| Titel: | Ueber die Bereitung der für Hohöfen etc. geeigneten Rothkohle im Walde; von Hrn. Sauvage. | 
| Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XXVII., S. 123 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXVII.
                        Ueber die Bereitung der fuͤr
                           Hohoͤfen etc. geeigneten Rothkohle im Walde; von Hrn. Sauvage.
                        Aus den Annales des MinesTome XVI. S.
                              637.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Sauvage, uͤber die Bereitung der fuͤr Hohoͤfen
                           geeigneten Rothkohle.
                        
                     
                        
                           Es wird jezt allgemein angenommen, daß man zum Schmelzen der Eisenerze ohne Anstand
                              statt der im Wald bereiteten Kohle entweder natürliches, oder mehr oder weniger
                              geröstetes Holz anwenden kann. Daß diese Stellvertretung nicht allemal mit
                              Geldersparniß verbunden war, ist leicht begreiflich; es kann aber nicht geläugnet
                              werden, daß in den meisten Fällen, und wenn die Versuche gut angestellt wurden, das
                              geröstete Holz eine bedeutende Ersparniß in dem frühern, auf Holz berechneten,
                              Brennmaterial-Verbrauch herbeigeführt habe. Es ist ausgemacht, daß das alte
                              Verfahren der Kohlenbereitung fehlerhaft war. Durch dasselbe ging beinahe die Hälfte
                              des in dem rohen Holze enthaltenen Kohlenstoffes rein zu Verlust, also fast die
                              Hälfte der in unsern Wäldern erzeugten Wärmekraft verloren. Wenn man einmal ein
                              einfaches und wohlfeiles Verfahren, mehr oder weniger geröstete Rothkohle (charbon roux) im Walde ohne complicirte Vorrichtungen zu
                              bereiten, auffinden wird, so ist damit eines der wichtigsten Probleme für den
                              Hüttenmann gelöst; man würde hiedurch einen beträchtlichen Antheil des
                              vegetabilischen Brennmaterials, das jezt immer seltner in den Eisenhütten wird, für
                              den Gebrauch retten.
                           Nachdem ich den Verkohlungs-Proceß im Hohofen und die Anwendung der Rothkohle
                              studirt hatte, entschloß ich mich zu Versuchen im Walde, in der vollen Ueberzeugung,
                              daß glükliche Resultate zu hoffen seyn. Die Herren Ingenieure Gueymard und Diday machten im
                              Isère-Departement Verkohlungs-Versuche in Meilern, erhielten
                              aber nur unvollkommene Resultate. Es wurde zwar Rothkohle producirt, aber zugleich
                              eine beträchtliche Menge schwarzer Kohle in der Mitte des Meilers. Herr Ingenieurs
                              Gruner, welcher das österreichische
                              Verkohlungsverfahren studirte, ist von den Uebelständen, welche die rund angelegten
                              Meiler stets mit sich führen werden, überzeugt und zeigte, daß das Verfahren, die
                              Verkohlung in rechtwinkeligen Haufen vorzunehmen, bei der Bereitung der Rothkohle,
                              gegen jenes in gewöhnlichen Meilern unbestreitbare Vortheile voraus hat.
                           Wir machten in Gemeinschaft mit einem Hüttenmeister des Arondissements Vouziers (Ardennes) im Laufe des Jahres 1838 mehrere
                              unfruchtbare Verkohlungsversuche in Meilern; wir hatten ähnliche Resultate wie die
                              Herren Gueymard und Diday,
                              d.h. wir erhielten Rothkohle, aber auch viel schwarze Kohle. Dadurch sahen wir ein,
                              daß wir die Errichtung gewöhnlicher Meiler aufgeben mußten, die immer viel schwarze
                              Kohle geben, was durchaus vermieden werden soll. Die Gleichförmigkeit des Products
                              ist eine Hauptbedingung; ich sezte daher dem Hüttenmeister das österreichische
                              Verfahren auseinander und schlug ihm vor, neue Versuche damit vorzunehmen. Er
                              willigte ein, und wir waren eben daran damit anzufangen, als wir in Erfahrung
                              brachten, daß ein belgischer Hüttenmann, Herr Echement,
                              das uns beschäftigende Problem auf einfache Art gelöst habe. Er hatte soeben sein
                              Verfahren in den Wäldern von Chehery (Ardennes) ins Werk
                              gesezt. Ich beeilte mich dahin zu kommen und sah daselbst eine Kohlenbrennung
                              ausführen. Ich habe dieses Verfahren noch nicht vollkommen studirt und konnte mir
                              noch keine bestimmte Rechenschaft über die bei dieser Operation erwachsenden
                              Unkosten geben; aber so viel ersah ich, daß diese Methode für die Zukunft etwas
                              verspricht, und wenn ich auch noch nicht behaupten kann, daß das Problem der
                              Rothkohlen-Bereitung vollkommen gelöst sey, so glaube ich doch wenigstens,
                              daß man auf dem Wege der Lösung ist. Dieß veranlaßt mich in Kurzem mitzutheilen,
                              worin Herrn Echement's Verfahren besteht.
                           Man stellt eine rechtwinkelige Fläche her, durch deren Mitte in der Richtung der
                              Länge man einen keinen Canal a, b (Fig. 1 bis 3) gräbt. Die Fläche neigt
                              sich auf beiden Seiten leicht gegen diesen Canal. Der Durchschnitt dieser Rinne
                              stellt ein Vierek von ungefähr 0,20 Meter (7'' 4'''') großen Seiten dar. Man bedekt den Canal mit
                              Gußeisenplatten, welche so gelegt werden, daß rechts und links der ganzen Länge nach
                              eine Oeffnung gegen die Fläche hin bleibt. Vorne gräbt man in die Erde eine kleine
                              Grube und legt in den Theil c, d derselben einige
                              Eisenstangen, um einen Herd zu bilden. Das zu röstende Holz wird sorgfältig
                              horizontal und senkrecht zum Canal a, b geschlichtet,
                              über welchem man seiner ganzen Länge nach eine kleine Wölbung von 50 bis 60
                              Centimeter Halbmesser (1'6 1/2'' bis 1'10'') offen läßt. Damit der Haufen eine ebene Oberfläche
                              bilde, bedekt man die äußern Wände mit kleinem Holze, welches man geneigt auflegt.
                              Endlich überdekt man den Haufen wie gewöhnlich mit Erde und Moos, läßt aber über die
                              ganze Höhe hin einige Ausgänge offen. Wenn dieses geschehen, bedekt man den Herd F mit einer Platte, so daß alle Gase der auf dem Roste
                              vorgehenden Verbrennung in den Canal a, b übergehen. Die
                              beiden äußern Enden der Wölbung über diesem Canal werden ebenfalls mit Zaken, die
                              mit Lehm verstrichen werden, verschlossen. Endlich treibt ein kleiner, hölzerner
                              Ventilator, welchen ein Kind in Bewegung sezen kann, einen künstlichen Luftstrom
                              unter den Rost, auf welchem ein Feuer mit kleinem Holz, Astwerk und Reisholz,
                              welches man auf diese Weise benüzt, unterhalten wird. Alles durch die Verbrennung
                              erzeugte Gas und alle auf dem Herde sich erhizende Luft werden also in den Canal
                              getrieben, entweichen hier auf beiden Seiten der Rinne durch den einige Millimeter
                              (ein paar Linien) weit frei gelassenen Ausgang und verbreiten sich in der Holzmasse.
                              Wenn die erste Dunstentwikelung, wie deren bei allen Haufen stattfinden, nachläßt,
                              so wird der Haufen, und zwar von oben anfangend, gut bedekt. Die Gase verlassen den
                              obern Theil und ziehen sich nach Maaßgabe der Bedekung immer mehr herab. Auf diese
                              Weise erhält man ein gleichförmiges Resultat. Es wird einleuchten, daß man an jede beliebige Stelle
                              des Haufens Hize hinleiten kann, da die erwärmten Gase, durch den künstlichen
                              Luftzug getrieben, keinen andern Ausweg, als den ihnen an den verschiedenen Punkten
                              der Oberfläche des Meilers gegebenen haben. Mittelst eines langen Hakens und des
                              Oeffnens des vordern Theils der Wölbung werden die den Canal bedekenden Zaken mehr
                              oder weniger aufgehoben und den erhizten Gasen an jeder beliebigen Stelle ein
                              größerer oder kleinerer Ausweg verschafft.
                           Es werden auf diese Weise in 24 Stunden 30 Störe fertig gemacht und der Holzverbrauch
                              auf dem Herde mag ungefähr 3 Störe, mithin 1/10 des gerösteten Quantums betragen.
                              Bei der in meiner Gegenwart vorgenommenen Röstung wurde die Hauptmasse gleichartig
                              und das Holz bis in die Mitte hinein braun, mit Ausnahme desjenigen, welches an den
                              Punkten x und y den Boden
                              berührte und weniger stark geröstet war als die Hauptmasse. Man wird auch diesem
                              Mangel wahrscheinlich noch abhelfen können; oder könnte jedenfalls, wenn dieß nicht
                              vollkommen möglich wäre, das weniger verkohlte Holz für die nächste Röstung
                              aufbewahren, wo es auf dem Rost verwendet würbe. Die erhaltene Rothkohle befand sich
                              ungefähr in dem in meiner Abhandlung (polytechnisches Journal Bd. LXVIII. S. 209) mit B bezeichneten Zustande, d.h. sie hatte an Gewicht 43
                              Procent verloren, enthielt 38 Procent flüchtige Stoffe und besaß eine Wärmekraft
                              –0,58. Wahrscheinlich kann sie übrigens auf einen vorgerükteren Zustand
                              gebracht werden, wie mir Herr Echement bei früheren
                              Brennungen sie erhalten zu haben versichert. Man erhält kein Stäubchen schwarzer
                              Kohle.
                           Ich habe noch nicht alle Data zur Berechnung des Kostenbetrags der so bereiteten
                              Rothkohle bei einander; aber so viel ist schon ersichtlich, daß die Bereitungskosten
                              nicht sehr hoch kommen:
                           1) ist die Aufrichtung des Haufens so einfach, sogar noch einfacher als die der
                              Meiler;
                           2) die Wartung desselben scheint um vieles leichter zu seyn, weil das Feuer nicht in
                              der Masse ist;
                           3) geschieht die Röstung derselben Quantität Holz viel schneller als deren Verkohlung
                              auf gewöhnliche Weise;
                           4) ist das zur Anschaffung der Vorrichtung nothwendige Capital unbeträchtlich, indem
                              es nur in einigen gußeisernen Platten von geringem Werthe und einem 30 bis 40 Francs
                              kostenden Ventilator besteht. Mit drei solchen Ventilatoren kann die für den Hohofen
                              in einem Jahre nothwendige Kohle bereitet werden.
                           5) Scheint die zur Darstellung der Rothkohle nothwendige Menge Brennholz nicht über
                              ein Zehntheil des zu röstenden Holzes zu betragen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
