                              Wasser durchscheinend gemacht wurde, und dann mit dem darüber gelegten erwähnten
                              Rahmen dem Sonnenschein ausgesezt, so wird auf einem und demselben Bogen eine (um
                              Hrn. Herschel's Benennung zu
                              gebrauchen) positive und eine negative Photographie erzeugt. Unter dem blauen Glase
                              wird das Bild so vollkommen, doch nicht so schnell, wie unter einem farblosen,
                              wiedergegeben; die Lichter des Kupferstichs sind auf der Photographie genau
                              copirt.
                           Unter dem grünen Glase sind die Lichter und Schatten der Photographie durchaus
                              umgekehrt. An allen jenen Stellen, welche mit den Lichtern des Kupferstichs
                              correspondiren, ist die Oxydation sehr erhöht und das Papier entschieden geschwärzt.
                              Die dunklern Stellen des Kupferstichs sind als lichte Stellen wieder gegeben, welche
                              nicht nur durch den Contrast der ursprünglich braunen Farbe des Papiers mit der erst
                              eingetretenen Schwärze hervortreten, sondern durch das positive Hellwerden dieser
                              Stellen entstehen. Unter dem gelben Glase ist das Resultat auffallend unbestimmt.
                              Oft geben auf demselben Bogen und mit derselben Hydriodatsolution zwei Versuche
                              gänzlich verschiedene Resultate. Ich sende Ihnen zwei Proben hievon zur
                              Ueberzeugung, welche beide in jeder Hinsicht auf gleiche Weise und in derselben
                              Halbstunde bereitet wurden.
                           Unter dem rothen Glase bildete sich ebenfalls ein verkehrtes Bild, nicht aber durch Dunkeln des Oxyds, welches seine
                              ursprüngliche Farbe behält, sondern durch die Entstehung starker Lichter unter den
                              dunkeln Stellen des Kupferstichs.
                           68) Aus diesen Resultaten geht klar hervor, daß die schwärzende Einwirkung auf das
                              naß mit Hydriodat präparirte Papier von einer, von jenen, welche die fertige Zeichnung schwärzen,
                              verschiedenen Art von Strahlen abhängt; bei dem Befeuchtungsprocesse finde ich
                              nämlich das Maximum der Dunkelung immer unter dem grünen Glase, oder vielmehr
                              innerhalb der Gränzen der grünen und der gelben Strahlen, während in den rothen
                              Strahlen nur eine geringe oder gar keine schwärzende Einwirkung sichtbar wird. Bei
                              dem trokenen Bilde hingegen ist das Maximum der Einwirkung in den rothen Strahlen
                              (42–59). Doch bin ich zu glauben geneigt, daß die Untersuchung dieser
                              Erscheinungen mit einem befestigten Spectrum diese Wirkungen auf die Verschiedenheit
                              der angewandten Papiersorten zu übertragen lehren wird; die Ueberzeugung aber habe
                              ich, daß die ganze Wirkung in dem einen Falle auf die grünen und gelben Strahlen, im
                              anderen Falle aber auf die orangegelben und rothen Strahlen beschränkt ist.
                           69) Das sehr merkwürdige Hellwerden der mit den dunkeln Stellen des Kupferstichs
                              correspondirenden Theile der Photographie zog meine Aufmerksamkeit in vollem Grade
                              auf sich. Mein erster Gedanke war, daß die kohlenstoffhaltige Substanz der beim
                              Druken gebrauchten Schwärze eine Art katalytische Kraft ausübe, indem sie zur
                              Bildung des Silberjodids disponire. Ich glaube für diese Meinung genügende Beweise
                              zu haben.
                           70) Die meisten auf einer Seite bedrukten Papiere, es sey denn, daß sie sehr alt
                              seyen, hinterlassen, wenn man sie im Dunkeln mit einem
                              mit Hydriodat bereiteten photographischen Papiere über einander legt, nach einigen
                              Stunden einen Eindruk, und es ist mir gelungen, einige Kupferstiche auf diese Weise
                              theilweise zu copiren. Doch ist das Resultat ungewiß; die, jederzeit matte, Copie
                              ist oft sehr unvollkommen, indem sie oft in Kreisen, deren Mittelpunkt von einem
                              oder zwei Buchstaben gebildet wird, gebleicht erscheinen; in anderen Fällen sind die
                              Buchstaben copirt, doch jeder von ihnen durch eine Ausdehnung der bleichenden
                              Einwirkung beschattet.
                           71) Die Erfolge, welche ich über die zufällige Berührung mit kohlensaurem Eisen
                              notirt hatte, machten mir Hoffnung, auch geschriebene Blätter copiren zu können.
                              Hierin hatte ich mich getäuscht. Nicht mit einer einzigen der zahlreich versuchten
                              Arten Schreibtinte habe ich auch nur die geringste Spur eines Buchstabens auf dem
                              Photographischen Papier erhalten.
                           72) An der Raschheit, mit welcher diese Wirkung hervorgebracht wird, wenn die
                              Photographie und der Kupferstich dem Licht ausgesezt sind, ist offenbar etwas
                              anderes Schuld, als das, was ich eben als in Wirksamkeit sich befindend betrachtete.
                              Eine sorgfältige Untersuchung der unter den oben erwähnten Gläsern, namentlich unter
                              dem rothen Glase,
                              gebildeten Photographien überzeugte mich, daß das beschleunigende Agens in den
                              Wärmestrahlen zu suchen sey, welche von den dunkeln Stellen des Kupferstichs mit
                              größerer Kraft absorbirt und zurükgehalten werden.
                           73) Um diese Meinung zu prüfen, sezte ich ein bedruktes Blatt mit einem mit
                              Hydriodatlösung befeuchteten Papier in Contact, auf welches ich ein Glas und dann
                              eine Kupferplatte legte, die ich durch Ueberfahren mit einem heißen Eisen erhizte.
                              Das Durchgehen der Hize durch das Glas war hinlänglich, um eine eben so schöne Copie
                              wie unter dem rothen Glase bei Einwirkung des Lichts hervorzubringen.
                           74) Diese Untersuchungen, welche in der alleinigen Absicht angestellt wurden, das
                              eigenthümliche Verhalten der Hydriodsalze gegen mehrere Silberpräparate unter
                              Einwirkung des Lichts zu erklären, haben auf diese Weise ein neues und unerwartetes
                              Feld interessanter Forschungen eröffnet, welches vielleicht mit dem Entstehen eines
                              neuen Kunstzweiges, der Thermographie, endet. Ich werde
                              diesen Gegenstand mit demselben Interesse weiter verfolgen, welches mich in meinen
                              Untersuchungen über Photographie seit der Mittheilung des Verfahrens der HHrn.
                              Talbot und Daguerre leitete.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
