| Titel: | Analyse des Gußeisens und Stabeisens; von J. Berzelius. | 
| Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. LXXXVIII., S. 435 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXVIII.
                        Analyse des Gußeisens und Stabeisens; von
                           J.
                              Berzelius.
                        Aus dessen Jahresbericht etc. 19. Jahrg. 1. Heft S.
                              247.
                        Berzelius, uͤber Analyse des Gußeisens und
                           Stabeisens.
                        
                     
                        
                           Die Bestimmung des Kohlenstoffgehalts im Eisen ist eine Aufgabe, die man auf
                              mehrfache Weise zu lösen versucht hat, welche aber niemals anders als
                              approximationsweise geglükt ist. Im Verlauf des Winters 1837/38 wurden auf Ersuchen
                              des Präsidenten vom Bergcollegium unter meiner Leitung von den HHrn. L. Svanberg und Ullgren mehrere Sorten von Gußeisen
                              und Stabeisen analysirt. Die Operationsmethode, welche dabei gewählt wurde, schien zum Zwek zu
                              führen, und soll daher in der Kürze angeführt werden.
                           Wird Eisen mit einer Lösung von Kupferchlorid übergossen, so wird bekanntlich das
                              Kupfer gegen Eisen ausgetauscht. Dabei entsteht keine Gasentwikelung, und der Gehalt
                              des Eisens an Kohlenstoff, Phosphoreisen, Arsenikeisen, Kiesel, in Kieselsäure
                              verwandelt u.s.w., bleibt mit dem gefällten Kupfer vermischt übrig.
                           Für die Analyse wird das Gußeisen in kleine Stüke zerschlagen, das geschmeidige Eisen
                              am besten in Gestalt von Dreh- oder Feilspänen angewandt. Das Puddeleisen,
                              welches mit Schlaken vermischt ist und wovon die Schlakentheile beim Feilen oder
                              Drehen abgesondert werden, wendet man in kleinen Stüken an. Ist die Kupferlösung
                              frei von überschüssiger Salzsäure, so bildet sich kein Chlorür, besonders wenn
                              zugleich Wärme vermieden wird. Wenn die Farbe der Flüssigkeit ausweist, daß das
                              Kupfer beinahe ausgefällt ist, wird die Kupferchloridlösung erneuert oder
                              krystallisirtes Kupferchlorid zugesezt. Wenn dann auch in gelinder Wärme kein Kupfer
                              mehr gefällt wird, so läßt man das Gemisch noch 24 Stunden stehen, um sicher zu
                              seyn, daß alles Eisen aufgelöst worden ist.Die Anwendung von Kupferchlorid zur Entdekung eines Kohlenstoffgehaltes in
                                    Metallen ist von großem Werthe. So ist es z.B. schwer, einen Gehalt an
                                    Kohlenstoff im Kupfer zu entdeken, weil sowohl Salpetersäure, als auch ein
                                    Gemisch von Salzsäure und chlorsaurem Kali die Kohle mit dem Kupfer oxydirt.
                                    Aber wenn das Kupfer mit Salzsäure und Kupferchlorid behandelt wird, so
                                    bleibt die Kohle zurük, nachdem sich das Kupfer zu der schwarzen
                                    intermediären Chlorverbindung aufgelöst hat. Karsten hat mir mitgetheilt, daß er auf diese Weise Kohle in
                                    mehreren Proben des im Handel vorkommenden Nikels gefunden habe, so wie auch
                                    in mehreren Hüttenproducten, z.B. im Kupferrohstein. In einer Eisensau,
                                    welche sich bei der Zugutemachung des Eisens aus einer alten Schlakenhalde
                                    gebildet hatte und welche silberweiß war, von blättrigem Bruch und von 7,17
                                    spec. Gewicht, fand er 1,891 Kohle, 8,871 Silicium mit geringen Mengen von
                                    Schwefel, Aluminium u.s.w. und 87,623 Proc. Eisen. Man hat nun zwei Wege zu wählen.
                           1) Bei geschmeidigem Eisen, welches eine leicht verbrennliche Kohle absezt, wird die
                              Masse, so wie sie ist, abfiltrirt. Die Filtrirung geschieht nicht durch Papier in
                              einem gewöhnlichen Trichter, sondern in einem weiten Rohre von Glas, welches an
                              einem Ende etwas ausgezogen ist. In das ausgezogene Ende wird ein Pfropf von reinem
                              Platinschwamm eingesezt, der vorher mit Schwefelsäure ausgekocht, gewaschen und
                              geglüht worden ist. Auf diesen bringt man in das Rohr die Masse, und nachdem die
                              Flüssigkeit durchgelaufen und Alles in das Rohr eingespült worden ist, wird sie
                              gewaschen, erst mit Wasser, dann mit Salzsäure und am Ende wieder mit Wasser. Die
                              Masse wird in dem Rohre getroknet, was langsam geschieht, wenn man nicht eine
                              Vorrichtung hat, um das Rohr mittelst Korken in einem Metallgefäß zu befestigen, welches zur
                              Aufnahme der Korke mit Oeffnungen versehen ist. In dieses Gefäß wird dann Wasser
                              gegossen, so daß das Rohr davon bedekt wird, und das Wasser zum Kochen gebracht,
                              während Luft mit Hülfe eines Saugapparats durch das Rohr geleitet wird.
                           Das Rohr wird nun herausgenommen, mit dünnem Blech von Eisen oder Platin umwikelt und
                              die Masse in einem Strome von Sauerstoffgas erhizt, wobei das Kupfer und die Kohle
                              oxydirt werden. Das Gas, welches man über die glühende Masse hat streichen lassen,
                              leitet man durch Chlorcalcium, fängt es dann über Queksilber auf und bestimmt den
                              Kohlensäuregehalt darin nach der Vorschrift, welche ich in meinem Lehrbuche der
                              Chemie, 3te Aufl. Bd. VII. S. 628 bis 629 gegeben habe.
                           2) Beim Gußeisen, welches bedeutende Mengen von Graphit zurükläßt, ist es nicht
                              möglich, auf diese Weise die Kohle zu verbrennen. Deßhalb wählt man hier folgenden
                              Ausweg: nachdem das Eisen sich aufgelöst hat, digerirt man die rükständige Masse mit
                              Salzsäure und Kupferchlorid, bis sich das Kupfer aufgelöst hat und nur noch Kohle,
                              Kieselerde u.s.w. übrig sind, ein Ausweg, der auch beim geschmeidigen Eisen in
                              Anwendung gebracht werden kann. Dann wird die Masse in den eben erwähnten
                              Filtrirapparat gebracht, von Kupferchlorid mit Salzsäure und von Salzsäure mit
                              Wasser abgewaschen und darauf das Rohr auf die angeführte Weise getroknet.
                           Die Kohlenmasse, welche nun zurükbleibt, besteht aus Graphitblättchen und Kohle, die
                              mit dem Eisen chemisch verbunden gewesen war und durch die Verbindung des Eisens mit
                              Chlor abgeschieden wurde. Diese Kohle ist nicht reine Kohle; in dem Augenblike,
                              worin sie abgeschieden wurde, verbindet sich wenigstens ein Theil davon mit den
                              Bestandtheilen des Wassers. Wenn daher diese Masse der trokenen Destillation im
                              luftleeren Raume unterworfen wird, so liefert sie Producte der trokenen
                              Destillation; es ist also nicht möglich, sie durch Troknen bei + 100° C. in
                              atmosphärischer Luft oder bei noch höherer Temperatur in Wasserstoffgas in dem
                              Zustande zu bekommen, daß ihr Verlust beim Brennen in einem offenen Gefäß den
                              Kohlenstoffgehalt mit einiger Zuverlässigkeit ausweise. Zu diesem Zweke muß sie in
                              Sauerstoffgas verbrannt werden, was in demselben Rohre aus gleiche Weise wie mit dem
                              Kupfergemisch geschieht. Das Gas wird von der Kohle durch ein Rohr mit Chlorcalcium
                              geleitet und dann über Queksilber aufgefangen. Aber daß auf diese Weise auch der
                              Graphit verbrenne, gränzt an das Unmögliche; man unterbricht daher die Operation,
                              nachdem das Glühen in Sauerstoffgas eine Weile fortgedauert hat. Man hat nun eine Masse, die aus
                              Kohle und unverbrennlichen Stoffen besteht, welche durch anhaltendes Brennen im
                              offenen Platintiegel bei völligem Rothglühen von Kohle befreit werden können, wobei
                              dann der Verlust den Kohlenstoffgehalt richtig ausweist. Der Platinschwamm, in
                              dessen Theile sich Kohle eingehüllt hat, wird auch hineingelegt. Daher muß er vorher
                              gewogen werden, um sein Gewicht dann abrechnen zu können. Wenn dieser Verlust dem
                              Kohlengehalte zugerechnet wird, welcher aus dem erhalten wird, welchen Kali aus dem
                              aufgesammelten Sauerstoffgas aufgenommen hat, so bekommt man den Kohlengehalt und
                              einen ungefähren Begriff von dem, welcher mit dem Eisen chemisch verbunden und wie
                              viel als Graphitblättchen im Gußeisen eingeschlossen war. Genau wird das Resultat
                              nicht, weil etwas von den Blättchen im Sauerstoffgas oxydirt wird.
                           Man kann auch die von Gußeisen zurükbleibende Kohle mit chlorsaurem Kali und Kochsalz
                              verbrennen, nach Art einer organischen Analyse, wobei der ganze Gasgehalt über
                              Queksilber aufgesammelt wird. Aber die Verbrennung des Graphits geschieht langsam
                              und glükt auf diese Weise nicht immer sicher.
                           Der verbrannte Rükstand von Stabeisen besteht aus Kupferoxyd und Kieselsäure, so wie
                              auch, wenn Puddeleisen analysirt wird, aus aller der Schlake, welche dieses
                              einschließt und wovon ein Theil schon während der Operation zersezt worden ist. Das
                              Kupferoxyd wird in verdünnter Salpetersäure oder Salzsäure aufgelöst, wobei die
                              Kieselerde und das Unzersezte von der Schlake zurükbleibt, woraus dann die
                              Kieselerde mit kochendem kohlensaurem Kali oder Natron ausgezogen wird. Die Schlake
                              wird so leicht durch Säuren zersezt, daß man, nach Svanberg's Versuchen, ihren Gehalt in einem
                              damit gemischten Eisen auf keine andere Weise richtig bestimmen kann, als durch
                              Vergleichung der Menge des Wasserstoffgases, die es weniger als reines Eisen
                              entwikelt.
                           Der durch Verbrennung von Kohle befreite Rükstand von Gußeisen wurde mittelst
                              Fluorwasserstoffsäure oder durch Glühen mit kohlensaurem Alkali analysirt. Wenn das
                              Gußeisen auch Schlakentheile enthält, so kann man hier damit anfangen, die freie
                              Kieselsäure durch Kochen mit kohlensaurem Natron auszuziehen. Bei allen diesen
                              Versuchen ist es recht schwierig, die Kieselerde aus der eingemischten Schlake zu
                              scheiden, denn das, was von der Schlake zersezt wird, läßt Kieselerde übrig, die dem
                              Eisen angehört zu haben scheint, und ein Theil von der Kalkerde der Schlake wird mit
                              dem Kupferchlorür in der Salzsäure aufgelöst.
                           Es verdient versucht zu werden, nach dem Ausziehen des Eisens mit Kupferoxyd aus dem
                              gewaschenen Kupfergemisch, die Kieselerde, welche sich in Gestalt von Silicium auf
                              Kosten des Kupfers oxydirt hat, mit kochendem kohlensaurem Natron auszuziehen. Ein
                              solcher Versuch ist noch nicht angestellt worden.
                           Der Schwefel wird im geschmeidigen Eisen und im Gußeisen entdekt und seiner Menge
                              nach auf die Weise bestimmt, daß man z.B. 10 Gramme Eisen in Salzsäure auflöst in
                              einem passenden Gasentwikelungsapparate, aus dem das Gas durch ein Absorptionsrohr
                              der Art geleitet wird, wie es Liebig zur Sättigung des
                              Alkohols mit Chlorgas beschrieben hat, in welches man eine sehr verdünnte Lösung von
                              salpetersaurem Silberoxyd, die mit Ammoniak vermischt ist, gegossen hat. Gegen das
                              Ende wird Wärme angewandt, um die Einwirkung der Säure auf das Eisen zu vollenden.
                              Bei langsamer Gasentwikelung wird aller Schwefelwasserstoff von der Flüssigkeit
                              eingesogen, die jedoch auch von schwefelfreiem Eisen einen schwarzen Niederschlag
                              von Kohlensilber absezt, herrührend von der Kohle, die bei der Auflösung mit dem
                              Wasserstoff weggeht. Der schwarze Niederschlag wird abgeschieden und mit
                              Salpetersäure behandelt und, nachdem er völlig aufgelöst worden ist, das Silber
                              durch Salzsäure ausgefällt, so wie die Schwefelsäure durch Chlorbaryum. Die
                              filtrirte Lösung wird auf einen möglichen Gehalt an Arsenik geprüft, der jedoch
                              gewöhnlich ungelöst bleibt in Gestalt von Arsenikeisen, gleichwie der Phosphor in
                              Gestalt von Phosphoreisen zurükbleibt.
                           Die Eisenlösung, welche sich bei dem Versuche gebildet hat, wird von dem Ungelösten
                              abfiltrirt und dieses wohl ausgewaschen. Das Durchgegangene wird mit Salpetersäure
                              gekocht, was jedoch eine unsichere Oxydationsmethode ist, oder besser durch im
                              Ueberschuß hineingebrachtes Chlorgas in Chlorid verwandelt, und darauf das Eisenoxyd
                              durch fortgesezte Digestion mit kohlensaurem Bleioxyd ausgefällt. Die Lösung wird
                              abfiltrirt, im Wasserbade zur Trokne verdunstet, und das Zurükbleibende mit Alkohol
                              von 0,86 behandelt, welcher das Chlorblei ungelöst zurükläßt und die Salze von
                              Alkali, Kalkerde, Mangan, Kobalt, Nikel u.s.w. aufnimmt, im Fall sie vorhanden sind,
                              welche dann nach gewöhnlichen Vorschriften aufgesucht und von einander geschieden
                              werden. In dem Niederschlage mit dem kohlensauren Bleioxyd sucht man Titanoxyd,
                              Manganoxyd und Thonerde. Wenn die Oxydirung des Eisens mit Chlor geschieht, so wird
                              das Manganoxyd durch das kohlensaure Bleioxyd ausgefällt, aber das Oxydul bleibt in
                              der Lösung, wenn Salpetersäure angewandt worden war.
                           Was Salzsäure von dem Eisen ungelöst zurükläßt, wird mit Salpeter und kohlensaurem Natron
                              gemischt und im Silbertiegel bis zur völligen Oxydation geglüht. In der mit
                              Salpetersäure gesättigten und zur Abscheidung der Kieselsäure abgedunsteten Lösung
                              der Salzmasse sucht man Arseniksäure, Phosphorsäure, Vanadinsäure, Titansäure, die
                              hauptsächlich mit der Kieselerde zurükgeblieben sind, Molybdänsäure u.s.w.