| Titel: | Bemerkungen über purpur- oder scharlachfärbende Insecten und neue persische und armenische Cochenille; von J. J. Virey. | 
| Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XIII., S. 63 | 
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                        XIII.
                        Bemerkungen uͤber purpur- oder
                           scharlachfaͤrbende Insecten und neue persische und armenische Cochenille; von
                           J. J.
                              Virey.
                        Virey', uͤber purpur- und scharlachfaͤrbende
                           Insecten.
                        
                     
                        
                           Vor der Entdekung der Cochenille von Mexico (Coccus Cacti
                                 coccinelliferi) wußten schon die Alten eine Purpurfarbe zu bereiten, und
                              zwar nicht nur aus der einschaligen Conchiliengattung (Murex), sondern aus mehreren Insecten. Die in der Bibel erwähnte
                              Purpurfarbe war sicher nicht (wenigstens nicht ausschließlich) aus dem Kermes (Coccus Ilicis) bereitet, sondern aus einer armenischen
                              und persischen Cochenille, welche früher den Reisenden und Handelsleuten unter dem
                              slavischen Namen tscherw bekannt war. Dieser Name
                              bedeutet zugleich Würmchen und roth, wie im Französischen das Wort Vermillon, so wie das Wort écarlate (Scharlach) von Kermesinus herkömmt u.s.f.Hamel, Mem. acad.
                                       Petersbourg. ser. VI. tom. 3.
                              
                           Diese Cochenille ward den Naturforschern erst durch die neue Abhandlung des Hrn. Brandt bekannt, die jenen der Petersburger Akademie
                              einverleibt ist.Ibid. J. 1835. Er bildete eine neue Gattung
                                    daraus unter dem Namen Porphy rophora. Sie kömmt häufig in den Steppen von Erivan und den Thälern des Ararats vor,
                              welche Theile Persiens und Armeniens jezt dem russischen Reiche einverleibt sind.
                              Vorzüglich findet man sie in den sumpfigen, vom Aras befeuchteten Wiesen, wo sie an
                              den Wurzeln einer Graminee, der Poa pungens haftet.
                           Man sieht also, daß ihre Lebensart sie dem von Breyn
                              beschriebenen Coccus polonicus anreiht, welcher auf dem
                              „ausdauernden Knaul, sceleranthus
                                    perennis,“ zu Hause ist; allein diese armenische Cochenille ist
                              viel diker als jene. Man bedarf nur 18 bis 23,000 Individuen derselben, um 360
                              Gramme oder 1 Pfd. (von 12 Unzen) zu haben, während vom Coccus polonicus 100 bis 130,000 hiezu nothwendig sind. Von der
                              mexicanischen Cochenille gehen 20 bis 25,000 auf 1 Pfd.; sie liefert deßhalb kaum
                              mehr Farbstoff als die armenische; die polnische aber gibt weniger. (Dieß ist die
                              Porphyrophora Frischii.)
                           
                           Die armenische Cochenille (porphyrophora Hamelii)
                              zeichnet sich durch 13 bis 14 Glieder an jedem Fühlhorn des Männchens und einen
                              Haarpinsel am Anus des Weibchens aus. Das Weibchen lebt im Larvenzustande in einer
                              an der Wurzel der Pflanze haftenden Schale, und kann mit den Vorderfüßen die Erde
                              aufgraben. Im ausgebildeten Zustande ist der Mund ganz verschlossen wie beim
                              polnischen Kermes; denn diese Thierchen gehören, wenn sie auch verschiedener Species
                              sind, doch einer Gattung an.
                           Von Färbe-Insecten kann man noch Trombidium tinctorium
                                 Fabr. (acarus tinct. Linn.) erwähnen, welches
                              in heißen Klimaten häufig ist, wie im Senegal und im Sennaar, wo man sie in der
                              Färberei zu gebrauchen anfängt.Slabber, Observ.
                                       microscop. in aranea holosericea, Tab. 2.
                              
                           Die Carapathos, sehr kleine rothe Acarusarten, sind
                              ungemein zahlreich in den Wäldern und Gebüschen BrasiliensMaxim.de Neuwied, Voyage
                                       au Brésil et au Bahia, t. III. p. 188–189., Paraguay'sMan nennt sie dort Vinchuca, nach d'Azara. Voy. t. I.
                                       p. 208. und des französischen Guyana'sPierre Barrère, France équinoxiale; man nennt sie tiques (Zeke, Holzbok?)., und man könnte ebenfalls eine schöne Farbe aus ihnen bereiten, wenn man
                              nicht ein unerträgliches Juken zu befürchten hätte, sobald sie sich über die Haut
                              ausbreiten. Jedoch werben sie durch Essigdampf leicht getödtet.
                           Schöne Schmetterlinge und große Käfer, welche man unverlezt in Sammlungen aufbewahren
                              will, tödtet man augenbliklich, wenn man ihnen einen Tropfen essigsaures Strychnin
                              in den Rüssel oder in den Mund bringt. Das Insect fällt erstarrt hin, ohne seine
                              Gestalt zu verlezen.Die Einwohner von Santa-fé gehen auf die Jagd der sehr diken
                                    und zahlreichen Termiten, welche sie essen. Man macht Omeletten davon, oder
                                    wendet sie, nachdem sie in der Pfanne gebaken wurden, im Zuker und macht Dragée davon. Azara Voy. americ.
                                       merid. tom. I. p. 199. Dieß ist die tanachoura,
                                    Max. de Neuwied. Voy. tom. I. p. 77, und tom. 2. p. 263. (Journ. de Pharm. Mai 1840, S. 254.)